Vorlesung Arbeitsrecht Schwerpunkt 3 - Lehrstuhl Prof. Dr ...
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<strong>Vorlesung</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong><br />
<strong>Schwerpunkt</strong> 3: Zivilrechtliche Rechtsberatung und<br />
Rechtsgestaltung<br />
Obligatorischer Teil<br />
WS 2005/2006<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler, LL.M.<br />
1
20.10.<br />
27.10.<br />
3.11.<br />
10.11.<br />
17.11.<br />
24.11.<br />
Programm<br />
Entstehung des Arbeitsverhältnisses,<br />
Leiharbeitsverhältnis, Teilzeitarbeit<br />
Betriebsverfassung: Grundlagen,<br />
Betriebsratsfähigkeit, Betriebsratswahl<br />
Bedeutung der Betriebsgröße für<br />
Betriebsverfassung und Kündigungsschutz<br />
Inhalt des Arbeitsverhältnisses, Tarifvertrag<br />
und Betriebsübergang<br />
Betriebsverfassung und Betriebsübergang<br />
Zusammenspiel arbeitsrechtlicher<br />
Gestaltungselemente: Urlaub<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Lesehinweise<br />
Junker, Grundkurs Rn.<br />
116 - 123<br />
Brox/Rüthers/Henssler<br />
Rn. 885 - 907; Junker,<br />
Grundkurs Rn. 640 - 691<br />
Brox/Rüthers/Henssler<br />
Rn. 869 - 884; Junker,<br />
Grundkurs Rn. 89<br />
Brox/Rüthers/Henssler<br />
Rn. 614 - 629; Junker,<br />
Grundkurs Rn. 133 - 144,<br />
Rn. 536 - 549<br />
Junker, Grundkurs Rn.<br />
687 - 691<br />
Brox/Rüthers/Henssler<br />
Rn. 97 - 140; Junker,<br />
Grundkurs, Rn. 70 - 88;<br />
Junker, Fall 3<br />
2
1.12.<br />
8.12.<br />
15.12.<br />
5.1.<br />
12.1.<br />
19.1.<br />
26.1.<br />
Zusammenspiel arbeitsrechtlicher<br />
Gestaltungselemente: Günstigkeitsprinzip<br />
Betriebliche Bündnisse für Arbeit<br />
Interner Arbeitsmarkt: Versetzung<br />
Weihnachtspause<br />
Arbeitsplatzgestaltung und Ordnung im<br />
Betrieb<br />
Betriebseinschränkung:<br />
Interessenausgleich und Sozialplan<br />
Aufhebungsvertrag, betriebsbedingte<br />
Kündigung, Sonderkündigungsschutz für<br />
Betriebsratsmitglieder<br />
Konfliktlösung bei Regelungsfragen:<br />
Einigungsstelle<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
703 - 714; Junker, Grundkurs<br />
Rn. 526 - 531<br />
Junker, Grundkurs Rn. 714 -<br />
734<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
963 - 981; Junker, Grundkurs<br />
Rn. 757 - 768<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
937 f.;<br />
Junker, Grundkurs Rn. 779 -<br />
790<br />
Junker, Grundkurs Rn. 769 -<br />
778, 791 - 794;<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
1029 - 1031<br />
3
2.2.<br />
9.2.<br />
16.2.<br />
Konfliktlösung bei Regelungsfragen: Arbeitskampf<br />
und Schlichtung<br />
Konfliktlösung bei Rechtsfragen: arbeitsgerichtliches<br />
Beschluss- und Urteilsverfahren<br />
Europäische Betriebsverfassung,<br />
Unternehmensmitbestimmung<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
777 - 857, 1012 f.; Junker,<br />
Grundkurs Rn. 602 - 639, 645<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
1048 - 1129; Junker,<br />
Grundkurs Rn. 835 - 890;<br />
Junker, Fälle 8 und 9;<br />
Brox/Rüthers/Henssler Rn.<br />
1048 - 1076; Junker,<br />
Grundkurs Rn. 800 - 829<br />
Die Lesehinweise beziehen sich auf Brox/Rüthers/Henssler, <strong>Arbeitsrecht</strong>,<br />
16. Aufl., Stuttgart 2004; Junker, Grundkurs <strong>Arbeitsrecht</strong>, 4. Aufl.,<br />
München 2004; Junker, Fälle zum <strong>Arbeitsrecht</strong>, München 2005.<br />
Ebenfalls empfehlenswerte Literatur: Dütz, <strong>Arbeitsrecht</strong>, 7. Aufl., München<br />
2002; Krause, <strong>Arbeitsrecht</strong>, Baden-Baden 2005; Löwisch, <strong>Arbeitsrecht</strong>, 7.<br />
Aufl., Düsseldorf 2004; Reichold, <strong>Arbeitsrecht</strong>, 2. Aufl. München 2006;<br />
Söllner/Waltermann, Grundriss des <strong>Arbeitsrecht</strong>s, 13. Aufl., München 2003<br />
4
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Einführungsfall<br />
W hat sich vor einem Jahr selbständig gemacht.<br />
Sie betreibt ihr "Maßgeschneidertes Webdesign"<br />
so erfolgreich, dass sie die Arbeit nicht mehr<br />
allein bewältigt. Sie benötigt (nach Businessplan)<br />
zukünftig ca. 30 - 60 Stunden/Woche Webdesign,<br />
außerdem eine Person, die einmalig ein<br />
geeignetes Dokumentationssystem anlegt (ca. 50<br />
Stunden). W beschäftigt bereits eine<br />
Reinigungskraft (8 Std./Woche).<br />
Welche Möglichkeiten bestehen, den Zuschnitt<br />
ihres Unternehmens zu vergrößern?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
5
• Werkvertrag<br />
• Freie Mitarbeit<br />
• Vollzeitarbeitnehmer<br />
• Teilzeitarbeitnehmer<br />
• Befristete Einstellung<br />
• Leiharbeitnehmer<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Möglichkeiten und Überlegungen<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Definitionen,<br />
Charakteristika, Vor- und<br />
Nachteile dieser Beschäftigungsformen<br />
für<br />
Unternehmer und<br />
Beschäftigte ?<br />
6
Parteien des Arbeitsverhältnisses<br />
Arbeitnehmer<br />
"Arbeitnehmer ist, wer<br />
sich durch<br />
privatrechtlichen<br />
Vertrag verpflichtet,<br />
unselbständige Dienste<br />
für einen anderen<br />
entgeltlich zu leisten."<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Gesichtspunkte für eine<br />
typologische Betrachtung:<br />
- Tätigkeit (nicht: Erfolg)<br />
geschuldet<br />
- kein unternehmerisches<br />
Risiko/Erwerbschance<br />
- Eingliederung in fremde<br />
