Leseprobe - Styria
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Eine Reise<br />
durch Asiens<br />
Küchen<br />
14<br />
klassischer – auf den aus dem arabischen Raum nach Indien gelangten Tandoors, jenen<br />
hohen, bienenstockförmigen Lehmöfen, in deren Innerem mithilfe von Holzkohlen eine<br />
hocharomatische Gluthitze erzeugt wird, der die indischen Brote nicht nur ihre typischen,<br />
kohlrabenschwarzen Fleckmuster, sondern auch den unverwechselbaren Rauchgeschmack<br />
verdanken.<br />
Ein Tandoor darf – so will es zumindest die Überlieferung – niemals ausgehen. Über Nacht<br />
werden daher auf der simmernden Glut die Linsen und Kichererbsen gegart, bis der Herd<br />
am nächsten Tag wieder auf volle Kraft erhitzt wird, um die ebenfalls über Nacht in Joghurt<br />
und Gewürzen marinierten Hühner- und Lammkeulen oder etwa auch einen pazifischen<br />
Plattfisch (z.B. den köstlichen Pomfret) aufzunehmen. Als besondere Delikatesse aus dem<br />
Tandoori-Ofen gelten jene „Paneer“ genannten Frischkäse-Ziegel, die scharf angebraten<br />
und mit aromatischen Gemüsen sowie mit Joghurt, einer Lieblingszutat jeglicher indischer<br />
Küche, serviert werden.<br />
Neben der ursprünglich aus Vorderasien übernommenen Tandoori-Tradition, die vom<br />
Westen her auf die indische Mogulküche einwirkte, gibt es auch viele andere, darunter<br />
etwa portugiesische Einflüsse, die etwa aufgrund der langen portugiesischen Kolonialherrschaft<br />
die an der Westküste liegende Provinz Goa geprägt haben, wo Spanferkel und<br />
Gänse fast wie auf der Iberischen Halbinsel munden. Tiefe Spuren hat – nicht nur in der<br />
Teekultur – beim (ausgezeichneten indischen) Gin und beim Currypulver, auch die<br />
britische Langzeitherrschaft hinterlassen. In jenen Landesteilen, wo viele Christen leben,<br />
erfreut sich auch das Schweinefleisch (beispielsweise jenes, das auf Vindaloo-Art mit<br />
hochgradiger Schärfe zubereitet wird) großer Beliebtheit.<br />
Der Einfluss arabischer Küchen ist vor allem im islamischen Pakistan spürbar, während die<br />
meisten Küchen des asiatischen Subkontinents von einer besonders vegetarischen Ausprägung<br />
der hinduistischen und buddhistischen Lehre geprägt sind. Allerdings sind<br />
keineswegs alle Inder Vegetarier. Die diesbezügliche Strenggläubigkeit variiert von<br />
Region zu Region, von Kaste zu Kaste, von Sikh zu Parse und von Tamile zu Brahmane.<br />
Einzig der Genuss von Rindfleisch ist allen Hindus verboten, während sich bei den<br />
streng-islamischen Pakistani die Ächtung von Schweinefleisch und Alkohol mittlerweile<br />
wohl endgültig durchgesetzt hat. Weniger streng und martialisch in der Durchsetzung<br />
ihrer Gebote, aber ebenfalls vom sunnitischen Islam geprägt sind die Bewohner der<br />
Malediven, die entweder von Singhalesen oder von Arabern abstammen.<br />
THAILAND UND MYANMAR (BIRMA)<br />
Ein Siam-Curry isst man<br />
nicht mit Stäbchen<br />
Der Süden Ostasiens ist der Kontinent der großen<br />
Gefühle. Er umschließt zahlreiche Länder und unzählige<br />
Inseln, allesamt voll von unerfüllten Sehnsüchten,<br />
mandeläugigen Schönen, edlen Freiheitshelden,<br />
unbesiegbaren Geheimagenten, furchtlosen Dschungelkämpfern,<br />
eiskalten Fremdenlegionären, korrupten<br />
Schurken, opfermütigen Rotkreuz-Schwestern, Missionaren<br />
mit Gewissenskonflikten und allen anderen Arten potentieller Filmhelden und<br />
-bösewichter.<br />
Im Zentrum des ostasiatischen Subkontinents liegt Siam, hierzulande besser als Thailand<br />
bekannt, eine exotische Welt voller Düfte, Farben und Geheimnisse, die von Genießern<br />
aus aller Welt geschätzt wird. Sie speisen etwa auf der sonnendurchfluteten Flussterrasse<br />
des „Oriental“ in Bangkog, des vielleicht berühmtesten Hotels der Welt; sie