Das Magazin 3/2007 - Evangelische Heimstiftung
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Im Vorfeld der aktuell geplanten Reform<br />
des Pfl egeversicherungsgesetzes<br />
wurde viel über die Pfl ege älterer Menschen<br />
diskutiert. Über mehrere Monate<br />
wurde ein Thema, das ansonsten<br />
nur in Form von Skandalen in den<br />
Medien präsent ist, intensiv nicht nur<br />
in politischen Gremien, sondern auch<br />
in zahlreichen Talkshows erörtert.<br />
Im Bundestag, aber auch in vielen<br />
anderen Diskussionen wurde betont,<br />
dass der Grundsatz „ambulant vor<br />
stationär“ gestärkt werden müsse.<br />
Auffallend war weiterhin, dass sich<br />
die Diskussion über die Situation in<br />
der Pfl ege stark auf stationäre Heime<br />
fokussiert hat. Obwohl immer wieder<br />
am Rande erwähnt wurde, dass es<br />
natürlich Heime mit guter Versorgung<br />
gebe, standen doch immer wieder<br />
Missstände in Heimen im Mittelpunkt<br />
der Gespräche. Demgegenüber<br />
wurde die Versorgung zu Hause, sei<br />
es durch Angehörige, sei es durch<br />
ambulante Pfl egedienste, sehr positiv,<br />
fast schon idealisiert, dargestellt. Obwohl<br />
in der Fachwelt Untersuchungen<br />
vorliegen, die darauf hinweisen,<br />
dass gerade in der häuslichen Pfl ege<br />
die meisten Pfl egefehler bis hin zur<br />
Gewalt stattfi nden, wird sie selten<br />
kritisch hinterfragt.<br />
Pflegeformen kombinieren<br />
Häufi g wird nicht bedacht, dass alle<br />
Versorgungsformen spezifi sche Vorund<br />
Nachteile haben. Sinnvoll ist es<br />
daher, diese nicht gegeneinander auszuspielen,<br />
sondern zu kombinieren.<br />
Idealerweise geschieht dies in einem<br />
einheitlichen System, das die „Versäulung“<br />
der unterschiedlichen Versorgungsformen<br />
konsequent überwindet.<br />
Als etablierter Altenhilfeträger, insbesondere<br />
von Heimen, verschließt<br />
sich die EHS dieser Diskussion nicht.<br />
Vielmehr plädiert sie dafür, die Tren-<br />
nung von ambulanter und stationärer<br />
Pfl ege zu überwinden.<br />
Die Aufnahme von Elementen ambulanter<br />
Leistungserbringung wurde<br />
und wird auch in der Fachwelt unter<br />
dem Stichwort „Haus- und Wohngemeinschaften“<br />
intensiv diskutiert.<br />
<strong>Das</strong> Hausgemeinschaftskonzept des<br />
Kuratoriums Deutsche Altenhilfe hat<br />
hierzu wichtige Impulse gegeben. Viele<br />
Einrichtungen haben mittlerweile<br />
Elemente dieses Konzeptes in ihre<br />
Arbeit aufgenommen: Pfl ege tritt in<br />
den Hintergrund, während hauswirtschaftliche<br />
und soziale Betreuung in<br />
den einzelnen Wohnbereichen wieder<br />
an Bedeutung gewinnt. Pfl ege soll<br />
sich am tatsächlichen Bedarf orientieren.<br />
Dies zeigt, dass ambulante<br />
Elemente zunehmend konzeptionell<br />
mit in die Heime integriert werden.<br />
Allerdings sind die Rahmenbedingungen,<br />
die nur für stationäre Heime<br />
gelten, nicht aber für die ambulante<br />
Versorgung, weiterhin unverändert.<br />
Halbherzige Reform<br />
Die von der Bundesregierung vorgestellten<br />
Eckpunkte zur Pfl egeversicherungsreform<br />
stellen sicherlich einen<br />
Schritt in die richtige Richtung dar.<br />
Erstmals seit Einführung der Pfl egeversicherung<br />
werden die Versicherungsleistungen<br />
dynamisiert. Ein<br />
Schritt, der dringend notwendig ist.<br />
Allerdings sind die Pfl egestufen I und<br />
II bei einer Versorgung in der stationären<br />
Pfl ege zunächst von der Erhöhung<br />
ausgenommen. Warum diese<br />
Bewohner angesichts der Infl ation<br />
einen weiteren Rückgang der realen<br />
Versicherungsleistungen hinnehmen<br />
müssen, ist kaum nachvollziehbar.<br />
Positiv zu werten ist unter anderem,<br />
dass Heime einen fi nanziellen Ausgleich<br />
erhalten, wenn aufgrund aktivierender<br />
Pfl ege ein Bewohner eine<br />
niedrigere Pfl egestufe erhält. Auch die<br />
Zielsetzung, eine integrierte wohnortnahe<br />
Versorgung und Pfl egestützpunkte<br />
zu schaffen, ist grundsätzlich<br />
zu begrüßen, auch wenn hier wie in<br />
anderen Punkten die Details im Gesetzgebungsverfahren<br />
abzuwarten sind.<br />
<strong>Das</strong>s Menschen mit demenziellen Erkrankungen<br />
auch ohne Einstufung<br />
mehr Versicherungsleistungen erhalten<br />
können, ist im Grundsatz richtig.<br />
Hier zeigt sich jedoch ein erster Mangel:<br />
Die Reform der Pfl egeversicherung<br />
wurde getrennt von einer Neudefi nition<br />
der Pfl egebedürftigkeit und einer<br />
Reform der Einstufungskriterien in<br />
Titel<br />
„Aus der <strong>Heimstiftung</strong>“ 3/<strong>2007</strong> 5