Arbeitsorganisation<br />
- Weisungsgebundenheit<br />
7
Arbeitgeber<br />
Parteien des Arbeitsverhältnisses<br />
• Partner des<br />
Arbeitsvertrages<br />
• Rechtsträger<br />
• Organisation<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Sonderfälle<br />
• <strong>Dr</strong>ittbeziehungen<br />
• Leiharbeit<br />
• Betriebsübergang<br />
8
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Befristung<br />
I. § 15 TzBfG: Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit<br />
Fristablauf oder Zweckerreichung<br />
II. Befristung bedarf der Schriftform, §§ 14 IV, 16 TzBfG<br />
III. Zulässigkeit der Befristung ohne besonderen Grund:<br />
1. § 14 BBiG; § 21 BErzGG; §§ 57a ff. HRG<br />
2. § 14 II, IIa, III TzBfG (Vorsicht: § 14 II 2!)<br />
IV. Zulässigkeit der Befristung aus sachlichem Grund,<br />
§ 14 I 1 TzBfG<br />
1. Kataloggrund, § 14 I 2 TzBfG<br />
2. Sonstige sachliche Gründe<br />
V. Geltendmachung unwirksamer Befristung, § 17 TzBfG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
9
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Leiharbeit - Arbeitnehmerüberlassung<br />
(Junker, Grundkurs Rn. 116)<br />
(Leih-)<br />
Arbeitnehmer Arbeitsvertrag,<br />
Vergütungsanspruch<br />
Weisungsrecht,<br />
Schutzpflichten<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Verleiher (Zeitarbeitsunternehmen)<br />
Entleiher<br />
Arbeitnehmerüberlassungsvertrag<br />
Regelung im AÜG<br />
• Erlaubnispflicht<br />
• Behördliche Überwachung<br />
• Vertragskonstruktion<br />
• Unwirksamkeit von Verträgen und Vertragsklauseln<br />
• Fingiertes Arbeitsverhältnis zwischen Entleiher und<br />
Leiharbeitnehmer<br />
Einordnung in der Betriebsverfassung<br />
10
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Betriebsratsfähigkeit<br />
• Betrieb (§ 1 BetrVG) oder<br />
• Selbständiger Betriebsteil (§ 4)<br />
• mind. 5 ständige, wahlberechtigte Arbeitnehmer<br />
• Arbeitnehmer (§ 5)<br />
• wahlberechtigt (§ 7, volljährig, betriebszugehörig)<br />
• ständig (vgl. § 23 I 2 KSchG, § 8 VII TzBfG, § 1 <strong>Dr</strong>ittelbG, § 1<br />
MitbestG: „in der Regel“)<br />
• davon mind. 3 wählbar (§ 8)<br />
• wahlberechtigt (aber: § 14 I 2 AÜG)<br />
• mind. 6 Mon. betriebs-/unternehmens-/konzernzugehörig<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
11
Betriebsbegriff:<br />
organisatorische Einheit, innerhalb derer der Unternehmer (allein<br />
oder mit Mitarbeitern) mit Hilfe sächlicher oder immaterieller<br />
Mittel einen arbeitstechnischen Zweck fortgesetzt verfolgt<br />
Betriebsteil:<br />
organisatorisch abgrenzbare Einheit des Betriebs, mit der der<br />
Arbeitgeber innerhalb des betrieblichen Gesamtzwecks bestimmte<br />
arbeitstechnische Teilzwecke selbständig verfolgen<br />
kann<br />
Richtlinie 01/23/EG (→ § 613a BGB):<br />
Übergang einer ihre Identität bewahrenden wirtschaftlichen<br />
Einheit i.S. einer organisierten Zusammenfassung von<br />
Ressourcen zur Verfolgung einer wirtschaftlichen Tätigkeit<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
12
Karosseriewerk<br />
Porsche GmbH<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Arbeitgeber<br />
<strong>Dr</strong>. Ing. h.c.<br />
F. Porsche AG<br />
Porsche Financial<br />
Services GmbH<br />
Porsche Financial<br />
Services Japan, Tokyo<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Porsche International<br />
Financing plc., Dublin<br />
Porsche International<br />
Insurance Ltd., Dublin<br />
13
Übersicht Arbeitgeberunternehmen<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
X-GmbH<br />
Abt. 1 Abt. 2 Abt. 3<br />
X-Grundstücks-<br />
GmbH & Co KG<br />
X-Vertriebs-<br />
GmbH<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Hauptverwaltung<br />
100 %<br />
14
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Nachlese<br />
• § 7 S. 2 BetrVG: entweder tatsächlich schon drei<br />
Monate im Betrieb oder von Anfang an für<br />
längeren Einsatz geplant;<br />
Verlängerungsmöglichkeit genügt nicht (GK-<br />
BetrVG/Kreutz)<br />
• § 8 I 2 BetrVG: Zugehörigkeit zu ausländischem<br />
Konzernunternehmen zählt ??<br />
• Wahlrecht des gekündigten Arbeitnehmers nach<br />
Ablauf der Kündigungsfrist während des Kündigungsschutzverfahrens<br />
besteht, wenn und<br />
solange der AN weiterbeschäftigt wird (BAG v.<br />
14.5.97 AP Nr. 6 zu § 8 BetrVG 1972)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
15
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Betriebszugehörigkeit<br />
BAG v. 20.5.2005 – 7 ABR 20/04<br />
Wahlberechtigt nach § 7 I 1 BetrVG und wählbar nach § 8 I<br />
1 sind nur betriebszugehörige Arbeitnehmer. Das sind<br />
Arbeitnehmer, die in einem Arbeitsverhältnis zum Inhaber<br />
des Betriebes stehen und innerhalb der Betriebsorganisation<br />
des Arbeitgebers abhängige Arbeitsleistungen<br />
erbringen.<br />
Überlässt ein konzernangehöriges Unternehmen als<br />
Personalführungsgesellschaft Arbeitnehmer ohne eigene<br />
Gewinnerzielungsabsicht anderen Konzernunternehmen,<br />
bleiben die Arbeitnehmer entsprechend § 14 I AÜG<br />
betriebsverfassungsrechtlich dem Betrieb dieses<br />
Vertragsarbeitgebers zugeordnet. Sie sind dort für den<br />
Betriebsrat wahlberechtigt und wählbar, §§ 7, 8 I 1 BetrVG.<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
16
(4 bei N)<br />
82 Arbeitnehmer<br />
(78 bei Konzerngesellschaften)<br />
Sachverhalt BAG v. 20.4.2005 – 7 ABR 20/04<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Zweigniederlassung<br />
