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getanzte träume aus schatten und licht! nur für kurze zeit ... - Biograph

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7 Psychos<br />

Sieben auf einen Streich! Während die meisten Filme mit einem Psychopathen <strong>aus</strong>kommen,<br />

sind es hier gleich mehrere. Nach seinem gefeierten „Brügge sehen... <strong>und</strong><br />

sterben?“ begeistert Martin McDonagh erneut mit intelligentem Genre-Kino. Die<br />

Geschichte vom ideenlosen Drehbuchautor Marty, der in einen Strudel unvorher -<br />

seh barer Ereignisse gerät, überzeugt durch Vielschichtigkeit, skurrile Charak tere<br />

<strong>und</strong> eine gehörige Portion schwarzem Humors.<br />

Eines der bekanntesten Lehrbücher über das Schreiben von Drehbüchern trägt den<br />

schönen Titel „Die Odyssee des Drehbuchautors“. Bei 7 PSYCHOS ist das durch<strong>aus</strong><br />

wörtlich zu nehmen, denn zu Beginn des Films steckt Protagonist Marty (Colin<br />

Farrel) fest in der Hölle der Schreibblockade. Vielmehr als der Titel „7 Psycho -<br />

pathen“ ist ihm <strong>für</strong> sein neues Buch noch nicht eingefallen <strong>und</strong> auch die Trinkerei<br />

hilft <strong>nur</strong> temporär <strong>und</strong> düpiert besonders Fre<strong>und</strong>in Kaya (Abbie Cornish). Da können<br />

gute Fre<strong>und</strong>e hilfreich sein, doch der arbeitslose Sch<strong>aus</strong>pieler Billy (Sam Rockwell)<br />

schlägt gerne übers Ziel hin<strong>aus</strong> <strong>und</strong> lockt ein paar Psychopathen zu viel an. Be -<br />

sonders Billys Nebengeschäft als H<strong>und</strong>ekidnapper mit dem älteren Hans (Christopher<br />

Walken) wird zu einem echten Problem, weil sie den niedlichen Shih Tzu des brutalen<br />

Gangsters Charly (Woody Harrelson) entführen. Und dann gibt es noch diesen<br />

Typen mit dem Hasen (Tom Waits), der eine ganz eigene Geschichte zu erzählen hat...<br />

Martin McDonagh, der gefeierte britische Bühnenautor, leugnet seine Wurzeln nicht<br />

<strong>und</strong> weiß das <strong>für</strong> seine Filmarbeit gut zu nutzen. Mit dem Kurzfilm „Six Shooter“ hat<br />

er 2006 direkt den Oscar bekommen <strong>und</strong> „Brügge sehen... <strong>und</strong> sterben?“ bescherte<br />

ihm zurecht internationale Anerkennung. Während der Dreh arbeiten in Brügge<br />

schrieb er das Drehbuch von 7 PSYCHOS <strong>und</strong> ist damit den Schritt vorwärts von<br />

einer straighten, theatralischen Erzählweise zur Metaebene der filmischen<br />

Dramaturgie gegangen. Manchmal scheint es fast so, als wenn Quentin Tarantino<br />

ihm dabei die eine Hand gereicht hätte <strong>und</strong> Christopher Nolan die andere. Da verw<strong>und</strong>ert<br />

es dann kaum noch, dass McDonagh ganz eklektisch Terrence Malick,<br />

Billy Wilder, Preston Sturges <strong>und</strong> Sam Packinpah als Vorbilder benennt.<br />

Neben der großartigen Besetzung <strong>und</strong> den pointierten Dialogen überzeugt vor allem<br />

die komplexe Erzählstruktur, die mehr als einmal offen lässt, was der Fantasie des<br />

Pro tagonisten entsprungen ist <strong>und</strong> was nicht. Der Showdown in der kalifornischen<br />

Wüste irgendwo bei Los Angeles schraubt sich in ungeahnte Höhen <strong>und</strong> transzendiert<br />

den Vorgang des Schreibens im Sinne einer selbst gewählten temporären<br />

Schi zophrenie. Solch tiefgehende Thematik kommt in den meisten Fällen eher<br />

trocken daher, doch bei 7 PSYCHOS wird das zu einer großen Show, die den Zu -<br />

schauer vom ersten Moment an packt <strong>und</strong> bis zum Schluss nicht mehr loslässt. //<br />

