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Sonnabend/Sonntag, 9./10.Juli 2011<br />
Netz für junge Christen<br />
ZIELSTREBIG Jonas Herrmann<br />
aus Neustrelitz<br />
weiß genau, was er will.<br />
Dass er den Kreisjugendkonvent<br />
im Kirchenkreis<br />
Stargard aufgebaut hat,<br />
wird hoch geschätzt.<br />
VON BIRGIT LANGKABEL<br />
NEUSTRELITZ. Der junge Mann fällt<br />
auf. Und Spitznamen werden ganz<br />
schnell vergeben, auch am Carolinum<br />
Neustrelitz. Als „Jesus“ war<br />
dort der 19-jährige Jonas Herrmann<br />
bekannt. Und das war nicht<br />
immer nett gemeint. Er selbst, sehr<br />
schlank mit langem<br />
blondem Haar und<br />
einer mitreißenden<br />
Ausstrahlung, sieht es<br />
heute gelassen und lächelt<br />
dazu. „So ist das<br />
eben, meine Freunde<br />
haben mich aber nie so genannt“,<br />
sagt er.<br />
Dann erzählt er, was er nach der<br />
Schulzeit vorhat. „Ich will Theologie<br />
studieren, möchte eventuell<br />
Pastor werden, aber auf jeden Fall<br />
in der Jugendarbeit der Evangelischen<br />
Kirche aktiv sein.“ Jonas<br />
wird zunächst in Schwerin ein<br />
sechsmonatiges Praktikum beim<br />
Amt für die Arbeit mit Kindern<br />
und Jugendlichen der Evangelisch-<br />
Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs<br />
absolvieren. Ab März<br />
„Das Miteinander<br />
lebendig<br />
gemacht.“<br />
2012 will er mit dem Freiwilligendienst<br />
„weltwärts“ für ein Jahr in<br />
Indien sein, um sich danach wahrscheinlich<br />
in Rostock der Theologie<br />
zu widmen.<br />
Der ernsthafte junge Mann hat<br />
im Kirchenkreis Stargard den Kreisjugendkonvent<br />
aufgebaut und ist<br />
aktiv im Landesjugendkonvent,<br />
der Jugendselbstvertretung der<br />
Landeskirche. Es gehe im Kirchenkreis<br />
Stargard mit seinen 33 Kirchgemeinden<br />
um die Vernetzung der<br />
evangelischen Jugendgruppen, es<br />
gehe um Angebote, um Veranstaltungen.<br />
Acht Jugendliche treffen<br />
sich dazu regelmäßig, meist in Neustrelitz.<br />
Er halte „den Haufen<br />
zusammen“, bestätigt Jonas Herrmann<br />
lachend und meint bescheiden:<br />
„Dieses Organisieren macht<br />
mir richtig Spaß.“<br />
Der Neustrelitzer<br />
Pastor<br />
Reinhard<br />
Scholl sagt<br />
es deutlich:<br />
„Es ist<br />
bewundernswert: Jonas<br />
hat das Miteinander der Jugendlichen<br />
wieder lebendig<br />
gemacht. Innerhalb weniger<br />
Monate hat er in liebevoller, aber<br />
beharrlicher Einzelarbeit Pastoren,<br />
Jugendgruppen und Behörden<br />
kontaktiert und Leute gesucht,<br />
die mitziehen.“<br />
Dabei scheint Jonas<br />
neben all dem Organisatorischen<br />
ein genaues<br />
Gespür dafür zu haben, was junge<br />
Christen bewegt. Er war bei der<br />
Berufliche Schule der Stadt Neubrandenburg<br />
für Wirtschaft, Handwerk und Industrie<br />
Berufliche Schule der Stadt Neubrandenburg<br />
für Wirtschaft, Handwerk und Industrie<br />
Konfirmation der 14- und 15-Jährigen<br />
vor wenigen Wochen in der<br />
Stadtkirche von Neustrelitz dabei.<br />
„Ich habe erst mit 16<br />
Jahren verstanden, was<br />
dieses kirchliche Erwachsenseinbedeutet“,<br />
erinnert er sich<br />
und setzt hinzu:<br />
„Man kann der gleichen<br />
Religion angehören,<br />
muss aber<br />
längst nicht den<br />
gleichen Glauben<br />
haben.“<br />
Sechsmal<br />
schon war<br />
der Neustrelitzer<br />
im<br />
französischenTaizé<br />
bei ökumeni<br />
NEUBRANDENBURG BERUFLICHE SCHULE WIRTSCHAFT,<br />
HANDWERK, INDUSTRIE<br />
Lehrerin: Frau Schumacher<br />
Hendrik Deeth, Lisa Fischer, Maxi Grubert, Theresa Keßler, Michael Merineit, Mercedes Niemann, Steffen Poll,<br />
Nadine Reinholtz, Andrea Samuel, Kathleen Siebrecht, Stefanie Stuth, Mario Urban, Annemarie Woge<br />
Lehrerin: Frau Tschitschil<br />
FGS 81<br />
FGS 82<br />
Christian Baumann, Markus Demmin, Alexander Drehn, Jette Fielitz, Toni Goldacker, Janin Gutsche, Alexandra Hassert,<br />
Stefanie Kaiser, Laura Möller, Francis Renninger, Ariane Schäper, Elisa Soltwisch, Helena Sperling, Florian Töppel<br />
