FrauenMachtKarriere!® 2010
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Auch die Forderung nach erhöhten Frauenanteilen in den Aufsichts-<br />
räten der Wirtschaft und der Banken wird immer nachdrücklicher<br />
formuliert – nicht zuletzt, nachdem Norwegen eine 40-Prozent-<br />
Quote für den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten gesetzlich fest-<br />
geschrieben hat. Norwegen hat damit auch auf die demografischen<br />
Herausforderungen reagiert, mit denen wir auch hierzulande zu<br />
tun haben, und hat einen großen Schritt hin zur Überwindung des<br />
Fachkräftemangels getan. Auf die Frauenquote in Norwegen hat<br />
die Börse gelassen reagiert. Die Katastrophe blieb aus.<br />
In Norwegen gehen die Firmen Perlen tauchen<br />
Ich möchte betonen: Es war der konservative norwegische Wirtschaftsminister<br />
Ansgar Gabrielsen, der kurz nach seinem Amtsantritt<br />
feststellte, „dass die Hälfte der Menschheit aus Frauen besteht“.<br />
Er erkannte, dass ein hoher Frauenanteil nicht nur gut für das Klima<br />
in Unternehmen ist, sondern auch für die Bilanz! Seitdem auf seine<br />
Initiative hin die Quote eingeführt wurde, gehen die norwegischen<br />
Unternehmen „Perlen tauchen“: Die Firmen suchen nach mindestens<br />
drei talentierten Frauen und lassen sie schulen für den Aufsichtratsposten.<br />
Von einer speziellen Ausbildung von Männern für<br />
Aufsichtsratsposten ist mir im Übrigen nichts bekannt. Da wird die<br />
Qualifikation offenbar qua Geschlecht vorausgesetzt.<br />
Mehr als 1000 Frauen haben inzwischen die Lehrgänge in Norwegen<br />
besucht und etwa jede zweite von ihnen hat einen Aufsichtsratsposten<br />
bekommen. Deshalb mussten bisher auch die Sanktionen,<br />
die Unternehmen zu befürchten hatten, nicht angewendet werden.<br />
Inzwischen sieht die Geschlechterbilanz nirgends so beeindruckend<br />
aus wie in Norwegen: 42 Prozent der Aufsichtratsposten in großen<br />
börsennotierten Unternehmen sind von Frauen besetzt.<br />
Ansgar Gabrielsen, der heute nicht mehr Wirtschaftsminister ist,<br />
hat sich auch für eine Frauenquote in der deutschen Privatwirtschaft<br />
stark gemacht. Es sei „peinlich“, dass in einem Land, das so<br />
viel für die Gleichberechtigung getan habe, Frauen von Führungspositionen<br />
in der Wirtschaft ausgeschlossen bleiben sollten, sagte<br />
Gabrielsen im Rechtsausschuss des deutschen Bundestages, den er<br />
hinsichtlich der Frauenquote beraten hatte.<br />
Frauen in Führung bringen Vorteile<br />
Eine reine Männerwirtschaft, wie sie in Deutschland noch so oft die<br />
Regel ist, lässt die Motivation der Mitarbeiter genauso sinken wie<br />
die Produktivität. Auf der anderen Seite steigt die gesellschaftliche<br />
Anerkennung eines Unternehmens, wenn es die weibliche Hälfte<br />
der Menschheit nicht ignoriert. Dass Unternehmen innovativer sind,<br />
wenn in ihrer Führung ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und<br />
Männern herrscht, bestätigt auch die London School of Economics.<br />
Denn Unternehmen, in denen auch Frauen das Sagen haben, wachsen<br />
stärker als ihre Konkurrenten.<br />
Weibliche Karrieren in einer globalisierten Welt<br />
<strong>FrauenMachtKarriere</strong>! 07<br />
Trotzdem gibt es Deutschlandweit nur 4 Prozent Frauen in Aufsichts<br />
räten. Deutsche Aufsichtsräte sind gleich alt, gleich männlich und<br />
haben gleiche Lebensläufe. Der Frauenanteil in deutschen Führungs<br />
positionen stagniert auf niedrigem Niveau. Daran hat auch die Selbst-<br />
verpflichtung der Wirtschaft aus dem Jahr 2001 nicht viel geändert.<br />
Parallelgesellschaft in den Führungsetagen der<br />
Finanzwirtschaft<br />
Ich hatte vor Kurzem das Vergnügen, die Begrüßung beim Frankfurt<br />
European Banking Congress halten zu dürfen. Nicht nur dass ich,<br />
als Mit-Gastgeberin neben Herrn Blessing stehend, von den meisten<br />
Gästen schlicht übersehen wurde, ich musste mit Verwunderung<br />
feststellen, dass nur etwa vier Prozent der Teilnehmenden Frauen<br />
waren. Diese kamen aus Skandinavien – und dem Libanon.<br />
Es wird heute so viel über Parallelgesellschaften gesprochen. Bei<br />
dieser Veranstaltung hat sich mir diese Bezeichnung regelrecht<br />
aufgedrängt. Wenn die deutsche Finanzwirtschaft ausschließlich<br />
von Männern repräsentiert wird, ist das im internationalen Vergleich<br />
keine Visitenkarte deutscher Demokratie.<br />
Kein Wunder dass, nachdem alle auf Freiwilligkeit setzenden Appelle<br />
europaweit nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben,<br />
der EU-Kommissarin Viviane Reding der Kragen platzte und sie<br />
mit der europaweiten Einführung der Frauenquote für Aufsichtsräte<br />
drohte. Sie hat dabei Zielgrößen von 30 Prozent bis 2015 und<br />
40 Prozent bis 2020 im Auge. Denn eine Frau allein im Vorstand<br />
reicht eben nicht aus, wenn die Unternehmenskultur entscheidend<br />
verändert werden soll. Studien haben gezeigt, dass es mindestens<br />
einen Frauenanteil von 30 Prozent braucht, um einen Kulturwandel<br />
herbeizuführen.