15.01.2013 Aufrufe

Bau einer kontinuierlich betriebenen Diffusionsnebelkammer

Bau einer kontinuierlich betriebenen Diffusionsnebelkammer

Bau einer kontinuierlich betriebenen Diffusionsnebelkammer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Bau</strong> <strong>einer</strong> <strong>kontinuierlich</strong><br />

<strong>betriebenen</strong><br />

<strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

Olga Stoppel<br />

Physikalisches Institut<br />

Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg


<strong>Bau</strong> <strong>einer</strong> <strong>kontinuierlich</strong><br />

<strong>betriebenen</strong><br />

<strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

Staatsexamensarbeit<br />

vorgelegt<br />

von<br />

Olga Stoppel<br />

Physikalisches Institut<br />

Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg im Breisgau<br />

Mai 2008


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung 1<br />

1 Physikalische Beschreibung <strong>einer</strong> Nebelkammer 3<br />

1.1 Funktionsprinzip <strong>einer</strong> Nebelkammer . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.2 Kondensationsprozesse an Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.3 Thermodynamische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.3.1 Theorie nach A. Langsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.3.2 Theorie nach R. P. Shutt . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

1.3.3 Ergänzungen von A. R. Bevan . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.3.4 Überarbeitung der Theorie von Shutt durch I. Saavedra 13<br />

1.4 Wechselwirkung der Teilchenstrahlung mit Materie . . . . . . 14<br />

1.5 Natürliche Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

1.5.1 Terrestrische Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

1.5.2 Höhenstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2 Kammeraufbau 21<br />

2.1 Geometrischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.2 Kühlsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.3 Aufnahme des Temperaturprofils . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.4 Beleuchtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.5 Hochspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

2.6 Heizelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

2.7 Alkoholkreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3 Betrieb der Kammer 36<br />

3.1 Erste Testläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.2 Beobachtete Spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.2.1 Spuren bekannter Abstammung . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.2.2 Ionisationsvermögen der ausgewählten Teilchen . . . . 40<br />

3.2.3 Analyse von Spuren natürlicher Strahlung . . . . . . . 41<br />

3.3 Folgen <strong>einer</strong> Überhitzung des Dampfes . . . . . . . . . . . . . 45<br />

I


3.4 Thermodynamischer Aspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.5 Einfluss der Hochspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

3.6 Sicherheitshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

3.7 Verbesserungsvorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Zusammenfassung 55<br />

A Verwendete Größenbezeichnungen 56<br />

B Thermodynamische Daten 61<br />

B.1 Physikalische und chemische Daten für Ethanol und 2-Propanol 61<br />

B.2 Fitdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

C Verwendete Daten zu radioaktiven Zerfällen 63<br />

C.1 Zerfallsschemen von 90 Sr und 241 Am . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

C.2 Natürliche Zerfallsreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

C.2.1 Uran-Radium-Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

C.2.2 Uran-Actinium-Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

C.2.3 Thorium-Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Literaturverzeichnis 67<br />

II


Abbildungsverzeichnis<br />

1.1 Zusammenhang zwischen Übersättigung und Tropfenradius . . 6<br />

1.2 Vertikaler Temperaturverlauf nach A. Langsdorf . . . . . . . . 9<br />

1.3 Vertikaler Dampfdruckverlauf nach A. Langsdorf . . . . . . . . 9<br />

1.4 Vertikaler Übersättigungsverlauf nach A. Langsdorf . . . . . . 9<br />

1.5 Vertikaler Temperaturverlauf nach R. P. Shutt . . . . . . . . . 12<br />

1.6 Entstehung und Freisetzung von 222 Rn . . . . . . . . . . . . . 17<br />

1.7 Teilchenschauer, ausgelöst von einem Proton . . . . . . . . . . 19<br />

1.8 Sekundäre kosmische Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

1.9 Impulsspektrum der auf der Erdoberfläche ankommenden Myonen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.1 Schematischer Aufbau der gebauten <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> . . 22<br />

2.2 Nebelkammer mit Unterbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.3 Anschlüsse an der hinteren Kammerwand . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.4 Aufnahme eines Temperaturprofils . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.1 Spuren <strong>einer</strong> β − -Quelle 90 Sr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.2 Spuren <strong>einer</strong> α- und β-Quelle 226 Ra . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.3 Natürliche Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

3.4 Verzweigungen in dünnen Spuren (in Abwesenheit eines radioaktiven<br />

Präparates) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

3.5 Zerfallbilder in Abwesenheit eines radioaktiven Präparates . . 43<br />

3.6 Nebelschwaden bei Überhitzung des Dampfes mit Spuren von<br />

α-Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

3.7 Temperaturprofile für Ethanol bei verschiedenen Kühlaggregattemperaturen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

3.8 Temperaturprofile für 2-Propanol bei verschiedenen Kühlaggregattemperaturen<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

III


Einleitung<br />

Das Ziel dieser wissenschaftlicher Arbeit ist Entwicklung und <strong>Bau</strong> <strong>einer</strong> <strong>kontinuierlich</strong><br />

<strong>betriebenen</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>, die Strahlung sowohl künstlicher<br />

als auch deutlich schwächerer natürlicher Quellen detektiert. Anschließend<br />

sollen damit Untersuchungen zur Bestimmung optimaler Betriebsparameter<br />

durchgeführt werden.<br />

Eine Nebelkammer stellt einen Detektor aus dem Bereich der Kern- und<br />

Teilchenphysik dar, der zum Nachweis radioaktiver Strahlung für einen Beobachter<br />

sichtbare Nebelspuren erzeugt und damit Bahnen kleinster Teilchen<br />

direkt aufzeigt.<br />

Die erste Nebelkammer wurde von Charles Thomson Rees Wilson (1869-<br />

1959) Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Es war eine Expansionsnebelkammer,<br />

die bedingt durch ihre Funktionsweise nur einen periodischen Betrieb<br />

mit Totzeiten ermöglichte. Trotzdem hatte sie in der Kern- und Teilchenphysik<br />

eine wichtige Stellung eingenommen. Nachdem 1911 C. T. R. Wilson als<br />

erster Mensch Bewegungsbahnen von α- und β-Teilchen beobachten konnte<br />

[1], wurden mit ihrer Hilfe viele bedeutende Entdeckungen gemacht bzw.<br />

bestätigt, darunter der Comptoneffekt, Entdeckung des Positrons, Paarerzeugung<br />

und Paarvernichtung von Elektronen und Positronen [1].<br />

In <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> wird statt Expansion-Kompression-Zyklen<br />

Diffusion eines Dampfes von einem warmen zu einem kalten Kammerbereich<br />

ausgenutzt. Da bei Herstellung geeigneter Bedingungen der Prozess<br />

<strong>kontinuierlich</strong> aufrechterhalten werden kann, bietet eine <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

die Möglichkeit <strong>einer</strong> <strong>kontinuierlich</strong>en Nachweissensitivität und eignet<br />

sich damit sehr gut als Demonstrationsobjekt.<br />

In Kapitel 1 wird ein Überblick über die theoretischen Grundlagen gegeben.<br />

Aus der Sicht der Thermodynamik sind Kondensationsprozesse an Ionen<br />

und Diffusionsprozesse innerhalb des Kammervolumens besonders wichtig für<br />

eine Nebelkammer. Mit der Untersuchung der Diffusionsprozesse beschäftigten<br />

sich mehrere Autoren. Dabei werden die Ergebnisse je nach Verallgem<strong>einer</strong>ungsfähigkeit<br />

eines Problemansatzes komplizierter. Zum kern- und teilchenphysikalischen<br />

Aspekt <strong>einer</strong> Nebelkammer werden Ergebnisse zum Ioni-<br />

1


sationsvermögen − dE einzelner Teilchen zitiert und einige Daten zu Quellen<br />

dx<br />

natürlicher Strahlung vorgestellt.<br />

In Kapitel 2 wird der aktuelle (Mai 2008) umgesetzte Aufbau <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

beschrieben. Dabei werden Resultate aus weiteren Veröffentlichungen<br />

herangezogen, die sich hauptsächlich mit Gewinnung empirischer<br />

Befunde beschäftigt haben. Zur Motivation des aktuellen Aufbaus wird außerdem<br />

teilweise der Erstaufbau und sich damit ergebende Probleme beschrieben.<br />

In Kapitel 3 werden eigene experimentelle Ergebnisse vorgestellt. Dabei<br />

werden insbesondere in der Kammer beobachtete Spurenbilder mit Analyse<br />

ihrer Abstammung beschrieben. Außerdem werden empfehlenswerte Betriebsparameter<br />

angegeben, die sich aus <strong>einer</strong> Untersuchung des Kammerbetriebs<br />

unter thermodynamischem Aspekt ergeben. Das Kapitel wird mit Sicherheitshinweisen<br />

und Verbesserungsvorschlägen abgeschlossen.<br />

Anschließend wird ein zusammenfassender Überblick gegeben.<br />

Im Anhang sind verwendete Größen mit ihrer Definition zusammengefasst<br />

und die für die Arbeit relevanten thermodynamischen und Daten zu<br />

radioaktiven Zerfällen angegeben.<br />

Die Arbeit wird mit einem Verzeichnis aller verwendeter Literaturquellen<br />

abgeschlossen.<br />

2


Kapitel 1<br />

Physikalische Beschreibung<br />

<strong>einer</strong> Nebelkammer<br />

1.1 Funktionsprinzip <strong>einer</strong> Nebelkammer<br />

Die Nebelkammer von C. T. R. Wilson besteht aus einem Glaszylinder, bei<br />

dem eine Stirnfläche durch einen beweglichen Kolben ersetzt wurde. Das Zylindervolumen<br />

wird anfangs von <strong>einer</strong> mit Dampf gesättigten Luft gefüllt,<br />

d.h. es herrscht ein thermodynamisches Gleichgewicht zwischen der flüssigen<br />

und der gasförmigen Phase. Verschiebt man den Kolben ruckartig nach außen,<br />

dehnt sich die Luft in der Kammer adiabatisch aus, wodurch sie gekühlt<br />

und mit Dampf übersättigt wird. Unter diesen Bedingungen setzt sich der<br />

überschüssige Dampf an Kondensationskeimen an und bildet Nebeltropfen,<br />

die bei <strong>einer</strong> Beleuchtung sich als lichtstreuende Gebilde hell gegenüber der<br />

Umgebung abheben und dabei sogar fotographiert werden können.<br />

Treten schnelle Teilchen bzw. Strahlung in die Kammer ein, so können sie<br />

auf ihrem Weg die Gasmoleküle ionisieren. Die entstehenden Ionen können<br />

dann als Kondensationskeime 1 dienen, indem sie die umliegenden Dampfmoleküle<br />

anziehen. Aneinanderreihungen solcher lichtstreuenden Tropfen zeigen<br />

Bewegungsbahnen der in die Kammer eindringenden Teilchen 2 auf.<br />

Ein Mechanismus der Tropfenbildung an Ionen ist die elektrostatische<br />

Anziehung von polarisierbaren Dampfmolekülen. Deshalb verwendete Wilson<br />

bei seinen Versuchen als Dampfmedium Wasser. In späteren Arbeiten<br />

untersuchte man weitere polarisierbaren Flüssigkeiten auf ihre Anwendbar-<br />

1 Auch Staub und andere Partikel können Nebeltropfenbildung auslösen.<br />

2 Während der Experimentalphase wurden keine Spuren beobachtet, deren Ursprung<br />

der γ-Strahlung zugeordnet werden könnte. Dies entspricht dem deutlich niedrigeren Ionisationsvermögen<br />

der γ-Strahlung. Deshalb spielt diese Strahlung für diese Arbeit eine<br />

untergeordnete Rolle und ich verzichte auf eine Behandlung dieser Strahlungsart.<br />

3


keit als Dampfmedium. So erreichte A. Langsdorf [5] bei Einsatz von Ethanol<br />

und Methanol bzw. deren Mischungen (in CO2-Gas) verglichen mit Wasser<br />

deutlich bessere Ergebnisse. Auch E. W. Cowan [7] kam zu dem Schluss,<br />

dass Alkohole bzw. deren Mischungen und insbesondere reines Methanol die<br />

dickste Schicht erzeugten, in der die Spuren sichtbar waren. Heutzutage werden<br />

zur Dampferzeugung hauptsächlich Methanol, Ethanol, 2-Propanol und<br />

deren Mischungen eingesetzt.<br />

Für <strong>kontinuierlich</strong>e Messungen weist die beschriebene Methode einen großen<br />

Nachteil auf. Auf eine Expansionsphase folgt immer eine Kompression,<br />

während der keine Spurenbildung möglich ist. Somit ermöglicht eine Expansionsnebelkammer<br />

nur einen periodischen Betrieb mit sich wiederholenden<br />

Totzeiten, die nicht vermieden, bestenfalls zu einem Optimum hin beeinflusst<br />

werden können.<br />

Eine <strong>kontinuierlich</strong>e Nachweissensitivität bietet eine <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>,<br />

deren Funktionsprinzip sich von dem <strong>einer</strong> Expansionsnebelkammer nur<br />

in der Methode zur Erzeugung <strong>einer</strong> Übersättigung unterscheidet. Man baut<br />

sehr hohe Temperaturdifferenzen über kurze Strecken auf, sodass warmer<br />

Dampf durch thermische Diffusion 3 in deutlich kühlere Bereiche kommt und<br />

dort eine Übersättigung hervorruft. In dieser übersättigten Atmosphäre erzeugen<br />

die in das Kammervolumen eindringenden schnellen Teilchen entlang<br />

ihrer Bahnen Ionen, die anschließend als Kondensationskeime wirken. Ansammlungen<br />

von Tropfen entlang der Teilchenbahnen zeigen diese auf.<br />

Die wichtigsten thermodynamischen Größen im folgenden Überblick über<br />

frühere theoretische Beiträge zu <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>n sind die Temperatur<br />

T , der Dampfdruck p1, die Dampfdichte ρ1 und die Übersättigung S. Sie<br />

werden durch die Diffusionskonstante D, die Wärmeleitfähigkeit K und die<br />

Viskosität µ bestimmt.<br />

Alle im Weiteren verwendeten Größen und Bezeichnungen werden in Anhang<br />

A nochmal zusammengefasst.<br />

3 Abhängig vom Temperaturgradienten in der Kammer ist Diffusion nach unten bzw.<br />

nach oben möglich.<br />

4


1.2 Kondensationsprozesse an Ionen<br />

In ihrer Herleitung gehen G. Tohmfor und M. Volmer [2] von einem Ion mit<br />

Ladung e und Radius r1 aus, an dem 10 − 100 Wassermoleküle angelagert<br />

werden sollen. Das Ion besitzt die potenzielle elektrische Energie e2 . Um<br />

2r1<br />

daraus einen Tropfen mit Radius r durch Anlagerung von Dampfmolekülen<br />

zu erzeugen, muss zur Vergrößerung der Oberfläche O die Arbeit σO aufgewendet<br />

werden. Dabei ist σ die Oberflächenspannung der Flüssigkeit. Da die<br />

Gesamtladung des Tropfens dabei erhalten bleibt und der Radius zunimmt,<br />

verringert sich die elektrische Energie des Tropfens.<br />

Um die elektrische Energie Eel des Tropfens zu berechnen, verwenden G.<br />

Tohmfor und M. Volmer als Modell einen Kugelkondensator, der mit zwei<br />

unterschiedlichen Medien gefüllt ist. Dieses Vorgehen ist laut G. Tohmfor<br />

und M. Volmer notwendig, da die das Ion umgebenden Moleküle aufgrund<br />

des Dissoziationsgrades4 der Flüssigkeit nicht als Leiter angenommen werden<br />

können. Im Grenzfall <strong>einer</strong> unendlich weit entfernten äußeren Kondensatorschale<br />

und Luft als äußeres Medium (ɛLuft = 1) erhalten G. Tohmfor und<br />

M. Volmer für elektrische Energie des Tropfens:<br />

Eel(r) = e2<br />

2r<br />

�<br />

1 − 1<br />

ɛ<br />

�<br />

+ const. , (1.1)<br />

wobei ɛ die Dielektrizitätskonstante der Flüssigkeit ist. Damit muss zur Erzeugung<br />

eines Tropfens mit Radius r um ein Ion folgende Arbeit aufgewendet<br />

werden:<br />

� 2 e<br />

F = σO − −<br />

2r1<br />

�<br />

1 − 1<br />

ɛ<br />

� e 2<br />

2r<br />

�<br />

. (1.2)<br />

Um das thermodynamische Potenzial µr (pro Molekül) zu erhalten, muss<br />

die letzte Gleichung nach der im Tropfen gebundenen Molekülzahl N abgeleitet<br />

werden:<br />

µr − µ∞ = kBT ln S = σ dO<br />

� � 2 d e<br />

− − 1 −<br />

dN dN 2r1<br />

1<br />

� � 2 e<br />

ɛ 2r<br />

= 2σ<br />

r V0<br />

�<br />

− 1 − 1<br />

� 2 e<br />

ɛ 8πr4 V0, V0 = M1<br />

, (1.3)<br />

Nρt<br />

wobei M1 das Molekulargewicht und ρt die Dichte der Flüssigkeit ist. Diese<br />

Gleichung wird für Wasser in Abbildung 1.1 graphisch dargestellt. Die<br />

4 z.B. für Wasser: 3 · 10 −10 , d.h. erst in einem Tropfen aus 1<br />

3 · 1010 Molekülen ist ein<br />

ungebundenes H + -OH − -Paar zu erwarten.<br />

5


�<br />

Abbildung 1.1: Zusammenhang zwischen Übersättigung S = pr<br />

�<br />

und Trop-<br />

p∞<br />

fenradius für Wasser bei 0◦C [4, S. 8]; (ohne Faktor (1 − 1/ɛ))<br />

(a) für ungeladene Tropfen, (b) für geladene Tropfen.<br />

Kurven zeigen die kritischen Sättigungs- bzw. Druckwerte auf, bei denen ein<br />

Phasenübergang zwischen Gas und Flüssigkeit stattfindet. Somit verdampfen<br />

alle Tropfen, deren Lage sich im Diagramm unterhalb der Kurve befindet,<br />

und wachsen, wenn der entsprechende Punkt im Diagramm oberhalb der<br />

Kurve liegt. Für praktische Anwendungen ist eine minimale Tropfengröße<br />

notwendig, bei der sie genügend Licht streuen können, um photographiert<br />

bzw. mit bloßem Auge beobachtet zu werden. Laut C. Henderson [4] müssen<br />

die Radien dazu in der Größenordnung von 10 −3 cm liegen.<br />

Nach dem Kurvenverlauf für ungeladene Tropfen können alle, deren Diagrammpunkte<br />

oberhalb der Kurve (a) liegen, unendlich weit wachsen. In<br />

Experimenten kann man allerdings nur begrenzte Übersättigungen aufbauen,<br />

womit eine Grenze für einen minimalen Tropfenradius gesetzt wird, aus<br />

dem größere Gebilde herauswachsen können.<br />

Die Kurve für das thermodynamische Potential <strong>einer</strong> geladenen Flüssigkeitskugel<br />

(b) besitzt im Gegensatz zu (a) ein deutliches Maximum. Damit<br />

können bei <strong>einer</strong> Übersättigung, die diesen maximalen Wert übersteigt,<br />

alle Tropfen zur erwünschten Größe anwachsen. C. Henderson weist allerdings<br />

darauf hin, dass bei zu hohen Übersättigungen bereits Anhäufungen<br />

von wenigen Dampfmoleküle als Keime fungieren können, womit der Anteil<br />

der ungeladenen Keime so weit erhöht wird, dass man unter Umständen die<br />

Ionenspuren nicht mehr erkennen kann. Da chemische Prozesse nur in Richtung<br />

<strong>einer</strong> Potentialabnahme (rechter Kurvenast von (b)) spontan stattfinden<br />

6


können, muss der anfängliche Tropfenradius bei <strong>einer</strong> Übersättigung unterhalb<br />

des Maximalwertes Skr den größeren der Werte überschreiten, die den<br />

Punkten mit der vorliegenden Übersättigung auf der Kurve (b) entsprechen.<br />

Das kann z.B. durch lokale Dichteschwankungen des Dampfes hervorgerufen<br />

werden.<br />

G. Tohmfor und M. Volmer weisen darauf hin, dass tabellierte ɛ-Werte<br />

zum Einsatz in die Formeln nicht immer geeignet sind. Sie begründen dies<br />

damit, dass der Hauptanteil bei den Messungen dieser Werte von der Dipoleinstellung<br />

der Flüssigkeit kommt. Da in einem Tropfen die Moleküle aufgrund<br />

eines direkten Kontakts zum Ion bzw. Elektron einem starken Ionenfeld<br />

unterliegen, sind ihre Dipolmomente ausgerichtet und die Dielektrizitätskonstante<br />

hat einen deutlich kl<strong>einer</strong>en Wert 5 , wodurch sie sich viel stärker<br />

auswirkt.<br />

G. Tohmfor und M. Volmer [2] testeten die Gültigkeit ihrer Überlegungen<br />

an verschiedenen Dampfmedien. So erhielt M. Volmer auf experimentellem<br />

Weg die kritische Übersättigung Skr = 2, 34 ± 0, 05 für Ethanol und<br />

Skr = 2, 80 ± 0, 07 für 2-Propanol [3, S. 137]. Außerdem stellten G. Thomfor<br />

und M. Volmer fest, dass im Gegensatz zu Wasser bei Ethanol die ganze<br />

Dielektrikumszahl ɛ = 28, 4 [2, S. 123] in die Rechnungen einzusetzen ist.<br />

1.3 Thermodynamische Prozesse<br />

Um Verteilungen thermodynamischer Parameter in <strong>einer</strong> Nebelkammer zu<br />

bestimmen, muss man Systeme aus dreidimensionalen Differentialgleichungen<br />

lösen. Um eine Dimension zu eliminieren, kann die Kammer in <strong>einer</strong><br />

zylindrischen Form gebaut werden. Da es unmöglich ist, gleiche Bedingungen<br />

zwischen dem mittleren Kammerbereich und denen an den Wänden herzustellen,<br />

kann das entsprechende exakte mathematische Problem nicht in<br />

weniger als zwei Dimensionen behandelt werden. Man kann höchstens solche<br />

Bedingungen erzeugen bzw. annehmen, unter denen eine Approximation<br />

durch Funktionen, die in der zur Diffusion senkrechten Richtung konstant<br />

sind, gerechtfertigt ist.<br />

A. Langsdorf [5] verwendet für seine Problemanalyse und in der Testphase<br />

Methanol-Dampf, der durch Kohlenstoffdioxid-Gas (CO2) diffundiert.<br />

Da seine Arbeit als Basis für die folgenden dient und damit eine Vergleichsrelevanz<br />

besteht, benutzen die Autoren folgender Arbeiten auch Methanol,<br />

außer es war ein experimentelles Ziel, verschiedene Medien auf bestimmte<br />

5 nach G. Tohmfor und M. Volmer [2] für Wasser: Tabellen: 80,<br />

Ausprobieren: 1,85.<br />

7


Eigenschaften zu testen. Somit gelten die theoretischen Aussagen in erster<br />

Linie für Methanol als Dampfmedium.<br />

1.3.1 Theorie nach A. Langsdorf<br />

Schwerpunkt analytischer Überlegungen von A. Langsdorf [5] war die Schätzung<br />

der bei einem stabilen <strong>kontinuierlich</strong>en Kammerbetrieb zu erwartenden<br />

