Das Magazin 3/2007 - Evangelische Heimstiftung
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Aus meinem Leben<br />
1929: Oft setzte der Vater die Familie auf seinen Berufstouren im<br />
Wald ab, dann konnten Heidelbeeren gesammelt werden<br />
(Gertrud Frey auf dem Schoß ihres Vaters)<br />
Familienkutsche der Marke Adler (um 1930)<br />
Anfang der 30er Jahre: Für ein Fest werden die Haare mit<br />
Zuckerwasser in Form gebracht (Gertrud Frey als 2. von rechts)<br />
Die Schwestern in den für die Hitlerzeit typischen Jungmädchen-<br />
Kleidern zusammen mit den Eltern (Gertrud Frey als 2. von links)<br />
14 „Aus der <strong>Heimstiftung</strong>“ 3/<strong>2007</strong><br />
Mit dem Revolver<br />
unterm Kopfkissen<br />
Von Altensteig im Schwarzwald über das ehemalige Königreich Afghanistan<br />
bis ins Zabergäu führte sie ihr Weg: Und am liebsten wäre die<br />
erste Heimleiterin des Brackenheimer Pflegezentrums noch länger in<br />
der weiten Welt geblieben. Doch seit Februar 2006 lebt Gertrud Frey<br />
im Haus am Staufenberg in Heilbronn.<br />
Kurzbiografie<br />
Gertrud Frey,<br />
Haus am Staufenberg<br />
in Heilbronn<br />
Gertrud Frey ist mein Name, geboren<br />
bin ich am 13. März 1926 in Altensteig<br />
als drittes von vier Mädchen. Später<br />
kam noch ein Junge dazu – der Benjamin<br />
sozusagen. So hatte die Mutter<br />
auch bald alle Hände voll zu tun und<br />
war froh, wenn uns der Vater mal ins<br />
Geschäft oder zu seinen Kunden<br />
mitnahm: Er war Kupferschmied und<br />
Installateur. So habe ich auch prompt<br />
das Laufen gelernt, als er mich einmal<br />
zu einem Bauern mitnahm, um dessen<br />
Schnapsbrennerei zu richten. Wir<br />
mussten sparen in dieser Zeit, zum<br />
Glück hatten wir drei Gärten, Ziegen<br />
und Hühner – ich erinnere mich an<br />
eine schöne Kindheit. Ein Graus war<br />
mir aber der Kindergarten: Weil ich<br />
einmal beim Beten die Nase geputzt<br />
hatte, bekam ich von der Diakonissenschwester<br />
die erste „Tatz“ meines Lebens.<br />
Um 1944: Gertrud Frey beim Heuen<br />
In der Schule hat es mir dagegen gut<br />
gefallen, auch wenn ich das einzige<br />
Mädchen in den oberen Klassen war.<br />
Oft wollten alle Jungs bei mir Mathematik<br />
abschreiben. Zum Glück blieb<br />
mein Vater vom Krieg verschont,<br />
doch alle seine Mitarbeiter mussten<br />
einrücken. Ich arbeitete dann in der<br />
Werkstatt, wollte aber auf eine Kolonialfarm<br />
nach Ostafrika.<br />
<strong>Das</strong> Kriegsende zerstörte aber meinen<br />
Traum, man war froh, überlebt zu<br />
haben. 1943 starb mein Vater, meine<br />
Mutter machte aus der Werkstatt ein<br />
Ladengeschäft für Haushaltwaren – das<br />
war eine harte Zeit. Im Nachlass meines<br />
Vaters fanden sich vier Strafzettel<br />
„wegen zu schnellen Fahrens“: Er war<br />
schneller als 20 Stundenkilometer gefahren.<br />
1946 beendete ich dann eine<br />
dreijährige Ländliche Hauswirtschaftsausbildung<br />
auf einem Gut bei Karlsruhe<br />
mit der Folge eines bewegten Berufslebens,<br />
das mich bis ins gebirgige Asien<br />
trug. Doch zunächst landete ich auf<br />
einem landwirtschaftlichen Hof bei<br />
Bretten, wo ich ein Jahr zubrachte.<br />
Schließlich kam ich in die erste Staatliche<br />
Landfrauenschule Südwürttem-<br />
Etwa 1960: Im Kaschmirgebirge<br />
(Himalaya) auf Tour