Uni & Job - Stellenmarkt von sueddeutsche.de
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<strong>von</strong> Eva-Maria HoMMEl / TexT<br />
Teurer Eintritt.<br />
Die Bologna-Reform sollte Bachelorabschlüsse<br />
europaweit vergleichbar machen.<br />
Das Gegenteil ist <strong>de</strong>r Fall: Bei <strong>de</strong>r Auswahl ihrer<br />
Masterstu<strong>de</strong>nten verlangen viele <strong>Uni</strong>s weitere<br />
Tests. Und die sind ziemlich teuer.<br />
Früher war alles ganz einfach: Abiturzeugnis<br />
abgeben, Formulare ausfüllen, unterschreiben<br />
– und fertig war meine Bewerbung<br />
an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong> Köln. Kosten: etwa 3,50 Euro für<br />
die Zeugnisbeglaubigung. Zeitaufwand: eine<br />
halbe Stun<strong>de</strong>.<br />
Heute sitze ich am Schreibtisch, um mich<br />
herum stapelweise Unterlagen <strong>von</strong> <strong>Uni</strong>s, Bücher,<br />
Formulare. In meinem Browser sind etwa<br />
20 Fenster geöffnet: Master-Bewerbungsportale<br />
<strong>von</strong> fünf Hochschulen, Mitfahrgelegenheit,<br />
Zugverbindungen nach Köln und Prag. Eigentlich<br />
habe ich mein VWL-Diplom schon<br />
in <strong>de</strong>r Tasche. Aber ich will wissen, wie eine<br />
Masterbewerbung in Zeiten <strong>von</strong> Bologna abläuft.<br />
Denn <strong>de</strong>r Kampf um einen Studienplatz<br />
ist aufwendiger gewor<strong>de</strong>n – entgegen<br />
<strong>de</strong>n Versprechungen <strong>de</strong>r Bologna-Reform,<br />
die Abschlüsse vergleichbarer und das europäische<br />
<strong>Uni</strong>system durchlässiger machen<br />
sollte. Nehmen wir also mal an, ich habe einen<br />
Bachelor in Wirtschaftswissenschaften mit<br />
Note 1,4 und suche einen Masterplatz in BWL<br />
an einer <strong>de</strong>utschsprachigen <strong>Uni</strong>.<br />
Ein Drittel <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten wechselt für <strong>de</strong>n<br />
Master die Hochschule, das zeigt eine Untersuchung<br />
<strong>de</strong>s HIS Hochschul-Informations-<br />
Systems aus <strong>de</strong>m Jahr 2009. Und viele Masterstu<strong>de</strong>nten<br />
kommen aus aller Welt nach<br />
Deutschland. Beson<strong>de</strong>rs groß ist <strong>de</strong>r Andrang<br />
in <strong>de</strong>n Wirtschaftswissenschaften: Auf<br />
einen Platz kommen bis zu 22 Bewerber, hat<br />
<strong>de</strong>r Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche<br />
Fakultätentag errechnet. Für die <strong>Uni</strong>s wird<br />
es immer schwieriger, die unterschiedlichen<br />
Abschlüsse zu vergleichen und zu bewerten.<br />
Deshalb behelfen sich viele mit internationalen,<br />
standardisierten Tests. Und daher ist mein<br />
Schreibtisch voller Papier. Auf <strong>de</strong>n <strong>Uni</strong>seiten<br />
tauchen immer wie<strong>de</strong>r Abkürzungen auf:<br />
GMAT steht für Graduate Management Admission<br />
Test, eine BWL-Prüfung, <strong>de</strong>r TOEFL<br />
(Test of English as a Foreign Language) ist ein<br />
gängiges Englischzertifikat. Die Tests kosten<br />
je um die 200 Euro – <strong>de</strong>r Kampf um einen<br />
Studienplatz ist auch teurer gewor<strong>de</strong>n.<br />
Mein Favorit ist <strong>de</strong>r Master in Management<br />
an <strong>de</strong>r <strong>Uni</strong>versität Mannheim. Die liegt in<br />
mehreren Rankings weit vorn. Wer dort studieren<br />
will, braucht einen GMAT. Den englischsprachigen<br />
BWL-Test vermarkten diverse<br />
Wirtschaftsunis gemeinsam, die meisten sitzen<br />
in <strong>de</strong>n USA. Am Computer soll ich einen<br />
Aufsatz schreiben, Fragen beantworten, Matheaufgaben<br />
rechnen.<br />
Ich klicke mich durch <strong>de</strong>n Test. Fragen<br />
kommen auf. Warum dieser Aufwand? Warum<br />
muss ich mich hier quälen? Ist mein Bachelor<br />
<strong>de</strong>nn überhaupt nichts wert? Ich frage<br />
die Sprecherin <strong>de</strong>r Mannheimer Wirtschaftsfakultät,<br />
Liane Weitert, warum die <strong>Uni</strong> <strong>de</strong>n<br />
teuren Test verlangt. Sie sagt: „Unterschiedliche<br />
Bildungseinrichtungen bil<strong>de</strong>n in unterschiedlicher<br />
Qualität aus. Externe Tests bieten<br />
einen Anhaltspunkt.“<br />
Ich habe keine Wahl, ich muss mich auf <strong>de</strong>n<br />
GMAT vorbereiten. Zum Üben könnte ich<br />
Bücher und Fragensammlungen bestellen,<br />
das Komplettpaket für 210 Euro. Immerhin<br />
gibt es ein kostenloses Lernprogramm. Als<br />
Ergänzung reichen mir drei Bücher für insgesamt<br />
35 Euro.<br />
Auf <strong>de</strong>r GMAT-Seite gebe ich meinen<br />
Wohnort ein, Dres<strong>de</strong>n. Es stellt sich heraus:<br />
Das nächstgelegene Testcenter ist in Prag. Ich<br />
könnte auch zum Testcenter <strong>de</strong>r US-Armee<br />
fahren, in eine Kaserne in <strong>de</strong>r Oberpfalz.<br />
Dann doch lieber Prag. Ich mel<strong>de</strong> mich also<br />
an und zahle die Testgebühr <strong>von</strong> 240 Euro.<br />
Die Zugfahrt kostet weitere 50 Euro. Immer-<br />
jetzt UNI&JOB N o 05/12 17