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getanzte träume aus schatten und licht! nur für kurze zeit ... - Biograph

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Museum Folkwang<br />

Museumsplatz 1<br />

45128 Essen<br />

Di – So 10 – 18 Uhr<br />

Fr 10 – 22.30 Uhr<br />

Mo geschlossen<br />

www.museum-folkwang.de<br />

Bond, … James Bond<br />

Filmplakate <strong>und</strong> Fotografi en<br />

<strong>aus</strong> fünfzig Jahren<br />

Museum Folkwang<br />

10. November 2012 – 13. Januar 2013<br />

Boris Grinsson, James Bond 007 contre Dr. No, Frankreich (Erstauff ührung), 1963, Sammlung Th omas Nixdorf © 1962 Danjaq LLC and United Artists Corporation. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Neue Filme in den Filmkunstkinos<br />

In ihrem H<strong>aus</strong><br />

Kein Film gleicht bei François Ozon dem vorangegangenen. Mit dem vielschichtigen,<br />

spielerischen Genre-Mix „In ihrem H<strong>aus</strong>“ setzt der Franzose diese Tradition<br />

aber mals fort. Die Geschichte eines frustrierten Lehrers, der in einem seiner Schü -<br />

ler ein Literaturgenie entdeckt zu haben glaubt, lässt sich in keine Schublade einordnen.<br />

Was in einem Moment noch einer Kunstsatire ähnelt, erscheint schon in der<br />

nächsten Szene wie ein raffiniert erzählter Psychothriller.<br />

Der zunehmend enttäuschte, von seinem Job frustrierte Französischlehrer Germain<br />

(Fabrice Luchini) kämpft sich weitgehend erfolglos an den wenig kreativen, immergleichen<br />

Aufsätzen seiner Schüler ab. Die heutige Jugend <strong>für</strong> Literatur zu interessieren,<br />

scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Stattdessen erlebt er, wie H<strong>aus</strong>aufgaben in<br />

zwei kümmerlichen Sätzen abgehandelt werden. Umso mehr erstaunt es ihn, als er<br />

die raffiniert erzählte Geschichte des schweigsamen Claude (Ernst Umhauer) zu<br />

lesen bekommt. Germain erkennt sofort das Talent des Jungen, den er dazu ermuntert,<br />

seinen auf „Fortsetzung folgt“ endenden Text weiterzudenken. Dass Claude da -<br />

rin bis ins Detail beschreibt, wie es ihm gelingt, sich das Vertrauen eines Mitschülers<br />

(Bastien Ughetto) zu erschleichen, hinterlässt bei Germains Frau Jeanne (Kristin<br />

Scott-Thomas) allerdings ein ungutes Gefühl. Vor allem sein voyeuristischer, bisweilen<br />

abschätziger Unterton beunruhigt sie. Ihr Mann lässt diese Bedenken nicht gelten.<br />

Er sieht in Claude einen künftigen Literaturstar, den es zu fördern gilt.<br />

Nach der charmanten Retro-Komödie „Das Schmuckstück“ wechselte Frankreichs<br />

Regiestar François Ozon erneut das Genre. Die auf dem Theaterstück des Spaniers<br />

Juan Mayorga basierende Geschichte beginnt als Einblick in den Lehreralltag,<br />

schlägt dann in eine satirische Reflexion über den Kunstbetrieb um <strong>und</strong> läuft schließlich<br />

als doppelbödiger Voyeurismus-Thriller zur Hochform auf. Aber selbst das be -<br />

schreibt noch unzureichend, was „In ihrem H<strong>aus</strong>“ hinter seiner <strong>nur</strong> vordergründig<br />

simplen Narration versteckt. In Wahrheit spielt hier der geheimnisvolle Claude nicht<br />

<strong>nur</strong> mit seinem Förderer Germain, es ist überdies Ozon, der sein Publikum auf immer<br />

neue Fährten lockt. Die zunächst realitätsnahe Inszenierung wird gleich<strong>zeit</strong>ig durch<br />