//ERIC HORST<br />

7 PSYCHOS Erstaufführung ab 6.12. im Metropol in dt. Fsg. <strong>und</strong> im Cinema in OmU<br />

(Seven Psychopaths) USA/Großbritannien 2012 - 109 Min. - Regie: Martin McDonagh<br />

Mit Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson,<br />

Abbie Cornish, Tom Waits, Olga Kurylenko, Gabourey Sidibe u.a.<br />

Die Libelle <strong>und</strong> das Nashorn<br />

Ein junger Mensch stirbt, <strong>und</strong> die Idee zu einem neuartigen Filmprojekt entsteht. So<br />

traurig dieses klingt, genau so erging es der Regisseurin Lola Randl, die ohne den<br />

plötzlichen Tod der Sch<strong>aus</strong>pielerin Maria Kwiatkowski wohl nie auf die Idee<br />

gekommen wäre, einen kammerspielähnlichen Film, wie „Die Libelle <strong>und</strong> das<br />

Nashorn“, zu drehen. Eine Geschichte in der zwei vollkommen unterschiedliche<br />

Charaktere aufgr<strong>und</strong> der Verkettung unglücklicher Umstände gezwungen sind eine<br />

Nacht miteinander verbringen. Doch nicht so, wie man es denkt, im Bett, sondern<br />

mit tiefsinnigen, lustigen, philosophischen Gesprächen <strong>und</strong> Rollenspielen.<br />

Zwei Menschen, die junge Buchautorin Ada Hänselmann (Fritzi Haberlandt) <strong>und</strong> der<br />

alternde Kinostar Nino Winter (Mario Adorf) begegnen sich zum ersten Mal bei einer<br />

Lesung in Dortm<strong>und</strong>. Nino stellt seine neu erschienene, umjubelte Biografie vor, Ada<br />

ihr Erstlingswerk, das fre<strong>und</strong>lich, aber ohne allzu große Euphorie aufgenommen wird.<br />

Zunächst interessieren sie sich nicht <strong>für</strong>einander. Nino ist zu sehr mit sich selbst, seinen<br />

Terminen <strong>und</strong> Problemen beschäftigt, Ada fühlt sich von dessen „Allüren“ ein<br />

bisschen genervt <strong>und</strong> ist froh, als der Fahrer ihres gemeinsamen Verlags ihn endlich<br />

am Flughafen abgesetzt hat. Zudem freut sie sich ihren Fre<strong>und</strong> wieder zu sehen, der<br />

sie am Hotel abholen will. Doch anders als geplant lässt dieser sie im Stich <strong>und</strong><br />

macht am Telefon mit ihr Schluss, so dass sie gezwungen ist, noch eine Nacht im<br />

Hotel zu bleiben. Ebenso wie Nino, der durch einen Streik der italienischen Fluglotsen<br />

seine geplante Reise nach Italien nicht antreten kann <strong>und</strong> vom Verlag <strong>für</strong> eine weitere<br />

Nacht im gleichen Hotel wie Ada untergebracht wird. Und so kommt es, wie es<br />

kommen muss - am Abend treffen sich beide an der Hotelbar wieder, wo sie allmählich<br />

ins Gespräch kommen, obwohl Ada sich doch eigentlich <strong>nur</strong> betrinken wollte.<br />

Dabei geht es zunächst meist um Belangloses, aber je länger der Abend dauert,<br />

desto tiefgehender werden die Fragen, <strong>und</strong> umso abenteuerlicher die Ideen sich die<br />

Zeit zu vertreiben. So schlägt Ada ganz spontan ein Rollenspiel vor, dass sie <strong>für</strong> eine<br />

<strong>kurze</strong> Zeit durch das nächtliche Dortm<strong>und</strong> führt, bis beide wieder im Hotel landen <strong>und</strong><br />

ihr Frage- <strong>und</strong> Antwortspiel fortsetzten.<br />

Die junge Regisseurin Lola Randl hat ihr zweites großes Filmprojekt, das in diesem<br />

