kreisteil - CDU Kreisverband Rottweil
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Der EU-Kommissar in Sulz KREISTEIL<br />
Fortsetzung von Seite 11<br />
Hotel „Züfle“ werden bei den Zahlen, die<br />
der Kommissar aus Brüssel, der sich so gar<br />
nicht verändert hat gegenüber den alten,<br />
vertrauten Zeiten, nannte. Bei 10 000 Milliarden<br />
Euro Bruttoinlandsprodukt entstehen<br />
800 Milliarden Euro neue Schulden.<br />
Mit unendlich erscheinenden Zinszahlungen.<br />
„Wir müssen aus der Schuldenfalle<br />
raus.“<br />
Günther Oettinger: In diesen Jahren entscheidet sich, wer in<br />
Zukunft in der Welt das Sagen hat.<br />
Es ist fünf vor zwölf<br />
Ein Thema, das später in der Diskussion<br />
von Hugo Bronner nochmals mittels einer<br />
Frage aufgenommen wurde: der ehemalige<br />
Banker - er kann noch mehr als andere<br />
ermessen, was die Verschuldung wirklich<br />
bedeutet und nach sich zieht.<br />
„Es ist fünf vor zwölf“, sagte Günther<br />
Oettinger: „In der Krise ist nicht der Euro,<br />
in der Krise sind die Haushalte der öffentlichen<br />
Hand.“<br />
Zu viele Schulden, zu wenige Kinder: Die<br />
Haushalte stehen nicht auf einem stabilen<br />
Fundament. In Griechenland, dort sehr,<br />
aber auch bei uns.<br />
So brauchen wir Wachstum und Wettbewerb,<br />
müssen im Wettbewerb auf der Welt<br />
bestehen. Wobei Deutschland als das Industriecluster<br />
der Welt „noch nie stark war<br />
wie heute“, Produkte herstellt, die die<br />
Welt braucht und außerdem Dienstleistungen<br />
anbietet.<br />
Die Engländer dagegen „haben die Industrie<br />
abgeschafft.“<br />
Was bleibt für die Krisenländer? „Griechenland<br />
und Portugal müssen wettbewerbsfähig<br />
werden.“<br />
Der Übergang zur Energie: „Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Ländern kennen wir<br />
keinen Stromausfall.“ Dabei seien wir einem<br />
blackout schon näher gewesen als wir<br />
glauben.<br />
Alle reden vom Abschalten der Kernkraftwerke.<br />
Doch „Strom kann man nicht<br />
speichern.“ Die einzige Möglichkeit:<br />
Pumpspeicherung.<br />
Wir alle haben noch die Diskussion aus<br />
<strong>Rottweil</strong> 6/2011 >>> Seite 12<br />
dem Wahlkampf auf die unangenehme<br />
Weise im Ohr... (Pumpspeicherkraftwerk:<br />
auch nein danke.)<br />
Die Photovoltaik: 800 Stunden im Jahr<br />
scheint bei uns die Sonne, doch das Jahr<br />
hat 8 700 Stunden. Fehlen einige Stunden!<br />
In Spanien sind es doch wenigstens 2 000<br />
Sonnenstunden!<br />
Probleme bereiten auch die Windparks,<br />
wie Günther Oettinger nachdrücklich belegte.<br />
Dabei geht es um<br />
historische Dimensionen,<br />
doch: „St.<br />
Florian ist allmächtig.“<br />
Wie nun die „große<br />
europäische Herausforderung“bestehen?<br />
Der Blick über<br />
das Mittelmeer, in<br />
unsere Nachbarländer<br />
Libyen, Tunesien,<br />
Ägypten, Algerien,<br />
Marokko (am Tag<br />
nach der Veranstal-<br />
tung war Günther<br />
Oettinger in Rabat!)<br />
zeigt eine Option.<br />
Wenn er aus voller<br />
Überzeugung feststellte, dass der Mensch<br />
eine Perspektive braucht, dann zeigte sein<br />
