Liebe Leserinnen und Leser ECHO - Oberstufenschule Wädenswil
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Selbstverständlich habe ich auch viele Notizen<br />
gemacht, um die besuchte Lektion<br />
anschliessend mit der Lehrperson besprechen<br />
zu können. Dieses viele Notieren<br />
wurde anfänglich von einigen Lehrpersonen<br />
«vorsichtig/skeptisch» wahrgenommen.<br />
Nach den ersten Gesprächen jedoch<br />
war das «Eis» gebrochen, <strong>und</strong> die allermeisten<br />
Lehrpersonen freuten sich über ein<br />
möglichst qualifiziertes Feedback.<br />
Was hat sich in den acht Jahren deiner<br />
Tätigkeit als Schulpfleger verändert?<br />
Zum Positiven? Zum Negativen?<br />
Ich habe einiges an Veränderungen erlebt.<br />
Die einschneidendste Umstellung sehe ich<br />
in der Einführung von Schulleitungen. Durch<br />
diese Massnahme wurde die Schulpflege<br />
von «operativen» Aufgaben entlastet <strong>und</strong><br />
die Verantwortung für «Frontgeschäfte»<br />
wie z. B. Anträge für Sonderschulung, Mitarbeitergespräche,<br />
Mitarbeit bei Personalfragen<br />
usw. dorthin delegiert, wo sie sinnvollerweise<br />
abgewickelt werden. Die heute<br />
von spezifisch ausgebildeten Schulleitern<br />
geführten Schuleinheiten funktionieren meiner<br />
Meinung nach hervorragend. Zu Beginn<br />
meiner Tätigkeit habe ich die Schule als einen<br />
Ort des Lernens im immer gleichen Takt<br />
erlebt. Alles ziemlich statisch <strong>und</strong> jede Lehrperson<br />
als Hüter/-in der eigenen Klasse.<br />
Das hat sich gr<strong>und</strong>legend geändert: Nun<br />
sind die Klassenzimmer durch Neuerungen<br />
wie geleitete Schulen, Team-Teaching, Intervision<br />
usw. viel offener geworden, <strong>und</strong><br />
es herrscht ein emsiges Kommen <strong>und</strong> Gehen.<br />
Dies erfordert jedoch einen höheren<br />
Koordinationsaufwand <strong>und</strong> einen grossen<br />
Willen zur engen Zusammenarbeit mit<br />
Fachlehrkräften <strong>und</strong> Institutionen.<br />
Was hast du als erfreulich erlebt, was<br />
als eher unbefriedigend?<br />
Am schwierigsten für mich war zu verstehen,<br />
dass im schulischen Umfeld «harte<br />
Mangagement-Entscheide» nicht üblich<br />
waren, dass die Entscheidungswege immer<br />
sehr lange sind. Als sehr ineffizient habe ich<br />
empf<strong>und</strong>en, dass es zu vielen Gesetzesänderungen<br />
kaum kantonale Vorgaben für<br />
die praktische Umsetzung gibt, so dass jede<br />
Schulgemeinde das Rad selber neu erfinden<br />
muss oder will. Jede Gemeinde projektiert,<br />
evaluiert <strong>und</strong> führt dann in unterschiedlichem<br />
Tempo die vorgeschriebenen Neuerungen<br />
ein.<br />
Nachdenklich machte mich auch, dass von<br />
der Bildungsdirektion oft Kürzungen der<br />
kantonalen Budgets für die Schulen vorgenommen<br />
<strong>und</strong> die Kosten auf die Gemeinden<br />
überwälzt werden.<br />
Wie war die Zusammenarbeit?<br />
Die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen<br />
war immer hervorragend. Ich war oft überrascht,<br />
wie dankbar meine Feedbacks aufgenommen<br />
wurden – auch wenn ich kein<br />
«Profi» war <strong>und</strong> «nur» vier Jahre Erfahrung<br />
als Berufsschulleher vorweisen konnte. Ich<br />
vertrat immer die Meinung, dass Laien viele<br />
Dinge anders sehen <strong>und</strong> gerade auch als<br />
externe Beobachter neue Impulse geben<br />
können.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Schulverwaltung<br />
<strong>und</strong> den Behördenkollegen habe ich<br />
stets als angenehm empf<strong>und</strong>en, auch wenn<br />
man nicht immer gleicher Meinung war.<br />
Was gibst du der neuen Schulpflege<br />
mit auf den Weg?<br />
Die Tätigkeit als Schulpfleger erfordert einiges<br />
an Einfühlungsvermögen, Verhandlungsgeschick<br />
<strong>und</strong> Intuition. Ein neues<br />
Behördenmitglied begibt sich in ein völlig<br />
neues Umfeld, wo andere Gesetzmässigkeiten,<br />
Abläufe <strong>und</strong> Vorgehensweisen gelten<br />
als in der Privatwirtschaft. Vieles braucht<br />
mehr Zeit <strong>und</strong> muss «basisdemokratisch»<br />
entschieden werden.<br />
Der neuen Schulpflege wünsche ich, dass<br />
sie sich auf die strategischen Fragen konzentrieren<br />
kann <strong>und</strong> gemeinsam mit den<br />
Schulleitungen Ziele sowohl für die Schuleinheiten<br />
als auch für die Lehrpersonen<br />
<strong>ECHO</strong> [PRIMARSCHULE]<br />
festlegen kann. Damit könnte sichergestellt<br />
werden, dass die Schuleinheiten genügend<br />
individuellen Gestaltungsspielraum haben,<br />
aber sich innerhalb von <strong>Wädenswil</strong> dennoch<br />
gleichmässig entwickeln.<br />
Was wirst du am meisten vermissen,<br />
wenn du nicht mehr Schulpfleger bist?<br />
Am meisten werden mir die Gespräche mit<br />
den Lehrpersonen <strong>und</strong> den Schulleitungen<br />
fehlen. Auch die Kinder in den Klassenzimmern<br />
mit ihren jeweils eigenen «Stimmungen»<br />
werde ich sehr vermissen. Zum Glück<br />
wohne ich nur einen Steinwurf von «meinem»<br />
Schulhaus entfernt <strong>und</strong> höre ab <strong>und</strong><br />
zu die Kinder auf dem Pausenplatz....<br />
Womit wirst du die neue<br />
freie Zeit füllen?<br />
Meine Freizeit fülle ich mit Sport <strong>und</strong> bin<br />
dabei, eine Weiterbildung zu suchen. Sicherlich<br />
verbringe ich jetzt auch mehr Zeit<br />
zu Hause bei der Familie <strong>und</strong> kann nun<br />
auch unter der Woche ab <strong>und</strong> zu etwas mit<br />
Fre<strong>und</strong>en unternehmen.<br />
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.<br />
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