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Lebensspuren hautnah Eine Kulturgeschichte der ... - akzept e.V.

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erst die Umrisse („Outlines“) eines Motivs gestochen. Das ist <strong>der</strong> so genannte<br />

„Vorstich“. Das Motiv wird dann schattiert und je nach Wunsch des<br />

Kunden eingefärbt. Die Farbpigmente werden dabei von den Nadeln <strong>der</strong> Tätowiermaschine<br />

mit einer Stichtiefe von 0,5 bis 1,5 Millimeter bis in das<br />

Unterhautgewebe gestochen. Da die Zellschichten in dem Unterhautgewebe<br />

durch die Nadeln absterben, ist das menschliche Abwehrsystem nicht mehr<br />

in <strong>der</strong> Lage, diese Stoffe abzutransportieren. Die Farbpigmente werden in die<br />

intakten, unverletzten Zellen mittels des chemischen Prozesses <strong>der</strong> Osmose<br />

eingelagert – und damit kommt dann die lebenslange Tätowierung zustande.<br />

Zum Abschluss wird die Tätowierung noch einmal gründlich gereinigt, desinfiziert<br />

und eingecremt. Nach dem Fertigstellen <strong>der</strong> Tätowierung sollte die entsprechende<br />

Hautstelle regelmäßig eingecremt werden, damit die Tätowierung<br />

nicht austrocknet. Die Dauer bis zur vollständigen Abheilung <strong>der</strong> Tätowierung<br />

beträgt ungefähr acht bis zehn Tage. Der Schorf, <strong>der</strong> sich nach ein bis zwei Tagen<br />

bildet, darf nicht abgekratzt werden. Er fällt nach ein bis zwei Wochen von<br />

selbst ab und die eigentliche Tätowierung kommt zum Vorschein.Während des<br />

einmonatigen Heilungsprozesses sollte auf Sonnenbaden, Schwimmen und auf<br />

Besuche im Solarium und in <strong>der</strong> Sauna verzichtet werden.<br />

Verhaltensregeln und Gesundheitstipps<br />

Hygiene ist unabdingbar beim Tätowieren.Wird sie vernachlässigt,kann es zu<br />

Infektionen kommen. Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> tätowierenden Person sollte man<br />

deshalb unbedingt auf Hygiene achten. Der D.O.T. e.V. (Deutsche Organisierte<br />

Tätowierer) hat die Aktion „Safer Tattoo“ ins Leben gerufen, die für<br />

seine Mitglie<strong>der</strong> die folgenden Grundsätze an Hygiene vorschreibt:<br />

• Ein Heißluftsterilisator o<strong>der</strong> Autoklav wird zur Reinigung <strong>der</strong> Tätowiermaschinen<br />

benutzt.<br />

• Die sterilisierten Nadeln und Griffstücke werden für jeden Kunden gewechselt.<br />

• Farbnäpfchen,Rasierer,Holzspatel und Handschuhe sind Einwegprodukte.<br />

• Bei Farbwechsel werden Nadeln und Griffstücke in einem Plastikbecher<br />

im Ultraschallgerät gereinigt.<br />

• Telefon,Türklinken,Arbeitsmaterialien etc. werden während des Arbeitsprozesses<br />

nicht mit den Handschuhen angefasst. Falls doch, werden die<br />

Handschuhe gewechselt.<br />

• Boden und Arbeitsplatte werden mit Flächendesinfektionsmittel gereinigt.<br />

Diese Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit dem Handwerkszeug <strong>der</strong> Tätowierer<br />

sind im Zeitalter von AIDS beson<strong>der</strong>s wichtig geworden.Wurden früher<br />

Syphilis,Tuberkulose, Lepra, Hepatitis,Warzen etc. durch nicht desinfiziertes<br />

Tätowierwerkzeug übertragen, so kommt es heute immer wie<strong>der</strong> zu<br />

HIV-, Hepatitis B und Hepatitis C-Übertragungen aufgrund nicht gereinigter<br />

Tätowiernadeln und –maschinen. Da <strong>der</strong> Hepatitis Virus, <strong>der</strong> auch außerhalb<br />

des Körpers überlebt, sehr schwer abgetötet werden kann, ist es notwendig,<br />

das Tätowierwerkzeug bei mindestens 121 Grad Celsius 30 Minuten in einem<br />

Autoklaven zu sterilisieren.<br />

Der Erwerb von Tätowierungen beinhaltet aber auch das Risiko weiterer<br />

medizinischer Komplikationen. Am Ort einer Tätowierung kann es zur Bildung<br />

von Geschwülsten kommen, die gegebenenfalls operativ entfernt werden<br />

müssen. Es ist auch möglich, dass die tätowierte Haut durch den ständigen<br />

Fremdkörperreiz <strong>der</strong> eingelagerten Farbpartikel und die durch das Eindringen<br />

<strong>der</strong> Nadeln verursachten Verletzungen in Mitleidenschaft gezogen<br />

worden ist. Die körperfremden Farbpartikel werden dann vom Körper<br />

mittels Eiterungen abgestoßen. <strong>Eine</strong> weitere mögliche Komplikation ist das<br />

Auftreten allergischer und toxischer Reaktionen, also Überempfindlichkeiten<br />

und Vergiftungserscheinungen <strong>der</strong> Haut aufgrund <strong>der</strong> in ihr eingelagerten<br />

Farbpigmente. Derartige Reaktionen können sofort nach erfolgter Tätowierung,<br />

jedoch auch erst nach Jahren auftreten. Unter Umständen ist dann eine<br />

operative Entfernung <strong>der</strong> Tätowierung nötig.<br />

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