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WDR feuert Claudia Ludwig - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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April 2012<br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

T IERSCHUTZMAGAZIN VOM B UND G EGEN M ISSBRAUCH DER T IERE E.V.<br />

IMMER MEHR BÜRGER FORDERN:<br />

Politiker, verbietet<br />

endlich die Zoophilie!<br />

KEINE<br />

GLÜCKSBRINGER<br />

WIE HUFEISEN<br />

DEN PFERDEN<br />

SCHADEN<br />

KÖLN<br />

POLIZEI BEENDET<br />

ILLEGALE<br />

HAHNENKÄMPFE<br />

NEUER TREND:<br />

"KANINHOP"<br />

MEHR TIERQUÄLEREI<br />

ALS SPORT


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

2<br />

I NHALT<br />

5<br />

Protest<br />

<strong>WDR</strong> <strong>feuert</strong> <strong>Claudia</strong> <strong>Ludwig</strong><br />

16<br />

Hufeisen<br />

Wie sie <strong>der</strong> Pferde-Gesundheit schaden<br />

20 Köln<br />

Illegale Hahnenkämpfe aufgedeckt<br />

4 AKTUELL<br />

Großdemo in Köln<br />

Bürger <strong>gegen</strong> sexuellen <strong>Missbrauch</strong> von <strong>Tiere</strong>n<br />

10 JAGD<br />

Abschuss von Krähen nimmt zu<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/2012 Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des <strong>Bund</strong><br />

<strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.; Herausgeber: <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V, Viktor-Scheffel-Str. 15, 80803 München, Deutschland, Email:<br />

mail@bmt-tierschutz.de; Redaktion: Verantwortlicher Redakteur .i.S.d.P.:<br />

<strong>Claudia</strong> Lotz, Tel.: (030) 80 58 33 -38, Fax: -39, Petra Zipp, Tel.: (07121)<br />

820 17 -0, Fax: -18; Rubrik Tierschutzpolitik Verantwortlicher Redakteur<br />

i.S.d.P.: Torsten Schmidt, Tel.: (04642) 92 24 97;<br />

Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm;<br />

6 TITEL<br />

Interview mit Dr. Leondarakis<br />

Warum ist Zoophilie in Deutschland nicht verboten?<br />

12 TIERSCHUTZPOLITIK<br />

Die Novellierung des Tierschutzgesetzes<br />

13 AUSLANDSTIERSCHUTZ I<br />

Rumänien: Bei Brasov soll ein Internierungslager<br />

für Straßenhunde entstehen<br />

14 AUSLANDSTIERSCHUTZ II<br />

Petra Zipp als Referentin bei <strong>der</strong><br />

2. Tierschutztagung in Litauen<br />

16 PFERDE<br />

Dr. Hiltrud Strasser über die Gesundheit von Pferden<br />

20<br />

47 ADRESSEN<br />

bmt-GESCHÄFTSSTELLEN<br />

20 TH Köln Illegale Hahnenkämpfe in Köln<br />

22 Franziskus TH Liebeserklärung an Cosmo<br />

24 TH Hage Das Tierheim Hage vergrößert sich<br />

28 TH Kassel Sisyphusarbeit bei Meerschweinchen & Co<br />

30 TH Arche Noah Kennen Sie den "Trendsport" Kaninhop?<br />

33 Vergesellschaftung von Meerschweinchen<br />

34 Katzenhaus Nach 12 Jahren Tierheim ein Zuhause!<br />

36 TH Elisabethenhof Bauarbeiten an den Hundezwingern<br />

38 Gst NRW Ein Plädoyer für alte und ältere Hunde<br />

40 Gst Berlin Protest <strong>gegen</strong> geplantes Tierversuchslabor<br />

42 bmt-Außenstelle Die "Wolfsranch" in Stedten/Kranichfeld<br />

44 TSZ Pfullingen Wie ein Dreamteam entsteht<br />

48 EINLADUNG ZUR JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG<br />

Dieses Mal findet die JHV in Reutlingen statt!<br />

ANZEIGEN Markt & Service 19 und 27<br />

10 Feldzug <strong>gegen</strong> Krähen<br />

Rabenvögel "vom Himmel holen"<br />

Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 39.000 Exemplare,<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Anzeigen-Büro Udo Kraushaar,<br />

Email: bmt@anzeigen-buero.de,<br />

Tel. (0 28 45) 53 86, Fax (0 28 45) 80 69 49


Tierschutz im Grundgesetz -<br />

keine Erfolgsgeschichte!<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde,<br />

Am 5. April bat mich <strong>der</strong> Deutschlandfunk zu einem Interview ins<br />

Studio. Das Thema: Artgerecht, vegetarisch o<strong>der</strong> gar vegan?<br />

Essgenuss ohne Tierleid. Die Bilanz von zehn Jahren Staatsziel<br />

Tierschutz.<br />

"Dass <strong>der</strong> Tierschutz ins Grundgesetz aufgenommen wurde, ist mit Sicherheit das schönste Geschenk<br />

für Ihren Verein", schrieb im August 2002 die damalige <strong>Bund</strong>esministerin Renate Künast dem bmt zu<br />

seinem 50jährigen Jubiläum. Ich erinnere mich noch an diesen für mich persönlich sehr bewegenden<br />

17. Mai * ) , als Renate Künast nach <strong>der</strong> Abstimmung im Deutschen <strong>Bund</strong>estag vor die wartenden<br />

Tierschützer und Journalisten trat. In ihren Händen hielt sie ein Schild, auf dem die drei entscheidenden<br />

Worte standen: UND DIE TIERE.<br />

Viele von uns konnten die Freudentränen nicht zurückhalten. Wenn sich <strong>der</strong> Staat nun zum<br />

beson<strong>der</strong>en Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> verpflichtet, sagten wir uns, kann er nicht gleichzeitig vor den<br />

drängenden Tierschutzproblemen die Augen verschließen. Ist die Verankerung des Tierschutzes im<br />

Grundgesetz noch vereinbar mit dem Leid <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in Tierversuchen, auf Schlachttiertransporten, in<br />

<strong>der</strong> intensiven Massentierhaltung und vielen weiteren Gebieten mehr?<br />

Nein, da waren wir uns sicher: Dieser Tag würde ein Meilenstein werden; die Abwägung zwischen<br />

Tierschutz und an<strong>der</strong>en verfassungsrechtlich geschützten Gütern müsste ein neues Gewicht<br />

bekommen. Doch heute, nach einem Jahrzehnt, erkenne ich: Die Staatszielbestimmung Tierschutz hat<br />

NICHTS bewirkt - für kein Mastschwein, keine Pute, für keine Versuchsmaus und keinen<br />

Zirkuselefanten.<br />

Dafür sehe ich aber etwas an<strong>der</strong>es: Unsere Gesellschaft wandelt sich, die Menschen beginnen zu<br />

hinterfragen, ob es richtig sein kann, unseren Wohlstand und Überfluss auf Kosten <strong>der</strong> Schwächsten<br />

zu leben.<br />

Noch sind solche kritischen Stimmen in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit. Aber aus ihnen einen kraft- und machtvollen<br />

Strom werden zu lassen, <strong>der</strong> Entwicklungen in Gang setzt, die dem Artikel 20a Grundgesetz wirklich<br />

gerecht werden, wäre mein Traum zum 60jährigen Jubiläum des Vereins.<br />

"Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen<br />

Lebensgrundlagen und die <strong>Tiere</strong> im Rahmen <strong>der</strong> verfassungsmäßigen Ordnung durch die<br />

Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die<br />

Rechtsprechung."<br />

Ihre<br />

Petra Zipp, bmt-Vorsitzende<br />

* ) Der <strong>Bund</strong>esrat stimmte dieser Entscheidung am 21. Juni zu.<br />

Am 1. August 2002 trat die Neufassung von Artikel 20a in Kraft.<br />

A UF EIN W ORT<br />

bmt-Vorsitzende Petra Zipp<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

3


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

4<br />

"Stoppt den sexuellen<br />

<strong>Missbrauch</strong> von <strong>Tiere</strong>n <strong>Tiere</strong>n!" !"<br />

Große Marschdemo in Köln<br />

Erstaunen, Ungläubigkeit und Entsetzen - diese Gefühlsregungen<br />

zeigten sich abwechselnd auf den<br />

Gesichtern <strong>der</strong> Passanten, als die Marschdemo <strong>gegen</strong><br />

sexuellen <strong>Missbrauch</strong> von <strong>Tiere</strong>n am 24. März<br />

2012 an ihnen vorbeizog. Knapp 400 Tierschützer<br />

haben sich daran beteiligt - darunter auch viele Ju-<br />

Seit Herbst 2011 war <strong>der</strong> Termin in allen<br />

Tierschutzforen von <strong>der</strong> Organisatorin<br />

Ulla Saure von <strong>der</strong> tierleid.org bekannt<br />

gegeben worden - und keiner<br />

hätte wohl bei diesem Tabuthema mit<br />

einer solchen Beteiligung gerechnet.<br />

Viele <strong>der</strong> Demonstranten trugen die<br />

auffälligen orangen Westen mit dem<br />

Leitspruch "Stoppt den sexuellen <strong>Missbrauch</strong><br />

von <strong>Tiere</strong>n", es gab Sticker und<br />

die Petition, die selbst am Marschweg<br />

unterschrieben wurde. Immer wie<strong>der</strong><br />

wurden über Megaphone Parolen für<br />

den Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> verbreitet und Ministerin<br />

Aigner aufgefor<strong>der</strong>t, endlich zu<br />

handeln.<br />

Dieses Tierschutzthema öffentlich anzusprechen<br />

und sich für eine Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Gesetzgebung einzusetzen, ist für<br />

uns als Tierheim Köln-Dellbrück eine<br />

Pflicht. Unter den vielen misshandelten<br />

<strong>Tiere</strong>n, die in den vergangen Jahren zu<br />

uns gebracht wurden, sind mit Sicherheit<br />

Opfer sexuellen <strong>Missbrauch</strong>s gewesen,<br />

ohne dass wir es nachweisen<br />

konnten. Vor einigen Jahren bekamen<br />

wir eine Notfallmeldung aus <strong>der</strong> Türkei.<br />

Eine sexuell<br />

missbrauchte<br />

Kangalhündin<br />

wurde von Tierschützerngerettet<br />

und sollte<br />

nach Deutschland<br />

gebracht<br />

werden. Sofort<br />

gaben wir grünes<br />

Licht für die<br />

Aufnahme <strong>der</strong><br />

Hündin, lei<strong>der</strong><br />

gendliche, die sich mit dem Thema auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />

haben und ernst ihre selbstgestalteten Plakate<br />

hochhielten. Viele Hunde - darunter auch unsere<br />

seit kurzem vermittelte Staffordshire Terrier Hündin<br />

"Berta" - sind den zweistündigen Rundweg durch die<br />

Kölner Innenstadt mitgelaufen.<br />

erlag sie vor Ort noch ihren Verletzungen<br />

Zum großen Entsetzen aller gab es bei<br />

<strong>der</strong> Demonstration auch Gegenaktivisten,<br />

die sich tatsächlich öffentlich zu<br />

ihrer Neigung und ihrem <strong>Missbrauch</strong><br />

an <strong>Tiere</strong>n bekannten. So folgten drei<br />

Personen <strong>der</strong><br />

Organisation<br />

"ZETA" (ZoophilesEngagement<br />

für<br />

Toleranz und<br />

Aufklärung)<br />

mit ihrer grauschwarzgeflecktenDogge<br />

dem Demozug,<br />

bis sie<br />

von <strong>der</strong> Polizei<br />

Demonstranten for<strong>der</strong>n von <strong>Bund</strong>esministerin Ilse Aigner:<br />

Zoophilie muss verboten werden!


ausgeschlossen wurden und Abstand<br />

halten mussten. Eigens für die Veranstaltung<br />

hatten sie einen Flyer in eigener<br />

Sache drucken lassen und nutzten<br />

die Demo, um Aufmerksamkeit zu erlangen.<br />

Zoophilie ist in Deutschland nicht verboten<br />

und das Einzige, was die Polizei<br />

tun konnte, war die Personalien festzustellen.<br />

Wir haben über das Kölner Veterinäramt<br />

eine Überprüfung des Besitzers<br />

<strong>der</strong> Dogge in die Wege geleitet, er<br />

kommt allerdings nicht aus Köln. Wir<br />

werden das nicht aus den Augen ver-<br />

Die Welle <strong>der</strong> Empörung<br />

schlug hoch,<br />

nachdem wir auf unserer<br />

Homepage und bei<br />

Facebook eine entsprechende<br />

Notiz veröffentlich<br />

hatten. Täglich<br />

erreichten uns<br />

Hun<strong>der</strong>te Mails von<br />

empörten und bitter<br />

enttäuschten Menschen, die <strong>Claudia</strong> <strong>Ludwig</strong> helfen wollten.<br />

Uns ging es ja genauso - und so organisierten wir den gemeinsamen<br />

Protest.<br />

In Windeseile ließen wir Protestkarten an den <strong>WDR</strong> drucken.<br />

Dann veranstalteten wir knappe zwei Wochen später eine<br />

große Aktion auf dem Wallraffplatz direkt vor <strong>der</strong> Haustür des<br />

Westdeutschen Rundfunks in Köln.<br />

Viele <strong>der</strong> 150 Tierschutzvereine und Tierheime aus Nordrhein-Westfalen,<br />

die wir eingeladen hatten, sich zu beteiligen,<br />

wurden aktiv: Sie for<strong>der</strong>ten unsere Protestkarten und Unterschriftenlisten<br />

an, hatten Termin und Texte auf ihren Homepages<br />

veröffentlicht o<strong>der</strong> sie waren anwesend - sogar aus<br />

Ostfriesland reisten Tierschützer und Fans <strong>der</strong> Sendung an.<br />

Durch große Aufstellwände mit Protestbriefen, den Presseberichten<br />

und einer Fotowand mit vielen Situationen mit<br />

<strong>Claudia</strong> <strong>Ludwig</strong> in unserem Tierheim sind unzählige Passanten<br />

stehengeblieben und es gab kaum einen, <strong>der</strong> nicht unterschrieben<br />

hat. Unsere "lebende" Klagemauer verlängerte sich<br />

ständig um Protestschreiben, Fotos und sogar um Stofftiere.<br />

<strong>Claudia</strong> <strong>Ludwig</strong> hat seit ihrer Mo<strong>der</strong>ation <strong>der</strong> Sendung den<br />

Tierschutz in Deutschlands Wohnzimmer gebracht. Sie ist<br />

das Gesicht <strong>der</strong> Sendung, sie hat die Sendung gestaltet und<br />

ZETA-Mitglied bekannte sich auf<br />

Demo offen zu seiner Neigung<br />

A KTUELL<br />

lieren und bei dem zuständigen Amt<br />

nachhaken. Beim Anblick dieses resignierten<br />

Hundes standen vielen Teilnehmern<br />

<strong>der</strong> Demo die Tränen in den Augen.<br />

Wir können nur hoffen, dass mit dieser<br />

Demonstration etwas in Bewegung gesetzt<br />

wird, was schon längst fällig ist: Eine<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Strafgesetzgebung,<br />

denn das Tierschutzgesetz bietet keinen<br />

ausreichenden Schutz vor sexuellen<br />

Übergriffen an <strong>Tiere</strong>n.<br />

Texte: Heike Bergmann,<br />

Fotos: Heike Bergmann, Silvia Hemmerling<br />

<strong>WDR</strong> <strong>feuert</strong> <strong>Claudia</strong> <strong>Ludwig</strong><br />

"TIERE SUCHEN EIN ZUHAUSE" künftig<br />

ohne die beliebte Mo<strong>der</strong>atorin<br />

geprägt. Mit ihr geht nicht nur eine beliebte und erfolgreiche<br />

Mo<strong>der</strong>atorin. <strong>Claudia</strong> <strong>Ludwig</strong> ist eine Tierschützerin, die auch<br />

außerhalb <strong>der</strong> Sendung für die <strong>Tiere</strong> im In- und Ausland da<br />

ist.<br />

Zudem ist sie Journalistin, Filmemacherin und Autorin, immer<br />

im Auftrag <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>. Die Personalpolitik, die <strong>der</strong> <strong>WDR</strong> vorgelegt<br />

hat, hätte man von einem privaten Sen<strong>der</strong> erwarten<br />

können, mit Sicherheit aber nicht von einem öffentlich-rechtlichen.<br />

Dies hat dem <strong>WDR</strong> in Presse und Politik herbe Kritik<br />

eingebracht. An <strong>der</strong> Entscheidung wird sich nichts än<strong>der</strong>n,<br />

<strong>der</strong> <strong>WDR</strong> sitzt das augenscheinlich aus.<br />

Den Ankündigungen aller enttäuschten Fans zufolge wird die<br />

Sendung ab Mai mit großen Zuschauerverlusten zu rechnen<br />

haben, sie wird regelrecht boykottiert werden.<br />

Es versteht sich von selbst, dass wir bis auf weiteres nicht an<br />

<strong>der</strong> Sendung teilnehmen werden und von einer Mitwirkung<br />

an Beiträgen absehen. Die Protestkarten, Unterschriftenlisten<br />

und unzähligen Zuschriften werden wir in Kürze <strong>der</strong> Intendantin<br />

des Westdeutschen Rundfunks, Monika Piel, persönlich<br />

übergeben.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

5


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

6<br />

T ITELTHEMA<br />

Man darf keine Schriften verbreiten, die Menschen bei<br />

sexuellen Handlungen mit <strong>Tiere</strong>n zeigen, aber es ist erlaubt,<br />

sexuelle Handlungen an <strong>Tiere</strong>n vorzunehmen.<br />

Über diesen zynisch anmutenden Wi<strong>der</strong>spruch, <strong>der</strong> zugleich<br />

eine Gesetzlücke im deutschen Strafrecht darstellt,<br />

spricht <strong>Claudia</strong> Lotz mit Dr. Konstantin Leondarakis.<br />

Der Göttinger Rechtsanwalt, Schwerpunkt Umwelt- und<br />

Tierschutzrecht, vertritt den Standpunkt, dass Zoophilie<br />

(früher Sodomie) verboten werden muss, weil das<br />

Tierschutzgesetz <strong>Tiere</strong> vor sexuell motivierten Übergriffen<br />

nicht schützen kann. "Die allerwenigsten Menschen",<br />

sagt Dr. Leondarakis, "wissen um diese beson<strong>der</strong>s<br />

perfide Form <strong>der</strong> Tierquälerei, aber wenn sie<br />

es hören, for<strong>der</strong>n sie alle ein sofortiges Verbot!"<br />

Warum ...<br />

Z


OOPHILIE<br />

Des Menschen Lust,<br />

des <strong>Tiere</strong>s Leid<br />

... in Deutschland (noch) nicht verboten ist!<br />

RdT: Sie haben für den bmt gerade<br />

Strafanzeige <strong>gegen</strong> einen Mann gestellt,<br />

<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> seines von ihm fürchterlich<br />

misshandelten Schäferhundes<br />

ins Netz gestellt hatte. Der an Beinen<br />

und Schnauze rücklings auf einen Tisch<br />

gefesselte Hund Trasko wird auf <strong>der</strong> Fotoserie<br />

(an seinen Genitalien) gequält -<br />

die Bil<strong>der</strong> lassen eindeutig Rückschlüsse<br />

auf sexuell motivierte Tierquälerei<br />

zu. Wie wahrscheinlich ist es, dass <strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> die Täter bestraft werden?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis: Vorab<br />

noch Grundsätzliches: Gegenwärtig<br />

besteht in Deutschland die Situation,<br />

dass Zoophilie, bzw. Sodomie, nicht<br />

unter Strafe gestellt ist. Das heißt, sexuelle<br />

Handlungen mit einem Tier sind<br />

nicht strafbar, so lange nicht dabei<br />

gleichzeitig die Voraussetzungen einer<br />

Tierquälerei nach § 17 TierSchG erfüllt<br />

sind.<br />

Nach meinen Erfahrungen stellt ein objektiver<br />

Mensch jede sexuelle Handlung<br />

mit einem Tier einer Tierquälerei<br />

gleich. Dies entspricht aber nicht <strong>der</strong><br />

Realität. Da <strong>der</strong> Gesetzgeber an den<br />

Straftatbestand <strong>der</strong> Tierquälerei nach<br />

§ 17 TierSchG sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

stellt, ist nur in den allerwenigsten<br />

Fällen von sexuellen Handlungen mit<br />

<strong>Tiere</strong>n eine Verurteilung wegen einer<br />

Tierquälerei nach § 17 TierSchG tatsächlich<br />

möglich. Das ist für den Bürger<br />

nicht nachvollziehbar, aber <strong>gegen</strong>wärtig<br />

geltendes Recht.<br />

Im vorliegenden Fall wurde Strafanzeige<br />

gestellt, da hier die sexuellen Hand-<br />

lungen mit dem Tier klar auf eine erhebliche<br />

Tierquälerei schließen lassen.<br />

Es ist unklar, ob das Tier diese sexuellen<br />

Handlungen überlebt hat. Eine Prognose,<br />

wie wahrscheinlich eine Verurteilung<br />

<strong>der</strong> o<strong>der</strong> des Täters erfolgt,<br />

wage ich jedoch nicht. Dafür bin ich zu<br />

häufig, beson<strong>der</strong>s von den Strafverfolgungsbehörden<br />

und den Gerichten,<br />

bei <strong>der</strong> Verfolgung bestehen<strong>der</strong> Tierquälereien<br />

enttäuscht worden.<br />

RdT: In <strong>der</strong> Schweiz, Frankreich, Großbritannien<br />

und Belgien werden sexuelle<br />

Handlungen an <strong>Tiere</strong>n unter Strafe<br />

gestellt, die Nie<strong>der</strong>lande, Schweden<br />

und Norwegen folgen voraussichtlich<br />

in Kürze mit entsprechenden gesetzlichen<br />

Regelungen. Warum ist Zoophilie<br />

in Deutschland noch immer erlaubt,<br />

obwohl die Vergangenheit gezeigt hat,<br />

dass das Tierschutzgesetz <strong>Tiere</strong> vor sexuell<br />

motivierten Taten nicht ausreichend<br />

zu schützen vermag?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis: Ich<br />

kann Ihnen nicht sagen, warum die<br />

Zoophilie in Deutschland noch immer<br />

erlaubt ist. Umso unverständlicher, als<br />

die Verbreitung von Schriften, wenn sie<br />

sexuelle Handlungen von Menschen mit<br />

<strong>Tiere</strong>n zum Gegenstand haben, nach<br />

den §§ 11, 184a StGB verboten ist.<br />

Wir haben also die unglaubliche strafrechtliche<br />

Situation, dass die sexuelle<br />

Handlung mit <strong>Tiere</strong>n an sich erlaubt,<br />

die Verbreitung von Schriften über die<br />

sexuelle Handlung aber strafrechtlich<br />

sanktioniert und verboten ist. Es besteht<br />

hier also eine deutliche Rechtslücke!<br />

T ITELTHEMA<br />

Ein Hauptgrund dafür scheint mir, dass<br />

diese Thematik den meisten Bürgern,<br />

aber auch den Politikern in Deutschland,<br />

überwiegend völlig unbekannt ist.<br />

Denn wenn man unvoreingenommene<br />

Bürger darauf anspricht, dass Zoophilie<br />

in Deutschland nicht strafbar ist, so<br />

zeigen sie nach meiner Erfahrung ausschließlich<br />

erhebliche Empörung und<br />

absolutes Unverständnis. Insoweit<br />

scheint es mir sehr wichtig, dass hier<br />

noch erhebliche Aufklärung geleistet<br />

wird, dass sexuelle Handlungen mit<br />

<strong>Tiere</strong>n <strong>gegen</strong>wärtig nur in den wenigsten<br />

Fällen in Deutschland unter Strafe<br />

stehen.<br />

RdT: Bis 2013 muss <strong>der</strong> bundesdeutsche<br />

Gesetzgeber die EU-Tierversuchsrichtlinie<br />

in nationales Recht umsetzen.<br />

Wie hoch ist die Chance, dass im Zuge<br />

<strong>der</strong> anstehenden Novellierung des<br />

Tierschutzgesetzes auch das Zoophilie-<br />

Verbot (wie<strong>der</strong>) festgeschrieben wird?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis: Mir<br />

ist keine ausdrückliche Bereitschaft einer<br />

Partei, ein Zoophilie-Verbot zu no-<br />

Schäferhund Trasko. Die Bil<strong>der</strong> seiner<br />

Misshandlungen wurden nach drei<br />

Tagen aus dem Netz genommen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

7


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

8<br />

T ITELTHEMA<br />

minieren, bekannt. Dabei wäre ein Verbot<br />

nicht schwierig durchzusetzen, weil<br />

es we<strong>der</strong> wirtschaftliche, noch soziale<br />

Argumente da<strong>gegen</strong> ein solches Verbot<br />

gibt und insoweit kein Wi<strong>der</strong>stand von<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppen<br />

zu erwarten ist.<br />

Gleichzeitig halte ich die Wahrscheinlichkeit<br />

bei <strong>der</strong> anstehenden Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes eher für<br />

gering, da die Novellierung ja auch<br />

nicht dem beson<strong>der</strong>en Interesse <strong>der</strong><br />

Parteien an einem Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr europäischen Zwängen<br />

geschuldet ist. Eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

könnte eintreten, wenn das Thema in<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit stärker thematisiert<br />

würde. Denn <strong>der</strong> Politiker möchte ja<br />

gewählt werden.<br />

Erwähnt werden müssen hier allerdings<br />

die seit langem bestehenden, erheblichen<br />

Bemühungen einzelner Politiker,<br />

wie <strong>der</strong> Landestierschutzbeauftragten<br />

des Landes Hessen, Frau Dr. Madeleine<br />

Martin, die seit vielen Jahren versucht,<br />

ein Zoophilie-Verbot zu erreichen.<br />

RdT: Auch Sie machen sich mit vielen<br />

Eine <strong>der</strong> fürchterlichsten Seiten im Internet - www.<strong>gegen</strong>hund.org<br />

(früher www.<strong>gegen</strong>hund.net und www.<strong>gegen</strong>hund.info)<br />

- widmet sich ausschließlich <strong>der</strong> Tötung von Hunden.<br />

Alle Rubriken (Hundeschlachtsport, Hundegulasch <strong>gegen</strong><br />

Kin<strong>der</strong>hunger, Hundeschächtanleitung etc.) behandeln ausführlich<br />

(und rufen zur Nachahmung auf!) die Tötung, die<br />

Schlachtung, das Quälen, die Freude am nicht enden wollenden<br />

Leid misshandelter Hunde und dokumentieren Gesagtes<br />

mit Fotos. Sind schon die Textausführungen kaum zu<br />

ertragen, lassen die Fotos - einmal gesehen - den Betrachter<br />

kaum noch los. Bil<strong>der</strong> von chinesischen Hundemärkten, aus<br />

Schlachthäusern, Asiaten beim "Zubereiten" und Zerlegen<br />

von Hunden, Bil<strong>der</strong> von geschächteten, erschossenen und<br />

verbrannten <strong>Tiere</strong>n.<br />

Die Bildunterschriften, wie "messerfreie Welpenöffnung" zu<br />

einem toten Welpen, dem Hände in die blutigen Eingeweide<br />

fassen o<strong>der</strong> "Der Weltmeister im Köterumtopfen" zu einer Szene<br />

eines sich sträubenden Hundes, <strong>der</strong> von einem Asiaten offensichtlich<br />

zum Verzehr getötet werden soll, sind dabei an<br />

zynischer Grausamkeit nicht mehr zu überbieten.<br />

Pferde, Maultiere und Esel zählen<br />

zu den "beliebten Sexualobjekten"<br />

von Zoophilien<br />

namhaften Kollegen für eine Strafbarkeit<br />

von Zoophilie stark und vertreten<br />

damit sicherlich die Auffassung einer<br />

gesellschaftlichen Mehrheit, wenn sie<br />

denn von dem Thema erführe. Und<br />

doch gibt es Juristen, die ein erneutes<br />

Verbot von sexuellen Handlungen an<br />

<strong>Tiere</strong>n ablehnen. Welche Argumente<br />

führen die Kritiker ins Feld?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis:<br />