N =<br />
Arbeitgeber<br />
Ausländische<br />
Gesellschaft<br />
Inländische<br />
GeseIlschaft<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Ausländische<br />
Konzernmutter<br />
17
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Lösungsgesichtspunkte<br />
• Arbeitgebereigenschaft der N<br />
• Betriebsratsfähigkeit:<br />
• 4 oder 82 Arbeitnehmer?<br />
• Beschäftigung der 4 Arbeitnehmer<br />
• Beschäftigung der 78 Arbeitnehmer<br />
• Betriebszugehörigkeit der 4 Arbeitnehmer<br />
• Betriebszugehörigkeit der 78 Arbeitnehmer (§§ 14 AÜG,<br />
7, 8 BetrVG)<br />
• Rechtsfolgen: § 9 BetrVG<br />
• Gestaltungsmöglichkeiten?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
18
Fall nach BAG v. 7.12.1993 - 9 AZR 683/92 –<br />
AP Nr. 15 zu § 7 BUrlG<br />
AN ist seit drei Jahren bei W beschäftigt. Zum<br />
Vertragsschluss hatte W ein Formular aus dem<br />
Schreibwarengeschäft verwandt, das die Klausel<br />
enthielt: „Es findet der örtlich und fachlich einschlägige<br />
Tarifvertrag Anwendung “. Dieser sieht 33 Tage Urlaub<br />
sowie ein Urlaubsgeld vor. AN ist vom 1.2.2004 bis<br />
einschließlich 18.3.2005 arbeitsunfähig krank. Das<br />
Arbeitsverhältnis endet am 31.3.2005. Vom 21. bis zum<br />
31.3.2005 hat AN Urlaub.<br />
AN verlangt Abgeltung für 33 Urlaubstage sowie<br />
Urlaubsgeld für diesen Zeitraum.<br />
Begriffe: Urlaub, Urlaubsentgelt, Urlaubsgeld, Abgeltung,<br />
Urlaubsjahr<br />
Angesprochene Rechtsquellen: Arbeitsvertrag,<br />
Tarifvertrag, BUrlG, Übereinkommen Nr. 132 der IAO, Art.<br />
59 Abs. 2 GG<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
19
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Nachlese<br />
• Arbeitsvertrag als “Verbrauchervertrag”: BAG v.<br />
25.5.2005 - 5AZR 572/04 - ZIP 2005, 1699 (H. 38)<br />
Rechtsfolge: § 310 III BGB<br />
• Tarifdispositives Recht und Bezugnahme: vgl.<br />
z.B. § 13 I 2 BUrlG<br />
• AGB-Kontrolle: § 310 IV BGB<br />
• Keine Inhaltskontrolle von Tarifverträgen, Betriebs- und<br />
Dienstvereinbarungen<br />
• Dito bei Bezugnahme, aber:<br />
• Problem 1: Überraschende Klauseln?<br />
• Problem 2: Teilweise Bezugnahme?<br />
• Problem 3: Bezugnahme auf persönlich/betrieblich nicht<br />
einschlägigen Tarifvertrag?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
20
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Hinweise zu Fall 1<br />
31.12.04<br />
1.2.04 18.3.05 21.3.05 31.3.05<br />
Anspruchsgrundlagen: Arbeitsvertrag, § 611 BGB +<br />
1. § 7 Abs. 4 BUrlG<br />
2. Tarifvertrag kraft Bezugnahme<br />
Abgeltung von Teilurlaub nach §§ 5 Abs. 1 c), 7 Abs. 4 BUrlG?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
21
Fall Betriebsübergang<br />
(nach EuGH NJW 1997, 2039 = NZA 1997, 433)<br />
AN A ist bei der X-GmbH als Reinigungskraft<br />
beschäftigt und wird im G-Gymnasium<br />
eingesetzt, dessen Reinigung die X vertraglich<br />
übernommen hat. Nach der Kündigung des<br />
Reinigungsvertrags mit X beauftragt G die Y-<br />
GmbH mit den Reinigungsarbeiten, die diese<br />
mit eigenen Kräften durchführt. Die X kündigt A<br />
betriebsbedingt. A behauptet, die Kündigung<br />
sei unwirksam und sie sei jetzt AN der Y.<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
22
Lösungshinweise zum Fall Betriebsübergang<br />
Wirksamkeit der Kündigung durch X<br />
1. Arbeitsverhältnis A – X:<br />
ursprünglich gegeben<br />
2. auf Y übergegangen, § 613a BGB?<br />
a) Betrieb oder Betriebsteil<br />
b) Übergang auf anderen Inhaber<br />
c) durch Rechtsgeschäft<br />
3. Kündigungshindernis § 613a IV BGB<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
23
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Fall Betriebsübergang II<br />
Die Kaufhaus-AG (K) unterhält in ihren Kaufhäusern jeweils<br />
eine Cafeteria. Die dortigen Beschäftigten werden, wie alle<br />
Kaufhausbeschäftigten, nach dem Einzelhandelstarif bezahlt.<br />
Die MäcLöffel GmbH (M) erwirbt von K die Cafeterias<br />
und betreibt sie in den Kaufhäusern weiter als „MäcLöffel“.<br />
Büffetkraft B will wissen, ob sie jetzt nach dem (niedrigeren,<br />
allgemeinverbindlichen) Gaststättentarif bezahlt wird, ob<br />
sie wie bisher vor dem Umkleiden bei Dienstantritt die<br />
Stechuhr bedienen darf und ob sie Mitglied des<br />
Betriebsrats „K“-Turmstraße bleibt.<br />
Rentnerin R, die bis vor zwei Jahren bei K, zuletzt in der<br />
Cafeteria, gearbeitet hat, will wissen, ob und von wem sie<br />
ihre Betriebsrente bekommt.<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
24
Gestaltungsfaktoren nach Betriebsübergang<br />
• Arbeitsvertrag, Konkretisierung durch Weisungen<br />
• Individualarbeitsrechtliche Gestaltungsfaktoren:<br />
• Betriebliche Übung, Gesamtzusage<br />
• Tarifverträge<br />
• Tarifbindung<br />
• Geltungsbereich<br />
• In-Bezug genommene Tarifverträge<br />
• Betriebsvereinbarungen<br />
• Jeweils: Abänderbarkeit?<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
25
Betriebsübergang und Betriebsverfassung<br />
• Fortbestand des Betriebsrates<br />
• Keine organisatorischen Änderungen<br />
• Zusammenlegung von Betrieben/Betriebsteilen<br />
• Abspaltung eines Betriebsteils<br />
• Sonderschutz für Betriebsratsmitglieder etc.<br />
• Geltung von Betriebsvereinbarungen<br />
• Keine organisatorischen Änderungen<br />
• Zusammenlegung von Betrieben/Betriebsteilen<br />
