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NEU! - Zahnärztekammer Niedersachsen

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H 46427<br />

November 2009<br />

11|09<br />

Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />

In dIesem Heft: n Letzte Kammerversammlung dieser Legislatur-<br />

periode_S. 678 n schwarz-gelbe Chance_S. 684 n Bundesversiche-<br />

rungsamt kritisiert Krankenkassen_S. 694 n telematik im Gesund-<br />

heitswesen – eCard: noch fragen?_S. 696 n stimmen zum Koali­<br />

tionsvertrag_S. 702 n Nachlese zum Zahnärztetag in Bremen_S. 706<br />

Röslers unerwarteter Aufstieg<br />

in die Bundesregierung<br />

_S. 692


Ästhetische Alternative mit Niveau<br />

Implantat-Set Xigñ ®<br />

● Implantat<br />

● chirurgische Schraube<br />

● Bohrer<br />

Aktionspreis<br />

129,90 €<br />

Katalogpreis: 177,70 €<br />

Xigñ ®<br />

● kompatibel zu DENTSPLY Friadent XIVE ® (1)<br />

● versenkbar auf Bone Level Niveau<br />

● ästhetisch anspruchsvoll<br />

● systembegleitend einsetzbar<br />

Aufbau-Set Xigñ ®<br />

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● Kunststoffbasis ausbrennbar<br />

Aktionspreis<br />

99,90 €<br />

Katalogpreis: 165,70 €<br />

Dr. Engesser, Ehingen<br />

„Der Kostenpunkt sprach - unter<br />

anderen Vorteilen - für die Wahl der<br />

Implantatsysteme Xigñ ® und Osseopore<br />

® von Dr. Ihde Dental.“<br />

Den vollständigen Praxisbericht<br />

schicken wir Ihnen gern zu.<br />

(1) XIVE ® ist ein eingetragenes<br />

Warenzeichen von DENTSPLY Friadent<br />

Dr. Ihde Dental GmbH • Erfurter Str. 19 • 85386 Eching/München • Tel (089) 31 97 61-0 • Fax (089) 31 97 61-33<br />

Verkaufsbüro Mitte: Holzhauserstr. 1a • 55411 Bingen/Rhein • Tel (0 67 21) 30 91 13 • Fax (0 67 21) 30 91 34<br />

Verkaufsbüro Berlin: Meeraner Str. 17e • 12681 Berlin • Tel (030) 54 70 39 96 • Fax (030) 54 37 83 60<br />

Dr. Michael<br />

Sereny<br />

Präsident der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong><br />

niedersachsen<br />

Engagement über den Wahltag hinaus<br />

Sehr verehrte Frau Kollegin,<br />

sehr verehrter Herr Kollege,<br />

die Ärzteschaft hat sich nachweislich für einen<br />

Regierungswechsel und eine andere Gesundheitspolitik<br />

engagiert. Dass wir nun auf eine Umsetzung<br />

der Wahlversprechen drängen, ist verständlich.<br />

Nach vielen Jahren der Politik gegen die<br />

freiberufliche Praxisführung ist jetzt ein Silberstreif<br />

am Horizont sichtbar.<br />

Statt von Steuerung des Gesundheitswesens,<br />

ist jetzt wieder von Therapiefreiheit und freier<br />

Arztwahl die Rede. Wer möge es uns verdenken,<br />

wenn wir jetzt nicht nur aufatmen, sondern<br />

gleichzeitig all das uns Vorenthaltene aufholen<br />

wollen. Doch wie so oft im Leben – der Blick nach<br />

vorne ist wichtig.<br />

Neun Jahre an der Spitze des Gesundheitsministeriums<br />

zu stehen war eine Leistung, von der<br />

Herr Rösler lernen sollte. Frau Schmidt hatte klare<br />

Ziele vor Augen und all ihre Bemühungen waren<br />

darauf ausgerichtet. Je nach Situation und Widerstand<br />

kam sie schneller oder langsamer voran, zurückgewichen<br />

ist sie nie. Die nötige Unterstützung<br />

in der Öffentlichkeit hatte sie sich teuer erkauft,<br />

der Etat für Öffentlichkeitsarbeit – früher<br />

Propaganda genannt –, getarnt als Gesundheitsaufklärung<br />

des BMG, war gigantisch. Grundprinzip<br />

war, die Gruppen der Beteiligten zu spalten,<br />

wo es nicht möglich war, sie unter Staatskontrolle<br />

zu bekommen, oder dort, wo das möglich war, sie<br />

notfalls auch unter Zwang zu vereinigen. Diffamierung<br />

und Skandalisierung waren gerne benutzte<br />

Instrumente.<br />

Die Geradlinigkeit in der Umsetzung seiner gesundheitspolitischen<br />

Ziele ist Herrn Rösler ebenfalls<br />

zuzutrauen. Sein bisheriger Weg unterstreicht<br />

das: zielstrebig, skandalfrei und ehrlich.<br />

Andere Politiker aus <strong>Niedersachsen</strong>, die jetzt in<br />

Berlin von sich reden machen, betrieben lediglich<br />

Marketing in eigener Sache, Herr Rösler dagegen<br />

hat die ihm bisher übertragenen Aufgaben hervorragend<br />

erledigt. Fundamental unterscheidet<br />

er sich von seiner Vorgängerin dadurch, dass im<br />

Mittelpunkt seines Weltbildes der Mensch und<br />

Editorial<br />

nicht der Staat steht. Bislang ist es ihm stets gelungen,<br />

diese Überzeugung zu vermitteln und für<br />

einen Ausgleich von Interessen zu sorgen.<br />

Auch wenn uns manches zu langsam geht, appelliere<br />

ich an Sie, unterstützen Sie weiterhin den<br />

Weg, den Herr Rösler vor der Wahl aufgezeigt hat,<br />

der in weiten Teilen des Koalitionsvertrages fixiert<br />

ist und wenden Sie sich nicht gleich enttäuscht<br />

ab, wenn unsere berechtigten Forderungen<br />

nicht sofort und zu 100 Prozent umgesetzt<br />

werden. Mediale Kampagnen gegen den Minister<br />

haben bereits begonnen, als er noch nicht einmal<br />

im Amt war, an der Spitze das »Neue Deutschland«,<br />

korrekter eigentlich »Die alte DDR«. Gefahr<br />

droht ihm darin, von der Basis der Ärzte (»Lobbyisten«)<br />

isoliert zu werden, oder von einer Kanzlerin<br />

fallengelassen zu werden, wenn ihr der erste<br />

Gegenwind ins Gesicht bläst. Störfeuer aus München<br />

von Herrn Seehofer dagegen können seinen<br />

Zielen eher nützen.<br />

Trotz all unserer Euphorie sollten wir nie vergessen:<br />

die FDP hat keine absolute Mehrheit und<br />

für das Wohlergehen unserer Praxen sind wir<br />

zum größten Teil selbst verantwortlich.<br />

Ihr<br />

11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 673


ZKN MITTEILUNGEN<br />

Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen<br />

Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN).<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> (K.d.ö.R.)<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

Postfach 81 06 61, 30506 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91 – 0<br />

REDAKTIoNSBÜRo<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax: (05 11) 8 33 91-106<br />

e-mail: keigner@zkn.de<br />

REDAKTIoNSLEITUNG<br />

Chefredakteur: Dr. Julius Beischer (JB),<br />

Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />

Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />

MITGLIEDER<br />

Dr. Eckhard Jung (EJ)<br />

Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />

Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />

Dr. Karl-Hermann Karstens (KHK)<br />

Burgberg 3A, 27283 Verden<br />

Telefon (0 42 31) 31 16, Fax (0 42 31) 42 85<br />

STÄNDIGE MITARBEITERINNEN DER REDAKTIoN<br />

Kirsten Eigner, Martina Weinberger<br />

GESTALTUNG<br />

weidmueller.cc / Claus F. Weidmüller AGD<br />

PRoDUKTIoN<br />

Ingrid Weidmüller Design & Media Agentur,<br />

Mühlgasse 36, 04552 Borna b. Leipzig<br />

Telefon (0 34 33) 20 85 25, Fax (0 34 33) 20 85 28<br />

ISDN/Leonardo (0 34 33) 20 85 27<br />

eMail: info@weidmueller.cc<br />

DRUCK<br />

Lindendruck Verlagsgesellschaft mbH, Fössestraße 97 A,<br />

30453 Hannover. Tel. (05 11) 9 21 91-0; Fax (05 11) 9 21 91 33<br />

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Satztechnik Meißen GmbH<br />

Am Sand 1c, 01665 Nieschütz<br />

e-mail: sperling@satztechnik-meissen.de<br />

ISDN/Leonardo (0 35 25) 71 86 34<br />

Anzeigendisposition: Sabine Sperling<br />

Telefon (0 35 25) 71 86 24, Fax (0 35 25) 71 86 10<br />

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<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