Elemente wie den die Handlung kommentierenden Germain geschickt aufgebrochen.<br />

Das sorgt <strong>für</strong> Irritationen <strong>und</strong> erinnert an bestimmte Arbeiten Woody Allens, der<br />

eben falls gelegentlich zu einem solchen Mittel greift.<br />

„In ihrem H<strong>aus</strong>“ erlaubt darüber hin<strong>aus</strong> geradezu tragikomische Beobachtungen<br />

eines verzweifelten Künstlers. Natürlich glaubt Germain, sich in seinem talentierten<br />

Schüler wiedererkennen. Während der Literaturbetrieb ihm jedoch keine Karriere als<br />

Schriftsteller erlaubte <strong>und</strong> seinen Debütroman eiskalt verschmähte, will er nun zu -<br />

min dest als Mentor eines vermeintlichen Genies seinen großen Traum durchleben.<br />

Wie immer umgibt sich Ozon mit <strong>aus</strong>nahmslos großartigen Darstellern. Fabrice Luchini<br />

lässt als unterforderter Lehrer mit höheren Ambitionen die ganze Tragik seiner Figur<br />

in Blick <strong>und</strong> Körpersprache einfließen. Sein Germain ist der Intellektuelle von der<br />

trau rigen Gestalt, ein Don Quijote des eitlen Kulturbetriebs. Dem jungen Ernst Um -<br />

hauer gelingt die Wandlung vom schüchternen Hinterbänkler <strong>und</strong> Voyeur zum selbstbewussten,<br />

manipulierenden Stalker. Es ist eine schwierige Rolle mit gleich einer<br />

ganzen Reihe von Fallstricken. Emmanuelle Seigner, Kristin Scott-Thomas <strong>und</strong> Denis<br />

Ménochet lauten die weiteren, über<strong>aus</strong> klangvollen Namen. Auch sie tragen dazu<br />

bei, dass Ozons verspielter Genre-Mix als voller Erfolg bezeichnet werden darf. //<br />

//PROGRAMMKINO.DE<br />

IN IHREM HAUS Erstaufführung ab 29.11. im bambi<br />

(Dans la maison) Frankreich 2012 - 105 Min. - Regie: François Ozon.<br />

Mit Fabrice Luchini, Ernst Umhauer, Kristin Scott-Thomas, Emmanuelle Seigner u.a.<br />

Anleitung zum Unglücklichsein<br />

Frei nach dem gleichnamigen Bestseller des österreichischen Philosophen Paul<br />

Watz lawick erzählt Drehbuchautorin <strong>und</strong> Regisseurin Sherry Hormann („Wüsten -<br />

blume“, „Irren ist männlich“) eine beschwingte Liebeskomödie voll melancholischer<br />

Zwischentöne über eine Single-Frau, die sich bei ihrer verzweifelten Suche<br />

nach dem Glück immer wieder selbst im Wege steht.<br />

Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) ist Ende 20, verträumt, abergläubisch <strong>und</strong><br />

Single. Ihr Feinkostladen in Berlin-Kreuzberg läuft sehr gut, trotzdem glaubt sie sich<br />

vom Pech verfolgt. Die Ampeln springen auf Rot, wenn sie sich nähert, der Nachbar<br />

ignoriert sie rüde <strong>und</strong> in der Liebe geht sowieso alles schief. Tiffany steht sich einfach<br />

immer selbst im Weg. Zu allem Überfluss erscheint ihr regelmäßig ihre tote<br />

Mutter (Iris Berben) <strong>und</strong> überschüttet sie mit neunmalklugen Ratschlägen. Tiffanys<br />

Leben gerät vollends <strong>aus</strong> den Fugen, als Hans Luboschinski (Richy Müller), ihr<br />