Temperatur-, Dampfdruck- und Übersättigungsverteilungen T , p1 und S. Dabei<br />

nimmt er zur Vereinfachung Folgendes an:<br />

1. Thermodynamische Effekte an den Kammerwänden seien vernachlässigbar,<br />

sodass für Berechnungen eindimensionale Differentialgleichungen<br />

(mit Höhe x als Variable) genutzt werden können.<br />

2. Thermische Effekte der tropfenweisen Dampfkondensation, z.B. Dampfentzug<br />

aus der Kammeratmosphäre, seien vernachlässigbar.<br />

3. Der Dampf werde als ein ideales Gas betrachtet, auch der übersättigte.<br />

4. Der Dampf- und Wärmefluss werden als in einem stationären Gleichgewichtszustand<br />

betrachtet.<br />

Aus <strong>einer</strong> Gleichung für den Energiefluss f erhält A. Langsdorf unter diesen<br />

Annahmen folgenden Zusammenhang zwischen Temperatur T und Höhe x<br />

über dem Kammerboden (θ(x) := T (x) − T (0), θh := θ(h)):<br />

x<br />

h =<br />

bθ + (1 + zbθh) ln<br />

�<br />

1 − θ<br />

zθh<br />

bθh + (1 + zbθh) ln � 1 − 1<br />

z<br />

�<br />

� , z := f<br />

c1C1θh<br />

, (1.4)<br />

der in Abbildung 1.2 graphisch dargestellt wird 6 . Dabei ist h die Kammerhöhe,<br />

b eine Linearitätskonstante, c1 der Dampfmassenfluss und C1 die spezifische<br />

Wärmekapazität des Dampfes.<br />

Aus den eindimensionalen isothermischen 7 Diffusionsdifferentialgleichungen<br />

von Kuusinen gewinnt A. Langsdorf unter Einbezug von Gleichungen für<br />

6 Zur Erstellung von Abbildungen 1.2, 1.3 und 1.4 von A. Langsdorf eingesetzte Werte<br />

für Methanoldampf in Kohlenstoffdioxid lauten:<br />

h = 40 cm, M1 = 32 g, D0 = 0, 0641 cm2<br />

s , −5<br />

K0L = 2, 86 · 10 cal<br />

s·cm·K ,<br />

b = 0, 0048 K−1 , M2 = 44 g, C1 = 0, 25 cal<br />

g·K .<br />

7A. Langsdorf [5] gibt an, die Gleichungen von Kuusinen [6] unter der Annahme deren<br />

Erweiterungsfähigkeit auf die Kammerbedingungen zu verwenden.<br />

8


Graph z c1 · 10 6 f · 10 4<br />

1 1, 2 6,86 2,26<br />

2 2 2,56 1,41<br />

3 4 1,05 1,16<br />

Abbildung 1.2: Vertikaler Temperaturverlauf nach A. Langsdorf [5, S. 94]<br />

Graph z c1 · 10 6 f · 10 4<br />

1 1, 2 6,86 2,26<br />

2 2 2,56 1,41<br />

3 4 1,05 1,16<br />

Abbildung 1.3: Vertikaler Dampfdruckverlauf nach A. Langsdorf [5, S. 94]<br />

Abbildung 1.4: Vertikaler Übersättigungsverlauf nach A. Langsdorf [5, S. 95]<br />

9


ideale Gase und unter Vernachlässigung des Trägergasflusses einen Ausdruck<br />

für den Partialdruck des Trägergases p2:<br />

ln p2(θ)<br />

p2(0) =<br />

T0<br />

· (1.5)<br />

T0 + zθh<br />

�<br />

�<br />

(1 + zbθh) ln 1 − θ<br />

�<br />

�<br />

− (1 − bT0) ln 1 +<br />

zθh<br />

θ<br />

��<br />

.<br />

T0<br />

· RT0K0L<br />

M1D0C1<br />

Dabei ist R die universelle Gaskonstante, K0L und D0 spezielle Werte von K<br />

bzw. D nach Langsdorf (s. Anhang A).<br />

Der gesamte Kammerdruck P = p1 + p2 ist 1 atm. Somit kann man aus<br />

Gleichung (1.5) leicht auf den Dampfdruck p1 schließen. Die beiden Partialdrücke<br />

werden in Abbildung 1.3 veranschaulicht.<br />

Die Übersättigungsfunktion S hat nach A. Langsdorf folgende Form<br />

S := p1<br />

p1s<br />

= P − p2<br />

p1s<br />

p1(0)≪P<br />

−→ S = P<br />

p1s<br />

= P − p2<br />

(P − p1(0))<br />

p2(0)<br />

�<br />

1 − p2<br />

�<br />

p2(0)<br />

p1s<br />

(1.6)<br />

für θ ≫ 0. (1.7)<br />

Die Übersättigungsfunktion S nach (1.7) wird in Abbildung 1.4 dargestellt.<br />

Die Kurven 1 − 5 zeigen den Verlauf für verschiedene physikalisch sinnvolle<br />

Werte. Kurve 6 veranschaulicht eine Schätzung für die kritische Übersättigung<br />

Skr, die ein zur Tröpfchenbildung notwendiges Minimum definiert. Die<br />

Schnittpunkte A und B der kritischen Übersättigung mit der nach Gleichung<br />

(1.7) entsprechenden Kurve (3) markieren die Höhenbereiche in der Kammer,<br />

zwischen denen Bildung von Nebelspuren möglich ist.<br />

1.3.2 Theorie nach R. P. Shutt<br />

R. P. Shutt [9] ist im Gegensatz zur zweiten Annahme von A. Langsdorf der<br />

Meinung, der Dampfverlust durch Kondensation sei <strong>einer</strong> der wichtigsten<br />

Effekte, die bei <strong>einer</strong> quantitativen Problemanalyse auf jeden Fall berücksichtigt<br />

werden müssen. Zu <strong>einer</strong> Beschreibung der Prozesse in <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

stellt er ein komplexes System aus fünf Differential- und<br />

Integralgleichungen mit entsprechenden Randbedingungen auf. Unter Einsatz<br />

mehrerer Näherungen erhält er folgenden Ausdruck zur Beschreibung<br />

des vertikalen Temperaturprofils im Bereich 0 ≤ x ≤ x0 ( ˆ= Höhe der Schicht,<br />

in der Kondensationsprozesse möglich sind):<br />

10


x<br />

D<br />

�<br />

1 − ρ1<br />

� �<br />

dρ1 dT<br />

�<br />

dT dx<br />

ρ<br />

=<br />

�T<br />

D<br />

�<br />

1 −<br />

T0<br />

ρ1<br />

� �<br />

dρ1<br />

� dT − (1.8)<br />

dT<br />

ρ<br />

�x<br />

− x d<br />

⎧<br />

⎨�x0<br />

�h<br />

m(ξ, x)n(ξ)dξ + m(x0, x) n<br />

dx ⎩<br />

′ ⎫<br />

⎬<br />

(ξ)dξ<br />

⎭ dx,<br />

0<br />

x<br />

wobei m(ξ, x) die Masse des in der Höhe ξ gebildeten und bei x beobachteten<br />

Tropfens ist und ein weiteres Integral darstellt. n(ξ) gibt die Anzahl<br />

der pro cm 3 pro s bei ξ gebildeten Kondensationskeime an. n ′ (ξ) entspricht<br />

n(ξ) oberhalb von x0. Da in diesem Bereich nach dem Modell von Shutt keine<br />

Kondensation stattfindet, können die Keime während der Bewegung oberhalb<br />

von x0 nicht wachsen und damit auch keinen Beitrag zur Dampfflussbilanz<br />

liefern. Aus diesem Grund wird eine Fallunterscheidung durch n und n ′ getroffen.<br />

Die Integralgleichung ist sehr kompliziert, um mit deren Hilfe Werte für<br />

T (x) zu berechnen. Aber durch weitere Umformungen kommt R. P. Shutt<br />

zu einem interessanten Ergebnis. In den meisten Fällen ist die Dampfdichte<br />

sehr klein im Vergleich zur Gesamtdichte, sodass Gleichungen für reine Gase<br />

verwendet werden dürfen. Nach Einsetzen der Formeln für D, K, µ, n und<br />

n ′ (s. Anhang A) in (1.8) kommt R. P. Shutt mit weiteren Approximations-<br />

bzw. numerischen Verfahren schließlich zu dem Schluss, dass der Temperaturgradient<br />

dT als Funktion von x in guter Näherung durch einen einzigen<br />

dx<br />

Parameter β bestimmt wird:<br />

βa = µ0P 5<br />

3 (n0τZ) 4<br />

βb = µ0P 2 (n0τZ) 4<br />

3 D<br />

− 1<br />

x0<br />

3<br />

3 D0 für T < 260 K,<br />

2<br />

− 3<br />

0 K 1<br />

3<br />

0 für T > 260 K,<br />

(1.9)<br />

wobei µ0, n0, D0 und K0 spezielle Werte von µ, n, D bzw. K (s. Anhang A)<br />

sind. τ und Z stehen für die Zahl der Atome pro Molekül bzw. Ordnungszahl<br />

des Trägergases.<br />

Damit lässt sich zu einem Wert von β, bei dem sich ein zufrieden stellender<br />

Kammerbetrieb einstellt, eine Vielzahl von möglichen Kombinationen<br />

aus den in β vorkommenden physikalischen Größen angeben, bei denen<br />

die <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> einen befriedigenden Betrieb zeigt. Man muss die<br />

einzelnen Parameter nur so variieren, dass der β-Wert dabei konstant bleibt.<br />

Außerdem folgt laut R. P. Shutt aus der alleinigen Abhängigkeit von β, dass<br />

sowohl T0 als auch � �<br />

dT frei wählbare Parameter sind.<br />

dx<br />

x=0<br />

11


Abbildung 1.5: Vertikaler Temperaturverlauf nach R. P. Shutt [9, S. 735]<br />

Mit diesen Ergebnissen lässt sich T (x) berechnen. In Abbildung 1.5 sind<br />

einige nach R. P. Shutt berechnete Temperaturprofile für verschiedene β-<br />

Werte dargestellt. Dabei wurden bei den Berechnungen die Werte x0 = 10 cm<br />

und h = 25 cm verwendet und für x > x0 ein linearer Verlauf angenommen.<br />

Th geht aus Berechungen hervor, die in dieser Arbeit ausgelassen wurden.<br />

1.3.3 Ergänzungen von A. R. Bevan<br />

A. R. Bevan [10] hält es für wichtig, bei den Berechnungen auch die Auswirkungen<br />

der ungeladenen Kondensationskeime zu berücksichtigen. Deshalb<br />

erweitert er den Ausdruck (n0τZP ) in den Parametern von R. P. Shutt βa<br />

bzw. βb um einen Summanden 8 14, 5·exp(0, 116·ϑ1,m), der von der angenäherten<br />

mittleren Bildungsrate der ungeladenen Kondensationskeime abgeleitet<br />

wird. ϑ1,m [ ◦ C] steht dabei für die höchste Dampftemperatur in der Kammer,<br />

die bei beheizten Dampfquellen meistens in deren unmittelbaren Nähe<br />

vorzufinden ist. Damit lauten nach Bevan die speziellen Parameter:<br />

¯βa = µ0P 1<br />

3 [n0τZP + 14, 5 · exp(0, 116 · ϑ1,m)] 4<br />

¯βb = µ0P 2<br />

3 [n0τZP + 14, 5 · exp(0, 116 · ϑ1,m)] 4<br />

− 1<br />

3 3 D0 , T < 260K;<br />

2<br />

−<br />

3 3 D0 K 1<br />

(1.10)<br />

3<br />

0 , T > 260K.<br />

8 Hier kommen in den Formeln auch Zahlenwerte mit Einheiten (CGS-System ESU)<br />

vor. Da man durch Dimensionsanalyse relativ schnell auf diese schließen kann, übernehme<br />

ich aus Übersichtlichkeitsgründen die Angaben des Autors. Korrekterweise müssten die<br />

Zahlenwerte lauten 14, 5 (cm 3 · s) −1 und 0, 116 ◦ C −1 .<br />

12


Außerdem weist A. R. Bevan darauf hin, dass entgegen der Annahme von<br />

R. P. Shutt n0 keine Konstante ist. Als Beispiel führt er das Kondensationsverhalten<br />

des Methanols an. In Experimenten konnte man die Kammerbedingungen<br />

so variieren, dass sich der Alkohol vorzugsweise an positiven bzw.<br />

an negativen Kondensationskeimen ansetzte. Der tatsächliche n0-Wert hängt<br />

damit von den in der Kammer herrschenden Bedingungen ab.<br />

A. R. Bevan konnte aus seinen empirischen Befunden eine Beziehung zwischen<br />

dem für einen befriedigenden Kammerbetrieb notwendigen minimalen<br />

Temperaturgradienten Ga für T < 260 K und dem entsprechenden Ausdruck<br />

log 10 ¯ βa gewinnen 9 :<br />

Ga = 3, 3 K<br />

cm · log10 ¯ βa + 8, 2 K<br />

. (1.11)<br />

cm<br />

Die Gleichung approximiert die einzelnen Messpunkte für verschiedene Trägergase<br />

mit Methanol ziemlich gut (±0, 5 K/cm).<br />

1.3.4 Überarbeitung der Theorie von Shutt durch I.<br />

Saavedra<br />

I. Saavedra [12] sieht die Anwendung der Gleichungen von Kuusinen in der<br />

Theorie von R. P. Shutt [9] kritisch, weil die physikalischen Prozesse in <strong>einer</strong><br />

<strong>Diffusionsnebelkammer</strong> auf keinen Fall durch isotherme Beschreibungen angenähert<br />

werden können. Da die Gleichungen einen Ansatzpunkt für weitere<br />

Folgerungen in der Theorie bilden, sind sie für eine korrekte Problemanalyse<br />

ausschlaggebend.<br />

In s<strong>einer</strong> Überarbeitung führt I. Saavedra die Rechnungen von R. P. Shutt<br />

erneut durch. Dabei geht er von den von S. Chapman und T. G. Cowling<br />

[13] angegebenen Diffusionsgleichungen aus, die u.a. speziell die thermische<br />

Diffusion beschreiben. Auf diesem Weg erhält er einen zu der entsprechenden<br />

Gleichung von R. P. Shutt (1.8) ähnlichen Ausdruck für 0 ≤ x ≤ x0:<br />

� �<br />

ρ1 dρ1 ¯nM1kT dT<br />

xD + +<br />

T dT T<br />

�x<br />

− x d<br />

⎧<br />

⎨�x0<br />

dx ⎩<br />

0<br />

x<br />

dx =<br />

�T<br />

T0<br />

� �<br />

ρ1 dρ1 ¯nM1kT<br />

D + + dT<br />

T dT T<br />

(1.12)<br />

�h<br />

n ′ ⎫<br />

⎬<br />

(ξ)dξ<br />

⎭ dx.<br />

m(ξ, x)n(ξ)dξ + m(x0, x)<br />

Die an dieser Stelle zum ersten Mal erschienenen Größen ¯n und kT bezeichnen<br />

die Teilchenzahldichte des Gas-Dampf-Gemisches und einen thermischen<br />

Faktor nach Chapman und Cowling.<br />

9 ¯ βa im log 10-Term müsste mit <strong>einer</strong> Einheit multipliziert werden.<br />

13<br />

x0


Im nächsten Schritt vergleicht I. Saavedra sein Ergebnis mit (1.8) und<br />

versucht die Differenzen der jeweiligen Terme abzuschätzen, denn auch die auf<br />

den ersten Blick identisch aussehenden Terme unterscheiden sich in im Laufe<br />

der Herleitung erhaltenen Komponenten. Nach seinen Schätzungen sind die<br />

Unterschiede in identisch aussehenden Termen vernachlässigbar, sodass nur<br />

die linken und die jeweils ersten Terme in beiden Gleichungen verglichen<br />

werden müssen.<br />

Da die Dampfdichte ρ1 vernachlässigbar ist, d.h. ρ1 ≈ 0 gilt, muss nur die<br />

ρ<br />

Differenz zwischen ρ1 dρ1 dρ1<br />

+ und abgeschätzt werden. Mit Gleichungen für<br />

T dT dT<br />

ideale Gase kommt I. Saavedra zum Ergebnis:<br />

�<br />

ρ1<br />

T<br />

+ dρ1<br />

dT<br />

mit à = M1L<br />

R<br />

� Ã − ˜ C<br />

dρ1<br />

=<br />

dT ·<br />

à − ˜ C − T<br />

und<br />

� 4<br />

C ˜<br />

3 M1 4πσ ɛ<br />

=<br />

2 Rρt e2 � 1<br />

3<br />

,<br />

(1.13)<br />

wobei L die latente Wärme für den Phasenübergang zwischen Flüssigkeit<br />

und Gas ist.<br />

In <strong>einer</strong> groben Schätzung von à und ˜ C bekommt I. Saavedra heraus, dass<br />

für Methanol der Korrekturfaktor<br />

Ã− ˜ C<br />

Ã− ˜ C−T<br />

vernachlässigbar (d.h. etwa 1) ist.<br />

Für Ethanol liegt er nach dieser Schätzung allerdings in der Größenordnung<br />

von 0, 5, was eine signifikante Abweichung bedeutet.<br />

1.4 Wechselwirkung der Teilchenstrahlung mit<br />

Materie<br />

Geladene Teilchen können beim Durchgang durch Materie ihre Moleküle anregen<br />

oder sogar ionisieren. Der letzte Prozess wird in <strong>einer</strong> Nebelkammer<br />

ausgenutzt. Dabei verlieren die Teilchen ihre Energie.<br />

Der Energieverlust − dE für schwere Teilchen wird durch die Bethe-Bloch-<br />

dx<br />

Formel [14, S. 24], [16, S. 52] beschrieben<br />

− dE<br />

dx = ˜ 2 Z<br />

Kz<br />

A ρβ−2<br />

�<br />

1<br />

2 ln 2mec2 (βγ) 2Tmax I2 − β 2 − δ<br />

2<br />

˜K := 4πNAr 2 emec 2 ≈ 0, 307 MeV<br />

g/cm<br />

2mep<br />

Tmax =<br />

2<br />

m2 0 + m2 ,<br />

e + 2meE/c2 14<br />

2 ,<br />

�<br />

, (1.14)


wobei Z, A Ordnungs- bzw. Massenzahl und ρ die Dichte des Absorbermediums<br />

mit Ionisierungsenergie I sind. β, γ sind die bekannten relativistischen<br />

Faktoren und p, E Impuls und Energie des einfallenden Teilchens mit Ladungszahl<br />

z und Ruhemasse m0. NA, c, re und me sind allgemein gültige<br />

Konstanten. Mit δ werden Dichteeffekte berücksichtigt. Zu schweren Teilchen<br />

zählt man dabei alle Teilchen, die schwerer als ein Elektron sind [14].<br />

Der Kurvenverlauf der Funktion nimmt für kleine Energien mit β −2 ab, bis<br />

er bei βγ ≈ 3, 5 ein Minimum erreicht. Nach C. Grupen beträgt der minimale<br />

Wert der Energieübertragung für ein einfach geladenes Teilchen 1, 8 MeV<br />

g/cm 2 für<br />

Luft und 2, 0 MeV<br />

g/cm 2 für Wasser [16, S. 53]. Bei weiterer Zunahme der Energie<br />

des einfallenden Teilchens steigt der Energietransport dE<br />

dx<br />

logarithmisch an,<br />

bis der Kurvenverlauf bei hohen Energien in ein Plateau ( Fermi-Plateau“)<br />

”<br />

übergeht, das durch Dichteeffekte auftritt. Der Energieübertrag liegt in diesem<br />

Bereich nur ca. 60% über dem minimalen Wert [16, S. 53]. Aus diesem<br />

Verlauf ergibt sich die Bragg-Kurve, bei der der Energietransport sehr langsam<br />

mit der zurückgelegten Weglänge im Medium steigt, bis er kurz vor dem<br />

endgültigen Energieverlust deutlich zunimmt und anschließend abrupt gegen<br />

Null geht. Es bildet sich der sogenannte Bragg-Peak.<br />

Besondere Behandlung der Elektronen bzw. Positronen resultiert aus der<br />

Tatsache, dass sie Bremsstrahlung emittieren, deren Einfluss bei hohen Energien<br />

dominiert. Die exakte Formel für den Energieverlust der Elektronen bzw.<br />

Positronen in Ionisationsprozessen lautet nach C. Grupen [15, S. 30]:<br />

mit<br />

und<br />

− dE<br />

dx = ˜ Kρ Z<br />

A β−2<br />

�<br />

ln mec2βγ √ γ − 1<br />

√ +<br />

2I<br />

˜ F (β)<br />

F ˜<br />

1 � 2<br />

(β) = 1 − β<br />

2<br />

� 2γ − 1<br />

−<br />

2γ2 ln 2 + 1<br />

� �2 γ − 1<br />

16 γ<br />

F ˜<br />

β<br />

(β) = − 2 �<br />

23 +<br />

24<br />

14<br />

γ + 1 +<br />

10 4<br />

+<br />

(γ + 1) 2 (γ + 1) 3<br />

�<br />

�<br />

, (1.15)<br />

für e −<br />

für e + .<br />

Die Bezeichnungen stimmen mit den in der Bethe-Bloch-Formel verwendeten<br />

überein. Der Beitrag der Bremsstrahlung bei hohen Energien lautet<br />

− dE Z2<br />

= 4αNAρ<br />

dx A z2<br />

�<br />

1 e<br />

4πɛ0<br />

2<br />

m0c2 �2 E · ln 183<br />

, (1.16)<br />

Z1/3 wobei α die Feinstruktur-Konstante (≈ 137 −1 ) ist.<br />

Nach Berechnungen von C. Grupen wird die Bremsstrahlung erst bei<br />

Elektronenenergien von 84 MeV (in Luft) [15, S. 41] relevant. Für kinetische<br />

Energien (Ekin := E − m0c 2 ) zwischen 0, 01 MeV und der kritischen Energie<br />

verläuft die Kurve für den Energieverlust durch Ionisation in Luft sehr flach<br />

15


und liegt am minimalen Wert für Ionisationsverluste für Myonen. Der Wert<br />

liegt bei 2 − 2, 5 keV und gilt für Myonen mit kinetischen Energien zwischen<br />

cm<br />

40 MeV und 104 MeV. Ein α-Teilchen wird erst bei kinetischer Energie von<br />

einigen GeV minimal ionisierend, mit entsprechend 4-fachem Wert für Energieverluste<br />

([15, S. 25], abgelesen von <strong>einer</strong> Graphik). Nach Berechnungen von<br />

A. Langsdorf [5] geht der Partialdruck des Dampfes p1 am Kammerboden gegen<br />

Null, der des Füllgases p2 (hier Luft) gegen P = 1 atm (siehe Abbildung<br />

1.3). Damit findet die Ionisation durch Teilchenstrahlung hauptsächlich an<br />

Luftmolekülen und die von C. Grupen angegebenen Werte gelten für die in<br />

der Kammer vorliegende Atmosphäre.<br />

1.5 Natürliche Strahlung<br />

In der Umwelt gibt es Quellen natürlicher Radioaktivität, die <strong>kontinuierlich</strong><br />

ionisierende Strahlung emittieren. Während des Betriebs <strong>einer</strong> Nebelkammer<br />

sind die terrestrische und die kosmische Strahlung von besonderer Bedeutung.<br />

Auch die in der Luft vorhandenen strahlenden Nuklide sind relevant.<br />

Laut C. Grupen verursacht die natürliche Strahlung eine mittlere jährliche<br />

Strahlenbelastung von 2, 3 mSv [17, S. 157]. Dieser Wert unterliegt starken<br />

a<br />

örtlichen Variationen. Dabei tragen die Höhenstrahlung mit ≈ 0, 3 mSv<br />

a und<br />

die terrestrische Strahlung mit ≈ 0, 5 mSv dazu bei. Den größten Anteil hat<br />

a<br />

mit ≈ 1, 5 mSv<br />

mSv<br />

die Inkorporation von Radionukliden, 1, 1 davon wer-<br />

a<br />

den durch Radoninhalation und 0, 4 mSv<br />

a<br />

mit der Nahrungsaufnahme dem<br />

menschlichen Körper zugeführt. Diese Strahlungsquellen sollen nun näher<br />

betrachtet werden.<br />

1.5.1 Terrestrische Strahlung<br />

Terrestrische Strahlung stammt von radioaktiven Isotopen, die bereits in der<br />