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REDAKTIoNSHINWEISE<br />

Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Produkt informationen werden nach bestem Wissen veröffentlicht,<br />

jedoch ohne Gewähr. Alle Rechte des Nachdrucks<br />

und der fotomechanischen Wiedergabe, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt<br />

eingesandte Texte, Fotos und Illustrationen wird keine<br />

Gewähr übernommen. Die Redaktion behält sich bei allen<br />

Beiträgen das Recht auf Kürzungen vor. – Das Editorial wird<br />

von den Autoren in Eigenverantwortung verfasst und unterliegt<br />

nicht der presserechtlichen Verantwortung der Redaktion.<br />

BEZUGSBEDINGUNGEN<br />

Der Bezugspreis für Mitglieder ist durch den Beitrag<br />

abgegolten. Nichtmitglieder der Körperschaften erhalten<br />

das Jahresabonnement zu 60,00 €, Einzelheft 5,00 € EUR,<br />

inklusive Versandkosten Deutschland.<br />

foto: CfW-ArCHiv / PSDgrAPHiCS<br />

n editorial<br />

Dr. Michael Sereny<br />

Engagement über den<br />

Wahltag hinaus ............................ 673<br />

n kurZ & bündig .................... 676<br />

n geSundheitSpolitik<br />

Letzte Kammerversammlung<br />

der Legislaturperiode ................. 678<br />

˘ <strong>Zahnärztekammer</strong> ehrt<br />

verdiente Mitglieder ................... 682<br />

˘ Trotz Finanzkrise positives<br />

AVW-Jahresergebnis ................... 683<br />

Schwarz-gelbe Chance .................... 684<br />

˘ Sundmacher als Vorsitzen -<br />

der bestätigt ................................. 688<br />

˘ Grönemeyer: Patienten<br />

müssen in Abrechnung einbezogen<br />

werden ........................... 691<br />

Im Sauseschritt ................................. 692<br />

˘ Philipp Rösler vor seiner<br />

größten Herausforderung ........ 692<br />

˘ FDP beschließt Personalentscheidungen<br />

................................. 693<br />

Schwarz­gelbe Chance<br />

Gesundheitspolitik nach der Wahl: endlich ein<br />

zukunftsfähiges Gesundheitswesen?<br />

ab Seite 684<br />

˘ Widmann-Mauz und<br />

Kapferer werden BMG-Staatssekretäre<br />

........................................ 693<br />

Bundesversicherungsamt:<br />

Aufsichtsbehörde kritisiert<br />

Krankenkassen ............................. 694<br />

˘ Kontrollen im Kassensystem:<br />

Riesiges Einsparvolumen –<br />

wann verfolgen die Medien<br />

diesen Skandal? ........................... 695<br />

˘ Dumm gelaufen:<br />

AoK muss wegen illegaler<br />

Telefonwerbung Strafe zahlen –<br />

Justiziarin angerufen ................ 696<br />

Telematik im Gesundheitswesen<br />

.............................................. 696<br />

˘ Söder zweifelt an elektronischer<br />

Gesundheitskarte ......... 697<br />

Bestechungsmerkmale ................... 697<br />

Sinnhaftigkeit der eCard ................ 697<br />

˘ eCard: USB-Sticks<br />

sind sicher ..................................... 698<br />

US-Studie:<br />

Patienteninformationen<br />

landen bei Facebook & Co. ........ 698<br />

KZBV: Ausgabe der elektronischen<br />

Gesundheitskarte an Patienten<br />

derzeit nutzlos ............................. 699<br />

eCard: Noch Fragen? ........................ 699<br />

Kommentar:<br />

Das Private ist öffentlich ........... 700<br />

Stillstand in der Testregion<br />

Nordrhein: AoK will sich<br />

»zurückhalten« ............................ 700<br />

Protest allein reicht nicht ................ 701<br />

Stimmen zum Koalitionsvertrag .. 702<br />

n berufSStändiScheS<br />

Billiges Angebot,<br />

aber teures Erwachen ................. 703<br />

Kieferorthopäden informieren ...... 705<br />

Zahnärztetag in Bremen ................ 706<br />

Tag der Zahngesundheit ................. 709<br />

Zahnärztetag in Bremen ................. 710<br />

Qualitätsmanagement –<br />

Ein Anwenderbericht ................... 712<br />

Info-Tag an der ZMK-Klinik<br />

der MHH ........................................... 714<br />

Wenn der Versicherungsmann<br />

klingelt … – oder: Wer ist eigentlich<br />

»Herr Kaiser«? ......................... 715<br />

Papierkrieg .......................................... 716<br />

Gehwegräumpflicht ........................... 717<br />

Unbewusste Steuerhinterziehung<br />

............................................ 717<br />

Recht in der Praxis .............................. 718<br />

Das Kinderhospiz Löwenherz-<br />

Backbuch ......................................... 719<br />

n dieS & daS ............................ 720<br />

n preSSe und medien<br />

»Serie unsolider Reformen<br />

wird beendet« ............................... 725<br />

»Gesundheitsfonds abschaffen« .. 725<br />

Zahnpasta aus Krabbenschale ....... 726<br />

Steuerentlastung bleibt richtig ..... 726<br />

Die neue Krankenkarte:<br />

Ein Graus für Datenschützer ..... 726<br />

Datenpanne beim Finanzdienstleister<br />

AWD ........................ 727<br />

»Das glaub ich nicht«,<br />

sagte meine Frau .......................... 727<br />

n terminkalender,<br />

fortbildung<br />

Termine ................................................. 728<br />

Deutscher Ärztinnenbund e. V. ...... 728<br />

7. Göttinger Symposium der<br />

Zahnmedizin .................................. 728<br />

»Mit 3,6% Netto-Verzinsung befindet<br />

sich das AVW im oberen Bereich<br />

der Versorgungswerke in Deutschland.«,<br />

bestätigte Andre Bödeker<br />

von der Prüfgesellschaft<br />

Pricewaterhouse Coopers.<br />

Bericht der Kammerversammlung<br />

ab Seite 678<br />

Special<br />

Die Beilage für das zahnärztliche<br />

Fachpersonal<br />

Die Katze aus dem Urwald ............ 2<br />

Geb.-Nr. 102 GoZ ................................ 2<br />

»overchicked« und »smexy«:<br />

Neues Szene-Wörterbuch ........... 3<br />

Hepatitis-B-Infektionen von<br />

Ärzten und Pflegekräften<br />

rückläufig ......................................... 4<br />

Schlaf gegen Stress ........................... 5<br />

»Ein chirurgischer Eingriff ist kein<br />

Party-Gag!« ...................................... 5<br />

ZAN Seminarprogramm ................. 6<br />

LG Mannheim:<br />

Erstattungsfähigkeit von<br />

In-vitro-Fertilisation ..................... 7<br />

Umfrage ergibt deutlich höheren<br />

Betreuungsbedarf ............................ 7<br />

Schon gewusst? ................................. 8<br />

Inhalt 11|09<br />

29. Internationales Symposium<br />

für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen<br />

und Zahnärzte ........... 728<br />

Die Zwischenprüfung im<br />

Ausbildungsberuf Zahnmedizinische<br />

Fachangestellte ............. 728<br />

Seminar-Spots ..................................... 729<br />

ZAN-Seminarprogramm .................. 730<br />

Termine in den Bezirksstellen ......... 731<br />

n dentalmarkt ....................... 732<br />

n auf-geleSen ......................... 734<br />

n perSonalia<br />

Besuch der alten Dame .................... 735<br />

Herzliche Glückwünsche<br />

zum Geburtstag! .......................... 735<br />

n Zkn amtlich<br />

Wahl zur Kammerversammlung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> 2010 ..................... 736<br />

Weihnachts-Spendenaufruf ........... 736<br />

Bekanntmachungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> ... 737<br />

Beitragsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

für das Jahr 2010 ........................... 738<br />

Telefon- und E-Mail-Verzeichnis<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

............................................. 739<br />

Ungültigkeit von Zahnarztausweisen<br />

....................................... 739<br />

Wir trauern um unsere Kollegen ... 739<br />

n kleinanZeigen ................. 740<br />

impreSSum ............................... 674<br />

der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus<br />

chlorfrei gebleichtem Zellstoff.<br />

titelgestaltung: Claus f. Weidmüller AGd<br />

titelfoto: th. Peter / Reuters<br />

Redaktionsschluss ist jeweils der 10. des Vormonats.<br />

Verspätet eingegangene manuskripte können<br />

nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> niedersachsen<br />

Redaktion »ZKn mItteILUnGen«<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

