Plattform 20000frauen - Eine Dokumentation der ... - genderraum
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2 Der 19. März 2011<br />
Der 19. März 2011<br />
2.1 Zur Umsetzung einer Idee (Hilde Grammel)<br />
Dass die Demonstration am 19. März 2011 ein so großer Erfolg wurde, ist dem Engagement<br />
unzähliger Frauen zu danken. Im Folgenden werden einige von ihnen namentlich genannt, weil<br />
sie näher am Geschehen dran waren, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um bleiben unerwähnt, weil wir sie gar nie<br />
kennengelernt haben o<strong>der</strong> ihr Beitrag so selbstverständlich war, dass sie gar nicht dafür ins<br />
Rampenlicht gerückt werden wollten. Ihnen allen will ich hier für ihre Mitarbeit, ihre Präsenz<br />
und ihre Stärkung des gemeinsamen Anliegens danken.<br />
An<strong>der</strong>erseits: Ist Dank nicht eine eigenartige Kategorie, wenn es um die Selbst/Befreiung von<br />
Frauen geht? Denn, wie sagte schon Rebecca West anno 1913: „Ich werde von Leuten als<br />
Feministin bezeichnet, wenn ich mich nicht mit einem Fußabtreter verwechseln lasse“ – an <strong>der</strong><br />
Än<strong>der</strong>ung dieser Verhältnisse mitzuwirken, in denen es als „normal“ angesehen wird, dass<br />
Frauen die ihnen täglich begegnenden Zumutungen hinzunehmen haben, wäre eigentlich das<br />
Interesse je<strong>der</strong> Frau. In diesem Sinne hat also jede Aktivistin im Vorfeld <strong>der</strong> Demonstration<br />
auch für ihre eigene Würde als Frau gekämpft.<br />
100-Jahr-Jubiläen werfen manchmal – und zum Glück – bereits im Jahr davor ihr Licht voraus.<br />
So war bereits im Jahr 2010 <strong>der</strong> 100. Internationale Frauentag Diskussionsthema in vielen<br />
politischen und feministischen Frauenkreisen, so auch im Bund Demokratischer Frauen, <strong>der</strong><br />
sich einmal im Monat, meist am 3. Samstag, in <strong>der</strong> Frauenhetz trifft. Irma Schwager –<br />
91-jährige Wi<strong>der</strong>standskämpferin gegen das NS-Regime und Ehrenvorsitzende des BDF und<br />
<strong>der</strong> KPÖ – hatte mich für den 20. März eingeladen, über die Geschichte des Frauentags zu<br />
referieren. In <strong>der</strong> zwanglosen, immer von einem gemeinsamen Frühstück begleiteten Atmosphäre,<br />
erzählte ich von den Anfängen, davon, wie <strong>der</strong> 8. März dann jener Tag wurde, an dem<br />
Frauen weltweit „ihren“ Tag feiern, von den unterschiedlichen Entstehungsmythen und <strong>der</strong>en<br />
Karrieren nach 1945, von den sich än<strong>der</strong>nden und dabei auch immer gleich bleibenden, weil<br />
niemals erfüllten Anliegen <strong>der</strong> kämpfenden Frauen. Irmas unwi<strong>der</strong>stehlicher Charme einer 90jährigen<br />
Politikveteranin bringt es mit sich, dass frau in ihrer Gegenwart – ja was nun eigentlich<br />
– dieselben Ideen hat wie sie? Sich mit <strong>der</strong> Frage konfrontiert sieht, was wäre jetzt sinnvoll,<br />
politisch zu tun? Es ist immer auch dieses Tun, das bei den Begegnungen mit Irma unvermittelt<br />
im Raum steht. <strong>Eine</strong> große Frauendemonstration zum 100. Internationalen Frauentag war<br />
jedenfalls genau, was politisch Sinn machte. Alle Frauen, die – mit ihren unterschiedlichen und<br />
scheinbar o<strong>der</strong> tatsächlich unvereinbaren Ansätzen – für Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verhältnisse kämpfen,<br />
(wie<strong>der</strong>) zusammenzubringen, vielleicht sogar zu einer Bewegung, die etwas bewegt.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> unterschiedlichen feministischen und frauenpolitischen Szenen<br />
und Gruppen allein in Wien glich die Vorstellung davon im ersten Moment eher einem Wun<strong>der</strong><br />
als einer verwirklichbaren Möglichkeit, das aber – was Wun<strong>der</strong> so an sich zu haben pflegen –<br />
zu schön war, um wahr zu sein und gerade deshalb eine Herausfor<strong>der</strong>ung darstellte, die ihre<br />
Reize hatte. So ward <strong>der</strong> Gedanke denn auch ausgesprochen und stieß auf wohlwollende bis<br />
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