Klavierlehrer <strong>aus</strong> Kindheitstagen, ins H<strong>aus</strong> gegenüber einzieht <strong>und</strong> sich gleich zwei<br />

Männer <strong>für</strong> sie interessieren: der smarte Polizist Frank (Benjamin Sadler) <strong>und</strong> der<br />

verträumte Fotograf Thomas (Itay Tiran).<br />

„Ich hatte das Buch bei seinem Erscheinen in den 80er Jahren gelesen, bei den verschiedenen<br />

Umzügen in meinem Leben ist es bezeichnenderweise immer mitgekommen.<br />

Dieses Buch, das sich damals wie eine Parodie auf die Ratgeberliteratur in die<br />

Bestsellerlisten drückte, hat mich einfach nie wirklich losgelassen“, erzählt Sherry<br />

Hormann über die Beweggründe, Watzlawicks Sachbuch knapp 30 Jahre nach seinem<br />

Erscheinen zu verfilmen. Kurzerhand machte sie <strong>aus</strong> dem Sachbuch einen<br />

Spielfilm <strong>und</strong> arbeitete dabei wie schon in der 2009 entstandenen Literaturadaption<br />

„Wüstenblume“ mit dem Oscar-prämierten Produzenten Peter Herrmann („Nirgend -<br />

wo in Afrika“) zusammen.<br />

Auch bei den Sch<strong>aus</strong>pielern kann sie bis in die Nebenrollen, etwa David Kross als<br />

autistischer Küchenhelfer Benno, mit Starbesetzung aufwarten. Die großartige Jo -<br />

han na Wokalek hat schon in den verschiedensten Rollen ihr großes Talent bewiesen<br />

– ob als Gudrun Ensslin oder als Päpstin. Hier kann sie ihr komödiantisches<br />

Talent voll <strong>aus</strong>leben. Tapsig, aber dennoch charmant kommt sie daher in ihrer Rolle<br />

als Tiffany, die auf ihrer Jagd nach dem Glück immer wieder von ihrer Angst vor<br />

Zurückweisung gehandicapt wird. Herrlich zum Beispiel, wie sie sich konsequent<br />

weigert, eine neue Tafel mit der Speisekarte im Restaurant aufzuhängen, weil sie keinen<br />

Hammer hat. Immer wieder schlägt ihr die Köchin vor, doch den Nachbarn nach<br />

einem Hammer zu fragen, doch da dieser sie im H<strong>aus</strong>flur nicht grüßt, glaubt sie, er<br />

habe etwas gegen sie – was natürlich nicht stimmt – <strong>und</strong> lehnt ab. Nicht anders verhält<br />

sie sich bei Menschen, die sich <strong>für</strong> sie interessieren. Mit ihrer brüsken Art stößt<br />

sie ihre Mitmenschen zurück, doch einige sind hartnäckig genug <strong>und</strong> lassen sich<br />

nicht abwimmeln. Und so warten auf Tiffany am Ende nicht <strong>nur</strong> überraschende<br />

Erkenntnisse – etwa dass sie sich mit ihrer Vergangenheit <strong>aus</strong>einandersetzen muss,<br />

um endlich in der Gegenwart anzukommen – sondern auch das lang ersehnte Glück.<br />

Sherry Hormann ist eine federleichte Komödie voller Zärtlichkeit gelungen, die Lie -<br />

besglück <strong>und</strong> Liebesleid mit philosophischem Hintersinn verbindet <strong>und</strong> allen Un -<br />

glücksraben Hoffnung verspricht. //<br />

ANLEITUNG ZUM UNGLÜCKLICHSEIN Erstaufführung ab 29.11. im bambi<br />

Deutschland 2012 - 86 Min. - Regie: Sherry Horman.<br />

Mit Johanna Wokalek, Iris Berben, David Kross, Richy Müller, Hans Luboschinski,<br />

Benjamin Sadler u.a.<br />

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