Download - der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
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Dramatisch sind die Zukunftsherausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für unser Land. Die demographische<br />
Entwicklung ist vorgezeichnet: Gegenwärtig<br />
haben 00 Deutsche 63 Kin<strong>der</strong> und lediglich<br />
39 Enkel. Die Staatsfinanzen sind zerrüttet,<br />
die sozialen Sicherungssysteme überfor<strong>der</strong>t,<br />
die chronische Massenarbeitslosigkeit hat ihre<br />
Wurzeln in tiefsitzenden Strukturproblemen,<br />
nicht nur in kurzfristigen Konjunkturdellen.<br />
Alles dieses trifft auch die Kirche und min<strong>der</strong>t<br />
ihre äußere, ihre institutionelle Leistungskraft:<br />
die Mitglie<strong>der</strong>zahlen sinken, die Finanzkraft<br />
schwindet. Gegenläufig dazu aber wachsen die<br />
inhaltlichen Aufgaben für die Christen, für die<br />
Kirche. Denn <strong>der</strong> Wandel kann nur menschen-<br />
und zukunftsgerecht gestaltet werden, wenn das<br />
Leitbild vom Menschen nicht Schaden nimmt,<br />
das jedem Einzelnen seine Gott gegebene Würde<br />
zuerkennt, Beteiligungsgerechtigkeit sichert<br />
und kritische Nachfragen im unerlässlichen<br />
Umbau nicht abfällig als „Gutmenschentum“<br />
diskreditiert.<br />
Doch christliche Zuversicht hat keine Angst vor<br />
<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n Mut zur Zukunft und befähigt zur<br />
aktiven Gestaltung nach <strong>der</strong> Leitfrage: Was<br />
müssen wir heute tun, damit unsere Kirche auch<br />
in 20 und 30 Jahren wirksam für die Menschen<br />
handeln kann? Nach einem jedenfalls äußerlich<br />
für die meisten „goldenen Zeitalter“ stehen wir<br />
in Staat, Gesellschaft und auch in <strong>der</strong> Kirche<br />
nun in einem weitreichenden Wandel. Natürlich<br />
än<strong>der</strong>t sich nicht unser biblischer Auftrag,<br />
die befreiende Zuversicht von <strong>der</strong> voraussetzungslosen<br />
Zuwendung Gottes weiterzugeben<br />
und durch unser Handeln für die Menschen<br />
erlebbar zu machen. Wohl aber haben wir den<br />
überkommenen institutionellen Rahmen, die gewohnten<br />
Arbeitsformen, die bisherigen Arbeitsschwerpunkte,<br />
also auch unsere traditionellen<br />
Berufsbil<strong>der</strong> und die bisherige Kooperation <strong>der</strong><br />
Berufsgruppen kritisch zu sichten und zukunftsorientiert<br />
zu än<strong>der</strong>n und dies auch energisch<br />
und zügig. Die allgemeine Entwicklung stellt<br />
nämlich ihre Uhren nicht nach dem hier und<br />
da um sich selbst kreisenden gemächlichen<br />
Entscheidungstempo in <strong>der</strong> Kirche<br />
Ich traue unserer Kirche aber die Kraft zu,<br />
diesen Wandel aktiv zu gestalten und nicht nur<br />
resignativ zu erleiden. Denn unserer <strong>Evangelisch</strong>-<strong>lutherischen</strong><br />
<strong>Landeskirche</strong> <strong>Hannovers</strong> ist<br />
es in den zurückliegenden Jahrzehnten weitgehend<br />
gelungen, die jeweils erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Schritte rechtzeitig zu gehen. Freilich werden<br />
nun markantere Schritte im beschleunigten<br />
Tempo nötig. Uns wird eine Reformfähigkeit<br />
abverlangt, wie wir sie bisher nicht unter Beweis<br />
stellen mussten.<br />
Schon nackte Zahlen belegen dieses. Bis<br />
Ende 20 0 müssen gut 80 Mio. Euro aus dem<br />
landeskirchlichen Haushalt von etwa 500 Mio.<br />
Euro gekürzt werden, damit die laufenden Einnahmen<br />
endlich die Ausgaben wie<strong>der</strong> decken<br />
und die Defizite nicht in wenigen Jahren unserer<br />
Finanzsubstanz aufzehren. Diese nüchternen<br />
Zahlen verweisen auf die gewaltige Dimension<br />
<strong>der</strong> darin enthaltenen viel wichtigeren inhaltlichen<br />
Entscheidungen.<br />
Die Prioritäten- und also auch Posterioritätendebatte<br />
ist eröffnet. Sie wird streitig sein, wen<br />
kann dieses wun<strong>der</strong>n? Aber sie braucht einige<br />
für alle verbindliche Grundverständigungen.<br />
Eine davon muss die Orientierung aller kirchlicher<br />
Arbeit daran sein, wie sie die ehrenamtliche<br />
Mitverantwortung in <strong>der</strong> Kirche för<strong>der</strong>t,<br />
Frauen und Männer zu sie erfüllen<strong>der</strong> Mitarbeit<br />
befähigt und ihnen angemessene Souveränität<br />
in ihrem Ehrenamt zuweist, kurz: wie die „Ehrenamtstauglichkeit“<br />
<strong>der</strong> Kirche professionell<br />
nachhaltig verbessert werden kann.<br />
Hier sehe ich eine zentrale Aufgabe, gerade<br />
auch für Diakone und Diakoninnen und zugleich<br />
eine aussichtsreiche Chance zur Schärfung<br />
und damit Sicherung ihres für die Kirche so<br />
wichtigen Berufsbildes. Natürlich bleibt festzuhalten:<br />
Das Ehrenamt entdecken wir nicht erst<br />
in schlechten Zeiten als kirchlichen „Notnagel“.<br />
Und jedes erfolgreiche Ehrenamt braucht<br />
auch professionell bestens ausgewiesene<br />
Hauptamtliche. Stärker in den Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong><br />
kirchlichen Prioritätensetzung gehört aber die<br />
Prüffrage: Wie viele Ehrenamtliche setzt ein<br />
Hauptamtlicher durch seine Arbeit in Stand,<br />
ihre Ehrenämter wirksam und übrigens auch<br />
mit Freude und eigenem inneren Gewinn in <strong>der</strong><br />
Kirche auszuüben?<br />
Vor diesem Hintergrund begrüße ich sehr, dass<br />
die Diakone und Diakoninnen diese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
aktiv und konstruktiv aufnehmen. Uns<br />
alle mag dabei in <strong>der</strong> anstrengenden Gestaltung<br />
des Wandels die Zusage begleiten:<br />
„Die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft“<br />
(Jesaja 40,3 ).<br />
Präsident Dr. Eckhart v. Vietinghoff<br />
Hannover, den 13. Juni 2005<br />
Vorwort