Entstehungszeit der Erde darin gebildet wurden und aufgrund ihrer relativ<br />

langen Halbwertszeiten noch nicht vollständig zerfallen sind. Heutzutage<br />

sind nur noch Nuklide aus drei der vier bekannten Zerfallsreihen in ihrer<br />

natürlichen Form vorhanden, die Uran-Radium-, die Uran-Aktinium- und die<br />

Thorium-Reihe, die Komponenten der Neptunium-Reihe sind fast vollständig<br />

zu stabilen Isotopen zerfallen. Die drei noch aktiven Reihen sind im Anhang<br />

C.2 in tabellarischer Form zusammengefasst.<br />

Als Zwischenprodukt der Reihen entsteht das gasförmige, radioaktive Radon,<br />

das durch Öffnungen in der Erdoberfläche in die Luft gelangt und die<br />

Kette der Zerfälle dort fortsetzt. In Abbildung 1.6 ist dieser Prozess für die<br />

Uran-Radium-Reihe schematisch dargestellt. Laut statistischen Daten des<br />

16<br />

a


Abbildung 1.6: Entstehung und Freisetzung von 222 Rn [17, S. 156]<br />

Bundesamtes für Strahlenschutz [20] liegt die mittlere Rate für Zerfälle der<br />

Radonatome in Wohnräumen bei 50 Bq<br />

m3 (max. 70 Bq<br />

m3 ). Dieser Wert unterliegt<br />

örtlichen Variationen und hängt vom Lüftungsverhalten der Bewohner ab.<br />

Natürliche <strong>Bau</strong>stoffe enthalten die langlebigen terrestrischen Radionuklide,<br />

sodass mit dem freigesetzten Radon und seinen Zerfallsprodukten alle<br />

Komponenten der natürlichen Zerfallsketten in direkte Menschenumgebung<br />

gelangen.<br />

Es gibt weitere radioaktive Isotope, die in den Zerfallsketten nicht enthalten<br />

sind. Tritium 3 H (β − ), Kohlenstoff 14 C (β − ) und Kalium 40 K (β − , EC)<br />

sind in geringen Konzentrationen in der Luft vorzufinden. Sie entstehen unter<br />

anderem als Folgeprodukte von Reaktionen der Höhenstrahlung mit der<br />

Erdatmosphäre. 40 K kommt auch im Boden und Gestein vor.<br />

1.5.2 Höhenstrahlung<br />

Kosmische Strahlung, auch Höhenstrahlung genannt, stammt von extraterrestischen<br />

Quellen. Die primäre Strahlung, die am äußeren Rand der Erdatmosphäre<br />

detektiert wird, besteht nach H. V. Klapdor-Kleingrothaus und<br />

K. Zuber [19] zu ca. 98% aus vollständig ionisierten Kernen und nur zu ca.<br />

2% aus Elektronen. Unter den Kernen sind fast alle chemischen Elemente<br />

vertreten, wobei laut C. Grupen [16], [18] etwa 85% davon Protonen (Was-<br />

17


serstoffkerne) und ca. 12% α-Teilchen (Heliumkerne) sind. Mit restlichen 3%<br />

sind Kerne schwererer Atome (Z ≥ 3) vertreten. Die genaue Zusammensetzung<br />

unterliegt <strong>einer</strong> zeitlichen Variation.<br />

Auf dem Weg zur Erdoberfläche treten die Bestandteile in eine Wechselwirkung<br />

untereinander bzw. mit den Atmosphärenmolekülen. Laut C. Grupen<br />

[16] beträgt die Wechselwirkungslänge für Hadronen 90, 0 g<br />

Strahlungslänge für Photonen und Elektronen 36, 66<br />

cm 2 und die<br />

g<br />

cm 2 , womit sich die<br />

Erdatmosphäre mit 1000 g<br />

cm 2 über viele dieser Längen erstreckt und praktisch<br />

keine Teilchen der primären kosmischen Strahlung zur Erdoberfläche<br />

durchlässt. Da Protonen den Hauptbestandteil der primären Höhenstrahlung<br />

bilden, kann man das Spektrum ihrer Reaktionsprodukte zur groben<br />

Beschreibung der sekundären kosmischen Strahlung verwenden. Abbildung<br />

1.7 stellt die entsprechenden Prozesse schematisch dar.<br />

In <strong>einer</strong> Wechselwirkung mit Atmosphärennukleonen ¯ N zerfallen Protonen<br />

größtenteils in Pionen:<br />

p + ¯ N → p ′ + ¯ N ′ + k±π + + k±π − + k0π 0 ,<br />

p + ¯ N → n + ¯ N ′ + (k± + 1)π + + k±π − + k0π 0 ,<br />

wobei die Anzahlen der Produktteilchen k± und k0 von den Energien der<br />

ursprünglichen Protonen abhängig sind. Die Wahrscheinlichkeit, Kaonen 10<br />

als Zerfallsprodunkte eines Protons zu erhalten, beträgt laut C. Grupen [16]<br />

nur 10% verglichen mit der für Pionenerzeugung.<br />

Neutrale Pionen lösen eine elektromagnetische Kaskade aus, indem sie<br />

in zwei Photonen zerfallen (π 0 → γ + γ), die e + -e − -Paare erzeugen können.<br />

Elektronen und Positronen können bei geeigneten Energien in <strong>einer</strong> Paarvernichtung<br />

wieder Photonen erzeugen. Diese Prozesse wiederholen sich, bis die<br />

Energien der Produkte unter einem für die Reaktion kritischen Wert liegen.<br />

Auch Elektronen und Photonen aus der primären Strahlung tragen auf diese<br />

Weise zur Elektronen- bzw. Positronenbilanz auf Meeresniveau bei.<br />

Die geladenen Pionen zerfallen nach folgendem Schema:<br />

π + → µ + + νµ,<br />

π − → µ − + ¯νµ.<br />

Die entstehenden Myonen können anschließend weiter zerfallen:<br />

µ − → e − + ¯νe + νµ,<br />

µ + → e + + νe + ¯νµ.<br />

Ein großer Teil von ihnen erreicht aber auch die Erdoberfläche.<br />

10 Kaonen zerfallen nach relativ kurzer Zeit in Myonen (K + → µ + +νµ, K − → µ − + ¯νµ)<br />

und tragen damit zur Myonenbilanz auf der Erdoberfläche bei.<br />

18


Abbildung 1.7: Teilchenschauer, ausgelöst<br />

von einem Proton [16, S. 144]<br />

Die restlichen Bestandteile der<br />

primären kosmischen Strahlung tragen<br />

entweder zur Bilanz der bereits<br />

besprochenen Teilchen, aber in einem<br />

sehr geringen Maß, oder sie erzeugen<br />

weitere sekundäre Produkte,<br />

die allerdings nur enorm selten<br />

vorkommen, sodass sie vernachläsigt<br />

werden können.<br />

Zusätzlich zu den beschriebenen<br />

Umwandlungsprozessen werden alle<br />

Teilchen durch Wechselwirkungen<br />

wie Streuung abgebremst, sodass<br />

sich die Zusammensetzung der<br />

kosmischen Strahlung während ihrer<br />

Ausbreitung in der Atmosphäre<br />

ständig verändert. Das wird in Abbildung<br />

1.8 veranschaulicht. Damit<br />

besteht die sekundäre Teilchenstrahlung<br />

auf Meeresniveau hauptsächlich<br />

aus Myonen (80% der geladenen<br />

Komponente mit insgesamt<br />

200 m −2 s −1 , [16], [18]). Elektronen<br />

sind mit ca. 20% und Hadronen mit<br />

ca. 1% vertreten.<br />

Das Impulsspektrum der Myonen<br />

aus der kosmischen Strahlung<br />

auf Meeresniveau wird in Abbildung 1.9 dargestellt. Die Verteilung besitzt bei<br />

1 GeV ein Maximum, das in <strong>einer</strong> linearen Auftragung einen deutlichen Peak<br />

ergeben würde. Damit sind die meisten Myonen in der kosmischen Strahlung<br />

auf Meeresniveau minimal ionisierend mit dem bereits angegebenen Ionisa-<br />

tionsverlust von 2 − 2, 5 keV<br />

cm .<br />

Diese Verteilung wird für geneigte Einfallsrichtungen flacher. Bis zu Impulsen<br />

von 170 GeV nimmt die Teilchenintensität mit dem zunehmendem<br />

c<br />

Zenitwinkel ϕz wie cos2 (ϕz) ab. In diesem energetischen Bereich liegen auch<br />

die meisten für einen Kammerbetrieb interessanten Myonen. Für höhere Impulse<br />

nimmt die Intensität dagegen zu und verhält sich für Eµ > 5 TeV wie<br />

cos−1 (ϕz) [18].<br />

19


Abbildung 1.8: Sekundäre kosmische Strahlung [16, S. 146]<br />

Abbildung 1.9: Impulsspektrum der auf der Erdoberfläche ankommenden<br />

Myonen [16, S. 147]<br />

20


Kapitel 2<br />

Kammeraufbau<br />

Als Anregung für die Entwicklung des technischen Aufbaus <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

dienten die in den vorliegenden Veröffentlichungen als funktionierend<br />

deklarierten Nebelkammern, insbesondere die von M. Heide [22] und<br />

die aus den Informationsprospekten von PHYWE [21]. Wie in diesen Nebelkammern<br />

soll der Dampf in der geplanten Kammer von oben nach unten<br />

diffundieren, d.h. die Bodentemperatur T0 muss deutlich niedriger gegenüber<br />

der Deckentemperatur Th sein. In der Literatur gibt es zwar Vorschläge zu<br />

Nebelkammern mit Diffusionsrichtung nach oben, sie lassen sich aus technischer<br />

Sicht allerdings schwieriger umsetzen.<br />

In den folgenden Abschnitten wird der technische Aufbau der im Rahmen<br />

dieser Arbeit gebauten <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> beschrieben. Dabei werden<br />

zur Begründung der vorgenommenen Änderungen auch Erfahrungen mit dem<br />

ersten Aufbau herangezogen. Die im Mai 2008 aktuelle Version der Nebelkammer<br />

wird in Abbildung 2.1 bis auf externen Bestandteile (z.B. Netzgeräte)<br />

maßstabgetreu dargestellt. Im Text verwendete Bezeichnungen stimmen mit<br />

denen in der Abbildung überein.<br />

2.1 Geometrischer Aufbau<br />

Aus dem Abschnitt zu Kondensationsprozessen an Ionen geht hervor, dass für<br />

einen erfolgreichen Betrieb <strong>einer</strong> Nebelkammer ein ausreichender vertikaler<br />

Temperaturgradient zwischen der Kammerdecke und dem -boden aufgebaut<br />

werden muss, d.h. in der Kammeratmosphäre müssen stabile thermodynamische<br />

Bedingungen herrschen, um Energietransport und damit Temperaturenausgleich<br />

z.B. durch Konvektionen zu verhindern. Um mögliche Störeffekte<br />

aufgrund eines Wärmetransports über die Kammerwände zu verringern, be-<br />

21


❢<br />

✻<br />

❄<br />

L G<br />

R<br />

S<br />

∨ A<br />

∨<br />

K<br />

❢<br />

✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉ ✉<br />

·<br />

B<br />

· ·· ·· · ······································································ W<br />

· ·· ·· ·· ·· ·· ·· ·· ·· ·· ·· ·· · ······································································· ·· ·· · ··················································································································································································<br />

·<br />

············ ·<br />

·<br />

·<br />

· ·············<br />

···· ······· ····· ······· ········<br />

··· ······ ····· ·······<br />

········<br />

·······<br />

· ·····<br />

· ····<br />

······· ······<br />

······· ······<br />

·····<br />

····<br />

····<br />

·········<br />

·········<br />

·<br />

·····<br />

·····<br />

✻<br />

H<br />

❄<br />

Abbildung 2.1: Schematischer Aufbau der gebauten <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

stehen Boden (B) und Seitenwände (S) aus PVC (Polyvinylchlorid) 11 . Damit<br />

eine Einsicht in die Kammer ermöglicht wird, wird die obere Abdeckung in<br />

Form <strong>einer</strong> Glasscheibe (G) verwirklicht, die mittels eines aufliegenden Rahmens<br />

luftdicht an den Kammerwänden befestigt wird. Man reduziert durch<br />

diese Materialwahl zwar die zur Einsicht offene Fläche, erreicht aber für die<br />

erste <strong>Bau</strong>phase günstigere thermische Bedingungen.<br />

Die Kammerwände (S) stellen vier separate Teile dar, die beim Zusammenbau<br />

um das Bodenelement (B), teilweise darauf aufliegend, miteinander<br />

mit Schrauben verbunden werden. Durch diese Konstruktion lässt sich jede<br />

Wand unabhängig von den anderen ausbauen und bearbeiten.<br />

In den Kammerboden wird eine vernickelte Messingplatte (K) teilweise<br />

versenkt, die mittels eines Kühlaggregats bis −40 ◦ C abgekühlt wird.<br />

Im oberen Bereich der Kammer werden eine beheizte Alkoholrinne (A)<br />

und ein Rahmen (R) mit zwei Drahtebenen angebracht, eine Ebene zur Erzeugung<br />

eines vertikalen elektrischen Feldes im Kammerinneren und eine zur<br />

Beheizung des Einsichtfensters. Die beiden Elemente (A) und (R) wurden<br />

aus mechanisch und thermisch stabilem Hartgewebe-Kunststoff hergestellt.<br />

Aus Festigkeitsgründen wurden sie aus einem Stück herausgefräst, sodass zu<br />

ihrer Positionierung einfache Auflagepunkte ausreichen. Das ermöglicht eine<br />

einfache Handhabung beim Ein- bzw. Ausbau der Elemente. Zusätzlich<br />

wurde am Rahmen parallel zum Verlauf der Drähte eine elektrisch isolierte<br />

schwarze Strebe angebracht, die eine Verformung des Rahmens unter Zug<br />

durch die bespannten Drähte verhindern soll.<br />

Um eine möglichst gleichmäßige horizontale Temperaturverteilung in der<br />

Kammer zu erzeugen, aber die technische Herstellung nicht zu stark zu er-<br />

11 Wärmeleitfähigkeit (nach [27]): Glas : 0, 8 − 1 W<br />

m·K<br />

PVC : 0, 17 W<br />

m·K<br />

22


schweren, hat die Bodenfläche eine quadratische Form.<br />

Als Demonstrationsobjekt sollte die Kammer eine bestimmte Größe nicht<br />

unterschreiten. Deshalb wurde die innere Bodenfläche auf 30 cm × 30 cm<br />

festgelegt.<br />

Bei der Festlegung der inneren Kammerhöhe waren folgende Überlegungen<br />

entscheidend. Eine der wichtigsten Bedingungen für das Funktionieren<br />

<strong>einer</strong> Kammer ist ein ausreichend hoher Temperaturgradient. Damit müsste<br />

in <strong>einer</strong> hohen Kammer eine große Temperaturdifferenz θh zwischen Boden<br />

und Decke aufgebaut werden, was mit einem enormen technischen Aufwand<br />

verbunden ist. Deshalb galt es, die Kammerhöhe relativ niedrig zu halten.<br />

Eine weitere hilfreiche Aussage dazu erhält man aus dem Artikel von A.<br />

Langsdorf [5]. Demzufolge liefern <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>n mit einem Höhe-<br />

Breite-Verhältnis 1 : 4 bessere Ergebnisse als die mit einem 1 : 2-Verhältnis.<br />

Da sich der Kammeraufbau nach Langsdorf [5] und der geplante Aufbau<br />

insoweit unterscheiden, dass der Bereich oberhalb der Alkoholrinne nicht<br />

vollständig zum Kammerinneren im Sinne von Langsdorf gehört, kann man<br />

die angegebenen Längenverhältnisse nicht ohne weiteres auf die geplante<br />

Kammer übertragen. Deshalb wurde das Höhe-Breite-Verhältnis in diesem<br />

Fall zu 1 : 3 gewählt. Unter Abzug des Volumens oberhalb der Rinne, in dem<br />

sich der Alkoholdampf gleichmäßig in horizontale Richtung verteilt, kommt<br />

man dem empfohlenen Verhältnis 1 : 4 näher. Nach diesen Überlegungen soll<br />

das innere Kammervolumen den Maßen 30 cm × 30 cm × 11 cm entsprechen.<br />

In Anbetracht der anstehenden Einfräsungen und Einbauten in die Kammerwände<br />

(S) und den Kammerboden (B) wurde mit dem Ziel, auch an<br />

den dünneren Stellen eine ausreichende Wärmeisolation zu gewährleisten, die<br />

Wanddicke zu 3 cm und die Bodendicke zu 5 cm gewählt. Die Außenmaße<br />

der Kammer ergeben damit 36 cm × 36 cm × 16, 5 cm.<br />

Nach den ersten Testläufen musste man feststellen, dass der Kammeraufbau<br />

aus mehreren Einzelteilen neben den Vorteilen <strong>einer</strong> einfachen Herstellung<br />

und Handhabung bei Änderungen auch einen Nachteil hatte. Beim<br />

Kühlen veränderten die einzelnen Teile in unterschiedlichem Maß ihre Form,<br />

sodass an den Kontaktstellen zwischen Boden- und Wandelementen vermutlich<br />

keilförmige, feine Spalteentstanden. Durch diese wurde der im Kammerinneren<br />

während des Betriebs kondensierte Alkohol nach außen geleitet.<br />

Ethanol, ähnlich wie Wasser, steigt in <strong>einer</strong> Kapillare auf. Bei eingesetzten<br />

Schutzgläsern 12 entstand darunter ein enger Raum, der als eine Kapillare<br />

wirkte. Da er eine Verlängerung der Verbindungsstelle zwischen dem Bodenund<br />

den Wandelementen darstellte, verstärkte der Umstand die Alkoholleitung<br />

nach außen zusätzlich. Eine weitere undichte Stelle befindet sich an der<br />

12 Schutzgläser werden als Teil der Beleuchtung im Abschnitt 2.4 erklärt.<br />

23


Durchgangsstelle des Kühlschlauchs durch die Bodenplatte (B). Aufgrund<br />

eines starren Anschlusses kann man diese Stelle nicht verlegen. Auf mechanischem<br />

Wege lässt sie sich auch nicht ausreichend gegen Alkoholaustreten<br />

abdichten. Da die nach ein paar Stunden Betrieb ausgetretene Flüssigkeitsmenge<br />

nicht zu ignorieren war, wurde die Kammer in eine Wanne (W) gesetzt.<br />

Die Wanne leitet die ausgetretene Flüssigkeit durch eine Vertiefung zum<br />

Abfluss. Durch die Vertiefung wird ein Luftvolumen unter der Kammer eingeschlossen,<br />

das eine wärmeisolierende Wirkung für den Kammerboden hat.<br />

An der Wanne sind drei in Höhe verstellbare Halterungen (H) mit Justierschrauben<br />

angebracht, mit deren Hilfe die Kammer ausgerichtet wird. Durch<br />

ihre Positionierung ergibt sich eine genaue und stabile Dreipunktverstellung.<br />

Bezugspunkt zur Ausrichtung der Kammer ist die horizontale Positionierung<br />

der Alkoholrinne (A). Durch diese Lage wird eine gleichmäßige Alkoholverteilung<br />

in der Rinne und vor allem eine gleichmäßige Bedeckung des Heizdrahtes<br />

darin gewährleistet. Dies ist zum Schutz vor Überhitzung des Drahtes von<br />

besonderer Bedeutung. Die Versorgung der Kammer mit dem Dampf wird<br />

dadurch auch optimiert. Zur Kontrolle wurde an <strong>einer</strong> Außenwand eine Wasserwaage,<br />

eine runde Libelle für zwei Dimensionen, angebracht.<br />

Die Kammer wird auf einem fahrbaren Gestell montiert, in dessen Inneren<br />

alle externen Kammerbestandteile, z.B. Kühlaggregat und elektrische Geräte<br />

untergebracht werden. An diesem Tisch werden weitere vier höhenverstellbare<br />

Füße angebracht, die zur weiteren Stabilisierung des gesamten Aufbaus<br />

dienen. Die Nebelkammer, einschließlich des Untergestells, ist in Abbildung<br />

2.2 dargestellt.<br />

Aufgrund ihres Gewichts 13 (17 − 20 kg) steht die Kammer stabil auf dem<br />

Gestell, sodass bei einem festen Einsatzort keine weiteren Sicherungsvorkehrungen<br />

nötig wären. Da man die Kammer als Demonstrationsobjekt an<br />

verschiedenen Orten auszustellen beabsichtigt, wurde die Kammer mit vier<br />

Winkeln am Tisch fixiert, die eine Verschiebung der Kammer auf der Gestelloberfläche<br />

verhindern sollen. Da die Nebelkammer zwei Anschlüsse hat, die<br />

durch die Gestelloberfläche hindurch gehen, würden diese bei <strong>einer</strong> Verschiebung<br />

belastet und unter Umständen auch beschädigt. Da <strong>einer</strong> der Anschlüsse<br />

zum Kühlaggregat führt, würde diese Beschädigung einen kompletten Ausfall<br />

der Kammer bedeuten.<br />

Die Nebelkammer ist auf dem länglichen Tisch zu einem Ende hin platziert,<br />

sodass nur drei Seiten einem Beobachter frei zugänglich sind. Durch die<br />

vierte Seitenwand werden alle elektrischen Leitungen, Alkoholzufuhr und eine<br />

13 Einen weiteren großen Beitrag zum Gesamtgewicht des Aufbaus liefert mit laut Herstellerangaben<br />

28 kg das Kühlaggregat. Nach <strong>einer</strong> Schätzung von Massen der restlichen<br />

Bestandteile der Nebelkammer kommt man zu einem Gesamtgewicht von 55 − 60 kg.<br />

24


Abbildung 2.2: Nebelkammer mit Unterbau<br />

Abbildung 2.3: Anschlüsse an der hinteren Kammerwand<br />

25


Öffnung zum Einsatz <strong>einer</strong> radioaktiven Quelle geführt. Abbildung 2.3 zeigt<br />

diese Wand vom Kammerinneren aus. Die Durchgänge wurden nach Möglichkeit<br />

oben gesetzt, damit die dadurch entstehende Wärme- bzw. Kältebrücke<br />

Bereiche mit kl<strong>einer</strong>er Temperaturdifferenz verbindet. Eine zusätzliche Platte<br />

soll nach der Testphase alle elektrischen Leitungen (darunter auch eine<br />

unter Hochspannung) von außen abdecken. Während der Testphase wird<br />

der Freiraum hinter der Kammer am Tisch als Arbeitsfläche genutzt, wo<br />

hauptsächlich die Auslese der Temperaturprofile stattfindet.<br />

2.2 Kühlsystem<br />

Zur Schätzung der notwendigen Bodentemperatur wurden folgende Informationen<br />

herangezogen. Laut M. Heide [22] lag der Temperaturgradient in der<br />

sensitiven Schicht in s<strong>einer</strong> Kammer bei 7, 7 − 11, 8 K . Unter der Annahme<br />

cm<br />

dieses Temperaturgradienten über die ganze Kammerhöhe von 11 cm hinweg<br />

muss die Temperaturdifferenz θh im Bereich 85 − 130 K liegen. Allerdings<br />

verläuft der Temperaturprofil in höheren Lagen deutlich flacher, wie man den<br />