telefon (05 11) 8 33 91-301, fax (05 11) 8 33 91-106<br />

674 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 675


kurz & bündig<br />

Garg wird Sozialminister<br />

in Schleswig­Holstein<br />

Der FDP-Politiker Heiner Garg hatte<br />

sich in der Vergangenheit<br />

mehrfach für einen Wechsel in<br />

der Gesundheitspolitk ausgesprochen<br />

– nun hat er es auf einen Ministerposten<br />

geschafft: Der bisherige FDP-Fraktionsvize<br />

soll neuer Sozialminister in<br />

Schleswig-Holstein werden. Das hat<br />

Ministerpräsident Peter Harry Carstensen<br />

(CDU) bekannt gegeben, berichtet<br />

»Zeit online«.<br />

Noch gestern hatte es Konflikte um<br />

die Verteilung der Ressorts und um die<br />

Bildungspolitik gegeben. Die CDU hatte<br />

dem Wunsch der FDP nach drei Ministerposten<br />

eine Abfuhr erteilt. Die Liberalen<br />

hatten sich vor allem am Ton<br />

der Ablehnung gestört: »Wir geben<br />

euch zwei«, soll der neue CDU-Fraktionsvorsitzende<br />

Christian von Boetticher<br />

gesagt haben. »Ich bin persönlich<br />

enttäuscht, dass die Union meint, ihren<br />

Umgang aus der großen Koalition<br />

mit der FDP fortsetzen zu müssen«,<br />

hatte sich der Fraktionsvorsitzende<br />

Wolfgang Kubicki daraufhin beklagt.<br />

Carstensen hatte mit Gelassenheit reagiert<br />

und betont, dass er den Erfolg<br />

dadurch nicht gefährdet sehe.<br />

www.facharzt.de, 15.10.2009<br />

»Spiegel«:<br />

Kassen erhielten Millionen<br />

für falsche Aids­Diagnosen<br />

Der Gesundheitsfonds hat den<br />

Krankenkassen laut einem<br />

»Spiegel« -Bericht offenbar Millionen<br />

Euro für Aids-Infizierte überwiesen,<br />

die es gar nicht gibt. Eine »unter<br />

Augenärzten verbreitete Praxis-Software«<br />

habe die Daten vieler Patienten<br />

mit einer Codierung versehen, die auf<br />

eine HIV-Infektion hinweist, berichtet<br />

das Nachrichtenmagazin in einer Vorabmeldung.<br />

Auf dieser Grundlage hätten<br />

die zuständigen Krankenkassen<br />

dann Extra-Zuschüsse von etwa 10.000<br />

Euro pro Patient und Jahr erhalten.<br />

Fachleute der Hanseatischen Krankenkasse<br />

(HEK) schätzen die Höhe der<br />

Fehlzuweisungen dem Bericht zufolge<br />

für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung<br />

auf 160 Millionen Euro.<br />

Der Hersteller der Praxis-Software<br />

spreche von einem »Anwendungsfehler«.<br />

Dieser sei zum zweiten Quartal<br />

dieses Jahres behoben worden.<br />

Die Panne wurde erst entdeckt,<br />

nachdem sich die Abrechnungsabteilungen<br />

der Kassen über einen sprunghaften<br />

Anstieg der HIV-Infektionen gewundert<br />

hatten. Auch das Alter der<br />

vorgeblich Betroffenen erregte ihr<br />

Misstrauen. Fast alle Neuinfizierten<br />

waren deutlich älter als 65 Jahre.<br />

www.facharzt.de, 3.10.2009<br />

Zahnarztpatienten haben<br />

kürzere Wartezeiten<br />

Beim Zahnarzt ist die Verweildauer<br />

der Patienten im Wartezimmer<br />

im Vergleich zu anderen Medizinern<br />

am kürzesten – nämlich rund 20<br />

Minuten. Damit zeigen sich 91 Prozent<br />

der Befragten zufrieden, wie eine aktuelle<br />

Studie der Brendan-Schmittmann-Stiftung<br />

des NAV-Virchow-Bundes<br />

unter dem Titel »Vertragsärzte im<br />

Urteil ihrer Patienten« belegt. Beim<br />

Hausarzt sind die Wartezeiten im<br />

Durchschnitt doppelt so lang: Das<br />

senkt die Zufriedenheit auf gut 67 Prozent.<br />

Bei den Fachärzten dauert es fast<br />

genau so lange wie bei den hausärztlichen<br />

Kollegen. Hier warten die Patienten<br />

knapp 39 Minuten. »offensichtlich<br />

werden die Erwartungen der Patienten<br />

der Haus- und Fachärzte an die Wartezeiten<br />

unzureichender erfüllt. Ein Ergebnis,<br />

das mit der unterschiedlichen<br />

Länge des Arbeitstages und dem ebenfalls<br />

sehr unterschiedlichen täglichen<br />

Patientenaufkommen in den Praxen in<br />

Zusammenhang stehen dürfte«, kommentierte<br />

der NAV-Virchow-Bund in einer<br />

Presseerklärung.<br />

Insgesamt belasten Wartezeiten<br />

das Arzt-Patienten-Verhältnis dieser<br />

Studie zufolge nicht. Bemerkenswert<br />

ist, dass die akzeptierte Wartezeit maximal<br />

um sieben Minuten von der tatsächlichen<br />

abweicht. Beim Hausarzt<br />

ertragen die Patienten eine Verweil-<br />

dauer von knapp 34 Minuten, bevor<br />

Unmut aufkommt. Die tatsächliche<br />

Wartefrist liegt dort bei 40 Minuten.<br />

Die Zahnärzte dagegen haben einen<br />

komfortablen Zeitpuffer.<br />

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 09/2009<br />

Schwarzbuch zur<br />

öffentlichen Verschwendung:<br />

BMG baut neuen Eingangsbereich<br />

für 900.000 Euro<br />

Der Bund der Steuerzahler (BdSt)<br />

veröffentlichte am 15.10.2009<br />

sein Schwarzbuch mit dem Titel<br />

»Die öffentliche Verschwendung<br />

2009«. Unter anderem ist dort von verschwenderischem<br />

Umgang mit den<br />

Mitteln aus dem Konjukturpaket II die<br />

Rede – auch das Bundesgesundheitsministerium<br />

gehört laut BdSt zu den<br />

schwarzen Schafen.<br />

Die Bundesministerien dürfen bekanntlich<br />

650 Millionen Euro aus dem<br />

Konjunkturpaket II für sich selbst verwenden.<br />

Was an fragwürdigen Projekten<br />

geplant war, hatte der BdSt bereits<br />

in seinem »Krisenbuch« vom Mai 2009<br />

beschrieben. Inzwischen seien jedoch<br />

weitere Details bekannt geworden:<br />

Haarsträubend sei beispielsweise ein<br />

Projekt des Bundesgesundheitsministeriums.<br />

»Nicht nur, dass dessen Neubau<br />

in der Bonner Rochusstraße zu<br />

klein geraten war (siehe Schwarzbuch<br />

2007), nein, jetzt soll auch der Eingangsbereich<br />

des dortigen Dienstsitzes<br />

umgestaltet werden. Das kostet voraussichtlich<br />

900.000 Euro«, heißt es<br />

in dem Schwarzbuch.<br />

www.facharzt.de, 15.10.2009<br />

Umfrage:<br />

Bürger wollen bei der Gesundheit<br />

Rundumschutz<br />

Wenn es um ihre Gesundheit<br />

geht, bevorzugt die große<br />

Mehrheit der Deutschen einen<br />

Rundumschutz, auch wenn sie dafür<br />

höhere Beiträge zahlen müssen.<br />

Nur jeder vierte Deutsche würde sich<br />

für einen Versicherungsschutz ent-<br />

scheiden, der nur die unbedingt notwendigen<br />

medizinischen Leistungen<br />

abdeckt, dafür im Gegenzug aber niedrige<br />

Beiträge bietet.<br />

Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Allensbach<br />

für den Finanzdienstleister MLP, wie<br />

die »Welt am Sonntag« vorab berichtete.<br />

Nur 61 Prozent der Deutschen fühlen<br />

sich demnach im Krankheitsfall gut<br />

abgesichert. 41 Prozent der Bürger<br />

fürchten, dass ihnen der Arzt im Krankheitsfall<br />

eine notwendige Behandlung<br />

aus Kostengründen nicht verschreibt,<br />

bei den Älteren über 60 Jahre sind es<br />

sogar 48 Prozent. Der Umfrage zufolge<br />

zweifeln immer mehr Bürger daran,<br />

dass es der Politik gelingen kann, auch<br />

längerfristig eine gute Gesundheitsversorgung<br />

für alle sicherzustellen. 79<br />

Prozent sind hier skeptisch, vor vier<br />

Jahren waren es erst 65 Prozent. Den<br />

Reformbedarf im Gesundheitswesen<br />

schätzen die Befragten als groß ein. 65<br />

Prozent vertraten die Ansicht, das Gesundheitssystem<br />

müsse umfassend reformiert<br />

werden. Den Politikern trauen<br />

die Deutschen aber nicht mehr viel<br />

zu. Nur jeder vierte Deutsche erwartet<br />

eine grundlegende Reform nach der<br />

Bundestagswahl. Die große Mehrheit –<br />

58 Prozent – glaubt nicht daran. Das Institut<br />

für Demoskopie Allensbach hatte<br />

mehr als 1800 Versicherte und 512<br />

Ärzte nach ihrer Einschätzung zum Gesundheitssystem<br />

befragt. Die kompletten<br />

Ergebnisse wurden am 7.10.2009 in<br />

Berlin veröffentlicht.<br />

www.med-dent-magazin.de, 10/2009<br />

Sechs Ärzte mit Mandat<br />

In der neuen Besetzung des Bundestags<br />

finden sich vier Tierärzte, sechs<br />

Humanmediziner und ein Zahnarzt,<br />

Dr. Rolf Koschorrek (CDU).<br />

Koschorrek verteidigte mit Erfolg<br />

seinen Wahlkreis und wird Bad Bramstedt,<br />

die Dörfer des Amtes Bad Bramstedt-Land<br />

sowie Teile Dithmarschens<br />

und den Kreis Steinburg im Bundestag<br />

weiterhin vertreten. Er holte 39,8 Prozent<br />

der Erststimmen. Rund fünf Prozent<br />

weniger als vor vier Jahren, als er<br />

44,9 Prozent holte. Dennoch ist Koschorrek<br />

»hochzufrieden«, zitiert ihn<br />

das »Hamburger Abendblatt«.<br />

Der Vorsitzende des Marburger<br />

Bundes, Rudolf Henke, gewann den<br />

Wahlkreis Aachen im Duell mit Ulla<br />

Schmidt (SPD). Direkt gewählt wurde<br />

laut einem Bericht der »Ärzte Zeitung«<br />

auch Dr. Helge Braun (CDU) im Wahlkreis<br />

Gießen. Über die Landesliste ihrer<br />

Parteien erhielten der Arzt und Grünenpolitiker<br />

Dr. Harald Terpe aus Rostock<br />

sowie die Ärztin Dr. Eva Marlies<br />

Volkmer (SPD) aus Dresden einen Sitz<br />

im Bundestag.<br />

Ebenfalls über die Landesliste kam<br />

der Vorsitzende der Liberalen Ärzte, Dr.<br />

Erwin Lotter, wieder in den Bundestag.<br />

Im Wahlkreis Augsburg-Land stimmten<br />

rund 11,5 Prozent für ihn. Die Bundesfamilienministerin<br />

der großen Koalition,<br />

Ursula von der Leyen, hat ihren<br />

Wahlkreis Hannover II zwar nicht gewonnen.<br />

Als Spitzenkandidatin der<br />

niedersächsischen CDU zieht die Ärztin<br />

aber über die Landesliste in den Bundestag<br />

ein.<br />

Im Wahlkreis Goslar/Northeim/osterode<br />

gewann der Tierarzt Dr. Wilhelm<br />

Priesmeier (SPD) gegen den Anästhesisten<br />

Dr. Hans-Georg Faust (CDU).<br />

Priesmeier bekam rund 5.600 Stimmen<br />

mehr als Faust und gewann so<br />

zum dritten Mal das Direktmandat. Dr.<br />

Kirsten Tackmann (Die Linke), Veterinärmedizinerin<br />

aus Brandenburg zieht<br />

über die Landesliste ein. Ebenfalls über<br />

die Landesliste geht Tierarzt Dr. Hans-<br />

Michael Goldmann (FDP) aus <strong>Niedersachsen</strong><br />

nach Berlin.<br />

Zahl des monats<br />

Veterinärmedizinerin Dr. Maria<br />

Flachsbarth (CDU/CSU) aus dem Wahlkreis<br />

Hannover-Land II wurde über die<br />

