Prävalenz-Forschung: Zusammenfassung der Datenlage - HfH ...
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verglichen werden. Voraussetzungen sind ein konstantes Design, konstantes Alter, konstante<br />
Spracherfassungsverfahren und konstante Erhebung von Begleitdaten. Diese Daten liegen <strong>der</strong>zeit<br />
nicht vor. „Weitere Studien sind zu for<strong>der</strong>n“, ist damit keine Floskel, mit <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>sprojekte<br />
eben zu schließen pflegen, son<strong>der</strong>n entspricht einem tatsächlichen Bedarf.<br />
Die angesprochenen Mängel bezüglich eines Vergleichs <strong>der</strong> vorliegenden Studien zur <strong>Prävalenz</strong><br />
verunmöglichen eine Metaanalyse und erschweren eine seriöse Festlegung auf eine Zahl für die<br />
<strong>Prävalenz</strong> erheblich. Für die Durchsicht <strong>der</strong> Studien gilt, was Suchodoletz im Vorwort seines<br />
Buches über Entwicklungsstörungen schreibt: „ Für eine realistische Einschätzung von Chancen<br />
und Risiken entwicklungsauffälliger Kin<strong>der</strong> sind systematische Beobachtungen unter kontrollierten<br />
Bedingungen erfor<strong>der</strong>lich. Zahlreiche methodisch gut strukturierte, prospektive Längsschnittstudien<br />
wurden in den letzten Jahren durchgeführt, so dass inzwischen empirische Befunde über die<br />
langfristige Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n mit Entwicklungsbeson<strong>der</strong>heiten vorliegen. (…) Trotz <strong>der</strong><br />
vorliegenden Ergebnisse ist die <strong>Datenlage</strong> jedoch verwirrend. Die mitgeteilten Erfahrungen sind<br />
uneinheitlich und aufgrund methodischer Unterschiede ist kaum eine Studie mit einer an<strong>der</strong>en<br />
vergleichbar.“ (Suchodoletz 2004)<br />
Bei unserer eigenen Literaturrecherche wurden im deutschen Sprachraum alle Leitartikel <strong>der</strong><br />
Jahrgänge 2000 bis 2007 <strong>der</strong> Zeitschriften Forum Logopädie, L.O.G.O.S Interdisziplinär, Die<br />
Sprachheilarbeit, Sprache-Stimme-Gehör, und Frühför<strong>der</strong>ung Interdisziplinär durchgesehen. Über<br />
die elektronischen Suchsysteme <strong>der</strong> Universitätsbibliotheken (Nebis und IDS) sowie im Internet<br />
wurde ebenfalls nach entsprechenden Studien innerhalb des deutschen Sprachraumes gesucht. In<br />
den berücksichtigten deutschsprachigen Fachzeitschriften sind außer dem Beitrag von Heinrichs<br />
(2003) keine expliziten Studien zur <strong>Prävalenz</strong> von SSES mit Erhebung eigener Daten zu finden.<br />
Sofern Daten aus an<strong>der</strong>en Quellen o<strong>der</strong> aus dem englischsprachigen Raum stammen, sind diese<br />
ebenfalls nicht in einer Metaanalyse vergleichbar, da die Originaldaten nicht verfügbar sind und<br />
sich zu viele Divergenzen ergeben hinsichtlich folgen<strong>der</strong> Facetten:<br />
- unterschiedliche Prämissen, bezüglich <strong>der</strong> Normvarianz in <strong>der</strong> Sprachentwicklung,<br />
- uneinheitliche Definition „sprachgestört“,<br />
- nicht transparente und/o<strong>der</strong> sehr unterschiedliche diagnostischeVerfahren zur Feststellung<br />
von Sprachstörungen (befragt versus getestet, standardisiert versus informell),<br />
- unterschiedliche Alterszeitpunkte bzw. Testzeiträume,<br />
- unterschiedlich erhobene Eingangs- bzw. Begleitdaten (Einflussfaktoren Bildung,<br />
Intelligenz, Lebenssituation, Mehrsprachigkeit),<br />
- teils unklare Ausschlusskriterien (generalisierte Entwicklungsstörung),<br />
- Querschnitt versus Längsschnitt,<br />
- nicht transparente Informationen bezüglich erhaltener o<strong>der</strong> nicht erhaltener Therapie<br />
während des Untersuchungszeitpunktes bzw. -zeitraumes,<br />
- mit versus ohne Kontrollgruppe.<br />
Teilweise kommt man mit dem gleichen Instrument in vergleichbaren Gebieten zu <strong>Prävalenz</strong>zahlen<br />
die um 100% divergieren: Im Land Nie<strong>der</strong>sachsen reichen die mit dem gleichen standardisierten<br />
Instrument zur Erfassung des Sprachstandes erzielten <strong>Prävalenz</strong>zahlen vor Einschulung von<br />
18,1% bis 38%. Nach Stitzinger (2008) scheint das weniger an unterschiedlichen Populationen zu<br />
liegen, son<strong>der</strong>n vielmehr an Spielräumen für Interpretationen. Von hier ausgehend kann nur eine<br />
realistische Schätzung vorgenommen werden, nicht jedoch von datengesicherten Erkenntnissen<br />
gesprochen werden. Dies wirkt sich natürlich auf die Entscheidungsgrundlage aus: Wir müssen<br />
Entscheidungen für Beobachtungs-, Beratungs- und Therapieindikationen aufgrund von <strong>der</strong>zeit<br />
vagen Zahlen treffen.<br />
Es existieren, vorausgehend zu unseren eigenen Recherchen, drei Metaanalysen:<br />
In Law (2000) wird die Literatur aus 30 Jahren, im Zeitraum 1967-1997, untersucht. Er<br />
findet in diesem Zeitraum 53 Studien, die Aussagen zur <strong>Prävalenz</strong> machen. Als<br />
aussagekräftig (unter an<strong>der</strong>em Erfüllung des Kriteriums „natural history“ (Law, 2005, S.<br />
166)) werden nur 18 bewertet.<br />
Im Buchbeitrag von Suchodoletz (2004) werden mehr als 120 Quellen berücksichtigt. Er<br />
macht deutlich, dass die Frage <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Prognose für Late-talker (Wie viele