Stichhaltige Argumente für ein Verbot<br />

von sexuellen Handlungen an <strong>Tiere</strong>n<br />

sind mir nicht erkennbar. Vereinzelt<br />

wird tatsächlich noch das Argument<br />

eingeführt, dass es sich insoweit quasi<br />

um eine Wie<strong>der</strong>einführung des § 175<br />

StGB insgesamt handeln würde. Vielfach<br />

besteht auch <strong>der</strong> Irrglaube, das<br />

1969 aufgehobene Verbot <strong>der</strong> Sodomie<br />

nach § 175 b StGB sei von den<br />

Nazis normiert worden. Tatsächlich<br />

bestand ein solches Verbot aber durch<br />

§ 175 StGB seit 1871 durch das preußische<br />

Strafgesetzbuch. Greifbare Argumente<br />

bestehen also nicht.<br />

RdT: Warum ist <strong>der</strong> sexuelle <strong>Missbrauch</strong><br />

von <strong>Tiere</strong>n - bei aller Aufgeklärtheit<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft - noch immer ein<br />

so großes Tabuthema? Was hält Ihrer<br />

Meinung nach viele Menschen davon<br />

ab, Zoophilie als eigenständiges und<br />

scheinbar immer massiver werdendes<br />

Tierschutzproblem wahrzunehmen?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis:<br />

Nach meiner Erfahrung handelt es sich<br />

nicht um ein Tabuthema, vielmehr ist es<br />

einfach zu wenig bekannt. Die Medien<br />

sind hier dringend aufgefor<strong>der</strong>t, über<br />

dieses Thema zu berichten. Gegenwärtig<br />

sind sexuelle Handlungen an<br />

<strong>Tiere</strong>n nicht verboten. Dieser Zustand,<br />

<strong>der</strong> nach meiner Auffassung nicht von<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft mitgetragen wird, son<strong>der</strong>n<br />

höchstens von wenigen, sollte<br />

Gegenstand von Veröffentlichungen<br />

sein. Es sollten Diskussionen geführt<br />

und die öffentliche Meinung in den Medien<br />

wie<strong>der</strong> gespiegelt werden.<br />

"…dutzende Köter als Vergeltungsmaßnahme gekeult "<br />

STRAFANZEIGE GEGEN DIE BETREIBER VON www.<strong>gegen</strong>hund.org<br />

Die meisten Internetnutzer werden sich zu Recht die Frage<br />

stellen - und haben es zahlreich schon dem bmt entsetzt,<br />

schockiert und hilflos vorgetragen: Warum darf solch eine offensichtlich<br />

Gewalt verherrlichende, zu Straftaten aufrufende<br />

und eine Gruppe (Hundehalter) diffamierende, Seite im Netz<br />

bleiben? Was, wenn Kin<strong>der</strong> auf die Seiten schauen?<br />

Der bmt fragt sich das auch. Zwei Mal, zuletzt im März 2010,<br />

hat <strong>der</strong> Verein Strafanzeige <strong>gegen</strong> die Betreiber <strong>der</strong> Seite gestellt.<br />

Doch die Staatsanwaltschaft Berlin stellte beide Ermittlungsverfahren<br />

ein. Begründung <strong>der</strong> Staatsanwältin: "Es handelt<br />

sich offenkundig um Satire und keine ernsthafte<br />

Schil<strong>der</strong>ung (…)."<br />

Rechtsanwalt Dr. Konstantin Leondarakis sieht hin<strong>gegen</strong><br />

mehrere strafrechtlich rel<strong>ev</strong>ante Verstöße (Verstoß<br />

<strong>gegen</strong> § 17 Tierschutzgesetz, § 111 und 185 Strafgesetzbuch<br />

und außerdem Verstöße <strong>gegen</strong> das Jugendschutzgesetz),<br />

die zu <strong>der</strong> erneuten Strafanzeige geführt haben, die<br />

im Februar 2012 an die "Zentralstelle zur Bekämpfung <strong>der</strong><br />

Internetkriminalität" an die Oberstaatsanwaltschaft nach<br />

Gießen ging.


RdT: Im Internet gibt es zahlreiche Foren,<br />

auf denen sich Frauen und Männer<br />

zu ihrer Neigung bekennen, Sex mit<br />

<strong>Tiere</strong>n zu haben o<strong>der</strong> haben zu wollen.<br />

Auf den Internetseiten, die sich offensichtlich<br />

steigen<strong>der</strong> Beliebtheit erfreuen,<br />

tauschen sich die Zoophilisten aus,<br />

geben Erfahrungen weiter, raten zu<br />

Praktiken, wann und wie <strong>Tiere</strong> mit welchen<br />

Maßnahmen "gefügig" gemacht<br />

werden können und etliches mehr. Halten<br />

Sie es für möglich, dass die Dunkelziffer<br />

von Menschen mit ähnlichen<br />

Veranlagungen noch höher liegt als die<br />

Besucherstatistiken dieser Seiten ausweisen?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis: Bei<br />

unserer Recherche zu unserem Gutachten<br />

("Gutachten über die Strafbarkeit<br />

<strong>der</strong> Zoophilie am Beispiel <strong>der</strong> Bewertung<br />

von Beiträgen des Internetforums<br />

www.Tierlover.info") von 2009<br />

mussten wir zunächst feststellen, dass<br />

es im Internet verschiedene Foren gibt,<br />

die scheinbar von Menschen genutzt<br />

werden, die sexuelle Handlungen an<br />

<strong>Tiere</strong>n vornehmen. Die Anzahl <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

dieser Foren ist zumindest so,<br />

dass es sich hier nicht um einzelne Personen<br />

handelt, vielmehr um eine gewisse<br />

Zahl.<br />

Es ist unter sehr wahrscheinlich, dass<br />

darüber hinaus noch eine gewisse Anzahl<br />

von Menschen solche Praktiken<br />

pflegt. Wie viele Menschen das tatsächlich<br />

sind und in welchem Umfang<br />

tatsächlich solche Handlungen in<br />

Deutschland durchgeführt werden, ist<br />

mir unbekannt.<br />

RdT: Zoophilisten geben an, sexuelle<br />

Handlungen an <strong>Tiere</strong>n nur mit <strong>der</strong>en<br />

"Einvernehmen" durchzuführen bzw.<br />

nur auf Wunsch und "Auffor<strong>der</strong>ung" <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong> sexuell tätig zu werden. Wie<br />

kommt es zu einer <strong>der</strong>artigen Verzerrung<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis: Mir<br />

scheint, dass dies die einzige Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Rechtfertigung für Menschen<br />

ist, die solche sexuellen Handlungen<br />

an <strong>Tiere</strong>n vornehmen.<br />

Ich bin <strong>der</strong> festen Überzeugung, dass<br />

je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> solche Handlungen nicht vornimmt,<br />

nicht <strong>der</strong> Ansicht ist, dass se-<br />

xuelle Handlungen an <strong>Tiere</strong>n mit <strong>der</strong>en<br />

Einvernehmen durchgeführt werden.<br />

<strong>Tiere</strong>, gleich welcher Art, haben nach<br />

meiner Ansicht in keinem Fall das Verlangen<br />

mit einem Menschen sexuell tätig<br />

zu werden. Insoweit betrachte ich<br />

<strong>der</strong>artige Äußerungen schlicht als bloße<br />

Rechtfertigung <strong>der</strong>jenigen Menschen,<br />

die hier rücksichtslos und auf<br />

Kosten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ihre sexuellen Vorstellungen<br />

ausleben.<br />

RdT: Der Frankfurter Sexualwissenschaftler<br />

Volkmar Sigusch hat <strong>der</strong><br />

mehrfach geäußerten Auffassung<br />

wi<strong>der</strong>sprochen, dass die Grenzen zwischen<br />

zoophilen und pädophilen Tätern<br />

fließend seien. Für diese Annahme<br />

gäbe es keinen wissenschaftlichen Beweis,<br />

sagt er u.a auf www.fr-online.de.<br />

Volkmar Sigusch spricht sich <strong>gegen</strong> ein<br />

Verbot von Zoophilie aus. Wörtlich: "Ein<br />

Verbot von Zoophilie wäre eine Katastrophe.<br />

Es würde Millionen Menschen<br />

verstören und kriminalisieren.<br />

Außerdem könnte das Delikt in aller<br />

Regel gar nicht nachgewiesen werden."<br />

Was halten Sie von <strong>der</strong> Aussage?<br />

Dr. Konstantin Leondarakis: Ein<br />

wissenschaftlicher Beweis für eine Verbindung<br />

zwischen zoophilien und pädophilen<br />

Verhalten ist sicherlich sehr<br />

schwer zu führen. Und genauso wenig<br />

besteht ein wissenschaftlicher<br />

Beweis, dass<br />

es eben keine<br />

Verbindung<br />

T ITELTHEMA<br />

zwischen zoophilen und pädophilen<br />

Tätern gibt.<br />

Gleichzeitig wurden sehr wohl in vielen<br />

Fällen Verbindungen zwischen zoophilen<br />

und pädophilen Verhalten festgestellt.<br />

Es gibt daher Anhaltspunkte für<br />

eine Verbindung zwischen zoophilem<br />

und pädophilem Verhalten.<br />

Der weitere Ausspruch von Herrn Sigusch,<br />

dass das Verbot von Zoophilie<br />

"eine Katastrophe darstellt", halte ich<br />

für unseriös und für wenig wissenschaftlich.<br />

Hier scheint es mir eher, als<br />

ob Herr Sigusch seine persönliche Meinung<br />

wie<strong>der</strong> gibt, die offensichtlich eine<br />

erhebliche Sympathie für die Zoophilie<br />

begründet. Auch scheint mir die<br />

Behauptung, dass davon "Millionen<br />

Menschen verstört und kriminalisiert<br />

wären", schlichter Unfug. Herr Sigusch<br />

mag insoweit einmal ausführen, wie er<br />

zu <strong>der</strong>art abstrusen Äußerungen<br />

kommt.<br />

Lediglich Einvernehmen besteht von<br />

meiner Seite mit <strong>der</strong> Äußerung, dass<br />

das Delikt in jedem Fall schwer nachzuweisen<br />

ist. Denn oftmals sind die Verletzungen<br />

bei den <strong>Tiere</strong>n nur in geringem<br />

Umfang physischer Art. Vielmehr<br />

besteht durch sexuelle Handlungen bei<br />

<strong>Tiere</strong>n eine erhebliche psychische Verletzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>.<br />

Kein Tier kann es verstehen, dass ein<br />

Mensch sexuelle Handlungen mit ihm<br />

vornimmt. Insoweit führen sexuelle<br />

Handlungen mit <strong>Tiere</strong>n regelmäßig zu<br />

erheblichen Verhaltensstörungen bei<br />

diesen <strong>Tiere</strong>n. Dies ist ja auch nicht weiter<br />

verwun<strong>der</strong>lich und wird vermutlich<br />

ebenfalls nur von solchen Menschen in<br />

Frage stellt, die diesbezüglich<br />

scheinbar eine gewisse<br />

Sympathie pflegen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

9


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

10<br />

T ITELTHEMA<br />

Pervertierte Jagd<br />

Über Sinn und Unsinn <strong>der</strong> Jagd wird trefflich gestritten.<br />

Tier- und Naturschutzverbände for<strong>der</strong>n zu Recht<br />

spürbare Än<strong>der</strong>ungen im Jagdrecht, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> Frage, welche <strong>Tiere</strong> zukünftig<br />

noch sinnvoll bejagt werden sollen. Die<br />

Tötung von <strong>Tiere</strong>n im Rahmen <strong>der</strong><br />

Jagd verliert aber spätestens dann klar<br />

ihre Legitimation, wenn <strong>der</strong> Abschuss zur<br />

sportlichen Herausfor<strong>der</strong>ung verkommt und die<br />

<strong>Tiere</strong> zu lebenden Schießscheiben degradiert<br />

werden.<br />

Nichts an<strong>der</strong>es geschieht, wenn so genannte<br />

Crowbuster ihren Freizeitspaß<br />

daran messen, Rabenvögel - ähnlich<br />

dem umstrittenen Computerspiel<br />

Moorhuhnjagd - vom Himmel<br />

zu schießen. Der beson<strong>der</strong>e<br />

Kick liegt wohl vor allem darin,<br />

dass Rabenvögel sehr intelligent<br />

sind und sich nicht so einfach<br />

bejagen lassen.<br />

Bereits die Ausrüstung <strong>der</strong> Jäger<br />

ähnelt einem Kampfeinsatz<br />

<strong>der</strong> <strong>Bund</strong>eswehr: militärischer<br />

Look wie Tarnanzug<br />

und Gesichtsmaske,<br />

dazu ausgestattet<br />

mit halbautomatischen<br />

Waffen.


KRÄHENTÖTEN<br />

Wer die Crowbuster nur als vereinzelte<br />

"Spinner" ansieht, die sich gerne in<br />

Wald und Flur beweisen wollen, verharmlost<br />

ihr Tun und verkennt die Entwicklung.<br />

Mittlerweile erhält diese pervertierte<br />

Art <strong>der</strong> Jagd Eventcharakter,<br />

da zum Beispiel die Zeitschrift "Wild<br />

und Hund" schon mehrfach eine Wild<br />

und Hund-Forumskrähenjagd organisierte<br />

und dadurch versucht, diese<br />

Form <strong>der</strong> Jagd salonfähig zu machen.<br />

"Wild und Hund" machte es sogar möglich,<br />

dass die letzte Krähenjagd im<br />

Münsterland 2011<br />

live im Internet<br />

mitverfolgt werden<br />

konnte. Rund 80<br />

Jäger erschossen<br />

an diesem Tag<br />

mehr als 330 Rabenvögel.<br />

Auch wenn sich viele sogar konservative<br />

Jäger von dieser Art <strong>der</strong> Jagd mittlerweile<br />

distanzieren, sind Rabenvögel<br />

bei den meisten Jägern und vielen<br />

Landwirten nicht beliebt, zum Teil sogar<br />

geradezu verhasst. Erschossene Rabenkrähen<br />

werden nicht selten an einen<br />

"Galgen" gehängt, wohl in <strong>der</strong> Annahme,<br />

dass dies an<strong>der</strong>e Rabenvögel<br />

abschrecken und man Ernteschäden<br />

verhin<strong>der</strong>n könne.<br />

Eigentlich sind Rabenvögel - als größte<br />

Vertreter <strong>der</strong> Singvögel - urechtlich<br />

durch die EG-Vogelschutzrichtlinie<br />

(79/409/EWG) von 1979 geschützt.<br />

Die Unterschutzstellung von Elster, Rabenkrähe<br />

und Eichelhäher im deut-<br />

schen Recht wurde erst 1987 in Anpassung<br />

an die EG-Richtlinie vollzogen.<br />

Allerdings wurde die EG-Vogelschutzrichtlinie<br />

insbeson<strong>der</strong>e auf Druck von<br />

Deutschland aufgeweicht: So wurden<br />

1994 Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher<br />

in den Anhang II/2 <strong>der</strong> Vogelschutzrichtlinie<br />

überstellt und sind damit<br />

nach EG-Recht mit gewissen<br />

Einschränkungen jagdbar.<br />

Auch wenn Deutschland selber als Mitgliedsland<br />

<strong>der</strong> EU nie Gebrauch davon<br />

gemacht hat, diese Arten bundesgesetzlich<br />

als jagdbare<br />

Arten zu listen, werden<br />

sie in vielen<br />

<strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n auf<br />

rechtlich unterschiedliche<br />

Weise als jagdbare<br />

Arten geführt. In<br />

einigen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

sind Rabenkrähe,<br />

Elster und Eichelhäher als jagdbare<br />

Art im Landesjagdgesetz geführt,<br />

an<strong>der</strong>e <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> haben separate<br />

Rabenvogel-Verordnungen erlassen,<br />

um den Abschuss zu regeln.<br />

So kommt es, dass nach jahrzehntelangem<br />

Schutz nun wie<strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

von Rabenvögeln jährlich in<br />

Deutschland geschossen werden. Allein<br />

in NRW wurden im letzten Jagdjahr<br />

rund 130.000 Rabenkrähen und<br />

40.000 Elstern geschossen. Begründet<br />

wird ihr Abschuss mit dem Schutz des<br />

Nie<strong>der</strong>wildes und <strong>der</strong> Singvogelbestände.<br />

Aber macht es, diesem Argument<br />

folgend, überhaupt Sinn, die Vögel<br />

zu bejagen?<br />

T ITELTHEMA J AGD<br />

als FREIZEIT-EVENT<br />

Eindeutig nein! Ein nachvollziehbarer<br />

Grund ist nicht erkennbar. Zahlreiche,<br />

über mehrere Jahre durchgeführte,<br />

wissenschaftliche Studien, u.a. <strong>der</strong> Universitäten<br />

Mainz und Kaiserslautern,<br />

kommen zu dem eindeutigen Ergebnis,<br />

dass es für eine flächendeckende<br />

Bejagung von Rabenvögeln keine fachliche<br />

Begründung gebe. So sieht es<br />

auch das <strong>Bund</strong>esamt für Naturschutz.<br />

Rabenkrähe und Elster stellen keine<br />

Gefahr für Nie<strong>der</strong>wild wie Hase, Kaninchen<br />

o<strong>der</strong> Rebhuhn dar, da sich die<br />

Vögel bis zu 90 Prozent von oberirdisch<br />

lebenden Insekten ernähren. Vogeleier<br />

und Jungvögel finden sich in den Statistiken<br />

zum Nahrungsspektrum lediglich<br />

mit maximal 0,2% wie<strong>der</strong>. Auch die<br />

angebliche Gefahr für seltene bodenbrütende<br />

Vogelarten, wie den Goldregenpfeifer,<br />

wurde zwischenzeitlich<br />

wi<strong>der</strong>legt.<br />

Zusammen mit an<strong>der</strong>en Tier- und Naturschutzverbänden<br />

setzt sich <strong>der</strong> bmt<br />

dafür ein, dass die Rabenvögel wie<strong>der</strong><br />

wie an<strong>der</strong>e Singvögel auch unter<br />

Schutz gestellt und nicht mehr weiter<br />

bejagt werden - Töten, "just for fun", ist<br />

unethisch und inakzeptabel!.<br />

Text: Torsten Schmidt<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

11


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

12<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

Es kommt nicht häufig vor, dass das Tierschutzgesetz in Deutschland geän<strong>der</strong>t wird.<br />

Umso mehr ist es für Tierschutzverbände wichtig, sich bei anstehenden Novellierungen<br />

dafür stark zu machen, dass geplante Än<strong>der</strong>ungen den Tierschutz tatsächlich<br />

voranbringen und gleichzeitig jene Tierschutzfor<strong>der</strong>ungen im Diskussionsprozess<br />

berücksichtigt werden, die bislang von <strong>der</strong> Politik ignoriert wurden.<br />

Seit Januar 2012 liegt nun ein Entwurf<br />

eines Dritten Gesetzes zur Än<strong>der</strong>ung des Tierschutzgesetzes<br />

vor. Von einer großen, umfassenden Reform des Tierschutzgesetzes<br />

ist man jedoch weit entfernt. Denn die<br />

Novellierung des Tierschutzgesetzes erfolgt nicht freiwillig.<br />

Schließlich ist Deutschland, wie an<strong>der</strong>e EU-Mitgliedslän<strong>der</strong><br />

auch, verpflichtet, eine EU-Richtlinie bis November 2012 in<br />

nationales Recht umzusetzen, die die Verwendung von <strong>Tiere</strong>n<br />

in Tierversuchen regelt. Dazu sind auch Än<strong>der</strong>ungen im<br />

Tierschutzgesetz notwendig. Die geringe verbleibende Zeit<br />

wird vom BMELV als Grund genannt, nur eine kleine Novelle<br />

anzugehen. Da aber <strong>der</strong> Zeitrahmen hinsichtlich <strong>der</strong> EU-<br />

Tierversuchsrichtlinie nicht überraschend kommt, hätte man<br />

mit gutem Willen das Tierschutzgesetz tatsächlich umfassend<br />

mo<strong>der</strong>nisieren können.<br />

Der bmt hat zusammen mit <strong>der</strong> Tierschutzorganisation<br />

Vier Pfoten eine ausführliche Stellungnahme dem zuständigen<br />

<strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerium<br />

zugeleitet. Die Tierschutzverbände zeigen<br />

sich insgesamt enttäuscht von den<br />

wenigen vorgeschlagenen Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die tierschutzrechtlich ohnehin<br />

überfällig sind, wie das Verbot des<br />

Schenkelbrandes bei Pferden o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

betäubungslosen Kastration von Ferkeln.<br />

Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen,<br />

dass die jetzige Novelle nur<br />

Schmalspur-Tierschutz ist. Ja, zum Teil ist<br />

sogar mit Verschlechterungen zu rechnen!<br />

Denn gleichzeitig mit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />

des Tierschutzgesetzes wird auch die<br />

Tierschutzversuchsverordnung beraten,<br />

die <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> EU-Tierversuchs-<br />

richtlinie dient. Zwar wirbt die <strong>Bund</strong>esre-<br />

TIERSCHUTZ<br />

auf Sparflamme !<br />

gierung damit, dass die nationalen Tierschutzstandards im<br />

Bereich Tierversuche durch diesen notwendigen europäischen<br />

Abgleich nicht abgesenkt werden sollen. Dies stimmt<br />

aber in ganz wesentlichen Punkten nicht. Zum Teil unterlaufen<br />

die jetzigen Planungen sogar das EU-Recht.<br />

Markantes Beispiel ist eine von <strong>der</strong> EU formulierte Schmerz-<br />

Leidens-Grenze für <strong>Tiere</strong> im Tierversuch. Die Richtlinie bestimmt,<br />

dass ein Verfahren nicht durchgeführt werden darf,<br />

wenn es starke Schmerzen, schwere Leiden o<strong>der</strong> schwere<br />

Ängste verursacht, die voraussichtlich "lang anhalten" und<br />

nicht gelin<strong>der</strong>t werden können. Die Belastung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> kann<br />

also im Einzelfall sehr hoch sein. Überschreitet sie ein gewisses<br />

Zeitfenster, muss <strong>der</strong> Versuch aber abgebrochen werden.<br />

Der deutsche Verordnungsentwurf geht jedoch darüber hinaus<br />

und verbietet erst dann Verfahren, wenn erhebliche<br />

Schmerzen o<strong>der</strong> Leiden "dauerhaft anhalten".<br />

Dieser klein anmutende Unterschied in <strong>der</strong> Formulierung<br />

kann für <strong>Tiere</strong> in hoch belastenden Verfahren<br />

schlicht zum Martyrium werden.<br />

Denn "dauerhaft" kann schlimmstenfalls<br />

auch heißen, dass die <strong>Tiere</strong> wochenlang,<br />

ggf. bis zu ihrem Lebensende, mit<br />

unerträglichem Leid leben müssen.<br />

Auch hätte Deutschland im Rahmen <strong>der</strong><br />

Umsetzung <strong>der</strong> Tierversuchsrichtlinie die<br />

Möglichkeit nutzen müssen, Tierversuche<br />

an Menschenaffen ganz zu verbieten,<br />

so wie es die <strong>Bund</strong>esregierung immer<br />

wie<strong>der</strong> angekündigt hatte.<br />

Dennoch soll in Deutschland eine Ausnahmeregelung<br />

geschaffen werden,<br />

dass bei bestimmten Versuchen auch<br />

dieser ethische Tabubruch möglich ist.<br />

2010 wurden 2277 Altweltaffen, wie zum Beispiel<br />

Paviane, im Tierversuch eingesetzt , rund 1000<br />

<strong>Tiere</strong> mehr als vor 10 Jahren!<br />

Zur Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes:<br />

Text: Torsten Schmidt


RUMÄNIENS SCHANDE<br />

DIE HUNDEFÄNGERMAFIA LÄSST NICHT LOCKER<br />

Während sich die Welt über die Hunde-Tötungen im Vorfeld <strong>der</strong> Fußball-Europameisterschaft in <strong>der</strong> Ukraine<br />

erregt, hat <strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Stadtverwaltung Brasov, Flavius Barbulescu (links im Bild), einen perfiden<br />

Plan entwickelt und unbemerkt von <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorangetrieben.<br />

In Codlea, Kreis Brasov, soll - in unmittelbarer<br />

Nähe zu <strong>der</strong> Tierkörperbeseitigungsanlage<br />

<strong>der</strong> Firma Protan - ein<br />

Internierungslager für Straßenhunde<br />

entstehen. Wie die rumänische Tageszeitung<br />

"Buna Ziua Brasov" ("Guten Tag<br />

Brasov") am 21.03. berichtete, sollen<br />

die Arbeiten kurzfristig beginnen.<br />

Für das "neue Tierheim" in Codlea<br />

konnte Flavius Barbulescu, <strong>der</strong> in den<br />

vergangenen Jahren über 30.000<br />

Hunde in <strong>der</strong> berüchtigten Tötungsanlage<br />

Stupin (Brasov) verhungern o<strong>der</strong><br />

mit T 61 töten ließ, zehn Kommunen<br />

aus dem Kreis Brasov gewinnen, die<br />

sein Konzept zur "Lösung des Straßenhundproblems"<br />

aus Steuergel<strong>der</strong>n mitfinanzieren.<br />

Das Gebäude soll mit Stacheldraht, Videoüberwachung,<br />

pompöser Verwaltung<br />

und innenliegen<strong>der</strong> Zufahrt für die<br />

Hundefängertransporter hermetisch<br />

nach außen abgeschirmt werden. Die<br />

Vermittlung von Hunden ist nicht vorgesehen.<br />

Diese Anlage, die Barbulescu<br />

nun mit den Gel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> unterstützenden<br />

Gemeinden in Kürze fertig stellen<br />

will, wurde geplant, als in Rumänien<br />

über das Streunerhundgesetz und die<br />

Legalisierung <strong>der</strong> Hundetötungen diskutiert<br />

wurde.<br />

In Brasov scheiterte die Realisierung<br />

dieser Massenvernichtungsanlage für<br />

Hunde 2011, weil sich die Stadt für ein<br />

humanes Vorgehen zur Lösung des<br />

Straßenhundproblems entschied. Sie<br />

übertrug die Verantwortung für die<br />

Straßenhunde auf das örtliche Tierheim.<br />

Unter ungeheurer Anstrengung<br />

gelang es "Millions of friends" und dem<br />

bmt, bis Ende 2011 alle Hunde aus <strong>der</strong><br />

städtischen Anlage zu übernehmen<br />

und mit Hilfe des bmt zu vermitteln.<br />

Zahlreiche betreute Straßenhunde und<br />

Besitzertiere wurden kastriert.<br />

Doch nun tauchen im Stadtgebiet Brasov<br />

neue Hun<strong>der</strong>udel in solchen Mengen<br />

auf, dass schnell <strong>der</strong> Verdacht von<br />

gesteuertem "Hundetourismus" aufkam.<br />

Mit <strong>der</strong> angeblich wie<strong>der</strong>erstarkten<br />

Population versucht Favius Barbulescu,<br />

die Arbeit des Tierschutzes in<br />

Frage zu stellen, hat die städtische Anlage<br />

wie<strong>der</strong> eröffnet und die Bürgermeister<br />

einiger umliegen<strong>der</strong> Gemeinden<br />

von <strong>der</strong> Notwendigkeit eines<br />

großen Hundelagers außerhalb <strong>der</strong><br />

Stadt überzeugt.<br />

Tierschützer befürchten, dass in <strong>der</strong> An-<br />

lage die Hunde getötet und in <strong>der</strong> angrenzendenTierkörperbeseitigungsanstalt<br />

schnell entsorgt werden sollen.<br />

"Aus diesem Grund", erklärt Petra Zipp,<br />

Vorsitzende des bmt, "ist die Kapazität<br />

des "Tierheims" mit 40 Zwingern recht<br />

gering - die armen Hunde werden nicht<br />

lange verweilen." Ein Tierarzt mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Kaltblütigkeit sitzt schon<br />

mit im Boot: Filip Alin war Jahre <strong>der</strong> gefürchtete<br />

Tierarzt in <strong>der</strong> städtischen Tötungsanlage<br />

Stupin, <strong>der</strong> Hunde nicht<br />

behandelte, son<strong>der</strong>n mit T61 tötete.<br />

bmt-SPENDENKONTO AUSLAND<br />

Stichwort: Rumänien o<strong>der</strong> Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse<br />

