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Von Xifan Yang / Protokolle & algirdas Bakas / Fotos<br />
„Wenn ich an Europa <strong>de</strong>nke,<br />
<strong>de</strong>nke ich an Schönheit.“<br />
Zhang Jieqian, 23, Übersetzerin<br />
Ich habe Anglistik an einer Fremdsprachenuni<br />
in Shanghai studiert. Viele meiner Kommilitonen<br />
sind ins Ausland gegangen, nach<br />
England, Spanien, Frankreich o<strong>de</strong>r Deutschland.<br />
Aber nur für ein o<strong>de</strong>r zwei Jahre, das<br />
unterschei<strong>de</strong>t uns <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Generation unserer<br />
Eltern. Früher haben Austauschstu<strong>de</strong>nten<br />
da<strong>von</strong> geträumt, für ihr ganzes Leben in <strong>de</strong>n<br />
Westen auszuwan<strong>de</strong>rn. Doch heute wollen die<br />
meisten wie<strong>de</strong>r nach China zurückkommen.<br />
Hier gibt es inzwischen viele Karrierechancen,<br />
und in Großstädten wie Shanghai kann<br />
man ein gutes Leben führen. Europa fin<strong>de</strong><br />
ich vor allem wegen seiner Kultur interessant:<br />
Ich <strong>de</strong>nke an gutes Handwerk, an italienische<br />
Mo<strong>de</strong> und Schweizer Uhren. Europäer pflegen<br />
die Liebe zum Detail und achten ihre Traditionen<br />
– da<strong>von</strong> können wir in China viel lernen.<br />
Jetzt, da <strong>de</strong>r Eurokurs so niedrig ist,<br />
überlege ich mir, bald mal hinzufahren.<br />
14 jetzt <strong>Uni</strong>&<strong>Job</strong> n o 05/12<br />
Xie houming, 26, segellehrer<br />
Als Kind hatte ich kein gutes Bild <strong>von</strong> Europa.<br />
In China lernt man im Geschichtsunterricht<br />
viel über <strong>de</strong>n Opiumkrieg. Von England und<br />
Frankreich wusste ich daher nur, dass sie im<br />
19. Jahrhun<strong>de</strong>rt in China eingefallen sind.<br />
Auch in chinesischen Fernseh- und Kinofilmen,<br />
die ich früher geschaut habe, ging es immer<br />
wie<strong>de</strong>r um die bösen Imperialmächte aus<br />
<strong>de</strong>m Westen. Heute habe ich viele Freun<strong>de</strong><br />
aus Europa. Die meisten kenne ich durch <strong>de</strong>n<br />
Segelclub, in <strong>de</strong>m ich arbeite. Europäer wirken<br />
auf mich sehr offen und wagemutig, wir<br />
Chinesen sind in vielen Dingen Angsthasen.<br />
Und die Europäer sind in Familienfragen weniger<br />
traditionell als wir. In Europa muss<br />
man we<strong>de</strong>r heiraten noch Kin<strong>de</strong>r bekommen.<br />
Das wür<strong>de</strong>n chinesische Eltern und Großeltern<br />
niemals akzeptieren.<br />
ge Peiqi, 24, Mo<strong>de</strong>l<br />
2007 bin ich für zwei Jahre nach Paris gezogen,<br />
damals habe ich mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ln gera<strong>de</strong><br />
angefangen. Wie an<strong>de</strong>rs das Leben in Frankreich<br />
doch war! Chinesen sind in erster Linie<br />
auf Arbeit und Karriere konzentriert. Bei<br />
uns <strong>de</strong>nken die meisten: In jungen Jahren soll<br />
man viel Geld verdienen. Aber das scheint<br />
vielen Europäern gar nicht wichtig zu sein.<br />
Wenn kein Geld mehr da ist, wird eben ein<br />
Kredit aufgenommen. Von <strong>de</strong>n Franzosen<br />
habe ich viel in Sachen Savoir-vivre gelernt.<br />
Ich habe es geliebt, im Café zu frühstücken,<br />
am Wochenen<strong>de</strong> mit Freun<strong>de</strong>n im Park zu<br />
picknicken und abends auf <strong>de</strong>m Balkon Rotwein<br />
zu trinken. An eines konnte ich mich<br />
allerdings nicht gewöhnen: an die ständigen<br />
Streiks. Dass die U-Bahn alle paar Tage wie<strong>de</strong>r<br />
nicht fuhr, schien das Normalste <strong>de</strong>r Welt<br />
zu sein. Das wür<strong>de</strong> in China nie passieren.