Diagrammen von M. Heide entnehmen kann, sodass die tatsächlich benötigte<br />

Differenz zwischen der Boden- und Deckentemperatur auf 60 K geschätzt<br />

wurde. Wenn man von <strong>einer</strong> Zimmertemperatur 20◦C−30◦C an der Kammerdecke<br />

ausgeht, müsste die Bodenplatte damit auf −30◦C bis −40◦C gekühlt<br />

werden. Die Wahl der Bodentemperatur auf −40◦C wurde dadurch bestätigt,<br />

dass laut E. W. Cowan [7] Ionenspuren zwischen −30◦C und −70◦C sichtbar<br />

werden. In Arbeiten von R. P. Shutt [9] und C. Behn und T. Lange [25] werden<br />

vergleichbare Temperaturdifferenzen θh angegeben. Aus diesen Gründen<br />

legte man die Bodentenperatur T0 auf −40◦C fest.<br />

In der Testphase wurde die Bodentemperatur (genauer die Einstellung<br />

am Kühlaggregat) als <strong>einer</strong> der thermischen Parameter untersucht. Die Ergebnisse<br />

aus dieser Messreihe werden im Kapitel 3 vorgestellt.<br />

Zur Erzeugung eines Temperaturgefälles zur Bodenplatte hin, muss diese<br />

gekühlt werden. Dazu stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl.<br />

Man kann einen Kontakt zwischen der Bodenplatte und einem Reservoir<br />

mit Trockeneis (festes Kohlenstoffdioxid, CO2) herstellen, sodass relativ<br />

niedrige Temperaturen (bis −70◦C) erreicht werden können, was für den Aufbau<br />

eines steilen Temperaturgradienten vorteilhaft ist. Während des Betriebs<br />

wird das Eis allerdings verbraucht, sodass kein <strong>kontinuierlich</strong>er Betrieb <strong>einer</strong><br />

solchen Kammer möglich ist. Deshalb muss man bei der Wahl der Kältequelle<br />

eine zeitlich stabilere suchen.<br />

In kl<strong>einer</strong>en Nebelkammern werden oft Peltier-Elemente zur Kühlung verwendet.<br />

Die Elemente bestehen aus zwei Platten, zwischen denen zwei Arten<br />

26


Halbleiter unterschiedlichen Typs angeordnet werden. Werden sie vom Strom<br />

durchflossen, so wird aufgrund des Peltier-Effekts Wärme von <strong>einer</strong> Platte<br />

zur anderen transportiert, wodurch die erste Platte gekühlt wird. Führt man<br />

Wärme an der zweiten Platte außerhalb des Systems ab, so kann ein stabiler<br />

Kühlbetrieb hergestellt werden. Durch Überlagerung der Peltier-Elemente<br />

kann man die benötigten tiefen Temperaturen erreichen. Doch bei großflächigen<br />

Kammern treten folgende Probleme auf. Einerseits kann man die Bodenplatte<br />

in der Kammer nicht gleichmäßig kühlen, da die Elemente aufgrund<br />

deren Größe nur ” punktuell“ angebracht werden können. Andererseits muss<br />

man zur Kühlung der Elemente einen Kühlkreis mit Wasser aufbauen, der nur<br />

mit Peltier-Elementen, aber nicht mit der Bodenplatte (wegen Vereisungsgefahr),<br />

in Kontakt steht und an jedem Element die gleiche Wärmemenge<br />

abführt. Damit ist man insbesondere auf eine Quelle mit möglichst kaltem<br />

Wasser angewiesen, was die Wahl des Einsatzortes der Kammer einschränkt.<br />

Nachdem aus genannten Gründen die beschriebenen Kühlmethoden abgelehnt<br />

werden mussten, entschied man sich für ein Kühlaggregat, das mit der<br />

Kammerbodenplatte aus Messing (K) ein geschlossenes System bildet und<br />

außer einem elektrischen Anschluss keine weitere Einschränkungen an die<br />

Flexibilität des Einsatzortes der Kammer darstellt. Die Wahl fiel auf einen<br />

Tauchkühler TK 441-s der Firma FRYKA Kältetechnik (Esslingen) mit <strong>einer</strong><br />

Kälteleistung von 950 W (bei 20 ◦ C), der von einem fachmännischen Betrieb<br />

so umgebaut wurde, dass das Kältemittel R 507-x vom Kühlaggregat in die<br />

Metallplatte geführt wird, wo es durch ein Röhrensystem 14 zurück zum Kühlaggregat<br />

geleitet wird. Laut den Herstellerangaben, können dadurch Temperaturen<br />

bis unter −40 ◦ C an der Plattenoberfläche erreicht werden. Bedingt<br />

durch die Spezialanforderungen an das für den Einsatz in der Nebelkammer<br />

modifizierte Kühlaggregat geschieht die Temperaturregelung nun über einen<br />

an der Unterseite der Platte (K) mittig angebrachten Thermofühler.<br />

Durch einen zusätzlichen Schalter am Gerät ist die Verwendung eines weiteren,<br />

serienmäßig mitgelieferten PT100-Fühlers möglich. Dabei sollte man<br />

allerdings beachten, dass der gemessene Temperaturwert als Steuersignal an<br />

die Regelung weitergegeben wird.<br />

Da eine Eloxalschicht gegen Alkoholeinflüsse resistent ist, eignet sich eine<br />

schwarz eloxierte Aluminiumplatte sehr gut als dunkler Hintergrund zur Betrachtung<br />

von Nebelspuren. Sie wird auf die Messingplatte montiert, wobei<br />

zur Verbesserung des thermischen Kontaktes zwischen Messing- und Aluminiumplatte<br />

dazwischen Wärmeleitpaste aufgetragen wird. Kontrollmessungen<br />

14 Da der Auftrag von <strong>einer</strong> externen Firma ausgeführt wurde, habe ich über den genauen<br />

Verlauf der Kühlwege in der Platte keine weiteren Angaben. Aus der Ausbreitung der<br />

Nebelschicht über der Platte während des Kühlvorgangs kann man darauf schließen, dass<br />

die Kühlschlangen parallel angeordnet sind.<br />

27


(a) (b)<br />

Abbildung 2.4: Aufnahme eines Temperaturprofils<br />

während des Kammerbetriebs zeigten, dass die Bodentemperatur T0 unter<br />

diesen Vorkehrungen mit <strong>einer</strong> Verzögerung gegenüber dem Kühlaggregat<br />

auch die tiefst möglichen Temperaturen, d.h. die am Aggregat eingestellten,<br />

erreicht und somit keine Verluste an Kühlleistung auftreten.<br />

2.3 Aufnahme des Temperaturprofils<br />

Eine für Messungen relativ leicht zugängliche thermodynamische Größe ist<br />

die Temperatur. Da ein ausreichend hoher Temperaturgradient außerdem<br />

eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Betrieb ist, erscheint es sinnvoll,<br />

diesen Parameter zur Beschreibung der Kammeratmosphäre zu betrachten.<br />

Die Temperatur wird über flexible Thermopaare des Typs NiCr-Ni (auch<br />

mit K-Typ bezeichnet) etwa 4 cm von der hinteren Kammerwand entfernt im<br />

Inneren gemessen und außerhalb der Kammer vom Digitalthermometer Greisinger<br />

electronic GTH 1200 mit Genauigkeit von ±(0, 2%+0, 5 ◦ C) angezeigt.<br />

Die Thermofühler sind bis auf die sensitiven Messspitzen teflonisoliert und<br />

sind damit gut gegen Alkoholeinflüsse geschützt. Ihr Messbereich liegt zwischen<br />

−50 ◦ C und +260 ◦ C, in dem sie eine Genauigkeit von ±1, 5 ◦ C haben.<br />

Die externen Teile werden in Abbildung 2.4(b) dargestellt.<br />

28


Abbildung 2.4(a) zeigt die nur ca. 4 cm ins Kammerinnere abstehenden<br />

Enden der Fühler. Die restlichen Leitungen werden durch ein dünnes PVC-<br />

Plättchen hindurchgeführt, das <strong>einer</strong>seits zur Positionierung der Fühler in der<br />

Kammer und andererseits als Abdeckung der dahinter liegenden Führung für<br />

die Fühlerleitungen und Anschlüsse der Beleuchtung dient. Diese Führung ist<br />

so angelegt, dass <strong>einer</strong>seits alle vorgesehenen Leitungen darin Platz finden<br />

und andererseits noch genügend Raum übrig bleibt, um die Thermofühler<br />

nicht zu stark biegen zu müssen. Um trotz der Freiräume die gewünschte<br />

Dichtheit der Führung zu erreichen, wird sie mit Schichten aus unterschiedlich<br />

dünnem Moosgummi ausgefüllt. Damit man die Messergebnisse aus mittleren,<br />

für die Nebelschichtbildung wichtigeren Kammerbereichen erhält, ist<br />

die Führung und damit auch die Fühler mit dem PVC-Plättchen mittig an<br />

der hinteren Wand gesetzt. Sie sind in Abbildung 2.3 gut erkennbar.<br />

Die Thermofühler bleiben nach <strong>einer</strong> Ausrichtung an ihren Positionen,<br />

müssen aber nach jeder Störung, die z.B. beim Herausnehmen bzw. Einsetzen<br />

der Alkoholrinne leicht zu Stande kommt, neu ausgerichtet werden.<br />

Diese Flexibilität stellt aber auch einen Vorteil dar. Bei Anwendung dieser<br />

Fühler braucht man nur einen einzigen direkten Durchgang nach außen,<br />

der nach Entfernen der Fühler nach der Testphase sehr leicht verschlossen<br />

werden kann. Zusätzlich ermöglichen die Fühler Temperaturmessungen an<br />

schwer zugänglichen Stellen, wie z.B. direkt an in den Seitenwänden versenkten<br />

LEDs oder in der Alkoholrinne.<br />

Temperatur ist ein zur Kontrolle der in der Kammer ablaufenden Prozesse<br />

gut geeigneter Parameter. So ist es z.B. sinnvoll, die Temperatur der Alkoholflüssigkeit<br />

in der Rinne (A) zu beobachten, um Aussagen darüber treffen<br />

zu können, ob sie sich langfristig stabilisiert oder immer weiter zunimmt,<br />

was in <strong>einer</strong> Ausbildung von intensiven Nebelschwaden 15 resultiert. Aus diesen<br />

Überlegungen wird das oben erwähnte, ausgeliehene Digitalthermometer<br />

durch das Digitale Handthermometer K 102 (Voltcraft) ersetzt. Es weist fast<br />

die gleiche Genauigkeit ±(0, 3% + 1 ◦ C) auf, hat aber zwei Einlesekanäle für<br />

die bereits vorhandenen Thermofühler.<br />

2.4 Beleuchtung<br />

Die entlang der Teilchenspuren kondensierten Tropfen werden als Lichtstreuer<br />

sichtbar. Dafür muss der entsprechende Kammerbereich ausreichend ausgeleuchtet<br />

werden. Die Beleuchtung bildet damit eines der wichtigsten Bestandteile<br />

<strong>einer</strong> Nebelkammer.<br />

15 Dieser Pozess wird in Kapitel 3 beschrieben.<br />

29


Damit die Beleuchtungselemente kein Hindernis für die gleichmäßige Verteilung<br />

des Dampfes innerhalb des Kammervolumens darstellen, werden sie<br />

in die Wände eingelassen. Ihre Position wurde gestützt auf die Angabe <strong>einer</strong><br />

sensitiven Schichtdicke von 1 − 2 cm von M. Heide [22] auf ca. 1 cm über der<br />

Bodenplatte gesetzt 16 , wo in den Kammerwänden entsprechende Einfräsungen<br />

gemacht wurden. Ein kleines Einbauteil bedeutet in diesem Fall auch eine<br />

gute Wärmeisolation zwischen dem Kammerinneren und der Umgebung.<br />

Ein weiteres Auswahlkriterium für ein Leuchtmittel war eine minimale<br />

Wärmeentwicklung. Diese Eigenschaft wird explizit auf den Datenblättern zu<br />

LED-Streifen aufgelistet, die außerdem auch der vorherigen Bedingung sehr<br />

gut entsprechen. Somit fiel die Wahl auf flexible LED-Streifen LINEARlight<br />

Flex LM 10A (OSRAM).<br />

A. Langsdorf [5] bzw. von M. Heide [22] warnen vor Verwendung des Lichtes<br />

in infrarotem und bestimmten violetten und ultravioletten Spektralbereichen.<br />

Laut A. Langsdorf erwärmt das infrarote Licht beim Austreten aus der<br />

Kammer ihre Wände und überlagert damit die erwünschten Kammerprozesse.<br />

Das violette Licht löst chemische Reaktionen aus, bei denen ungeladene<br />

Kondensationskeime entstehen, was zu einem diffusen Regen führt, der die<br />

Nebelspuren von geladenen Teilchen überlagert und damit die Sichtbarkeit<br />

der erwünschten Ereignisse verschlechtert. Aus diesen Gründen wurden in<br />

der ersten Testphase grüne LEDs eingesetzt, die allerdings nicht intensiv genug<br />

waren. Im nächsten Schritt wurden sie durch warmweiße ersetzt, die laut<br />

Datenblatt einen etwa 2,5-fachen Lichtstrom 17 aufweisen. Um eine maximale<br />

und möglichst gleichmäßige Ausleuchtung der sensitiven Schicht zu erreichen,<br />

wurden die LED-Module an allen vier Wänden eingesetzt.<br />

Die erste Variante der Beleuchtungsvorrichtung bestand darin, dass die<br />

LEDs zum Kammerinneren hin mit Glasstreifen abgegrenzt wurden, um<br />

<strong>einer</strong>seits die durch sie emittierte Wärme vom gekühlten Kammerinneren<br />

fern zu halten und andererseits sie vor der möglichen schädigenden Einwirkung<br />

des Alkoholdampfes zu schützen. Daher kommt die vorhin verwendete<br />

Bezeichnung Schutzgläser. Allerdings erfolgte die Beleuchtung bei dem Abstrahlwinkel<br />

der LEDs von 120 ◦ ziemlich diffus und musste verbessert bzw.<br />

intensiviert werden.<br />

Zur Bündelung des Lichts wurden zu Testzwecken Stäbe aus Plexiglas in<br />

verschiedenen Formen angefertigt. Da man nur sehr wenig Platz im Kammerinneren<br />

zur Verfügung hat und die einzelnen LEDs bei diesen räumlichen<br />

16 Die einzelnen Einbauelemente wichen in ihren Maßen von den geplanten Vorgaben ab,<br />

sodass die aktuelle Höhe der LEDs über der Bodenplatte etwas kl<strong>einer</strong> ausfiel.<br />

17 Lichtstrom laut Datenblättern von OSRAM:<br />

grün (OS-LM10A-T1): 675 lm Stand 03.06.2004<br />

warmweiß (OS-LM10A-W3F-727): 1720 lm Stand 20.12.2007<br />

30


Verhältnissen nicht als Punktquellen angesehen werden können, kann man<br />

durch theoretische Überlegungen keine verwendbaren Aussagen über die zum<br />

Einsatz geeignete Linsenform treffen. Die Optimierung muss auf dem experimentellen<br />

Wege erfolgen. Dazu wurden Plexiglasstäbe mit kreis- (bikonvex)<br />

und halbkreisförmigem (plankonvex) Querschnitt in mehreren Durchmessern<br />

getestet. Allgemein wurde, wie theoretisch zu erwarten war, eine stärkere<br />

Bündelung mit dünneren Stäben beobachtet. Aber man sollte den minimalen<br />

Durchmesser von 10 mm nicht unterschreiten, da das Licht sonst an den<br />

Linsen vorbeigeht und blendet. Außerdem zeigten plankonvexe Linsen bei<br />

Einsatz über den Schutzgläsern bessere Ergebnisse, während die bikonvexen<br />

dazu in direktem Kontakt zu LEDs standen.<br />

Die Entscheidung für eine bestimmte Linsenform wurde durch folgende<br />

Argumente beeinflusst. Plexiglas eignet sich für einen dauerhaften Einsatz in<br />

<strong>einer</strong> Alkoholatmosphäre als Bestandteil der Beleuchtung nicht, da es nach<br />

Untersuchungen von M. Heide [22] mit der Zeit vor allem trüb wird. Auch<br />

nach <strong>einer</strong> Testphase von ein paar Wochen konnte man an verwendeten Plexiglaslinsen<br />

bereits leichte Schädigungen beobachten. So spielte bei der Entscheidung<br />

die Option <strong>einer</strong> Ersetzung durch Elemente aus einem für Alkoholeinwirkungen<br />

resistenten Material eine wichtige Rolle. Eine Herstellung von<br />

plankonvexen Plexiglaslinsen mit kl<strong>einer</strong>en Radien erwies sich als schwierig,<br />

da beim Bearbeiten des Materials die Gefahr <strong>einer</strong> mechanischen Verformung<br />

bestand. Ein weiterer Nachteil von plankonvexen Linsen bestand darin, dass<br />

das Licht beim Durchgang durch die Schutzgläser darin mehrfach reflektiert<br />

und außerhalb der Linsen ausgekoppelt wurde, was zu Blendungseffekten<br />

beim Beobachten der Ereignisse führen würde.<br />

Für bikonvexe Linsen sprach andererseits, dass runde Glasstäbe als chemisches<br />

Zubehör leicht erhältlich sind und Glas als Brechungsmaterial für<br />

eine Alkoholatmosphäre gut geeignet ist. Es ist optisch dichter als Plexiglas<br />

und hat eine höhere Lichtdurchlässigkeit. Außerdem ist Glas resistent<br />

gegen Alkoholeinwirkungen. So wurden zur Bündelung schließlich einfache<br />

Glasstäbe mit dem Durchmesser 10 mm direkt vor LED-Streifen mit einem<br />

leichten Druck darauf eingebaut, sodass die Linsen gleichzeitig zur Fixierung<br />

der LED-Module dienen. Zusätzlich zur Intensivierung der Beleuchtung<br />

konnte man auch die Blendung eines Betrachters enorm reduzieren. Durch<br />

vertikale Verschiebung der Stäbe kann zudem die Höhe des ausgeleuchteten<br />

Bereiches verstellt werden.<br />

Zur vollständigen Abschirmung des Blendlichts wurden an den Kammerwänden<br />

Streifen aus schwarzem Moosgummi angebracht, die leicht über<br />

die Linsen gehen und das nach oben abgestrahlte Licht vollständig absorbieren.<br />

Mit der zweiten Variante besteht zwar ein direkter Kontakt zwischen<br />

31


den LEDs und dem Kammerinneren, wodurch sie der Einwirkung von Alkoholdämpfen<br />

ausgesetzt sind und die emittierte Wärme 18 ungehindert in<br />

das gekühlte Volumen gelangen kann. Es treten aber andere vorteilhafte Effekte<br />

auf. So kann die Wärme von LEDs dazu genutzt werden, den Alkoholdampf<br />

in ihrer Nähe zu erwärmen und zum Aufsteigen anzuleiten. Das<br />

geschieht allerdings hauptsächlich hinter den Moosgummistreifen und stört<br />

damit die Dampfverteilung in der Kammer nicht. Es wird dadurch eher eine<br />

Belüftung der LEDs erreicht, die die Alkoholeinwirkung vermutlich reduziert.<br />

Die Wärmeleitung nach oben ist in diesem Fall auch nicht nachteilig,<br />

da sie zu einem wärmeren Kammerbereich stattfindet. Die erzeugte Wärme<br />

ist sogar insoweit nützlich, dass sie den flüssigen Alkohol an den Moosgummistreifen,<br />

z.B. nach Überlaufen der Rinne, zum Verdampfen anregt und die<br />

Dampfsättigung dadurch zusätzlich steigert. Die Wärmeleitung nach unten<br />

ist in diesem Fall die einzige unerwünschte Erscheinung. Während des Kammerbetriebs<br />

wurden allerdings keine störenden Effekte beobachtet, die auf<br />

diesen Wärmetransport zurückzuführen sind.<br />

2.5 Hochspannung<br />

T. S. Needels und C. E. Nielsen [8] weisen mit ihren experimentellen Ergebnissen<br />

darauf hin, dass ein vertikales elektrisches Feld der Stärke 50−100 V/cm<br />

die Sichtbarkeit von Teilchenspuren deutlich verbessert. Eine Untersuchung<br />

der Einflüsse <strong>einer</strong> Hochspannung auf die Sichtbarkeit der Spuren wird in<br />

Kapitel 3 vorgestellt. Aus diesem Grund wird im oberen Bereich der Kammer<br />

ein Rahmen (R) angebracht, der mit einem Bronze-Draht in Abständen<br />

von 1 cm bespannt ist. Dieser Draht hat eine hohe Reißfestigkeit, die bei<br />

mechanischen Optimierungsarbeiten an der Kammer von Vorteil ist.<br />

An diese Drahtebene wird über ein reversierbares Hochspannungsmodul<br />

RMM5 (Heim Electronic GmbH) eine regelbare Spannung gegenüber der geerdeten<br />

Kühlplatte (K) angelegt. Die Regelung erfolgt durch Variation <strong>einer</strong><br />

Eingangsspannung zwischen 1, 2 V (Mindestbetriebswert für die Schaltung)<br />

und 12 V, die proportional zur Ausgangsspannung ist, wodurch sich der Betriebsbereich<br />

0, 5 − 5 kV für das gesamte Gerät ergibt.<br />

Mittels eines Schalters lässt sich die Polung in der Kammer ändern. Beim<br />

Umschalten sollte man allerdings darauf achten, dass vor Betätigung des<br />

Schalters die Ausgangsspannung auf den minimalen Wert von 0, 5 kV reduziert<br />

wird.<br />

18 Messungen an warmweißen LEDs ergaben bei ausgeschaltenem Kühlaggregat eine Be-<br />

triebstemperatur von 35 ◦ C.<br />

32


2.6 Heizelemente<br />

In der Kammer werden zwei Heizelemente eingesetzt, die beide in Form von<br />

stromdurchflossenen Heizdrähten wirken, die Rinnen- und die sogenannte<br />

Haubenheizung.<br />

Um die Dampfmenge und damit den Übersättigungsgrad im Kammerinneren<br />

variieren zu können, wird die Alkoholflüssigkeit variabel beheizt. Dazu<br />

wurde ein WM100-Draht 19 mit dem Durchmesser 0, 45 mm mittels eingeklebter<br />

Keramikröhrchen in der Rinne befestigt. Dieser Draht besitzt verglichen<br />

mit Konstantan einen deutlich höheren spezifischen Widerstand. Dadurch<br />

kann zur Heizung ein etwas dickerer Draht verwendet werden, wodurch die<br />

Kontaktfläche zwischen der Alkoholflüssigkeit und dem Heizelement steigt.<br />

Außerdem reicht eine einzige Schleife in der Rinne aus, um die notwendige<br />

Heizleistung an die Flüssigkeit zu übertragen. Die Drahtlänge beträgt<br />

dementsprechend ca. 115 cm. Der Gesamtwiderstand dieses Heizelements ist<br />

(9, 74 ± 0, 07) Ω. Seine Versorgung mit elektrischem Strom erfolgt dabei über<br />

ein Labornetzgerät DF-1730SB 3A von McPower (0 − 30 V/0 − 3 A).<br />

Eine zweite Heizung wird an der Glasabdeckung (G) angebracht und wird<br />

im Folgenden als Haubenheizung bezeichnet. Sie soll den oberen Kammerbereich<br />

erwärmen, damit sich kein Kondensat an der Glasplatte bildet. In<br />

der Testphase wurde ein Beschlagen der Scheibe sowohl von innen als auch<br />

von außen beobachtet. Auf der Innenseite etsteht das Kondensat, wenn die<br />

Kammer bei abgeschaltener Haubenheizung betrieben wird und der Alkoholdampf<br />

an der kühleren Glasscheibe Tropfen bildet. Das Beschlagen der<br />

Glasscheibe von außen tritt ein, wenn nur das Kühlaggregat in Betrieb ist<br />

und die Scheibe von innen ausreichend abkühlt, sodass die Luftfeuchtigkeit<br />

aus der Umgebung daran kondensiert.<br />

Die Haubenheizung besteht aus <strong>einer</strong> Ebene aus parallelen, am Rahmen<br />