Konto 847 275<br />

BLZ 500 502 01<br />

IBAN DE 795005 0201 0000847275<br />

SWIFT BIC HELADEF 1822<br />

KONTAKT:<br />

bmt-Vorsitzende Petra Zipp<br />

Tel: 07121/820 17 0<br />

petra.zipp@bmt-tierschutz.de<br />

Alle Protestmöglichkeiten finden<br />

Sie auf unserer homepage<br />

www.bmt-auslandstierschutz.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

13


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

14<br />

TIERSCHUTZ-<br />

TAGUNG<br />

Im Februar 2012 trafen sich Vertreter von internationalen<br />

Tierschutzorganisationen, <strong>der</strong> litauischen Regierung<br />

und Hundezuchtverbänden in Vilnius.<br />

Diese Fachtagung, veranstaltet von Vier Pfoten, <strong>der</strong> "Lithuanian<br />

Cynological Society" und CAROdog (CARO =<br />

Companion Animal Responsible Ownership), fand bereits<br />

zum zweiten Mal in Litauen statt.<br />

Diesjähriges Thema war die verantwortungsvolle Tierhaltung,<br />

über die auch Petra Zipp sprach. Die bmt-<br />

Vorsitzende war als Referentin geladen und legte in<br />

ihrem Vortrag dar, warum die Existenz von Tierheimen<br />

- gerade auch in Län<strong>der</strong>n mit hoher Straßenhundpopulation<br />

- so wichtig ist.<br />

Nachdem bei einer ersten Tierschutztagung<br />

in Litauen im Mai 2011 bereits<br />

wichtige Fortschritte wie etwa die Überarbeitung<br />

des Litauischen Tierschutzgesetzes<br />

o<strong>der</strong> ein landesweites Schulprojekt<br />

zum Thema Tierschutz<br />

angestoßen wurden und auch auf EU-<br />

Ebene <strong>der</strong>zeit entscheidende Verbesserungen<br />

in <strong>der</strong> Tierschutz-Gesetzgebung<br />

diskutiert werden, sollte diese<br />

Arbeitstagung ein Forum für regen Erfahrungsaustausch<br />

und Diskussionen<br />

bieten. Eröffnet wurde die Tagung<br />

durch den Landwirtschaftsminister Litauens,<br />

Dr. Mindaugas Kuklierius; <strong>der</strong><br />

leitende Veterinärdirektor des Landes,<br />

Dr. Marius Marisulis, nahm ebenfalls<br />

als Referent teil.<br />

In ihrer Präsentation stellte Petra Zipp<br />

zunächst die Notwendigkeit für den<br />

Bau und Betrieb von Tierheimen dar:<br />

"Hunde o<strong>der</strong> Katzen, die von ihren Be-<br />

sitzern nicht weiter betreut werden können,<br />

sei es wegen Krankheit, Allergie<br />

o<strong>der</strong> Wohnungswechsel o<strong>der</strong> auch,<br />

weil sie nicht länger erwünscht sind,<br />

müssen in Tierheimen aufgefangen<br />

werden. Gibt es solche Einrichtungen<br />

nicht, so werden die <strong>Tiere</strong> herrenlos<br />

und tragen dazu bei, die Population<br />

von Streunertieren in den Straßen immer<br />

weiter zu vergrößern, mit allen damit<br />

verbundenen Problemen."<br />

Gerade in den Ballungsgebieten <strong>der</strong><br />

osteuropäischen Län<strong>der</strong> stellen streunende<br />

Hunde und Katzen ein großes<br />

Problem dar, dem immer wie<strong>der</strong> von<br />

behördlicher Seite mit nicht tierschutzgerechten<br />

Mitteln wie etwa groß angelegten<br />

Tötungsaktionen begegnet wird<br />

- ohne jedoch den erwünschten Effekt<br />

zu erzielen.<br />

Petra Zipp hob in ihrem Vortrag hervor,<br />

wie wichtig die gute Zusammenarbeit<br />

von Behörden und nicht-behördlichen<br />

Tierschutzorganisationen für eine dauerhafte<br />

und vor allem tierschutzgerechte<br />

Problembewältigung sei. Grundsätzlich<br />

sollten an <strong>der</strong> Planung eines<br />

Tierheimes mehrere Seiten beteiligt<br />

sein, um zum einen den tatsächlichen<br />

Bedarf <strong>der</strong> Region zu analysieren und<br />

zum an<strong>der</strong>en eine klare Zielsetzung zu<br />

erarbeiten.<br />

Tierheime beugen einer<br />

Vergrößerung <strong>der</strong><br />

Streunerhundpopulation vor


in<br />

Litauen<br />

Während die Politik entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen<br />

schaffen müsse, mit denen die Kennzeichnung,<br />

Registrierung und Kastration von Hunden und Katzen in<br />

Privatbesitz geregelt und damit die Tierbesitzer mehr in die<br />

Verantwortung genommen würden, sollten <strong>der</strong> Betrieb und<br />

die Organisation eines Tierheimes in den Händen eines Tierschutzvereines<br />

liegen, um die tierschutzgerechte Versorgung,<br />

medizinische Betreuung und möglichst die Vermittlung <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong> an neue Besitzer zu gewährleisten.<br />

Auch für die Organisation und praktische Umsetzung beim<br />

Betrieb eines Tierheimes gab Petra Zipp in ihrem Vortrag<br />

wertvolle Anregungen, die sie mit Beispielen aus dem Alltag<br />

und den Erfahrungen <strong>der</strong> bmt-Tierheime in Deutschland<br />

untermauerte. So seien neben <strong>der</strong> optimalen Versorgung<br />

und Unterbringung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> eben auch die Öffentlichkeitsarbeit<br />

und eine gesicherte Finanzierung durch Sach- und<br />

Geldspenden und regelmäßige kommunale Mittel unerlässlich,<br />

um langfristig erfolgreiche Tierschutzarbeit leisten zu<br />

können.<br />

Als Fazit dieser sehr intensiven und vielversprechenden<br />

Tagung in Vilnius hat <strong>der</strong> Veranstalter CAROdog folgende<br />

generelle Grundsätze formuliert:<br />

� Eine verantwortungsbewusste<br />

Haltung von<br />

Hunden, Katzen und<br />

auch Pferden muss als<br />

grundsätzliches Prinzip<br />

Einzug in die Europäische<br />

Tierschutz-Gesetzgebung<br />

finden.<br />

� Verantwortungsvoller<br />

For<strong>der</strong>ungen an<br />

Pferdehalter erarbeitet<br />

Umgang mit <strong>Tiere</strong>n muss<br />

erlernt werden - Tierschutzunterricht<br />

sollte in<br />

die Lehrpläne <strong>der</strong> Schulen in allen Mitgliedsstaaten <strong>der</strong> EU<br />

verbindlich aufgenommen werden.<br />

� Um verantwortungsvolle Tierhaltung praktikabel und<br />

auch überprüfbar zu machen, sollte die Kennzeichnung und<br />

Registrierung von Heimtieren EU-weit einheitlich und verbindlich<br />

gemacht werden.<br />

bmt-Vorsitzende<br />

Petra Zipp wurde als<br />

Referentin nach Vilnius<br />

geladen<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

� Auch die Planung, <strong>der</strong> Bau und <strong>der</strong> Betrieb von Tierheimen<br />

für Hunde und Katzen sind für eine verantwortungsbewusste<br />

Tierhaltung unerlässlich und müssen von den Behörden<br />

mit getragen werden.<br />

� Die Reduzierung <strong>der</strong> Überpopulation von Hunden und<br />

Katzen muss in enger Zusammenarbeit zwischen öffentlichen<br />

und privaten Stellen erfolgen und bedarf klar festgelegter Regeln,<br />

die allein auf tierschutzgerechten Methoden basieren.<br />

� Auch für den Handel und den Transport von <strong>Tiere</strong>n muss<br />

verantwortungsvolles Handeln gefor<strong>der</strong>t werden.<br />

� Speziell für die Pferdehaltung wurden For<strong>der</strong>ungen an<br />

Privathalter und kommerzielle Halter aufgestellt, etwa die gewaltfreie<br />

Dressur o<strong>der</strong> Mindest-Betreuungszeiten.<br />

� Ebenso wurde von Hundezüchtern ein verantwortungsbewusster<br />

Umgang mit ihren <strong>Tiere</strong>n gefor<strong>der</strong>t - Tierschutz-<br />

Kriterien sollen bei <strong>der</strong> Zucht mehr Beachtung finden.<br />

Anzeige<br />

15


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

16<br />

T ITELTHEMA<br />

Aus Altersgründen hat Dr. Hiltrud Straßer<br />

die Hufklinik in Tübingen vor zwei<br />

Jahren geschlossen. Inzwischen gibt es<br />

in Europa und Übersee mehrere Hufkliniken<br />

und zahlreiche Schüler, die<br />

nach <strong>der</strong> "Straßer-Methode" ausbilden.<br />

Die Tierärztin wird sich aber weiter<br />

<strong>der</strong> Forschung widmen und Fachvorträge<br />

in <strong>der</strong> Welt halten - und sich<br />

in <strong>der</strong> Freizeit auf dem Pfer<strong>der</strong>ücken<br />

entspannen. Wie ihre Familie liebt Dr.<br />

Straßer nämlich das Gelän<strong>der</strong>eiten …


HUFEISEN<br />

Machen wir uns bewusst, dass Pferde<br />

von Natur aus täglich durchschnittlich<br />

15 -20 km unter freiem Himmel laufen.<br />

Niemals verstecken sie sich in Höhlen<br />

o<strong>der</strong> suchen an<strong>der</strong>swo einen Unterschlupf!<br />

Das Argument, "durch die Domestikation<br />

haben die Pferde an<strong>der</strong>e<br />

Bedürfnisse entwickelt", stimmt überhaupt<br />

nicht, denn es gibt keine anatomischen<br />

o<strong>der</strong> physiologischen Unterschiede<br />

zwischen wild lebenden<br />

Pferden und Nutzpferden.<br />

Nun ist es ja für die Pferde nicht nur das<br />

Gefühl, "ich armes Tier bin eingesperrt",<br />

son<strong>der</strong>n es ist das Unvermögen<br />

des Herzens, alleine (im Stand, ohne<br />

Bewegung) so viel Blut durch den Organismus<br />

zu pumpen, dass alle Zellen<br />

des Körpers ordnungsgemäß versorgt<br />

sind.<br />

Beim Pferd finden wir eine extreme Situation<br />

<strong>der</strong> Volumenanpassung: Wildlebende<br />

Pferde bewegen sich von 24<br />

Stunden mindestens 22. Ein bis zwei<br />

Stunden ruhen sie. In dieser Ruhephase<br />

verän<strong>der</strong>t sich das Herzschlagvolu-<br />

men. So werden nur noch 20% des Blutes<br />

in das Herz-Kreislaufsystem gepumpt,<br />

in Bewegung da<strong>gegen</strong> 100%.<br />

Das bedeutet, ein Pferd in einer Box bekommt<br />

- mit Ausnahme <strong>der</strong> einen Stunde<br />

unter dem Sattel - ständig nur ca.<br />

20% <strong>der</strong> Durchblutung, die es eigentlich<br />

für die Stoffwechselfunktionen und<br />

die Erneuerung seiner Zellen benötigt!<br />

Es wird also bei <strong>der</strong> Boxenhaltung dadurch<br />

früher "verschlissen". Hinzu kommen<br />

Sauerstoffmangel in geschlossenem<br />

Raum, Staub statt frischer Luft,<br />

psychische Probleme für das Herdentier,<br />

wenn es einzeln steht usw..<br />

Wenn das Pferd genutzt wird, werden<br />

ihm seine vier Pumporgane - die Hufe<br />

- die zur Herzunterstützung zum Rücktransport<br />

des Blutes (die Beine hoch<br />

zum Herzen) gebraucht werden, mit<br />

Hufeisen "zusammengenagelt", so dass<br />

sie nicht mehr pumpen können. Darunter<br />

leidet nicht nur das Herz, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> gesamte Stoffwechsel, weil auch<br />

die Durchblutung des Hufinnern selbst<br />

minimiert wird und deshalb nicht so viel<br />

Über die tägliche Misshandlung<br />

von Pferden<br />

BRINGEN<br />

KEIN GLÜCK<br />

T ITELTHEMA P FERDE<br />

"Den meisten Menschen ist nicht klar, dass die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Pferde in Nutzung durch den<br />

Menschen nicht besser dran ist als Schweine o<strong>der</strong> Geflügel", sagt Dr. Hiltrud Straßer, die sich seit 1978 mit<br />

dem Verhalten, <strong>der</strong> Physiologie und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hufgesundheit von Pferden beschäftigt. 1995 eröffnete<br />

die Tierärztin in Tübingen die weltweit erste Hufklinik - ein auf Hufprobleme spezialisiertes Rehabilitationszentrum<br />

für Pferde, die von <strong>der</strong> Schulmedizin als "austherapiert" galten und aufgegeben worden<br />

waren.<br />

Pferde verhalten sich an<strong>der</strong>s als in Lehrbüchern beschrieben. Auf dieser grundlegenden Erkenntnis baut<br />

Dr. Hiltrud Straßer ihr immer umfangreicher werdendes Wissen auf, das sie über Jahrzehnte weitergibt.<br />

Seminare, Bücher, Publikationen, die schon früh Einzug in die Hufpflegeausbildung halten, und Vortragsreisen<br />

durch USA, Afrika, Neu Seeland und Skandinavien dienen alle dem einen Ziel, dem Pferd in<br />

physischer und psychischer Hinsicht gerecht(er) zu werden.<br />

Horn ausgeschieden wird, wie es von<br />

Natur aus <strong>der</strong> Fall wäre.<br />

Nahrungsaufnahme und Ausscheidung<br />

bestimmter Stoffe müssen aber<br />

im Gleichgewicht sein. Min<strong>der</strong>e Durchblutung<br />

<strong>der</strong> Hufe hat einen ähnlichen<br />

Effekt wie das Abschnüren <strong>der</strong> Nieren<br />

beim Menschen: Es bleiben zu viele<br />

ausscheidungspflichtige Stoffe im Körper<br />

zurück, die den übrigen Stoffwechsel<br />

dann belasten. Dadurch verlieren<br />

die Pferde ihre Resistenz <strong>gegen</strong> Krankheitsursachen,<br />

und die Hufe verlieren<br />

ihre Stabilität.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

17


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

18<br />

P FERDE<br />

1. "Übliche" Hufe<br />

Hufe wären stabil genug für alle Gelände<br />

und jeden Sport, wenn sie nicht<br />

in einer Box mit Einstreu stehen müssten,<br />

die den Ammoniak aufsaugt. So<br />

stehen die Hufe ständig in einer Ammoniaklauge,<br />

die das Horn weich und<br />

brüchig macht - abgesehen von dem<br />

Ammoniak in <strong>der</strong> Luft, <strong>der</strong> die Atemwege<br />

schädigt. Wir haben nun jahrzehntelange<br />

Erfahrung mit allen Rassen<br />

und können belegen, dass die<br />

Pferde ohne Hufeisen in Offenstallhaltung<br />

leistungsfähiger sind und im<br />

Gegensatz zu beschlagenen Pferden<br />

keine leistungsbedingten Probleme bekommen.<br />

Beim Reiten wird den Pferden Eisen ins<br />

Maul gesteckt. Das ist unangenehm,<br />

und die Pferde versuchen, diesen<br />

Fremdkörper loszuwerden, indem sie<br />

kauen und speicheln. Damit nicht womöglich<br />

doch das "Gebiss" hinausgeschoben<br />

werden kann, wird das Maul<br />

mittels Le<strong>der</strong>riemen eng zugschnürt.<br />

Oft ist das so eng, dass Blutgefäße und<br />

Nerven abgeschnürt werden.<br />

Es gibt einen Reflex beim Pferd, <strong>der</strong><br />

gleichzeitiges Schlucken und Atmen<br />

verhin<strong>der</strong>t: Der Kehldeckel schließt<br />

sich, wenn etwas im Maul ist (in <strong>der</strong> Natur<br />

kann das nur Futter sein) und öffnet<br />

sich, wenn das Pferd bei schnellem<br />

Laufen viel Sauerstoff einatmen muss.<br />

Wenn das Pferd unter dem Reiter angestrengt<br />

arbeitet, würde es gerne viel<br />

Luft einsaugen, weil das für die Mus-<br />

2. Naturhuf<br />

kelarbeit nötig ist. Das geht aber nicht,<br />

weil das Gebiss im Maul (bei den Spezialzäumungen<br />

oft sogar mehrere Eisenteile)<br />

nicht erlaubt, dass <strong>der</strong> Kehldeckel<br />

weit geöffnet wird. Letzteres wäre<br />

auch fatal, weil dann <strong>der</strong> viele Speichel<br />

- als reflektorische Antwort auf den<br />

Fremdkörper - in die Luftröhre käme.<br />

Sicher haben die meisten Zuschauer<br />

beobachtet, dass die Pferde nicht mit<br />

lang nach vorne gestrecktem Hals laufen<br />

dürfen, son<strong>der</strong>n mit abgewinkel-<br />

Anzeige<br />

tem. In <strong>der</strong> Natur ist bei hoher Leistung<br />

<strong>der</strong> Luftstrom von <strong>der</strong> Nase bis in die<br />

Lungen eine fast gerade Röhre zur optimalen<br />

Sauerstoffversorgung.<br />

Unter dem Reiter wird dieses Rohr abgeknickt<br />

und dadurch die Sauerstoffzufuhr<br />

wie<strong>der</strong>um gedrosselt.<br />

Das bedeutet eine enorme Überlastung<br />

des Pferdes, die völlig unnötig ist, aber<br />

nun mal "so ist"! Die meisten Reiter machen<br />

sich keine Gedanken darüber.<br />

Von Kindheit an wird den Reitern beigebracht,<br />

wie man Pferde (falsch) hält,<br />

dass man ihnen Eisen auf die Hufe nageln<br />

muss, dass man dem Pferd Eisen<br />

ins Maul steckt, um sie gefügig zu machen,<br />

dass sie nicht den Kopf nach vorne<br />

strecken dürfen usw..<br />

3. Erst nach Eisenabnahme<br />

erkennbar: verfaultes Lamellenhorn<br />

und blutiges Horn um die<br />

Nagellöcher herum.<br />

In ein paar Sätzen kann man nicht die<br />

gesamte Quälerei, die man Pferden<br />

beson<strong>der</strong>s in den Turnier- und Rennställen<br />

antut, erörtern. Es soll nur ein<br />

kleiner Hinweis sein, dass Tierfreunde<br />

sich auch mal Gedanken um die Pferde<br />

machen sollen!<br />

Die Problematiken rund um die Pferdenutzung<br />

sind ausführlich in den Büchern<br />

"Pferdehufe ganzheitlich behandeln",<br />

"Huforthopädie" und den<br />

weiteren Titeln (s. Anzeige) erklärt.<br />

Auch wenn die Titel sich auf die Hufe<br />

beziehen, ist doch das gesamte Pferd<br />

betrachtet, eben "ganzheitlich".<br />

Die Bücher können bei <strong>der</strong> Autorin<br />

o<strong>der</strong> über den Buchhandel, sowie über<br />

die Firmen "Heunetz", "Lucky Farm"<br />

und Amazon bezogen werden.


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

19


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

20<br />

TH KÖLN D ELLBRÜCK<br />

IN KÖLN:<br />

ILLEGALE<br />

HAHNENKÄMPFE<br />

“TESTOSTERON-SPIELE” MIT HAHNENKAMM<br />

In einem Schrebergarten beendete die Kölner Polizei einen illegalen Hahnenkampf. 13 hochaggressive<br />

"Hint Horoz"-Hähne sitzen seither bei Bernd Schinzel im Tierheim. Im Interview sagt er: "Bei Hahnenkämpfen<br />

handelt es sich um übelsten Tiermissbrauch"<br />

Es war eine Entdeckung, die Polizisten<br />

nicht jeden Tag machen: Auf einem<br />

Schrebergartengelände in Köln fanden<br />

die Beamten einen Verschlag mit 13<br />

verletzten Hähnen und eine Kampfarena<br />

mit Zuschauerrängen.<br />

Eine Zeugin hatte die Polizei alarmiert.<br />

Als die Beamten eintrafen, waren etwa<br />

40 Personen vor Ort, die <strong>Tiere</strong> befanden<br />

sich in kleinen Käfigen, Kampfhandlungen<br />

konnten nicht bezeugt<br />

werden. "Wahrscheinlich waren wir zu<br />

früh", sagte ein Polizeisprecher. Dennoch<br />

fest steht: Hier fanden offenbar illegale<br />

Hahnenkämpfe statt. Die Polizei<br />

ermittelt nun <strong>gegen</strong> den Besitzer des<br />

Schrebergartens. Zum einen wegen<br />

Verstoßes <strong>gegen</strong> das Tierschutzgesetz,<br />

zum an<strong>der</strong>en wegen illegalen Glückspiels.<br />

Die Hähne wurden in ein Tierheim gebracht.<br />

Leiter Bernd Schinzel erzählt im<br />

Interview, warum ihre Haltung schwierig<br />

ist und wie es mit den aggressiven<br />

<strong>Tiere</strong>n weitergehen könnte.<br />

SPIEGEL ONLINE: Herr Schinzel, bei<br />

einer Razzia in Köln-Höhenberg ver-<br />

hin<strong>der</strong>te die Polizei in einem schmuddeligen<br />

Schrebergarten einen Hahnenkampf.<br />

Schinzel: Nicht nur <strong>der</strong> Schrebergarten<br />

war schmuddelig. Bei Hahnenkämpfen<br />

handelt es sich um übelsten<br />

Tiermissbrauch. Der Besitzer des Schrebergartens<br />

hatte eine eigene Kampfarena<br />

errichten lassen. Eine erhöhte<br />

Bühne mit einem etwa 60 Zentimeter<br />

hohen Zaun. Dort wurden die <strong>Tiere</strong><br />

aufeinan<strong>der</strong> losgelassen. Menschen<br />

reisten mit ihren <strong>Tiere</strong>n extra aus Belgien<br />

o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen an, um<br />

bei den illegalen Kämpfen zu wetten.<br />

Der für den Kampf fertig beschnittene “Champion”<br />

Das sind perverse Testosteron-Spiele.<br />

SPIEGEL ONLINE: In dem Schrebergarten<br />

fand die Polizei auch ein Messer.<br />

Schinzel: Ja. Normalerweise endet<br />

<strong>der</strong> Kampf, wenn ein Tier das an<strong>der</strong>e<br />

getötet hat. Aber wenn das Verlierer-<br />

Tier noch lebt, dann schneidet <strong>der</strong> Besitzer<br />

des Sieger-Hahns dem unterlegenen<br />

Tier den Kopf ab.<br />

SPIEGEL ONLINE: Wie halten Sie nun<br />

die beschlagnahmten <strong>Tiere</strong>?<br />

Schinzel: Nach bestem Gewissen,<br />

aber trotzdem überhaupt nicht artgerecht,<br />

weil wir auf so eine Notsituation<br />

nicht vorbereitet sein können. Die Hähne<br />

sitzen in Hunde- und Katzenboxen,<br />

je<strong>der</strong> für sich. Sie gehören <strong>der</strong> türkischen<br />

Rasse "Hint Horoz" an. Sie sind<br />

schnell gewaltbereit und besitzen einen<br />

ausgeprägten Geschlechtstrieb. Wenn<br />

sie sich sehen können, drehen sie<br />

schon durch. Auch das Anfassen ist<br />

nicht leicht. Manche hacken nach uns<br />

o<strong>der</strong> versuchen, einen mit dem Sporn<br />

an ihren Füßen zu verletzten.<br />

SPIEGEL ONLINE: Haben die <strong>Tiere</strong><br />

Verletzungen?


