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Wirtschaft - Burgenland Mitte

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26 | 11/12 BM<br />

Kultur-Bildung<br />

Die „Jane Goodall“ der Fledermäuse<br />

<strong>Burgenland</strong> <strong>Mitte</strong>: Frau Dr.<br />

Spitzenberger, bei den Besuchen<br />

bei den Fledermausquartiergebern<br />

fiel immer wieder ihr<br />

Name. Sie scheinen tatsächlich<br />

nahezu rund um die Uhr bei den<br />

Fledermäusen und ihren Aufenthaltsorten<br />

nachzusehen,<br />

ob alles in Ordnung ist, Fragen<br />

auftauchen, oder Bestandsveränderungen<br />

markant werden.<br />

Wie hat denn Ihre Kommunikation<br />

mit den „Fledermausmenschen“<br />

begonnen?<br />

Dr. Friederike Spitzenberger:<br />

Nach einer Bestandsaufnahme<br />

von Fledermausquartieren in<br />

den Dachböden aller burgenländischen<br />

Großgebäude in<br />

den Jahren 1990-1997, wo 102<br />

Fortpflanzungsquartiere, so genannte<br />

„Wochenstuben“, gezählt<br />

wurden, stellte BatLife Österreich<br />

bei einer neuerlichen Kontrolle<br />

in den Jahren 2004 und 2005<br />

fest, dass nur mehr 55 Gebäude<br />

bewohnt waren. Auch waren die<br />

meisten Bestände deutlich geschrumpft.<br />

Um wenigstens die 47 wichtigsten<br />

Kolonien zu erhalten,<br />

wurden Personen gesucht, die<br />

sich regelmäßig um den Zustand<br />

des Dachbodenquartiers und<br />

das Wohlergehen der Kolonie<br />

kümmern. Bei drei Informationsveranstaltungen<br />

im Winter 2006<br />

meldeten sich 45 Personen, die<br />

bereit waren, in ihrer Freizeit und<br />

unentgeltlich „ihre“ Fledermauskolonie<br />

zu betreuen. Bei drei<br />

Veranstaltungen erhielten sie Informationen<br />

über Fledermausbiologie,<br />

Artenkenntnis und Tipps<br />

für den praktischen Fledermausschutz.<br />

Die Schulung wurde mit<br />

einer Prüfung abgeschlossen.<br />

Seit 2006 beobachten diese<br />

Quartierbetreuer den Zustand<br />

der Wochenstube und der Kolonie,<br />

beteiligen sich an den winterlichen<br />

Reinigungsaktionen in<br />

den Dachböden und besuchen<br />

weiterführende Schulungen. Sie<br />

nehmen auch an den jährlichen<br />

Bestandskontrollen, mit denen<br />

BatLife Österreich vom Amt der<br />

Burgenländischen Landesregie-<br />

rung beauftragt wurde, teil.<br />

BM: Wie können Sie Einfluss<br />

nehmen, wenn Kirchenrestaurierungen<br />

anstehen, die die<br />

Quartiere der Fledermauskolonien<br />

in Gefahr bringen?<br />

Dr. Spitzenberger: BatLife<br />

Österreich arbeitet eng mit dem<br />

Bauamt der Diözese Eisenstadt<br />

bei der Renovierung von Kirchen<br />

zusammen.<br />

82 Prozent der derzeit von<br />

Fledermauskolonien bewohnten<br />

Großgebäude im <strong>Burgenland</strong><br />

sind katholische Kirchen. Sie<br />

müssen von Zeit zu Zeit renoviert<br />

werden und gelegentlich müssen<br />

Gebälk und Gestühl vom Holzwurm<br />

befreit werden. Da sie der<br />

Erhaltung des Quartiers dienen,<br />

sind diese Aktivitäten durchaus<br />

im Sinne des Fledermausschutzes.<br />

Um Schaden an den Kolonien,<br />

die ja nur im Sommer die<br />

Dachböden bewohnen, zu vermeiden,<br />

gilt es bei der Durchführung<br />

der Arbeiten auf die Fledermäuse<br />

Rücksicht zu nehmen.<br />

Dank der ehrenamtlichen Arbeit<br />

der Quartierbetreuer und<br />

der vorbildlichen Kooperation<br />

