Leseprobe - Styria
Leseprobe - Styria
Leseprobe - Styria
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eine Reise<br />
durch Asiens<br />
Küchen<br />
12<br />
steht auf der anderen Seite auch eine, vor allem maskuline Liebe zu über Holzkohlenfeuer<br />
gegrillten Spießen und Fleischstücken gegenüber. Dezent und rosenwasserduftig<br />
ist indessen Persiens berühmte Dessertküche.<br />
Neben den traditionellen Spezialitäten, wie sie in allen Bazaren und Suks zwischen<br />
Istanbul, Dubai und Teheran gereicht werden, blieb den Iranern jedoch eine Spezialität<br />
erhalten, die sie zwar mit einigen GUS-Staaten, aber mit keinem einzigen anderen arabischen<br />
Land teilen müssen: Der IRANISCHE KAVIAR aus der Kaspischen See hat –<br />
durchaus mit einigem Recht – den Ruf, der beste der Welt zu sein. Und der Ausdruck<br />
„Schah-Kaviar” für die besonders rare Spielart des Kaviars vom Albino-Stör ist, zwanzig<br />
Jahren Mullah-Regime zum Trotz, bis heute noch nicht ausgestorben – und notiert auf den<br />
Gourmetbörsen der Welt zu schwindelerregenden Höchstpreisen.<br />
NORDASIEN (GUS-STAATEN, RUSSLAND)<br />
Pelmeni, Stör und viele Pilze<br />
Allen Unterschieden zum Trotz gibt es in der Vielvölkerküche<br />
des russischen „Riesenreiches” dennoch<br />
auch verbindende, geradezu leitmotivisch eingesetzte<br />
kulinarische Elemente. Das auffallendste unter<br />
ihnen ist zweifellos die Sitte, jedes Menü mit einer<br />
SAKKÚSKA einzuleiten, einer opulent dekorierten<br />
Vorspeisenplatte, die von sauren Pickles, eingelegten<br />
Pilzen und Salaten, über Fisch oder Fleisch in Aspik, bis<br />
hin zu Lachs, Störpastete, Kaviar auf Blinis oder – in<br />
der volksnäheren Fassung – Auberginenkaviar (auch „Kaviar der Armen” genannt) alles<br />
enthalten kann und, je nach Geldbeutel, mit Luxusware oder aus der Konservendose<br />
beschickt wird.<br />
Weitere Leitmotive, die sich quer durch die im besten Wortsinn euro-asiatischen russischen<br />
Küchen ziehen, sind PIROGGEN (Pasteten oder Teigtäschchen mit Fleisch, Kohl,<br />
Pilzen, Eiern u.ä. gefüllt und meist im Ofen überbacken), SCHTSCHI (Fleisch- oder Fischbrühe<br />
mit Kartoffeln und Kraut), BORSCHTSCH (Rote-Rüben-Suppe mit Fleisch und<br />
Sahne), UCHA (Fischsuppe), Pilzgerichte (Russlands Wälder sind das größte Pilzreservoir<br />
der Welt) und die Allzweckbeilage KÁSCHA (Buchweizengrütze), die zu Fisch und<br />
Fleisch passt, aber notfalls auch, gemeinsam mit einem Gläschen Wodka (Getreideschnaps)<br />
oder KWAS (bierähnliches Getränk aus fermentiertem Brotteig), als fleischloses<br />
Hauptgericht genossen werden kann. Vor allem ist die Káscha auch Teil des russischen<br />
Frühstücks (Sawtrak), zu dem auch Eiergerichte oder Milchspeisen sowie Brot, Marmelade,<br />
Wurst und Käse – und natürlich Tee aus dem Samowar gehören.<br />
Während die georgische Küche mit ihren französisch inspirierten Saucen und ihrer ausgeprägten<br />
Liebe zu Walnüssen und Rosinen als eher elaboriert gelten darf, ist die sibirische<br />
Küche einfach, aber schmackhaft. Auf jeden Fall sollte man das Nationalgericht<br />
PELMENI, die sibirische Antwort auf Italiens Tortellini, probieren.<br />
Kostenswert sind auch die vielen Fleischgerichte des Urals, die meist in kleinen Keramiktöpfen<br />
zubereitet werden und sich durch eine besondere Vorliebe für Wildbret und<br />
Innereien auszeichnen.<br />
So verschieden die Küchen der verschiedenen Regionen auf dem Gebiet der ehemaligen<br />
UdSSR sein mögen, eines ist ihnen bis heute gemeinsam: die Zubereitung auf dem<br />
Petsch, jenem schon von Gogol und Tschechow besungenen russischen Ofen, der den<br />
Mittelpunkt der Küche bildet und zum Kochen, Backen, Kleidertrocknen gleichermaßen<br />
dient wie als Wärmespender für all jene, die auf der Ofenbank ein Schläfchen machen<br />
dürfen.