Abitur Kurier Seite 5<br />
schen Jugendtreffen dabei. Die<br />
freien Diskussionen über Glaube<br />
und Religion mit Menschen aus vielen<br />
Ländern haben ihn inspiriert,<br />
die Bibel fasziniert ihn: „Ich will<br />
dieses Buch verstehen“, sagt er<br />
ruhig, aber bestimmt.<br />
Der Neustrelitzer, der<br />
jetzt einen 1,5er-Abi-Durchschnitt<br />
nach Hause trägt,<br />
möchte, dass sich die Kirche<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
als Träger<br />
von Jugendarbeit<br />
noch stärker etabliert.<br />
Jonas Herrmann<br />
hat sich eine Meinung<br />
dazu gebildet:<br />
„Die Kirche<br />
sollte mehr auf<br />
ihre Zukunft<br />
achten, dabei<br />
nicht so traditionell,sondernpragmatischer<br />
denken“,<br />
findet er<br />
und will<br />
dazu<br />
auch seineneigenen<br />
Beitrag<br />
leisten.<br />
Der Neustrelitzer Abiturient Jonas Herrmann<br />
will Theologie studieren. FOTO: BIRGIT LANGKABEL<br />
Viele offene Wege<br />
in die Zukunft<br />
VON MARINA SPREEMANN<br />
NEUBRANDENBURG. Ihr Lieblingsfach<br />
in der Schule? Für die 18-jährige<br />
Thy Linh Vu Thi ist es nicht<br />
leicht, sich zu entscheiden. „Kunst<br />
mag ich schon sehr gern, da habe<br />
ich überlegt, ob ich das beruflich<br />
machen und vielleicht Design studieren<br />
will. Aber der Markt ist ziemlich<br />
überlaufen“, sagt die Neubrandenburgerin<br />
ganz vernünftig, deren<br />
Eltern vor zwei Jahrzehnten<br />
aus Vietnam kamen. Mathe<br />
gefällt ihr genauso<br />
gut, „das ist logisch und<br />
man kann damit viel anfangen“,<br />
sagt sie. Aber<br />
Sprachen – das findet<br />
die junge Frau auch<br />
nicht schlecht.<br />
Sich jetzt fürs Studium<br />
auf eine Richtung<br />
festzulegen, fällt Thy<br />
Linh Vu Thi nicht weniger<br />
schwer. „Irgendwie<br />
habe ich Angst, mich falsch zu entscheiden<br />
und was Spannendes zu<br />
verpassen. Am liebsten würde ich<br />
studieren, studieren und immer<br />
weiter studieren.“<br />
Ein andere Option als ein Studium<br />
gab es für die 18-Jährige und<br />
ihre Eltern, die einen Textilhandel<br />
betreiben, noch nie. „Ich war auch<br />
schon in der Grundschule sehr gut.<br />
Damals waren meine Eltern da<br />
sehr streng und wollten mir alle<br />
Möglichkeiten bieten“, berichtet<br />
sie. Bildung spiele in ihrer Familie<br />
– zu der noch Thy Linhs 4 und<br />
15 Jahre alte Brüder gehören – eine<br />
Thy Linh Vu Thi<br />
große Rolle. „Zuerst habe ich für<br />
meine Eltern gelernt, aber dann habe<br />
ich eigenen Ehrgeiz entwickelt.<br />
Ich bin fleißig und habe immer viel<br />
gearbeitet, alle Hausaufgaben gemacht<br />
und so.“ Allerdings müsse<br />
sie auch verstehen, was sie lerne.<br />
Ausgleich zur Schule fand Thy<br />
Linh immer beim Klavierspielen<br />
und Tanzen. „Ich tanze HipHop<br />
beim Sportclub in Neubrandenburg,<br />
nach Choreografien, aber<br />
auch Freestyle. Wir sind so 15 Leute.<br />
Beim Tanzen kann<br />
ich gut entspannen.“<br />
Dass sie ihre Geburtsstadt<br />
nach dem Sommer<br />
verlässt, steht inzwischen<br />
fest. Nach viel<br />
Nachdenken über eine<br />
Studienrichtung, dem<br />
„Schwanken“ zwischen<br />
Architektur, Lehramt,<br />
Medizin, Design, Mathematik<br />
hat sich die junge<br />
Frau entschieden. „Ich<br />
will International Management studieren<br />
und mich dann auf Tourismus<br />
und Hotellerie spezialisieren.<br />
Sprachen, Kultur, Kommunikation,<br />
ich denke, das liegt mir.“<br />
Die Entscheidung sei gefallen,<br />
„nachdem ich aufgehört habe, alle<br />
Leute zu befragen. Ich habe so viele<br />
Meinungen eingeholt, dass ich<br />
ganz vergessen hatte, auf mich<br />
selbst zu hören“, sagt sie. Jetzt<br />
wünscht sie sich, einen Studienplatz<br />
zu bekommen, erfolgreich zu<br />
studieren, nach dem Bachelor eine<br />
Zeit ins Ausland zu gehen und<br />
dann den Master zu machen.<br />
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FOTO: MARINA SPREEMANN<br />
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