WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR ... - Michael Rappe
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4. GESCHICHTE UND URSPRUNG DES MESSAGE-HIP HOPS<br />
DASS MUSIK EINE SOZIALE TATSACHE<br />
IST, DIE IM INSTITUTIONALISIERTEN<br />
ZUSAMMENWIRKEN DER MENSCHEN<br />
GRÜNDET, DÜRFTE DENN AUCH NICHT<br />
ZU LEUGNEN SEIN.<br />
Carl Dahlhaus (1)<br />
A CHILD IS BORN IN NO STATE OF MIND<br />
BLIND TO THE WAY OF MANKIND GOD IS<br />
SMILING ON YOU, BUT HE'S FROWNING,<br />
TOO BECAUSE ONLY GOD WHAT YOU'LL<br />
GO THROUGH YOU'LL GROW IN THE<br />
GEETTO LIVING SECOND RATE AND<br />
YOUR EYES WILL SING A SING OF DEEP<br />
HAIE... SO DON'T PUSH ME CAUSE I'M<br />
CLOSE TO THE EDGE I'M TRYIN' NOT TO<br />
LOOSE HEAD IT'S LIKE A JUNGLE,<br />
SOMETIMES IT MAKES ME WONDER HOW<br />
I'M KEEPING GOIN' UNDER<br />
aus "The Message"(2)<br />
"The Message" war das erste Hip Hop-Stück, welches sich direkt und in aller Deutlichkeit mit den<br />
Zuständen der Schwarzen in den Gettos auseinander setzte. Der oben dargestellte Text ist der<br />
Beginn der letzten Strophe, in der berichtet wird, was mit Kindern passiert, die in so eine<br />
Atmosphäre hineingeboren werden. Die konfrontiert werden mit Gewalt, Rassismus, versteckter<br />
Apartheid und der Tatsache, dass man innerhalb dieser Gesellschaft nur mit Verbrechen, wie<br />
Zuhälterei oder Drogendealerei zu Wohlstand kommt. In einer solchen Atmosphäre des Hasses<br />
werden, so das Resümee des Stücks, die Werte wie Familie, Gemeinsamkeit und Bildung<br />
unwichtig. Wichtig wird das reine Überleben und groß wird der Hass gegenüber denjenigen, die<br />
Verursacher dieses Übels sind. Mit diesem Stück brachte die Gruppe Grandmaster Flash & the<br />
Furious Five die Sozialkritik und den verbalen Protest in den Hip Hop. Und zwar mit einer<br />
Direktheit, die es, mit Ausnahme des Freejazz, in den afroamerikanischen Musikstilen noch nicht<br />
gegeben hatte. Zwar war afroamerikanische Musik schon immer eine Stimme des Protests<br />
gewesen, die als Musik einer unterdrückten Minderheit auch deren Ventil und Sprachrohr war. Sie<br />
war es jedoch zumeist auf eine indirekte Weise. Sehr oft verstanden nur die Schwarzen das, in<br />
ihrer Musik und ihren Texten, immanente Potenzial an Kritik und Protest. Sehr oft waren die Texte<br />
verschlüsselt oder umschrieben eher, als dass sie beschrieben. Hinzu kam der schon erwähnte<br />
Double Talk, das typische Black English, das von den meisten weißen Amerikanern nicht oder nur<br />
kaum verstanden wurde.<br />
Die Textinhalte im Gospel z.B. bezogen sich nicht nur in einem christlichen Sinne auf das alte<br />
Testament. Die Hebräer standen nicht zuletzt für die Schwarzen, von den Pharaonen (den Weißen)<br />
unterdrückt und versklavt wurden, nach der Freiheit strebten oder sich in das gelobte Land (Afrika<br />
oder auch ein freies Leben generell) zurücksehnten. Außerdem entstand durch den gemeinsamen<br />
Gottesdienst, durch die gemeinsam bestrittenen Zeremonien, in denen auch Reste alter religiöser<br />
Zeremonien aus Afrika überlebten und auf die neuen Gottheiten übertragen wurden, ein sehr<br />
großes Gemeinschaftsgefühl. Hier waren sie in einer Gruppe aufgehoben, alle gleich und als<br />
Menschen angesehen. Innerhalb dieser Gruppe (der Black Community) konnten sich die<br />
Schwarzen nach Ben Sidran von den Aggressionen der weißen Gesellschaft abschotten und ihre<br />
eigene Kultur entwickeln(3).<br />
Der Blues in seiner rauen, direkten und zotigen Ausdrucksweise war von Anbeginn eine Stimme<br />
des Protests. In ihm tauchte der Sklave plötzlich wieder als Individuum mit Gefühlen und einer<br />
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