Schinzel: Teilweise haben sie alte Verletzungen<br />

an Kopf, Hals und Augen.<br />

Aber sie wurden vor dem Kampf sichergestellt,<br />

sonst sähen sie an<strong>der</strong>s<br />

aus.<br />

SPIEGEL ONLINE: Was sind die <strong>Tiere</strong><br />

wert?<br />

Schinzel: Damit kenne ich mich nicht<br />

aus. Aber sicherlich ist es so, dass <strong>Tiere</strong>,<br />

die kampfbereit sind o<strong>der</strong> schon<br />

Kämpfe gewonnen haben, wertvoller<br />

sind. Wir hatten heute Besuch von einem<br />

Spezialisten. Der hat uns gesagt,<br />

dass manche <strong>Tiere</strong> schon für den<br />

Kampf präpariert waren, dass zum Beispiel<br />

die Fe<strong>der</strong>n zurechtgestutzt waren.<br />

Solche <strong>Tiere</strong> sind teuer.<br />

SPIEGEL ONLINE: Hatten Sie vorher<br />

schon mal Erfahrungen mit Kampfgockeln?<br />

Was weiter passierte:<br />

Die dreizehn<br />

Hähne sind einige<br />

Tage später über das Kölner Veterinäramt<br />

an<strong>der</strong>weitig untergebracht worden - an einem<br />

geheimen Ort, denn es ist damit zu<br />

rechnen, dass die (teilweise aus dem Ausland<br />

stammenden) Besitzer versuchen, sich ihre<br />

<strong>Tiere</strong> wie<strong>der</strong> anzueignen. Sie verbleiben dort,<br />

bis die Rechtslage geklärt ist.<br />

Einige Hähne, so erklärte uns <strong>der</strong> oben erwähnte<br />

Spezialist, dienen als "Sparringpartner",<br />

sie heizen die eigentlichen Kämpfer an.<br />

Bei uns im Tierheim waren dies die jüngeren<br />

und ängstlichen <strong>Tiere</strong>, ihr Fe<strong>der</strong>kleid war unbeschnitten.<br />

Auch waren ihnen zum Teil die<br />

Sporen gekappt worden (Bild rechts unten),<br />

damit sie die wertvollen <strong>Tiere</strong> nicht verletzten. Diese haben einen<br />

Wert von ca. 500 bis 2.000 Euro.<br />

Die Fe<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Hähne werden zum Kampf mit Scheren abgeschnitten,<br />

damit die Verletzungen für die Zuschauer zu sehen<br />

sind und durch das Fe<strong>der</strong>kleid nicht verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Dies war bei einigen unserer befie<strong>der</strong>ten Gäste deutlich am<br />

Kopf, an den Flanken und am Schwanz (Bild Mitte) zu sehen.<br />

Damit es im Kampf auch zu den entsprechenden Verletzungen<br />

kommt, werden scharfe Klingen als Verlängerung <strong>der</strong><br />

Sporen an die Beine <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> geschnallt. In weiten Teilen Eu-<br />

ropas sowie in Nordamerika gilt <strong>der</strong> Hahnenkampf<br />

als Tierquälerei und ist gesetzlich<br />

verboten. In vielen Staaten gilt auch das damit<br />

verbundene Glücksspiel als illegal.<br />

In Südamerika, Mittelamerika und beson<strong>der</strong>s<br />

in Südostasien ist <strong>der</strong> stark verbreitete Hahnenkampf<br />

kulturell verwurzelt und legal. Die<br />

Schinzel: Ja, vor zwei Jahre brachte<br />

man uns ein Fundtier, ein kleines Küken.<br />

Als es größer wurde, konnten wir<br />

es <strong>der</strong> Kampfhuhnrasse zuordnen. Wir<br />

nannten den Hahn "Klitschko" und er<br />

sitzt bis heute hier.<br />

SPIEGEL ONLINE: Ist Klitschko unvermittelbar?<br />

Schinzel: Quasi. Viele Leute sagten<br />

uns: Einen Hahn nehmen wir gern,<br />

aber einen "Hint Horoz"? Es ist nicht<br />

unwahrscheinlich, dass so ein Tier auch<br />

auf Kin<strong>der</strong> losgeht. Die Lebensbedingungen,<br />

die das Tier in <strong>der</strong> freien Natur<br />

hat, sind einfach an<strong>der</strong>s.<br />

SPIEGEL ONLINE: Was geschieht<br />

jetzt mit den 13 Kampfhähnen und<br />

Klitschko?<br />

Schinzel: Es kam ein Mann vom Geflügelverband,<br />

<strong>der</strong> sich vorstellen<br />

TH KÖLN D ELLBRÜCK<br />

Kampfhahn <strong>der</strong> türkischen Rasse<br />

"Hint Horoz"<br />

könnte, die <strong>Tiere</strong> aufzunehmen. Wenn<br />

er sie nicht nimmt, dann wissen wir<br />

erstmal auch nicht weiter.<br />

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung<br />

von Spiegel-ONLINE übernommen.<br />

Das Interview führte Nora Gantenbrink.<br />

Quelle: www.spiegel.de/panorama/0,1518,818396,00.html<br />

Hähne leben hier meist mit im Haus, um nicht Gefahr zu laufen,<br />

gestohlen zu werden. Die Wetteinsätze, gerade in Südostasien,<br />

belaufen sich über Geldbeträge bis 20.000 Euro,<br />

nicht selten werden auch Haus, Hof und Autos verwettet.<br />

Im Prinzip bedarf es keiner Trainingsmethoden <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>, da<br />

durch das natürliche R<strong>ev</strong>ierverhalten <strong>der</strong> Hahn versucht, den<br />

Gegner auszuschalten. Damit die natürliche Distanz unterschritten<br />

wird, ist <strong>der</strong> Kampfplatz entsprechend klein gehalten,<br />

so dass sich die <strong>Tiere</strong> nicht ausweichen können. Viele<br />

Kampfhahnbesitzer trainieren dennoch ihre Favoriten, so<br />

werden sie in Indien zum Beispiel angeleint in einen Fluss geworfen,<br />

um durch die Schwimmbewegung die Beinmuskulatur<br />

zu stärken. Eine langfristige Verabreichung von Steroiden<br />

ist auch nicht unüblich, um den Hahn zu konditionieren,<br />

ebenso können vorab verabreichte Schmerzmittel die Ausdauer<br />

im Kampf verlängern.<br />

Im klassischen Hahnenkampf werden zwei Hähne in einer<br />

Arena o<strong>der</strong> einem schlichten Kampfplatz, <strong>der</strong> lediglich von<br />

den Zuschauern begrenzt wird, aufeinan<strong>der</strong> losgelassen. Üblich<br />

ist, auf den Ausgang des Kampfes zu wetten. Dieser ist<br />

vorbei, wenn einer <strong>der</strong> Hähne nicht mehr kämpft, schwer verletzt<br />

ist o<strong>der</strong> stirbt.<br />

Text und Fotos: Heike Bergmann<br />

TH Köln-Dellbrück<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Leiterin (GSt): Sylvia Bringmann<br />

Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48<br />

Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />

Konto 924 02-505<br />

www.tierheim-koeln-dellbrueck.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012 4/2011<br />

21


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

22<br />

Von Tierheim-Leiter<br />

Mein Lehrmeister<br />

LIEBESERKLÄR<br />

Alles auf dieser Welt hat seine Zeit. Es gibt eine<br />

Zeit für die Freude und auch eine Zeit für<br />

die Trauer. Und es dauert seine Zeit, bis man<br />

manche Dinge verdaut hat und über sie sprechen<br />

kann.<br />

Bei mir sind das jetzt knapp 11 Monate, seit<br />

ich meinen alten Cosmo einschlafen lassen<br />

musste. Er hat mich 14, 5 Jahre lang durch diverse<br />

Irrungen und Wirrungen meiner verschlungensten<br />

Lebenswege begleitet, und es<br />

gibt eigentlich niemanden, <strong>der</strong> es länger mit<br />

mir ausgehalten hat. Außer meiner mittlerweile<br />

über 17 jährigen Jack Russell Hündin Luzy<br />

natürlich. Die hatte auch keine an<strong>der</strong>e<br />

Wahl...<br />

Gemeinsam mit Cosmo habe ich unser Leben gelebt ,<br />

und ohne ihn muss ich mich von einem Teil meines Lebens<br />

verabschieden. Die Studienzeit, Examen, Ausbildung,<br />

meine Tätigkeit in Österreich auf Gut Ai<strong>der</strong>bichl,<br />

die Anfangszeit in Hamburg - das alles sind,<br />

nein, es waren, Cosmo-Jahre. Mit ihm habe ich meine<br />

Sturm- und Drangzeit zu Grabe getragen.<br />

Jetzt sind meine wilden Jahre nur noch die verklärten<br />

Erinnerungen eines Mitt-<br />

Vierzigers. Das ist hart,<br />

die Zeit hinterlässt diverse<br />

Runzeln, auch auf <strong>der</strong><br />

Seele, da nutzt kein Botox<br />

mehr was. Wahrscheinlich<br />

hat diese Tatsache<br />

das Ihrige dazu beigetragen, dass dieser<br />

Abschied so schmerzhaft für mich war, dass ich einige<br />

Monate brauchte, um Tatsachen zu akzeptieren.<br />

Es ist verrückt - eigentlich besteht unser ganzes Leben<br />

darin, uns von lieb gewonnen Lebewesen und Dingen<br />

wie<strong>der</strong> zu trennen. Interessant ist, dass wir uns nicht


Frank Weber<br />

Cosmo<br />

UNG AN EINEN HUND …<br />

daran gewöhnen können. Die Kunst des Lebens besteht darin,<br />

loszulassen. Das Leben meines Hundes ist nun mal begrenzt,<br />

genauso wie meine Jugend. Wir sind ein Teil <strong>der</strong> Dinge,<br />

die geschehen, weil sie geschehen. Ob wir das wollen,<br />

hat keinen Einfluss auf die Fließgeschwindigkeit des Lebens.<br />

Und <strong>der</strong> Lebenslauf eines Hundes ist nun mal wesentlich kürzer<br />

als unserer.<br />

Cosmo war für mich ein wun<strong>der</strong>barer Lehrmeister. In unseren<br />

gemeinsamen Jahren hat er mir zum Beispiel beigebracht,<br />

dass man bei <strong>der</strong> Erziehung eines Hundes nicht mit<br />

dem Kopf durch die Wand gehen kann. Er war ja ein großes<br />

und sehr sensibles Wesen und mit barschen Worten konnte<br />

er überhaupt nicht umgehen. Gleichzeitig war es meine Aufgabe,<br />

ihn erzieherisch für das Zusammenleben in menschlicher<br />

Gesellschaft fit zu machen. Da musste man schon ein<br />

gewisses Fingerspitzengefühl<br />

entwickeln.<br />

Franziskus-Tierheim<br />

Geschäftsstelle Hamburg<br />

Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg<br />

Leiter: Frank Weber<br />

Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32<br />

Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37<br />

Haspa, BLZ 200 505 50,<br />

Konto 1049220799<br />

Unser Zusammenleben<br />

hat mir eröffnet, wie spielerisch<br />

die Klaviatur <strong>der</strong><br />

Kommunikation zwischen<br />

Hund und Mensch bespielt<br />

werden kann. Im Laufe unserer<br />

gemeinsamen Jahre<br />

haben wir eine Sprache<br />

entwickelt, die beide Seiten wortlos und relativ perfekt beherrschten.<br />

Kurz und gut - umso länger wir zusammen lebten,<br />

umso besser haben wir uns verstanden. Bis zur letzten<br />

gemeinsamen Minute, in <strong>der</strong> wir uns so nah waren wie nie<br />

zuvor...<br />

www.franziskustierheim.de<br />

Gerade wenn man beruflich mit Hunden zu tun hat, ist meiner<br />

Meinung nach das Wichtigste, Sensibilität und vor allem<br />

ein gutes Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Je<strong>der</strong> Vierbeiner<br />

ist ein Unikat und tickt ein klein wenig an<strong>der</strong>s als die<br />

an<strong>der</strong>en.<br />

Wer Hunde wirklich verstehen können will, muss ein Bauchgefühl<br />

entwickeln. Für meine Arbeit ist das ausgesprochen<br />

wichtig. Manchmal schalte ich bewusst den Kopf und alle<br />

F RANZISKUS-TH<br />

Theorien aus und vertraue<br />

einfach meinem<br />

Gefühl. Der "Hundetrainer",<br />

<strong>der</strong> behauptet,<br />

es gibt nur eine<br />

Methode und die<br />

funktioniert garantiert<br />

bei jedem Hund, hat<br />

das nicht kapiert. Er<br />

hätte Cosmo fragen<br />

sollen, <strong>der</strong> hätte es<br />

ihm gezeigt.<br />

Der Schlüssel zum Verstehen ist Liebe, Erfahrung, Geduld<br />

und die ständige Bereitschaft, dazu zu lernen. Irgendwann<br />

versteht man sich mit dem Leben wie mit einem alten Hund<br />

- es braucht keine großen Worte mehr...<br />

Nach <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Trauer ist es jetzt wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Zeit,<br />

die Geschenke des Lebens anzunehmen. Ein neuer,<br />

großer, dicker, leicht schielen<strong>der</strong> vierbeiniger Lehrmeister<br />

ist in unser Leben getreten. Wir haben beschlossen<br />

dieses einzigartige Individuum Herrn Schrö<strong>der</strong><br />

(kleines Bild oben) zu nennen.<br />

Natürlich sind wir unseren Prinzipien treu geblieben<br />

und haben Schrödie aus dem Tierheim geholt. Er hat<br />

mir auch schon einiges beigebracht: Dass er eine<br />

ausgesprochene Schwäche für Kaninchen hat zum Beispiel.<br />

Um an sie ran zu kommen, hat sich <strong>der</strong> Herr nicht gescheut,<br />

zwei fausttiefe Löcher in meine Wohnzimmerwand (die direkt<br />

über dem Tierheim liegt) zu graben. Eine Erfahrung, die ich<br />

in 35 Jahren Hundehaltung bisher so noch nicht machen<br />

durfte.<br />

O<strong>der</strong> dass er als Hundini auf vier Pfoten Oma Luzys Herztabletten<br />

gleich im Celophan-Zehnerpack in seinem Magen<br />

verschwinden lässt. Auch dass ein Hund einen zehn Liter fassenden<br />

Kochtopf vom Herd nimmt, aufs Sofa trägt und ohne<br />

Spuren zu hinterlassen ausschleckt, ist mir zuvor in dieser<br />

Form noch nicht zu Ohren gekommen.<br />

Fotos: Frank Weber<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

23


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

24<br />

Das<br />

Tierheim Hage<br />

Als das Tierheim Hage 1998 am Welttierschutztag<br />

eingeweiht wurde, zählte <strong>der</strong> Uförmige<br />

Bau mit seinen großzügigen Freilaufflächen<br />

zu den mo<strong>der</strong>nsten Anlagen<br />

des bmt. Das neue Tierheim an <strong>der</strong> Nordsee<br />

war für die Aufnahme von ca. 30 Katzen<br />

und maximal 15 Hunden konzipiert.<br />

Und so standen Ursula Sottmeier und<br />

Dieter Kuhn, die als "Rentner" aus Hessen<br />

an die Nordsee gekommen waren<br />

und 2003 die Geschäftsstelle Norden<br />

ehrenamtlich übernahmen, vor einem<br />

schier unlösbaren Problem: Hier das<br />

Tierheim, überfüllt und Anlaufstation<br />

für immer mehr hilfsbedürftige und kostenintensiv<br />

zu versorgende Schützlinge<br />

und dort das klamme Budget,<br />

ausgelegt für eine weitaus geringere<br />

Aufnahme von <strong>Tiere</strong>n.<br />

Auch <strong>der</strong> Gesamtverein fürchtete, die<br />

finanzielle Unterdeckung des Tierheims<br />

Hage eines Tages nicht mehr tragen zu<br />

können und so wurden 2005 die unterschiedlichsten<br />

Lösungen von Schließung<br />

über Nutzung als Gnadenhof für<br />

vergrößert sich<br />

GEPLANTER ANBAU FÜR DIE AUFNAHME<br />

VON KATZEN UND HUNDEN<br />

Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand voraussehen, dass die Zahl <strong>der</strong> aufzunehmenden <strong>Tiere</strong> in den<br />

Folgejahren rasant in die Höhe schnellen würde. Das galt sowohl für Hunde, die von ihren finanzschwachen<br />

Besitzern immer öfter und meist in schlechtem Gesundheitszustand abgegeben wurden, als auch für die<br />

ständig steigende Anzahl wild leben<strong>der</strong>, unkastrierter Katzen.<br />

bmt-<strong>Tiere</strong> diskutiert und wie<strong>der</strong> verworfen.<br />

Man war sich einig, dass das in<br />

Norden und Umgebung beliebte und<br />

vor allem dringend benötigte Tierheim<br />

mit gemeinsamer Kraft erhalten werden<br />

musste.<br />

Nach anschließenden Verhandlungen<br />

mit den Gemeinden des Altkreises Norden<br />

und dem Landkreis über eine angemessene<br />

Kostenbeteiligung (Fundtierkostenpauschale)<br />

konnte Dieter<br />

Kuhn mit seinem Tierheim-Team ein<br />

wenig aufatmen. Konsequent setzte die<br />

Geschäftsstellenleitung in den kommenden<br />

Jahren Einsparungen in Tierheim<br />

und Geschäftsstelle durch. Herr<br />

Kuhn stellte in mehreren Verhandlun-<br />

gen abermals den Gemeinden und<br />

dem Landkreis die schwierige Situation<br />

des Tierheims dar und konnte ein positives<br />

Ergebnis erzielen.<br />

"Ich habe das Tierheim Hage schon vor<br />

30 Jahren kennengelernt", erinnert sich<br />

Uwe Fröbel und meint die alte Einrichtung,<br />

die 1998 durch den Neubau am<br />

gleichen Standort, Hagermarscher<br />

Straße 11, abgelöst wurde. "Das Tierheim<br />

hat in den vergangenen Jahren<br />

durch die engagierte Arbeit von Frau<br />

Sottmeier und Herrn Kuhn eine großartige<br />

Entwicklung genommen", sagt<br />

<strong>der</strong> Leiter des Ordnungsamtes <strong>der</strong><br />

Stadt Norden anerkennend.<br />

Tatsächlich führten die konsequent um-


Der geplante Neubau<br />

im Luftbild<br />

gesetzten Maßnahmen des Geschäftsstellenleiters<br />

dazu, dass nach 2007<br />

nicht nur <strong>der</strong> Tierheim-Haushalt ausgeglichen,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />

um über 30 Prozent gesteigert<br />

werden konnte. Viele För<strong>der</strong>er und<br />

Unterstützer kommen inzwischen aus<br />

an<strong>der</strong>en <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n, was sowohl<br />

Dieter Kuhn als auch Uwe Fröbel freut.<br />

"Bei 1,3 Millionen Übernachtungen im<br />

Jahr müssen ja rein statistisch schon eine<br />

Menge Tierfreunde darunter sein",<br />

sagt Herr Fröbel augenzwinkernd.<br />

Mit dem Fachausschuss <strong>der</strong> Stadt Norden<br />

war <strong>der</strong> Ordnungsamtsleiter am<br />

29. Februar 2012 im Tierheim. "Dieses<br />

Mal nicht, um eine kleine Katze aufzu-<br />

Geschäftsstelle Norden<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Leiter: Dieter Kuhn,<br />

und Ursula Sottmeier<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26<br />

Tierheim Hage<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank<br />

Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92<br />

Konto 6302020300<br />

www.tierheim-hage.de<br />

Der Fachausschuss <strong>der</strong> Stadt Norden mit Ordnungsamtsleiter<br />

Uwe Fröbel (Fünfter von links) im Tierheim<br />

nehmen", sagt er, <strong>der</strong><br />

selbst schon begeisterter<br />

Hunde- und<br />

Katzenbesitzer war",<br />

son<strong>der</strong>n um uns im<br />

Tierheim ein Bild über<br />

die Katzen-Problematik<br />

zu machen."<br />

Obwohl das Tierheim<br />

Hage seit nunmehr<br />

fünf Jahren sozial<br />

schwachen Tierhaltern<br />

mit einer hälftigen Bezuschussung<br />

bei <strong>der</strong><br />

Katzenkastration ("Sozialsprechstunde")<br />

ent<strong>gegen</strong>kommt und<br />

regelmäßig Kastrationsaktionen<br />

durchführt, scheint sich<br />

die Population frei leben<strong>der</strong> Katzen<br />

wie<strong>der</strong> vergrößert zu haben. "Wir erreichen<br />

natürlich nicht alle Katzenbesitzer<br />

mit unserem Angebot", bedauert Ursula<br />

Sottmeier.<br />

Gerade stoisch in ihrer ablehnenden<br />

Haltung zeigen sich nach wie vor die<br />

Landwirte. Ob entlang <strong>der</strong> Nordseeküste<br />

o<strong>der</strong> im Herzen Nie<strong>der</strong>sachsens -<br />

die meisten Bauern schauen ungerührt<br />

zu, wie ihre Hofkatzen mehrmals im<br />

Jahr Nachwuchs zeugen, <strong>der</strong> nach <strong>der</strong><br />

Geschlechtsreife abermals für die Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Population sorgt.<br />

Die Folgen trägt das Tierheim Hage<br />

und das gleich mehrfach: Die oft durch<br />

Mangelernährung, Krankheiten und<br />

Verletzungen sehr geschwächten <strong>Tiere</strong><br />

müssen nicht nur kosten- und pflegeintensiv<br />

wie<strong>der</strong> aufgepäppelt werden,<br />

son<strong>der</strong>n benötigen auch Platz, den das<br />

für weitaus weniger <strong>Tiere</strong> konzipierte<br />

Tierheim nicht hat - es sei denn, man<br />

schafft ihn…<br />

Und genau das haben die Geschäftsstellenleiter<br />

in diesem Jahr vor, nachdem<br />

im Schnitt doppelt so viele <strong>Tiere</strong><br />

versorgt werden, wie ursprünglich vorgesehen.<br />

Über 100 Katzen und mehr<br />

als 40 Hunde teilen sich den immer<br />

knapper werdenden Raum.<br />

TH HAGE<br />

Der künftige Anbau wird zwischen dem<br />

Katzen- und Hundetrakt entstehen -<br />

hier liegen ja bereits die Versorgungsleitungen<br />

für Heizung und Wasser -<br />

und soll ca. 50 Katzen und 20 Hunden<br />

Platz bieten.<br />

"Von mir aus könnte es sofort losgehen",<br />

erklärt Dieter Kuhn tatkräftig, obwohl<br />

er eigentlich gerade erst den Spaten<br />

aus <strong>der</strong> Hand gelegt hat. 2010<br />

verwüstete ein Orkan das Tierheimgelände,<br />

ein Jahr zuvor machte ein Wasserschaden<br />

die gerade durchgeführte<br />

Renovierung <strong>der</strong> Tierheimräume wie<strong>der</strong><br />

zunichte. Dass in beiden Notlagen<br />

Ehrenamtliche und Spen<strong>der</strong> dem Tierheim<br />

zur Seite standen, haben Ursula<br />

Sottmeier und Dieter Kuhn bis heute<br />

nicht vergessen. "Das Tierheim Hage ist<br />

mittlerweile ein fester Bestandteil unserer<br />

Region," erklärt <strong>der</strong> Ordnungsamtsleiter<br />

Uwe Fröbel die Hilfsbereitschaft<br />

aus Norden und Umgebung,<br />

Und weil das auch die Stadtoberen und<br />

die Umlandgemeinden Hage, Brookmerland,<br />

Großheide, Dornum und<br />

Holtriem so sehen, wurde beschlossen,<br />

pro Einwohner 0,10 Euro für die Kastration<br />

von Katzen zur Verfügung zu<br />

stellen. Die Mittel sollen finanziell<br />

schlechter gestellten Tierbesitzern zugute<br />

kommen, die einen Zuschuss zur<br />

Kastration bekommen. Das Tierheim<br />

verteilt entsprechende Gutscheine und<br />

führt auf Wunsch <strong>der</strong> Katzenbesitzer<br />

den Eingriff auch im Tierheim durch.<br />

Die gemeinsame Aktion von <strong>der</strong> Stadt<br />

Norden, mehreren Gemeinden und<br />

dem Tierheim Hage wird voraussichtlich<br />

bis in den Spätherbst laufen.<br />

"Durch den Neubau", sagt Ursula Sottmeier,<br />

"haben wir dann auch die Möglichkeit,<br />

Hunde und Katzen in Pension<br />

zu nehmen." Dieses häufig nachgefragte<br />

Angebot richtet sich beson<strong>der</strong>s<br />

an Menschen, die sich aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen - Krankheit,<br />

Rehabilitation, Umzug, Urlaub etc. - für<br />

eine begrenzte Zeit nicht um ihre <strong>Tiere</strong><br />

kümmern können.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

25


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

26<br />

TH HAGE<br />

Während die vierbeinigen Pensionsgäste in <strong>der</strong> Regel nur wenige<br />

Wochen o<strong>der</strong> gar Tage bleiben, gibt es auch die an<strong>der</strong>en,<br />

die das Tierheim voraussichtlich nicht mehr verlassen<br />

werden. Dazu gehören die schwer vermittelbaren, weil kaum<br />

berechenbaren Hunde, wie die Schäferhündin Tammy,<br />

Schnauzer-Schäferhundmix Berber o<strong>der</strong> die hochbetagten<br />

Spürnasen rechts im Bild.<br />

Der 18 Jahre alte Terriermischling und seine elfjährige Pudelmix-Partnerin<br />

verloren ihr Zuhause, nachdem ihre Besitzerin<br />

einen Schlaganfall erlitten hatte. So wie es <strong>der</strong>zeit aussieht,<br />

wird die alte Dame ihre Hunde nicht mehr versorgen<br />

können. Hündin und Rüde sind in keinem beson<strong>der</strong>s guten<br />

Zustand: Beide <strong>Tiere</strong> haben ein sehr schlechtes Gebiss mit<br />

fauligen bzw. fehlenden Zähnen, hören kaum noch und <strong>der</strong><br />

Terriermix ist darüber hinaus fast vollständig erblindet.<br />

Laut Aussage des amtlichen Betreuers steht kein Geld für die<br />

Versorgung <strong>der</strong> Hunde zur Verfügung, so dass - wie stets in<br />

solchen Fällen - das Tierheim vermutlich für alle entstehenden<br />

Kosten aufkommen muss.<br />

Nach Rücksprache beim Leiter des Sozialamtes Norden ist im<br />

Gesetz kein Passus zu finden, <strong>der</strong> regelt, was mit den <strong>Tiere</strong>n<br />

von Bedürftigen geschehen soll, wenn sie sich nicht mehr<br />

selbst um ihre <strong>Tiere</strong> kümmern können.<br />

Das Tierheim Hage sagt Danke!<br />

Als im Sommer vor zwei Jahren <strong>der</strong> Orkan<br />

innerhalb von Sekunden das Tierheimgelände<br />

wie ein Spielzeughäuschen<br />

beutelte, kein Baum und keine<br />

Dorit Benninghaus<br />

Hütte seiner Wucht wie<strong>der</strong>stand, konnten<br />

sich die verzweifelten Geschäftsstellenleiter<br />

Ursula Sottmeier und Dieter<br />

Kuhn inmitten <strong>der</strong> Zerstörung auf<br />

eines verlassen: ihre Mannschaft vom<br />

Tierheim. Die Mitarbeiter verzichteten<br />

sofort auf ihren Urlaub, um aktiv an <strong>der</strong><br />

Beseitigung <strong>der</strong> Schäden mitzuarbei-<br />

Die Mitarbeiter des Tierheims<br />

ten. Alle arbeiteten Hand in Hand und<br />

sind im Laufe <strong>der</strong> Jahre ein eingeschweißtes<br />

Team geworden.<br />

Dazu gehört auch Dorit Benninghaus.<br />

Sie organisiert ehrenamtlich<br />

die in <strong>der</strong> Region beliebte Sozialsprechstunde,<br />

die das Tierheim 2007<br />

für sozial schwächere Tierbesitzer<br />

eingeführt hatte.<br />

"Auch allen Ehrenamtlichen, die<br />

uns bei den Aktionen wie<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür,<br />

Präsentieren des<br />

Tierheims auf<br />

Veranstaltungen<br />

und<br />

Märkten,<br />

Gassigehen<br />

mit<br />

den<br />

Tierheimhunden<br />

Bitte unterstützen Sie mit einer Spende die oftmals<br />

sehr teure medizinische Betreuung unserer<br />

Schützlinge o<strong>der</strong> die notwendige Erweiterung des<br />

Katzen- und Hundetrakts. Gleichfalls freut sich<br />

das Tierheim-Team über tatkräftige, handwerkliche<br />

Unterstützung bei den anstehenden Arbeiten<br />

- und natürlich über Ihr Interesse an den Tierheimschützlingen,<br />

die alle auf ein schönes Zuhause<br />

warten.<br />

Text: <strong>Claudia</strong> Lotz<br />

Fotos: Ursula Sottmeier<br />

und Betreuung <strong>der</strong> Bücherstube im<br />

Tierheim unterstützen, möchte ich ganz<br />

herzlich für ihr Engagement danken",<br />

sagt Dieter Kuhn und seine Frau ergänzt:<br />

"Das gilt auch für Ursula Karge,<br />

die uns seit vielen Jahren mit dem Erlös<br />

aus dem Verkauf ihrer wun<strong>der</strong>vollen<br />

Kunstpostkarten hilft."