• Abspaltung eines Betriebsteils<br />
• Unternehmens-, Konzernzugehörigkeit<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
26
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Rechtsquellen-Pyramide<br />
(GDA Verlag / Siemens AG, Corporate Personnel)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
27
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
„5000 x 5000“<br />
• Haustarif bei der VW AG: ca. 20 % über<br />
Flächentarif<br />
• Neues Werk in Wolfsburg, ca. 5000 neue<br />
Arbeitsplätze (bevorzugt für ehemals<br />
Arbeitslose), Verdienst ca. 5000 DM,<br />
erfolgsbezogene Arbeitsbedingungen<br />
Tarifliche Rechtslage?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
28
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Kollisionsregeln<br />
• Gesetzliche Regelung, z.B. § 13 BUrlG<br />
• „Rangprinzip“<br />
• Öffnungsklauseln<br />
• Ablösungsprinzip/Ordnungsprinzip (vgl. lex<br />
posterior derogat legi priori)<br />
• Spezialitätsprinzip (lex specialis derogat legi<br />
generali)<br />
• Günstigkeitsprinzip<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
29
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Rechtsfolgen bei Kollision<br />
• Die nach der Kollisionsregel vorrangige<br />
Norm/Abrede setzt sich durch<br />
• Arbeitsverhältnis im übrigen bleibt unberührt<br />
• § 139 BGB im Interesse des Schutzzweckes (der<br />
jeweiligen Regelung) eingeschränkt (vgl. § 16<br />
TzBfG)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
30
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Günstigkeitsprinzip<br />
Anwendungsbereich:<br />
Kollision von tarifvertraglicher Regelung mit<br />
individualrechtlicher Regelung (einschließlich<br />
Betriebsübung, Gesamtzusage, allgemeine<br />
Arbeitsbedingungen), § 4 Abs. 3 TVG<br />
Kollision von Betriebsvereinbarung mit<br />
individualrechtlicher Regelung<br />
- str.: Nachwirkungszeitraum<br />
- str.: Betriebs-, betriebsverfassungsrechtliche<br />
Normen<br />
Ausnahme: transformierte kollektive Regelung nach<br />
§ 613a I 2, 3 BGB<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
31
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Günstigkeitsvergleich<br />
• Sachgruppenvergleich (Regelungen mit innerem<br />
Zusammenhang)<br />
• nur konkrete Tarif- und Vertragsregelungen, keine<br />
außervertraglichen Umstände oder Hypothesen<br />
• Bezugspunkt: einzelner Arbeitnehmer<br />
• Maßstab: objektiviert<br />
• Bei neutraler Abweichung: Wahlmöglichkeit (str.)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
32
Dogmatische Erklärungsmuster für das<br />
Günstigkeitsprinzip<br />
• § 4 III TVG, analog für Betriebsverfassung<br />
• „<strong>Arbeitsrecht</strong>liches Schutzprinzip“<br />
• Art. 12 GG<br />
• Art. 2 GG<br />
• Subsidiaritätsprinzip<br />
• Kartellverbot<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
33
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
„Obstrechtsprechung“<br />
BAG v. 20.4.1999, NZA 1999, 887, 892 f.<br />
• kein Gesamtvergleich<br />
• kein Einzelvergleich<br />
• Sachgruppe = Regelungen, die miteinander in<br />
einem sachlichen Zusammenhang stehen<br />
(betraf Beschäftigungsgarantie gegen<br />
Arbeitszeitverlängerung/Entgeltverschlechterung)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
34
„Betriebliches Bündnis für Arbeit“<br />
Der W-Webdesign GmbH geht es schlecht. Sie hat<br />
zwar viele Aufträge, die zu erzielenden Preise sind<br />
jedoch dank heftiger Konkurrenz gesunken. Um den<br />
nachhaltigen Bestand des Unternehmens zu sichern<br />
schlägt die Geschäftsführerin W vor, dass die<br />
Beschäftigten für die gleiche Bezahlung zwei Stunden<br />
pro Woche mehr arbeiten.<br />
• Damit werde die begründete Aussicht geschaffen, dass es<br />
nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen werde.<br />
• Im Gegenzug sagt W zu, dass es im nächsten Jahr keine<br />
betriebsbedingten Kündigungen geben wird.<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
35
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Individualarbeitsrecht<br />
• Weisungsrecht?<br />
• Änderung des Arbeitsvertrags<br />
• Änderungskündigung<br />
• Frist, Termin?<br />
• Kündigungsschutz? (§ 2 KSchG)<br />
• Annahme unter Vorbehalt?<br />
• Anhörung des Betriebsrates, § 102 BetrVG?<br />
• Einverständnis der übrigen Belegschaft?<br />
• Gleichbehandlung?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
36
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Kollektives <strong>Arbeitsrecht</strong><br />
• W ist tarifgebunden; der Tarifvertrag sieht eine<br />
regelmäßige Arbeitszeit von 35 Std./Woche vor.<br />
Die neue Arbeitszeit soll 40 Std./Woche sein.<br />
• Tarifgebundene Beschäftigte sind (nicht)<br />
einverstanden.<br />
• Nicht tarifgebundene Beschäftigte mit<br />
Bezugnahmeklausel sind (nicht) einverstanden.<br />
• Der Betriebsrat ist (nicht) einverstanden.<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
37
Insbesondere: Betriebsverfassung<br />
• Zuständigkeit des Betriebsrates<br />
• § 87 I Nr. 2., 3., 10. BetrVG?<br />
• § 88 BetrVG?<br />
• §§ 111, 112 BetrVG?<br />
• Zuständigkeitssperren<br />
• § 87 I BetrVG Eingangssatz<br />
• § 77 III BetrVG?<br />
• Handlungsformen für den Betriebsrat<br />
• Betriebsvereinbarung, § 77 II BetrVG<br />
• Betriebsabsprache, Regelungsabrede<br />
• Sperren<br />
• § 77 III BetrVG<br />
• Ausnahme: § 112 I 4 BetrVG<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
