WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR ... - Michael Rappe
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Aus diesem Grund wurden aus Plattenspielern und Mischpulten Musikinstrumente. Sie waren<br />
erschwinglich und mit ihnen und der Technik des Mixens konnte man sich ohne jahrelanges<br />
Erlernen eines Instruments, in relativ kurzer Zeit Sound und Klangwünsche erfüllen. Mit dem<br />
Scratchen konnte man rhythmisch und melodisch improvisieren. Und was da zu Beginn wie reine<br />
Klauerei aussah, war letztlich eine afrikanische Form des Komponierens: die variative Veränderung<br />
von rhythmischen und melodischen Phrasen. Einer Technik, die wir von den Improvisationslinien<br />
der Jazz-Solisten und aus den Call & Response-Gesängen der Gospel-Chöre kennen. Hip Hop war<br />
und ist nichts anderes als eine Jahrhundert alte Tradition, die mit neuen Instrumenten und neuester<br />
Technik fortgesetzt wurde und wird.<br />
Die Hip Hop-Mode: Sportkleidung, wie Trainingsanzüge, Basketballstiefel und Baseballmützen, die<br />
heute von vielen modebewussten Jugendlichen in der ganzen Welt getragen, und für die eine<br />
Menge Geld ausgegeben wird, war in den 70er-Jahren nichts anderes als ein modischer Double-<br />
Talk. Es war die einzige (weil billigste) Kleidung, die sich die Jugendlichen leisten konnten. Und wie<br />
so oft schon in der Sprache geschehen, wurde diese negative Tatsache einfach ins positive<br />
umgedreht. Es war einfach cool und absolut hip in solchen Klamotten rumzulaufen.<br />
Die Tanzschule war der Wettkampf auf der Straße, und Tanzlehrer war das Leben: Ihre<br />
Tanzschritte waren die Bewegungen aus ihren (Banden-)Kämpfen und aus Kung Fu-Filmen, für die<br />
sie insgeheim Bewunderung empfanden, weil dort eine nichtweiße Rasse Stärke zeigte. Sie<br />
schufen vollkommen neuartige Tänze. In diesen Tänzen erstanden längst vergessen geglaubte<br />
Techniken und Funktionen des afrikanischen Tanzes wieder auf. "Was tanzt du?" und nicht etwa<br />
"wer, was bzw. wie bist du?", war die zentrale Frage wenn sich verfeindete Tanz-Crews zu (Wett-)<br />
Kämpfen trafen.<br />
Der Tanz als unmissverständliche Botschaft und Ausdruck eines Lebensgefühls. Dieses<br />
Lebensgefühl kam auch in den Graffiti-Bildern zum Ausdruck. Einerseits waren sie reine<br />
Kommunikation, ein einziger Buchstabe oder ein Bild eines Malers konnte für Eingeweihte Bände<br />
sprechen. Andererseits stellten sie durch ihre Buntheit eine Verschönerung, der tristen und grauen<br />
Getto-Realität dar.<br />
Die Old School stand für mehr, als nur Kreativität. Sie sorgte für eine kurze Zeit für die Integration<br />
der Rassen. Gerade bei Graffiti-Crews (und in seltenen Fällen bei den Tanz-Crews(15)) konnte<br />
man gemischte Gruppen, d.h. Schwarze und lateinamerikanische Getto-Bewohner in ein und<br />
derselben Gang sehen.<br />
Dort malten und tanzten sie zusammen gegen eine ebenfalls gemischte Gruppe. Auf Hip Hop-<br />
Partys, oder in den Discos wie dem Roxy waren Schwarze, Puerto Ricaner und – für eine kurze<br />
Zeit sogar eine große Menge – weiße New Wave-Fans, die ab Mitte der 70er-Jahre ein starkes<br />
Interesse für diese Musik zeigten.<br />
Von 1976 bis circa 1981 fand für eine kurze Zeit eine Integration von schwarzen, weißen und<br />
braunen Menschen statt. Der Hip Hop schaffte es damit, die Ziele und die Ideen der<br />
Bürgerrechtsbewegung und der Friedensbewegung, wie Gleichheit, Einheit, Integration der Rassen<br />
und gegenseitige Achtung, zumindest zeitweise durchzusetzen.<br />
4.2. NEW SCHOOL-MESSAGE<br />
Doch der Traum währte nicht lange. Schnell wurden die Hip Hopper von der Realität und der<br />
Tatsache, dass sich an ihrer miserablen Situation nichts geändert hatte, heimgeholt. Dies brachte<br />
die nächste Generation von Hip Hoppern zum Ausdruck, die das kreative Vakuum zu Beginn der<br />
80er-Jahre innerhalb kürzester Zeit füllten und die Old School Musiker nahezu vollständig<br />
verdrängten.<br />
Durchweg 10 -15 Jahre jünger hatten sie ganz andere Erfahrungen und Vorstellungen, die sie in<br />
diese Musik einbrachten und dort ab Mitte der 80er-Jahre zu verarbeiten begannen. Sie mussten<br />
mit ansehen, dass ihre Aufstiegschancen nach wie vor schlechter waren, als die der Weißen, und<br />
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