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

27


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

28<br />

In diesem Januar spitzte sich die Situation auf <strong>der</strong> Kleintierstation<br />

im Tierheim Wau-Mau-Insel dramatisch zu: Insgesamt wurden<br />

130 Kleintiere aufgenommen, darunter 66 Goldhamster aus<br />

einer Sicherstellung, 15 ausgesetzte Wüstenrennmäuse, fünf Degus<br />

und fünf Zwerghamster, lei<strong>der</strong> allesamt ohne Geschlechtertrennung<br />

und darunter etliche trächtige Weibchen …<br />

Sicherstellungen gehen ohne zeitlichen<br />

Vorlauf vonstatten. Wenn wir Glück haben,<br />

wird Tierheimleiter Karsten Plücker<br />

am Tag <strong>der</strong> Sicherstellung im Vorfeld<br />

informiert, dass eine Aktion seitens des<br />

Veterinäramtes ansteht. Dennoch kann<br />

man sich nicht im Detail darauf vorbereiten,<br />

da die Veterinärbehörde in <strong>der</strong><br />

Regel selbst nicht weiß, was genau sie<br />

vor Ort erwartet. Im schlechtesten Fall<br />

erhalten wir einen Anruf auf dem Not-<br />

Telefon mit <strong>der</strong> Bitte um sofortige Hilfestellung,<br />

das heißt, <strong>der</strong> Amtstierarzt<br />

und seine Mitarbeiter sind schon vor<br />

Ort und benötigen die Hilfe <strong>der</strong> Tier-<br />

schützer.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t seitens<br />

des Tierheims<br />

viel Flexibilität und<br />

beginnt mit <strong>der</strong><br />

Bereitstellung von<br />

Transportboxen: Ein<br />

Tierheimmitarbeiter<br />

muss sofort seine<br />

Arbeit liegen lassen,<br />

zu dem Einsatzort<br />

fahren und vor Ort Amtshilfe leisten.<br />

Für das Veterinäramt ist die Arbeit mit<br />

<strong>der</strong> Sicherstellung - bis auf den Papierkram<br />

- weitestgehend beendet, wohin<strong>gegen</strong><br />

sie für das Tierheim jetzt erst<br />

richtig anfängt: Um welche Tierart handelt<br />

es sich, wie viele <strong>Tiere</strong> sind es insgesamt,<br />

welches Geschlecht haben die<br />

<strong>Tiere</strong>? … und dies ist erst die Vorbereitung.<br />

GSt u. TH "Wau-Mau-Insel"<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Leiterin (GSt): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse,<br />

BLZ 520 503 53,<br />

Konto 70 700<br />

Sisyphusar<br />

Es müssen Käfige aufgebaut und eingerichtet<br />

werden, die <strong>Tiere</strong> müssen einen<br />

ersten Medizincheck über sich ergehen<br />

lassen, denn neben <strong>der</strong><br />

Geschlechterbestimmung ist es vor allem<br />

wichtig, in welchem Gesundheitszustand<br />

sie sich befinden. Häufig hat<br />

bis zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei tierärztliche<br />

Versorgung stattgefunden, die<br />

<strong>Tiere</strong> sind unterernährt, weisen Bissverletzungen<br />

auf o<strong>der</strong> leiden beispielsweise<br />

unter Milbenbefall. Und dies<br />

muss alles dokumentiert werden. Keine<br />

leichte Aufgabe für die Tierheimmitarbeiter,<br />

denn die sichergestellten <strong>Tiere</strong><br />

www.wau-mau-insel.de<br />

kommen zu dem<br />

bereits vorhandenen<br />

Tierbestand<br />

hinzu.<br />

Dorothee Schmidt<br />

arbeitet schon seit<br />

vielen Jahren im<br />

Tierheim Wau-<br />

Mau-Insel. Die Leiterin<br />

<strong>der</strong> Kleintierstation<br />

erklärt, wie<br />

sich das Team auf eine angekündigte<br />

Sicherstellung und die damit verbundene<br />

Aufnahme einer größeren Zahl<br />

von <strong>Tiere</strong>n vorbereitet.<br />

RdT: Wenn das Telefon klingelt und das<br />

Veterinäramt eine Sicherstellung mit einer<br />

größeren Anzahl von <strong>Tiere</strong>n ankündigt<br />

- was geht Ihnen in diesem Moment<br />

durch den Kopf?<br />

Dorothee Schmidt: Zuerst werden<br />

Überlegungen angestellt, wo man die<br />

<strong>Tiere</strong> noch unterbringen soll, denn in<br />

<strong>der</strong> Regel ist unsere Kleintierstation voll<br />

belegt. Dann müssen wir Käfige und<br />

Einrichtungs<strong>gegen</strong>stände organisieren<br />

und vorbereiten. Da wir für die Aufnahme<br />

von 50 o<strong>der</strong> mehr <strong>Tiere</strong>n nicht<br />

ausgestattet sind und wir nur geringfügige<br />

Lagerkapazitäten haben, müssen<br />

wir häufig improvisieren.<br />

Also muss beispielsweise <strong>der</strong> Vogelkäfig<br />

o<strong>der</strong> das Terrarium als Hamstergehege<br />

umgebaut werden. Dann schauen<br />

wir, an welchem Standort die Käfige<br />

aufgestellt werden können, ohne dass<br />

die <strong>Tiere</strong> allzu viel Stress haben. In <strong>der</strong><br />

Regel müssen wir in den Gängen<br />

Klapptische aufstellen o<strong>der</strong> auch ein<br />

Katzenzimmer zum Kleintierraum umgestalten.<br />

Hier ist Fantasie gefragt, und<br />

es for<strong>der</strong>t uns immer wie<strong>der</strong> aufs Neue<br />

heraus.<br />

Aus Erfahrung weiß man natürlich auch<br />

um den in <strong>der</strong> Regel schlechten Gesundheitszustand<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>. Also muss<br />

dann auch gleich unser Tierarzt informiert<br />

werden, damit eine Notfallversorgung<br />

sichergestellt ist.<br />

Da die Aufnahme einer größeren Tieranzahl<br />

natürlich sehr zeitintensiv<br />

ist und dann meist bis in die Nacht<br />

dauert, muss man natürlich auch<br />

privat alles umorganisieren.<br />

RdT: Sicherstellungen gehören<br />

(lei<strong>der</strong>) zum ‚Alltagsgeschäft' eines<br />

Wau-Mau-Bewohner Chinchilla (oben),<br />

Kaninchen, Wüstenrennmaus und Degu<br />

bei


Tierheims. In <strong>der</strong> Regel kommen ein bis zwei <strong>Tiere</strong>, das ist ‚normal'.<br />

Aber gerade im Kleintierbereich kommt es immer wie<strong>der</strong><br />

vor, dass es sich um eine zwei-bis dreistellige Anzahl von <strong>Tiere</strong>n<br />

handelt. Hat sich diesbezüglich in den letzten Jahren etwas<br />

geän<strong>der</strong>t? Was war <strong>der</strong> dramatischste Fall? Was sind das<br />

für Menschen und Schicksale, die in <strong>der</strong> Regel hinter solchen<br />

Sicherstellungen stehen?<br />

Dorothee Schmidt: Lei<strong>der</strong> hat sich die Anzahl <strong>der</strong> aufgenommen<br />

Kleintiere in den letzten zehn Jahren verzehnfacht.<br />

Auch bei den Sicherstellungen haben die Zahlen drastisch zugenommen.<br />

In den letzten Jahren haben wir ca. 2 Mal pro<br />

Jahr Sicherstellungen gehabt, bei denen die Anzahl <strong>der</strong> aufzunehmenden<br />

<strong>Tiere</strong> zwischen 50 - 300 <strong>Tiere</strong>n lag.<br />

Der schlimmste Fall war mit Sicherheit die Aufnahme von 308<br />

Meerschweinchen aus einer Animal Hoarding-Haltung. In<br />

den meisten Fällen handelt es sich um so genannte "Tiermessies",<br />

also um Menschen, die immer mehr <strong>Tiere</strong> sammeln<br />

und dann völlig den Überblick verlieren.<br />

RdT: Die Arbeit gleicht manchmal <strong>der</strong> des Sisyphus', d.h. man<br />

arbeitet bis an die eigenen körperlichen, aber auch finanziellen<br />

und platztechnischen Grenzen, oftmals auch darüber hinaus,<br />

und wenn man gerade einen Fall falsch verstandener<br />

Tierliebe aufgearbeitet hat, klingelt erneut das Telefon… wie<br />

motivieren Sie sich jeden Tag aufs Neue?<br />

Dorothee Schmidt: Motivation sind natürlich in erster Linie<br />

die <strong>Tiere</strong>. Wenn man durch seine Arbeit den <strong>Tiere</strong>n helfen<br />

kann und sieht, wie sie gesund werden und Lebensfreude<br />

entwickeln, ist das natürlich Motivation pur.<br />

Glücklicherweise trifft man bei <strong>der</strong> Vermittlung auch immer<br />

wie<strong>der</strong> tolle Menschen, die ein Tier adoptieren und ihm ein<br />

schönes Zuhause schenken. Auch das belohnt und motiviert<br />

für die geleistete Arbeit. Ebenso die vielen Menschen, die uns<br />

mit Geld- und Sachspenden helfen und auch moralisch eine<br />

große Stütze sind. Im Fall <strong>der</strong> 66 Goldhamster haben wir unzählige<br />

Näpfe, Häuser, Futter und Einstreu erhalten, und viele<br />

Menschen haben Anteil genommen an dem Tierschicksal.<br />

Und wenn ein zwölfjähriges Mädchen vorbei kommt und von<br />

ihrem Taschengeld zwei Näpfe für die in Not geratenen <strong>Tiere</strong><br />

kauft, dann sind auch wir sehr gerührt...<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

beit<br />

Kaninchen, Meerschweinchen & Co<br />

ODER: DER GANZ NORMALE WAHNSINN IM TIERHEIM!<br />

RdT: Wie könnte man die Situation in den Griff bekommen?<br />

Würde beispielsweise die Besteuerung des Verkaufs von Kleintieren<br />

Sinn machen?<br />

Dorothee Schmidt: Das Hauptproblem bei den Kleintieren<br />

ist, dass man diese <strong>Tiere</strong> überall günstig und ohne fachlich<br />

gute Beratung kaufen kann. Das führt lei<strong>der</strong> häufig zu<br />

unüberlegten Spontankäufen. Ein weiteres Problem sind auch<br />

falsche Geschlechterbestimmungen seitens <strong>der</strong> Händler. Der<br />

unerwünschte Nachwuchs wird dann bei uns im Tierheim abgegeben.<br />

Von daher wäre natürlich eine Besteuerung von Tierverkäufen<br />

ein richtiger Ansatzpunkt, denn bei einem höheren Anschaffungspreis<br />

würden die Tierkäufer die Anschaffung im<br />

Vorfeld besser überdenken, und für viele unseriöse Händler<br />

wäre das Geschäft dann nicht mehr lukrativ genug.<br />

Die Steuereinnahmen könnten die Kommunen dann übrigens<br />

sinnvoll nutzen und den Tierschutz zu unterstützen, denn<br />

dort landet ja eine Vielzahl dieser unerwünschten <strong>Tiere</strong> letztendlich.<br />

RdT: Eine Kleintier-Fee kommt im Tierheim vorbei und teilt Ihnen<br />

mit, dass Sie drei Wünsche für Ihre Arbeit frei haben…wie<br />

würden diese lauten?<br />

Dorothee Schmidt:<br />

1. Mehr Sachkunde <strong>der</strong> Halter, denn viele Halter von Kleintieren<br />

fügen ihren <strong>Tiere</strong>n allein aus mangeln<strong>der</strong> Sachkunde<br />

erhebliche Leiden und Schmerzen zu.<br />

2. Mehr Sachkunde <strong>der</strong> Tierhändler. Es kann nicht sein, dass<br />

zum Beispiel in Baumärkten <strong>Tiere</strong> von Mitarbeitern ohne Ausbildung<br />

und Sachkunde im Tierpflegebereich gehalten und<br />

verkauft werden.<br />

3. Mehr Menschen, die Kleintiere aus dem Tierschutz adoptieren.<br />

Es gibt mittlerweile fast alle Tierarten in Tierheimen<br />

und Nothilf<strong>ev</strong>ereinen, und ich kann nur vor <strong>der</strong> Anschaffung<br />

eines <strong>Tiere</strong>s an alle Menschen appellieren, zuerst im Tierschutz<br />

nach einem passenden Begleiter zu suchen.<br />

Text und Fotos: <strong>Claudia</strong> Bioly<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

29


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

30<br />

Belustigung<br />

auf Kosten<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

Auf <strong>der</strong> Wiese ist ein Pacours aufgebaut. Doch die Hin<strong>der</strong>nisse sind<br />

selbst für Ponys zu klein - sie sollen von angeleinten Kaninchen übersprungen<br />

werden, neben denen ihre Besitzer, meist Kin<strong>der</strong>, laufen.<br />

Diese artwidrige Beschäftigung mit dem Fluchttier Kaninchen kommt<br />

aus Schweden und wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland<br />

begeistert aufgegriffen. Warum Kaninhop kein "Sport" ist, son<strong>der</strong>n eine<br />

seelische, nervliche und körperliche Höchstbelastung für die <strong>Tiere</strong>,<br />

erklärt Thomas Schürzeberg.<br />

Seit 1995 beschäftigt er sich privat intensiv<br />

mit <strong>der</strong> Verhaltensbeobachtung<br />

von Wildkaninchen und Heimkaninchen.<br />

Neben seinem Beruf arbeitet <strong>der</strong><br />

Bremer seit drei Jahren ehrenamtlich<br />

im Tierheim Arche Noah in <strong>der</strong> Kaninchenversorgung.<br />

Er führt Vermittlungsgespräche,<br />

berät zur Vergesellschaftung<br />

bzw. führt diese durch und hat sich<br />

ein umfangreiches Wissen über die<br />

kleinen <strong>Tiere</strong> mit den großen Ansprüchen<br />

angeeignet.<br />

Thomas Schürzeberg hält in einem<br />

strukturierten Freigehege mehrere<br />

Schützlinge aus dem Tierschutz, betreut<br />

seit 2001 die informative Homepage<br />

www.kanincheninfo.eu und hält Vorträge<br />

über Verhalten, Ernährung und Vergesellschaftung.<br />

"Kaninchen", sagt Thomas<br />

Schürzenberg bedauernd, "stehen<br />

an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Tierarten, denen<br />

kaum die elementarsten Grundbedürfnisse<br />

zugestanden werden."<br />

Kaninhop - kein Sport,<br />

son<strong>der</strong>n Tierleid pur!<br />

Beim Kaninhop wird ein Hin<strong>der</strong>nisparcours<br />

aufgebaut, über den ein Kaninchen<br />

an einer Leine geführt wird. Der<br />

Halter, dessen Kaninchen seine Strecke<br />

in <strong>der</strong> kürzesten Zeit bei geringster Fehlerzahl<br />

bewältigt, ist <strong>der</strong> Gewinner.<br />

Kennen Sie<br />

“Kaninhop?”<br />

Ursprünglich in Schweden von Kaninchenzüchtern<br />

erfunden, haben<br />

zwischenzeitlich auch deutsche Züchter<br />

Kaninhop als Möglichkeit aufgegriffen,<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche an ihr überaltertes<br />

Hobby "Zucht" heranzuführen. So<br />

findet Kaninhop auch in Deutschland<br />

eine immer weitere Verbreitung, scheint<br />

doch diese "Sportart" oberflächlich betrachtet<br />

dem natürlichen Bewegungsund<br />

Spielbedürfnis <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ent<strong>gegen</strong>zukommen<br />

und verspricht daher Spaß<br />

für Mensch und Tier.<br />

Zwischenzeitlich gibt es in fast jedem<br />

kleineren Ort Kaninhopvereine und<br />

Wettbewerbe. Selbst in ansonsten seriösen<br />

Tiersendungen wird dieser Sport<br />

in einem positiven Licht dargestellt.<br />

Blickt man jedoch mit den Augen eines<br />

Biologen hinter die Fassade dieses<br />

bunten Treibens, wird schnell deutlich,<br />

dass Kaninhop keinesfalls den Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> gerecht wird, son<strong>der</strong>n<br />

die Kaninchen zum Zwecke <strong>der</strong> Unterhaltung<br />

für eine so genannte "Sportart"<br />

missbraucht werden, bei <strong>der</strong> schwere<br />

bis tödliche Verletzungen keine Seltenheit<br />

sind.<br />

Lebensweise<br />

<strong>der</strong> Wildkaninchen<br />

Wie bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Tierart auch,<br />

sollte<br />

man<br />

sich bei<br />

<strong>der</strong> Haltung<br />

von Kaninchen<br />

an<br />

<strong>der</strong>en<br />

natürlicher<br />

Lebensweise<br />

orientieren.<br />

Wildkaninchen b<strong>ev</strong>orzugen als Lebensraum<br />

offenes Gelände mit leicht begrabbarem<br />

Boden. Dort legen sie<br />

unterirdische Baue an. Die Baue können<br />

bis zu drei Meter tief in die Erdoberfläche<br />

ragen und eine Länge von 45<br />

Metern besitzen. Vorwiegend werden<br />

sie in den Morgen- und Abendstunden<br />

verlassen. Als Gruppentiere leben Kaninchen<br />

in hierarchisch organisierten,<br />

r<strong>ev</strong>iertreuen Familienverbänden. Mehrere<br />

Familien wie<strong>der</strong>um schließen sich<br />

zu Kolonien zusammen. Sie leben in<br />

Verbänden von bis zu hun<strong>der</strong>t <strong>Tiere</strong>n.


Als ursprüngliche Steppenbewohner ernähren<br />

sich Kaninchen ausschließlich<br />

von grob strukturierter Nahrung.<br />

Dazu gehören primär Gräser und Kräuter,<br />

Baumrinde, Zweige und Blätter und -<br />

wenn sie diese erreichen - auch Gemüsepflanzen.<br />

Als potenzielle Beutetiere vieler Bodenund<br />

Luftfeinde leben Kaninchen stets in<br />

höchster Anspannung und Aufmerksamkeit<br />

ihrer Umgebung <strong>gegen</strong>über. Bei Gefahr<br />

nutzen sie ihre sicheren, schnell erreichbaren<br />

Unterschlupfe und Baue.<br />

Kaninchen sind reine Fluchttiere, entsprechend<br />

ist ihr Feindverhalten auf Sichern<br />

und permanente Fluchtbereitschaft<br />

ausgerichtet. Ist <strong>der</strong> Bau nicht erreichbar,<br />

wird ein Versteck zum Verkriechen aufgesucht.<br />

Hierbei wird eine angespannte<br />

Haltung eingenommen,<br />

die<br />

einen abrupten<br />

Sprung<br />

ermöglicht.<br />

Der Kopf ist<br />

dabei an den<br />

Körper gezogen,<br />

beide<br />

Ohren sind an<br />

den Kopf angelegt.Entsprechend<br />

reagieren<br />

die meisten <strong>Tiere</strong><br />

beim Umgang -<br />

Einfangen, Festhalten,<br />

Hochheben - mit<br />

explosiven Starts, starker<br />

Abwehr und teilweise<br />

panischer Angst bis zum Schock.<br />

Man spricht in diesem Zusammenhang<br />

auch vom Beutegreifeffekt.<br />

Anatomische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten<br />

Als Flucht- und Beutetiere<br />

reagieren Kaninchen mit einer starken<br />

emotionalen Alarmreaktion, wenn<br />

sie mit für sie unbekannten Gerüchen,<br />

Geräuschen, frem<strong>der</strong> Umgebung konfrontiert<br />

werden o<strong>der</strong> an ihnen manipuliert<br />

wird. Diese Alarmreaktion wird von<br />

einer Katecholaminausschüttung, einer<br />

starken Erhöhung <strong>der</strong> Atemfrequenz und<br />

einem Zusammenziehen <strong>der</strong> peripheren<br />

Gefäße begleitet.<br />

Als typisches Beutetier sind Kaninchen<br />

stets fluchtbereit, und man muss immer<br />

auf Abwehrreaktionen gefasst sein. Diese<br />

Abwehrreaktionen können zu einer<br />

Verletzung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> führen. Unter an<strong>der</strong>em<br />

neigen sie zu einem heftigen Ausschlagen<br />

mit den Hinterpfoten. Da das<br />

Skelett des Kaninchens nur 8 % <strong>der</strong> Gesamtkörpermasse<br />

beträgt, ist es extrem<br />

anfällig für Knochenbrüche, Verrenkungen<br />

und Wirbelsäulenverletzungen, die<br />

nicht selten zum Tod führen.<br />

Die hohe Stressempfindlichkeit resultiert<br />

aus anatomischen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

Tierart. Herz und Lunge des Kaninchens<br />

besitzen ein sehr geringes relatives Gewicht,<br />

welches beim Hauskaninchen im<br />

Vergleich zu Wildkaninchen noch gesenkt<br />

ist. In Stresssituationen kommt es<br />

daher leicht zu Kreislaufversagen. Das<br />

Kaninchen neigt zusätzlich zu hoher Katecholaminausschüttung<br />

bei allen ungewohnten<br />

Maßnahmen, was zu Herzrhythmusstörung,<br />

extrem schnellem<br />

Herzschlag und schließlich zum plötzlichen<br />

Tod führen kann.<br />

Die letzten Rippen des Kaninchens enden<br />

www.kanincheninfo.eu<br />

GSt u. TH "Arche Noah"<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Leiterin (GSt): Anke Mory<br />

Tel. (0152) 33 51 32 16<br />

Leiter (TH): Stefan Kirchhoff<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke,<br />

BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57<br />

ww.tierheim-arche-noah.de<br />

TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />

TH ARCHE N OAH<br />

frei als Fleischrippe und sind<br />

nicht durch eine Knorpelbrücke<br />

mit dem Brustbein verbunden.<br />

Dadurch können durch<br />

Druck <strong>der</strong> Leine Kompressionsschäden<br />

im Lungen- und Leberbereich verursacht<br />

werden. Auch Wirbelsäulenverletzungen<br />

sind beim Kaninchen keine Seltenheit.<br />

Brüche und Verschiebungen <strong>der</strong> Wirbel<br />

treten fast immer im Bereich <strong>der</strong> Lendenwirbelsäule<br />

o<strong>der</strong> am Übergang <strong>der</strong><br />

Brust- zur Lendenwirbelsäule auf. Oft ist<br />

eine Durchtrennung des Rückenmarks<br />

die Folge. Durch heftige Abwehrreaktionen<br />

o<strong>der</strong> Stürze kann es aber auch zu<br />

Rückenmarkverletzungen (Blutungen,<br />

Quetschungen, Ödeme) kommen, ohne<br />

das röntgenologische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Wirbelsäule nachweisbar sind.<br />

Eine Leine ist für<br />

ein Kaninchen daher<br />

keineswegs tiergerecht,<br />

son<strong>der</strong>n birgt ein erhebliches<br />

Verletzungsrisiko!<br />

Aber nicht nur das Zwingen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

zum Tragen einer Leine, auch die Form<br />

und das Umfeld <strong>der</strong> Veranstaltungen sowie<br />

<strong>der</strong> Transport über eine oft weite<br />

Strecke und die lange Verweildauer in<br />

den Transportbehältnissen bedeuten erheblichen<br />

Stress für die <strong>Tiere</strong>.<br />

Kaninchen gehören im Gegensatz zum<br />

Hund zu den Flucht- und Beutetieren. Sie<br />

reagieren bereits auf geringfügige Unstimmigkeiten<br />

im gewohnten Milieu mit<br />

Flucht, und bereits während des Transports<br />

zu diesen Veranstaltungen verursachen<br />

laute Geräusche wie Straßen- und<br />

Motorenlärm Angstzustände. Dies wird<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

31


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

32<br />

TH ARCHE N OAH<br />

durch den Geräuschpegel und die vielen fremden Gerüche<br />

auf den Veranstaltungen weiter verstärkt.<br />

Die Hörempfindlichkeit von Kaninchen bewegt sich zwischen<br />

100 und 50.000 Hz. Durch synchrones Heben und Senken<br />

<strong>der</strong> beweglichen Nasenfalten (Nasenblinzeln) bezieht das<br />

Kaninchen permanent Informationen über seine Umgebung,<br />

Feinde o<strong>der</strong> Artgenossen. Das hohe Maß an Orientierung<br />

über Gerüche irritiert sie in gleichem Maße wie ungewohnte<br />

akustische Wahrnehmungen.<br />

Der Verlust <strong>der</strong> gewohnten Umgebung und des sozialen Umfeldes<br />

stellt für die <strong>Tiere</strong> ebenfalls eine beträchtliche emotionale<br />

Belastung dar. Hinzu kommt das Zusammentreffen mit<br />

an<strong>der</strong>en Artgenossen und Menschen, das zusätzlichen Stress<br />

verursacht.<br />

Kaninchen vertragen niedrige Temperaturen besser als Hitze,<br />

die optimale Umgebungstemperatur liegt bei ca. 18°C.<br />

Sie besitzen keine thermoregulatorisch tätigen Schweißdrüsen,<br />

ihre Wärmeregulation findet über die Ohren und respiratorische<br />

Wasserabgabe statt. Temperaturen über 25°C sind<br />

daher bereits bedrohlich, Temperaturen über 30°C können<br />

zu Hitzestress mit <strong>ev</strong>entueller Todesfolge führen. Da die <strong>Tiere</strong><br />

oft über lange Strecken transportiert werden und auch<br />

während des Wettkampfes lange in ihren Transportboxen<br />

verbleiben, besteht auch hier ein erhebliches Risiko.<br />

Kaninchen sind dämmerungs- und nachtaktiv, entsprechend<br />

fehlt ihnen die Fähigkeit, ihre Pupillen zu verengen. So hat es<br />

die beste Sicht bei Dämmerung, während es durch grelles<br />

Licht irritiert wird.<br />

Schon <strong>der</strong> Transport zu den Veranstaltungen und das lange<br />

Verbleiben in den Transportbehältnissen bedeuten für die <strong>Tiere</strong><br />

erheblichen und vermeidbaren Stress. Die Fahrt in einer<br />

sich bewegenden Umgebung und in einem geschlossenen<br />

Behältnis ohne Orientierungsmöglichkeit, herabgemin<strong>der</strong>te<br />

Beweglichkeit und Platzmangel, kann zu Angstzuständen und<br />

panischen Reaktionen führen und stellt zusätzliche Stressoren<br />

dar. Es mag durchaus sein, dass ein gesundes, seuchenfreies<br />

Tier eher den Belastungen des Transportes und einer solchen<br />

Veranstaltung standhält, als ein von Beginn an krankes Tier.<br />

Aber gerade bei Kaninchen kann eine subklinische Erkrankung<br />

niemals ausgeschlossen werden, und Stress kann eine<br />

solche Infektion unter Umständen zum Ausbruch bringen.<br />

2011: 7000 EURO FÜR DIE ARCHE NOAH<br />

IN STUHR/BRINKUM<br />

Das 4. Sommerfestival auf Gut Varrel, dessen Erlös<br />

<strong>der</strong> Veranstalter "a heart for Stuhr" dem Tierheim Arche<br />

Noah und "Release" zur Verfügung stellen wollte,<br />

hat 14.000 Euro eingespielt. Das Tierheim und<br />

<strong>der</strong> Verein für Suchtprävention freuten sich gewaltig<br />

über die große Spende und können sie beide sehr gut<br />

brauchen. 900 Euro kostet eine Box für die Katzenquarantäne,<br />

von denen das Tierheim Arche Noah<br />

nun mehrere erwerben konnte. Herzlichen Dank an<br />

dieser Stelle noch einmal für die großartige Hilfe!<br />

Fazit<br />

Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist ambivalent. <strong>Tiere</strong><br />

sind für den Menschen überwiegend Nutztiere, jedoch entwickeln<br />

Menschen auch oftmals ein inniges Verhältnis zu bestimmten<br />

<strong>Tiere</strong>n. Häufig ist es jedoch anthropozentrischer<br />

Natur; eine große Gefahr<br />

besteht dabei in<br />

<strong>der</strong> Projektion menschlicher<br />

Bedürfnisse und<br />

Befindlichkeiten auf die<br />

<strong>Tiere</strong>, da sich trotz vieler<br />

Gemeinsamkeiten die<br />

Bedürfnisse von Menschen<br />

und <strong>Tiere</strong>n erheblich<br />

unterscheiden.<br />

Verstärkt werden diese<br />

Projektionen vielfach<br />

durch <strong>Tiere</strong>, die dem<br />

Lorenzschen Kindchenschema<br />

entsprechen.<br />

Spannend: Wie leben <strong>Tiere</strong><br />

artgerecht?<br />

Gerade die Vermenschlichung von <strong>Tiere</strong>n, gepaart mit mangeln<strong>der</strong><br />

Tierkenntnis, führt im Bereich <strong>der</strong> Heimtierhaltung<br />

aber nicht nur zu vermeidbaren Fütterungs- und Haltungsfehlern,<br />

son<strong>der</strong>n häufig zu lebenslangem Leid und Schmerz<br />

für die betroffenen <strong>Tiere</strong>.<br />

Bei keiner an<strong>der</strong>en Tierart werden selbst die elementarsten<br />

Grundbedürfnisse so sehr missachtet wie beim Kaninchen. So<br />

werden gerade diese <strong>Tiere</strong> in völliger Missachtung ihrer Eigenschaft<br />

als Flucht- und Beutetier immer noch als billiges<br />

und williges Kin<strong>der</strong>spielzeug missbraucht, was durch Züchter,<br />

kommerziellen Tierhandel und Futtermittelindustrie noch<br />

bewusst forciert wird.<br />

De facto ist Kaninhop Tierquälerei!<br />

Weiterführende Informationen zur artgerechten Haltung von<br />

Kaninchen finden Sie unter www.kanincheninfo.eu,<br />

www.bunnyhilfe.de und www.tierheim-arche-noah.de.


