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Leseprobe - Styria

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Eine Reise<br />

durch Asiens<br />

Küchen<br />

10<br />

Das alles mag ein wenig nach Hollywood oder billigen Schundromanen klingen, hat aber<br />

doch einen wahren Kern: nämlich die Tatsache, dass die arabische Lebensweise und damit<br />

auch die arabische Küche zutiefst vom Nomadentum, sprich: vom Leben im Zelt, geprägt<br />

ist. Den gemauerten Backofen ersetzte also seit jeher die offene Feuerstelle, das tägliche<br />

Brot der Getreide- oder Kichererbsenbrei, oft auch duftender Reis. Sogar die Nudeln –<br />

zumindest die getrocknete Pasta aus Hartweizengrieß – dürften in Wahrheit weder von<br />

Marco Polo noch von Kublai Khan, sondern von den arabischen Völkern wegen ihrer<br />

optimalen Eignung zur Wüsten-Vorratshaltung „erfunden” worden sein. Auf dem Speisezettel<br />

konnte im übrigen nur das Fleisch solcher Tiere stehen, die keine Stallungen benötigten,<br />

sondern – wie etwa Schafe oder Kamele – problemlos hinter der Karawane<br />

einhertrotteten.<br />

Dafür waren die Karawanen, was neue, aufregende Ingredienzien, allen voran Gewürze,<br />

Öle und duftende Essenzen betraf, aufgrund ihres mobilen Charakters stets am neuesten<br />

Stand, und der arabische Menschenschlag zögert auch nicht, diese „Küchengeheimnisse”<br />

höchst gastfreundlich zu lüften. Karawanenküche ist also keineswegs eine karge Zelt- und<br />

Wüstenküche, sondern eine, in der für jeden in friedlicher Absicht kommenden Fremden<br />

jederzeit ein frisch gebrauter Kaffee oder eine Schale Shay (mit frischer Minze aromatisierter<br />

Tee) bereitsteht, und eine, die sich im Lauf der Zeit zu einer echten Feinschmecker- und<br />

Oasenküche entwickelt hat.<br />

Die arabische Küche hat sich, vielleicht gerade aus diesem Grund, trotz ihres gewaltigen<br />

Einzugsgebiets, das im asiatischen Teil Libanon, Palästina, Syrien, Jordanien, Saudi-<br />

Arabien, Jemen und die Vereinigten Emirate einschließt und bis nach Persien und Afghanistan<br />

reicht, niemals, wie etwa in Europa, in völlig unterschiedliche Nationalküchen<br />

aufgegliedert. Trotz mancherlei regionaler und vor allem meteorologisch-geologisch<br />

bedingter Schattierungen kann man in Damaskus ganz ähnliche Gerichte essen wie in<br />

Teheran. Das kulinarische Netz, das die nomadischen Vorfahren über mehr als zwei Jahrtausende<br />

geknüpft hatten, ist bis heute sehr engmaschig geblieben. Viele Gerichte wie<br />

etwa Sesampaste, Knoblauch- oder Kichererbsenpüree, Salat von Burghul-Weizen oder<br />

gefüllte Weinblätter ziehen sich, vom Maghreb bis zur Levante, geradezu leitmotivisch<br />

durch den gesamten arabischen Raum.<br />

Wer die arabische Küche verstehen will, muss allerdings immer auch bedenken, dass<br />

sie, seit Mohammed im Jahre 630 den Hadsch nach Mekka institutionalisierte, auch eine<br />

islamische Küche – nämlich eine Küche mit ehernen Regeln und unverrückbaren Ritualen<br />

– ist, deren Gesetze nicht nur im Koran, sondern auch in alten Kochbüchern aus dem<br />

zehnten Jahrhundert festgeschrieben sind. Auch wenn Mohammed den Genuss von<br />

Schweinefleisch und Alkohol ausdrücklich untersagt, ist frommen Muslims in kulinarischer<br />

Hinsicht dennoch wesentlich mehr erlaubt als verboten.<br />

SYRIEN<br />

Pittah in Damaskus<br />

Die zweite große Küche im arabischen Raum<br />

ist ohne jeden Zweifel jene Syriens. Bereits<br />

ein kurzer Bummel durch das Chaghour-Viertel<br />

im Süden der Altstadt von Damaskus macht<br />

darauf auch entsprechenden Appetit. Es<br />

bedarf schon einigermaßen geschulter Nasenschleimhäute,<br />

um all die Düfte, die da von<br />

Safran über Kreuzkümmel bis hin zu Sesamöl,<br />

Zitronengras und zerquetschtem Burghul-Weizen reichen, auseinanderhalten zu können.<br />

Und wenn der Appetit zu groß wird, dann hilft nur die Einkehr in einem der vielen Altstadt-

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