Uni & Job - Stellenmarkt von sueddeutsche.de
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Da ist Der euro noch ganz oben. Das Denkmal „euroPe“ Vor Dem eu-Parlament.<br />
12 jetzt uni&job n o 05/12<br />
zierte Leute, die oftmals mehrere Masterabschlüsse<br />
haben und bis zu sieben Sprachen<br />
sprechen.“ Im Frühjahr hat Ernesto <strong>de</strong>shalb<br />
das Projekt „668“ gegrün<strong>de</strong>t. So viele Praktikanten<br />
waren es im vergangenen halben Jahr<br />
in <strong>de</strong>r Europäischen Kommission. Er hat gemeinsam<br />
mit seinem Team Unternehmen,<br />
Verbän<strong>de</strong> und Institutionen angeschrieben<br />
und ihnen seine Statistik zur Verfügung gestellt:<br />
93 Prozent <strong>de</strong>r Praktikanten haben<br />
min<strong>de</strong>stens einen Masterabschluss, 94 Prozent<br />
können bereits Berufserfahrung nachweisen,<br />
und 98 Prozent sprechen drei Sprachen<br />
o<strong>de</strong>r mehr. Dazu gab es die Lebensläufe<br />
einiger Praktikanten. Knapp 50 <strong>Job</strong>s konnte<br />
er so vermitteln.<br />
Die Praktika in Brüssel sind begehrt. Für<br />
das zweite Halbjahr 2012 haben sich bei <strong>de</strong>r<br />
EU-Kommission über 10 000 junge Menschen<br />
für knapp 700 Plätze beworben. Die Praktika<br />
sind mit 1000 Euro im Monat recht gut bezahlt,<br />
und die meisten Bewerber erhoffen sich<br />
da<strong>von</strong> bessere Chancen, in <strong>de</strong>n EU-Institutionen<br />
einen <strong>Job</strong> zu fin<strong>de</strong>n. Aber das ist nicht<br />
so einfach. Tomas hatte Glück mit seiner<br />
Schwangerschaftsvertretung, aber En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Jahres läuft sein Vertrag aus. Ob er danach<br />
bleiben kann, ist mehr als fraglich. Feste Verträge<br />
bekommt nämlich nur, wer <strong>de</strong>n „Concours“<br />
besteht, eine Art Aufnahmeprüfung<br />
<strong>de</strong>r Institutionen. Den gibt es nur alle paar<br />
Jahre, und die Kandidaten müssen sich nicht<br />
nur in ihrem Arbeitsfeld bestens auskennen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch ihre Sprach- und EU-Kenntnisse<br />
unter Beweis stellen.<br />
Eines haben wohl alle Praktikanten in<br />
Brüssel gemeinsam: Sie sind nach wie vor <strong>von</strong><br />
<strong>de</strong>r Europäischen <strong>Uni</strong>on überzeugt, Krise<br />
hin o<strong>de</strong>r her. Tomas hält nichts da<strong>von</strong>, dass<br />
auch in seinem Land viele die EU schlecht-<br />
re<strong>de</strong>n. Manche, erzählt er, vergleichen sie sogar<br />
mit <strong>de</strong>r früheren Sowjetunion. „Wir sehen<br />
doch <strong>de</strong>n Unterschied, seit wir <strong>de</strong>r EU beigetreten<br />
sind. Ohne die EU hätten wir nichts.<br />
Dank dieser Gel<strong>de</strong>r haben wir eine or<strong>de</strong>ntliche<br />
Infrastruktur, Schulen, Straßen.“<br />
Tomas macht sich auf <strong>de</strong>n Heimweg. Er<br />
wohnt im selben Haus wie schon während seines<br />
Praktikums, zusammen mit einer Italienerin<br />
und einem Dänen, bei<strong>de</strong>s Praktikanten.<br />
Das Haus liegt in Matongé, <strong>de</strong>m afrikanischen<br />
Viertel Brüssels. Hier sind die Straßen<br />
dominiert <strong>von</strong> afrikanischen Frisörsalons und<br />
Lebensmittelgeschäften, die Süßkartoffeln<br />
und gesalzene Fische aus <strong>de</strong>m Senegal verkaufen.<br />
Tomas ist einer <strong>de</strong>r wenigen Anzugträger<br />
hier. Mit seinen Mitbewohnern habe er<br />
nicht viel zu tun. Je<strong>de</strong>r arbeite viel und sei eigentlich<br />
nur zum Schlafen zu Hause – und<br />
zum Frühstücken. Das ist Tomas’ kleiner Luxus:<br />
In seiner Miete ist Frühstück inklusive.<br />
Zubereitet wird es <strong>von</strong> Marie-Luise, <strong>de</strong>r<br />
Hausherrin. Die ältere Dame mit grauem<br />
Haar vermietet die ehemaligen Zimmer ihrer<br />
Kin<strong>de</strong>r an Praktikanten: „Ich mag es, dass sie<br />
aus allen Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r EU kommen. Sie sind<br />
alle verschie<strong>de</strong>n. Aber alle stehen an einem<br />
wichtigen Punkt in ihrem Leben: zwischen<br />
Studium und Beruf. Dabei möchte ich sie ein<br />
Stück begleiten.“ Also verwöhnt sie sie ein<br />
bisschen. Zum Frühstück gibt es frisch gepressten<br />
Orangensaft, Brötchen und mehrere<br />
Marmela<strong>de</strong>sorten. Ihre Mieter sollen sie nicht<br />
Marie-Luise nennen, son<strong>de</strong>rn „Mamies“, was<br />
wie eine Mischung aus ihrem Namen und<br />
„Mami“ klingt. Sie gibt ihnen das, was sie in<br />
ihrem Praktikantenleben sonst vergeblich suchen:<br />
ein Stück Heimat in Brüssel.