(R) befestigten Konstantandrähten mit dem Durchmesser 0, 4 mm, die den<br />

Gesamtwiderstand (32, 3 ± 0, 2) Ω hat. Sie wird über ein Labornetzgerät DF-<br />

1760SL 3A (0 − 60 V/0 − 3 A) mit elektrischem Strom versorgt.<br />

Der Rahmen wird in der Kammer so platziert, dass die Heizebene nur<br />

wenige Millimeter von der Glasabdeckung entfernt ist. Darunter befindet<br />

sich dann die Drahtebene zur Erzeugung eines vertikalen elektrischen Feldes.<br />

Während das Feld nach unten in der Größenordnung von 100 V/cm liegt, bildet<br />

sich zwischen den Ebenen ein Feld bis zu mehreren kV/cm aus. Deshalb<br />

musste bei der Festlegung des Ebenenabstandes die Durchschlagsfestigkeit<br />

der im oberen Kammerbereich vorliegenden Alkoholatmosphäre berücksichtigt<br />

werden. Da keine Angaben zu dieser Größe in diesem speziellen Fall<br />

19 WM steht für Widerstandsdraht. WM100 wird auch Cekas genannt.<br />

33


erhältlich waren, musste man den benötigten Abstand schätzen. Elektrotechniker<br />

aus hauseigener Elektronikwerkstatt verwenden für Luft die Faustregel<br />

20 1 kV/mm, womit sich für 3 kV ein minimaler Abstand von 3 mm ergibt.<br />

Wenn man diese Größe in Anbetracht <strong>einer</strong> Alkoholatmosphäre statt Luft<br />

verdoppelt und einige Millimeter dazu zählt, die die thermische Ausdehnung<br />

der Heizdrähte 21 und damit eine Minderung des Abstandes berücksichtigen,<br />

kommt man in dieser groben Schätzung zu einem Abstand von 1 cm, der<br />

auch umgesetzt wurde.<br />

Bei der gewählten Anordnung der Drahtebenen am Rahmen befinden<br />

sich die Bronzedrähte näher zum Boden, wodurch zur Erzeugung eines elektrischen<br />

Feldes dazwischen eine kl<strong>einer</strong>e Spannung benötigt und damit auch<br />

die Gefahr eines elektrischen Durchschlags minimiert wird. Gleichzeitig liegt<br />

ein größerer Abstand der Heizebene vom Boden vor, was eine niedrigere Kühlleistung<br />

vom Kühlaggregat während des Betriebs erfordert.<br />

2.7 Alkoholkreislauf<br />

Bereits A. Langsdorf [5] erkannte die zum Einsatz in <strong>einer</strong> Nebelkammer nützlichen<br />

Eigenschaften von Methanol und Ethanol. Später untersuchte E. W.<br />

Cowan [7] Alkohole auf ihre Anwendbarkeit genauer und kam zu dem Schluss,<br />

Alkohole, besonders Methanol, und deren Mischungen seien sehr gut geeignet.<br />

Aber er weist auch darauf hin, dass während eines Betriebs mit <strong>einer</strong> Alkoholmischung<br />

die Komponenten mit unterschiedlichen Raten verdampfen und<br />

damit keine Aussagen über die momentane Zusammensetzung des Dampfmediums<br />

erlauben. Dies kann zu Variationen der Kammeratmosphäre führen<br />

und macht eine Herstellung eines stabilen <strong>kontinuierlich</strong>en Kammerbetriebs<br />

sehr kompliziert. Aus diesem Grund werden in der gebauten <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

nur reine Alkohole verwendet, und zwar Ethanol und 2-Propanol. In<br />

der ersten Testphase wurden die leichter erhältlichen technischen Flüssigkeiten<br />

eingesetzt, die auch schon gute Ergebnisse brachten. Dabei bildete sich<br />

mit 2-Propanol eine besonders gleichmäßige Hintergrundnebelschicht über<br />

der ganzen Bodenplatte aus, sodass in weiteren Experimenten nur reines 2-<br />

Propanol genutzt wurde.<br />

Die Alkoholzufuhr geschah mittels eines durch die hintere Wand geführten<br />

flexiblen Kunststoffschlauchs mit 5 mm Außendurchmesser, dessen Ende<br />

20 Laut P. A. Tipler [26, S. 728] beträgt die Durchschlagsfestigkeit der Luft 3 kV/mm.<br />

21 Um die thermische Ausdehnung zu begrenzen und damit einen Kontakt zwischen<br />

der Heiz- und der Hochspannungsebene zu verhindern, wurde zur Stromversorgung der<br />

Heizebene ein Labornetzgerät ausgesucht, das bei dem Drahtwiderstand die maximale<br />

Stromstärke von 1 A liefern kann.<br />

34


durch einen eingesetzten starren Draht so geformt wurde, dass die Flüssigkeit<br />

direkt in die Rinne (A) floss. Das Schlauchende ist im rechten oberen Bereich<br />

der Abbildung 2.3 sichtbar.<br />

Außen wurde der Schlauch an eine Bürette mit einem Kugelhahn angeschlossen,<br />

sodass die Alkoholzufuhr in periodischen Abständen manuell geregelt<br />

erfolgte. Bei <strong>einer</strong> perfekten Kontinuität müsste die Flüssigkeit ständig<br />

hineinfließen. Das führt bei <strong>einer</strong> einstelligen Zuleitung aber zu <strong>einer</strong> unvorteilhaften<br />

Temperaturverteilung in der Rinne, d.h. an der Anschlussstelle<br />

dominiert die kalte Flüssigkeit, die sich erst im Laufe ihrer Verteilung in der<br />

Rinne erwärmt und damit an der dem Anschluss gegenüber liegenden Seite<br />

eine warme Stelle bildet. Dadurch liegen an diesen Stellen unterschiedliche<br />

Verdampfungsraten vor, was in <strong>einer</strong> unregelmäßigen Übersättigung resultiert.<br />

Diesem Verhalten entgegenzuwirken erscheint aus technischer Sicht sehr<br />

schwierig zu sein, sodass eine unterbrochene Alkoholzufuhr in regelmäßigen<br />

Zeitabständen und in kleinen Mengen demgegenüber eine zufrieden stellende<br />

Lösung darstellt.<br />

Der in der Rinne erwärmte Alkohol verdampft und bewegt sich beim<br />

Abkühlen nach unten, wo er an der kalten Bodenplatte kondensiert. Die oberhalb<br />

der eloxierten Aluminiumplatte entstandenen Tropfen können aufgrund<br />

der Plattenform in die dafür vorgesehene Vertiefung um die Kühlplatte (K)<br />

abfließen, die eine durch den Boden (B) gehende Öffnung hat. Zur Sicherheit<br />

wurde eine weitere Abflussöffnung vom Zwischenraum unter der Kühlplatte<br />

(K) gelegt. Die beiden Öffnungen leiten die Flüssigkeit in die untere Wanne<br />

(W), die mit einem externen Sammelbehälter verbunden ist. Die beschriebenen<br />

Abflüsse sind in Abbildung 2.1 durch gestrichelte Linien angedeutet.<br />

In der aktuellen Version der <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> ist noch keine Wiederzufuhr<br />

des Alkohols in die Kammer verwirklicht. Sie ist aber als ein Weiterentwicklungspunkt<br />

eingeplant. Der bis jetzt verbrauchte Alkohol wurde<br />

auf seinem Weg durch die Kammer durch weitere Substanzen, z.B. Staub<br />

und Farbstoffe, verunreinigt und wird daher zur Entsorgung weitergegeben.<br />

35


Kapitel 3<br />

Betrieb der Kammer<br />

3.1 Erste Testläufe<br />

Die gebaute <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> zeigte bereits beim ersten Testlauf Nebelspuren,<br />

wobei alle zur Verfügung stehenden Steuerelemente eingesetzt werden<br />

mussten. Das Kühlaggregat wurde auf −40 ◦ C eingestellt. Gleichzeitig<br />

wurden beide Heizelemente eingesetzt, um die Kammeratmosphäre mit dem<br />

benötigten Dampf zu versorgen bzw. das Beschlagen der Glasabdeckung zu<br />

verhindern. Die Hochspannung am Rahmen wurde bis 2, 5 kV getestet.<br />

Zur ersten Orientierung dienten Spuren von künstlichen radioaktiven Quellen.<br />

Da zu dem Zeitpunkt noch keine optimalen Bedingungen für die Sichtbarkeit<br />

der Spuren vorlagen, konnte man keine Spuren <strong>einer</strong> β-Quelle ( 90 Sr,<br />

110 kBq) nachweisen. Beim Einsatz <strong>einer</strong> α-Quelle ( 241 Am, 100 kBq) wurde in<br />

ihrer direkten Umgebung eine Ansammlung von 1−2 cm langen und 3−5 mm<br />

breiten Spuren sichtbar. Dabei befand sich die strahlende Quelle vollständig<br />

im Kammerinneren, etwa 5 mm von der Wand entfernt. Das beobachtete<br />

Spurenprofil entspricht somit den Erwartungen, die auf den Schätzungen für<br />

die Reichweite von α-Strahlung in Luft basieren.<br />

Zusätzlich zu diesen Spuren konnte man ab und zu lange, z.T. sehr unregelmäßige<br />

sehen, die aufgrund ihrer Ausbreitungsrichtung nicht von der<br />

eingesetzten α-Quelle stammen konnten, sodass deren Ursprung der natürlichen<br />

Strahlung zugeordnet werden musste.<br />

In weiteren Untersuchungen stellte man fest, dass bei diesem ersten Kammeraufbau<br />

noch viele Ansätze von mit bloßem Auge kaum erkennbaren Spuren<br />

vorhanden waren. Dazu musste man <strong>einer</strong>seits wissen, worauf man sich<br />

beim Beobachten konzentrieren muss, und andererseits seinen Blick entgegen<br />

der Beleuchtungsrichtung der LEDs richten, was dafür sprach, dass die<br />

Ausleuchtung der sensitiven Schicht noch nicht ausreichte. In <strong>einer</strong> Demon-<br />

36


stration <strong>einer</strong> Nebelkammer von Conatex-Didactic durch Herrn H. Wentsch<br />

(techn. Betreuer von Vorlesungen im Gr. Physik-Hörsaal) wurde die letzte<br />

Vermutung bestätigt.<br />

Nach diesen ersten Untersuchungen bestand die folgende Arbeit in erster<br />

Linie darin, die Kammer technisch zu verbessern und optimale Parameter<br />

für einen längeren Betrieb zu bestimmen. Dabei stand die Nachweissensitivität<br />

der Kammer für die natürliche Strahlung im Vordergrund, sodass die<br />

Optimierung ohne Einsatz künslicher radioaktiver Quellen durchgeführt wurde.<br />

Die letzte im Rahmen dieser Arbeit umgesetzte technische Version (Mai<br />

2008) <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> ist in Kapitel 2 beschrieben.<br />

3.2 Beobachtete Spuren<br />

Mit dem aktuellen Kammeraufbau konnten ziemlich gute Sichtbarkeitsverhältnisse<br />

von Spuren erreicht werden. Ein wichtiger Faktor ist dabei ein<br />

gleichmäßiger Hintergrund aus Nebeltropfen, verteilt über dem ganzen Boden,<br />

der von der Beobachtung der Spuren nicht ablenkt 22 .<br />

Die mit Alkoholflüssigkeit benetzte Aluminiumplatte bildet einen ebenmäßigen<br />

schwarzen Untergrund, der teilweise als ein Spiegel wirkt. Dadurch<br />

scheint die Nebelschicht am Boden Tiefen bis zu einigen Zentimetern zu erreichen.<br />

Um die tatsächliche Schichtdicke genauer schätzen zu können, wurde an<br />

der stabilisierender Strebe am Rahmen, 5 mm über dem Kammerboden mittig<br />

ein dünner Stab aus Plexiglas hineingehängt, der in 5 mm Abständen vom<br />

unteren Stabende aus beginnend horizontale Markierungen besaß. Dabei stieg<br />

der Nebel nie so weit, dass der Stab in ihn eintauchen würde 23 . Schätzungen<br />

der Schichthöhe an den seitlich eingebauten Thermofühlern führten zu gleichen<br />

Ergebnissen. So konnte trotz des optischen Eindrucks die Schichthöhe<br />

während eines lang anhaltenden Kammerbetriebs auf lediglich etwa 5 mm<br />

geschätzt werden, wobei kurzfristig auch Höhen bis zu 7 mm erreicht wurden.<br />

Spurenbildung wurde nur in dieser dünnen Schicht beobachtet, während<br />

kurzfristige Nebelwirbel und intensive Nebelbildung infolge <strong>einer</strong> Dampfüberhitzung<br />

fast bis in die Rinnenhöhe von 7 cm aufstiegen.<br />

22 Die möglichen Ablenkungen werden im Abschnitt 3.5 näher erläutert.<br />

23 Der Stab bietete auch im aufgehängten Zustand eine Kondensationsfläche an, sodass<br />

in dessen direkter Umgebung und darunter ein Dampfmangel bzw. nebelfreie Stellen erkennbar<br />

waren, die eine genaue Höhenschätzung verhinderten.<br />

37


Abbildung 3.1: Spuren <strong>einer</strong> β − -Quelle 90 Sr<br />

3.2.1 Spuren bekannter Abstammung<br />

Trotz der relativ dünnen Nachweisschicht waren die Spuren in der modifizierten<br />

Nebelkammer sogar in Abwesenheit eines klärenden elektrischen Feldes<br />

als solche erkennbar. Beim Anlegen <strong>einer</strong> Spannung von 2 kV am Rahmen<br />

zeigten die Spuren deutliche Unterschiede in ihren Formen, sodass das entsprechende<br />

elektrische Feld gut geeignet ist, um eine Spurenanalyse durchzuführen.<br />

Die folgenden Aussagen über die Spurenformen wurden deshalb<br />

bei <strong>einer</strong> Spannung von 2 kV abgeleitet. Zur Differenzierung der ionisierenden<br />

Teilchen in der natürlichen Strahlung anhand ihrer Spuren wurden als<br />

Vergleichsobjekte künstliche radioaktive α- bzw. β-Quellen eingesetzt.<br />

Nach Einsetzen eines 90 Sr-Präparates 24 (β − , 110 kBq) in das Kammerinnere<br />

konnte man im Gegensatz zu ersten Versuchen mit modifiziertem Kammeraufbau<br />

viele dünne Spuren sehen, die über dem ganzen Boden verteilt waren.<br />

Dabei war die Ereignisrate so hoch, dass die einzelnen Spuren aufgrund<br />

der Überlagerung untereinander sich nicht in ihrer vollen Länge entwickeln<br />

konnten 25 . So wurde die Quelle zur Erzeugung von deutlich differenzierbaren,<br />

einzelnen Spuren von Elektronen 5, 5 cm außerhalb der Kammer gegenüber<br />

der Öffnung für radioaktive Quellen gesetzt. Auch in dieser Positionierung<br />

der Quelle fanden genügend Ereignisse statt. Abbidung 3.1 zeigt einen Ausschnitt<br />

aus <strong>einer</strong> Aufnahme davon. Die Spuren breiten sich von der Öffnung<br />

ausgehend fächerförmig aus und erreichen teilweise sogar die gegenüberliegende<br />

Kammerwand. Sie verlaufen näherungsweise geradlinig. Bedingt durch<br />

das relativ niedrige Ionisierungsvermögen von Elektronen sind die Spuren<br />

dünn und weisen eine niedrige Tröpfchendichte auf, wodurch sie sich nicht<br />

sehr stark vom allgemeinen Nebelhintergrund abheben.<br />

241 Am-Präparat (α, 100 kBq) ergab beim Einsetzen mit dem strahlenden<br />

24 Im Anhang befindet sich ein Zerfallsschema von 90 Sr und 241 Am.<br />

25 Vermutlich waren die Spuren auch in ersten Testläufen in der Kammer vorhanden,<br />

konnten aber wegen der nicht optimierten Sichtverhältnisse nicht aufgelöst werden.<br />

38


(a) (b)<br />

Abbildung 3.2: Spuren <strong>einer</strong> α- und β-Quelle 226 Ra<br />

Ende an der inneren Kammerwand eine Menge deutlich intensiverer, aber<br />

auch viel kürzerer Spuren. Bedingt durch die relativ kurze Reichweite der α-<br />

Teilchen fanden die meisten Ereignisse in direkter Quellenumgebung statt, die<br />

mit dem Randbereich der Bodenplatte übereinstimmt. In diesem Bereich sind<br />

die Sichtverhältnisse zum Nachweis von Spuren aber nicht optimal. Außerdem<br />

befand sich die Quelle wegen der Position der Öffnung ca. 3 cm über dem<br />

Kammerboden. So konnte man unter diesen Bedingungen keine einzelnen<br />

Spuren, sondern nur einen hellen Halbkreis an der Kammerwand erkennen.<br />

Um Spuren von α-Teilchen in ihrer vollen Länge beobachten zu können,<br />

wurde eine schwächere Quelle 226 Ra (3, 3 kBq) 26 im Kammerinneren platziert,<br />

die als Schulpräparat sowohl α-Teilchen als auch Elektronen abstrahlt.<br />

Abbildung 3.2 zeigt einige Aufnahmen mit dieser Quelle. Die unter (a) zusammengefassten<br />

Aufnahmen zeigen die Präparatspitze mit davon ausgehenden<br />

Spuren von α-Teilchen. Aufgrund des hohen Ionisationsvermögens der Teilchen<br />

weisen die Spuren eine verglichen mit denen von Elektronen deutlich<br />

höhere Tröpfchendichte auf, wodurch sie viel heller bzw. intensiver erscheinen.<br />

Zum direkten Vergleich sind in Abbildung 3.2(b) die von der Ra-Quelle<br />

ausgehenden α- und β − -Spuren dargestellt.<br />

26 226 Ra ist ein Zwischenprodukt der natürlichen Uran-Radium-Reihe. Die Energien der<br />

Strahlungsteilchen kann man dem Anhang C.2 entnehmen.<br />

39


3.2.2 Ionisationsvermögen der ausgewählten Teilchen<br />

An dieser Stelle wäre es interessant zu wissen, wie stark die Ionisationsvermögen<br />

von α-Teilchen, Protonen, Elektronen und Myonen sich quantitativ<br />

voneinander unterscheiden.<br />

Zu Myonen und Elektronen wurden bereits im Abschnitt 1.4 Angaben<br />

von C. Grupen zu Ionisationsverlusten in Luft aufgeführt. Dabei ergab sich,<br />

dass Elektronen mit Impulsen27 zwischen 0, 1 MeV/c und 84 MeV/c und<br />

Myonen zwischen 100 MeV/c und 10 GeV/c minimal ionisierend mit dem<br />

Energieverlust 2 − 2, 5 keV<br />

cm<br />

sind. Zur Erzeugung eines Elektron-Ion-Paares in<br />

Stickstoff-Gas (N2), das den Großteil der Erdatmosphäre ausmacht, braucht<br />

man laut C. Grupen [15] unabhängig vom Typ des ionisierenden Teilchens<br />

eine mittlere Energie (W-Wert) von 35 eV. Da nach Abbildung 1.3 von A.<br />

Langsdorf [5] der Partialdruck des Dampfes p1 in der sensitiven Schicht verschwindend<br />

klein ist und der des Füllgases, in diesem Fall Luft, gegen 1 atm<br />

strebt, besteht die Kammeratmosphäre in diesem Bereich hauptsächlich aus<br />

Luft und eine Näherung durch Daten für Stickstoff ist gerechtfertigt. Somit<br />

produzieren Elektronen (bzw. Positronen) und Myonen etwa 60 − 70 Tröpfchen<br />

pro cm Wegstrecke.<br />

Da die dünnen Spuren am unteren Rand der Sichtbarkeit liegen, kann<br />

man das Ionisationsvermögen von 2 − 2, 5 keV<br />

cm<br />

bzw. 50 Tropfen pro cm als<br />

kritische Werte für die Sichtbarkeit von Spuren in der gebauten <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

annehmen.<br />

Zur Berechnung dieser Größe für α-Teilchen und Protonen wurden die<br />

entsprechenden Daten28 in (1.14) eingesetzt. So ergibt sich für ein α-Teilchen<br />

mit der kinetischen Energie von 5, 5 MeV, die typisch für natürliche α-<br />

Strahlung ist, ein Ionisationsvermögen von 952, 6 keV,<br />

was für die Tröpf-<br />

cm<br />

chendichte in der Nebelspur 27, 2 · 103 cm−1 bedeutet. Damit erklärt sich<br />

das sehr intensive Auftreten der Spuren von α-Teilchen. Zum Vergleich wurde<br />

das Ionisationsvermögen eines Protons mit derselben kinetischen Energie<br />

(5, 5 MeV) berechnet. Mit 83, 9 keV liegt es deutlich unter dem Wert für α-<br />

cm<br />

Teilchen. Die entsprechende Tröpfchendichte lautet dann 2397 cm−1 . Damit<br />

27 Die Umrechnung der kinetischen Energie Ekin zu Impuls p erfolgt nach der Formel<br />

Ekin := E − m0c 2 =<br />

�<br />

m2 0c4 + p2c2 − m0c 2 �<br />

⇒ pc = (Ekin + m0c2 ) 2 − m2 0c4 .<br />

So folgt für Elektronen (m0 = me) und Myonen (m0 = mµ):<br />

e− : Ekin ⇒ pc<br />

0, 01 MeV ⇒ 0, 102 MeV<br />

84 MeV ⇒ 84, 509 MeV<br />

µ: Ekin ⇒ pc<br />

40 MeV ⇒ 100, 263 MeV<br />

10 4 MeV ⇒ 10, 105 GeV<br />

28 nach C. Grupen [15]: Z = 7, 3; ρ = 1, 3 · 10 −3 g<br />

cm 3 ; zα = 2;<br />

A = 14, 4; I = 95, 74 eV; zp = 1.<br />

40


Abbildung 3.3: Natürliche Strahlung<br />

dürften die Spuren von Protonen, wenn sie in die Kammer gelangen, auch<br />

intensiv sein. Bei kinetischen Energien um 5, 5 MeV nimmt der Ionisationsverlust<br />

− dE mit steigenden Energien ab und umgekehrt. Nach Berechnungen<br />

dx<br />

von C. Grupen [15] werden Protonen bei ≈ 1 GeV und α-Teilchen erst bei<br />

3 − 4 GeV kinetischer Energie (abgelesen aus <strong>einer</strong> Graphik) minimal ionisierend.<br />

3.2.3 Analyse von Spuren natürlicher Strahlung<br />

In Abwesenheit <strong>einer</strong> künstlichen radioaktiven Quelle wurden sehr viele Spuren<br />

mit unterschiedlichen Formen registriert. Während die intensiven α-<br />

Ereignisse relativ selten stattfanden, war ein unregelmäßiges Netz aus übereinander<br />

liegenden dünnen Spuren fast ununterbrochen vorhanden. Abbildung<br />

3.3 zeigt einen Ausschnitt eines solchen Spurenbildes.<br />

Die dünnen Spuren haben eine den Elektronenspuren sehr ähnliche Form.<br />

Da Elektronen und Myonen in den erwarteten energetischen Bereichen etwa<br />

das gleiche Ionisierungsvermögen haben, würden ihre Spuren in ihrer Intensität<br />

sehr ähnlich aussehen. Somit kann man schlecht in dem Spurennetz<br />

unterscheiden, ob die einzelnen Linien von Elektronen oder von Myonen aus<br />

der kosmischen Strahlung erzeugt werden. Zum Spurenbild tragen vermutlich<br />

beide Komponenten bei.<br />

In den dünnen Spuren kamen öfter auch Verzweigungen vor. Einige solche<br />

Ereignisse sind vergrößert in Abbildung 3.4 dargestellt. Dabei behält das<br />

einlaufende Teilchen seine Bewegungsrichtung anscheinend bei und löst unterwegs<br />

ein Elektron aus, das soviel Energie übertragen bekommt, dass es eine<br />

eigene Spur erzeugen kann. Dabei hat das sekundäre Elektron einen kl<strong>einer</strong>en<br />