niedersächsische Landesliste in den<br />

Bundestag gewählt.<br />

www.zm-online.de, 10/2009<br />

Ex­AOK­Vorsitzende<br />

rechtskräftig wegen Untreue<br />

verurteilt<br />

Die Verurteilung der ehemaligen<br />

Vorstandsvorsitzenden der AoK<br />

<strong>Niedersachsen</strong>, Christine Lüer,<br />

wegen Untreue ist rechtskräftig. Der<br />

Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe<br />

verwarf in einem am 1.10.2009 veröffentlichten<br />

Beschluss die Revision der<br />

Angeklagten als unbegründet.<br />

Das Landgericht Hildesheim hatte<br />

Lüer im Dezember 2008 zu einer Freiheitsstrafe<br />

von neun Monaten auf Bewährung<br />

verurteilt. Sie hatte eine ungerechtfertigte<br />

Bonuszahlung über<br />

45.000 Euro an sich selbst veranlasst<br />

und ausgezahlt erhalten, wodurch der<br />

AoK <strong>Niedersachsen</strong> ein entsprechender<br />

Schaden entstand.<br />

Lüer war im Februar 2005 vom AoK-<br />

Verwaltungsrat fristlos gekündigt<br />

worden. Die Affäre war seinerzeit ins<br />

Rollen gekommen, nachdem das Sozialministerium<br />

als Prüfbehörde und<br />

Rechtsaufsicht der AoK festgestellt<br />

hatte, dass die Zahlungen an Lüer<br />

rechtswidrig waren.<br />

www.facharzt.de, 6.10.2009<br />

Abgeordnete starteten am 28.10.2009 in die 17.<br />

Legislaturperiode des deutschen Bundestages. Der älteste<br />

Parlamentarier ist Prof. Heinz Riesenhuber (CDU),<br />

der mit 73 Jahren Alterspräsident ist. Das jüngste Mit-<br />

202neue<br />

glied ist Florian Bernschneider (FDP) mit 22 Jahren aus<br />

Braunschweig.<br />

Mit einem Durchschnittsalter von 51,4 Jahren ist das gesamte Parlament<br />

3,5 Jahre jünger als das vorherige. Wir wünschen uns kluge,<br />

segensreiche Entscheidungen für unser Land. KHK<br />

676 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 677


Gesundheitspolitik<br />

Letzte Kammerversammlung der Legislaturperiode<br />

Präsident Dr. Sereny zieht positive Bilanz<br />

Hoffnung auf das neue FDP-Gesundheitsministerium –<br />

Freiberuflichkeit, Therapiefreiheit und freie Arztwahl als<br />

prägende Prinzipien – Historische Chance für Kostenerstattung –<br />

Superwahljahr für <strong>Niedersachsen</strong>s Zahnärzte<br />

Die – vermutlich – letzte Kammerversammlung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN) in dieser<br />

Wahlperiode am 30./31. Oktober<br />

2009 in Hannover stand noch sehr<br />

unter dem Eindruck der wenige Tage<br />

zuvor installierten neuen Bundesregierung<br />

aus CDU/CSU und FDP.<br />

Für die große Mehrheit der niedersächsischen<br />

Zahnärzteschaft ging<br />

damit eine große Hoffnung einher.<br />

Und als die FDP zum ersten<br />

Male auch noch das Gesundheitsministerium,<br />

und dann ausgerechnet<br />

mit dem niedersächsischen<br />

FDP-Vorsitzenden Dr. Philipp<br />

Rösler besetzen konnte, waren eigentlich<br />

alle Wünsche erfüllt. Der Präsident<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong>, Dr. Michael Sereny,<br />

drückte es in seinen Eingangsworten<br />

so aus: »Das letzte Wochenende<br />

gehörte zu den schönsten meines<br />

Lebens: Freitagabend die Meldung,<br />

dass Philipp Rösler Gesundheitsminister<br />

wird, Samstag die Meldung, Daniel<br />

Bahr wird parlamentarischer Staatssekretär,<br />

Hannover 96 gewinnt 1:0 und<br />

dann auch noch eine zusätzliche Stunde<br />

Schlaf wegen der Zeitumstellung.«<br />

Bemerkenswert für diese Kammerversammlung,<br />

die wegen der umfangreichen<br />

Tagesordnung zum Ende dieser<br />

Wahlperiode über zwei Tage ging, war<br />

noch die Tatsache, dass die Sitzung<br />

trotz des bevorstehenden Wahlkampfes<br />

für die im April nächsten Jahres<br />

stattfindenden nächsten Kammerwahlen<br />

in relativ »ruhigem Fahrwasser«<br />

verlief, dass nahezu alle der über<br />

Eine analytisch klare, souveräne Ansprache beim<br />

Bericht des Präsidenten Dr. Michael Sereny<br />

ein Dutzend Anträge einstimmig verabschiedet<br />

wurden und dass sich auch<br />

die altbekannten »niedersächsischen<br />

Verhältnisse« offensichtlich in »normale«<br />

Verhältnisse verwandelt hatten.<br />

Kammerpräsident Dr. Sereny begann<br />

seinen Rechenschaftsbericht mit<br />

einem Blick auf die aktuelle politische<br />

Lage. Mit dem Hinweis, dass die Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel offenbar<br />

aus der Geschichte gelernt habe, zitierte<br />

er einen Erlass Friedrichs des Großen<br />

aus dem Jahr 1784 nach einer vorausgegangenen<br />

Fehlbesetzung des Gesund-<br />

fotoS: J. röver<br />

Der Vorstandstisch mit<br />

Dr. Karl-Hermann Karstens,<br />

Dr. Jürgen Reinstrom,<br />

Sabine Steding,<br />

Dr. Michael Sereny,<br />

Dr. Michael Ebeling,<br />

Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf,<br />

Jörg Röver<br />

heitsministeriums: »Wie<br />

schicket es sich denn auch ein<br />

Justiz-Mann zu dem medizinischen<br />

Fach – davon versteht<br />

er ja nichts, und soll<br />

auch keiner dergleichen wieder<br />

dabei gesetzet werden.<br />

Vielmehr gehöret dazu ein<br />

guter und vernünftiger Medicus.«<br />

Die Zeit der großen Koalition<br />

sei für die Gesundheitspolitik<br />

eine verlorene Zeit<br />

gewesen, sagte der Präsident<br />

weiter. Eine weitere<br />

Amtszeit der SPD-Gesundheitsministerin<br />

Ulla<br />

Schmidt hätten die freibe-<br />

ruflichen Arztpraxen in Deutschland<br />

nicht überlebt, die Ablösung sei buchstäblich<br />

in letzter Sekunde erfolgt.<br />

CDU/CSU und FDP hätten jetzt vom<br />

Wähler die Chance bekommen zu beweisen,<br />

dass sie es besser können als<br />

die Große Koalition vorher. Schon der<br />

neue Koalitionsvertrag lasse eindeutig<br />

die liberale Handschrift erkennen. Philipp<br />

Rösler, den viele Kollegen auf der<br />

letzten Mitgliederversammlung des<br />

Freien Verbandes in Bomlitz erlebt hatten,<br />

sei offensichtlich der richtige<br />

Mann. Im Koalitionsvertrag seien vielfach<br />

noch keine genau definierten<br />

Maßnahmen angekündigt. Doch wie in<br />

der Medizin seien in einigen Bereichen<br />

Sofortmaßnahmen notwendig. Dabei<br />

müsse die Bevölkerung auf unangenehme<br />

Auswirkungen hingewiesen<br />

werden. Die Ärzte müssten sich an der<br />

Überzeugungsarbeit beteiligen.<br />

Mediziner<br />

wieder als Menschen gelobt<br />

»Nach all den Jahren, in denen wir zu<br />

Leistungserbringern degradiert wurden,<br />

ist es angenehm, im neuen Koalitionsvertrag<br />

wieder als Mensch gelobt<br />

zu werden«, sagte Dr. Sereny und zitierte:<br />

»Die in den Gesundheits- und Pflegeberufen<br />

Tätigen leisten einen wich -<br />

tigen Beitrag für unser Gemeinwesen.<br />

Sie verdienen unseren Respekt und Anerkennung.«<br />

Wichtige Erkenntnisse aus<br />

der Geschichte haben wieder Eingang<br />

gefunden: »Der Weg in die Einheitskasse<br />

und ein staatlich zentralistisches Gesundheitssystem<br />

sind der falsche Weg,<br />

um die zukünftigen Herausforderungen<br />

bürgernah zu bewäl tigen ...«.<br />

Im Bereich der ärztlichen Versorgung<br />

gleich zu Beginn die Begriffe Freiberuflichkeit,<br />

Therapiefreiheit und<br />

freie Arztwahl als tragendes Prinzip<br />

unserer Gesundheitsversorgung zu lesen,<br />

tue gut, sagte Dr. Sereny weiter.<br />

Die Vorfahrt für medizinische Versorgungszentren<br />

gegenüber der freien<br />

Praxis werde beendet, die Gefahr der<br />

kapitalgetragenen und -gesteuerten<br />

Therapieeinrichtungen sei erkannt.<br />

»Besonders freuen wir uns, dass unsere<br />

jahrelangen Forderungen nach einer<br />

Ausweitung der Möglichkeiten der<br />

Kostenerstattung Gehör gefunden haben,<br />

und dass den Versicherten durch<br />

die Wahl der Kostenerstattung keine<br />

zusätzlichen Kosten entstehen dürfen.«<br />

»Dem in den nächsten Jahren drohenden<br />

Ärztemangel ist durch Abbau<br />

von Bürokratie und eine leistungsgerechte<br />

Vergütung zu begegnen.«<br />

»Auch bei der vertragszahnärztlichen<br />

Vergütung hat sich die Ausgabensteuerung<br />

über die Anbindung<br />

an die Grundlohnsummenentwicklung<br />

überholt.«<br />

»Die Gebührenordnung für Zahnärzte<br />

(GOZ) wird an den aktuellen<br />

Stand der Wissenschaft angepasst.<br />

Dabei sind Kostenentwicklungen zu<br />

berücksichtigen.«<br />

»Die Approbationsordnung für<br />

Zahnärzte soll novelliert werden.«<br />

Kein Bachelor und Master<br />

für die Zahnmedizin<br />

In seinem Rechenschaftsbericht ging<br />

Kammerpräsident Dr. Sereny noch auf<br />

einige andere Themen ein. Zum Thema<br />

Hochschulen sagte er, dass sich die berechtigte<br />

Hoffnung auf die Novellierung<br />

der Approbationsordnung für<br />

Zahnärzte von 1955 noch in dieser Legislaturperiode<br />

leider nicht erfüllt habe.<br />

»Jetzt müssen wir alle gemeinsam,<br />

Standespolitik, Wissenschaft und die<br />

Hochschulen, dafür kämpfen, dass dies<br />

sobald als möglich passiert und dass<br />

die Bestrebungen, Bachelor und Masterstudiengang<br />

im Bereich der Zahnmedizin<br />

zu etablieren, ein für alle Mal<br />

fallen gelassen werden!« Und er habe<br />

kein Verständnis dafür, dass ohne fachliche<br />

Notwendigkeit eine Akademisierung<br />

der Assistenzberufe in der Zahnmedizin<br />

vorangetrieben werde. Es gebe<br />

eine geordnete Aufstiegsfortbildung<br />

für die Dentalhygienikerin in<br />

Deutschland. Außerdem bat Dr. Sereny<br />

um die Zustimmung zu notwendigen<br />

Änderungen der Weiterbildungsordnung.<br />

Stehen für die verschiedenen Zuwendungs-<br />

Projekte: Dr. Klaus Winter, Dr. Maria Kaschner,<br />

Dr. Wilhelm Bomfleur (v.l.n.r.)<br />

Kleiner Geldsegen für<br />

zahnärztliche Hilfswerke<br />

Nachdem die Vorstandsmitglieder<br />

über die Tätigkeit in ihren jeweiligen<br />

Ressorts eingehend Rechenschaft abgelegt<br />

hatten (in den ZKN-Mitteilungen<br />

wird darüber zu gegebener Zeit<br />

noch zu berichten sein), nachdem der<br />

Kammerpräsident über den gelungenen<br />

Festakt »60 Jahre <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> – Selbstverwaltung<br />

