23.01.2013 Aufrufe

Ausgabe Nr. 25 / November 2009, Thema: Die Schweiz - KonNet e.V.

Ausgabe Nr. 25 / November 2009, Thema: Die Schweiz - KonNet e.V.

Ausgabe Nr. 25 / November 2009, Thema: Die Schweiz - KonNet e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Thema</strong><br />

Anna Kalbhenn<br />

Interdisziplinarität an der ETH: gewöhnungsbedürftig und gewinnbringend<br />

Nach meinem Studium in Konstanz<br />

beschloss ich, noch eine Weile dem Unileben<br />

treu zu bleiben und nahm eine<br />

Doktorandenstelle an der ETH Zürich<br />

an. Damit folge ich inzwischen schon<br />

einer guten alten Tradition – allein bei<br />

uns am Lehrstuhl sind derzeit ein Viertel<br />

der Doktoranden und Post-Docs ehemalige<br />

Konstanzer. <strong>Die</strong>s mag allerdings<br />

auch daran liegen, dass die ETH<br />

Zürich erst seit kurzem Politologen ausbildet.<br />

Im Gegensatz zur Uni Konstanz, wo doch<br />

die meisten Unimitglieder wissen, was ein<br />

„Verwalter“ ist, oder zumindest einen kennen,<br />

erwidern ETHler oft erstaunt „ach,<br />

haben wir auch Politologen?“ <strong>Die</strong>s ist gerade<br />

an einer technischen Hochschule<br />

natürlich eine durchaus berechtigte Frage.<br />

Eine unserer Daseinsberechtigungen<br />

ist, dass die <strong>Schweiz</strong>er Armee ihre Berufsoffiziere<br />

an der MILAK, der Militärakademie<br />

an der ETH Zürich, ausbilden lässt.<br />

Teil dieser Ausbildung sind Vorlesungen<br />

in Politikwissenschaft. So durfte ich in<br />

meinem ersten Jahr in der <strong>Schweiz</strong> also<br />

als Deutsche die <strong>Schweiz</strong>er Militärelite<br />

ausbilden. Auch ich habe sicher viel gelernt<br />

in dieser Zeit, obwohl ich fürchte,<br />

das politische System der <strong>Schweiz</strong> noch<br />

immer nicht richtig zu verstehen...<br />

An der ETH und speziell an unserem<br />

Lehrstuhl, schätze ich die Interdisziplinarität,<br />

die zwar anfangs etwas<br />

gewöhnungsbedürftig ist, die ich aber<br />

langfristig als sehr gewinnbringend empfinde.<br />

So können wir beispielsweise<br />

Forschungsprojekte durchführen, die viel<br />

höhere Anforderungen an technische Fähigkeiten<br />

stellen, als die meisten von uns<br />

sie aus dem Studium der Politik- oder<br />

Verwaltungswissenschaften mitbringen,<br />

weil wir entsprechende Spezialisten in der<br />

Gruppe haben. Neben hervorragenden<br />

Arbeitsbedingungen, bietet die ETH beispielsweise<br />

mit dem Akademischen Sportverband<br />

Zürich, der mindestens ebenso<br />

viele Sportarten anbietet, wie der<br />

Konstanzer Hochschulsport, oder Konzerten<br />

des Alumni Orchesters, auch ein interessantes<br />

Freizeitangebot. Durch die<br />

Aufteilung auf mehrere Standorte vermisse<br />

ich manchmal das Campus-Leben, dafür<br />

befinden sich unsere Büros und Vorlesungsräume<br />

mitten in der Innenstadt.<br />

Studentenleben und doch arbeiten<br />

Neben dem Wunsch, das, was ich im Studium<br />

in Konstanz gelernt habe, auch in<br />

der täglichen Arbeit anwenden zu können,<br />

war einer meiner Beweggründe, an gut<br />

vier Jahre Studium noch ein Doktorat zu<br />

hängen, die Möglichkeit zu haben, noch<br />

ein bisschen weiterzulernen - frei von<br />

irgendwelchen Prüfungsordnungsanforderungen<br />

– und ein bisschen länger das<br />

studentisch freie Leben genießen zu können,<br />

aber eben doch zu arbeiten.<br />

Vieles davon hat sich erfüllt, so durfte ich<br />

beispielsweise gleich zwei Wochen nach<br />

Stellenantritt für 8 Wochen in die USA<br />

fliegen, um dort an einer summer school<br />

an der University of Michigan teilzunehmen,<br />

im Jahr darauf an einer weiteren an<br />

der UCLA und letztes Jahr habe ich ein<br />

Doktorandenprogramm für Ökonomen<br />

der Stiftung der <strong>Schweiz</strong>er Nationalbank<br />

absolviert. <strong>Die</strong>se Abwechslung kommt<br />

meinem Bedürfnis, immer mal wieder ein<br />

bisschen Veränderung zu haben, sehr entgegen.<br />

Auf summer schools folgten Konferenzen<br />

in Chicago, San Francisco, Boston,<br />

Philadelphia, Genf und Stockholm<br />

und Anfang dieses Jahres durfte ich für<br />

einen kurzen Forschungsaufenthalt nach<br />

Essex.<br />

Gerade nach solchen Reisen freue ich<br />

mich aber auch immer wieder nach Zürich<br />

zurückzukehren.<br />

Zürich hat viel zu bieten<br />

Nicht umsonst ist laut einer Studie der Unternehmensberatung<br />

Mercer Zürich stets<br />

unter den Spitzenplätzen im Ranking der<br />

„lebenswertesten Stadt der Welt“ (aktuell<br />

hinter Wien auf Platz 2). Mir gefällt vor<br />

allem die Verbindung aus internationalem<br />

Flair, breitem Freizeitangebot - von alternativem<br />

Kino über Schauspielhaus und<br />

Oper bis hin zum legendären Monday<br />

Night Skate, für den jeden Montag im<br />

Sommer abends kurzzeitig der Straßenverkehr<br />

für hunderte von Inline-Skatern<br />

lahm gelegt wird - und kurzen Wegen,<br />

aktuell etwa drei Minuten zur Badi, fünf<br />

Minuten zum Bahnhof und 10 Minuten<br />

zum Flughafen. Und wenn das Wetter mal<br />

wieder viel zu schön ist, um in der Stadt<br />

zu bleiben, ist man nach einer dreiviertel<br />

Stunde Fahrt bereits in den Bergen. Es gilt<br />

also weiterhin: Studieren, wo andere Ferien<br />

machen.<br />

Anna Kalbhenn<br />

2001-2006 Studium Verwaltungswissenschaft<br />

Uni Konstanz,<br />

Schwerpunkt: Internationales<br />

seit 06/2006<br />

Research Assistant<br />

Center for Comparative and International<br />

Studies (CIS) - ETH Zürich<br />

06 KonText <strong>25</strong> I <strong>November</strong> <strong>2009</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!