Vortrag: der Energiekommissar hat die Vision,<br />
hat den Plan,<br />
wie das Gesamtkonzept<br />
auszusehen hat,<br />
wie die afrikanischeuropäischePartnerschaft<br />
uns der Lösung<br />
näher bringen<br />
kann.<br />
„Die Zahl der Europäer,<br />
auch in der<br />
<strong>CDU</strong>, ist schon mal<br />
größer gewesen“, so<br />
der 56-Jährige (und<br />
manch einer dachte<br />
in dem Moment vermutlich<br />
an Helmut<br />
Kohl), und gerade<br />
deswegen wünscht<br />
er Angela Merkel ein<br />
starkes Rückgrat, im<br />
europäischen Sinne<br />
zu handeln.<br />
Denn auch das ist wahr: Europa ist bei aller<br />
Problematik die Friedensunion. Europa<br />
ist die Garantie für Frieden in unserem<br />
Kontinent.<br />
Wenn zwei Vorträge die gleichen<br />
Aussagen beinhalten<br />
„Sie sahen, wie gebannt wir alle Ihnen zugehört<br />
haben“, gratulierte Herwart Kopp<br />
nach dem kräftigen Beifall aller Anwesenden<br />
dem Ehrengast. In der Tat: manches<br />
weiß man, spürt man, doch kaum einmal<br />
bekommt der Normalverbraucher die Situation<br />
um Europa, um die Energie so im<br />
Zusammenhang und einleuchtend vermittelt,<br />
wie dies an dem Abend der Fall war.<br />
Nett übrigens, mehr als nett, dass Prof.<br />
Harald Kopp vier Tage zuvor im Backsteingebäude<br />
einen Vortrag über China gehalten<br />
hatte. Und wenn der Bürgermeister<br />
sich in seinem Grußwort darüber wunderte,<br />
dass die beiden Vorträge inhaltlich<br />
übereinstimmten, und der Sohn des Sulzer<br />
<strong>CDU</strong>-Vorsitzenden vor sich murmelte, dies<br />
hänge mit dem gleichen Parteibuch zusammen,<br />
dann ist das nur die halbe Wahrheit.<br />
Die andere Hälfte ist: Beide sind eben<br />
gut, ganz einfach gut.<br />
Was fiel bei der Fragerunde auf? Jeder<br />
Frager, jede Fragerin stellte eine Frage,<br />
kurz und präzise, kein Koreferat, nichts,<br />
einfach Fragen und dazu noch treffende.<br />
„Es ist ein Glücksumstand, dass wir Sie,<br />
sehr geehrter Herr Oettinger, in Brüssel<br />
haben.“ Sagte Lothar Reinhardt als stellvertretender<br />
Kreisvorsitzender in seinem<br />
Grußwort, das zum passenden Schlusswort<br />
wurde, und der dem <strong>CDU</strong>-Stadtverband<br />
herzlich zum Jubiläum gratulierte.<br />
Und auf dem Nachhauseweg sind ganz<br />
sicher viele Gedanken nochmals durch die<br />
Köpfe der Anwesenden gegangen, auch<br />
dass in China derzeit jede Woche ein neues<br />
Kohlekraftwerk ans Netz geht und alle<br />
vier Wochen ein neues Kernkraftwerk. Und<br />
Mucksmäuschenstill war es im Saal beim Vortrag des EU-Kommissars,<br />
der in Brüssel eines der wichtigsten politischen Ämter innehat.<br />
dass, wenn wir aussteigen und einsteigen<br />
wollen, Tempo machen müssen beim Aufbau<br />
neuer Netze. Dass die Gesetzgebungsverfahren<br />
beschleunigt werden. Denn wir<br />
wollen doch wohl mithalten im internationalen<br />
Wettbewerb. Dazu aber ist jede Anstrengung<br />
notwendig.<br />
Hier ganz drastisch die Augen dafür geöffnet<br />
zu haben, ist auch ein Verdienst der<br />
<strong>CDU</strong> Sulz, die mit dieser Veranstaltung<br />
einmal mehr einen Volltreffer gelandet<br />
hat. k