Rdt 2 2003 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2003</strong><br />
20<br />
W ISSENSWERTES<br />
Tierschutzbericht <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esregierung<br />
ZAHL DER TIERVERSUCHE<br />
STEIGT STÄNDIG!<br />
Nach den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes<br />
muss die <strong>Bund</strong>esregierung<br />
alle zwei Jahre dem Deutschen<br />
<strong>Bund</strong>estag einen Bericht über den<br />
Stand <strong>der</strong> Entwicklung des Tierschutzes<br />
in Deutschland vorlegen. Mit großer<br />
Spannung sieht <strong>der</strong> bmt dem Veröffentlichungstermin<br />
ent<strong>gegen</strong>, denn <strong>der</strong><br />
Bericht ist ein Spiegelbild dessen, was<br />
die Regierung im Tierschutz geleistet -<br />
o<strong>der</strong> versäumt - hat.<br />
Am 26. März ´03 legte <strong>Bund</strong>esministerin<br />
Renate Künast Rechenschaft über<br />
zwei Jahre Tierschutzpolitik ab: Den<br />
unbestreitbaren Erfolgen - wie die Verankerung<br />
des Tierschutzes im Grundgesetz<br />
und das absehbare Ende <strong>der</strong><br />
Batteriehaltung für Legehennen - steht<br />
eine Entwicklung <strong>gegen</strong>über, die Tierschützer<br />
und Öffentlichkeit schockiert:<br />
Es werden weiterhin unvorstellbar viele<br />
Tierversuche durchgeführt.<br />
Die Erfolge <strong>der</strong> staatlichen Tierschutzpolitik<br />
im Überblick:<br />
� Im Berichtszeitraum 2001 und<br />
2002 wurde am 26. Juli 2002 <strong>der</strong> Tierschutz<br />
als Staatsziel im Grundgesetz<br />
verankert. Damit hat sich <strong>der</strong> Stellenwert<br />
des Tierschutzes deutlich erhöht.<br />
Bei rechtlichen Abwägungen kann das<br />
Wohl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in deutlich stärkerem<br />
Maße berücksichtigt werden als bisher.<br />
� Die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />
trat am 1. November<br />
Staatsziel Tierschutz zeigt Wirkung!<br />
2001 in Kraft und bündelt die tierschutzrechtlichen<br />
Vorschriften für die<br />
Nutztierhaltung. Vor allem für die Nutztierhalter<br />
wurde somit eine Rechtsvereinfachung<br />
und -vereinheitlichung erreicht.<br />
� Als Teil <strong>der</strong> Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />
trat am 13. März<br />
2002 die so genannte Hennenhaltungsverordnung<br />
in Kraft. Sie verbietet<br />
die Haltung von Legehennen in herkömmlichen<br />
Käfiganlagen bereits ab<br />
dem Jahr 2007. Deutschland nimmt<br />
damit eine Vorreiterrolle im Tierschutz<br />
in <strong>der</strong> EU ein.<br />
� Mit dem <strong>Bund</strong>esprogramm zur<br />
För<strong>der</strong>ung tiergerechter Haltungsverfahren<br />
werden umfangreiche Investitionshilfen<br />
für die Landwirte schon vor<br />
Ablauf <strong>der</strong> Übergangsfrist <strong>der</strong> Legehennenverordnung<br />
am 31. Dezember<br />
2006 bereitgestellt. Zusammen mit<br />
neuen Forschungsvorhaben und einer<br />
künftig verbesserten Kennzeichnung<br />
von Eiern und Eiprodukten wird <strong>der</strong><br />
Umstieg auf alternative Haltungsformen<br />
wirksam flankiert.<br />
� Im Rahmen <strong>der</strong> Agrarinvestitionsför<strong>der</strong>ung<br />
wurden neue finanzielle Anreize<br />
für mehr Tierschutz in <strong>der</strong> Nutztierhaltung<br />
geschaffen. Unerwünschte<br />
Haltungsformen werden nun von <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung ausgeschlossen. Dafür werden<br />
Investitionen in beson<strong>der</strong>s tierge-<br />
rechte Haltungsverfahren verstärkt<br />
unterstützt.<br />
Diesen anzuerkennenden Erfolgen<br />
steht die schockierende Entwicklung bei<br />
den Tierversuchen <strong>gegen</strong>über: Die<br />
Zahl <strong>der</strong> Versuchstiere ist im fünften<br />
Jahr in Folge gestiegen. Im Jahr 2001<br />
wurden rund 2,13 Millionen <strong>Tiere</strong> Opfer<br />
von Versuchen im Dienste <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
und Forschung. Das sind fast<br />
300 000 mehr als im Jahr zuvor und<br />
damit so viele wie seit Anfang <strong>der</strong> 90er<br />
Jahre nicht mehr. Mit mehr als einer<br />
Millionen waren fast die Hälfte <strong>der</strong> Versuchstiere<br />
Mäuse, gefolgt von Ratten<br />
(rund 500 000) und Fischen (mehr als<br />
300 000). Aber auch 2100 Affen,<br />
4430 Hunde und 648 Katzen mussten<br />
unter Tierversuchen leiden.<br />
Um hier zu nachhaltigen Verbesserungen<br />
zu kommen, kündigte die <strong>Bund</strong>esregierung<br />
an, die Notwendigkeit von<br />
Tierversuchen weiter abzubauen und<br />
auf das gemäß dem wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisstand unerlässliche Maß zu<br />
beschränken.<br />
Der Tierschutzbericht kann beim<br />
<strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerium,<br />
Rochusstraße 1, 53123 Bonn angefor<strong>der</strong>t<br />
werden. O<strong>der</strong> abrufbar im<br />
Internet unter www.bml.de .<br />
KAUM MEHR GENEHMIGUNGEN ZUM SCHÄCHTEN ERTEILT<br />
Das Staatsziel Tierschutz hat seine erste Bewährungsprobe bestanden: Erstmalig wurden<br />
von den Veterinärbehörden kaum noch Genehmigungen erteilt, wonach <strong>Tiere</strong> zum<br />
islamischen Opferfest ohne Betäuben durch den qualvollen Kehlschnitt getötet werden<br />
dürfen. Aufgrund <strong>der</strong> neuen Rechtssituation, die Einführung des Tierschutzes in die Verfassung,<br />
wurden aber auch deutlich weniger Anträge als in den Vorjahren von muslimischen<br />
Glaubensgemeinschaften gestellt. Bei aller Freude über die Entwicklung darf<br />
nicht übersehen werden, dass es keine Erkenntnisse gibt, wie viele <strong>Tiere</strong> illegal in Hinterhöfen<br />
o<strong>der</strong> Privatwohnungen geschächtet wurden. Hierauf wird in Zukunft mehr noch<br />
als bisher geachtet werden.