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Lebensspuren hautnah Eine Kulturgeschichte der ... - akzept e.V.

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die man liebt. Ein Porträt seiner Partnerin o<strong>der</strong> seines Partners mag in den<br />

heutigen Zeiten wohl eher selten anzutreffen sein (was ist, wenn man sich<br />

trennt?), dafür aber Bil<strong>der</strong> prominenter Persönlichkeiten. Häufig werden mit<br />

den Porträt-Tattoos verstorbene Helden geehrt. Beliebt sind vor allem Marilyn<br />

Monroe, Martin Luther King, John F. Kennedy und James Dean.<br />

Natur-Tattoos<br />

Tier- und Pflanzentattoos standen von Anbeginn europäischer Tattoo-Kunst<br />

hoch im Kurs.Tieren wie Schmetterlinge,Tiger, Löwen o<strong>der</strong> Schlangen sowie<br />

Pflanzen (Rose) wird eine bestimmte Symbolik zugesprochen. So symbolisiert<br />

ein Tiger die Verwegenheit und Wildheit, <strong>der</strong> Löwe Mut und Stärke, die<br />

Schlange, ganz <strong>der</strong> biblischen Gestalt entsprechend, die Sünde und die Rose<br />

symbolisiert ein Leben voller Dornen. Pflanzen-Tattoos sprechen mit ihrer<br />

weiblichen Poesie vor allem die weibliche Kundschaft an. Mit beson<strong>der</strong>er<br />

Raffinesse ausgestaltet sind die Blumen-Tattoos aus Japan (Pfingstrosen,<br />

Kirschblüten o<strong>der</strong> Chrysanthemen).<br />

Oriental-Tattoos<br />

Oriental-Tattoos stehen hauptsächlich für indische und japanische Motive.<br />

Dazu zählen etwa Punkte, Striche, Ornamente, Mondformen, Blüten-, Blattund<br />

Rankenmuster in Indien sowie Drachen, Leoparden, Raben, Affen,Tintenfische,<br />

Oktopusse, neunschwänzige Katzen, Kirschblütenmuster, Kiefernzweige<br />

vor einem Wellen- und Wolkenhintergrund in Japan.<br />

Blackwork-Tattoos und Black & Grey Tattoos<br />

bezeichnen keine eigene Stilrichtung, son<strong>der</strong>n nur die Farbgebung eines Motivs.<br />

Bei den Black & Grey Tattoos wird, wie <strong>der</strong> Name schon sagt, mit<br />

schwarzer Farbe und erweiternd mit einer beliebigen bzw. notwendigen Anzahl<br />

von Grautönen zur Schattierung und Konturierung gestochen. Bei den<br />

Blackwork-Tattoos wird ausschließlich schwarze Farbe verwendet.<br />

Tattoos und Kunst<br />

Heutzutage müssen Tätowierungen nicht unbedingt avantgardistisch sein,<br />

son<strong>der</strong>n meistens sind sie ziemlich konventionell:in <strong>der</strong> Regel handelt es sich<br />

um realistisch wie<strong>der</strong>gegebene Motive wie Pflanzen,Tiere, Schriften und Ornamente.<br />

Für sich genommen, etwa auf einem Blatt Papier, wäre das belanglos.<br />

Die Konturen des Körpers aber, die Bewegung <strong>der</strong> Muskeln, die Struktur<br />

<strong>der</strong> Haut geben den Figuren ein geheimnisvolles, ja unheimliches Leben.Viele<br />

Tätowierungen kann man deswegen nicht teilnahmslos betrachten. Schon allein<br />

<strong>der</strong> Reiz, <strong>der</strong> von vielen von ihnen ausgeht, erhebt sie in den Status <strong>der</strong><br />

Kunst.<br />

Viele Tätowierer sind heute zurecht als Künstler zu bezeichnen, die mit viel<br />

Können und unglaublich geschickten (Kunst-) Handwerk ihrer Profession<br />

nachgehen. Im Gegensatz zu früher, als die Körperverzierung eher rituelle<br />

bzw. kulturelle Beweggründe hatte und <strong>der</strong> Tätowierer sozusagen zu einer<br />

Art „Priester“ wurde, <strong>der</strong> dem Tätowierten seinen Segen gab, dient vielen<br />

das Tattoo heute meist zur „Verschönerung“ ihres Körpers. In gewisser<br />

Weise sind die Tätowierer auch Artisten, die außergewöhnliche Leistungen<br />

mit den Nadeln ihrer Tätowiermaschine erbringen. Ist die Qualität überragend,<br />

nennt man die Tätowierer zu Recht auch Meisterstecher.Von <strong>der</strong> Geschichte<br />

des Verbots, über die Ächtung <strong>der</strong> Tätowierer und <strong>der</strong> Tätowierten<br />

und dem damit projizierten Zusammenhang von Tattoos und Kriminalität,bis<br />

hin zur allgemeinen Anerkennung <strong>der</strong> Tätowierer als Künstler und Kunstschaffende<br />

war ein langer, steiniger Weg zurückzulegen. Im Jahr 2000 fand<br />

schließlich die erste große Ausstellung – „Bodyart-Marks of Identity“ – in einem<br />

international als Kunstmuseum etablierten Gebäude, nämlich im American<br />

Museum of Natural History in New York statt. Damit wurde die Professionalität<br />

<strong>der</strong> Tätowierer öffentlich anerkannt und es stand ein für allemal<br />

fest, wofür bereits die Urväter <strong>der</strong> Tattooszene eintraten:Tattoos können<br />

Kunst sein.<br />

Die Szene am Anfang des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist geprägt durch eine Vielzahl von<br />

Tattoo-KünstlerInnen und Tattoo-Ikonen und Meistern des Hautstiches. Der<br />

folgende historische Abriss <strong>der</strong> wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten<br />

erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität, son<strong>der</strong>n<br />

soll lediglich einen ersten Überblick über einen regen Kunstbereich geben.<br />

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