Impuls, da sein Spurenverlauf durch häufige Streuungen bzw. Ablenkungen<br />

bestimmt wird.<br />

Es wurden keine Ereignisse beobachtet, die auf Erzeugung eines Elektron-<br />

41


Abbildung 3.4: Verzweigungen in dünnen Spuren (in Abwesenheit eines radioaktiven<br />

Präparates)<br />

Positron-Paares aus einem γ-Quant deuten würden. Somit ist die <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

nicht sensitiv für die γ-Strahlung, die typischerweise in der<br />

Natur vorkommt.<br />

Mit <strong>einer</strong> deutlich niedrigeren Ereignisrate produzierten α-Teilchen sehr<br />

intensive, 2 − 7 cm lange, einzeln gut erkennbare Spuren.<br />

Zusätzlich zu den beschriebenen Spurenformen kamen während der ganzen<br />

Testphase ein paar Ereignisse, die auf ein Proton als erzeugendes Teilchen<br />

deuten könnten. Die Spuren waren geradlinig, 12 − 14 cm lang und<br />

etwas schwächer in ihrer Intensität. Die Ereignisse kamen allerdings zu selten,<br />

um sie genauer betrachten zu können, sodass es unter Umständen nur<br />

vom Durchschnitt abweichende Spuren von α-Teilchen waren.<br />

Da einzelne α-Spuren sehr gut aufgelöst werden können, eignen sie sich<br />

zur Bestimmung der Ereignisraten für die natürliche Strahlung. Dazu wurden<br />

eindeutige α-Spuren über 30 min gezählt. Aus den zu der jeweiligen<br />

Komponente der natürlichen Strahlung angeführten Statistiken lassen sich<br />

Schätzungen für die zu erwartenden Ereignisraten ableiten.<br />

Die terrestrische Strahlung im Boden bzw. aus den <strong>Bau</strong>materialien wird<br />

wohl keine für die Messung relevanten Ereignisse im Kammerinneren hervorrufen.<br />

Dafür haben die α-Teilchen mit maximaler, in den Zerfallsreihen<br />

vorkommenden kinetischen Energie von ca. 9 MeV eine zu kurze Reichweite.<br />

Für ein α-Teilchen im Bereich 2, 5MeV ≤ Ekin ≤ 20 MeV lässt sie sich in<br />

Luft bei 15 ◦ C (Normaldruck) mit der Formel [15, S. 45] (Ekin in MeV)<br />

Rα = 0, 31 · E 1,5<br />

kin [cm] ⇒ Rα(9 MeV) = 8, 37 cm<br />

Rα(5 MeV) = 3, 47 cm<br />

(3.1)<br />

berechnen. Damit erreichen die in den Hauswänden emittierten α-Teilchen<br />

kaum das Kammerinnere, wenn die Kammer mindestens einen halben Meter<br />

von den Wänden entfernt steht.<br />

42


Abbildung 3.5: Zerfallbilder in Abwesenheit eines radioaktiven Präparates<br />

α-Teilchen aus der kosmischen Strahlung tragen auch nur wenig zur Ereignisrate<br />

bei. Der hadronische Anteil der Strahlung liegt im Gegensatz zu<br />

dem von Myonen (80%) bei nur 1% der geladenen Komponente. Damit kann<br />

die Rate für α-Teilchen aus der Gesamtrate für Myonen von 200 m −2 s −1 mit<br />

2, 5 m −2 s −1 geschätzt werden. Auf die Kammerfläche von 0, 09 m 2 umgerechnet,<br />

ergibt das eine Gesamtereignisrate 0, 225 s −1 . Bei <strong>einer</strong> stark geneigten<br />

Einfallsrichtung, wie die Spuren nachher gezählt werden, kommt nur ein<br />

Bruchteil davon in der Kammer an. Er kann durch Skalierung der Gesamtrate<br />

mit dem Faktor cos 2 (80 ◦ ), der für Myonenintensitäten unter Neigungen<br />

zur Vertikalen angegeben wird, durch 0, 0068 s −1 abgeschätzt werden.<br />

Als Quelle von α-Spuren in der Kammer bleibt noch das gasförmige,<br />

radioaktive Radon ( 218 Rn, 219 Rn, 220 Rn, 222 Rn). Aufgrund seines Aggregatzustandes<br />

kann es ins Kammerinnere gelangen und dort die entsprechende<br />

Zerfallsreihe fortsetzen. Dafür sprechen auch die öfter vorkommenden Spuren<br />

von fast gleichzeitig auftretenden und aus einem Punkt stammenden<br />

α-Teilchen, die in Abbildung 3.5 dargestellt werden.<br />

Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz [20] zerfallen in Wohnräumen<br />

50 − 70 Radonatome pro Sekunde in einem Kubikmeter Luft. Da im<br />

folgenden Experiment die Spuren in horizontaler Projektion gezählt werden,<br />

muss diese Größe auf das effektive Volumen 0, 3 m×0, 3 m×1 cm = 9·10 −4 m 3<br />

skaliert werden. Das ergibt die Rate für Rn-Zerfälle 0, 045 − 0, 063 Bq. Wenn<br />

man in den natürlichen Zerfallsreihen die Pfade für Radon verfolgt, erkennt<br />

man, dass nach einem Rn-Zerfall innerhalb der mit der Messzeit von 30 min<br />

verträglichen Zeit zwei weitere α-Teilchen emittiert werden. Die Ereignisse<br />

sind in der Zusammenstellung farblich hervorgehoben. Somit ergibt sich ein<br />

43


weiterer Skalierungsfaktor 3 und die gesamte Ereignisrate für Produktion<br />

von sichtbaren α-Spuren infolge von Rn-Zerfällen in der Kammer 0, 135 −<br />

0, 189 s −1 .<br />

Um experimentelle Daten zu dieser Ereignisrate zu erhalten, wurden die<br />

intensiven α-Spuren in horizontaler Projektion bei positiver Hochspannung<br />

+2 kV am Rahmen im Laufe von 30 min gezählt. Dabei wurde notiert, ob<br />

die Spuren möglicherweise in einem Zerfall innerhalb der Kammer produziert<br />

wurden, d.h. ob sie vermutlich aus einem Punkt fast gleichzeitig auftreten.<br />

In diesem Vorgehen wurden folgende Daten 29 gesammelt:<br />

24.04.2008:<br />

im Praktikumsraum (6. OG):<br />

Zahl der Ereignisse: 269 ⇒ 0, 149 s −1<br />

davon aus einem Punkt: 16 ⇒ 5, 95 %<br />

vermutlich aus einem Zerfall: 17 ⇒ 6, 32 %<br />

2. UG (am ”radioaktiven Kontrollbereich”):<br />

Zahl der Ereignisse: 281 ⇒ 0, 156 s −1<br />

davon aus einem Punkt: 42 ⇒ 14, 95 %<br />

vermutlich aus einem Zerfall: 36 ⇒ 12, 81 %<br />

1. UG (im Gang):<br />

Zahl der Ereignisse: 351 ⇒ 0, 195 s −1<br />

davon aus einem Punkt: 47 ⇒ 13, 39 %<br />

vermutlich aus einem Zerfall: 39 ⇒ 11, 11 %<br />

25.04.2008:<br />

auf dem Balkon (6. OG):<br />

Zahl der Ereignisse: 261 ⇒ 0, 145 s −1<br />

davon aus einem Punkt: 36 ⇒ 13, 79 %<br />

vermutlich aus einem Zerfall: 20 ⇒ 7, 66 %<br />

im Praktikumsraum (6. OG):<br />

Zahl der Ereignisse: 255 ⇒ 0, 142 s −1<br />

davon aus einem Punkt: 44 ⇒ 17, 25 %<br />

vermutlich aus einem Zerfall: 34 ⇒ 13, 33 %<br />

Behandelt man die Daten als Statistiken von Zerfällen, so kann man die Poissonverteilung<br />

bei Zahlen dieser Größenordnung (über 200 Ereignisse) durch<br />

eine Gaußverteilung annähern und die statistischen Fehler der Messdaten<br />

durch das Ziehen der quadratischen Wurzel daraus berechnen. Somit liegen<br />

29 Die Daten wurden unter folgenden Einstellungen gewonnen:<br />

Kühlaggregat: −30 ◦ C, Rinnenheizung: IR ≈ 1 A, UR ≈ 10 V,<br />

Hochspannung: +2 kV, Haubenheizung: IH = 0, 80 A, UH = 25, 5 V.<br />

44


die Vertrauensbereiche für die angeführten Messdaten bei ±(16−19) bzw. für<br />

die Ereignisraten bei ±(0, 009 − 0, 011) s −1 . Damit liegen alle Messergebnisse<br />

im für Radonzerfälle berechneten Bereich. Allerdings haben die Messdaten<br />

einen so großen Vertrauensbereich 30 , dass aus experimentellen Daten keine<br />

Aussagen über die Anteile an registrierten α-Teilchen, die der jeweiligen Abstammungsquelle<br />

entsprechen, gemacht werden können.<br />

Wenn man die Ergebnisse der Messreihe vom 24.04.2008 anschaut, so<br />

kann man die Tendenz des Radon darin erkennen, sich in geschlossenen,<br />

schlecht belüfteten Räumen zu sammeln. Allerdings wurden im 2. UG deutlich<br />

weniger Ereignisse registriert als im 1. UG. Eine mögliche Erklärung<br />

dafür ist vielleicht unterschiedliche Belüftungsströme bzw. unterschiedliche<br />

Zugangwege für gasförmiges Radon in den Stockwerken.<br />

In den unteren Stockwerken wurden auf jeden Fall deutlich mehr Mehrfachereignisse<br />

gemessen. So wurden im 2. UG zweimal 3er und einmal sogar<br />

ein 4er Ereignis registriert, die im 6. OG kaum beobachtet werden. Dieses<br />

Verhalten spiegelt sich auch in den prozentuellen Anteilen der Mehrfachereignisse<br />

gegenüber der Gesamtzahl der Spuren, die in den UG-Stockwerken<br />

zweistellige Werte hatten.<br />

Ich habe den Eindruck, dass kurze Zeit nach Ein- bzw. Nachfüllen des<br />

Alkohols eine erhöhte Produktion von Mehrfachspuren stattfindet. Das ist<br />

nur ein kl<strong>einer</strong> Effekt, der vermutlich auf die Mitzufuhr frischer Luft und<br />

des darin enthaltenen Radons zurückzuführen ist. Das könnte auch die hohen<br />

Prozentzahlen in der zweiten Messung am 25.04. gegenüber den von der<br />

ersten Messung am 24.04. erklären, denn kurz vor der Messung die im folgenden<br />

beschriebene intensive Nebelbildung stattfand und größere Mengen<br />

an Alkohol nachgefüllt werden mussten.<br />

Ansonsten scheinen die Prozentzahlen korreliert zu sein, was für Zerfälle<br />

in der Kammer statt für einzeln eintreffende α-Teilchen spricht.<br />

3.3 Folgen <strong>einer</strong> Überhitzung des Dampfes<br />

Als ein weiteres, eher zufälliges Ergebnis konnte man den in der Literatur<br />

beschriebenen Trübungseffekt bei zu hohen Dampftemperaturen beobachten.<br />

Nachdem man an dem Testtag die Arbeit zu beenden beschloss, wurde<br />

die Alkoholzufuhr, die noch manuell geschah, abgestellt. Dabei wurde die<br />

Rinne immer noch auf einem relativ hohen Niveau geheizt. Dadurch nahm<br />

die Flüssigkeitsmenge in der Rinne ab und heizte sich gleichzeitig sehr auf.<br />

30 Ereignisrate für α-Teilchen aus der kosmischen Strahlung: 0, 0068 s −1<br />

statistische Schwankungen: ≥ 0, 009 s −1<br />

45


α-Ereignisse<br />

� ❅<br />

✤✜ �✠ ❅❘ ★✥<br />

✣✢✧✦<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 3.6: Nebelschwaden bei Überhitzung des Dampfes mit Spuren von<br />

α-Teilchen; (a) anfänglich, (b) deutlich später<br />

Als die kritische Temperatur überschritten war, bildeten sich plötzlich extrem<br />

viele Nebeltropfen, deren Ansammlungen zuerst lokal und innerhalb<br />

kurzer Zeit über dem ganzen Kammerboden zu <strong>einer</strong> vollständigen Trübung<br />

führten.<br />

Abbildung 3.6(a) zeigt ein Einsetzen der sehr intensiven Nebelbildung, die<br />

noch lokal stattfindet und sich gleichzeitig ausbreitet. Nach <strong>einer</strong> Zeit nimmt<br />

die Nebelintensität ab, die unregelmäßige Schicht ist aber über dem ganzen<br />

Kammerboden verteilt. Eine solche Momentaufnahme zeigt Abbildung<br />

3.6(b). Bei diesen Aufnahmen konnte man bereits am Anfang schnell reagieren,<br />

sodass die Nebelbildung nicht extrem intensiv ausfiel. Ist der Effekt<br />

allerdings einmal eingetreten, so können in den folgenden 5 − 10 min keine<br />

Spuren beobachtet werden. Um die Intensität des Nebels einzuschätzen,<br />

wurden Aufnahmen ausgesucht, die auch Spuren von α-Teilchen enthalten.<br />

A. R. Bevan [10] gibt folgende Erklärung für die Ausbildung von getrennten<br />

inhomogenen Bereichen in der sensitiven Schicht bei zu hohen Deckentemperaturen<br />

Th. Bei steigender Deckentemperatur nimmt die Dampfdichte<br />

zu, bis die Gesamtdichte in der Rinnenhöhe ρh die auf der Höhe der sensitiven<br />

Schicht ρ(x0) übersteigt. Beim Sinken in den kühleren Bereich ruft<br />

das gesättigte Gas aus der Rinnenumgebung eine enorm hohe Übersättigung<br />

hervor, sodass Kondensation auch an neutralen Dampfmolekülen stattfindet.<br />

Die dadurch frei werdende (latente) Wärme übersteigt die Mengen, die<br />

vom Gas abtransportiert werden können, sodass es zu einem Wärmestau am<br />

Tropfen kommt. Bei leichten Gasen (z.B. Wasserstoff und Helium) führt die-<br />

46


se Instabilität zur Ausbildung inhomogener Bereiche, in denen Nebelbildung<br />

stattfindet. Bei schweren Gasen (z.B. Stickstoff, Luft und Argon) tritt keine<br />

Aufteilung der sensitiven Schicht auf, aber es gibt trotzdem einen starken<br />

” Hintergrundregen“. A. R. Bevan erklärt das unterschiedliche Verhalten der<br />

Gase mit dem Umstand, dass leichtere Gase eine höhere thermische Leitfähigkeit<br />

haben, was zu einem schnellen Abtransport der latenten Kondensationswärme<br />

durch die Gase führt und in der Ausbildung kl<strong>einer</strong> zirkulierender<br />

Bereiche resultiert.<br />

Auch kochende Alkoholflüssigkeit verursacht nach A. R. Bevan [10] und<br />

E. W. Cowan [7] einen vermehrten Hintergrundregen“, der bei weiterer Tem-<br />

”<br />

peraturzunahme in einen Regenschleier übergeht und die Kammer zum Spurennachweis<br />

unbrauchbar macht. Den Grund dafür sieht A. R. Bevan in der<br />

Produktion großer Mengen von ungeladenen Kondensationskeimen.<br />

3.4 Thermodynamischer Aspekt<br />

Die Funktionalität <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> hängt insbesondere von den<br />

thermodynamischen Bedingungen darin ab. Um eine mögliche thermische<br />

Störung im Kammerinneren erkennen zu können, wurden periodisch Temperaturprofile<br />

aufgenommen.<br />

Zur Bestimmung der optimalen Einstellungen bzw. einschränkenden Bedingungen<br />

für den Kammerbetrieb wurde in <strong>einer</strong> Messreihe die Steuerungstemperatur<br />

am Kühlaggregat von −15 ◦ C zu −40 ◦ C in 5 ◦ C-Schritten verändert.<br />

In jedem Schritt wurde der Rinnenheizstrom IR bei konstanter Haubenheizung<br />

(IH = 0, 7 A) so angepasst, dass nach <strong>einer</strong> Zeit sich ein relativ<br />

stabiler Betrieb 31 aufbauen konnte. Als Kriterium für die Eignung der<br />

Einstellungen galt außerdem, in allen Temperaturstufen eine vergleichbare,<br />

gleichmäßige Hintergrundschicht zu erhalten. Der Vergleich wurde auf optischem<br />

Wege durchgeführt, sodass unter Umständen keine exakt gleichen<br />

Bedingungen in der Kammer vorlagen.<br />

Die Messreihe wurde zweimal durchgeführt, einmal mit (technischem)<br />

Ethanol und einmal mit (technischem) 2-Propanol. Dabei wurden in jeder<br />

Temperaturstufe bei stabilem Betrieb die Temperaturprofile aufgenommen.<br />

Die gewonnenen Daten sind durch Punkte ( ” mess“) in Abbildungen 3.7 und<br />

3.8 dargestellt.<br />

Alle Profile zeigen den theoretisch erwarteten Verlauf, in dem im unteren,<br />

kühleren Bereich eine fast logarithmische Zunahme der Temperatur beob-<br />

31 Um mit Sicherheit eine Kontinuität des Betriebs feststellen zu können, wären deutlich<br />

längere Beobachtungszeiten nötig. So wurden alle Temperaturstufen innerhalb eines Tages<br />

getestet.<br />

47


Temperatur ϑ (°C)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

−10<br />

−20<br />

−30<br />

−40<br />

−50<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Höhe x (mm)<br />

mes(−15°C)<br />

fit(−15°C)<br />

mes(−20°C)<br />

fit(−20°C)<br />

mes(−25°C)<br />

fit(−25°C)<br />

mes(−30°C)<br />

fit(−30°C)<br />

mes(−35°C)<br />

fit(−35°C)<br />

mes(−40°C)<br />

fit(−40°C)<br />

Abbildung 3.7: Temperaturprofile für Ethanol bei verschiedenen Kühlaggregattemperaturen<br />

Temperatur ϑ (°C)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

−10<br />

−20<br />

−30<br />

−40<br />

−50<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Höhe x (mm)<br />

mes(−15°C)<br />

fit(−15°C)<br />

mes(−20°C)<br />

fit(−20°C)<br />

mes(−25°C)<br />

fit(−25°C)<br />

mes(−30°C)<br />

fit(−30°C)<br />

mes(−35°C)<br />

fit(−35°C)<br />

mes(−40°C)<br />

fit(−40°C)<br />

Abbildung 3.8: Temperaturprofile für 2-Propanol bei verschiedenen Kühlaggregattemperaturen<br />

48


achtet wird, in höheren Lagen verteilen sich die Messpunkte näherungsweise<br />

linear.<br />

In früheren Arbeiten mit theoretischen Überlegungen konnte man keine<br />

Funktion herleiten, die Temperaturprofile in <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

beschreiben würde. Man musste auf stückweise Näherungen ausweichen.<br />

Um den für die gebaute Nebelkammer kritischen Temperaturgradienten<br />

abschätzen zu können, wurden die Messdaten für Höhen unterhalb von<br />

30 mm mittels <strong>einer</strong> kubischen Funktion gefittet. Die statistischen Temperaturschwankungen<br />

würden nach technischer Genauigkeit der Thermofühler bei<br />

ca. 2 ◦ C liegen. Während der Messung waren Temperaturvariationen innerhalb<br />

eines Kühlzyklus, d.h. zwischen Zeitpunkten des Einschaltens des Aggregats<br />

zur Nachregelung der Temperatur, deutlich stärker als die beobachteten<br />

Ungenauigkeiten der Messfühler. Dabei schwankte die Bodentemperatur bis<br />

ca. 4 ◦ C, während die Temperaturen im oberen Kammerbereich relativ stabil<br />

blieben. Um dieses Verhalten beim Fitten zu berücksichtigen, wurden die<br />

Messungenauigkeiten entsprechend gewichtet, wobei die Grundungenauigkeit<br />

der Messfühler auf 0, 5 ◦ C statt 2 ◦ C festgelegt wurde. Die Messungen wurden<br />

jeweils nach Abschalten des Kühlaggregats vorgenommen, d.h. bei zu <strong>einer</strong><br />

Regeltemperatur am Kühlaggregat tieferen Temperaturen.<br />

Die erhaltenen Fitfunktionen sind in Abbildungen dargestellt und mit<br />

” fit“ gekennzeichnet. Im unteren Kammerbereich scheinen die Funktionen in<br />

jeweiliger Abbildung parallel zu verlaufen, was der Folgerung von R. P. Shutt<br />

[9] <strong>einer</strong> Unabhängigkeit der Funktionalität <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> von<br />

der Temperatur am Boden T0 entspricht. Nach Betrachten der gefitteten Parameter32<br />

fällt auf, dass die für den Wert <strong>einer</strong> Ableitung relevanten Parameter<br />

ai, bi und ci für beide Alkohole innerhalb ihrer Standardabweichungen<br />

jeweils übereinstimmen. Somit stimmen auch damit berechnete Ableitungen<br />

innerhalb der durch gaußsche Fehlerfortpflanzung erhaltenen Standardabweichungen<br />

überein. Durch die Fehlerfortpflanzung ergibt sich allerdings so hoher<br />

Fehler, dass aus berechneten Ableitungen bei beobachteten Schichthöhe<br />

von 5 mm<br />

dT<br />

K<br />

(5 mm) = (3 ± 3)<br />

dx mm<br />

keine aussagekräftigen Schlüsse gezogen werden können. Unter so berechneten<br />

Temperatursteigungen scheinen die Werte für 2-Propanol etwas höher<br />

zu liegen. Das würde auch der Beobachtung entsprechen, bei Einsatz von<br />

2-Propanol eine gleichmäßigere und stabilere Hintergrundschicht zu erhalten.<br />

Aus diesem Grund eignet sich 2-Propanol als Dampfmedium besser als<br />

Ethanol.<br />

32 Die Parameter sind in Anhang B.2 aufgelistet.<br />

49


Ein wichtiges Ergebnis der Messreihe ist, dass die Nebelkammer auch<br />

bei relativ hohen Bodentemperaturen (bis −15 ◦ C getestet) betrieben werden<br />

kann. Im höheren Temperaturenbereich kommt allerdings eine leichte Bewegung<br />

in die Hintergrundschicht, die beim Betrachten der Spuren stört. Es<br />

treten dabei auch punktuelle, vertikale Tropfenbewegungen auf. Diese störende<br />

Effekte verschwinden bei tieferen Bodentemperaturen.<br />

In der Messreihe wurde die Beobachtung gemacht, bei höheren Bodentemperaturen<br />

auch höhere Rinnenströme bei konstanter Leistung an der Haubenheizung<br />

zu benötigen. Das entspricht der Tatsache, bei tieferen Temperaturen<br />

zur Sättigung und damit auch zum bestimmten Übersättigungsgrad<br />

weniger Dampf zu benötigen. Des Weiteren waren bei Verwendung von 2-<br />

Propanol auch kl<strong>einer</strong>e Heizströme in der Rinne als mit Ethanol ausreichend.<br />

