Das Magazin 3/2007 - Evangelische Heimstiftung
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Pfl egeheims ausgestellt sind, besitzen<br />
eine eigene Faszination und lassen<br />
vielfältige, bunte, oft tiefgründige<br />
Seelenlandschaften jenseits von Alter<br />
und Krankheit erahnen. Neben der<br />
Malerei bietet Petra Schoch Spiele und<br />
Gedächtnistraining an und studiert<br />
mit der Gruppe Sitztänze ein. Ihre<br />
Kollegin Sabine Becher ist auf dem<br />
Gebiet der Literatur und Sprache<br />
tätig: Vorlesen, Schreibübungen und<br />
Zuordnungsübungen sind ihr Metier.<br />
Doch auch ein einfacher Spaziergang<br />
oder die Beobachtung von Wachkomapatienten<br />
bei Entspannungsmusik<br />
und das Massieren der Hände<br />
sind wichtige Elemente ihrer Arbeit.<br />
Überhaupt spielt die basale Stimulation<br />
eine große Rolle bei der Arbeit mit<br />
Menschen, die durch Unfälle oder<br />
Krankheiten nur eingeschränkt kommunizieren<br />
können. Auch Axel Bayer<br />
arbeitet mit so einfachen Mitteln wie<br />
Instrumenten, die direkt auf dem<br />
Körper angestimmt werden. Manche<br />
sind speziell dafür gebaut, aber auch<br />
mit einer einfachen Trommel oder<br />
einer auf dem Körper des Patienten<br />
angeschlagenen Gitarre lässt sich<br />
diese vibro-akustische Stimulation<br />
durchführen. Bereits das Summen im<br />
Atemrhythmus bildet bei vielen<br />
Wachkomapatienten die erste Möglichkeit<br />
zur Kontaktaufnahme. Auffällig<br />
in der Instrumentensammlung<br />
ist eine Klangwiege: Wie eine längs<br />
halbierte Holztonne mutet der Klangkörper<br />
an. Man kann sich hineinlegen<br />
und schaukeln lassen. Werden nun<br />
die an der Außenseite angebrachten<br />
Saiten angeschlagen, durchströmen<br />
die Tonschwingungen den Körper.<br />
Axel Bayer und Petra Schoch haben<br />
auch bereits eine gemeinsame Aktion<br />
durchgeführt: Malen zur Musik.<br />
Weitere Kooperationen gibt es im<br />
Rahmen von Krankengymnastik,<br />
Ergotherapie und Physiotherapie.<br />
Ein großes Vorhaben jedoch steht<br />
noch in den Sternen: Zusammen mit<br />
Charles B. und Alexander K. träumt<br />
Axel Bayer von der Gründung einer<br />
Band. Peter Störl will noch höher<br />
hinaus: „Mit Charles B. wollen wir<br />
eine CD aufnehmen.“<br />
<strong>Das</strong> ehrgeizige Vorhaben hat nur einen<br />
Haken: Ein Tonstudio zu mieten<br />
übersteigt die fi nanziellen Möglichkeiten<br />
der Besigheimer Pfl egeeinrichtung<br />
bei weitem. „Vielleicht fi nden<br />
wir ja ein Tonstudio, das uns einen<br />
Sonderpreis macht.“ Peter Störl kann<br />
hartnäckig sein, wenn er sich etwas<br />
Pflegebeispiel<br />
in den Kopf gesetzt hat. Charles B.<br />
gibt derweil in der Musikstunde schon<br />
mal Kostproben seines Könnens: Die<br />
bekannten Popsongs „Lady in Black“<br />
oder „Blowing in the Wind“ singt er<br />
professionell ohne Textvorlage, nur<br />
bei den deutschen Volksstücken<br />
„Hoch auf dem gelben Wagen“ und<br />
„Die Gedanken sind frei“ muss der<br />
gebürtige US-Amerikaner passen. Dafür<br />
freuen sich die älteren Gruppenmitglieder<br />
über die vertrauten Klänge.<br />
„Ich freue mich immer auf die Musikstunde<br />
am Donnerstagnachmittag, da<br />
kann ich endlich mal abschalten und<br />
mich entspannen“, schwärmt eine<br />
Besucherin.<br />
Rüdiger Erk<br />
„Aus der <strong>Heimstiftung</strong>“ 3/<strong>2007</strong> 13