und Freiberuflichkeit – und 30<br />

Jahre kammereigene freiwillige Fortbildung<br />

und Zahnärztliche Akademie«<br />

und über die Vorstellung der von Rolf<br />

Zick verfassten Chronik der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> am 10.6.2009<br />

berichtet hatte, und nachdem er auf<br />

die großzügige finanzielle Unterstützung<br />

zahnärztlicher Institutionen, insbesondere<br />

des Hilfswerks Deutscher<br />

Zahnärzte, hingewiesen hatte, war es<br />

ihm eine große Freude, »wieder Geld<br />

verteilen zu dürfen, das Kolleginnen<br />

und Kollegen, die eine Studienreise<br />

nach Südafrika gemacht haben, mit ihrem<br />

Reisepreis bezahlt haben und das<br />

über den Umweg einer Provision an die<br />

Kammer geflossen ist«. So konnte er<br />

unter dem Beifall der Kammerversammlung<br />

an die Kammermitglieder<br />

Dr. Klaus Winter, Dr. Maria Kaschner<br />

und Dr. Wilhelm Bomfleur jeweils<br />

Schecks überreichen in Höhe von<br />

4263,75 Euro für das Hilfswerk Deutscher<br />

Zahnärzte (HDZ), 3363,75 Euro an<br />

den Fürsorgeausschuss und 1000 Euro<br />

an die Behindertenhilfe. Durch eine<br />

von Dr. Beischer initiierte spontane<br />

Spendensammlung während der Kammerversammlung<br />

kamen zusätzlich<br />

1839 Euro für das HDZ zusammen.<br />

Wahlkampf mit Argumenten<br />

und nicht mit Diffamierungen<br />

Zum Abschluss seines Berichtes wies<br />

678 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 679<br />

foto: J. röver


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Kammerpräsident Dr. Sereny auf die<br />

nun zu Ende gehende Legislaturperiode<br />

der jetzigen Kammerversammlung<br />

hin und sagte: »Wir werden im nächsten<br />

Jahr für die niedersächsischen<br />

Zahnärzte ein Superwahljahr haben:<br />

Erst die Kammerwahl im April, anschließend<br />

nach den Sommerferien die<br />

KZVN-Wahl und danach wohl die Bezirksstellenwahlen<br />

der Kammer. Beide<br />

berufspolitischen Gruppierungen<br />

träumen davon, stabile Mehrheiten in<br />

beiden Körperschaften zu erreichen.<br />

Wie in der großen Politik ist der Wahlausgang<br />

nicht nur von den Wählern,<br />

sondern in hohem Maße auch von den<br />

Nichtwählern abhängig.« Er wünsche<br />

sich einen Wahlkampf, der mit Argumenten<br />

und nicht mit Diffamierungen<br />

und gegenseitiger Demontage geführt<br />

wird.<br />

Stabile Finanzen, zukunftssichere<br />

AVW-Satzung und ständige<br />

Hilfe für die Kollegenschaft<br />

Rückblickend stellte Kammerpräsident<br />

Dr. Sereny fest, »dass wir viel mehr erreicht<br />

haben, als man uns je zugetraut<br />

hat, und dass sich an manchen Projekten<br />

auch Mitglieder beider Fraktionen<br />

konstruktiv beteiligt haben. Ich bin besonders<br />

stolz auf stabile Finanzen, eine<br />

zukunftssichere Satzung für unser Versorgungswerk,<br />

schnelle, verlässliche<br />

kompetente Hilfe bei allen Fragen der<br />

Praxisführung.« An den Dank für seinen<br />

Vorstand für die loyale und vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit, an alle<br />

Ehrenamtsträger in den Ausschüssen,<br />

Bezirks- und Kreisstellen, sowie »an alle<br />

Kammerversammlungsmitglieder, die<br />

mir mit ihren Beschlüssen die erfolgreiche<br />

Kammerarbeit erst ermöglicht haben«,<br />

an die gut funktionierende Verwaltung,<br />

an die Mitarbeiter von Kammer<br />

und Altersversorgungswerk fügte<br />

der Präsident an: »Ich würde gern mit<br />

Ihnen meine Arbeit fortsetzen.«<br />

Zu Beginn der Sitzung der Kammerversammlung<br />

hatte Präsident Dr. Michael<br />

Sereny als neue Mitglieder Dr.<br />

Hilmar Schmalz, Cuxhaven, für den zurückgetretenen<br />

früheren Kammerpräsidenten<br />

Dr. Stridde und Dr. Dr. Axel<br />

Zogbaum, Melle, für den verstorbenen<br />

Herr Enno Gosling überbrachte<br />

die Grüße der Ministerin<br />

früheren Kammerpräsidenten, Dr.<br />

Friedrich Albers, begrüßt. Als Vertreter<br />

der Aufsichtsbehörde hieß der Präsident<br />

den neuen Abteilungsleiter Gesundheit<br />

des niedersächsischen Sozialministeriums,<br />

Enno Gosling, Nachfolger<br />

des in Pension gegangenen Dr. Thomas<br />

Sporn, herzlich willkommen.<br />

Dieser versprach in seiner »Antrittsrede«,<br />

den offenen und vertrauensvollen<br />

Umgang wie sein Vorgänger fortzusetzen.<br />

Ehrendes Gedenken<br />

der verstorbenen Kollegen<br />

Nach der Ehrung verdienter Mitglieder<br />

der Kammerversammlung (siehe hierzu<br />

besonderer Bericht) gedachten die<br />

Mitglieder der über 50 Kollegen, die<br />

seit der letzten Kammerversammlung<br />

verstorben sind. Unter ihnen hob der<br />

Präsident besonders Dr. Ficken und Dr.<br />

Albers hervor. Dr. Ficken, Westerstede,<br />

war am 7.12.2008 im Alter von 84 Jahren<br />

gestorben. Der Kammerversammlung<br />

gehörte er 24 Jahre von 1969 bis<br />

1993 und dem Vorstand der Kammer 12<br />

Jahre von 1981 bis 1993 an. Mit großem<br />

Engagement hat er sich für die zahnärztliche<br />

Behindertenhilfe eingesetzt,<br />

den Vorsitz dieser organisation hatte<br />

Die Delegierten der Kammerversammlung<br />

foto: Dr. e. Jung<br />

er von 1990 bis 2002 inne. Seine christliche<br />

Nächstenliebe und seine tolerante,<br />

auf Ausgleich bedachte Einstellung<br />

blieben in bester Erinnerung, sagte Dr.<br />

Sereny. Dr. Friedrich Albers, Jever, war<br />

am 26.8.2009 im 80. Lebensjahr verstorben.<br />

42 Jahre hat er seine zahnärztliche<br />

Praxis in Jever geführt, vier Jahrzehnte,<br />

bis kurz vor seinem Tode, hat er<br />

sich ehrenamtlich für seine Kollegen<br />

engagiert und höchste Ämter in der<br />

zahnärztlichen Selbstverwaltung bekleidet,<br />

unter anderem als 1. Vorsitzender<br />

der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

<strong>Niedersachsen</strong> von 1981 bis 1989<br />

und als 2. Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen<br />

Bundesvereinigung<br />

und von 1995 bis 1997 als Präsident der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>. Für<br />

