RDT 4/2003 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
RDT 4/2003 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
RDT 4/2003 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/<strong>2003</strong><br />
6<br />
T ITELTHEMA<br />
Bereits im Alter von wenigen Lebenstagen<br />
wird ihnen <strong>der</strong> Schnabel gekürzt,<br />
damit sie sich in <strong>der</strong> späteren drangvollen<br />
Enge nicht <strong>gegen</strong>seitig zu Tode<br />
hacken. Billigend nimmt man in Kauf,<br />
dass sich die <strong>Tiere</strong> mit den verstümmelten<br />
Schnäbeln nicht mehr das Gefie<strong>der</strong><br />
putzen können und auch die<br />
Futteraufnahme stark behin<strong>der</strong>t ist. Einige<br />
Mäster schneiden den Putern zusätzlich<br />
die ersten Zehenglie<strong>der</strong> ab, damit<br />
bei Rangkämpfen keine Verletzungen<br />
entstehen können.<br />
Artgerecht gehaltene Puten haben ausreichend<br />
Platz und täglich Auslauf im<br />
Freien. Anstatt <strong>der</strong> schnell wachsenden<br />
schweren Masthybriden werden leichte<br />
Linien gehalten, die Mast dauert länger,<br />
dafür sind diese <strong>Tiere</strong> aber auch<br />
nicht so krankheitsanfällig.<br />
Gänse:<br />
In nur 12 Wochen zur<br />
Schlachtreife gemästet!<br />
Zu St. Martin und zur Weihnachtszeit<br />
haben Gänsemäster Hochkonjunktur;<br />
im Gegensatz zu Puten werden Gänse<br />
deutlich saisonal nachgefragt. Der<br />
deutsche Markt wird seit Jahren von<br />
Billigangeboten überschwemmt - und<br />
die Verbraucher greifen bedauerlicherweise<br />
zu.<br />
Insgesamt werden in Deutschland jährlich<br />
sechs Millionen Gänse gegessen,<br />
ca. 77% ist Importware. Die restlichen<br />
23 % entstammen <strong>der</strong> Inlandsproduktion,<br />
die sich von <strong>der</strong> früher vorherrschenden<br />
extensiven Weidemast zur Intensivhaltung<br />
entwickelt hat.<br />
Ähnlich wie Puten werden zunehmend<br />
auch Gänse in riesigen Masthallen unter<br />
künstlichen Lichtquellen gehalten.<br />
Dadurch wird ihnen ein längerer Tagesrhythmus<br />
vorgegaukelt, um zum<br />
ständigen Fressen zu animieren. Auch<br />
sonst sind Gänse bei dieser Haltungsform<br />
unglaublichen Qualen ausgesetzt:<br />
Tausende <strong>Tiere</strong> werden auf engstem<br />
Raum gehalten; <strong>der</strong> dadurch<br />
verursachte Bewegungsmangel unterstützt<br />
noch den Mastprozess.<br />
Die <strong>Tiere</strong> sollen in nur 12 Wochen ihre<br />
Schlachtreife erreichen. Dazu wird dem<br />
Geflügel ein Spezialfutter gegeben, das<br />
die rasante Gewichtzunahme garantiert.<br />
Dem Futter sind, wie in je<strong>der</strong> Intensivmast,<br />
Antibiotika beigemischt,<br />
weil unter den schlechten hygienischen<br />
Bedingungen <strong>der</strong> Masthallen häufig Infektionskrankheiten<br />
vorkommen - so<br />
stehen Gänse bis zu ihrem Lebensende<br />
im eigenen Kot.<br />
Von Leidensgenossen in<br />
<strong>der</strong> Enge tot getreten<br />
In <strong>der</strong> Regel hat eine Mastgans weniger<br />
als einen halben Quadratmeter Platz<br />
zur Verfügung; einziges Ziel ist die Gewichtszunahme.<br />
