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WISSENSCHAFTLICHE HAUSARBEIT ZUR ... - Michael Rappe

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5.1. HIP HOP UND JAZZ - HIP HOP UND REGGAE<br />

Die Politisierung innerhalb des Hip Hop schaffte bei den Hip Hoppern, ähnlich wie bei den Be<br />

Boppern und später bei den Free Jazzern, ein Bewusstsein für den Ursprung und die Wurzeln der<br />

afroamerikanischen Kultur. Zu Beginn der 90er-Jahre war Afrocenitry in aller Munde. Ähnlich wie in<br />

den 70er-Jahren entstand in dieser Zeit eine starke Rückbesinnung auf das afrikanische Erbe. In<br />

diesem Zusammenhang sind die "Five Percenter" von großer Wichtigkeit, die unter den Hip<br />

Hoppern immer mehr Anhänger gewinnen.<br />

Die Five Percenter wurden in den 60er-Jahren von Clarence 13 X Smith gegründet und sind eine<br />

von insgesamt 72 Splittergruppen der Nation Of Islam (NOI). Ihre Ideologie ist eine Mischung aus<br />

afrikanischer Mystik und christlichen und islamischen Heilslehren. In der Hauptsache vertreten sie<br />

die Ansicht, dass die Wiege aller Kulturen in Afrika steht, dass 85% Prozent aller Menschen von<br />

10% aller Menschen ausgebeutet werden und nur 5% dies alles durchschauen und ändern können.<br />

Sie betrachten sich als die Elite und vertreten die Ansicht, dass jeder Mensch sein eigener Gott ist,<br />

der sich seine eigene Realität kreiert. Dadurch sind die Five Percenter gerade unter den<br />

jugendlichen Schwarzen sehr beliebt, denn wer sich seine eigene Realität schafft, kann, im<br />

Gegensatz zur fundamentalistischen NOI-Ideologie, ruhig Alkohol oder andere Drogen genießen.<br />

Neben diesen skurrilen Verhaltensmustern der Mitglieder beinhaltet die Ideologie der eigenen<br />

Realität einen selbstbestimmteren Umgang mit sich selbst und anderen und ist bewusster<br />

Ausdruck dafür, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Mitglieder sind u.a. Big Daddy Kane,<br />

Kool Moe Dee, Eric B oder Lakim Shabazz. Dazu kommen Gang Starr, Monie Loye, Queen Latifah,<br />

A Tribe Called Quest und die Jungle Brothers, die Zusammen die Vereinigung der "Native Tongue"<br />

bilden.<br />

Im Zuge des wachsenden Selbstvertrauens, aber auch dem größer werdenden Interesse an der<br />

eigenen kulturellen Geschichte, begann diese Gruppe von Hip Hoppern, den Jazz für den Hip Hop<br />

zu entdecken.<br />

(Musikbeispl. Nr. 18: "Jazz Thing" von Gang Starr, Maxiversion CBS 1991)<br />

"Jazz Thing" ist sowohl textlich, als auch musikalisch eine Hommage an den gesamten Jazz. Der<br />

Rap erzählt die Geschichte des Jazz, der durch eingesampelte Jazzsoli oder Gesprächsfetzen von<br />

Jazzmusikern unterstützt wird.<br />

In einem anderen Stück nehmen Gang Starr die Akkordfolge einer Dizzy Gillespie-Version von<br />

"Night In Tunesia" als Grundlage für ein sehr tanzbares Hip Hop-Stück. In Folge entstanden, unter<br />

anderem auch in England, eine Vielzahl von Remixes alter Jazz-Stücke, die mit Hip Hop-Rhythmen<br />

unterlegt wurden. Wie bei den Soul-Samples früherer Hip Hop-Stücke, begannen sich die Hörer<br />

auch bei den neuen Jazz-Samples sehr schnell für die ursprüngliche Musik zu interessieren.<br />

Eingesamplete Soli von John Coltrane oder Miles Davis bei den Jungle Brothers, oder der<br />

gesamplete Groove von "Don't Lose Your Mind" von der Miles Davis-LP "Tutu" bei Queen Latifah,<br />

waren u.a. Startzeichen für ein Jazz-Revival, das zurzeit noch anhält.<br />

Von Seiten der Jazz-Musiker gibt es sehr viele Vorbehalte gegenüber diesen eigenartigen<br />

Mischformen von Hip Hop und Jazz. Immer mehr jüngere Jazz-Musiker beginnen jedoch, die<br />

Energien des Hip Hop für sich zu entdecken und in ihre Musik zu integrieren. Der Erste, der<br />

Elemente aus dem Hip Hop verwendete war Herbie Hancock auf seiner 1983er LP "Futureshock".<br />

Dort finden sich live eingespielte Scratches und eingemixte Geräusche. Ein weiteres Beispiel ist<br />

der Tenorsaxofonist Branford Marsalis, der mit Gang Starr auf der "Jazz Thing"- und mit Public<br />

Enemy auf der "Fight The Power"-Produktion zusammengearbeitet hat. Ein anderes Beispiel ist die<br />

New Yorker Musikervereinigung "M-Base" um die Musiker und Musikerinnen Steve Coleman,<br />

Cassandra Wilson, Abbey Lincoln, Robin Eubanks und Craig Harris. Robin Eubanks hat auf seiner<br />

letzten LP "Karma" eine interessante Vermischung aus Funk, Miles Davis-Fusion, experimenteller<br />

Musik und Hip Hop vorgestellt.<br />

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