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Prävalenz-Forschung: Zusammenfassung der Datenlage - HfH ...

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Eine SSES führt dazu, dass die „Intelligenz“ im Laufe <strong>der</strong> Jahre abnimmt. Hierzu gibt es eine<br />

Reihe von Untersuchungsergebnissen (vgl. in <strong>der</strong> Übersicht Suchodoletz, 2004, S. 171). Ebenso<br />

geht eine persistierende SSES mit sozialen Fehlentwicklungen (vgl. Hartmann, 2004) und einer<br />

Reihe von Persönlichkeitsproblemen zwischen Hyperaktivität und Rückzug einher: Bei<br />

sprachauffälligen jungen Erwachsenen liegt die Anzahl psychiatrischer Auffälligkeiten etwa doppelt<br />

so hoch wie bei vergleichbaren Sprachunauffälligen (vgl. Beitchman et al. 1996 sowie Suchodoletz,<br />

2004, S. 171f.).<br />

Bei einer mutigen <strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> Einschätzung von Begleit- und Folgestörungen ist von<br />

einer 50%-Formel auszugehen: Bei <strong>der</strong> Hälfte jener Kin<strong>der</strong>, die mit 3 Jahren begründet als<br />

„sprachentwicklungsgestört“ klassifiziert wurden, also bei 5% eines Jahrgangs im Alter von 3<br />

Jahren, zeigen sich bis ins Erwachsenenalter anhaltend Probleme in einem o<strong>der</strong> mehreren <strong>der</strong><br />

folgenden Bereiche (vgl. unter an<strong>der</strong>em Irwin (2002) und Paul et al. ( 1997)):<br />

Begleit- und Folgeprobleme bei Sprachentwicklungsstörungen:<br />

ca. 50% <strong>der</strong> „sprachentwicklungsgestörten“ Kin<strong>der</strong> zeigen anhaltende Probleme:<br />

- sprachlicher Natur: andauernde Wortschatzprobleme, Auslassungen, reduzierte<br />

Äußerungslänge, Vermeidung von Komplexität, pragmatische Auffälligkeiten,<br />

(Erzählkompetenz, Fragen) u.a.<br />

- im Bereich Motorik<br />

- in Form von Beeinträchtigung <strong>der</strong> emotionalen Entwicklung<br />

- durch IQ-Abmin<strong>der</strong>ung (nonverbal) im Entwicklungsverlauf<br />

- im Verhalten<br />

- im Bereich Lesen und Rechtschreibung<br />

- durch generelle Gefährdung des Schulerfolges (fächerübergreifend)<br />

- Bezüglich <strong>der</strong> beruflichen Integration<br />

Im Kapitel Sprachstandserfassung findet sich eine Checkliste zur Risikoeinschätzung im Alter<br />

von 36 Monaten („Ris-C“).<br />

Schlussfolgerungen aus <strong>der</strong> <strong>Prävalenz</strong>forschung<br />

Der kritische Zeitpunkt für Entscheidungen liegt zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr des<br />

Kindes. Nach dem zweiten Lebensjahr kann man Kin<strong>der</strong> mit einer Gefährdung <strong>der</strong><br />

Sprachentwicklung auslesen – allerdings mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor. Die Unsicherheit<br />

bezieht sich darauf, dass einige Kin<strong>der</strong>, die zunächst einmal in ihrer Entwicklung zurück sind, sich<br />

1 – 1 ½ Jahre später als „Spätentwickler“ („Late-bloomer“) herausstellen. Dieser Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />

bei dem Abwarten sinnvoll ist, da die Entwicklung von selbst den Rückstand (bis zum dritten<br />

Lebensjahr) aufholt, ist aber geringer als bisher angenommen.<br />

Das fünfte bis sechste Lebensjahr wie<strong>der</strong>um markiert ebenfalls einen kritischen Zeitpunkt, da hier<br />

<strong>der</strong> Schuleintritt erfolgt; Sprache wird Ziel und Weg des Lernens. Bestehen Sprachprobleme noch<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Einschulung (<strong>Forschung</strong>sfokus Persistenz), ist die Prognose für die weitere<br />

Entwicklung ungünstig – nicht nur für die Sprachentwicklung, son<strong>der</strong>n für die gesamte kognitivemotionale<br />

Entwicklung. Wahrscheinlich sind Schriftsprach- und Verhaltens-, Schul- und<br />

Lernprobleme.<br />

Das heißt, zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr sind Kontrolle, Abklärung, Beratung,<br />

För<strong>der</strong>ung und Therapie gefragt.<br />

Suchodoletz (2004, S. 175) fasst zusammen: „Insgesamt sprechen die bisherigen<br />

Längsschnittstudien dafür, dass auch leichtere Sprachentwicklungsstörungen bis ins<br />

Erwachsenenalter hinein persistieren können und dass kognitive Probleme, Lernstörungen und<br />

Beeinträchtigungen <strong>der</strong> beruflichen Entwicklungschancen bei Kin<strong>der</strong>n mit persistierenden<br />

Sprachstörungen den langfristigen Verlauf prägen. Sprachentwicklungs- störungen sind ein hohes<br />

Risiko für spätere sozioemotionale Dysfunktionalität“.<br />

Wenn eine sprachliche Gefährdung mit 24 Monaten relativ sicher erfasst werden kann, sollte eine

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