Vergesellschaftung<br />

von Meerschweinchen<br />

Die ideale Meerschweinchen-Haltung geht von einem kastrierten<br />

Böckchen und mehreren Weibchen aus - zu Lasten <strong>der</strong> männlichen<br />

<strong>Tiere</strong>. Denn so haben im Verhältnis die Männchen eine weitaus geringere<br />

Chance ein neues Zuhause zu finden als Weibchen. Gundula<br />

Ort, langjährige Liebhaberin von Meerschweinchen, über das<br />

Problem <strong>der</strong> "überschüssigen" Böckchen.<br />

Zum Glück für Meerschweinchen hat es<br />

sich inzwischen herumgesprochen,<br />

dass sie zumindest zu zweit gehalten<br />

werden müssen, um ein artgerechtes,<br />

glückliches Leben zu führen. In <strong>der</strong><br />

Schweiz ist die Einzelhaltung sogar ausdrücklich<br />

verboten. Dies führte dort zur<br />

Einführung von "Miet-Nagern" (siehe<br />

Artikel" Rent a Meerschwein" auf www.<br />

spiegel.de/panorama/gesellschaft/<br />

0,1518,druck-785853,00.html), damit<br />

kein Meerschweinchen allein bleiben<br />

muss, wenn die Halter nach dem Tod<br />

des Überlebenden die Meerschweinchenhaltung<br />

nicht fortsetzen wollen.<br />

Meerschweinchen leben aber am liebsten<br />

nicht nur zu zweit, son<strong>der</strong>n in einer<br />

größeren Gruppe. Da aber ohne Probleme<br />

in <strong>der</strong> Regel nur ein Böckchen in<br />

einer Gruppe mit Weibchen gehalten<br />

werden kann, führt diese Idealhaltung<br />

zu einem "Überschuss" an Böckchen in<br />

Tierheimen und Tierhandlungen, weil<br />

im Durchschnitt etwa gleichviel männliche<br />

und weibliche Schweinchen geboren<br />

werden.<br />

Zwar gelingt es bisweilen, mehrere -<br />

möglichst kastrierte - Böckchen zu-<br />

DEICKEN & ENGELS HILFT TIEREN<br />

Großzügige Spende<br />

für Tierheim Arche Noah!<br />

Im vergangenen Jahr hatte sich die Firmenleitung<br />

von Deicken & Engels entschieden, auf die<br />

Weihnachtsgeschenke für ihre Kunden zu verzichten<br />

und dafür an gemeinnützige Organisationen<br />

zu spenden.<br />

Schon 2010 unterstützte die Maschinenfabrik mit<br />

Sitz in Brinkum das Kin<strong>der</strong>hospiz Löwenherz,<br />

2011 wurde das Tierheim Arche Noah bedacht.<br />

Wir bedanken uns herzlich für die große Spende.<br />

sammen zu halten, wenn sie von Anfang<br />

an ein solches Zusammenleben<br />

gewöhnt sind und keinerlei Kontakt zu<br />

weiblichen Meerschweinchen besteht.<br />

Von manchen Meerschweinchen-Kennern<br />

wird sogar behauptet, eine solche<br />

Haltung verliefe oft konfliktfreier als reine<br />

Weibchenhaltung. Wenn es indes<br />

doch nicht gut geht, kann es zwischen<br />

Böckchen aber zu ganz erheblichen<br />

körperlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

mit schweren Verletzungen kommen.<br />

Deswegen weigern sich vereinzelt Tierschutzorganisationen,Meerschweinchen<br />

in eine reine Böckchenhaltung<br />

abzugeben.<br />

Im Interesse <strong>der</strong> überzähligen Böckchen<br />

sollte daher die Haltung nicht auf<br />

Weibchen beschränkt sein. Die Kastration<br />

<strong>der</strong> Böckchen ist inzwischen nicht<br />

risikoreicher als an<strong>der</strong>e Operationen.<br />

Ich selbst habe keine einzige negative<br />

Erfahrung damit gemacht o<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en<br />

solches gehört.<br />

Verstirbt in einem Verband das Böckchen,<br />

ist ein baldiger Ersatz auch zum<br />

Erhalt <strong>der</strong> Harmonie in <strong>der</strong> Gruppe angezeigt.<br />

Das neue Böckchen sollte man<br />

M EERSCHWEINCHEN<br />

Das Problem <strong>der</strong> "überzähligen" Böckchen<br />

Gundula Ort mit dem "langhaarigen"<br />

Lukas<br />

aus dem Tierheim o<strong>der</strong> von einer speziellenMeerschweinchen-Schutzorganisation<br />

holen, wo fast immer einsame<br />

Männchen sitzen. Der Vorteil außerdem:<br />

Das neue Böckchen ist schon kastriert<br />

und passt in <strong>der</strong> Regel altersmäßig<br />

besser zu dem o<strong>der</strong> den<br />

zurückgebliebenen Weibchen als eines<br />

aus einer Zoohandlung, wo es meist<br />

nur Jungtiere gibt.<br />

Im Übrigen ist es nach meinen Erfahrungen<br />

beim Hinzukommen eines<br />

Böckchens zu schon vorhandenen<br />

Weibchen nie zu Konflikten gekommen,<br />

während ein neues Weibchen<br />

durchaus auf Ablehnung stoßen o<strong>der</strong><br />

erhebliche Unruhe verursachen kann.<br />

Unser Böckchen Lukas, das wir nach<br />

dem Tod seines Vorgängers zu unseren<br />

drei Weibchen vom bmt übernommen<br />

haben, hat sich sofort in die Gruppe integriert.<br />

33


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

34<br />

Das lange<br />

Warten<br />

auf den<br />

Nach 12 Jahren ein Zuhause!<br />

Ca. 250 Kilometer von Göttingen entfernt liegt Dietzenbach - und in dieser<br />

hessischen Großstadt wohnt eine Frau mit einer ganz beson<strong>der</strong>en Fähigkeit.<br />

Auch die scheuesten Katzen werden bei ihr eines Tages zutraulich.<br />

"Deine Katzen", sagen ihre Freunde, "kommen nach dem Tod<br />

bestimmt nicht ins Paradies, weil sie bei dir schon eines hatten."<br />

Doch auch Katzen im irdischen Paradies sind sterblich, und als Idefix und<br />

seine drei mit ihm alt gewordenen Freunde Ende des letzten Jahres alle<br />

kurz hintereinan<strong>der</strong> verstarben, war es in dem Reihenhaus am Rande von<br />

Dietzenbach plötzlich ganz still. "So habe ich mich dann gleich an den<br />

Weihnachtstagen an den Computer gesetzt und deutschlandweit nach Katzen gesucht, die schon eine<br />

lange Zeit im Tierheim verbracht hatten", sagt die Geschäftsführerin eines Unternehmens - und stieß bei<br />

ihrer Recherche auch auf das Katzenhaus.<br />

Wie an<strong>der</strong>e Tierheime in ländlichen Regionen<br />

hat es das Katzenhaus im<br />

nie<strong>der</strong>sächsischen Göttingen bei <strong>der</strong><br />

Vermittlung von scheuen Katzen beson<strong>der</strong>s<br />

schwer. Warum?<br />

Die wenigsten Landwirte kastrieren ihre<br />

Katzen und sorgen so mit ihrer Verantwortungslosigkeit<br />

dafür, dass immer<br />

neue Kätzchen geboren werden, die<br />

wie<strong>der</strong> Nachwuchs zeugen. Wird die<br />

Population auf dem Hof zu groß, werden<br />

die Würfe getötet o<strong>der</strong> (samt Mutter)<br />

ausgesetzt. Schaffen es die "entsorgten"<br />

<strong>Tiere</strong> tatsächlich in freier Natur<br />

zu überleben, werden bzw. bleiben sie<br />

scheu und legen ihre Zurückhaltung<br />

<strong>gegen</strong>über Menschen auch dann nicht<br />

ab, wenn sie krank, verletzt, trächtig<br />

o<strong>der</strong> mit Jungen aufgefunden und ins<br />

Tierheim gebracht<br />

werden.<br />

EMILY<br />

Je nach Alter tut<br />

sich <strong>der</strong> ohne<br />

menschlichen Kontakt<br />

aufgewachsene<br />

Nachwuchs ebenfalls<br />

schwer mit<br />

Menschen, was die<br />

Vermittlungschancen<br />

im Tierheim ge-<br />

großen Tag<br />

Die scheue Emily wird zutraulich<br />

gen Null gehen lässt. Die meisten Interessenten<br />

wünschen sich zutrauliche<br />

Katzen, die sich sofort anfassen, liebkosen<br />

und zum Spiel auffor<strong>der</strong>n lassen.<br />

"Scheue Katzen", sagt die Dietzenbacherin,<br />

"sind nach meinen Erfahrungen<br />

nicht wirklich scheu. Sie brauchen einfach<br />

nur mehr Zeit, um Kontakt zum<br />

Menschen aufzunehmen." Nach 33<br />

Jahren Katzenhaltung weiß sie, dass eine<br />

vertrauensvolle Beziehung nur<br />

wachsen kann, wenn <strong>der</strong> Mensch konsequent<br />

Zurückhaltung übt und geduldig<br />

abwartet, bis das Tier von sich aus<br />

den richtigen Zeitpunkt zur Annäherung<br />

bestimmt.<br />

Und so können Emily, Lisa & Tigerlilly<br />

aus dem Katzenhaus seit dem 29.<br />

Februar nun am Vertrauensaufbau zu<br />

ihrer neuen Bezugsperson<br />

arbeiten und<br />

sicher sein, dass sie<br />

alle Zeit <strong>der</strong> Welt dabei<br />

haben werden.<br />

Eigentlich wollte die<br />

Katzenfreundin wie<strong>der</strong><br />

vier <strong>Tiere</strong>n ein<br />

schönes Zuhause<br />

schenken, doch Kater<br />

Jasper bekam Fieber<br />

und war nicht transportfähig. Lei<strong>der</strong><br />

verstarb er<br />

inzwischen.<br />

Emily, Lisa<br />

und Tigerlilly<br />

gehörten laut<br />

ihrer Tierheimrecherche<br />

zu den<br />

scheuen Katzen<br />

mit dem<br />

LISA<br />

längsten Tierheimaufenthalt in<br />

Deutschland. Zwölf Jahre lang hatte<br />

die 13jährige Emily alle Interessenten<br />

an sich vorbeiziehen lassen, sich versteckt,<br />

verkrochen o<strong>der</strong> aus angemessener<br />

Höhe furchtsam die fremden Besucher<br />

im Katzenhaus beäugt.<br />

Mit ähnlichem Verhalten hielt sich Tigerlilly<br />

zehn Jahre mögliche Besitzer<br />

vom Leib - und auch Lisa praktizierte<br />

sieben Jahre mit Erfolg ihre Abwehrstrategie.<br />

Doch bereits nach neun Tagen (!) im<br />

neuen Heim scheint Lisa als erste Katze<br />

ihre Zurückhaltung aufzugeben. Sie<br />

ließ sich ließ sich den Bauch streicheln,<br />

legte sich dabei genüsslich auf den<br />

Rücken und gab kleine hohe Laute des<br />

Wohlgefühls von sich. "Was für eine


Freude", sagt die Hessin, die<br />

nun hofft, dass die beiden an<strong>der</strong>en<br />

Katzendamen Lisas mutigem<br />

Vorstoß folgen werden.<br />

Immer wie<strong>der</strong> setzt sie sich ruhig<br />

auf den Boden, nimmt feine<br />

Leckerbissen in die Hand<br />

und wartet, dass sich ein<br />

Samtpfötchen nähert.<br />

Erst wenn Emily, Tigerlilly und<br />

Lisa auf Zuruf kommen, können<br />

sie das Haus verlassen<br />

und durch die angrenzenden<br />

Fel<strong>der</strong> streifen. "Ich muss sie<br />

Weniger paradiesisch muss<br />

SHIRA<br />

Merlins Leben verlaufen sein.<br />

Zumindest deutete sein äußeres<br />

Erscheinungsbild darauf hin, dass sich niemand um ihn<br />

gekümmert hat, wenn nicht noch schlimmer: Ihn also bewusst<br />

in einem sehr einsamen Waldgebiet aussetzte, damit er in <strong>der</strong><br />

kalten Jahreszeit den Tod finden würde.<br />

Der weiße Maine-Coon-Kater wurde als Häufchen Elend,<br />

hungrig, hustend und völlig verfilzt, in den stillen Wäl<strong>der</strong>n des<br />

Grafen Hardenberg von Reitern gefunden. In dem Waldgebiet<br />

zwischen Nordheim und Nörten Hardenberg lebt niemand,<br />

und so war es mehr als ein glücklicher Zufall, dass <strong>der</strong><br />

kranke, geschwächte Kater noch rechtzeitig entdeckt wurde.<br />

Im Katzenhaus verbringt Merlin, <strong>der</strong> sich als zutraulich und<br />

sehr menschenbezogen herausgestellt hat, nun einige Zeit<br />

in <strong>der</strong> Quarantäne, bekommt ein Antibiotikum <strong>gegen</strong> seine<br />

Bronchitis und wurde außerdem von seinem Fell befreit. Berge<br />

von weißem Filz, in das kleine Äste dicht verwoben waren,<br />

blieben auf dem Tisch des Tierarztes zurück, als er nach<br />

<strong>der</strong> Kastration auch gleich geschoren wurde. Nun steht einer<br />

glücklichen Vermittlung eigentlich nichts mehr im Weg, es sei<br />

denn, er möchte den obigen Rekord im Tierheim-Dauersitzen<br />

brechen, was ihm, so hoffen wir, nicht gelingen wird.<br />

Shiras Fenstersturz<br />

Auch Shiras Schicksal (großes Bild) hätte ein wenig Nachhilfe<br />

verdient. Als Jungkatze fiel sie aus dem Fenster <strong>der</strong> dritten<br />

Etage und verletzte sich schwer. Seit dem<br />

Unfall zog sie die Hinterbeine nach, wurde<br />

aber we<strong>der</strong> von ihrem ehemaligen<br />

Besitzer noch von <strong>der</strong> Pflegestelle, in die<br />

sie mit ihrem Katerfreund Toni wenig<br />

später umziehen musste, einem Tierarzt<br />

vorgestellt.<br />

Erst im Katzenhaus holte die Leiterin Monika<br />

Bossmann das Versäumte nach und<br />

erschrak über die Diagnose: Nach dem<br />

Merlin<br />

aus dem Wald<br />

Luttertal 79<br />

37075 Göttingen<br />

Leiterin (TH): Monika Bossmann<br />

Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover,<br />

BLZ 250 100 30,<br />

Konto 732 223 06<br />

www.katzenhaus-luttertal.de<br />

K ATZENHAUS L UTTERTAL<br />

wenigstens zweimal am Tag sehen - daher das sichere Kommen<br />

auf Zuruf -, um zu schauen, ob sie gesund und unverletzt<br />

sind und natürlich, um ihnen das Futter zu geben." So<br />

entscheiden die drei Abenteuerinnen schließlich selbst, wann<br />

ihr aufregendes Leben<br />

als Freigängerin<br />

beginnen kann.<br />

Was aber unweigerlich<br />

begonnen<br />

hat, ist ihr neues<br />

Leben, das, wie wir<br />

ja wissen, einem<br />

Paradies auf Erden<br />

gleich soll…<br />

lebensgefährlichen Sturz waren <strong>der</strong> 12. und 13. Brustwirbel<br />

verknöchert - würde die offensichtlich sehr lebenslustige und<br />

fröhliche Katze ihre Hinterläufe nie mehr benutzen können?<br />

Doch <strong>der</strong> Tierarzt machte Hoffnung. Es bestehe durchaus die<br />

Möglichkeit, dass Shira nach physiotherapeutischer Behandlung<br />

eines Tages wie<strong>der</strong> würde laufen können. Und so bekommt<br />

die kleine, kaum ein Jahr alte Patientin regelmäßig<br />

Krankengymnastik und Laserakupunktur, die ihr sehr gut tut.<br />

Übrigens ist Shira kein Einzelfall: Immer wie<strong>der</strong> kommen Katzen<br />

bei Stürzen aus dem (Kipp)-Fenster ums Leben o<strong>der</strong> verletzen<br />

sich schwer. Darum unsere Bitte: Lassen Sie niemals<br />

Katzen unbeaufsichtigt, wenn Sie Fenster zum Lüften öffnen<br />

und richten Sie Ihren Balkon mit einem Netz katzensicher her.<br />

Wenn Sie uns bei den Kosten für Shiras Physiotherapie o<strong>der</strong><br />

die Versorgung unserer Katzenhaus-Schützlinge allgemein<br />

unterstützen möchten, freuen wir uns sehr. Nur mit Ihrer<br />

Unterstützung können wir helfen. Vielen Dank!<br />

Bitte merken Sie sich außerdem schon unseren Termin für<br />

unser Sommerfest vor. Der bmt feiert in diesem Jahr sein<br />

60jähriges Bestehen. Dieses schöne Jubiläum möchten<br />

wir mit unseren Mitglie<strong>der</strong>n, För<strong>der</strong>ern und Unterstützern<br />

begehen - also kommen Sie bitte zahlreich am Sonntag,<br />

den 24. Juni. Alle Infos zum Sommerfest erhalten Sie<br />

noch über unser Rundschreiben.<br />

MERLIN<br />

"Katzenhaus Luttertal"<br />

TIGERLILLY IGERLILL<br />

Text: <strong>Claudia</strong> Lotz<br />

Fotos: Monika Bossmann, privat<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

35


U MWELT<br />

Zwei große Aufgaben muss das Tierheim in<br />

den nächsten Wochen schultern: die umfangreichen<br />

Bauarbeiten an den Hundezwingern<br />

überstehen und die Vermittlung<br />

<strong>der</strong> zahlreichen Kaninchen in Schwung<br />

bringen. "Letzteres wird schwieriger",<br />

sagt Tierheimleiter Christian Werner<br />

mit Blick auf die überraschend stark<br />

gestiegene Zahl von Abgabe-Kaninchen<br />

in den letzten Wochen.<br />

Über 40 Kaninchen, unter ihnen Wid<strong>der</strong>,<br />

Löwenköpfchen, Farbzwerge und<br />

Zwergkaninchen, werden <strong>der</strong>zeit im<br />

Tierheim versorgt. Einige verbrachten<br />

kaum drei Monate bei ihren Besitzern,<br />

an<strong>der</strong>e immerhin fast eineinhalb Jahre,<br />

wenn auch mit gleichem Resultat. Nach<br />

kurzer Zeit <strong>der</strong> "Gemeinsamkeit" folgte Tierheim, begleitet von <strong>der</strong> Hoffnung<br />

die Trennung, weil das Interesse vor- des Teams, das für alle Schützlinge in<br />

nehmlich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> erlosch, die Zeit zu Kürze ein gutes und dauerhaftes Zu-<br />

kostbar wurde, sich um das Tier zu hause gefunden werden kann. Doch<br />

kümmern o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kaninchenstall ein- die Vermittlung von Kaninchen stagfach<br />

nur störte.<br />

nierte in den letzten Wochen; ein einzi-<br />

Und nun sitzen Bo, Tommy, Scholes, ges glückliches Langöhrchen konnte in<br />

Kaley, Raki und ihre vielen Freunde im eine neue Privathaltung umziehen -<br />

und ließ annähernd 40 Artgenossen<br />

zurück, die, wie immer, das unüberlegte,<br />

verantwortungslose<br />

Handeln "ihrer" Menschen<br />

ausbaden müssen.<br />

"Ich hoffe nur", sagt<br />

Christian Werner<br />

sorgenvoll, "dass<br />

sich nicht nach<br />

Christian Werner (rechts) Ostern die<br />

bespricht mit Abgabe-<br />

Hausmeister Michael Zinke welle<br />

die Baumaßnahmen<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012 Ausbau<br />

36<br />

<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong><br />

fortsetzt, son<strong>der</strong>n sich im Gegenteil<br />

Tierfreunde für die Aufnahme eines<br />

o<strong>der</strong> mehrerer Kaninchen aus dem Elisabethenhof<br />

entscheiden."<br />

Den Kaninchen, ebenso wie den (nicht<br />

ausgelagerten) Hunden und Katzen,<br />

wäre ein baldiger Ortswechsel auch insofern<br />

zu wünschen, als ihre empfindlichen<br />

Ohren seit Tagen mit sehr ungewöhnlichen<br />

Geräuschen konfrontiert<br />

werden. Am 19. März begannen nämlich<br />

die umfangreichen Bauarbeiten an<br />

den Außenzwingern <strong>der</strong> Hunde.<br />

Zuerst wurden die verschweißten Gitteranlagen<br />

auseinan<strong>der</strong>genommen -<br />

sie werden in die bmt-Tierheime Hage<br />

und Arche Noah transportiert und dort<br />

Tierheim Elisabethenhof<br />

Geschäftsstelle Hessen<br />

Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

Tel. (06035) 96 11 11<br />

Leiter (TH): Christian Werner<br />

Tel. (06035) 59 16, Fax 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

BLZ 500 502 01, Konto 5975<br />

www.tierheim-elisabethenhof.de


Hundezwinger<br />

für Freiläufe verwendet - und danach<br />

die Fenster und Fliesen in den Zwingern<br />

ausgetauscht. Dann steht die Hauptaufgabe<br />

an, die Bodenplatte im gesamten<br />

Außenzwingerbereich zu erneuern,<br />

weil sie im Laufe <strong>der</strong> letzten<br />

Zeit buchstäblich aufgeweicht ist.<br />

Immer öfter brach an verschiedenen<br />

Stellen die Beschichtung auf, es entstanden<br />

Löcher wie bei defektem Asphalt<br />

nach einer langen Frostperiode.<br />

Da sich Urin und Wasser in den Bruchstellen<br />

sammelte, trat nach und nach<br />

eine Geruchsbelästigung auf. "Da<br />

durch diese Löcher eine sehr hohe Verletzungsgefahr<br />

für die Hunde bestand",<br />

sagt <strong>der</strong> Tierheimleiter, "konnte die Renovierung<br />

definitiv nicht länger aufgeschoben<br />

werden." Voraussichtlich wird<br />

<strong>der</strong> Rohbau Ende April fertig sein, die<br />

komplette Anlage Ende Juli, möglicherweise<br />

sogar früher.<br />

Der Kostenvoranschlag für die Run<strong>der</strong>neuerung<br />

des Hundetraktes liegt zwischen<br />

160.000 und 180.000 Euro, wobei<br />

die Preise für das Baumaterial, wie<br />

zum Beispiel Stahl, abhängig vom Tagespreis<br />

sind. Die Vermittlung <strong>der</strong> Elisabethenhof-Schützlinge<br />

läuft auch in<br />

<strong>der</strong> Bauphase weiter, und spätestens<br />

nach Ostern sind auch die "umgesiedelten"<br />

Hunde wie<strong>der</strong> im Tierheim.<br />

Nur während <strong>der</strong> ersten beiden Wochen,<br />

in denen die Abbrucharbeiten<br />

durchgeführt wurden, mussten die<br />

Hunde umquartiert werden. Einige zogen<br />

in eine Pension in <strong>der</strong> Wetterau,<br />

an<strong>der</strong>e in das befreundete Tierheim<br />

Oberursel und zwei nahmen die Quarantäne<br />

in Besitz. Die restlichen beiden<br />

Hunde dürfen in dem Haus wohnen,<br />

das seit jeher auf dem Tierheimgelände<br />

steht. "Wahrscheinlich wollen sie von<br />

dort gar nicht mehr in ihre Zwinger,<br />

selbst wenn alles erneuert wurde",<br />

meint Christian Werner lächelnd.<br />

Glücklicherweise lief die Vermittlung<br />

<strong>der</strong> Hunde vor Beginn <strong>der</strong> Bauarbeiten<br />

so gut, dass tatsächlich nur 14 Vierbeiner<br />

umgesetzt werden mussten. Dennoch<br />

stellt eine Tierheim-Renovierung<br />

für alle Mitarbeiter stets eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar: Die meisten <strong>Tiere</strong> reagieren<br />

beunruhigt auf den ungewohn-<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