38
„Nachträgliche Öffnungsklausel“<br />
Rückwirkende Genehmigung<br />
BAG v. 20.4.1999 - 1AZR 631/98 = NZA 1999, 1059<br />
• Verbandstarif: 35 Std./Woche<br />
• Betriebsvereinbarung: 40 Std./Woche<br />
• Nachträgliche Billigung in Vereinbarung<br />
Gewerkschaft - Arbeitgeber<br />
• Nachträgliche Billigung in Vereinbarung<br />
Gewerkschaft – Verband → § 77 III 2 BetrVG<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
39
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
“Interner Arbeitsmarkt”<br />
Individualrecht<br />
• Interne Stellenausschreibung<br />
• Einvernehmliche Vertragsänderung<br />
• Beruflicher Aufstieg (§§ 611a I 1, 612a BGB)<br />
• Übergang Vollzeit – Teilzeit (TzBfG)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
40
“Interner Arbeitsmarkt”<br />
Betriebsverfassung - Allgemeines<br />
• Personalplanung: Unterrichtung, Vorschlags- und<br />
Beratungsrecht (§ 92 BetrVG)<br />
• Beschäftigungssicherung: Vorschlags- und<br />
Beratungsrecht, Begründungspflicht (§ 92a BetrVG)<br />
• Interne Ausschreibung: Initiativrecht (§ 93 BetrVG)<br />
• Personalfragebogen, Beurteilungsgrundsätze:<br />
Mitbestimmungsrecht (§ 94 BetrVG)<br />
• Auswahlrichtlinien: Mitbestimmungsrecht (§ 95<br />
BetrVG)<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
41
“Interner Arbeitsmarkt”<br />
Betriebsverfassung – Einzelmaßnahmen<br />
§ 99 BetrVG (ab 21 AN): Negatives Konsensprinzip<br />
• Einzelmaßnahmen: Einstellung, Eingruppierung,<br />
Umgruppierung, Versetzung (Abs. 1)<br />
• Unterrichtungsrecht, Unterlagen (Abs. 1)<br />
• Zustimmungsverweigerungsrechte (Abs. 2)<br />
• Zustimmungsersetzungsverfahren (Abs. 4)<br />
• Vorläufige Maßnahmen (§ 100 BetrVG)<br />
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<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
42
“Interner Arbeitsmarkt”<br />
Insbesondere: Versetzung in einen anderen Betrieb<br />
• Individualrechtlich:<br />
Vertragsänderung/Weisung/Änderungskündigung<br />
• Betriebsverfassung: Def. in § 95 III BetrVG,<br />
tatsächliche Zuweisung<br />
• Abgebender Betrieb: § 99 und/oder § 102 bei<br />
Änderungskündigung? Bei einvernehmlichem<br />
Ausscheiden? Bei Weisung?<br />
• Aufnehmender Betrieb: Einstellung<br />
• Zuständigkeit des Gesamtbetriebsrates (§ 50<br />
BetrVG)?<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
43
Beispielsfall Arbeitsplatzgestaltung<br />
Die Geschäftsleitung der MäcLöffel GmbH will, nach<br />
entsprechender Beratung durch ein Fachunternehmen,<br />
ihre „Corporate Identity“ wirksamer ausgestalten.<br />
Zu diesem Zweck sollen alle Mitarbeiter Kopfbedeckungen,<br />
Hemden und Schürzen in den Hausfarben<br />
tragen.<br />
A lehnt die Kopfbedeckung ab; sie entspreche nicht<br />
ihrer Religion (A trägt ein muslimisches Kopftuch).<br />
B lehnt das Hemd ab, es sei aus Polyester, was er auf<br />
der Haut nicht vertrage. Er trage nur Naturfasern.<br />
C lehnt die Schürze ab; sie sehe an einem<br />
erwachsenen Menschen albern aus.<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
44
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
45
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Rechtsquellen<br />
• Gesetzliche (Arbeits-)Schutzvorschriften, z.B.<br />
ArbSchG<br />
• Unfallverhütungsvorschriften der<br />
Berufsgenossenschaften<br />
• Arbeitsvertrag, §§ 241 II, 242 BGB<br />
• Weisungsrecht, § 106 S. 2 GewO<br />
• Allgemeine Arbeitsordnung, §§ 305 ff., insbes.<br />
310 BGB<br />
• Betriebsvereinbarung nach §§ 87 I Nr. 1, 7, 88<br />
BetrVG<br />
• Tarifverträge<br />
• GG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
46
Kopftuchfall: BAG v. 10.10.2002 – 2 AZR<br />
472/01, NJW 2003, 483<br />
Gesichtspunkte:<br />
• Kopftuchwunsch/-verbot vor oder nach Beginn<br />
des Arbeitsverhältnisses?<br />
• Kundenkontakt?<br />
• (Vermutete) Auswirkung auf den geschäftlichen<br />
Betrieb?<br />
• Bedeutung religiöser Symbole?<br />
• Bedeutung der Grundrechte/<br />
Interessenabwägung?<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
47
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Nachlese I<br />
BAG vom 14.12.2005 – 4 AZR 537 bis 540/04 –<br />
Pressemitteilung<br />
Nach der Rechtsprechung des Senats ist die<br />
Bezugnahme auf einen einschlägigen Tarifvertrag in<br />
einem vorformulierten Arbeitsvertrag regelmäßig als<br />
Gleichstellungsabrede auszulegen. An dieser<br />
Auffassung hält der Senat nicht mehr fest. Er<br />
beabsichtigt, für ab dem 1.1.2002 abgeschlossene<br />
Verträge § 305c II BGB (Unklarheitenregel)<br />
anzuwenden.<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
48
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Nachlese (24.11.2005)<br />
• Arbeitsvertrag als “Verbrauchervertrag”: BAG v.<br />
25.5.2005 - 5AZR 572/04 - ZIP 2005, 1699 (H. 38)<br />
Rechtsfolge: § 310 III BGB<br />
• AGB-Kontrolle: § 310 IV BGB<br />
• Keine Inhaltskontrolle von Tarifverträgen, Betriebs- und<br />
Dienstvereinbarungen<br />
• Dito bei Bezugnahme, aber:<br />
• Problem 1: Überraschende Klauseln?<br />
• Problem 2: Teilweise Bezugnahme?<br />
• Problem 3: Bezugnahme auf persönlich/betrieblich nicht<br />
einschlägigen Tarifvertrag?<br />
• AGB-Einbeziehung: § 305c II BGB<br />
(Unklarheitenregel), auch bei Bezugnahme<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
49
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Nachlese II<br />