sein großes Engagement wurden ihm<br />

zahlreiche Auszeichnungen verliehen.<br />

Bei der Genehmigung des Protokolls<br />

der letzten Kammerversammlung gab<br />

es eine längere Diskussion, als Dr. Dr.<br />

Henning Borchers verlangte, einen Passus<br />

daraus zu streichen, in dem Dr. Sereny<br />

die Begründung kritisierte, mit<br />

der ZfN den Vorstand nicht für das<br />

AVW 2007 entlasten wollte. Er hätte<br />

demnach einen Kammerbeschluss ignorieren<br />

sollen. Der Antrag auf Streichung<br />

wurde mit 29 gegen 26 Stimmen<br />

der Fraktion Zahnärzte für <strong>Niedersachsen</strong><br />

(ZfN) abgelehnt. Mit dem gleichen<br />

Stimmenverhältnis wurde sein weiterer<br />

Antrag abgelehnt, einen zusätzlichen<br />

Passus in das Protokoll aufzunehmen.<br />

Es ging um die Arbeitsgerichtsurteile<br />

im Zusammenhang mit der Entlassung<br />

des früheren Hauptgeschäfts -<br />

führers Dr. Andersen.<br />

Die Aussprache<br />

In der Aussprache über den Bericht des<br />

Präsidenten wertete auch der Vorsitzende<br />

der ZfN-Fraktion, DMD Henner<br />

Bunke, den Koalitionsvertrag der neuen<br />

CDU/CSU/FDP-Bundesregierung als<br />

außerordentlich positiv und hoffnungsvoll<br />

für die niedersächsischen<br />

Zahnärzte, auch wenn noch eine große<br />

Portion Misstrauen bleibe. Desgleichen<br />

begrüßte Dr. Julius Beischer, Vorsitzender<br />

der Fraktion des Freien Verbandes,<br />

den zu erwartenden Systemwandel.<br />

Jetzt könne man sich mit dem<br />

Bundesgesundheitsministerium in gemeinsamer<br />

Sprache unterhalten und<br />

sich gegenseitig verstehen. Nachdem<br />

die Zahnärzte bisher als reine Lobbyisten<br />

abgewertet worden seien, bestehe<br />

jetzt bei dem neuen Bundesgesundheitsminister<br />

Dr. Rösler die Chance,<br />

dass die Zahnärzte mit ihren gesellschafts-<br />

und ordnungspolitischen Anliegen<br />

ernst genommen werden. Das<br />

gelte besonders auch beim Thema Kostenerstattung.<br />

Hier gebe es in den Programmen<br />

des Freien Verbandes und<br />

der FDP bis in viele Details hinein Übereinstimmungen.<br />

»Wir dürfen nun aber<br />

nicht hinter das zurückgehen, was wir<br />

bereits hatten«, sagte Dr. Beischer. Allerdings<br />

müssten die Zahnärzte gegenüber<br />

der Politik und auch gegenüber<br />

ihren Patienten ehrlich sein.<br />

Auch Dr. Karl Horst Schirbort, »Altvater«<br />

der niedersächsischen zahnärztlichen<br />

Standespolitiker, früherer langjähriger<br />

Vorsitzender der KZVN und der<br />

Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung,<br />

gab seiner Freude und seiner<br />

Hoffnung Ausdruck, dass es nun eine<br />

realistische Chance gibt, statt der Sachleistung<br />

(»das Übel der gesamten Gesundheitspolitik«)<br />

endlich die Kostenerstattung<br />

zumindest im zahnärztlichen<br />

Bereich einzuführen. Dabei<br />

müsse die Zahnärzteschaft jedoch Einmütigkeit<br />

demonstrieren.<br />

Fast alle Anträge einstimmig<br />

verabschiedet<br />

Über ein Dutzend Anträge, in der überwiegenden<br />

Zahl von der Fraktion des<br />

Freien Verbandes gestellt, wurden fast<br />

einstimmig angenommen, nachdem<br />

bei verschiedenen Meinungen in den<br />

durchweg sachlichen Diskussionen<br />

weitgehende Einigkeit ge-<br />

Alle Beschlüsse der funden wurde. Es ging daKammerversammbei<br />

unter anderem um die<br />

lung können unter Aufforderung des Bundes-<br />

www.zkn.de eingetages, bei der grundsätzlisehen<br />

werden chen Ausrichtung der GesetzlichenKrankenversicherung<br />

die Grundsätze Eigenverantwortung<br />

vor Solidarität (statt wie<br />

bisher umgekehrt) anzuwenden, um<br />

die Aufforderung der Bundesregierung,<br />

den Gesundheitsfonds abzuschaffen,<br />

um die Ablehnung von<br />

fremdgesteuerten Selektivverträgen,<br />

um die Ablehnung der Einführung der<br />

elektronischen Gesundheitskarte, um<br />

die Erhaltung der freien Arztwahl und<br />

dazu im SGB V eingeführte Regelungen<br />

wieder abzuschaffen, um den Erhalt<br />

des Staatsexamens für Zahnmedizinstudenten,<br />

um die Fort- und Weiter-<br />

bildung von Zahnmedizinischen Fachangestellten,<br />

um die neue Gebühren -<br />

ordnung für Zahnärzte. Lediglich als es<br />

um die Erhöhung der Ausbildungsvergütung<br />

für Zahnmedizinische Fachangestellte<br />

ging, flammten unerwartet<br />

nochmal alte Gegensätze zwischen<br />

den beiden Fraktionen wieder auf. Es<br />

kam zur Kampfabstimmung, und die<br />

Fraktion des Freien Verbandes setzte<br />

sich durch.<br />

Keine Satzungsänderung<br />

für Alterszahnheilkunde<br />

Ein zweites Mal gab es einen unvorhergesehenen<br />

Streit zwischen den Fraktionen<br />

bei dem Antrag auf Änderung der<br />

Kammersatzung. Dabei sollte lediglich<br />

ein »Ausschuss für Alterszahnheilkunde«<br />

eingefügt werden. Dagegen stand<br />

ein Antrag der ZfN-Fraktion, erst solle<br />

ein vom Kammervorstand eingesetzter<br />

Ausschuss die Umsetzung (Inhalt,<br />

Durch führung, Finanzierung) in den<br />

niedersächsischen Pflegeeinrichtungen<br />

erarbeiten. Nach langen Debatten<br />

wurde der ZfN-Antrag mit 29 zu 27<br />

Stimmen abgelehnt und dann mit 29<br />

gegen 18 Stimmen bei neun Stimmenthaltungen<br />

für die Satzungsänderung<br />

votiert. Weil die Zweidrittelmehrheit<br />

nicht erreicht wurde, gab es aber keine<br />

Satzungsänderung für die Alterszahnheilkunde.<br />

Die Weiterbildungsordnung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> wurde dagegen<br />

beschlossen und der Antrag auf<br />

Änderung der Anlagen zur Wahlordnung<br />

vom Kammervorstand zurückgezogen;<br />

der Satzungsausschuss war einmütig<br />

der Meinung, eine Beschlussfassung<br />

durch die Kammerversammlung<br />

sei nicht notwendig.<br />

Nachdem Dr. Dr. Borchers einen eingehenden,<br />

engagierten Vortrag über<br />

die Dr. Neucks-Stiftung gehalten hatte,<br />

die 1953 durch den wohlhabenden damaligen<br />

Zahnarzt Dr. Ernst Neucks zur<br />

Unterstützung alter Zahnärzte und deren<br />

Witwen gegründet worden war<br />

und heute in Buxtehude gemeinsam<br />

mit dem Deutschen Roten Kreuz ein Al-<br />

680 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 681<br />

Die Berichterstatter:<br />

Dr. Michael<br />

Ebeling<br />

ZÄ Sabine<br />

Steding<br />

Dr. Karl-Heinz<br />

Düvelsdorf<br />

fotoS: J. röver<br />

Dr. Jürgen<br />

Reinstrom<br />

ZA Jörg Röver


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

tersheim mit 96 Plätzen unterhält,<br />

wurde anstelle des verstorbenen Dr. Ficken<br />

nunmehr Dr. Uwe Peters, Lüneburg,<br />

einstimmig in den Vorstand der<br />

Stiftung gewählt.<br />

Der Nachtragsetat 2008 sowie der<br />

Jahresabschluss 2008 der ZKN wurden<br />

bei vier Enthaltungen angenommen,<br />

desgleichen die Beitragsordnung 2010<br />

und der Haushaltsplan 2010 bei einer<br />

Stimmenthaltung. Die Kammerversammlung<br />

erteilte dem Vorstand für<br />

das Rechnungsjahr 2008 bei vier Gegenstimmen<br />

und vier Enthaltungen<br />

die Entlastung. Rolf Zick l<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong><br />

ehrt verdiente<br />

Mitglieder<br />

Gleichsam stellvertretend für viele<br />

weitere, die diese Ehrungen<br />

ebenfalls verdient hätten, hat<br />

der Präsident der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong>, Dr. Michael Sereny, bei<br />

der letzten Kammerversammlung der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> eine Reihe von Mitgliedern<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Ehrengabe der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> erhielten:<br />

Dr. Hartmut Bless, Friesland, seit<br />

1993 ehrenamtliche Tätigkeit in der<br />

Kreisstelle Friesland und im Schlich-<br />

Gruppenbild mit Dame: Die Empfänger der Silbernen Ehrennadel (v.l.n.r.):<br />

Dr. Bodo Vogel, Dr. Thomas Nels, Dr. Ulrich Keck, Dr. Gundi Mindermann,<br />

Dr. Georg Kolbow zusammen mit dem Präsidenten Dr. Michael Sereny<br />

tungsausschuss, 10 Jahre stellvertretender<br />

Vorsitzender, seit 2006 Vorsitzender<br />

der Bezirksstelle Wilhelmshaven.<br />

Dr. tim Hörnschemeyer, osnabrück,<br />

von 1997 bis 2006 Vorsitzender der<br />

Kreisstelle osnabrück-Stadt, seit 2001<br />

Mitglied der Kammerversammlung,<br />

von 2002 bis 2006 Referent für Fortbildung<br />

der Bezirksstelle osnabrück, seit<br />

2006 ihr Vorsitzender; »Motor« der Aus-<br />

und Weiterbildung zur ZMP in osnabrück.<br />

Dr. Kajetan Munsch, Hannover, seit<br />

1977 Mitglied und seit über 25 Jahren<br />

Vorsitzender der Schlichtungsstelle<br />

Hannover.<br />

Die Ehrennadel der deutschen<br />

Zahnärzteschaft in Silber wurde auf<br />

Antrag der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

von der Bundeszahnärztekammer<br />

verliehen an:<br />

Dr. ulrich Keck, 1989 Delegierter<br />

des Bundes Deutscher Zahnärzte (BDZ),<br />

1991 der Arbeitsgemeinschaft Deutscher<br />

Zahnärzte (ADZ), seit 1986 Mitglied<br />

der Kammerversammlung der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, vier<br />

Jahre im Vorstand, seit 1993 Mitglied<br />

der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer,<br />

Vorsitzender der<br />

Verwaltungsstelle/Bezirksstelle ostfriesland.<br />

Dr. georg Kolbow, seit 1981 Mitglied<br />

der Kammerversammlung der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, seit<br />

1986 Mitglied/stellvertretender Vorsit-<br />

fotoS: J. röver<br />

zender des Leitenden Ausschusses des<br />

Altersversorgungswerkes (AVW), drei<br />

Jahre im Vorstand der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

Dr. gundi Mindermann, seit 1986<br />

standespolitisch ehrenamtlich tätig,<br />

Referentin JZP der Kreisstelle Bremervörde,<br />

im Vorstand der zahnärztlichen<br />

Behindertenhilfe, Mitglied der Vertreterversammlung<br />

der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong> und<br />

der Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong>, seit 2008<br />

1. Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher<br />

Kieferorthopäden.<br />

Dr. thomas nels, seit 1981 standespolitisch<br />

tätig, seit 1993 Mitglied der<br />

Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong>, 1997 bis 2005<br />

Mitglied des Vorstands, Mitglied der<br />

Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>,<br />

ab 2004 stellvertretender Vorsitzender.<br />

Dr. Bodo vogel, seit 1973 standespolitisch<br />

ehrenamtlich tätig, von 1993<br />

bis 1997 Mitglied der Kammerversammlung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />

