GeoBio-CenterLMU Bericht 2008/2009 - Ludwig-Maximilians ...
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Untersuchungen in Buchform, von denen nur die dritte zur Wirkung der Dome-<br />
stikation durch den Menschen sowohl zoologisch als auch botanisch ist; diese<br />
ist übrigens auch die am wenigsten auf eigenen Experimenten beruhende. Was<br />
immer das spezielle Thema der einzelnen Untersuchungen ist: Immer zielen sie<br />
letztlich auf eine Bestätigung seiner Überlegungen zum Wirken der Evolution.<br />
Und so kann gesagt werden, so sehr die experimentelle Tätigkeit Darwins zu-<br />
nächst durch seine Zurückgezogenheit umständehalber auf die Botanik gelenkt<br />
wurde, so rasch hatte er die Möglichkeiten erkannt, die sich ihm durch die rela-<br />
tiv leichte Handhabbarkeit botanischer Objekte ergaben. Dabei wählte er doch,<br />
wenn möglich, Themen mit einer gewissen Dynamik aus. (Bewegung, Karnivorie,<br />
Blütenbiologie, Blütendimorphismen, Kreuz- und Selbstbefruchtung).<br />
Darwin hat sich seine eigene Botanik geschaffen und durch seine, von<br />
der damals gültigen akademischen Botanik unbelastete Betrachtungsweise,<br />
erfolgreich eine neues Forschungsfeld geschaffen. Sein Prinzip war Allge-<br />
meines durch zahlreiche Einzeluntersuchungen zu sichern, seine Arbeitsme-<br />
thode eine akribische Sammlung zahlreicher Daten. Beides wird besonders in<br />
seinen botanischen Arbeiten deutlich. Viele seiner Beobachtungen sind für uns<br />
heute so selbstverständlich, dass ihre damalige, zum Teil revolutionäre Neu-<br />
igkeit uns fast unverständlich erscheint. Exemplarisch ist die Aussage über<br />
Darwins Untersuchungen zu den Karnivoren „Darwin was one of the pioneers<br />
of work on the physiology of carnivorous plants (Heslop-Harrison 1978: 104).<br />
Ein gleiches Urteil gilt übertragen für viele seiner botanischen Arbeiten. Darwin<br />
selbst wunderte sich, dass die botanische Forschung bei den meisten seiner<br />
Themen bisher an der Oberfläche geblieben war. Darwin machte ungern da<br />
halt, wo andere sich rasch in voreilige Interpretationen flüchteten.<br />
Kurzbericht<br />
35<br />
Hooker (links sitzend) und Gray<br />
(rechts daneben kniend), 1877<br />
auf botanischer Exkursion am<br />
La Veta Pass, Colorado, USA<br />
(mit freundlicher Genehmigung<br />
der Archives of the Gray Herbarium,<br />
Harvard University,<br />
Cambridge, Mass).