15.01.2013 Aufrufe

GeoBio-CenterLMU Bericht 2008/2009 - Ludwig-Maximilians ...

GeoBio-CenterLMU Bericht 2008/2009 - Ludwig-Maximilians ...

GeoBio-CenterLMU Bericht 2008/2009 - Ludwig-Maximilians ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Frühe Familienbande – Kein Schwamm<br />

im Stammbaum des Menschen<br />

Gert Wörheide, Department für Geo- und Umweltwissenschaften,<br />

Paläontologie & Geobiologie, LMU München<br />

Schon seit der Zeit von Charles Darwin bemühen sich Forscher, den "Stamm-<br />

baum des Lebens" zu rekonstruieren und die Entwicklung von Tier- und Pflan-<br />

zenarten im Lauf der Evolution zu verstehen. Was die Wirbeltiere betrifft, ist<br />

diese Forschung schon relativ weit fortgeschritten. Umstritten sind dagegen<br />

die Verwandtschaftsbeziehungen von Großgruppen von Tieren, die sehr früh<br />

in der Evolution, wahrscheinlich im späten Präkambrium vor ca. 650 bis 540<br />

Millionen Jahren, entstanden sind. Nun ist es einem internationalen Forscher-<br />

team unter der Leitung des LMU-Geobiologen Professor Gert Wörheide ge-<br />

lungen, die Verwandtschaft zwischen einigen dieser frühen Arten mit hoher<br />

Sicherheit aufzuklären. In der bisher umfassendsten Studie dieser Art konn-<br />

ten die Forscher unter anderem zeigen, dass alle Schwämme von einem ge-<br />

meinsamen Vorfahren abstammen, der jedoch kein Vorfahr der Wirbeltiere ist.<br />

Auch der Mensch stammt damit nicht vom Schwamm ab, wie von manchen<br />

Wissenschaftlern vermutet wurde. Zudem legen die Ergebnisse nahe, dass<br />

sich das Nervensystem nur einmal im Lauf der Evolution entwickelt hat. (Cur-<br />

rent Biology online, 2. April <strong>2009</strong>).<br />

Im Rahmen einer "Systematik der Tiere" unterteilen Biologen die Tierwelt<br />

in Abteilungen, Stämme und Klassen. Zu den sehr alten Tiergruppen gehören<br />

dabei die Schwämme (Porifera), die Scheibentiere (Placozoa) die Nesseltiere<br />

(Cnidaria) und die Rippenquallen (Ctenophora). Die Schwämme sind recht<br />

einfach gebaut, sie haben noch keine Organe. Auch die Scheibentiere besit-<br />

zen eine einfache Struktur: Sie haben einen flachen, scheibenförmigen Körper<br />

und keine inneren Organe. Bei Rippenquallen handelt es sich um quallenähn-<br />

liche Lebewesen. Korallen, Quallen und Seeanemonen zählen dagegen zu<br />

den Nesseltieren. Wie diese frühen Tiergruppen miteinander verwandt sind,<br />

ist bislang nicht vollständig geklärt, verschiedene Forschergruppen kommen<br />

immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Insbesondere widerspre-<br />

chen sich häufig die Resultate von morphologischen Untersuchungen, die<br />

nach strukturellen Ähnlichkeiten der verschiedenen Organismen suchen, und<br />

molekularbiologischen Studien, die sich mit der Funktion der Gene befassen<br />

und dort nach Übereinstimmungen suchen.<br />

Um diese Widersprüche auszuräumen, betrachteten Wörheide und seine<br />

Kollegen Hervé Philippe, Montréal, und Michael Manuel, Paris, in der bislang<br />

umfangreichsten Studie dieser Art 128 Gene von insgesamt 55 Arten - unter<br />

anderem von neun Schwämmen, acht Nesseltieren, drei Rippenquallen und<br />

Kurzbericht<br />

11<br />

Pressemeldung der LMU vom<br />

03. April <strong>2009</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!