Die Dampftemperatur direkt an der Rinne betrug 30 ◦ C − 35 ◦ C.<br />

Alle qualitativen Aussagen zu Atmosphärenbedingungen in der Kammer<br />

während der Messreihe wurden durch optische Beobachtungen erhalten und<br />

stellen damit nicht immer das Optimum dar. Somit sind für einen optimalen<br />

Kammerbetrieb die angegebenen Parameter mit größeren Ungenauigkeiten<br />

verbunden. Der Kammerbetrieb hängt vermutlich auch von weiteren Faktoren,<br />

wie der Umgebungstemperatur, ab.<br />

An dieser Stelle soll ein Beispiel für Einstellungen an der Kammer angegeben<br />

werden, bei denen ein zufrieden stellender Betrieb beobachtet wurde:<br />

Dampfmedium 2-Propanol,<br />

Kühlaggregattemperatur −30 ◦ C,<br />

Rinnenheizung IR = 1, 05 A (UR = 10, 2 V),<br />

Haubenheizung IH = 0, 80 A (UH = 25, 5 V),<br />

Hochspannung +2 kV.<br />

Die Angaben sollen als Ansatzpunkt für Inbetriebnahme für spätere Einsätze<br />

der Kammer verstanden werden. Die tatsächlich optimalen Einstellungen<br />

müssen dann durch Nachregeln herausgefunden werden.<br />

3.5 Einfluss der Hochspannung<br />

Nachdem die Sichtverhältnisse in der sensitiven Schicht soweit verbessert<br />

wurden, dass man auch ohne Hochspannung Spuren erkennen konnte, wurde<br />

damit auch eine Untersuchung der Einflüsse der angelegten Hochspannung<br />

mit <strong>einer</strong> Differenzierung in Bezug auf ihre Polung möglich.<br />

Die Untersuchung wurde mit zwei Hochspannungsgeräten 33 durchgeführt.<br />

Das eine Gerät ließ eine Regelung der Spannungswerte im Bereich 0 − 2 kV<br />

33 Beide Geräte sind Eigenbauten der Elektronikwerkstatt Freiburg.<br />

50


mit beiden Vorzeichen zu. Das andere Gerät war das für die Nebelkammer<br />

gebaute. Es ermöglicht ein schlagartiges Einschalten der Spannung 500 V (in<br />

beiden Polungen), womit weitere Beobachtungen gemacht werden konnten.<br />

Als Erstes wurden die Einflüsse eines elektrischen Feldes unter positiver<br />

Polung der erzeugenden Spannung bei stufenloser Regelung untersucht.<br />

Dabei machte man folgende Beobachtungen.<br />

In Abwesenheit eines elektrischen Feldes sieht man nur relativ kurze,<br />

scharfe Spuren. Lange Myonen- bzw. Elektronenspuren erscheinen eher selten.<br />

Alle Spuren haben gleiche Breiten, sodass eine Differenzierung nach der<br />

Strahlungsart schwer fällt. Nur durch höhere Tröpfchendichte und typische<br />

Längen um 5 cm lassen sich die Spuren von α-Teilchen erkennen.<br />

Bei schwachen elektrischen Feldern bilden sich großflächige, unförmige<br />

Strukturen, die die hintergründige Nebelschicht sehr unruhig erscheinen lassen.<br />

Man kann das Bild mit <strong>einer</strong> Wellenlandschaft vergleichen. Mit zunehmenden<br />

Spannungen werden die Strukturen klarer. Dabei bleibt das Gesamtbild<br />

sehr unruhig, da die Spuren nicht differenziert werden können (α-Spuren:<br />

2 − 2, 5 cm breit) und durch die Überlagerung miteinander ein Bild mit<br />

sehr viel Bewegung darin ergeben. Diese Bewegungen lenken von den interessanten,<br />

besser sichtbaren Ereignissen ab und stören damit das Betrachten<br />

der Spuren. Erst ab 500 V Spannung wird das Bild wieder so ruhig, dass<br />

die Spuren nun klar definiert, deutlich voneinander differenzierbar auftreten.<br />

Für höhere Spannungen ändert sich an den Sichtbarkeitsverhältnissen kaum<br />

etwas, die Spuren werden nur dünner.<br />

Die Ursache für dieses Verhalten liegt vermutlich darin, dass die in Ionisationsprozessen<br />

erzeugte Elektronen bzw. Ionen sich in der immer vorhandenen<br />

Nebelschicht verteilen und durch Tropfenbildung zum allgemeinen<br />

Hintergrund beitragen. Dadurch werden nur die intensivsten Spurenbereiche<br />

sichtbar, insbesondere sieht man kürzere Spuren. Durch Aufbau eines vertikalen<br />

elektrischen Feldes in der Nebelschicht werden die Elektronen und Ionen<br />

in entgegengesetzte Richtungen beschleunigt. Dadurch nimmt die Tropfendichte<br />

im allgemeinen Hintergrund ab und breite Spurenbereiche werden erkennbar.<br />

Mit wachsendem Feld wird die Schicht stärker ” gereinigt“ und die<br />

Spuren klarer aufgezeigt, bis sie ein deutliches Bild auf einem ruhigen Hintergrund<br />

ergeben. In diesem Prozess wird die Breite der intensiven α-Spuren<br />

auf 0, 5 − 1 cm reduziert.<br />

Diese Erklärung wird durch die Beobachtungen mit dem zweiten Hochspannungsgerät<br />

bestätigt. Durch das plötzliche Anlegen <strong>einer</strong> Spannung von<br />

500 V werden in der Schicht vorhandene Elektronen bzw. Ionen stark beschleunigt<br />

und erzeugen vermehrt Tropfen in der ganzen Hintergrundschicht.<br />

Nach Abklingen dieses kurzzeitigen Effekts wird die Schicht klarer als in<br />

Abwesenheit eines elektrischen Feldes.<br />

51


Spannung mit negativer Polung verursacht dieselben Effekte. Der einzige<br />

Unterschied besteht in der Dicke der Spuren, bei negativer Polung sind sie<br />

etwas dünner. Das liegt wahrscheinlich an unterschiedlichen Beschleunigungen<br />

von Elektronen und viel schwereren Ionen in einem Feld. Bei negativer<br />

Polung wird durch Tropfen an Elektronen aufgezeigte Spur nach unten beschleunigt.<br />

Dadurch kann sie sich bis zum Auftreffen auf der Bodenplatte<br />

nicht so weit ausbreiten, wie bei umgekehrter Polung der Spannung. Da die<br />

langsameren Ionen den Effekt nicht kompensieren können, treten die minimalen<br />

Unterschiede in den Spurenbreiten auf. Der Effekt ist hauptsächlich<br />

an Spuren von α-Teilchen sichtbar, da die Elektronen- bzw. Myonenspuren<br />

keinen so klar definierten Rand besitzen.<br />

3.6 Sicherheitshinweise<br />

In mehreren vorangegangenen Arbeiten zu <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>n wird auf<br />

die Explosionsgefahr des Alkohol-Dampf-Gemisches hingewiesen bzw. davor<br />

gewarnt. Da die Kammer als ein Demonstrationsobjekt ausgestellt werden<br />

kann, ist der Aspekt der Sicherheit sehr wichtig.<br />

Mit dem Blick darauf wurden die Temperaturen gemessen, die die Heizdrähte<br />

während des Betriebs entwickeln können. Dazu wurden kurze Drahtstücke<br />

der jeweiligen Sorte an die entsprechenden Netzteile angeschlossen<br />

und mit maximal möglichen bzw., verglichen mit eigentlichem Betrieb, stark<br />

überhöhten Stromstärken in <strong>einer</strong> Luftumgebung geheizt. Dabei erhielt man<br />

folgende Werte:<br />

Draht Heizstrom Temperatur im Betrieb max. Heizstrom<br />

WM100 2, 05 A 208 ◦ C ≤ 1, 5 A ≈ 3 A<br />

Konstantan 3, 35 A 210 ◦ C ≤ 1, 0 A ≈ 3 A<br />

Bei WM100-Draht wurde keine maximale Stromstärke von ca. 3 A verwendet,<br />

da der Messbereich der Thermofühler nach oben durch +260 ◦ C beschränkt ist<br />

und man bei höheren Strömen diesen Wert unter Umständen überschritten<br />

hätte.<br />

Die gemessenen Temperaturen liegen deutlich unter dem vom Lieferanten<br />

([28], [29]) angegebenen Zündpunkt des Alkohols von 425 ◦ C. Damit bleiben<br />

die Drahttemperaturen bei richtig eingestelltem Kammerbetrieb, mit<br />

Heizströmen deutlich unter den in der Messung verwendeten, auch weit vom<br />

gefährlichen Bereich entfernt.<br />

Nach diesen Überlegungen ist der Kammerbetrieb bei intakt funktionierenden<br />

und richtig eingestellten Peripheriegeräten explosionssicher, auch<br />

wenn die Alkohol- bzw. Luft-Anteile im explosionsgefährlichen Bereich von<br />

52


ca. 2 − 15 Vol.%(Luft) ([28], [29] bzw. Zusammenstellung der Daten für verwendete<br />

Alkohole im Anhang B.1) liegen sollten, da <strong>einer</strong>seits die Drahttemperaturen<br />

deutlich unter dem Zündpunkt bleiben und andererseits das<br />

Kühlaggregat die Wärme aus dem Kammerinneren abführt. Dabei bliebe<br />

das Ausfallen des Kühlaggregates nicht lange unbemerkt, da mit der Zeit die<br />

Spurenbildung einfach aufhört.<br />

Ein weiterer unter dem Sicherheitsaspekt nützlicher optischer Indikator<br />

ist die bereits beschriebene intensive Nebelbildung bei Überhitzung des<br />

Dampfes. Diese Nebelbildung tritt auch bei lokaler Freilegung des Rinnendrahtes<br />

als Folge eines zu niedrigen Flüssigkeitsstandes auf.<br />

Sollte es beim unvorsichtigen Umgang mit der Kammer trotzdem zu <strong>einer</strong><br />

Explosion kommen, besteht die Abdeckung aus Verbundglas, das wenig splittet.<br />

Der darauf aufliegende Halterahmen sollte eine starke Ausbreitung der<br />

Glasstücke vermindern. Da die Simulation eines solchen Geschehens nicht<br />

sinnvoll ist und damit auch nicht durchgeführt wurde, können dazu keine<br />

näheren Angaben gemacht werden. Sicherheitshalber sollte ein Betreiber der<br />

Kammer periodisch den Betrieb überprüfen.<br />

Ein weiteres gefährliches Element ist die Hochspannung. Durch die hintere<br />

Abdeckung ist die entsprechende Drahtführung für die Betrachter abgeschirmt.<br />

Auch der Kammerunterbau ist so verkleidet, dass ein ungewolltes<br />

Hineingreifen nicht möglich sein dürfte. Außerdem sind alle Stromversorger<br />

geerdet.<br />

Die obere Drahtebene am Rahmen (R) bildet den Gegenpol zu der Hochspannungsebene,<br />

der das elektrische Feld nach oben hin damit begrenzt. Die<br />

Kammerwände bestehen aus Kunststoff, sodass das elektrische Feld nicht außerhalb<br />

des Kammerinneren wirkt und keine elektrostatischen Aufladungen<br />

verursachen kann.<br />

Die einzige Gefahr könnte darin bestehen, dass die obere Heizebene unkontrolliert<br />

mit zu hohen Strömen geheizt wird und die Drähte infolge <strong>einer</strong><br />

thermischen Ausdehnung sehr nah der Hochspannungsebene kommen. In<br />

diesem Fall kann es zu <strong>einer</strong> Funkenbildung und <strong>einer</strong> Entflammung (Flammpunkte<br />

der Alkohole liegen nach Sicherheitsdatenblättern [28], [29] bei 12 ◦ C)<br />

kommen. In der Testphase war der Betrieb mit Haubenheizstrom unter 1 A<br />

bis 3 kV Hochspannung unbedenklich. Aber das ist ein Punkt, auf den man<br />

unter anderem achten sollte.<br />

3.7 Verbesserungsvorschläge<br />

Aus Zeitgründen ist die gebaute Nebelkammer noch nicht in allen Details<br />

im wünschenswerten Zustand. So sollte man z.B. die Durchgänge für die<br />

53


Anschlussleitungen an der hinteren Kammerwand besser abdichten. Zur Zeit<br />

sind sie nur mit Schichten aus Moosgummi ausgefüllt. Noch wichtiger ist der<br />

Einbau eines Behälters mit regelbarem Auslauf für die Alkoholzufuhr, da die<br />

bis jetzt genutzte Bürette nur ausgeliehen ist.<br />

Ein sinnvolles Ziel wäre der Aufbau eines Alkoholkreislaufs, indem man<br />

eine Pumpvorrichtung zwischen dem Sammel- und Einfüllbehälter einbaut.<br />

Dazu muss man allerdings sicherstellen, dass der gesammelte Alkohol den<br />

zum Einfüllen notwendigen Reinheitsgrad hat.<br />

In weiteren Modifikationen könnte man versuchen, die Dampfzufuhr in die<br />

sensitive Schicht zu steigern, ohne die Dampftemperatur dabei zu erhöhen.<br />

Denn, da man eine Kontrolle gegen Ausbildung von Nebelschleiern durchführen<br />

muss, spricht alles dafür, dass die Kammer an der oberen Schranke für<br />

Dampftemperaturen betrieben wird. In dieser Hinsicht könnte eine Variation<br />

der Rinnenform, z.B. eine mit größeren Verdampfungsoberfläche, helfen.<br />

Eine deutlich aufwendigere Abänderung wäre die Verlagerung der Verdampfungsprozesse<br />

außerhalb des Kammerinneren. Die Schwierigkeit bestünde im<br />

Aufbau <strong>einer</strong> gleichmäßigen Dampfeinleitung in die Kammer. Dabei stünden<br />

zur Dampferzeugung aber andere Möglichkeiten, z.B. ein Wasserbad, zur<br />

Verfügung.<br />

In der Testphase wurde ein Versuch unternommen, die Alkoholrinne aus<br />

der anfänglich festgelegten Position an der tiefsten Halterung höher zu setzen.<br />

Dabei ist die Hintergrundnebelschicht schlechter geworden, da Bodenrandbereiche<br />

davon frei blieben. Es wäre in diesem Zusammenhang interessant zu<br />

testen, ob eine noch tiefere Rinnenposition noch bessere Ergebnisse bringt.<br />

Außerdem könnte man versuchen, den intensiv ausgeleuchteten Bereich<br />

durch weitere Beleuchtungselemente zu vergrößern. So könnte der vielleicht<br />

noch vorhandene sensitive Bereich aufgezeigt werden.<br />

Aus den Abbildungen 3.7 und 3.8 gewinnt man den Eindruck, während<br />

des Betriebs baue sich in der Kammer ein relativ hoher Temperaturgradient<br />

auf. Dabei scheinen die Temperaturen im oberen Kammerbereich, vermutlich<br />

durch die Nähe zur Haubenheizung, zusätzlich angehoben zu werden.<br />

Deshalb könnte man versuchen, die Kammerhöhe zu vergrößern, z.B. durch<br />

einen Überbau, sodass der Temperaturprofil etwas flacher ausfallen könnte<br />

und damit eine höhere sensitive Schicht zur Folge hätte, da der kritische<br />

Temperaturgradient dann weiter oben zu finden wäre.<br />

Während die kl<strong>einer</strong>en Abschlussarbeiten an der bestehenden Kammer<br />

bereits durchgeführt werden, benötigt man für größere Modifizierungen einen<br />

höheren experimentellen Aufwand, um die Nützlichkeit der Abänderungen<br />

feststellen zu können.<br />

54


Zusammenfassung<br />

Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde eine funktionierende <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

gebaut und beschrieben. Sie erfordert noch einige kl<strong>einer</strong>e<br />

Abschlussarbeiten, hat aber bereits in diesem Zustand viele beeindruckende<br />

Spuren aufgezeigt.<br />

Eine Untersuchung der Einflüsse der einzelnen natürlichen α-Quellen ergab,<br />

dass die meisten detektierten Spuren von α-Teilchen vermutlich aus den<br />

Zerfällen des radioaktiven Radons in der Luft stammen. Eine Untersuchung<br />

der Ereignisraten für Spuren von Elektronen (bzw. Positronen) und Myonen<br />

war auf optischem Weg nicht möglich, da sie ein unregelmäßiges Bild aus sich<br />

überlagernden Spuren ergeben.<br />

In der Testphase wurden Erkenntnisse über das Betriebsverhalten der Nebelkammer<br />

gesammelt und daraus Betriebsparameter abgeleitet. Da qualitative<br />

Aussagen dazu durch Analyse optischer Beobachtungen erhalten wurden<br />

und das Betriebsverhalten durch viele Parameter beeinflusst wird, die<br />

teilweise von Bedingungen am Einsatzort abhängen, sollen die angegebenen<br />

Betriebsparameter zur ersten Orientierung dienen. Die jeweils optimalen Einstellungen<br />

müssen durch Nachregeln individuell bestimmt werden.<br />

Eine Untersuchung der vertikalen Temperaturprofile liefert ein interessantes<br />

Ergebnis. Die Temperaturprofile verlaufen im unteren Kammerbereich bei<br />

verschiedenen Temperaturen am Kühlaggregat parallel. Das deutet auf die<br />

Unabhängigkeit des Temperaturgradienten bzw. der Übersättigung von der<br />

Bodentemperatur hin. Allerdings sind bei höheren Bodentemperaturen auch<br />

höhere Heizströme zur Verdampfung des Alkohols notwendig.<br />

Eine Untersuchung der Kammer unter dem Sicherheitsaspekt ergab, dass<br />

bei einem kontrollierten Betrieb keine Gefahren bestehen.<br />

Es wurden Verbesserungsvorschläge angegeben, die sich aus der Analyse<br />

des Betriebsverhaltens ergeben. Während kl<strong>einer</strong>e Abschlussarbeiten bereits<br />

durchgeführt werden, gibt es unter Vorschlägen auch solche, die eine Reihe<br />

analytischer Untersuchungen erfordern, und somit sehr aufwendig sind.<br />

55


Anhang A<br />

Verwendete<br />

Größenbezeichnungen<br />

Bedeutung der verwendeten Indizes:<br />

1 Werte für Dampf<br />

2 Werte für Trägergas<br />

0 Werte am Kammerboden (d.h. bei x = 0)<br />

h Werte an der Kammerdecke (d.h. bei x = h)<br />

Im Folgenden werden die jeweiligen Indizes mit (i) angedeutet. Größen ohne<br />

Indizes gelten für das gesamte Dampf-Gas-Gemisch.<br />

Symbol Wert Einheit Definition<br />

α ≈ 137 −1 Feinstrukturkonstante<br />

A Massenzahl des Absorbermediums<br />

β<br />

v<br />

c<br />

relativistischer Faktor für das einfallende<br />

Teilchen<br />

βa, βb . . . Parameter nach R. P. Shutt<br />

¯βa, ¯ βb . . . Parameter nach A. R. Bevan<br />

b K −1 Linearitätskonstante nach A. Langsdorf<br />

(s.u.)<br />

C1<br />

c 2, 998 · 10<br />

ci<br />

cal<br />

gK<br />

8 m<br />

s<br />

g<br />

cm2s δ Dichteeffekt<br />

spez. Wärmekapazität des Dampfes<br />

Lichtgeschwindigkeit im Vakuum<br />

Dampf-/Gas(massen)fluss<br />

δL, δσ K −1 spezifische Konstanten<br />

D s.u. cm 2<br />

s<br />

56<br />

Diffusionskonstante


Symbol Wert Einheit Definition<br />

D0 D(273 K) cm2 spezieller Wert bei P = 1 atm<br />

ɛ0 8, 85 · 10<br />

s<br />

−12 F<br />

m<br />

elektrische Feldkonstante<br />

ɛ Dielektrizitätskonstante<br />

E MeV Gesamtenergie eines Teilchens<br />

Ekin E − m0c 2 MeV kinetische Energie eines Teilchens<br />

Eel J potenzielle elektrische Energie eines<br />

Tropfens<br />

e 4, 77 · 10 −10 ese Elementarladung<br />

F cal Arbeit zur Erzeugung eines Tropfens<br />

f<br />

γ<br />

Ga<br />

�� �−1 1 − β2 cal<br />

cm 2 s<br />

Energiefluss<br />

relativistischer Faktor für das einfallende<br />

Teilchen<br />

K minimaler Temperaturgradient für<br />

cm<br />

T < 260 K<br />

h cm Höhe der Nebelkammer<br />

I 16 · Z 0,9 eV Ionisierungsenergie eines Absorbermediums<br />

(Z > 1)<br />

IR, IH A Stromstärke für Rinnen- bzw. Haubenheizung<br />

K s.u. cal<br />

s·cm·K<br />

K0 K(273 K) cal<br />

s·cm·K<br />

K0L K(T0) cal<br />

s·cm·K<br />

kB<br />

−24 3, 30 · 10 cal<br />

K<br />

kT<br />

L L0 (1 − δLϑ) cal<br />

g<br />

L0 L(273 K) cal<br />

µ s.u.<br />

µ0<br />

µ(273 K)<br />

g<br />

g<br />

cm·s<br />

g<br />

cm·s<br />

Wärmeleitfähigkeit des Gas-Dampf-<br />

Gemisches<br />

spezieller Wert von K<br />

spezieller Wert nach Langsdorf, s.u.<br />

Boltzmann-Konstante<br />

thermischer Faktor bei S. Chapman<br />

und T. G. Cowling [13]<br />

Latente Wärme der Flüssigkeit<br />

spezieller Wert<br />

Viskosität<br />

spezieller Wert der Viskosität<br />

µr J thermodynamisches Potenzial eines<br />

Tropfens mit Radius r<br />

Mi<br />

s. Anh. B.1<br />

g<br />

mol<br />

Molekulargewicht<br />

m g Tropfenmasse<br />

57


Symbol Wert Einheit Definition<br />

m0<br />

MeV<br />

c2 Ruhemasse<br />

chens<br />

des einfallenden Teil-<br />

me 9, 109 · 10 −31 kg Ruhemasse des Elektrons<br />

0, 511<br />

MeV<br />

c 2<br />

mµ 105, 658 MeV<br />

c 2<br />

Masse eines Myons<br />

mp 938, 272 MeV<br />

c2 Protonmasse<br />

mα 3755, 676 MeV<br />

c2 Masse eines α-Teilchens<br />

N Anzahl der Moleküle in einem Tropfen<br />

NA 6, 022 · 10 23 mol −1<br />

Avogadro-Konstante<br />

n(x) s.u. (cm 3 s) −1 Bildungsrate der Kondensationskeime<br />

in einem Einheitsvolumen cm 3<br />

bei x<br />

n0 n(273 K) (cm 3 s) −1 spezieller Wert für Luft<br />

2 (cm 3 s) −1<br />

n ′ (x) s.u. (cm 3 s) −1 Bildungsrate der Kondensationskeime<br />

oberhalb von x0<br />

¯n cm −3 Teilchenzahldichte des Gas-Dampf-<br />

O<br />

�<br />

3<br />

4π (3NV0) 2<br />

Gemisches<br />

cm 2 Tropfenoberfläche<br />

P p1 + p2 atm Gesamtdruck in der Kammer<br />

1 atm<br />

p1(θ) atm (Partial-)Druck des Dampfes<br />

p1s(θ) atm Druck gesättigten Dampfes über <strong>einer</strong><br />

ebenen Fläche<br />

p2(θ) atm (Partial-)Gasdruck bei θ<br />

p<br />

ρ<br />

ρi<br />

ρt<br />

Mipi<br />

RT<br />

MeV<br />

c relativistischer Impuls eines Teil-<br />

chens<br />

g<br />

cm 3 Dichte des Gas-Dampf-Gemisches<br />

bzw. des Absorbermediums<br />

g<br />

cm3 g<br />

cm3 R 1, 986 cal<br />

K·mol<br />

58<br />

Dampf-/Gasdichte<br />

Dichte des Flüssigkeitstropfens<br />

die universelle Gaskonstante


Symbol Wert Einheit Definition<br />

Rα<br />

0, 31 · E 1,5<br />

kin cm Reichweite von α-Teilchen in Luft<br />

(Ekin in MeV)<br />

r cm Tropfenradius<br />

r1 cm Radius eines Ions bzw. Elektrons innerhalb<br />

eines Tropfens<br />

re 2, 818 · 10 −15 m Elektronenradius<br />

σ σ0 (1 − δσϑ) mN<br />

σ0<br />

S<br />

Skr<br />

σ(273 K)<br />

p1<br />

p1s<br />

bzw. pr<br />

p∞<br />

m<br />

dyn<br />

cm<br />

= Oberflächenspannung des Tropfens<br />

spezieller Wert<br />

Übersättigung des Dampfs<br />

kritischer Wert für geladene Tropfen<br />

τ Anzahl der Atome pro Gasmolekül<br />

θ(x) T (x) − T0 K Temperaturdifferenz<br />

θh θ(h) K Temperaturdifferenz zwischen der<br />

Kammerdecke und dem Boden<br />

ϑi<br />

ϑ1,m<br />

◦ C Temperatur<br />

◦ C maximale Dampftemperatur<br />

T (x) K absolute Temperatur in Höhe x<br />

T0, Th K speziellen Werte von T (x)<br />

Tmax s. (1.14) MeV maximaler Übertrag auf ein Elektron<br />

bei Wechselwirkung der Teilchenstrahlung<br />

mit Materie<br />

UR, UH V Spannungen an der Rinnen- bzw.<br />

Haubenheizung<br />

ϕz rad Zenitwinkel für die Enfallsrichtung<br />

eines Teilchens<br />

V0<br />

v<br />

M1<br />

Nρt<br />

cm 3 Volumen eines Flüssigkeitsmoleküls<br />

cm<br />

s<br />

Geschwindigkeit eines Teilchens<br />

x cm Höhe über dem Kammerboden<br />

x0 cm Höhe der Schicht, in der Kondensationsprozesse<br />

möglich sind<br />

Z Ordnungszahl des Gases bzw. eines<br />

Absorbers<br />

z Ladungszahl des einfallenden Teilchens<br />

59


Von R. P. Shutt und in späteren Veröffentlichungen zu <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>n<br />