Vermittlung <strong>der</strong> Tierheimtiere geht weiter!<br />

TOMMY OMMY<br />

RAKI AKI<br />

Tommy liebt die Außenhaltung<br />

Der Wid<strong>der</strong> Tommy ist im Oktober 2010 geboren und seit dem 4. Februar 2012<br />

im Tierheim. Er ist ein neugieriges, gewitztes Kaninchenböckchen und würde sich<br />

am liebsten mit seiner Herzensdame Kaley in das Abenteuer stürzen, noch einmal<br />

zu neuen Menschen umzuziehen.<br />

Raki möchte sich den Wind um die Nase wehen lassen<br />

Auch Raki, fünf Monate alt, ist das Leben im Freien gewöhnt und würde sich in einem<br />

artgerechten Außengehege sehr wohl fühlen. Gerne würde das Zwergkaninchen<br />

seine Geschwister Ruska und Rocco mitnehmen.<br />

ten Lärm, sind leicht erregbar und die<br />

Handwerker und ihre bedrohlich wirkenden<br />

Gerätschaften tun ein Übriges.<br />

Der eingespielte Rhythmus aus Füttern,<br />

Saubermachen und Beschäftigen mit<br />

den <strong>Tiere</strong>n gerät anfänglich durcheinan<strong>der</strong>,<br />

was Vierbeiner, die sich gerade<br />

an den Tierheimalltag gewöhnt haben,<br />

irritiert.<br />

"Aber wir tun unser Möglichstes", sagt<br />

<strong>der</strong> Tierheimleiter, "unseren <strong>Tiere</strong>n<br />

auch in diesen hektischen und lauten<br />

Wochen ein stabiles Umfeld zu schaffen,<br />

in dem sie sich weiter wohl fühlen<br />

können."<br />

Wenn Sie uns bei den Baukosten unterstützen<br />

möchten, freuen wir uns natürlich<br />

sehr. "Aber genauso wichtig wie die<br />

finanzielle Unterstützung", so Christian<br />

Werner, "ist die Adoption eines unserer<br />

<strong>Tiere</strong>. Wenn Sie einem Hund, einer Katze<br />

o<strong>der</strong> einem Kleintier die Chance auf<br />

ein schönes Leben bei Ihnen bieten, haben<br />

Sie uns sehr geholfen. Denn je<strong>der</strong><br />

frei werdende Platz kann von einem<br />

neuen Notfall besetzt werden."<br />

Text: <strong>Claudia</strong> Lotz<br />

Fotos: Christian Werner<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

37


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

38<br />

Sie sind in aller Munde: die rüstigen Rentner. Einerseits bewun<strong>der</strong>t<br />

wegen ihrer körperlichen und geistigen Fitness, gern<br />

gesehen als wichtiger Wirtschaftsfaktor - und etwas argwöhnisch<br />

beäugt von den Krankenkassen und den Einzahlern in<br />

die Sozialkassen, nach dem Motto: Sind die überhaupt noch<br />

finanzierbar? Bei uns Tierschützern sind sie jedenfalls sehr<br />

beliebt, die rüstigen Rentner, mit viel Zeit, etabliert, meistens<br />

mit Haus und Garten<br />

ausgestattet. Für uns<br />

sind sie oft die Wunschkandidaten<br />

für unsere<br />

Vermittlungstiere.<br />

Lei<strong>der</strong> ist aber auch unsere<br />

"Lieblingsklientel"<br />

nicht nur mit Vernunft<br />

ausgestattet. Wenn<br />

80jährige einen Welpen<br />

o<strong>der</strong> Junghund<br />

von uns adoptieren<br />

möchten, weil sie keineswegs<br />

noch einmal<br />

Mechthild Sody mit Lilli<br />

das Sterben ihres geliebten<br />

Haustieres erleben wollen, muss die Tierliebe doch ein<br />

wenig in Frage gestellt werden…<br />

Wie den Menschen so ergeht es auch den <strong>Tiere</strong>n. Gute Ernährung,<br />

medizinische Fürsorge auf hohem Standart und ein<br />

lieb<strong>ev</strong>olles Zuhause lässt die meisten Haustiere mittlerweile<br />

weit über den bisherigen Durchschnitt alt werden. Zwar mit<br />

dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Wehwehchen geplagt, führen sie<br />

aber oft ein sehr langes und lebenswertes Leben.<br />

Schlimm wird es erst dann, wenn einem alten Tier seine Menschen<br />

wegsterben und niemand von den Erben, falls vorhanden,<br />

sich um sie kümmern will o<strong>der</strong> wenn ein älteres Tier<br />

einfach ausgesetzt o<strong>der</strong> sonst wie abgeschoben wird. Für uns<br />

Aus den bmt-Pflegestellen im<br />

Hunsrück<br />

Plädoyer für alte und<br />

Hunde!<br />

ältere<br />

"Ein absolutes Traumpaar"<br />

schwärmt Mechthild Sody<br />

über ihre eigenen alten<br />

Hunde Evi und Pucky. Seit<br />

über 18 Jahren im Tierschutz<br />

tätig, kann sie nicht verstehen, warum manche Menschen Vorbehalte <strong>gegen</strong> vierbeinige Senioren haben.<br />

"Ich habe immer die (alten Hunde) genommen, die keiner wollte, und bin mit dieser Entscheidung<br />

bis heute bestens gefahren", erklärt sie.<br />

"Alt und Alt macht nicht alt", sagt Mechthild Sody lächelnd und stellt im folgenden Text einige in Ehren ergraute<br />

Hunde vor, die sich über rüstige Besitzer - gerne auch im fortgeschrittenen Alter - freuen würden.<br />

ist dies "Alltagsgeschäft", und uns zerreißt es oft das Herz vor<br />

Mitleid, aber auch vor Zorn.<br />

Ich möchte hier eine Lanze brechen für unsere alten <strong>Tiere</strong>, die<br />

niemand mehr will, weil sie vielleicht nicht mehr so lange leben,<br />

sie schon ein Herztablettchen brauchen o<strong>der</strong> die Knochen<br />

nicht mehr so wollen. Dafür liebe ich sie so sehr wegen<br />

ihrer souveränen Ruhe, ihrem oft so weisen Blick, ihrer Demut<br />

und Dankbarkeit <strong>gegen</strong>über uns Menschen.<br />

Beson<strong>der</strong>s, wenn ich weiß, dass ein Tier bisher<br />

nur ein ganz schweres elendes Leben hinter sich<br />

hat, mit diesem bereits abgeschlossen zu haben<br />

schien und dann zu uns kommt …und<br />

schon nach ganz kurzer Zeit wie<strong>der</strong> neuen<br />

Lebensmut schöpft, sogar im Spiel<br />

wie<strong>der</strong> seine Jugend nachholt - das ist<br />

<strong>der</strong> Lohn für meine Arbeit und macht<br />

mich richtig glücklich.<br />

Mein Wunsch und meine Bitte: Adoptiert<br />

unsere alten <strong>Tiere</strong>, lasst sie nicht<br />

die letzte Zeit ihres Lebens im Tierheim<br />

verbringen. Auch sogenannte<br />

Gnadenhöfe o<strong>der</strong> Pflegeplätze<br />

sind keine optimale Lösung. Dort ist ein Tier<br />

auch nur eines unter vielen.<br />

Gerade für ältere Menschen, Berufstätige<br />

o<strong>der</strong> auch Hundeanfänger sind ältere Hunde<br />

ideal. Ein älterer Hund kann schon alles<br />

und verschläft auch einige Stunden, wenn<br />

seine Menschen arbeiten gehen. Er muss<br />

nicht mehr in die Hundeschule und braucht<br />

auch keine langen Wan<strong>der</strong>ungen mehr, um<br />

ausgeglichen zu sein. In das Reich <strong>der</strong> Märchen<br />

gehört übrigens auch die Annahme,<br />

dass unsere alten Hunde nichts mehr lernen.


Evi und Pucky, Mechthilds<br />

eigene Hunde<br />

Lilifee ist geschätzt ca. acht bis zehn Jahre alt. Sie lief mehrere<br />

Tage orientierungslos in einem Dorf im Hunsrück herum.<br />

Abgemagert und total verunsichert hatte sie sich in einem<br />

Baustofflager versteckt. Mittlerweile sind wir sicher, dass Lilifee<br />

ausgesetzt wurde. Es stellte sich dann bei <strong>der</strong> Untersuchung<br />

heraus, dass sie an Epilepsie erkrankt ist. Die Tabletten<br />

kosten 30 Euro im Monat. Das wollte wohl ihr früherer<br />

Besitzer nicht für sie ausgeben und hat sie "entsorgt" - o<strong>der</strong><br />

etwas netter formuliert, die Verantwortung und<br />

die Kosten auf an<strong>der</strong>e übertragen. Sie ist<br />

bis auf ihr Alter, welches für einen Terrier<br />

gerade mal ein mittleres Alter<br />

ist, <strong>der</strong> perfekte Hund, den sich<br />

die meisten Menschen wünschen.<br />

Selina: In den Augen<br />

unserer Mitmenschen<br />

ist die ca. sechsjährige<br />

Selina schon zu<br />

alt(!). Und dann hat sie<br />

auch noch einen Sehfehler<br />

auf einem Auge. Äußerlich ist<br />

sie auch nicht beson<strong>der</strong>s auffällig und fällt<br />

damit gleich in die Kategorie <strong>der</strong> schwer Vermittelbaren.<br />

Unser Standpunkt: Wer sich so<br />

einen tollen Hund entgehen lässt, dem ist<br />

nicht mehr zu helfen.<br />

LILIFEE ILIFEE<br />

Pamela: Dieser kleine<br />

Hund, ca. sieben Jahre<br />

alt, Yorkshire-Dackel-<br />

Mischling ist mal wie<strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle NRW<br />

Hund<strong>ev</strong>ermittlung Hunsrück <strong>der</strong> Gst NRW<br />

Mechthild Sody<br />

Tel. (06764) 15 02<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />

BLZ 354 500 00,<br />

Konto 111 500 2063<br />

www.bmt-nrw.de<br />

Sie lernen noch, genau wie alte Menschen,<br />

halt oft etwas langsamer.<br />

Alte <strong>Tiere</strong> verursachen mehr Tierarztkosten!<br />

Ja, das kann, muss aber nicht<br />

zwangsläufig sein. Junge <strong>Tiere</strong> können<br />

auch aus dem vollen Leben schwer<br />

krank werden. Und es gibt so viele Beispiele<br />

von Hunden, die 16 Jahre und<br />

älter geworden sind und außer den<br />

Impfterminen nie den Tierarzt gesehen<br />

haben. Zugegeben, die Tierarztkosten<br />

sind in den letzten Jahren explodiert,<br />

etwas ganz Beson<strong>der</strong>s und erobert selbst das härteste Herz<br />

im Sturm.<br />

Sie ist nur lieb, unglaublichanschmiegsam,<br />

bestens verträglich<br />

mit an<strong>der</strong>en<br />

Hunden und hat - soweit<br />

wir wissen - mit<br />

Katzen zusammen ge-<br />

lebt. Pamela stammt<br />

aus Rumänien. Warum<br />

sie ihr Bein verlo-<br />

G ST NRW<br />

aber dafür haben wir in <strong>der</strong> Tiermedizin<br />

den gleichen Standard wie in <strong>der</strong><br />

Humanmedizin.<br />

Qualität hat halt ihren Preis, und wenn<br />

wir unsere <strong>Tiere</strong> wirklich lieben, müssen<br />

wir auch bereit sein, diesen zu bezahlen.<br />

Wer dies nicht ist o<strong>der</strong> nicht<br />

kann, sollte sich kein Tier anschaffen.<br />

Hier möchte ich Ihnen drei ältere Hunde<br />

vorstellen.<br />

Weitere rüstige Senioren finden<br />

Sie auf www.bmt-nrw.de<br />

ren hat, wissen wir nicht. Jedenfalls hat dieser Verlust ihr fröhliches<br />

Wesen nicht beeinträchtigt. Mehrere kleinere<br />

Spaziergänge am Tag sind wichtig für sie, Treppen hoch läuft<br />

sie perfekt, Treppe runter sollte sie allerdings getragen werden.<br />

Im Haus, beim Autofahren und beim Tierarzt zeigt sie<br />

sich wohlerzogen.<br />

Im Garten spielt sie<br />

SELINA ELINA<br />

PAMELA AMELA<br />

mit den an<strong>der</strong>en Hunden,<br />

und wir haben<br />

nicht den Eindruck,<br />

dass sie ihr linkes<br />

Vor<strong>der</strong>bein sehr vermisst.<br />

Natürlich ist<br />

uns bewusst, dass Pamela<br />

kein Je<strong>der</strong>manns-Hund<br />

ist, viele<br />

sich von ihr abwenden und sie vielleicht auch als Krüppel beschimpfen<br />

werden. Aber Menschen mit solchen Einstellungen<br />

haben ohnehin keinen Hund verdient - o<strong>der</strong> wie sehen Sie<br />

das?!<br />

Wir suchen für Pamela einen ruhigen Verwöhn-Platz, Haus<br />

und Garten wären schön, gleichfalls auch ein an<strong>der</strong>er lieber<br />

Hund, keine kleinen Kin<strong>der</strong>. Ganz wichtig ist bei diesem<br />

Hund, dass er nicht zunimmt, denn jedes Gramm zu viel würde<br />

das verbliebene Vor<strong>der</strong>bein belasten. Für Menschen, die<br />

nicht diszipliniert mit <strong>der</strong> Gewichtskontrolle umgehen können,<br />

ist dieser Hund nicht geeignet.<br />

Pamela wiegt 5 kg und hat eine Schulterhöhe von 27cm.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

39


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

40<br />

Es ist ein gigantischer Verbrauch von Leben: 2.856.316 <strong>Tiere</strong><br />

wurden 2010 allein in Deutschland für Tierversuche herangezogen,<br />

weltweit ca. 115 Millionen. Auch Berlin hat seinen Anteil an dem tierischen<br />

Verschleiß im Namen des (medizinischen) Fortschritts: An<br />

383.527 <strong>Tiere</strong>n wurde im Erhebungszeitraum "geforscht", das sind<br />

13% <strong>der</strong> bundesweit durchgeführten Versuche.<br />

An ungefähr 1300 Einrichtungen werden deutschlandweit Experimente an <strong>Tiere</strong>n durchgeführt, eines<br />

von ihnen ist das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Das MDC in Berlin-Buch ist u.a. für<br />

seine fürchterlichen Schmerzexperimente bekannt. Es gehört schon heute zu den größten Versuchslaboren<br />

hierzulande und hat nun angekündigt, seine Kapazitäten zu erweitern. Der bmt protestierte am<br />

15. März <strong>gegen</strong> den geplanten Neubau.<br />

24 - 25 Millionen Euro soll das künftige<br />

In-vivo-Pathophysiologielabor in Berlin-<br />

Buch kosten. Damit finanziert <strong>der</strong> Steuerzahler<br />

indirekt den Anstieg <strong>der</strong> Tierversuche<br />

mit, obwohl sich Umfragen<br />

zufolge immer mehr Bürger - vordringlich<br />

aus ethischen Erwägungen - <strong>gegen</strong><br />

Experimente an lebenden, schmerzempfindlichen<br />

<strong>Tiere</strong>n aussprechen.<br />

2010 nutzte das MDC 32.200 Mäuse<br />

und Ratten, außerdem 1300 an<strong>der</strong>e<br />

<strong>Tiere</strong> für Versuche. Der Neubau indes<br />

würde die Forschung an weitaus mehr<br />

<strong>Tiere</strong>n ermöglichen: Durch die Erweiterung<br />

soll sich die Kapazität auf über<br />

20.800 Käfige mit Platz für ca. 64.000<br />

<strong>Tiere</strong> erhöhen. Ein Großteil von ihnen<br />

werden genmanipulierte Mäuse sein,<br />

so die Ankündigung, an denen die -<br />

zweckfreie - Grundlagenforschung betrieben<br />

werden soll. Versuche in <strong>der</strong><br />

Grundlagenforschung sind nur anzeige-<br />

und nicht genehmigungspflichtig,<br />

das heißt sie müssen nicht die Prüfung<br />

durch eine (beratende) Ethikkommission<br />

durchlaufen, die allerdings ohnehin<br />

überwiegend von Wissenschaftlern<br />

besetzt ist.<br />

Während allein dieser eine Bau in Ber-<br />

lin-Buch mit (<strong>der</strong>zeit veranschlagten)<br />

24 - 25 Millionen Kosten beziffert wird,<br />

gleichzeitig neue Labors in ganz<br />

Deutschland entstehen und die Tierversuche<br />

seit den 90ger Jahren unaufhörlich<br />

steigen, wird die tierversuchsfreie<br />

Forschung mit nur vier bis fünf Millionen<br />

Euro vom Staat geför<strong>der</strong>t - das ist<br />

<strong>der</strong> falsche Weg, findet nicht nur <strong>der</strong><br />

bmt.<br />

In einem Schreiben hat <strong>der</strong> Verein im<br />

Februar an den Regierenden Bürgermeister<br />

von Berlin appelliert, das geplante<br />

Tierversuchslabor des MDC, das<br />

sich im Augenblick noch in <strong>der</strong> Genehmigungsphase<br />

befindet, zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

steht, soweit bekannt, hinter dem<br />

Projekt, an<strong>der</strong>s die meisten Berliner.<br />

"Warum werden unsere Steuergel<strong>der</strong><br />

nicht in die Erforschung von Zellkulturen<br />

und an<strong>der</strong>en Methoden investiert,<br />

anstatt in den Ausbau von fürchterlichen<br />

Tierversuchen?", empört sich eine<br />

Dame, als sie die Aktivistengruppe<br />

des bmt mit ihrem Anliegen vor dem<br />

Roten Rathaus in Berlin stehen sieht.<br />

"Ich verstehe ohnehin nicht", sagt uns<br />

ein älterer Passant, "dass Tierversuche<br />

bmt-PROTEST<br />

in diesem Umfang noch möglich sind,<br />

nachdem <strong>der</strong> Tierschutz als Staatsziel<br />

im Grundgesetz (2002) verankert ist;<br />

müsste nicht bei allen Experimenten an<br />

lebenden <strong>Tiere</strong>n die Abwägung zwischen<br />

Tierschutz und Forschungsfreiheit<br />

grundsätzlich zugunsten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

ausfallen?"<br />

Nicht zugunsten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>, zu Lasten<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> wird auch nach 2002 noch<br />

überwiegend entschieden - dieses bittere<br />

Fazit lässt sich zwar bei fast allen<br />

Tierschutzproblemen, beson<strong>der</strong>s aber<br />

im Bereich <strong>der</strong> Tierversuche ziehen. Abgesehen<br />

von den grundsätzlich steigenden<br />

Zahlen "verwendeter" <strong>Tiere</strong><br />

zählen zu den größten Verlierern die<br />

Mäuse. Von den nahezu 2,9 Millionen<br />

genutzten <strong>Tiere</strong>n 2010 waren die Mäuse<br />

mit erschreckenden 1.963.209 Millionen<br />

am häufigsten vertreten.<br />

Auch bei den Affen lässt sich ein fataler<br />

Anstieg verzeichnen: 2.800 <strong>Tiere</strong><br />

mussten an deutschen tierexperimentellen<br />

Einrichtungen Versuche erdulden,<br />

schon 500 mehr als noch 2009.<br />

Verantwortlich für die Zunahme von<br />

Tierversuchen sei die Gentechnik, so<br />

Experten. Entsprechend hoch inzwi-


GEGEN GEPLANTES TIERVERSUCHSLABOR<br />

schen auch die Nutzung von <strong>Tiere</strong>n,<br />

denen artfremde Gene ins Erbgut geschleust<br />

wurden.<br />

Hinter all diesen Zahlen, das darf niemals<br />

vergessen werden, stehen Lebewesen,<br />

<strong>Tiere</strong>, die mit <strong>der</strong> Fähigkeit ausgestattet<br />

sind, Emotionen wie Angst,<br />

Freude, Leid und Erschrecken zu empfinden,<br />

die Schmerzen in Versuchen erdulden<br />

müssen, weil <strong>der</strong> §7 des Tierschutzgesetzes<br />

prinzipiell wie<strong>der</strong><br />

aufhebt, was §1 festschreibt. Nach ihm<br />

darf <strong>Tiere</strong>n ohne "vernünftigen Grund"<br />

kein Schmerz und Leid zugefügt werden;<br />

§7 relativiert und erlaubt als "vernünftigen<br />

Grund" das Zufügen von<br />

Schmerz und Leid, wenn Krankheiten,<br />

Stoffe, Umweltgefährdungen etc. getestet<br />

werden müssen.<br />

383.527 Versuchstiere litten 2010 in<br />

Berlin. Mäuse, Ratten, Meerschweinchen,<br />

Hamster, Kaninchen, Katzen,<br />

Hunde, Frettchen, Pferde, Esel, Maultiere,<br />

Schweine, Ziegen, Schafe, Rin<strong>der</strong>,<br />

Altweltaffen, Vögel, Amphibien<br />

und Fische.<br />

Genau zehn Jahre zuvor hatte <strong>der</strong> bmt-<br />

Berlin drei Traber übernommen, an denen<br />

angehende Tiermediziner ihre Fertigkeit<br />

erprobten.<br />

Obwohl sich Dino, Veito und Mister<br />

Rodney auf dem bmt-Pferdegnadenhof<br />

nach und nach erholten, brachen sie<br />

bis zu ihrem Lebensende schier in Panik<br />

aus, wenn sich Menschen in Kitteln<br />

und/o<strong>der</strong> mit Instrumenten in <strong>der</strong> Hand<br />

näherten. "Das Unrecht an Versuchstieren",<br />

sagte Irmgard Allerstorfer, die<br />

frühere Leiterin des Landesverbandes,<br />

damals zu mir, als wir den Transport<br />

<strong>der</strong> Pferde aus den<br />

universitätseigenen<br />

Ställen aus Berlin-<br />

Dahlem in die Lüneburger<br />

Heide überwachten,<br />

"kann nie<br />

wie<strong>der</strong> gut gemacht werden."<br />

Wenn Sie unseren Protest teilen und wie<br />

wir <strong>der</strong> Ansicht sind, dass Berlin kein neues<br />

Tierversuchslabor, son<strong>der</strong>n ein Umdenken<br />

- weg von Tierversuchen und hin<br />

zu <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von tierversuchsfreier<br />

Forschung braucht - dann schicken Sie<br />

P FULLINGEN<br />

BLUT an als den Segen! Händen!<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin<br />

Leiterin (GSt): <strong>Claudia</strong> Lotz<br />

(030) 80 58 33 -38, Fax -39<br />

claudia.lotz@bmt-tierschutz.de<br />

Postbank Berlin,<br />

BLZ 100 100 10, Konto 9603-107<br />

www.tierschutz-bmt-berlin.de<br />

Zwei Pferde ohne Zukunft?<br />

Auch Sissi und Bärli befinden sich in<br />

einer Notlage. Ihre bisherige Bezugsperson<br />

war ein älterer, sehr zurückgezogen<br />

leben<strong>der</strong> Mann in Bayern. Der<br />

Tierfreund hielt die beiden zutraulichen<br />

und kin<strong>der</strong>lieben Pferde ganzjährig<br />

auf <strong>der</strong> Koppel. Sissi (19) und<br />

Bärli (20) waren noch nie krank, wurden<br />

aber regelmäßig von Tierarzt und<br />

Hufschmied untersucht.<br />

Im Dezember verstarb <strong>der</strong> Tierhalter<br />

an Krebs. Seine Schwester versprach<br />

ihm beim Abschied, die Pferde niemals<br />

zu trennen und ihnen den<br />

Schlachter zu ersparen. Doch die Suche<br />

nach einem neuen Zuhause ist<br />

schwer: Auf <strong>der</strong> Koppel dürfen sie nur<br />

noch kurzfristig bleiben, weil das Nutzungsrecht<br />

<strong>der</strong> Weide nur für ihren<br />

Bru<strong>der</strong> galt und sie selbst nicht über<br />

die entsprechenden Mittel verfügt, die<br />

Pferde zu unterhalten.<br />

Verzweifelt hatte sich die Schwester<br />

auch an den bmt gewandt. Wir versuchen<br />

nun auf diesem Weg Menschen<br />

zu finden, die den beiden Pferden im<br />

Sinne des Verstorbenen<br />

ein gutes,<br />

lieb<strong>ev</strong>olles und vor<br />

allem dauerhaftes<br />

Zuhause schenken<br />

können.<br />

G ST B ERLIN<br />

bitte unseren vorformulierten Brief an<br />

Klaus Wowereit, den Regierenden Bürgermeister<br />

von Berlin, ab.<br />

Alle Infos, auch zu unserer Aktion mit<br />

Video, finden Sie auf unserer homepage<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

Text: <strong>Claudia</strong> Lotz, Foto: Kai Horstman<br />

Sissi und Bärli brauchen Hilfe<br />

Bärli<br />

Der Wallach (Mutter: Französische Trabersute,<br />

Vater: Araber/Trakehner) wurde<br />

noch bis vor zwei Jahren geritten.<br />

Sissi<br />

Die Stute (Vater: Trakehner) ist nie geritten<br />

worden, lässt sich aber sehr gut<br />

führen<br />

41


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

42<br />

in<br />

Stedten/Kranichfeld<br />

Warum ist Missy noch immer alleine?<br />

Ursprünglich sollte die "Wolfsranch" eine reine Hundepension und<br />

Hundeschule werden. Doch schon nach kurzer Zeit traten immer mehr<br />

Tierschutzorganisationen auf Marika Wächtler zu und baten um Aufnahme<br />

und Vermittlung ihrer Notfälle. Auch für den bmt versorgt die<br />

42jährige Ostdeutsche Hunde, nachdem sie auf einer Rumänienreise<br />

vom Auslands- Engagement des Vereins in Brasov erfuhr.<br />

50 Hunde kann die seit 1996 bestehende<br />

"Wolfsranch" maximal aufnehmen,<br />

außerdem Katzen und Kleintiere.<br />

Neben Marika Wächtler, die in <strong>der</strong><br />

DDR als Zootechnikerin und nach <strong>der</strong><br />

Wende als Schutz- und Blindenhundeausbil<strong>der</strong>in<br />

gearbeitet hatte, kümmern<br />

sich zwei weitere Kräfte, Susan und Sergej,<br />

um die <strong>Tiere</strong>. Gelegentlich wird<br />

das Dreierteam durch Praktikanten<br />

o<strong>der</strong> Lehrlinge unterstützt.<br />

Auf dem 1500 Quadratmeter großen<br />

Grundstück in Stedten/Kranichfeld<br />

werden die Hunde in Freiläufen gehalten,<br />

nachts kommen sie ins 460 Quadratmeter<br />

große Haus. Je<strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

betreut eine eigene Hundegruppe<br />

und bringt ihnen dabei die Grundbegriffe<br />

<strong>der</strong> Erziehung bei. Oft kennen<br />

die Hunde keine Leine o<strong>der</strong> sind, entsprechend<br />

ihrer durchlebten Erfahrungen,<br />

zurückhaltend <strong>gegen</strong>über Menschen.<br />

Bandit (rechts) ist so ein hartnäckiger<br />

Fall. Als Marika Wächtler den Junghund<br />

aufnahm, war er mit vier Monaten<br />

so extrem verängstigt, wie sie selten<br />

Die<br />

"Wolfsranch"<br />

einen Hund erlebt hatte. Alle scheuen<br />

Neuzugänge füttert sie aus <strong>der</strong> Hand,<br />

so auch Bandit vom ersten Tag an, und<br />

besucht mit ihnen die Hundeschule.<br />

Während die meisten Vierbeiner dann<br />

irgendwann beginnen, dem Menschen<br />

Zutrauen ent<strong>gegen</strong> zu bringen, stößt<br />

die Hundeausbil<strong>der</strong>in bei Bandit auf<br />

Granit. "Er ist ein Traumhund", sagt sie,<br />

"wachsam, klug, überaus sozialverträglich<br />

(er wäre <strong>der</strong> optimale "Animateur"<br />

für ältere Hunde o<strong>der</strong> "Babysitter<br />

für Junghunde), aber lei<strong>der</strong> noch immer<br />

ausgeprägt ängstlich, wenn Besu-<br />

STAN<br />

Marika Wächtler mit dem “kleinen Angeber” Stan<br />

cher das Gelände betreten o<strong>der</strong> er mit<br />

unbekannten Situationen konfrontiert<br />

wird."<br />

Aus diesem Grund kam eine Vorstellung<br />

bei "Tierisch tierisch" im vergangenen<br />

Jahr nicht in Frage. Über dieses<br />

beliebte Format des MDR gelingt es<br />

Marika Wächtler nicht nur, die Vermittlungschancen<br />

<strong>der</strong> Hunde zu vergrößern,<br />

son<strong>der</strong>n das Interesse des Publikums<br />

über die Sendung hinaus an ihrer<br />

Tierschutzarbeit zu wecken. "Manchmal<br />

kommen Besucher mit ganz bestimmten<br />

Vorstellungen zu mir und fahren<br />

dafür Hun<strong>der</strong>te von Kilometern", erinnert<br />

sie sich an ein Ehepaar aus Helgoland.<br />

Das Paar nahm einen alten,<br />

schon schwer kranken, weißen Schäferhund<br />

im Wissen des nahenden Endes<br />

auf, um ihm für die allerletzten Lebensmonate<br />

noch Liebe und<br />

Geborgenheit zu schenken.<br />

Die "Wolfsranch" finanziert sich aus<br />

Spenden, Pensions-, Abgabe- und Vermittlungsgebühren.<br />

Offiziell nimmt<br />

Marika Wächtler keine Fundtiere auf,<br />

wird de facto aber zur Hilfe genötigt,<br />

wenn die Hunde zum Beispiel auf ih-


MISSY<br />

rem Gelände "entsorgt" werden o<strong>der</strong> die Bürgermeister <strong>der</strong> umliegenden Gemeinden sich wie<strong>der</strong> einmal<br />

nachts an sie wenden, weil er keine an<strong>der</strong>e Lösung für ihre tierischen Notfälle sehen.<br />

