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RDT 2/2008 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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ERNEY<br />

das an<strong>der</strong>e Versprechen, das er Stunden<br />

später in Bernds Augen sprechen<br />

würde: "Ich komme wie<strong>der</strong>!"<br />

Um keinen Preis hätte Holger Wirringa<br />

seine zwei Versprechen gebrochen;<br />

hier war seine Frau, die nach einem<br />

dramatisch fehlgeschlagenen Versuch<br />

Huskyhündin Elli keinen weiteren Hund<br />

zumuten wollte - aber dort war auch<br />

<strong>der</strong> Rüde, in dessen braunen Augen eine<br />

Sehnsucht nach Liebe lag, die den<br />

Tierfreund tief berührte…<br />

"Wir nehmen Bernd zu<br />

uns", schreibt er am 1.<br />

Juli per Mail an viele seiner<br />

Freunde, die ihr Leben<br />

ebenfalls mit mindestens<br />

einem Husky<br />

teilen. Alle sind begeistert,<br />

beglückwünschen<br />

die Familie zu dem Entschluss<br />

- und von nun an<br />

bringt die erste Fähre<br />

Samstag für Samstag<br />

Holger Wirringa mit Victoria<br />

und Hündin Elli<br />

o<strong>der</strong> Sohn Martti und Elli hinüber.<br />

Elli mag Bernd auf Anhieb, er ist kein<br />

Hund, <strong>der</strong> ihre alten Rechte an ihren<br />

geliebten Menschen in Frage stellen<br />

würde. Doch als <strong>der</strong> Rüde nach Wochen<br />

des intensiven Kennenlernens,<br />

Begrüßens und wie<strong>der</strong> Abschiednehmens<br />

mit Hundeküsschen am Tierheimtor<br />

Anfang August tatsächlich für<br />

immer bei ihnen einziehen will, ist die<br />

Huskyhündin schwer konsterniert.<br />

Lange Spaziergänge am Meer und<br />

über die Insel ja, aber gemeinsames<br />

Fressen und Kuscheln auf alten Lieblingsplätzen<br />

sind eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für sie, die immerhin schon einmal eine<br />

Anfechtung durch einen zweiten<br />

Hund überstehen musste. Damals hatte<br />

die 12 Jahre alte Huskyhündin Matty<br />

aus dem Tierheim Berlin, die knapp<br />

dem Hungertod in einer Gartenkolonie<br />

entronnen war, schnell die Jüngere verdrängt<br />

und sich vehement behauptet.<br />

Eine Woche schaute sich die Familie<br />

den Machtkampf <strong>der</strong> Hündinnen an<br />

und fand schließlich für Matty ein wun<strong>der</strong>bares<br />

Zuhause bei einem Freund.<br />

Eltern, Großeltern und Kin<strong>der</strong> waren<br />

über diesen schon drei Jahre zurück<br />

liegenden gescheiterten Vergesellschaftungsversuch<br />

so nachhaltig enttäuscht,<br />

dass sie we<strong>der</strong> Elli noch den<br />

potentiellen neuen Familienmitglie<strong>der</strong>n<br />

solche Auseinan<strong>der</strong>setzungen zumuten<br />

wollten. "Ich habe mich erst wie<strong>der</strong> rasiert",<br />

erzählt Holger Wirringa schmunzelnd<br />

von seinem alten Schwur, "als<br />

Matty gut vermittelt war."<br />

Doch auch mit Bernd, dem sanften, zurückhaltenden<br />

Rüden, kommt es zu<br />

Spannungen, die Elli mit Zähnen ausficht.<br />

Jede Beißerei quittiert Bernd mit<br />

sichtbarem Kummer; "er hat richtig geweint",<br />

erinnert sich Sigrun Wirringa an<br />

eine beson<strong>der</strong>s scharfe Auseinan<strong>der</strong>setzung,<br />

bei <strong>der</strong> Elli sich kurz in den Lefzen<br />

des Rüden verbeißt und Blut fließt.<br />

"Ignoriert Bernd die erste Zeit", rät ein<br />

mit dem Verhalten von Huskys vertrauter<br />

Freund, und die Familie befolgt, so<br />

schwer es ihnen fällt, den Rat. "Er hat<br />

alles, was er braucht", tröstet <strong>der</strong> Fami-<br />

T IERHEIM H AGE<br />

lienvater seine Frau, "nur so haben wir<br />

eine Chance, dass die Beiden sich arrangieren."<br />

Und heute wissen die vier Wirringas,<br />

dass ihr konsequentes Verhalten den<br />

Grundstein für eine stabile Beziehung<br />

Ein Buch über Husky Bernd ...<br />

Holger Wirringa schreibt an einem<br />

Buch über Bernd. Es ist die zeitge-<br />

“Anbaden” mit Elli und Bernd (rechts)<br />

Martti und seine Schwester Victoria mit Elli und Bernd (rechts)<br />

naue Wie<strong>der</strong>gabe von <strong>der</strong> ersten Begegnung<br />

bis zum Weihnachtsfest<br />

2007. Der Text setzt sich aus <strong>der</strong> gesamten<br />

eMail-Korrespondenz über<br />

den Husky zusammen und ermöglicht<br />

dem Leser, Stimmungen, Ängste,<br />

Freudentage, Erlebnisse und Fortschritte<br />

um Bernd nachzuvollziehen.<br />

zwischen den Hunden gelegt hat. "In Ellis<br />

Augen leuchten die Herzchen",<br />

schreibt Holger Wirringa eines Tages<br />

glücklich an seine Freunde, "sie kuscheln,<br />

fressen und schmusen zusammen."<br />

Weit über 100 Kilometer läuft <strong>der</strong> gelernte<br />

Bürokaufmann mit den Huskys in<br />

<strong>der</strong> Woche - das sind zwischen 14 und<br />

17 Kilometer am Tag durch Dünen,<br />

Wald, am Strand und manchmal auch<br />

durchs (flache) Meer. Bernd legt durch<br />

die schnellen, langen Märsche an Gewicht<br />

zu, seine Muskulatur wird kräftiger,<br />

<strong>der</strong> gesamte Gesundheitszustand<br />

stabiler. Eine Operation, überraschend<br />

wurde ein Hodentumor diagnostiziert,<br />

übersteht <strong>der</strong> Rüde unbeschadet.<br />

Nur ab und zu träumt <strong>der</strong> Husky von<br />

seinem früheren Leben und was ihm da<br />

an bösen Erinnerungen vor sein geistiges<br />

Auge kommt, lässt ihn oft bitterlich<br />

wimmern. "Hey, alter Freund, dein<br />

Krieg ist doch vorbei", flüstert Holger<br />

Wirringa ihm ins Ohr und verbringt solche<br />

Nächte in <strong>der</strong> Nähe seines Hundes.<br />

Aber die Alpträume werden immer seltener<br />

- und wenn Bernd jetzt träumt,<br />

dann scheint er im Schlaf zu lächeln…<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2008</strong><br />

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