verwendete allgemein gültige Formeln:<br />

D(T ) = D0<br />

K(T ) =<br />

� �ν T<br />

,<br />

P 273 K<br />

273 K + C<br />

K0<br />

′<br />

T + C ′<br />

µ(T ) =<br />

� � 3<br />

T 2<br />

,<br />

273 K<br />

273 K + C<br />

µ0<br />

′′<br />

T + C ′′<br />

� � 3<br />

T 2<br />

,<br />

273 K<br />

n(ξ) =<br />

273 K τZ<br />

n0P ·<br />

T (ξ) 2Zair<br />

für ξ ∈ [0; x0] ,<br />

n ′ (ξ) =<br />

A<br />

n(ξ)<br />

2A + W<br />

für ξ > x0,<br />

wobei ν eine empirische Konstante,<br />

C ′ /C ′′ gasspezifische Konstanten,<br />

A hier horizontale Querschnittsfläche der Kammer und<br />

W die Oberfläche der Kammerwände sind.<br />

A. Langsdorf [5] verwendet statt diesen folgende Gleichungen:<br />

D(T ) = D0<br />

� �ν T<br />

P<br />

, K(θ) = K0L(1 + bθ).<br />

T0<br />

Diese Ausdrücke erhält man, indem die temperaturabhängigen Terme in den<br />

exakten Beschreibung in Taylorreihen entwickelt werden und D und K durch<br />

Terme erster Ordnung approximiert werden. Damit folgt:<br />

(273 K + C<br />

K0L = K0<br />

′ )<br />

(T0 + C ′ � � 3<br />

T0<br />

2<br />

) 273 K<br />

Auf D0 hat die Umformung keinen Einfluss.<br />

60<br />

und b = 3C′ + T0<br />

2T0(T0 + C ′ ) .


Anhang B<br />

Thermodynamische Daten<br />

B.1 Physikalische und chemische Daten für<br />

Ethanol und 2-Propanol<br />

(laut Sicherheitsblättern von Merck KGaA [28], [29] und [27])<br />

• klare, farblose Flüssigkeiten, leichtentzündlich, alkoholartig<br />

Ethanol 2-Propanol<br />

chem. Formel C2H5OH CH3CH(OH)CH3<br />

Molekulargewicht M1 46, 07 g<br />

mol 60, 10 g<br />

mol<br />

Dichte ρt (20 ◦C) 0, 790 − 0, 793 g<br />

cm3 0, 786 g<br />

cm3 dyn. Viskosität (20 ◦C) 1, 2 mPa · s 2, 2 mPa · s<br />

Schmelztemperatur −114, 5 ◦ C −89, 5 ◦ C<br />

Siedetemperatur 78, 3 ◦ C 82, 4 ◦ C<br />

Zündtemperatur 425 ◦ C 425 ◦ C<br />

Flammpunkt (c.c.) 12 ◦ C 12 ◦ C<br />

Explosionsgrenzen (Luft) 3, 5 − 15 Vol.% 2 − 12, 7 Vol.%<br />

Oberflächenspannung 22, 3 mN<br />

m<br />

61<br />

21, 4 mN<br />

m


B.2 Fitdaten (mit Gnuplot)<br />

fi(x) = ai · x 3 + bi · x 2 + ci · x + di, i ∈ {1, . . . , 6}<br />

⇒ f ′ i(x) = 3 · ai · x 2 + 2 · bi · x + ci, i ∈ {1, . . . , 6}<br />

⇒ σf ′(x) = � (3 · σa · x 2 ) 2 + (2 · σb · x) 2 + σ 2 c , i ∈ {1, . . . , 6}<br />

Ethanol:<br />

a1 0, 0036 ± 0, 0009<br />

b1 −0, 20 ± 0, 04<br />

c1 3, 9 ± 0, 5<br />

d1 −16, 1 ± 1, 7<br />

a2 0, 0038 ± 0, 0012<br />

b2 −0, 21 ± 0, 05<br />

c2 4, 3 ± 0, 6<br />

d2 −21, 2 ± 1, 9<br />

a3 0, 0046 ± 0, 0014<br />

b3 −0, 24 ± 0, 05<br />

c3 4, 6 ± 0, 6<br />

d3 −26 ± 2<br />

a4 0, 0048 ± 0, 0014<br />

b4 −0, 25 ± 0, 06<br />

c4 4, 8 ± 0, 6<br />

d4 −31 ± 2<br />

a5 0, 0045 ± 0, 0014<br />

b5 −0, 24 ± 0, 06<br />

c5 4, 9 ± 0, 8<br />

d5 −35 ± 3<br />

a6 0, 0037 ± 0, 0014<br />

b6 −0, 22 ± 0, 06<br />

c6 4, 8 ± 0, 8<br />

d6 −39 ± 3<br />

2-Propanol<br />

a1 0, 0034 ± 0, 0008<br />

b1 −0, 21 ± 0, 03<br />

c1 4, 4 ± 0, 3<br />

d1 −16, 3 ± 1, 2<br />

a2 0, 0042 ± 0, 0011<br />

b2 −0, 25 ± 0, 05<br />

c2 5, 0 ± 0, 5<br />

d2 −21, 4 ± 1, 8<br />

a3 0, 0045 ± 0, 0012<br />

b3 −0, 26 ± 0, 05<br />

c3 5, 2 ± 0, 5<br />

d3 −26, 4 ± 1, 9<br />

a4 0, 0048 ± 0, 0012<br />

b4 −0, 27 ± 0, 05<br />

c4 5, 3 ± 0, 6<br />

d4 −30, 9 ± 1, 9<br />

a5 0, 0053 ± 0, 0011<br />

b5 −0, 28 ± 0, 05<br />

c5 5, 4 ± 0, 6<br />

d5 −35 ± 2<br />

a6 0, 0051 ± 0, 0011<br />

b6 −0, 28 ± 0, 05<br />

c6 5, 6 ± 0, 6<br />

d6 −40 ± 2<br />

Die Werte für reduzierte χ 2 gebe ich nicht an, da bei den Fits keine Vergleichsrelevanz<br />

mit theoretischen Vorhersagen besteht.<br />

Ableitungen bei x = 5 (mm):<br />

Ethanol:<br />

f ′ 1 = 2 ± 2, f ′ 4 = 3 ± 3,<br />

f ′ 2 = 2 ± 2, f ′ 5 = 3 ± 3,<br />

f ′ 3 = 3 ± 2, f ′ 6 = 3 ± 2.<br />

2-Propanol:<br />

f ′ 1 = 3 ± 2, f ′ 4 = 3 ± 3,<br />

f ′ 2 = 3 ± 3, f ′ 5 = 3 ± 3,<br />

f ′ 3 = 3 ± 3, f ′ 6 = 3 ± 3.<br />

62


Anhang C<br />

Verwendete Daten zu<br />

radioaktiven Zerfällen<br />

C.1 Zerfallsschemen von 90 Sr und 241 Am<br />

90 Sr (T1/2 = 28, 5 a)<br />

❇<br />

β ❇<br />

❇◆<br />

− 1<br />

90 Y<br />

❇<br />

❇<br />

❇<br />

β ❇<br />

❇<br />

❇<br />

❇◆<br />

− 2<br />

90Zr (aus [17], S. 21)<br />

0, 54 MeV<br />

2, 27 MeV<br />

241 Am (T1/2 = 433 a)<br />

❆❏ ❆❏<br />

❆❏<br />

❆ ❏<br />

❆ ❏ α (13%) 5, 443 MeV<br />

α (85%) ❆ ❏<br />

❆ ❏<br />

❆ ❏<br />

5, 486 MeV ❆ ❏❫<br />

❆<br />

❆<br />

❆❯<br />

(nach [15], S. 87)<br />

γ<br />

❄<br />

237Np 60 keV<br />

63


C.2 Natürliche Zerfallsreihen<br />

(gestützt auf Zerfallsschemen von http://ie.lbl.gov/toi/sumframe.htm, weitergeleitet<br />

von der Internet-Seite des physikalischen Fortgeschrittenen-Praktikums<br />

der Universität Freiburg)<br />

C.2.1 Uran-Radium-Reihe<br />

Nuklid Zerfall T1/2 Energie/MeV Produkte<br />

238 U α 4, 468 · 10 9 a 4, 270 234 Th<br />

234 Th β − 24, 10 d 0, 273 234 Pa<br />

234 Pa β − 6, 70 h 2, 195 234 U<br />

234 U α 2, 455 · 10 5 a 4, 859 230 Th<br />

230 Th α 7, 538 · 10 4 a 4, 770 226 Ra<br />

226 Ra α 1600 a 4, 871 222 Rn<br />

222 Rn α 3, 8235 d 5, 590 218 Po<br />

218 Po<br />

218 At<br />

α (99, 98%)<br />

β − (0, 02%)<br />

α (99, 9%)<br />

β − (0, 1%)<br />

3, 10 min<br />

1, 5 s<br />

6, 115<br />

0, 265<br />

6, 874<br />

2, 883<br />

214 Pb<br />

218 At<br />

214 Bi<br />

218 Rn<br />

218 Rn α 35 ms 7, 263 214 Po<br />

214 Pb β − 26, 8 min 1, 024 214 Bi<br />

214 Bi<br />

β − (99, 979%)<br />

α (0, 021%)<br />

19, 9 min<br />

3, 272<br />

5, 617<br />

214 Po<br />

210 Tl<br />

214 Po α 164, 3 µs 7, 833 210 Pb<br />

210 Tl β − 1, 30 min 5, 489 210 Pb<br />

210 Pb<br />

210 Bi<br />

β − (≈ 100%)<br />

α (1, 9 · 10 −6 %)<br />

β − (≈ 100%)<br />

α (1, 32 · 10 −4 %)<br />

22, 3 a<br />

5, 013 d<br />

0, 064<br />

3, 792<br />

1, 162<br />

5, 036<br />

210 Bi<br />

206 Hg<br />

210 Po<br />

206 Tl<br />

206 Hg β − 8, 15 min 1, 307 206 Tl<br />

210 Po α 138, 376 d 5, 407 206 Pb<br />

206 Tl β − 4, 199 min 1, 534 206 Pb<br />

206 Pb stabil<br />

64


C.2.2 Uran-Actinium-Reihe<br />

Nuklid Zerfall T1/2 Energie/MeV Produkte<br />

239 Pu α 24110 a 5, 245 235 U<br />

235 U α 7, 038 · 10 8 a 4, 679 231 Th<br />

231 Th<br />

β − (≈ 100%)<br />

α (∼ 10 −8 %)<br />

25, 52 h<br />

0, 390<br />

4, 213<br />

231 Pa<br />

227 Ra<br />

231 Pa α 32760 a 5, 150 227 Ac<br />

227 Ra β − 42, 2 min 1, 326 227 Ac<br />

227 Ac<br />

β − (98, 620%)<br />

α (1, 380%)<br />

21, 773 a<br />

0, 045<br />

5, 042<br />

227 Th<br />

223 Fr<br />

227 Th α 18, 72 d 6, 146 223 Ra<br />

223 Fr<br />

β − (99, 994%)<br />

α (0, 006%)<br />

21, 8 min<br />

1, 149<br />

5, 430<br />

223 Ra<br />

219 At<br />

223 Ra α 11, 435 d 5, 979 219 Rn<br />

219 At<br />

α (∼ 97%)<br />

β − (∼ 3%)<br />

56 s<br />

6, 390<br />

1, 700<br />

215 Bi<br />

219 Rn<br />

219 Rn α 3, 96 s 6, 946 215 Po<br />

215 Bi β − 7, 6 min 2, 250 215 Po<br />

215 Po<br />

α (99, 99977%)<br />

β − (2, 3 · 10 −4 %)<br />

1, 781 ms<br />

7, 526<br />

0, 720<br />

211 Pb<br />

215 At<br />

215 At α 0, 10 ms 8, 178 211 Bi<br />

211 Pb β − 36, 1 min 1, 372 211 Bi<br />

211 Bi<br />

α (99, 724%)<br />

β − (0, 276%)<br />

2, 14 min<br />

6, 751<br />

0, 579<br />

207 Tl<br />

211 Po<br />

211 Po α 0, 516 s 7, 595 207 Pb<br />

207 Tl β − 4, 77 min 1, 423 207 Pb<br />

207 Pb stabil<br />

65


C.2.3 Thorium-Reihe<br />

Nuklid Zerfall T1/2 Energie/MeV Produkte<br />

244 Pu<br />

α (99, 879%)<br />

SF (0, 121%)<br />

8, 08 · 10 7 a<br />

4, 666<br />

. . .<br />

240 U<br />

. . .<br />

240 U β − 14, 1 h 0, 388 240 Np<br />

240 Np β − 61, 9 min 2, 200 240 Pu<br />

240 Pu α 6563 a 5, 256 236 U<br />

236 U α 2, 342 · 10 7 a 4, 572 232 Th<br />

232 Th α 1, 405 · 10 10 a 4, 083 228 Ra<br />

228 Ra β − 5, 75 a 0, 046 228 Ac<br />

228 Ac β − 6, 15 h 2, 127 228 Th<br />

228 Th α 1, 9116 a 5, 520 224 Ra<br />

224 Ra α 3, 66 d 5, 789 220 Rn<br />

220 Rn α 55, 6 s 6, 405 216 Po<br />

216 Po α 0, 145 s 6, 907 212 Pb<br />

212 Pb β − 10, 64 h 0, 574 212 Bi<br />

212 Bi<br />

β − (64, 06%)<br />

α (35, 94%)<br />

60, 55 min<br />

2, 254<br />

6, 207<br />

212 Po<br />

208 Tl<br />

212 Po α 0, 299 µs 8, 954 208 Pb<br />

208 Tl β − 3, 053 min 5, 001 208 Pb<br />

208 Pb stabil<br />

66


Literaturverzeichnis<br />

[1] Biography C. T. R. Wilson, http://nobelprize.org<br />

(ein Ausdruck beigelegt)<br />

[2] Tohmfor, G. und Volmer, M.: Die Keimbildung unter dem Einfluß elektrischer<br />

Ladungen, Annalen der Physik, 5. Folge, Band 33 (1938) 109<br />

[3] Volmer, M.: Kinetik der Phasenbildung, Steinkopff, Dresden, 1939<br />

[4] Henderson, C.: Cloud and bubble chambers, Methuen, London, 1970<br />

[5] Langsdorf, A.: A Continuously Sensitive Diffusion Cloud Chamber, Review<br />

of Scientific Instruments 10 (1939) 91<br />

[6] Kuusinen, J.: Definitionen der Diffusionskonstanten, Annalen der Physik,<br />

5. Folge, Band 24 (1935) 445<br />

[7] Cowan, E. W.: Continuously Sensitive Diffusion Cloud Chambers, Review<br />

of Scientific Instruments 21 (1950) Nr. 12, 991<br />

[8] Needels, T. S. und Nielsen, C. E.: A Continuously Sensitive Cloud Chamber,<br />

Review of Scientific Instruments 21 (1950) Nr. 12, 976<br />

[9] Shutt, R. P.: A Theory of Diffusion Cloud Chambers, Review of Scientific<br />

Instruments 22 (1951) Nr. 10, 730<br />

[10] Bevan, A. R.: Optimum and limiting operating conditions for downward<br />

diffusion cloud chambers, Journal of Scientific Instruments 31 (1954),<br />

45<br />

[11] Slätis, H.: Survey Article on Diffusion Cloud Chambers, Nuclear Instruments<br />

1 (1957) 213-226<br />

[12] Saavedra, I.: On the theory of the Diffusion cloud chamber, Nuclear<br />

Instruments 3 (1958) 85-89<br />

67


[13] Chapman, S. und Cowling, T. G.: The Mathematical Theory of Non-<br />

Uniform Gases, Cambridge Univ. Press (1970), 3. Auflage<br />

[14] Leo, W. R.: Techniques for Nuclear and Particle Physics Experiments,<br />

Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1987<br />

[15] Grupen, C.: Teilchendetektoren, BI Wissenschaftsverlag, Mannheim,<br />

Leipzig, Wien, Zürich 1993<br />

[16] Grupen, C.: Astroparticle physics, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,<br />

New York 2005<br />

[17] Grupen, C.: Grundkurs Strahlenschutz, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,<br />

New York 2003, 3. Auflage<br />

[18] Grupen, C.: Kosmische Strahlung, Physik in unserer Zeit (1985) Nr. 3,<br />

69<br />

[19] Klapdor-Kleingrothaus, H. V. und Zuber, K.: Teilchenastrophysik,<br />

Teubner Studienbücher, Stuttgart 1997<br />

[20] Bundesamt für Strahlenschutz: Radon - Hauptursache der natürlichen<br />

Strahlenexposition, Infoblatt April 2005 (ein Ausdruck beigelegt)<br />

[21] PHYWE: Großraum-Diffusions-Nebelkammer PJ45 (Produktinformation),<br />

über www.phywe.de (ein Ausdruck beigelegt)<br />

[22] Heide, M.: <strong>Bau</strong> und Optimierung <strong>einer</strong> <strong>Diffusionsnebelkammer</strong>, Institut<br />

für Kernphysik der Westfällischen Wilhelms-Universität Münster (2006)<br />

[23] Schuster, Ch.: <strong>Bau</strong> <strong>einer</strong> <strong>kontinuierlich</strong>en Nebelkammer und Bestimmung<br />

der Energie von Alpha-Teilchen, Jugend forscht 2006<br />

[24] Pruitt, S. und Simpson, M. D. II: A Continuously Sensitive Cloud Chamber,<br />

Department of Mathematics and College of Engineering, Wayne<br />

State University, Detroit, MI 48202<br />

[25] Behn, C. und Lange, T.: Konstruktion und <strong>Bau</strong> <strong>einer</strong> <strong>kontinuierlich</strong> arbeitenden<br />

Nebelkammer, Jugend forscht 1992, Landeswettbewerb Clausthal<br />

[26] Tipler, P. A.: Physik, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin,<br />

Oxford 1994<br />

[27] Kuchling, H.: Taschenbuch der Physik, Fachbuchverlag Leipzig (im Carl<br />

Hanser Verlag) 2004, 18. Auflage<br />

68


[28] Sicherheitsdatenblatt von Merck KGaA: Ethanol absolut zur Analyse,<br />

Stand vom 01.06.2006<br />

[29] Sicherheitsdatenblatt von Merck KGaA: 2-Propanol zur Analyse, Stand<br />

vom 24.05.2006<br />

69


Danksagung:<br />

Ich möchte mich herzlich bei Herrn Prof. Dr. Kay Königsmann für die Vergabe<br />

eines so interessanten Themas bedanken, während dessen Bearbeitung<br />

man nicht nur theoretische Überlegungen anstellen sondern sich bei der Umsetzung<br />

auch praktisch betätigen konnte. Auch der schulpraktische Bezug<br />

macht das Thema für späteren Einsatz im Lehrerberuf besonders interessant.<br />

Ich möchte mich auch bei Herrn Rainer Fastner, AG Königsmann, und Herrn<br />

Gerhard Heine, aus der Physik-Mechanikwerkstatt, bedanken. Sie haben eine<br />

wichtige Rolle bei Konstruktion und Umsetzung der mechanischen Seite<br />

der <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> gespielt, indem sie mit ihren Erfahrungen und<br />

persönlichem Engagement zur Umsetzung m<strong>einer</strong> Gestaltungswünsche für<br />

die <strong>Diffusionsnebelkammer</strong> in hohem Maß beigetragen haben.<br />

Ein weiterer Dank gilt Herrn Bernhard Gersitz, aus der Physik-Elektronikwerkstatt,<br />

der zur Gestaltung der elektronischen Bestandteile der <strong>Diffusionsnebelkammer</strong><br />

sehr viel beigetragen hat.<br />

Ich möchte mich auch bei Herrn Dr. Kambiz Mahboubi und Herrn Jürgen<br />

Worch aus dem Elektronik-Ingenieurlabor für die hilfreiche Beratung bedanken.<br />

Auch allen Abteilungsmitgliedern der AG Königsmann möchte ich einen<br />

Dank für hilfreiche Unterstützung aussprechen. Ein besonderer Dank gilt<br />

dabei Dr. Andreas Mutter und Dr. Christian Schill, die diese Arbeit korrekturgelesen<br />

und wertvolle Tips dazu gegeben haben. Des Weiteren war Dr.<br />

Andreas Mutter durch die Nähe seines Arbeitsplätzes ein Ansprechpartner<br />

in physikalischen und Datenverarbeitungsfragen.<br />

Ein Dank geht auch an meine Familie, die während der Erarbeitungs- und<br />

Fertigstellungsphase dieser Arbeit mir beigestanden haben.<br />

Erklärung:<br />

Ich erkläre, dass ich die Arbeit selbständig angefertigt und nur die angegebenen<br />

Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn<br />

nach anderen Werken, gegebenenfalls auch elektronischen Medien, entnommen<br />

sind, sind von mir durch Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich<br />

gemacht. Entlehnungen aus dem Internet sind durch Ausdruck belegt.<br />

Freiburg, den 29. Mai 2008


Korrektur:<br />

Bei nachträglicher Durchsicht dieser Arbeit wurde ein Tippfehler auf der<br />

Seite 49 festgestellt. Die hier angegebene Temperatursteigung muss lauten<br />

dT<br />

K<br />

(5 mm) � (30 ± 7)<br />

dx cm .<br />

Die angegebene Standardabweichung wurde ohne Berücksichtigung der möglichen<br />

Korrelationen unter den Fitparametern ai, bi, ci und di berechnet.<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!