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Die Familie Bindschedler vom 14. bis 16. Jahrhundert

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<strong>Familie</strong>nstiftung Rudolf G. <strong>Bindschedler</strong><br />

5.2 Einzelpersonen im <strong>16.</strong> <strong>Jahrhundert</strong><br />

5.2.1 Barbara <strong>Bindschedler</strong> (*vor 1486 <strong>bis</strong> +nach 1531)<br />

Am Sonntag, dem 4. August 1504, nahmen die «junger frow Bindschädlerin Zürich an<br />

Öttenbach» und ihre Kollegin «Barbara Rollenbutzin, closterfrouw Zürich an Ottennbach»<br />

am Glückshafen, dem grossen Schützenfest, in Zürich teil. 107 <strong>Die</strong> Teilnahme zahlreicher<br />

Klosterfrauen an der Glückshafenlotterie 1504 zeigt auch das Interesse der Nonnen am<br />

weltlichen Treiben der Stadt. 108<br />

Im Jahre 1522 erlaubte der Rat evangelisch gesinnten Priestern auch in den Klosterkirchen<br />

zu predigen. <strong>Die</strong> Oetenbacher Nonnen schienen an der neuen Religion nicht nur<br />

Interesse zu haben, sondern ergriffen Partei für diese, wie die späteren Ereignisse zeigen<br />

sollten. <strong>Die</strong> Aussicht den oft einengenden Klostermauern zu entrinnen, liess die zwinglianischen<br />

Ideen auf fruchtbaren Boden fallen. Viele der Angehörigen der Oetenbacher<br />

Nonnen sympathisierten mit den Ideen Zwinglis. 109<br />

Um den Einfluss katholischer Prediger einzudämmen und wohl auch durch Unterstützung<br />

der reformierten Verwandten einzelner Nonnen, wurde Zwingli im August 1522 <strong>vom</strong> Rat<br />

gebeten, in Oetenbach zu predigen. An dieser denkwürdigen Predigt dürfte wohl auch<br />

Barbara <strong>Bindschedler</strong> teilgenommen haben, denn sie war auch eine der ersten Nonnen,<br />

die das Kloster Oetenbach verliessen. Viele der altgläubigen Nonnen blieben wohl unter<br />

Einfluss ihrer Seelsorger der Predigt fern. <strong>Die</strong> eindrucksvolle Predigt Zwinglis verfehlte ihre<br />

Wirkung nicht, denn mehrere der Frauen bekannten sich nach diesem Gottesdienst zu<br />

begeisterten Anhängerinnen des Reformators. Der Konvent war wohl spätestens zu diesem<br />

Zeitpunkt in zwei Parteien gespalten, die am alten Glauben festhaltende Mehrheit und<br />

die Anhängerinnen Zwinglis, die «Lutherischen», wie sie von ihren Mitschwestern genannt<br />

wurden. Bereits äusserten gewisse Nonnen den Wunsch das Kloster zu verlassen, wohl<br />

mit Unterstützung der zum Teil gleichgesinnten, einflussreichen Verwandten. Den Prediger-Brüdern<br />

in Zürich entglitt die Kontrolle und sie wandten sich an den in Konstanz<br />

residierenden Generalvikar, welcher den Prior des Dominikanerklosters mit einem<br />

Empfehlungsschreiben an den Rat in Zürich sandte. Nach dem Besuch des Priors ordnete<br />

dann der Rat am 17. November 1522 an, es sollte sich eine Delegation ins Kloster begeben<br />

und dort versuchen, den Streit zwischen den Schwestern zu schlichten. Für den Fall<br />

dass keine gütliche Einigung möglich sei, so hätten sich die Verwandten der entzweiten<br />

Schwestern am 26. November vor dem Rat einzufinden, wo dann weiter verhandelt und<br />

entschieden würde. <strong>Die</strong> beiden Parteien waren unversöhnlich. <strong>Die</strong> neugläubige Minderheit<br />

wollte um ihres Seelenheiles Willen das Kloster verlassen, während die Mehrheit an den<br />

altüberlieferten Formen festhalten wollte und darüber hinaus, die Minderheit zum Verbleiben<br />

im Kloster zwingen wollte. Eine prinzipielle Frage, die schwierig zu entscheiden war<br />

und weitreichende Konsequenzen haben würde. Der Rat wagte keinen sofortigen<br />

Entscheid und schlug stattdessen einen Kompromiss vor. Am 1. Dezember 1522 bestimmte<br />

der Rat, dass die Frauen <strong>bis</strong> Pfingsten des kommenden Jahres, das heisst <strong>bis</strong> 24. Mai<br />

1523 «im namen Gottes bi einandern in cristenlicher liebi früntlich und lieblich leben und<br />

bliben» sollten. Man gewann so etwas Zeit und erhoffte, dass vielleicht die geistliche oder<br />

107<br />

Hegi Friedrich: Der Glückshafenrodel des Freischiessens zu Zürich 1504. Band 1. Verlag von Schulthess&Co. Zürich 1942. S.48<br />

108<br />

Halter Annemarie: Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters Oetenbach in Zürich 1234-1525. Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der<br />

Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich. Verlag P.G. Keller. Winterthur 1956. Seite 122<br />

109<br />

Halter Annemarie: Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters Oetenbach in Zürich 1234-1525. Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der<br />

Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich. Verlag P.G. Keller. Winterthur 1956. Seite 144-145<br />

Seite 26 von 40<br />

HMB <strong>Bindschedler</strong> <strong>Familie</strong>ngeschichte<br />

Verfasst durch: Martin <strong>Bindschedler</strong>, Zürich

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