Hunde ab einem Jahr werden mit einer 14-tägigen Probezeit abgegeben. Treten wi<strong>der</strong> Erwarten Probleme<br />

mit dem neuen Hausgenossen auf, nimmt Marika Wächtler den Hund selbstverständlich wie<strong>der</strong><br />

auf. Gleiches gilt für Welpen und Junghunde. Allerdings appelliert sie vor <strong>der</strong> Aufnahme von jungen<br />

<strong>Tiere</strong>n ganz beson<strong>der</strong>s an die künftigen Besitzer, sich intensiv und ausführlich mit <strong>der</strong> Anschaffung<br />

auseinan<strong>der</strong>zusetzen und im Zweifelsfall lieber auf die Aufnahme eines Welpen o<strong>der</strong> Junghundes zu<br />

verzichten.<br />

Die 42jährige arbeitet in <strong>der</strong> Region mit zehn Pflegestellen zusammen, die vorübergehend Hunde aufnehmen.<br />

"Unsere Hunde genießen diese Abwechslung in an<strong>der</strong>en Familien und kommen nach ihren<br />

"Kurzurlauben" völlig entspannt und fröhlich wie<strong>der</strong>", sagt sie.<br />

Ebenso freuen sich die Hunde, wenn die Nachbarn sie zu Spaziergängen abholen. Die Zusatzausflüge<br />

zur zweimaligen Bewegung durch das Wolfsranch-Team sind eine schöne Unterbrechung des Alltags.<br />

Auch Missy hat ihren persönlichen<br />

Auslaufservice, aber lei<strong>der</strong> nicht mehr.<br />

Niemand hat bis jetzt Gefallen an <strong>der</strong><br />

hübschen und anhänglichen Hütehündin<br />

gefunden. "Es ist uns allen ein Rätsel,<br />

warum Missy nicht einen Interessenten<br />

hatte. Sie ist zwar ein wenig<br />

schüchtern, aber sehr lieb, verschmust,<br />

hört gut, ist mit allen Artgenossen verträglich<br />

und läuft bei mir ohne Leine."<br />

Auch <strong>der</strong> Hundeschulbesuch hat die<br />

Chancen <strong>der</strong> blonden Zweieinhalbjährigen<br />

nicht erhöht. Vielleicht entdecken<br />

Sie Ihr Herz für die sanfte Missy?<br />

Die Sanftmut würde<br />

man bei Stan nicht<br />

gerade hervorheben:<br />

Der sechs Kilo leichte<br />

Rüde täuscht laufend<br />

kleine Beißattacken vor.<br />

Nach Händen und Füßen<br />

schnappend gebärdet<br />

er sich recht un-<br />

FINO verträglich, ist es<br />

aber im Grunde<br />

seines Wesens<br />

nicht. Stan (6,5 Jahre) kuschelt gerne, hat seinen<br />

Menschen am liebsten für sich und ist sehr gehorsam.<br />

Nach einem Autounfall hat er ein loses<br />

Schulterblatt und eine Kehlkopfquetschung<br />

zurückbehalten, die ihn aber weiter<br />

nicht beeinträchtigen. Der Kleine wäre bei<br />

einer Einzelperson o<strong>der</strong> einem ruhigen<br />

Paar sicher gut aufgehoben.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s Fino:<br />

Der Rehpinschermischling<br />

ist ein Temperamentsbündel,<br />

<strong>der</strong> eine<br />

aktive und sehr sportliche<br />

Hundepension Wächtler<br />

Marika Wächtler<br />

Dorfstraße 6<br />

99448 Kranichfeld/Stedten<br />

Tel: (036450) 39 390<br />

Handy: 0177/57 34 995<br />

www.wolfsranch.info<br />

A USSENSTELLE bmt<br />

Familie sucht. Kin<strong>der</strong> liebt <strong>der</strong> Vierjährige sehr, rennt sie in<br />

seinem überbordenden Eifer aber schnell um. Fino hat große<br />

Ausdauer und Sprungkraft: Er fe<strong>der</strong>t vom Boden bis an<br />

die Stirn seiner Bezugspersonen, um ihnen mit <strong>der</strong> Zunge<br />

durch das Gesicht zu lecken. Der kluge Rüde könnte, nach<br />

Marika Wächtlers Einschätzung, auch ein sehr guter Begleiter<br />

für eine(n) Rollstuhlfahrer/in sein.<br />

Wer sich für die hier vorgestellten Hunde interessiert<br />

o<strong>der</strong> mehr über die "Wolfsranch" und seinen<br />

gesamten Hundebestand erfahren möchte,<br />

informiert sich bitte auf www.wolfsraench.info<br />

o<strong>der</strong> persönlich.<br />

Freuen würde sich Marika Wächtler außerdem<br />

sehr über Ihre handwerkliche Hilfe: Die obere<br />

Etage des alten Gebäudes soll gefliest und auf<br />

dem Gelände die Zäune und Zwingeranlagen<br />

erneuert werden. Auch für Materialspenden<br />

wäre die Wolfsranch dankbar.<br />

BANDIT<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

43


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

44<br />

T IERSCHUTZZENTRUM<br />

Wie entsteht ein<br />

Bei <strong>der</strong> Vermittlung eines Hundes<br />

entscheiden seine individuelle Vergangenheit<br />

und die Eignung <strong>der</strong><br />

neuen Besitzer, ob eine gute Partnerschaft<br />

entstehen kann. Pauschalisierungen<br />

über "schwierige Tierheimhunde"<br />

sind unangebracht. Man<br />

kann nicht die Tierheimhunde, die<br />

Züchterhunde, die Straßenhunde aus<br />

dem Ausland etc. über einen Kamm<br />

scheren.<br />

Alle Hunde im Tierheim haben eine eigene<br />

Vorgeschichte und diese ist wichtig.<br />

Der Tierheimhund, dessen Herrchen<br />

gestorben ist, hat sicher ein<br />

an<strong>der</strong>es Wesen als <strong>der</strong> vorher schlecht<br />

gehaltene Kettenhund, <strong>der</strong> Hund aus<br />

<strong>der</strong> polnischen Massenzucht verhält<br />

sich an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Welpe eines verantwortungsvollen<br />

deutschen Züchters,<br />

<strong>der</strong> Straßenhund aus dem Ausland, <strong>der</strong><br />

einen Besitzer hatte, sicher an<strong>der</strong>s als<br />

<strong>der</strong> wild aufgewachsene.<br />

Aber allen diesen <strong>Tiere</strong>n ist eigen, dass<br />

ein Mensch mit Geduld sie zum<br />

guten Familienmitglied machen<br />

kann. Immer wie<strong>der</strong> wird im<br />

Tierheim nach Eigenschaften<br />

wie Stubenreinheit, Gehorsam,<br />

Autofahrtauglichkeit, Kin<strong>der</strong>freundlichkeit<br />

etc. gefragt. Viele<br />

<strong>Tiere</strong> bringen diese Eigenschaften<br />

mit, viele müssen sie einfach<br />

noch lernen - das perfekte Tier gibt es<br />

so wenig wie den perfekten Menschen.<br />

Der eine lernt schneller, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

langsamer - wie Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schule<br />

auch. Und nicht je<strong>der</strong> lernt alles. Der<br />

ausgebildete Diensthund in <strong>der</strong> Hand<br />

eines hundeunerfahrenen Menschen<br />

wird nichts von seinem Können zeigen.<br />

Der stubenreine Hund wird nicht mehr<br />

stubenrein sein, wenn seine neuen<br />

Menschen nicht regelmäßig mit ihm<br />

rausgehen.<br />

Dreamtea<br />

Aus diesem Grund müssen Interessenten<br />

in einem Tierheim Verständnis haben<br />

und sogar froh darüber sein, dass<br />

man zunächst diskutiert, ob <strong>der</strong> fragliche<br />

Hund für ihre Bedürfnisse/Umstände<br />

geeignet ist, und auch akzeptieren,<br />

wenn sie ein bestimmtes Tier einfach<br />

nicht bekommen können.<br />

Gerne geben Tierheimmitarbeiter, die<br />

am Wohl ihrer Schützlinge interessiert<br />

sind, Empfehlungen hinsichtlich <strong>der</strong> Art<br />

und des Wesens <strong>der</strong> Hunde ab, die zur<br />

Familie und Umgebung passen.<br />

Warum es den Tierheimhund<br />

nicht gibt -<br />

<strong>der</strong> "perfekte Hund" braucht<br />

"perfekte" Menschen!<br />

Es ist keine Schikane, son<strong>der</strong>n wichtig,<br />

alle Personen zum Aussuchen eines<br />

Hundes mitzubringen, die mit dem<br />

Hund leben werden, ebenso bereits<br />

dort lebende Hunde. Die Tierheimmitarbeiter<br />

müssen die Hunde zusammen<br />

sehen, um zu beurteilen, ob aus ihnen<br />

ein gutes Gespann werden kann. Lediglich<br />

die Katzenverträglichkeit kann<br />

nur grundsätzlich beurteilt und muss<br />

dann ggfs. in einer Probephase daheim<br />

getestet werden.<br />

Tierinteressenten sollten Verständnis für<br />

den Tierschutz haben, wenn wir sagen,<br />

dass dieser Hund nicht <strong>der</strong> richtige für<br />

sie ist und an<strong>der</strong>e Vorschläge akzeptieren.<br />

Ehrlichkeit ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für eine gute Vermittlung -<br />

für die Tierheimmitarbeiter und auch<br />

für die Interessenten. Wenn Menschen<br />

im Bezug auf ihre Gegebenheiten und<br />

ihre Fähigkeiten nicht offen sind, ist es<br />

danach <strong>der</strong> Hund, <strong>der</strong> durchgefallen ist<br />

und wie<strong>der</strong> eine Trennung verkraften<br />

muss - dies ist nicht fair!<br />

Die Rückgabe eines <strong>Tiere</strong>s ist durch unsere<br />

Tierheime abgesichert, soll-<br />

te aber <strong>der</strong> Einzelfall bleiben.<br />

Für die Ärmsten <strong>der</strong> Armen wünschen<br />

wir uns Tierfreunde, die<br />

nicht nur einen neuen Freund in<br />

die Familie aufnehmen möchten,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem auch einem<br />

Tier helfen wollen, das vom<br />

Schicksal bis zu diesem Punkt nicht sehr<br />

verwöhnt wurde, die nicht nach Farbe,<br />

Schönheit, körperlicher Unversehrtheit<br />

o<strong>der</strong> Preis aussuchen und auch nicht<br />

nach vier Wochen den perfekten Hund<br />

haben wollen.<br />

Dass je<strong>der</strong> Hund ein Traumhund werden<br />

kann, wenn er das Glück hat, an<br />

die richtigen (passenden) Menschen zu<br />

geraten, lesen Sie im folgenden Beitrag,<br />

aufgezeichnet von Susanne und<br />

Uwe Meyer.<br />

Text: Petra Zipp<br />

Fotos: Susanne und Uwe Meyer


m?<br />

REGINA<br />

Als<br />

wir<br />

Regina<br />

im<br />

Frühjahr 2009 kennen<br />

lernten, waren<br />

wir uns schnell im<br />

Klaren: Diesen Hund<br />

konnten und wollten<br />

wir nicht zu uns nehmen.<br />

Wir waren auf<br />

<strong>der</strong> Suche nach einem<br />

neuen Pendant<br />

für unseren elfjährigenSchäferhundrüden<br />

Sam. Seine bisherige<br />

Partnerin Inga<br />

musste kurz zuvor<br />

eingeschläfert werden.<br />

Da Inga uns auf<br />

Grund ihres hohen<br />

Aggressionspotenzi-<br />

als während ihres gesamten Lebens "auf Trab" gehalten hatte,<br />

sollte die "Neue" auf keinen Fall ein Problemhund sein.<br />

Regina präsentierte sich im Freigehege denkbar schlecht. Sie<br />

zeigte we<strong>der</strong> an Sam noch an uns Menschen ein beson<strong>der</strong>es<br />

Interesse. Aus diesem Grund entschieden wir uns damals für<br />

Bonny, eine mittelgroße, zweijährige Collimischlingsdame,<br />

die trotz ihres grundsätzlich vorsichtigen Wesens über ein gehöriges<br />

Maß an Selbstbewusstsein verfügte. Dass wir die<br />

richtige Entscheidung getroffen hatten, merkten wir u.a. auch<br />

daran, dass unser Sam in <strong>der</strong> Folgezeit förmlich aufblühte.<br />

Auf Grund von Bonnys traumhafter Sozialkompetenz im Umgang<br />

mit Menschen und Artgenossen konnten Spaziergänge<br />

nun in einer entspannten Atmosphäre erfolgen, wie dies zu<br />

Ingas Zeiten undenkbar war. Darüber hinaus schaffte Bonny<br />

den Balanceakt, unseren "alten Herrn" aus <strong>der</strong> Reserve zu<br />

locken, ohne ihn hierbei zu nerven. Alles in allem eine sehr<br />

glückliche Zeit.<br />

Im Jahr 2010 machte sich Sams Alter allmählich bemerkbar,<br />

und es war abzusehen, dass die Zeit des Abschieds nahte.<br />

Wir wollten diese Phase gestalten wie in all den Jahren zuvor,<br />

in denen wir mit Hunden lebten. Um zu vermeiden, dass<br />

Bonny nach Sams Tod alleine zurückblieb, sollte ein dritter<br />

Hund bei uns einziehen. Wir hatten natürlich auch schon<br />

konkrete Vorstellungen darüber, wie <strong>der</strong> "Neue" sein sollte.<br />

Ein Rüde selbstverständlich, genügend Persönlichkeit, um in<br />

Sams Pfotenabdrücke zu treten, ohne ihn noch zu Lebzeiten<br />

"unterzubuttern". Gleichzeitig sollte er hervorragend soziali-<br />

siert und galant im Umgang mit an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n und Menschen<br />

sein, bei allem Selbstbewusstsein jedoch zurückhaltend,<br />

sensibel und gleichzeitig nervenstark und unempfindlich<br />

sein.<br />

Als vorbildlicher Hüter von Haus und Hof sollte er unsere Besucher<br />

keinesfalls belästigen und darüber hinaus auch seinen<br />

Jagdtrieb im Griff haben. Nachdem wir alle wünschenswerten<br />

Eigenschaften zusammengetragen hatten, war<br />

uns klar: Diesen Hund gibt's nicht!<br />

So kam es, dass wir uns im Oktober 2009 beim bmt in Pfullingen<br />

für Ramon (Latte), einen "halbstarken" Galgomix entschieden,<br />

<strong>der</strong> es laut Internetpräsentation "faustdick hinter<br />

den Ohren" haben sollte. Und das war nicht übertrieben!<br />

Beson<strong>der</strong>s für mich als Mann sollten die nächsten Monate<br />

wesentlich schlimmer werden, als es Ramons faustdicke Charakterisierung<br />

vermuten ließ. Ein - zumindest bei unseren "Rumänen"<br />

- durchgängig vorhandenes Merkmal ist die deutliche<br />

Affinität zu Frauen. Mit dieser Problematik rechneten wir<br />

erst einmal gar nicht so sehr, aber nachdem Ramon bereits<br />

am zweiten Tag unseren lieben alten Sam attackierte, ging<br />

ich dazwischen.<br />

Ramon erschrak und rannte <strong>gegen</strong> die geschlossene Terrassentür<br />

und genau diese Koppelung von Schreck, Angst und<br />

Schmerz ließ er mich die nächsten vier Monate mit aller<br />

Deutlichkeit spüren. Während er meine Frau charmant umgarnte,<br />

nahm er von mir kein Futter, ging mit mir nicht in den<br />

Garten, ließ sich von mir nicht anfassen und knurrte und bellte,<br />

sobald ich mich bewegte.<br />

Der Familiensegen hing einige Zeit schief und meine Frau<br />

überlegte täglich, ob sie Ramon o<strong>der</strong> mich zum bmt zurückbringen<br />

sollte. Nachdem Ramon allerdings schon zwei Mal<br />

vermittelt war, war an eine Rückgabe nicht ernsthaft zu denken.<br />

Lebenserfahren und krisengeschüttelt hielten wir alle<br />

miteinan<strong>der</strong> durch und als Rudel zusammen. Ramon wird<br />

übrigens wegen seiner schönen Fellfarbe, die an Latte Macchiato<br />

erinnert, auch Latte gerufen.<br />

Nach vier Monaten<br />

konnte ich (ein<br />

Mann!) ihn nach<br />

viel Arbeit und vertrauensbildenden<br />

Maßnahmen problemlos<br />

an- und<br />

ableinen, und er<br />

ließ sich von mir<br />

füttern. Nach zwölf<br />

Monaten verband<br />

Latte und mich be-<br />

P FULLINGEN<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

von<br />

Susanne und Uwe Meyer<br />

Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201,<br />

72793 Pfullingen<br />

Leiter (GSt): Dr. Uwe Wagner<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Tel. (07121) 820 17 20<br />

Kreissparkasse Reutlingen,<br />

BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889<br />

www.bmt-tierschutzzentrum.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

46<br />

TSZ PFULLINGEN<br />

reits eine echte Männerfreundschaft,<br />

ließ er sich doch von mir voller Vertrauen<br />

über elektrische Weidezäune<br />

heben, die Füße einsalben und die Ohren<br />

putzen.<br />

Heute würden wir ihn für nichts auf <strong>der</strong><br />

Welt mehr hergeben. Latte liebt uns genauso,<br />

und <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Menschheit<br />

kann ihm gestohlen bleiben. Heute,<br />

nach weiteren 15 Monaten, lässt Latte<br />

sich erstmalig von einem an<strong>der</strong>en<br />

Menschen als meiner Frau und mir anfassen,<br />

meinem Schwager (einem<br />

Mann!). Also Männer - gebt die Hoffnung<br />

nicht auf.<br />

(RE-)GINA<br />

Gina hat es nach langem Warten<br />

2011 ins Team geschafft<br />

Das Trio, Sam, Bonny und Latte, entwickelte<br />

sich zu einem harmonischen<br />

Hun<strong>der</strong>udel, bis zu jenem Tag im Oktober<br />

2010, an dem Sam uns verlassen<br />

musste. Wie in unserer "Lebensplanung"<br />

vorgesehen, sollten für die folgenden<br />

Jahre nur zwei Hunde mit uns<br />

leben.<br />

Regina blieb uns jedoch immer im Gedächtnis<br />

und bei jedem Besuch in Pfullingen<br />

führte uns <strong>der</strong> Weg stets zu ihr.<br />

Am Tag <strong>der</strong> Offenen Tür 2011 bekamen<br />

wir dann mit, wie sich Regina im<br />

Wesen verän<strong>der</strong>t hatte, sie wirkte gar<br />

nicht mehr bindungsunfähig…<br />

Bei einem weiteren Besuch im November<br />

sahen wir sie nicht, weshalb wir uns<br />

nach ihr erkundigten. Sie habe sich zurückgezogen,<br />

habe keine Lust mehr,<br />

sich zu zeigen, hieß es. Das beschäftigte<br />

uns sehr, und wir schmissen über<br />

Nacht alle unsere guten Vorsätze über<br />

Bord. Noch im selben Monat zog die<br />

fast Vierjährige bei uns ein.<br />

Die Entwicklung von Latte hatte uns mit<br />

dem notwendigen Selbstvertrauen aus-<br />

gestattet, um uns dieser neuen Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

zu stellen. Wir waren uns<br />

darüber hinaus einig, dass wir keine Erwartungen<br />

an Regina, die einmal vermittelt<br />

und wie<strong>der</strong> zurück gebracht<br />

worden war, haben würden.<br />

Doch bei uns Zuhause geschah dann<br />

etwas, worauf wir nicht gefasst waren.<br />

Regina begriff unglaublich schnell die<br />

in unserem Haushalt für Hunde geltenden<br />

Regeln. Der Umgang <strong>der</strong> drei<br />

Hunde miteinan<strong>der</strong> gestaltete sich unproblematisch,<br />

die Anspannung beim<br />

Füttern verschwand durch einen eindeutig<br />

festgelegten Ablauf nach kurzer<br />

Zeit. Bereits wenige Tage nach ihrem<br />

Einzug begannen die drei Rumänen<br />

entspannt miteinan<strong>der</strong> zu spielen.<br />

Ebenfalls nach wenigen Tagen zeigte<br />

Regina bei <strong>der</strong> Heimkehr eines Familienmitgliedes<br />

deutliche Freude, hierbei<br />

singt und lacht sie. Für diejenigen,<br />

die dies nicht kennen, klingt es unglaublich,<br />

Regina lacht tatsächlich, wobei<br />

sie die Lefzen ganz nach oben zieht,<br />

so, dass die Haut auf ihrer Nase ganz<br />

faltig ist.<br />

Gina - so kürzen wir ihren Namen mittlerweile<br />

ab - ist weit weniger ängstlich<br />

als Latte. Sie hat Power, bewegt sich<br />

kraftvoll, fasst täglich mehr Vertrauen<br />

in uns und ihr neues Zuhause. Fremden<br />

<strong>gegen</strong>über verhält sie sich vorsichtig,<br />

aber immer freundlich. Sie ist hervorragend<br />

sozialisiert, übernimmt zunehmend<br />

die Bewachung des Hauses und<br />

hat sich innerhalb kürzester Zeit einen<br />

Platz in unseren Herzen erobert.<br />

Heute, nach annähernd fünf Monaten,<br />

können wir sagen, Gina genommen<br />

zu haben, war eine<br />

<strong>der</strong> besten Entscheidungen,<br />

die wir getroffen<br />

haben. Es wird<br />

zwar sicher<br />

noch einige<br />

Zeit vergehen,<br />

Bonny war Anfang 2009<br />

<strong>der</strong> erste Neuzugang<br />

LATTE<br />

Latte kam im Herbst 2009 zu den<br />

Meyers<br />

bis Gina sich völlig unbefangen von<br />

uns anfassen lässt, doch wir sind sicher,<br />

dass dies eines Tages möglich<br />

sein wird. Bonny benötigte hierzu annähernd<br />

zweieinhalb Jahre und besteht<br />

heute geradezu auf engem Körperkontakt.<br />

Wir bedanken uns bei den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des bmt Pfullingen,<br />

die uns diese wun<strong>der</strong>baren Hunde<br />

anvertraut haben. Gina ist das beste<br />

Beispiel für eine gute und lieb<strong>ev</strong>olle<br />

Pflege durch den bmt, und wir ermutigen<br />

alle, auch ältere Hunde ohne Familienerfahrung<br />

zu sich zu nehmen.<br />

Meßstetten, 18.03.2012


Der bmt - seine Geschäftsstellen und Tierheime<br />

Geschäftsstelle Norden Franziskus-Tierheim<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26<br />

Tierheim Hage<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank<br />

Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92<br />

Konto 6302020300<br />

www.tierheim-hage.de<br />

GSt u. TH "Arche Noah"<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

GSt.: Tel. (0152) 33 51 32 16<br />

Tierheim: Tel. (0421) 890171,<br />

Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke,<br />

BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57<br />

ww.tierheim-arche-noah.de<br />

Geschäftsstelle Issum<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 46 97, Fax 44 46 99<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein,<br />

BLZ 354 500 00,<br />

Konto 111 500 2063<br />

www.bmt-nrw.de<br />

TH Köln-Dellbrück<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48<br />

Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />

Konto 924 02-505<br />

www.tierheim-koeln-dellbrueck.de<br />

Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201,<br />

72793 Pfullingen<br />

GSt: Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18<br />

Tierheim: Tel. (07121) 820 17 20<br />

Kreissparkasse Reutlingen,<br />

BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889<br />

www.bmt-tierschutzzentrum.de<br />

GSt Issum<br />

Geschäftsstelle Hamburg<br />

Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg<br />

Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32<br />

Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37<br />

Haspa, BLZ 200 505 50,<br />

Konto 1049220799<br />

www.franziskustierheim.de<br />

TH Hage/<br />

GSt Norden<br />

TH Köln<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

Tierschutzzentrum<br />

Pfullingen<br />

VORSTAND<br />

TH Arche Noah<br />

TH Elisabethenhof<br />

Franziskus-TH, Hamburg<br />

Katzenhaus, TH<br />

TH Wau-Mau-Insel<br />

GSt Bayern<br />

Vorsitzende: Petra Zipp<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -23, Fax 820 17 -18<br />

Stellv. Vorsitzen<strong>der</strong>: Bernd Stephan<br />

Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />

61348 Bad Homburg<br />

Tel. (06172) 138 80 26, Fax 23 691<br />

Weiteres Vorstandsmitglied: Karin Stumpf<br />

Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax 950 51 57<br />

GSt Berlin<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin<br />

Tel. (030) 80 58 33 -38, Fax -39<br />

Postbank Berlin,<br />

BLZ 100 100 10,<br />

Konto 9603-107<br />

www.tierschutz-bmt-berlin.de<br />

"Katzenhaus Luttertal"<br />

Luttertal 79<br />

37075 Göttingen<br />

Tierheim: Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover,<br />

BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06<br />

www.katzenhaus-luttertal.de<br />

GSt u. TH "Wau-Mau-Insel"<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse,<br />

BLZ 520 503 53,<br />

Konto 70 700<br />

www.wau-mau-insel.de<br />

Tierheim Elisabethenhof<br />

Geschäftsstelle Hessen<br />

Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

GSt.: Tel. (06035) 96 11 11<br />

Tierheim: Tel. (06035) 59 16,<br />

Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

BLZ 500 502 01, Konto 5975<br />

www.tierheim-elisabethenhof.de<br />

Geschäftsstelle Bayern<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15,<br />

80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax -23<br />

Postbank München,<br />

BLZ 700 100 80, Kto. 142 20-802<br />

www.bmt-bayern.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/2012<br />

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„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Sitz: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

EINLADUNG ZUR ORDENTLICHEN MITGLIEDERVERSAMMLUNG DES bmt IN REUTLINGEN!<br />

am Sonntag, 28. Oktober 2012<br />

im Domino-Haus, Am Echazufer 24,<br />

72764 Reutlingen, Beginn 14.00 Uhr<br />

Tagesordnung MV 2012:<br />

1. Eröffnung und Begrüßung<br />

2. Feststellung <strong>der</strong> ordnungsgemäßen Einberufung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung und ihrer Tagesordnung<br />

3. Tätigkeitsbericht <strong>der</strong> Vorsitzenden des Vorstands<br />

4. Bericht des Schatzmeisters<br />

a.) über die Entwicklung <strong>der</strong> Vereinsfinanzen<br />

b.) über die Ergebnisse <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfung für 2011<br />

5. Entlastung des Vorstandes<br />

6. Anträge aus dem Kreis <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

7. Verschiedenes<br />

Hinweis: Anträge zur Mitglie<strong>der</strong>versammlung sind spätestens<br />

zwei Wochen vor <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

schriftlich (Brief, E-Mail) beim Vorstand einzureichen.<br />

Bitte bringen Sie Ihren Mitgliedsausweis mit!<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von Euro ......................................................................<br />

(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />

spende hiermit Euro ..................................................................................................................................................................<br />

Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />

PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />

Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />

Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />

ÜBERREICHT VON:<br />

(Die Spendenkonten finden Sie auf den Seiten <strong>der</strong> einzelnen bmt-Geschäftsstellen)<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an eine Geschäftsstelle Ihrer Wahl senden.

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