Betriebsnormen in Tarifverträgen, § 3 II TVG<br />
• Tarifnorm über betriebliche oder<br />
betriebsverfassungsrechtliche Fragen<br />
• Arbeitgeber tarifgebunden<br />
• Tarifvertrag zeitlich, räumlich, sachlich und<br />
persönlich anwendbar<br />
• Keine Anwendung des Günstigkeitsprinzips (str.)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
50
Betriebseinschränkung:<br />
Interessenausgleich und Sozialplan<br />
• Kontext: Wirtschaftliche Angelegenheiten<br />
• Betriebsgröße: mehr als 20 Arbeitnehmer<br />
• Betriebsänderung, § 111 BetrVG, abschließende<br />
Aufzählung<br />
• Betriebseinschränkung: auch bloße<br />
Verkleinerung, § 112a BetrVG (beachte<br />
Privilegierung bei Neugründungen)<br />
• Sonst: Kollektivbezug, “erhebliche Teile der<br />
Belegschaft” (vgl. § 17 I KSchG)<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
51
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Rechtsfolge<br />
• Unterrichtungsrecht des Betriebsrates<br />
• Beratungsrecht des Betriebsrates<br />
• Interessenausgleich (mindestens Versuch)<br />
• Sanktion: § 113 BetrVG, individualrechtlicher<br />
Nachteilsausgleich<br />
• Evtl. Vermittlungsversuch der BAA<br />
• Sozialplan<br />
• Evtl. Vermittlungsversuch der BAA<br />
• Einigungsstelle (= Sozialplan ist erzwingbar!)<br />
• Wirkung: wie Betriebsvereinbarung<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
52
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Frage:<br />
• Was kann der Betriebsrat tun, wenn er den Eindruck<br />
hat, die Maßnahme sei nicht mehr in der Planung,<br />
sondern bereits beschlossen?<br />
• Welche betriebswirtschaftliche Auswirkung hat die<br />
Regelung?<br />
• Was bezweckt die Regelung?<br />
• Widerspricht es Art. 3 I GG,<br />
• dass Betriebe mit 20 oder weniger AN keinen Sozialplan<br />
erstellen müssen?<br />
• Dass AN, denen vereinzelt betriebsbedingt gekündigt wird, nur<br />
dann Abfindung zusteht, wenn sie keine KSch-Klage erheben,<br />
während von einer Einschränkung/Stillegung Betroffene<br />
Sozialplanleistungen erhalten?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
53
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Aufhebungsvertrag<br />
• § 311 BGB<br />
• Schriftform, § 623 BGB<br />
• Mitwirkung des Betriebsrates?<br />
• “Kündigungsschutz”?<br />
• “Widerrufsrecht”?<br />
• Allgemeine Unwirksamkeitsgründe<br />
• Arbeitgebervertreter ohne Vertretungsmacht<br />
• Mangelnde Geschäftsfähigkeit (BAG NZA 1996, 811: >3.0 ‰)<br />
• Anfechtung, §§ 119, 123 BGB<br />
• Zählen Aufhebungsverträge mit bei der Feststellung,<br />
ob eine Betriebseinschränkung i.S.d. § 111 Nr. 3<br />
BetrVG vorliegt?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
54
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Betriebsbedingte Kündigung<br />
• Schriftform, § 623 BGB<br />
• Kündigungsfrist, -termin<br />
• (Kollektiv-)vertraglicher Ausschluss?<br />
• Kündigungsgrund, § 1 II, III KSchG<br />
• Beteiligung des Betriebsrates: § 102 BetrVG<br />
• Bedeutung von Auswahlrichtlinien: § 95 BetrVG<br />
i.V.m. § 1 IV KSchG<br />
• Bedeutung eines Interessenausgleichs: § 111<br />
BetrVG i.V.m. § 1 V KSchG<br />
• Fehlender Interessenausgleich oder Abweichung:<br />
§ 113 BetrVG<br />
• Abfindung, § 1a KSchG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
55
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Sonderkündigungsschutz für<br />
Betriebsratsmitglieder<br />
• Ordentliche Kündigung ausgeschlossen, § 15 I<br />
KSchG<br />
• Ausnahme: Stillegung des Betriebes, § 15 IV<br />
KSchG<br />
• Außerordentliche Kündigung: § 626 BGB i.V.m. §<br />
103 BetrVG<br />
• Kündigungstatsache (nicht: Betriebsratstätigkeit!)<br />
• Interessenabwägung<br />
• Zustimmung des Betriebsrates, § 103 I BetrVG<br />
• Zustimmungsersetzung durch ArbG, § 103 II BetrVG<br />
• Kündigungserklärung<br />
• Erklärungsfrist?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
56
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Restmandat<br />
• Bei Stillegung: § 21b BetrVG<br />
• Funktional eingeschränktes Mandat,<br />
hauptsächlich Sozialplanverhandlungen<br />
• Setzt Arbeitverhältnis nicht voraus<br />
• Kosten: Lohnersatzleistung entsprechend § 37<br />
BetrVG<br />
• Bei neuer Beschäftigung: Arbeitgeber muss ohne<br />
Lohnzahlung freistellen (“Fürsorgepflicht”; § 37<br />
analog; keine Rspr. ersichtlich)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
57
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Einigungsstelle<br />
• Kontext: Erzwingbare Mitbestimmung erfordert<br />
Konfliktlösungsmechanismus<br />
• Grundmuster: § 76 I 1 BetrVG, Einigungsstelle<br />
gebildet bei Bedarf<br />
• Ständige Einigungsstelle kraft<br />
Betriebsvereinbarung, § 76 I 2 BetrVG<br />
• Tarifliche Schlichtungsstelle, § 76 VIII BetrVG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
58
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Zuständigkeit<br />
• Kraft Gesetzes, §§ 76 V, 87 II, 112 IV BetrVG<br />
(Zwangsschlichtung)<br />
• Freiwillig, § 76 VI BetrVG<br />
• Empfehlend<br />
• Bindend<br />
• Regelungsstreitigkeiten<br />
• Rechtsfragen<br />
• Zuständigkeit<br />
• Freiwillig<br />
• Nicht: Individualrechtliche Rechtsfragen (Ausnahme: §<br />
87 I Nr. 5 BetrVG)<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
59
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Verfahren<br />
