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WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR ... - Michael Rappe

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Dies schaffen sie durch den, fast schon genialen Trick, die einzelnen Persönlichkeiten innerhalb<br />

der Gruppe bestimmte Parts mit bestimmten Funktionen übernehmen zu lassen, die sich eigentlich<br />

ausschließen. An erster Stelle steht der <strong>Rappe</strong>r Chuck D, der Kopf von PE und selbst ernannter<br />

Lyrical Terrorist. Er ist der schwarze, zornige Mann, der die Massen zum Nachdenken bewegen<br />

will. Seine Einstellung, die sowohl radikal-militant ist, als auch humanistische Gedanken beinhaltet,<br />

bezeichnet er als pro-black. Damit stellt er sich gegen die NOI mit ihrer against all whites- oder only<br />

black- Ideologie und wiederum auch nicht. Pro black bedeutet, höchstmöglichste Förderung der<br />

schwarzen Rasse. Dies beinhaltet bei fortdauernder Unterdrückung, die Entscheidung zu einer<br />

offenen Konfrontation mit der weißen Gesellschaft. Das ist der stärkste Berührungspunkt zwischen<br />

Chuck D und den Ideen und Zielen der NOI. Pro black schließt deshalb für Chuck D. nicht aus, mit<br />

Weißen gemeinsam aufzutreten, z.B. 1990 mit einer weißen Hip Hop-Gruppe, den Young Black<br />

Teenagers oder 1992 mit der Heavymetal-Band Anthrax. An diesem Punkt entfernt er sich sehr<br />

deutlich von der NOI, da er durch solche Aktionen Gesprächsbereitschaft signalisiert. Für ihn sind<br />

nicht alle Weiße automatisch blue-eyed-devils.<br />

Chuck D gegenüber stehen der Minister of Information Professor Griff und Media Assasin Harry<br />

Allen. Beide übernehmen den Part des unversöhnlichen, zynischen Schwarzen, der alle Weißen<br />

verteufelt und im Prinzip als Sprachorgan der NOI gewertet werden kann. Nach heftigen<br />

antisemitischen Äußerungen Professor Griffs in der Washington Times vom Mai 1989 verließ er<br />

nach beiderseitigem Einverständnis die Gruppe. Seinen Platz als Informationsminister nahm Sister<br />

Souljah ein, welche für die Emanzipation der schwarzen Frauen eintritt und aus einer christlich<br />

motivierten, politischen Bewegung kommt. Den Part des Weißen-Hassers hat Harry Allen nun ganz<br />

übernommen.<br />

Ihnen allen zur Seite steht Flavor Flav, Co-<strong>Rappe</strong>r und Joker im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist<br />

die personifizierte Karikatur all der Eigenschaften, die den Schwarzen von Seiten rassistischer<br />

Weißer angehängt werden. Der vollkommen überzogene Nigger, egozentrisch, triebhaft und<br />

absolut überdreht. Die Bewegungen, die extreme Getto-Sprache sind die maßlose Übertreibung<br />

der Eigenschaften und Verhaltensweisen eines vollkommen durchgeknallten Homeboys. Er ist der<br />

Gegenpol zu Chuck D und lockert, durch seine manchmal psychopatisch anmutenden<br />

Verhaltensweisen, die intensive Präsenz der Gruppe auf.<br />

Die unterschiedlichen politischen Strömungen innerhalb von PE sind sehr schlecht nachvollziehbar,<br />

aber für die Botschaft ungeheuer effektiv. Zum einen erfreuen sie sich eines breiten Zuspruchs<br />

innerhalb der Community, zum anderen erreichen sie durch die gelegentlichen Ausfälle einzelner<br />

Mitglieder der Gruppe eine hohe Medienpräsenz. Provokative oder rassistische Äußerungen<br />

dienen dazu, bei der breiten Masse der Bevölkerung eine Diskussionsbereitschaft zu erzielen und<br />

Inhalte und Anliegen der Community zu verbreiten.<br />

Die Musik von PE übersteigt die Intensität der Darstellung der Gruppe bei weitem.<br />

(Musikbspl. Nr 16: Public Enemy, “Fight The Power" auf Fear Of The A Black Planet”, Def Jam<br />

1990), Text siehe Anhang<br />

Ihre Songs ähneln eher einer Klang/Krach-Collage. Eingesampelte Sirenen, wilde Heavymetal-<br />

Scratches erzeugen eine beständige Geräuschkulisse, die den Hörer gefangen nimmt und<br />

vereinnahmt. Public Enemy schafft es, ähnlich wie Ice Cube, die Wut und Agressivität in einer<br />

absolut intensiven Form in die Musik zu codieren. Bei vielen Stücken hat man unwillkürlich das<br />

Gefühl mitten in ein Kriegsgebiet versetzt zu sein. Energie pur, wobei das englische Wort Power<br />

die treffendere Bezeichnung wäre, beinhaltet es auch die Bedeutung von Macht.<br />

Darin eingebettet sind die Lyrics von Chuck D, eine Mischung aus Beschreibung, Anklage und<br />

Belehrung. Ihre Inhalte gehen von Kriegsdienstverweigerung über den Rassismus in seinen<br />

verschiedensten Ausprägungen, bis hin zu den Krisen innerhalb der Community, wie Drogen,<br />

Bandenkriminalität, männlichen Chauvinismus.<br />

Genau wie KRS1, betrachten sich PE weniger als Musiker, sondern als analysierende<br />

Berichterstatter: "Was wir tun können ist die Sinne für die Wahrnehmungen aller Art weiter zu<br />

sensibilisieren und dadurch die Intelligenz des Einzelnen zu fordern... Wir können nur informativ<br />

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