Uni & Job - Stellenmarkt von sueddeutsche.de
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VON PETER WAGNER / TEXT<br />
In <strong>de</strong>r<br />
Zwischenzeit.<br />
Unternehmensberater sind viel unterwegs und verdienen gut.<br />
Was diesen Beruf aber wirklich ausmacht, ist die Tatsache,<br />
dass er nur eine Transitstation auf <strong>de</strong>r großen Karrierereise ist –<br />
und man noch mal darüber nach<strong>de</strong>nken kann,<br />
wohin das Leben gehen soll.<br />
Am En<strong>de</strong> seiner beru� beru� ichen Laufbahn war Herbert Henzler Europachef<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensberatung McKinsey. Am Anfang seiner beruflichen<br />
Laufbahn war er <strong>de</strong>r König <strong>de</strong>r Welt.<br />
„Als ich mit 27 Jahren bei McKinsey einstieg“, erzählte Henzler im<br />
Frühjahr <strong>de</strong>r Wochenzeitung Die Zeit, „war mein erster Kun<strong>de</strong> ein<br />
großes Pharmaunternehmen. Mein Kollege und ich arbeiteten direkt<br />
mit <strong>de</strong>m Vorstand zusammen. Wir fühlten uns bärenstark. Hätte man<br />
uns gesagt, wir sollen helfen, ein Krebsmittel zu er� er� n<strong>de</strong>n – wir hätten<br />
geantwortet: Das schaffen wir. Das war natürlich Unfug.“<br />
Mit <strong>de</strong>m letzten Satz kassiert Henzler, 71,<br />
noch schnell die Hybris, die er in jungen Jahren<br />
spürte. Die großen Unternehmensberatungen<br />
sind auch heute noch gut darin, ihren<br />
Angestellten ein Gefühl <strong>de</strong>r Stärke zu vermitteln.<br />
Sie füllen die Trolleys ihrer jungen<br />
Mitarbeiter mit Selbstbewusstsein und schicken<br />
sie in frem<strong>de</strong> Unternehmen. Dort suchen die Berater die Welt<br />
nach neuen Märkten ab und entwickeln, tatsächlich, komplette Ge-<br />
schäftsstrategien. Dort sollen sie nachsehen, ob das vorhan<strong>de</strong>ne Personal<br />
sinnvoll eingesetzt wird o<strong>de</strong>r nicht wenigstens zu zahlreich ist.<br />
Das Personal selbst rollt mit <strong>de</strong>n Augen, wenn Unternehmensberater<br />
an die Bürotür klopfen. Immer wie<strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rn die Berater in ihren<br />
Projekten Erkenntnisse zutage, die im jeweiligen Haus durchaus<br />
schon vorhan<strong>de</strong>n sind, die man in <strong>de</strong>r Chefetage aber lieber aus <strong>de</strong>m<br />
beredten Mund <strong>de</strong>r bezahlten Gäste hört. Viele Chefs sind gierig nach<br />
<strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Berater. Der Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Deutschen Unternehmensberater<br />
hat notiert, dass <strong>de</strong>r Branchenumsatz im Jahr 2012<br />
wohl um die 22 Milliar<strong>de</strong>n Euro betragen könnte. Vor zehn Jahren waren<br />
es nur gut 12 Milliar<strong>de</strong>n Euro. Und die Arbeit wird nicht weniger.<br />
32 jetzt UNI&JOB N o 05/12<br />
Drei <strong>von</strong> vier<br />
Beratern kündigen<br />
nach fünf Jahren.<br />
Gera<strong>de</strong> ist wie<strong>de</strong>r <strong>von</strong> einem „Boom“ die Re<strong>de</strong>. Die Nachfrage<br />
nach neuen Beratern ist so groß, dass wie<strong>de</strong>r einmal die superkapitalistische<br />
Formulierung vom „war for talents“ zur Anwendung kommt.<br />
Die Unternehmensberatungen führen angeblich einen „Krieg“ um die<br />
besten Absolventen <strong>de</strong>r Natur-, Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften.<br />
So kommt es, dass sich min<strong>de</strong>stens unter <strong>de</strong>n Absolventen <strong>de</strong>r<br />
BWL-nahen Studiengänge Neid regt, wenn Kommilitonen bei einer<br />
<strong>de</strong>r großen Beratungen unterkommen. Manchmal betragen die Einstiegsgehälter<br />
4000 Euro im Monat o<strong>de</strong>r sogar mehr. Dafür müssen<br />
die Neulinge sehr viel arbeiten, wer<strong>de</strong>n aber –<br />
das hat sich seit Herbert Henzlers Berufseinstieg<br />
nicht verän<strong>de</strong>rt – mit direkten Kontakten<br />
zu <strong>de</strong>n Chefs jener Unternehmen belohnt, die<br />
sie in ihren Projekten betreuen. Je<strong>de</strong>r Berater<br />
lernt in kurzer Zeit eine ganze Reihe <strong>von</strong> Unternehmen<br />
kennen. Er lernt, auch wenn das<br />
keiner so ausdrücklich zugeben darf, potenzielle Arbeitgeber kennen.<br />
Einer ungefähren Rechnung zufolge kündigen drei <strong>von</strong> vier Beratern<br />
nach spätestens fünf Jahren. Herbert Henzler sagt, dass bei<br />
McKinsey die meisten Mitarbeiter schon nach drei o<strong>de</strong>r vier Jahren<br />
wie<strong>de</strong>r verschwin<strong>de</strong>n – weil ihnen <strong>de</strong>r Austritt nahegelegt wird o<strong>de</strong>r<br />
weil eben ein Angebot auf <strong>de</strong>n Tisch � attert. Unternehmensberatungen<br />
sind Transitorte. Von dort hat man eine wun<strong>de</strong>rbar klare Sicht in<br />
die <strong>Job</strong>welt. Dort kann man noch ein letztes Mal darüber nach<strong>de</strong>nken,<br />
wohin das Leben eigentlich gehen soll. Manchmal lässt allein die<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Büros <strong>de</strong>n Schluss zu, dass Berater sich im Niemandsland<br />
bewegen. Die Boston Consulting Group etwa hat die Arbeitsräume<br />
an ihrem Münchner Sitz in 13 Dörfer aufgeteilt. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r freitags<br />
für seinen Of� ce-Tag ins Haus zurückkehrt, geht in sein Dorf und