• Antrag einer Seite in Fällen der erzwingbaren<br />
Mitbestimmung, § 76 V BetrVG<br />
• Antrag/Einverständnis beider Seiten in sonstigen<br />
Fällen, § 76 VI BetrVG<br />
• Bestellung der Beisitzer durch BR und AG<br />
• Einigung von BR und AG auf unparteiischen<br />
Vorsitzenden<br />
• Bei Nichteinigung: Bestellung durch<br />
Arbeitsgericht, § 76 II BetrVG<br />
• Weiteres Verfahren: § 76 III BetrVG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
60
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Arbeitskampf<br />
• Akteure<br />
• Formen<br />
• Rechtliche Grundlagen<br />
• Rechtmäßigkeitsvoraussetzungen<br />
• Rechtsfolgen für die Verbände<br />
• Rechtsfolgen für die betroffenen Arbeitnehmer<br />
• Rolle des Betriebsrates<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
61
Grundzüge: Arbeitsgerichtliches Verfahren<br />
• Arbeitsgerichtsbarkeit = eigenständige<br />
Gerichtsbarkeit (vgl. § 48 ArbGG)<br />
• 1. (Tatsachen-)Instanz: Arbeitsgericht (1<br />
Berufsrichter, 2 ehrenamtliche Richter)<br />
• 2. (Tatsachen-)Instanz: Landesarbeitsgericht (1<br />
Berufsrichter, 2 ehrenamtliche Richter)<br />
• 3. Instanz (nur Rechtsfragen):<br />
Bundesarbeitsgericht (3 Berufsrichter, 2<br />
ehrenamtliche Richter)<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
62
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Urteilsverfahren<br />
• ZPO-Normen (subsidiär) anwendbar, vgl. § 46 II<br />
ArbGG (z.B. Dispositionsmaxime,<br />
Beibringungsgrundsatz)<br />
• Besonderheiten:<br />
• Beteiligung ehrenamtlicher Richter in allen Instanzen<br />
• auf gütliche Beilegung zielende Verfahrensgestaltung,<br />
vgl. Güteverfahren, § 54 ArbGG (seit 2002 auch in der<br />
ZPO, § 278 II ZPO)<br />
• erweiterte Partei- und Prozessfähigkeit, §§ 10 f. ArbGG<br />
(im Hinblick auf Koalitionen)<br />
• Prozessvertretung durch Verbandsvertreter, § 11 ArbGG<br />
• kostengünstigeres Verfahren, §§ 12 f. ArbGG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
63
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Urteilsverfahren - Ablauf<br />
• Klageerhebung<br />
• Prüfung der Zulässigkeit von Amts wegen<br />
• Terminsbestimmung, Ladung der Parteien<br />
• Obligatorische Güteverhandlung, § 54 ArbGG<br />
• Einigung oder<br />
• keine Einigung oder<br />
• Nichterscheinen einer Partei oder beider Parteien<br />
• ggf. mündliche Verhandlung vor der Kammer, § 57 ArbGG<br />
• ggf. Urteil, § 60 ArbGG<br />
• ggf. Berufung zum LAG, §§ 64 ff. ArbGG<br />
• ggf. Revision zum BAG, §§ 72 ff. ArbGG<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Beschlussverfahren<br />
• Für kollektiv-rechtliche Fragen, § 2a ArbGG<br />
• Untersuchungsgrundsatz, § 83 I ArbGG<br />
• Parteifähigkeit der betriebsverfassungsrechtlichen<br />
Organe, § 10 ArbGG<br />
• Urteils- und Beschlussverfahren schließen sich<br />
gegenseitig aus!<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
65
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Beispiel<br />
Betriebsratsmitglied B verlangt vom Arbeitgeber A<br />
bezahlte Freistellung zum Besuch einer Schulungsveranstaltung.<br />
A behauptet, der Betriebsrat könne den C<br />
zur Schulung schicken, dessen Abwesenheit betrieblich<br />
leichter zu bewältigen sei.<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
66
Karosseriewerk<br />
Porsche GmbH<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Arbeitgeber<br />
<strong>Dr</strong>. Ing. h.c.<br />
F. Porsche AG<br />
Porsche Financial<br />
Services GmbH<br />
Porsche Financial<br />
Services Japan, Tokyo<br />
Porsche International<br />
Financing plc., Dublin<br />
Porsche International<br />
Insurance Ltd., Dublin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
67
(4 bei N)<br />
82 Arbeitnehmer<br />
(78 bei Konzerngesellschaften)<br />
Sachverhalt BAG v. 20.4.2005 – 7 ABR 20/04<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Zweigniederlassung<br />
N =<br />
Arbeitgeber<br />
Ausländische<br />
Gesellschaft<br />
Inländische<br />
GeseIlschaft<br />
Ausländische<br />
Konzernmutter<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
68
Europäischer Betriebsrat - Rechtsquellen<br />
• Europäische Betriebsräte-Gesetz - EBRG v.<br />
28.10.1996<br />
• RL 94/45/EG v. 22.9.1994 über die Einsetzung<br />
eines Europäischen Betriebsrats oder die<br />
Schaffung eines Verfahrens zur Unterrichtung<br />
und Anhörung der Arbeitnehmer in<br />
gemeinschaftsweit operierenden Unternehmen<br />
und Unternehmensgruppen<br />
• Vereinbarung, §§ 17 ff. EBRG<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
69
Europäischer Betriebsrat - Grundzüge<br />
• Anwendungsbereich (§§ 2, 3 EBRG)<br />
• Gemeinschaftsweit tätige Unternehmen/sgruppen<br />
• mind. 1000 AN, davon mind. 150 in einem anderen Mitgliedstaat<br />
• EBR/Verfahren kraft Vereinbarung (§§ 17 ff. EBRG)<br />
• Besonderes Verhandlungsgremium / Zentrale Leitung (§§ 8 ff.<br />
EBRG)<br />
• Anwendungsbereich, Zusammensetzung, Aufgaben<br />
• EBR kraft gesetzlicher Auffangregelung<br />
• Zusammensetzung<br />
• Aufgabenbereich<br />
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<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
70
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<strong>Dr</strong>ittelbeteiligungsgesetz<br />
6 Anteilseignervertreter<br />
Hauptversammlung<br />
Vorstand<br />
Aufsichtsrat<br />
3 Arbeitnehmervertreter<br />
Beschäftigte des<br />