Jahr auf dem Münchner Filmfest <strong>für</strong> den „Tele 5 Preis“ nominiert war, trotz geringen<br />

Budgets <strong>und</strong> etlicher widriger Umstände mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Sowohl<br />

was die Kulisse betrifft, als auch in Bezug auf die Wahl der Hauptdarsteller, die ihre<br />

Rollen eindrucksvoll mit Leben füllen <strong>und</strong> zu überzeugen wissen. Dies gilt noch mal<br />

in besonderer Weise <strong>für</strong> Fritzi Haberlandt, deren „Ada“ vor Charme, Temperament<br />

<strong>und</strong> Lebensfreude <strong>nur</strong> so sprüht. Auch der große Mario Adorf liefert mit all seiner<br />

Routine einen glaubhaften alternden Filmstar ab, der <strong>für</strong> eine Nacht seinem All -<br />

tagstrott entflieht <strong>und</strong> sich auf ein Abenteuer der besonderen Art einlässt. Doch trotz<br />

des überzeugenden Spiels beider, springt der Funke zwischen Ada <strong>und</strong> Nino nie so<br />

ganz über. Man hat zwar schon, bedingt durch die teilweise recht intimen Fragen,<br />

das Gefühl, dass sie sich einander annähern, aber ein bisschen fehlt doch die Magie,<br />

dieses gewisse Etwas, das den Zuschauer voll <strong>und</strong> ganz fesselt. Trotzdem ist Lola<br />

Randl ein sehenswerter, teils lustiger, teils traurig- melancholischer Film gelungen,<br />

der zum Nachdenken anregt <strong>und</strong> nach dessen Betrachtung sich manch einer sagen<br />

wird, dass er sich die eine, oder andere von Ada <strong>und</strong> Nino aufgeworfene Frage, auch<br />

schon einmal gestellt hat. // //BRITTA SCHRÖDER<br />

DIE LIBELLE UND DAS NASHORN Erstaufführung ab 6.12. im Metropol<br />

Deutschland 2012 - 81 Min.- Regie: Lola Randl<br />

Mit Fritzi Haberlandt Mario Adorf u.a.<br />

Große Erwartungen<br />

Neue Filme in den Filmkunstkinos<br />

Was <strong>für</strong> Bilder! Was <strong>für</strong> Sch<strong>aus</strong>pieler! Für solche Filme wurde das Kino erf<strong>und</strong>en:<br />

Charles Dickens schrieb die dramatische Geschichte vor mehr als 150 Jahren: Der<br />

arme Waisenjunge Pip wird reich <strong>und</strong> steigt auf zum Gentleman, verliert alles <strong>und</strong><br />

gewinnt doch am Ende das, was wirklich wichtig ist im Leben: seine große Liebe<br />

<strong>und</strong> die Erkenntnis, dass man lieber arm <strong>und</strong> anständig bleiben sollte, wenn<br />

Reichtum bedeutet, skrupellos <strong>und</strong> egozentrisch zu werden.<br />

Charles Dickens <strong>und</strong> seine Werke gehören im englischen Sprachraum zu den absoluten<br />

Klassikern. „Great Expectations“ – „Große Erwartungen“ ist einer seiner reifsten,<br />

schönsten <strong>und</strong> spannendsten Romane. Der Ausdruck „Verfilmung“ würde hier<br />

beinahe abwertend wirken. Also: Dieses w<strong>und</strong>erbar humorvolle, weise <strong>und</strong> spannende<br />

Werk wird nun kongenial im Kino präsentiert, als bildgewaltiges <strong>und</strong> ästhetisch<br />

beeindruckendes Panorama einer Epoche <strong>und</strong> als <strong>zeit</strong>loses Drama um Armut<br />

<strong>und</strong> Reichtum, Aufstieg <strong>und</strong> Absturz, Anstand <strong>und</strong> Skrupellosigkeit.<br />

Der krachend arme Waisenjunge Pip, ein ziemlich pfiffiger <strong>und</strong> hilfsbereiter Bursche,<br />

lebt auf dem Lande im H<strong>aus</strong> seiner fiesen Tante <strong>und</strong> ihres gutmütigen Mannes. Am<br />