mit dem Bauamt, ist es gelungen,<br />

dass seit 2006 im <strong>Burgenland</strong><br />

kein Fledermausquartier<br />

mehr verloren ging.<br />

BM: Bei nahezu allen Quartiergebern<br />

fiel die Frage: Wo<br />

verbringen „ihre“ Fledermäuse<br />

die kalte Jahreszeit?<br />

Dr. Spitzenberger: Fledermäuse<br />

verbringen die kalte<br />

Jahreszeit im Winterschlaf in<br />

unterirdischen Räumen, wie z. B.<br />

Höhlen, Stollen, aber auch Kellern.<br />

Diese Räume bieten kühle,<br />

gleichbleibende Temperaturen,<br />

wodurch den Fledermäusen das<br />

Erreichen und Beibehalten einer<br />

niedrigen Körpertemperatur<br />

ermöglicht wird. Um geeignete<br />

Winterquartiere zu erreichen,<br />

legen Fledermäuse manchmal<br />

große Strecken zurück.<br />

BM: Wo kann man nahezu<br />

alles über Fledermäuse erfahren?<br />

Dr. Spitzenberger: Seit 18.<br />

Juni 2012 läuft in Lockenhaus<br />

Die Präsidentin von BatLife Österreich, Frau Dr. Spitzenberger,<br />

ist wissenschaftliche Leiterin des Naturtouristischen<br />

Projektes „Fledermaus in Lockenhaus“<br />

und daher in ständigem Kontakt mit den Fledermausquartiergebern<br />

im <strong>Burgenland</strong>. Damit ist sie eine unerschöpfliche<br />

Quelle für Fragen rund um Fledermäuse.<br />

Dr. Friederike Spitzenberger,<br />

1939 in Wien geboren,<br />

studierte Zoologie und<br />

Paläontologie in Wien. Sie<br />

leitete von 1966 bis 2004<br />

die Säugetiersammlung des<br />

Naturhistorischen Museums<br />

Wien. Sie lehrte an den Universitäten<br />

Izmir/Türkei und<br />

Salzburg. Zahlreiche Expeditionen<br />

führten sie in den Nahen Osten und nach Nordafrika.<br />

Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit sind<br />

Kleinsäuger der Türkei und Österreichs. Unter den etwa<br />

130 Fachpublikationen befindet sich eine umfangreiche<br />

Bearbeitung der „Säugetierfauna Österreichs“, die 2002<br />

erschienen ist.<br />

Dauerausstellung „Freunde der Nacht“ auf Burg Lockenhaus<br />

eine sehr gut besuchte Dauerausstellung,<br />

die sich mit diesen<br />

außergewöhnlichen Säugetieren<br />

– Fledermäuse leben seit 65 Millionen<br />

Jahren auf der Erde und<br />

stellen heute mit mehr als 1.100<br />

Arten ein Fünftel aller lebenden<br />

Säugetiere – befasst. Dort vermitteln<br />

Filme, Videoprojektionen,<br />

sicht- und hörbar gemachte<br />

Schallwellen, aber auch Comiczeichnungen<br />

Wissen über ihre<br />

Hightec-Fähigkeiten wie Flug,<br />

Echoortung und Energiesparen,<br />

mit denen Fledermäuse ihr kom-<br />

Fledermäuse haben<br />

sich in meinem Haus<br />

angesiedelt!<br />

Wenden Sie sich an:<br />

BatLife Österreich<br />

0664 65 355 17<br />

pliziertes Leben meistern. Führungen<br />

in Deutsch, Ungarisch<br />

und Slowakisch, wissenschaftliche<br />

Broschüren, Bildertafeln aller<br />

28 in Österreich beheimateten<br />

Fledermausarten und ein reichhaltiges<br />

Kinderprogramm, sowie<br />

ein Shop mit Fledermausartikeln<br />

rund um Betsi, die Fledermaus<br />

und Baldi, den Burggeist sind<br />

Highlights der Ausstellung. Die<br />

unterschiedlichen nächtlichen<br />

Jagdstrategien vermitteln computergesteuerte<br />

Laser- und Videoprojektionen.<br />

Ausstellung auf<br />

Burg Lockenhaus<br />

www.fledermaus-lockenhaus.at<br />

Anzeige, Fotos: zVg

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