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Prävalenz-Forschung: Zusammenfassung der Datenlage - HfH ...

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Nach diesen Definitionen gibt es also erhebliche Überschneidungsbereiche; je<strong>der</strong> Bereich wird<br />

professionell geführt: Sprachbildung ist nicht unspezifisch-programmlos und Sprachför<strong>der</strong>ung ist<br />

keine „Sprachtherapie light“. Am Beispiel Mehrsprachigkeit zeigt sich, wie fließend die Übergänge<br />

sein können: Das mehrsprachige Kind erfährt Sprache als Gegenstand und Lernmedium, eine<br />

För<strong>der</strong>ung ist bei Auffälligkeiten in mindestens einer Sprache notwendig, eine Therapie ist<br />

angezeigt bei einem in logopädisch-diagnostischen Kategorien ausdrückbaren Defizit in<br />

mindestens einer Sprache. Analyse, Entscheidung und Beratung im Bereich <strong>der</strong><br />

Sprachentwicklung gehören bei mehrsprachigen wie bei einsprachigen Kin<strong>der</strong>n in die Hände von<br />

Sprachtherapeutinnen / Logopädinnen.<br />

Für seine Handlungsfähigkeit ist <strong>der</strong> Mensch bildungsbedürftig und in diesem Sinne beson<strong>der</strong>s<br />

sprachbildungs- und sprachför<strong>der</strong>bedürftig. Wenn in <strong>der</strong> kindlichen Entwicklung Störungen <strong>der</strong><br />

Sprache an erster Stelle <strong>der</strong> Entwicklungsstörungen stehen (vgl. Grimm, 1999; Lindlbauer-<br />

Eisenach, 2001), liegt in <strong>der</strong> Beobachtung <strong>der</strong> kommunikativen Entwicklung eine beson<strong>der</strong>e<br />

Verantwortung für alle, die Kin<strong>der</strong> in ihrem Werden begleiten.<br />

Zur aktuellen Diskussion Sprachför<strong>der</strong>ung versus Sprachtherapie kann bemerkt werden: Während<br />

Sprachbildung und Sprachtherapie konzeptionell gut verankert sind, herrscht <strong>der</strong>zeit Unsicherheit<br />

im Bereich Sprachför<strong>der</strong>ung. Gleichzeitig gibt es eine „inflationäre“ Anzahl von<br />

Sprachför<strong>der</strong>programmen, die zumeist bezeichnen<strong>der</strong>weise nicht evaluiert sind. Die<br />

Qualitätsmerkmale für Sprachför<strong>der</strong>programme werden hier in Form einer Negativliste dargeboten;<br />

die Hauptfehler <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung sind:<br />

1. fehlende fachliche Fundierung,<br />

2. fehlende fachliche Begleitung in <strong>der</strong> Konzeptionierung und im Prozess <strong>der</strong> Durchführung<br />

(und damit Überfor<strong>der</strong>ung vor allem im Bereich <strong>der</strong> Beratung für die Durchführenden),<br />

3. fehlende Fort- und Weiterbildung <strong>der</strong> Durchführenden,<br />

4. zu große Gruppen <strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>nden Kin<strong>der</strong>,<br />

5. unklare Zielsetzungen,<br />

6. unklares För<strong>der</strong>programm (fehlen<strong>der</strong> roter Faden),<br />

7. einseitiges För<strong>der</strong>programm (z.B. strukturell-linguistisch beschränkte Programme ohne<br />

Entwicklungs- und Lebensbezug),<br />

8. zu spät einsetzende För<strong>der</strong>ung,<br />

9. Sprachför<strong>der</strong>ung ersetzt Sprachtherapie,<br />

10. zu spät einsetzende Sprachtherapie.<br />

Das Gelingen von Sprachför<strong>der</strong>programmen liegt in <strong>der</strong> Vermeidung <strong>der</strong> oben genannten Punkte<br />

unter fachlicher Führung und Begleitung.<br />

Spezifische Sprachentwicklungsstörung: Sprachstörungen führen zu Folgestörungen<br />

Störungen <strong>der</strong> Sprache führen zu „Diskontinuitäten <strong>der</strong> Entwicklungsfahrpläne“ (Dannenbauer,<br />

2001a) und wirken sich auf die gesamte Persönlichkeits-, Beziehungs-, Schul- und<br />

Lernentwicklung aus. Es handelt sich um vom normalen Entwicklungsverlauf abweichende<br />

Ausprägungen im Bereich Verstehen, Aussprache, Wortschatz, Grammatik, Redefluss u.a.,<br />

verbunden mit metasprachlichen Unsicherheiten und psychosozialen Begleitproblemen. Störungen<br />

müssen therapeutisch behandelt werden, För<strong>der</strong>ung reicht hier nicht mehr aus.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Hartnäckigkeit von Spracherwerbsstörungen mit einer Reihe von Folge- bzw.<br />

Begleitproblemen ist eine Praxis im Sinne von „beruhigen – abwarten – nichts tun“ nicht sinnvoll.<br />

Der Gegenpol zu „Abwarten“ bedeutet Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, Prävention, Erfassung, Beratung,<br />

För<strong>der</strong>ung und Therapie zum richtigen Zeitpunkt und mit den geeigneten Verfahren. Dies wird von<br />

politischen Entscheidungsträgern (nicht nur) in <strong>der</strong> Schweiz ausdrücklich gewünscht und in<br />

Planungsdokumenten festgeschrieben (vgl. für die Schweiz beispielsweise die Vorgaben <strong>der</strong> EDK<br />

und des VSA Zürich).<br />

Vor <strong>der</strong> Diskussion um <strong>Prävalenz</strong> sei eine Definition für Spezifische Sprachentwicklungsstörung<br />

vorausgeschickt, weil sich Angaben zur <strong>Prävalenz</strong> in <strong>der</strong> Literatur zu einem großen Teil auf dieses<br />

Störungsbild beziehen.

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