Grab seiner Mutter trifft er auf einen entflohenen Sträfling <strong>und</strong> hilft ihm, ohne zu<br />

ahnen, dass dieser erschreckend verwilderte Mensch eines Tages eine wichtige<br />

Rolle in seinem Leben spielen wird. Pip lernt die hübsche Estella kennen, die im<br />

Schloss der geheimnisvoll gespenstischen Miss Havisham lebt, <strong>und</strong> hat nun ein Ziel:<br />

Er will ein Gentleman werden <strong>und</strong> so zum standesgemäßen Partner <strong>für</strong> Estella. Durch<br />

einen unbekannten Gönner gelangt Pip zu Reichtum <strong>und</strong> ist sicher, das Geld käme<br />

von Miss Havisham. Pip geht voller Optimismus nach London <strong>und</strong> mischt gleich mit<br />

in den Clubs <strong>und</strong> Kneipen, wo sich die dekadente Schickeria nach Kräften amüsiert.<br />

Er wirft mit Geld um sich, verleugnet seine Vergangenheit als Ziehsohn eines armen,<br />

anständigen Schmieds <strong>und</strong> erfährt schließlich, dass seine großen Erwartungen an<br />

das Leben vollständig enttäuscht wurden: Das Geld, dem er seinen Wohlstand verdankt,<br />

stammt von dem ehemaligen <strong>und</strong> noch immer gesuchten Sträfling, <strong>und</strong> Estella<br />

heiratet seinen größten Feind. Erst als er alles verloren hat, kommt Pip wieder zur<br />

Vernunft <strong>und</strong> findet darüber sein Glück.<br />

Mike Newell hat den Klassiker mit viel Schwung, Spannung <strong>und</strong> Humor aufwändig<br />

verfilmt <strong>und</strong> zeigt ein viktorianisches England zwischen Landschaftsidylle, bröckelnden<br />

Traditionen <strong>und</strong> Industrialisierung – mal zauberhaft schön, mal geheimnisvoll, oft<br />

romantisch <strong>und</strong> dann wieder mit dem nüchternen Blick des Realisten, stets fern von<br />

jeder schwülstigen Romantik oder schmonzettigen Trivialität. Das passt sehr gut zu<br />

der facettenreichen Geschichte von Pip <strong>und</strong> seinen fehlgeleiteten Ambitionen, die<br />

letztlich doch etwas Gutes bewirken, weil er dar<strong>aus</strong> lernt. Das fantastische Drehbuch<br />

hat David Nicholls geschrieben. Mit beißender Ironie, also in bester Dickens-Tradi -<br />

tion, beschreibt Nicholls die herrschende Klasse der mehr oder weniger vertrottelten<br />

Adligen <strong>und</strong> Geldsäcke <strong>und</strong> liefert dazu messerscharfe Dialoge mit Witz <strong>und</strong> Geist.<br />

Nicholls gelingt das beinahe Unglaubliche: Er fasst die verzwickte, spannende Hand -<br />

lung mit ihren vielen Nebenfiguren geschickt zusammen <strong>und</strong> lässt Raum <strong>für</strong> viele originelle<br />

Details <strong>und</strong> <strong>für</strong> die immer noch <strong>zeit</strong>los spannende Kriminalgeschichte, die im<br />

Film so ganz nebenbei erzählt wird. // //PROGRAMMKINO.DE<br />

GROßE ERWARTUNGEN Erstaufführung ab 13.12. im bambi<br />

(Great Expectations) Großbritannien / USA 2012 - 128 Min. - Filmfest Toronto 2012 -<br />

Regie: Regie: Mike Newell. Mit Jeremy Irvine, Ralph Fiennes,<br />

Helena Bonham Carter, Holliday Grainger, Robbie Coltrane, Ewan Bremner u.a.<br />

Vorpremiere der engl. Originalfassung mit dt. Untertiteln am 10.12. im Cinema<br />

”Amerika ist kein Land.<br />

Es ist <strong>nur</strong> ein Business !“

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