21 Jahre von 1987 bis 2008<br />

Mitglied des Leitenden Ausschusses<br />

des Altersversorgungswerkes (AVW),<br />

1976 a.o. Mitglied der Vertreterversammlung<br />

und seit 2005 Vorsitzender<br />

der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

l<br />

Der Präsident ehrt die Kollegen Dr. Hartmut Bleß,<br />

Dr. Tim Hörnschemeyer und Dr. Kajetan Munsch<br />

Dr. Schirbort: Trotz<br />

Bankenkrise kein<br />

negatives Ergebnis<br />

beim AVW<br />

Dr. Kühling-Thees:<br />

Expertengestützte Anlagepolitik<br />

hat sich – im<br />

Wortsinn – ausgezahlt<br />

Dr. Schirbort gibt Rechenschaft:<br />

Trotz Finanzkrise positives AVW-Jahresergebnis<br />

Trotz der weltweiten Finanzkrise<br />

und den damit verbundenen<br />

Schwierigkeiten und<br />

Unwägbarkeiten hat es der<br />

Leitende Ausschuss (LA) des<br />

Altersversorgungswerkes (AVW) der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> unter<br />

seinem Vorsitzenden Dr. Karl Horst<br />

Schirbort geschafft, der Kammerversammlung<br />

am 31.10.2009 in Hannover<br />

ein beachtenswert positives Jahresergebnis<br />

vorzulegen. Wer konnte schon<br />

aus den Kapitalanlagen 3,6 Prozent erwirtschaften<br />

mit einem Gesamtertrag<br />

von 44,3 Millionen Euro? fragte Dr.<br />

Schirbort bei der Vorlage des Jahresabschlusses<br />

2008 vor der Kammerversammlung.<br />

Somit haben sich die Kapitalanlagen<br />

zum 31.12.2008 auf 1,27 Milliarden<br />

Euro erhöht. »Wir konnten damit<br />

die Deckungsrückstellungen be -<br />

die nen und noch einen Roh-Überschuss<br />

in Höhe von 4,2 Millionen Euro<br />

erwirtschaften. Mit diesem Betrag<br />

schließt das Rechnungsjahr 2008 ab«,<br />

sagte der Vorsitzende des Leitenden<br />

Ausschusses. In die Verlustrücklage<br />

konnten dadurch 750.000 Euro fließen,<br />

und der verbleibende Überschuss in<br />

Höhe von rund 3,5 Millionen Euro kann<br />

in die Rückstellungen für satzungsgemäße<br />

Überschussbeteiligung gehen.<br />

Während es für Rentenanwärter im<br />

2,75-Prozent-System mit rund 3,15 Millionen<br />

Euro und für Rentner noch rund<br />

270.000 Euro Überschuss gab, sei im<br />

Vier-Prozent-System (Rentner und Anwärter)<br />

leider ein Negativergebnis in<br />

Höhe von rund einer Million Euro entstanden.<br />

Der Leitende Ausschuss hat<br />

der Kammerversammlung empfohlen,<br />

die Überschüsse nicht zu verteilen,<br />

Nattermann: KomplizierteversicherungsmathematischeSachverhalte<br />

sind nicht leicht<br />

zu vermitteln<br />

sondern vorzutragen. Dr. Schirbort<br />

sagte weiter, dass es sich auch in diesem<br />

Jahr nach neun Monaten abzeichne,<br />

dass die Rechnung mit dem Vier-<br />

Prozent-Rechnungszins nicht aufgehen<br />

werde. So habe sich bestätigt, dass<br />

die Senkung im Neusystem auf 2,75<br />

Prozent richtig gewesen sei. »Wenn wir<br />

heute noch für alle einen Rechnungszins<br />

von vier Prozent hätten, könnten<br />

wir kein ausgeglichenes Ergebnis vorlegen<br />

und schon gar keinen Überschuss<br />

ausweisen. Gemeinsam haben wir alle<br />

um jede Stelle hinter dem Komma um<br />

Verbesserungen gerungen. Bei dem<br />

äußerst schwierigen wirtschaftlichen<br />

Umfeld darf ich das Ergebnis dennoch<br />

als gut bezeichnen«, sagte der LA-Vorsitzende<br />

mit berechtigtem Stolz.<br />

Dr. Schirbort wies in diesem Zusammenhang<br />

auch darauf hin, dass das<br />

AVW bei Lehman-Brothers (Deutschland)<br />

fünf Millionen angelegt hatte. Sie<br />

sind jedoch nicht verloren gegangen,<br />

sondern waren durch den Einlagensicherungsfond<br />

abgedeckt und sind auch<br />

ausgezahlt worden. Auch bei der gleichfalls<br />

in Verruf geratenen Hypo-Real war<br />

das AVW mit 67 Millionen Euro dabei.<br />

Doch auch diese sind durch den Einlagensicherungsfond<br />

und staatliche Interventionen<br />

gesichert, betonte der LA-<br />

Vorsitzende. Zumeist waren dies jedoch<br />

Anlagen vor der Zeit des jetzigen LA.<br />

Während Dr. Schirbort in seinem<br />

letzten Bericht noch von einer Erhöhung<br />

der Verwaltungskosten wegen<br />

der besonderen Verwaltungssituation,<br />

verbunden mit einer Reihe von Rechtsstreitigkeiten,<br />

berichten musste, seien<br />

die Verwaltungskosten im Jahr 2008<br />

gegenüber 2007 um fast 17 Prozent von<br />

Wahner: Das Unisex-<br />

Urteil hat den Klägern<br />

keine materiellen Vorteile<br />

gebracht; der neue<br />

LA des AVW hat alles<br />

richtig gemacht<br />

Bödeker: Das AVW<br />

ist zur Zeit eines der<br />

bestaufgestellten<br />

Versorgungswerke<br />

in Deutschland<br />

2,38 auf 1,98 Millionen Euro gesunken.<br />

Es zeichne sich ab, dass sich die Verwaltungskosten<br />

auch für das Jahr 2009<br />

auf diesem Niveau stabilisieren werden.<br />

Ferner hätten die vielen Informationsveranstaltungen<br />

gezeigt, dass die<br />

Kollegenschaft mit der Entwicklung<br />

des AVW durchaus zufrieden sei. Dafür<br />

gebühre dem Redakteur der AVW-Infos,<br />

Herrn Himmelmann, und dem Vorstandsmitglied<br />

Dr. Josef Kühling-Thees<br />

großer Dank, ebenso Dr. Michael Ebeling,<br />

der für den Vorstand der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> das AVW-Info<br />

stets kreativ und kritisch begleitet<br />

habe. Im Übrigen hätten der Präsident<br />

selbst oder der Vizepräsident an nahezu<br />

allen Sitzungen des Leitenden Ausschusses<br />

teilgenommen, so dass es eine<br />

ständige Kommunikation ohne Reibungsverluste<br />

gegeben habe. Mit der<br />

Einstellung eines stellvertretenden Geschäftsführers,<br />

der seine Tätigkeit zum<br />

Jahresanfang 2010 aufnehmen werde,<br />

habe der Leitende Ausschuss eine Verwaltungslücke<br />

schließen können. Zum<br />

Schluss bedankte sich Dr. Schirbort bei<br />

dem Dutzend Verwaltungsangestellten,<br />

»die schwierige und arbeitsreiche<br />

Jahre hinter sich haben und in diesem<br />

Jahr endlich einmal wieder Land sehen,<br />

auch wenn es ohne einige Überstunden<br />

immer noch nicht geht.«<br />

Über viele Einzelheiten informierten<br />

LA-Vorstandsmitglied Dr. Josef<br />

Kühling-Thees in einem aufschlussreichen<br />

Vortrag und der Versicherungsexperte<br />

Nattermann in seinem versicherungsmathematischen<br />

Gutachten.<br />

Beide standen den Mitgliedern der<br />

Kammerversammlung Rede und Antwort.<br />

Rolf Zick l<br />

682 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 683<br />

fotoS: J. röver


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Von Dr. Karl-Heinz Sundmacher<br />