Unternehmens<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
71
© <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
MitbestimmungsG 1976<br />
Vorstand<br />
Mitglied für Personalwesen (Arbeitsdirektor)<br />
10 Anteilseignervertreter<br />
Hauptversammlung<br />
10 Arbeitnehmervertreter<br />
Arbeitnehmer<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
72
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Arbeitnehmervertreter<br />
7 Arbeitnehmer des<br />
Unternehmens einschl. 1<br />
leitender Angestellter<br />
Arbeitnehmer des<br />
Unternehmens<br />
3 „Gewerkschaftsvertreter“<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
Vorschlag<br />
der Gewerkschaften<br />
73
© <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Vorstand<br />
Mitglied für Personalwesen (Arbeitsdirektor)<br />
10 Anteilseignervertreter<br />
Hauptversammlung<br />
der Muttergesellschaft<br />
Konzern<br />
10 Arbeitnehmervertreter<br />
Mitarbeiter der<br />
inländischen Konzerngesellschaften<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
74
Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der<br />
DaimlerChrysler AG<br />
Erich Klemm, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. H. Flegel, Leiter Forschung Produktion<br />
Nate Gooden, Vice President of the Int. Auto.Workers‘ Union<br />
<strong>Dr</strong>. Thomas Klebe, IG Metall<br />
Jürgen Langer, Betriebsratsvorsitzender NDL Frankfurt<br />
Helmut Lense, Betriebsratsvorsitzender Untertürkheim<br />
Gerd Rheude, Betriebsratsvorsitzender Wörth<br />
Udo Richter, Betriebsratsvorsitzender Bremen<br />
Wolf Jürgen Röder, Vorstand IG Metall<br />
Stefan Schwaab, Stellv. Vorsitzender des Konzernbetriebsrates<br />
© <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
75
• Gewerkschaft<br />
• Arbeitnehmer<br />
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Akteure<br />
• am Arbeitskampf beteiligt / nicht beteiligt<br />
• organisiert / nicht organisiert<br />
• des kampfbetroffenen Betriebes / eines anderen<br />
Betriebes<br />
• Arbeitgeberverband<br />
• Einzelner Arbeitgeber<br />
• Verbandsmitglied / Nichtmitglied<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
76
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Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Formen<br />
Oberbegriff: zielgerichtete Ausübung von kollektivem<br />
<strong>Dr</strong>uck mittels Störung der Arbeitsbeziehungen<br />
„Phänomenologie“:<br />
• Gemeinsame Arbeitsniederlegung = Streik<br />
• „Dienst nach Vorschrift“, Bummelstreik<br />
• Kollektive Ausübung von Individualrechten<br />
• Betriebsbesetzung, -blockade<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Aussperrung<br />
• Stillegung des Betriebes<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
77
© <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Christine Windbichler<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
• Unmittelbar einfachgesetzlich: keine<br />
• Mittelbar einfachgesetzlich: Tarifrecht<br />
• Tarifverträge<br />
• Art. 9 Abs. 3 GG<br />
• 1. Staatsvertrag BRD-DDR v. 18.5.1990 (dtv Nr.<br />
71)<br />
• Richterrecht<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
78
Rechtmäßigkeitsvoraussetzungen<br />
• Tarifrechtliche Grenzen<br />
• Hilfsinstrument der Tarifautonomie → tariffähige<br />
Parteien als Arbeitskampfführer<br />
• Tariflich regelbares, rechtmäßiges Ziel<br />
• Einhaltung von Tarifverträgen (Friedenspflicht)<br />
• Allgemeine Grundsätze<br />
• Kampfparität<br />
• Verhältnismäßigkeit<br />
• Strafrechtliche Schranken<br />
• Staatsneutralität<br />
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<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
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Rechtsfolgen für die Verbände<br />
• Rechtmäßiger Arbeitskampf<br />
• Organisationspflichten für beide Parteien<br />
• Unterstützungspflichten des Verbandes gegenüber<br />
seinen Mitgliedern<br />
• Rechtswidriger Arbeitskampf<br />
• Erfüllungsanspruch betr. bestehende Tarifverträge<br />
• Schadenserstatz<br />
• § 280 BGB<br />
• § 823 I BGB (gezielter Eingriff in eingerichteten und<br />
ausgeübten Gewerbebetrieb)<br />
• § 823 II BGB i.V.m. z.B. § 74 II 1 BetrVG, §§ 240, 253<br />
StGB<br />
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<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
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Rechtsfolgen für die betroffenen Arbeitnehmer<br />
• Rechtmäßiger Arbeitskampf<br />
• Streik, Aussperrung, Stillegung = Suspendierung der<br />
Hauptpflichten des Arbeitsverhältnisses (Ausnahme:<br />
Notdienst)<br />
• Streikgeld für Organisierte<br />
• Rechtswidriger Arbeitskampf<br />
• Aussperrung = Annahmeverzug, § 615 BGB<br />
• Vertragsverletzung → Kündigung<br />
• Vertragsverletzung → Schadensersatz, § 280 BGB<br />
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Rolle des Betriebsrates<br />
• Keine, § 74 II 1 BetrVG<br />
• Mitbestimmungsrechte während des<br />
Arbeitskampfes?<br />
• Doppelrolle einzelner Personen?<br />
• Entscheidungsmaximen für Konfliktlösungen?<br />
<strong>Arbeitsrecht</strong> - <strong>Schwerpunkt</strong> 3<br />
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Freiwillig, Art. 9 III GG<br />
Ausdifferenzierte Praxis<br />
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Schlichtung<br />
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