Gänse, die nicht<br />
schnell genug an Gewicht zulegen,<br />
werden wie verletzte <strong>Tiere</strong> von den Leidensgenossen<br />
"überlaufen" und verenden<br />
qualvoll in Kot und Urin. Der<br />
Mäster kalkuliert knallhart eine durch<br />
"natürliche Selektion" hervorgerufene<br />
Ausfallquote von ca. 15% mit ein. Aber<br />
auch den lebenden <strong>Tiere</strong>n geht es<br />
schlecht. Sie leiden infolge <strong>der</strong> raschen<br />
Gewichtszunahme und ihres Übergewichts<br />
unter Gelenkentzündungen,<br />
Knochenbrüchen und Atemnot. Viele<br />
Gänse reagieren mit Autoaggression<br />
auf die enormen physischen und psychischen<br />
Belastungen. Sie beginnen<br />
sich die Fe<strong>der</strong>n auszurupfen.<br />
Lebendrupfen -<br />
unsagbare Schmerzen<br />
für die <strong>Tiere</strong><br />
Wenn die <strong>Tiere</strong> ihr Schlachtgewicht erreicht<br />
haben, ist ihr Martyrium noch<br />
nicht beendet. Sie werden bei lebendigem<br />
Leib gerupft (Daunenrupf). Die Fe<strong>der</strong>n<br />
werden zur Herstellung von Daunenbetten<br />
verwendet. Oft kommt es<br />
beim Rupfen zu Hautverletzungen, weil<br />
dies in Akkordarbeit geschieht. Größere<br />
Wunden werden notdürftig zusam-<br />
AUCH SIE KÖNNEN HELFEN !<br />
For<strong>der</strong>n Sie Verbraucherschutzministerin Renate Künast auf, sich für den Erlass<br />
einer Haltungsverordnung einzusetzen, um das Leiden <strong>der</strong> Puten, Gänse und<br />
Enten zu beenden.<br />
Frau <strong>Bund</strong>esministerin Renate Künast<br />
<strong>Bund</strong>esministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft,<br />
Rochusstraße 1, 53123 Bonn<br />
E-Mail: poststelle@bml.bund.de<br />
Fax: 01888-5294262<br />
Enorme Gewichtszunahme in kürzester Zeit<br />
mengenäht, damit <strong>der</strong> Verbraucher eine<br />
möglichst "makellose" Gans erhält.<br />
Nach den Wochen in qualvoller Enge,<br />
Gestank und dem Rupfen muss <strong>der</strong> Tod<br />
schon eine Erlösung für die geschundenen<br />
Kreaturen sein. Es gibt keine<br />
Haltungsverordnung für Mastgänse,<br />
das heißt, <strong>der</strong> Mastbetreiber solcher<br />
Anlagen verstößt noch nicht einmal<br />
<strong>gegen</strong> ein geltendes Recht.<br />
Enten<br />
Zum Fliegen geboren -<br />
zum Leiden bestimmt<br />
Nicht besser als den Puten und Gänsen<br />
ergeht es den Mastenten. Von <strong>der</strong> Vielzahl<br />
<strong>der</strong> Entenrassen haben in<br />
Deutschland nur die Pekingenten und<br />
die Moschusenten wirtschaftliche Bedeutung<br />
für die Schlachtentenproduktion.<br />
Irreführen<strong>der</strong> Weise wird die Moschusente<br />
auch Flugente genannt, obwohl<br />
sie zu keiner Zeit ihres kurzen Lebens<br />
die Möglichkeit zum Fliegen gehabt<br />
hat. Allgemein üblich werden sowohl<br />
die Pekingenten als auch die Flugenten<br />
heutzutage in intensiver Stallhaltung<br />
ohne Flugmöglichkeiten gemästet.<br />
Dennoch schreckt man nicht davor zurück,<br />
ihnen kurz nach dem Schlupf die<br />
Flügel bis zu einem Drittel <strong>der</strong> Gesamtfläche<br />
zu kürzen.