Schwarz-gelbe Chance<br />

Gesundheitspolitik nach der Wahl:<br />

Endlich ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen?<br />

Ich hoffe sehr, dass Sie die letzten<br />

Wochen gut überstanden haben<br />

und vor allem, dass Sie die Anmutungen<br />

der Wahlwerbung mit ihren<br />

Angriffen auf unseren Intellekt<br />

ohne bleibenden seelischen Schaden<br />

verkraftet haben.<br />

Knaller wie: Deutschland kann es<br />

besser, Unser Land kann mehr, In der<br />

Krise hilft nur grün, Kanzlerin wählen<br />

sprechen mit ihrer programmatischen<br />

Tiefe für sich.<br />

Nur eine Partei hat sich wohlwollend<br />

hervorgetan: die Linke. Sie hat<br />

dem Wähler klar gesagt, was er von ihr<br />

erwarten kann: Reichtum für alle. Sie<br />

Es besteht ein wenig<br />

Grund zur Hoffnung, aber<br />

kein Grund, zu glauben,<br />

alles wird gut.<br />

fotoS: CfW-ArCHiv / PSDgrAPHiCS; fvDZ / n. frAnKe (2)<br />

hat ihm aber auch mit ungeschminkter<br />

offenheit gesagt, wie sie das finanzieren<br />

will: Reichtum besteuern.<br />

Bei der bestechenden Klarheit dieses<br />

Zirkelschlusses – wir machen Dich<br />

reich und besteuern Dich arm – verwundert<br />

das Ergebnis der Linken dann<br />

eigentlich schon. oder der Satz stimmt:<br />

Die dümmsten Schafe wählen ihren<br />

Metzger selber.<br />

Natürlich hatte ich mir wegen des<br />

heutigen Termins schon vor dem Wahltag<br />

Gedanken gemacht über eine griffige<br />

Formulierung für den jeweiligen<br />

Wahlausgang.<br />

Wäre etwas anderes herausgekom-<br />

men als schwarz-gelb, dann wäre »Die<br />

Hoffnung stirbt zuletzt« mein großer<br />

Favorit gewesen.<br />

Jetzt, da mit für mich doch überraschender<br />

Klarheit schwarz-gelb gewonnen<br />

hat, habe ich mich entschieden<br />

für »Es besteht ein wenig Grund<br />

zur Hoffnung, aber kein Grund, zu<br />

glauben, alles wird gut.«<br />

Ich bin notorischer optimist, aber<br />

aus Erfahrung in politischen Fragen<br />

nur verhalten optimistisch.<br />

Wo steht die CDU?<br />

Am Morgen nach der Wahl habe ich<br />

mich doch sehr gewundert, von ver-<br />

schiedenen CDU-Leuten zu lesen.<br />

» ... mit einer starken FDP an unserer<br />

Seite wird das Regieren auch nicht<br />

leichter.«<br />

Das Regieren mit der FDP wird also<br />

nicht leichter.<br />

Anstatt froh und erleichtert zu sein,<br />

dass man die nächsten Jahre mit einem<br />

neuen Partner – angeblich dem<br />

Wunschkandidaten – regieren kann,<br />

dessen politische Ziele in einem ähnlichen<br />

Sektor liegen, wird herumgejammert,<br />

dass das Regieren nun nicht<br />

leichter wird.<br />

Da muss man ja fast daraus schließen,<br />

dass das Regieren mit der SPD in<br />

den letzten vier Jahren ein Vergnügen<br />

war? Und dass man den Absturz der<br />

SPD und damit das Ende der großen Koalition<br />

richtig bedauert.<br />

Angesichts dieser Reaktion muss<br />

man sich die einfache aber entscheidende<br />

Frage stellen: Wo steht die CDU?<br />

Ist das noch die bürgerliche Volkspartei,<br />

als die sie sich gerne ausgibt?<br />

oder haben in der CDU tatsächlich die<br />

einst von Strauß so bezeichneten Herz-<br />

Jesu-Sozialisten die Überhand? Ich denke<br />

da an den selbst ernannten Arbeiterführer<br />

Jürgen Rüttgers und seinen<br />

Minister Karl-Josef Laumann, gleichzei-<br />

Die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidet sich<br />

mit unseren Antworten auf die demographische Herausforderung.<br />

Das kann man nicht oft genug und nicht<br />

laut genug sagen.<br />

tig Vorsitzender der CDA, die beide<br />

schon heute nichts anderes mehr im<br />

Kopf haben als die Landtagswahl in<br />

Nordrhein-Westfalen Anfang Mai<br />

nächsten Jahres, also in sieben (7) Monaten.<br />

Dieser Hinweis soll genügen, um erneut<br />

zu verdeutlichen, dass es in der<br />

Politik immer weniger um die rationale<br />

Lösung von Sachproblemen geht,<br />

stattdessen in erheblichem Maße um<br />

Wiederwahl, Posten und Macht.<br />

Die Zukunft unserer Gesellschaft<br />

Dabei ist die Zahl und Schwere der Probleme<br />

für unsere Gesellschaft, für unsere<br />

Wirtschaft, unser Finanzsystem,<br />

unser Gesundheitssystem, für uns im<br />

letzten Jahr bekanntermaßen nicht geringer,<br />

sondern ungeheuer viel größer<br />

geworden.<br />

Ich erspare Ihnen die Aufzählung<br />

der diversen Fakten – jeden Morgen ge-<br />

nügt der Blick in die Tageszeitung, um<br />

das Spektrum zu erfassen.<br />

Nur zwei Punkte kann ich nicht auslassen,<br />

weil sie so eng miteinander verwoben<br />

sind und die Zukunft unserer<br />

Gesellschaft maßgeblich mit beeinflussen:<br />

Das ist der demographische Wandel<br />

und die Zukunft unserer sozialen Sicherungssysteme,<br />

hier meine ich natürlich<br />

vorrangig unser Gesundheitssystem.<br />

Nicht schon wieder demographischer<br />

Wandel – ich kann’s nicht mehr<br />

hören, werden einige denken. Was interessiert<br />

mich heute, was in zwanzig,<br />

dreißig Jahren ...<br />

Tut mir leid.<br />

Aber: Die Zukunft unserer Gesellschaft<br />

entscheidet sich mit unseren<br />

Antworten auf die demographische<br />

Herausforderung. Das kann man nicht<br />

oft genug und nicht laut genug sagen.<br />

684 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 685


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Die EU-Kommission stellt …<br />

fest, dass nur noch ein<br />

Zeitfenster von 10 Jahren<br />

bleibt, um weiterhin nötige<br />

Reformen im Bereich der<br />

Altersversorgung und<br />

Gesundheitssysteme durchzuführen.<br />

Alles, was man politisch will und politisch<br />

entscheidet, muss an der Frage<br />

geprüft werden: Trägt es dazu bei, dieses<br />

immer näher rückende drängende<br />

Kernproblem unserer Gesellschaft zu<br />

lösen?<br />

Wer das nicht tut und anders handelt<br />

– ich erwähne hier nur das Stichwort:<br />

Rentengarantie – der handelt<br />

verantwortungslos, weil er gegen die<br />

Zukunft unserer Gesellschaft handelt<br />

und damit meine ich, gegen die unserer<br />

Kinder und Kindeskinder.<br />

Eigenverantwortung<br />

der »best-ager«<br />

Ich befinde mich mit dieser rigorosen<br />

Auffassung in durchaus guter Gesellschaft:<br />

Der Direktor des Instituts für Gerontologie<br />

in Heidelberg, Prof. Dr. Andreas<br />

Kruse, stellte kürzlich bei einem Vortrag<br />

anlässlich des Saarländischen<br />

Zahnärztetages fest, dass es unverantwortlich<br />

sei, die aus der Bewältigung<br />

der demographischen Herausforderung<br />

entstehenden Lasten allein der<br />

nachwachsenden Generation aufzubürden.<br />

Diese müssten zunehmend vom Alter<br />

selbst getragen werden.<br />

Eine Forderung, die vielen unserer<br />

»best ager« sicher sauer aufstoßen<br />

wird.<br />

Wenn diese – und auch wir Älteren,<br />

aber Nochnichtrentner – unseren Kindern<br />

aber keine – bildlich gesprochen –<br />

verbrannte Erde hinterlassen wollen,<br />

dann bleibt nicht mehr viel Zeit, die<br />

Weichen richtig zu stellen und die Züge<br />

auf die richtigen Gleise zu lenken.<br />

Die EU-Kommission stellt in ihrer<br />

Mitteilung »Bewältigung der Folgen<br />

einer alternden Bevölkerung in der EU«<br />

fest, dass nur noch ein Zeitfenster von<br />

10 Jahren bleibt, um weiterhin nötige<br />

Reformen im Bereich der Altersversor-<br />

Gute Stimmung, Zusammenhalt, engagiertes Auftreten: die niedersächsischen Delegierten<br />

auf der Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte in<br />

Rostock-Warnemünde<br />

foto: fvDZ / n. frAnKe<br />

gung und Gesundheitssysteme durchzuführen.<br />

Und die derzeitige Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise verschärfe die<br />

Probleme noch.<br />

Zehn Jahre sind schneller vorbei als<br />

wir heute meinen. Ich erinnere nur an<br />

den Zeitensprung vom Fall der Mauer<br />

bis heute. Und das sind schon unglaubliche<br />

zwanzig Jahre.<br />

Reale Demographie-Probleme<br />

Für unser Gesundheitssystem bedeutet<br />

das:<br />

Wenn sich in zehn Jahren, mit dem<br />

Renteneintritt der sog. Baby-Boomer-<br />

Generation, der Altenquotient von<br />

heute 3:1 dem Verhältnis 2:1 nähert –<br />

das heißt, dass statt drei sozialversicherungspflichtig<br />

Arbeitenden dann<br />

nur noch 2,5 oder gar weniger für die<br />

Absicherung eines Rentenempfängers<br />

aufkommen müssen, dann werden für<br />

die GKV mit heutiger Struktur Beitragssätze<br />

von über 20 Prozent zu Buche<br />

stehen – das heißt: die gesetzliche<br />

Krankenversicherung wird unbezahlbar<br />

– wenn nichts Grundlegendes geändert<br />

wird.<br />

Und die GKV ist bekanntlich nicht<br />

das einzige Umlagesystem, das vom<br />

Arbeitseinkommen abhängt.<br />

Das »Forschungszentrum Generationenverträge«<br />

von Prof. Raffelhüschen<br />

in Freiburg hat im vergangenen<br />

Jahr – also noch vor dem Finanzmarktcrash<br />

– in einer Studie mit dem schönen<br />

Titel »Ehrbarer Staat? Die Generationenbilanz«<br />

festgestellt – ich zitiere: »<br />

... dass alle Gesundheitsreformen der<br />

jüngeren Vergangenheit keinerlei nennenswerte<br />

Auswirkungen auf die langfristige<br />

Tragfähigkeit der GKV hatten.<br />

Insbesondere ist im Falle der GKV angesichts<br />

der Ausgaben steigernden Wirkung<br />

des medizinisch-technischen<br />

Fortschritts auch unabhängig von der<br />

demografischen Entwicklung damit zu<br />

rechnen, dass sich die Nachhaltigkeit<br />

der GKV zukünftig eher verschlechtern<br />

wird. Insofern scheint es nur eine Frage<br />

der Zeit zu sein, bis den gesetzlich Versicherten<br />

neue Zumutungen in Form<br />

steigender Beitragszahlungen oder<br />

Kürzungen des Leistungskatalogs abverlangt<br />

werden.« – Zitatende.<br />

Und diese Zumutungen werden<br />

stark an die finanzielle Substanz gehen<br />

– sie sind nicht mehr zumutbar.<br />

Und ein letzter Zeuge:<br />

Hans Barbier, der Vorsitzende der<br />

Ludwig-Erhard-Stiftung hat in seiner<br />

Kolumne in der FAZ geschrieben, ich zitiere:<br />

»In der Wohlstandsrechnung der<br />

Deutschen klafft ein tiefes Loch. [...] Hohe<br />

Lasten ergeben sich aus der Alterung<br />

der Gesellschaft. Ökonomen beziffern<br />

die »implizite Nachhaltigkeitslücke«<br />

auf sechs Billionen Euro. Und bis<br />

auf den heutigen Tag werden aus politischem<br />

opportunismus Reformen<br />

verweigert, die die Sicherungssysteme<br />

sanieren, den Staatsetat kalkulierbar<br />

machen und die zu erwartende Steuerlast<br />

erträglich erscheinen lassen.«<br />

Zitat ende.<br />

Ideologie und Dummheit<br />

Seit nunmehr dreißig Jahren erleben wir<br />

– jedenfalls die Älteren unter uns – Reform<br />

auf Reform auf Reform – und<br />

nichts Entscheidendes hat sich geändert.<br />

Den einzig vernünftigen, weil in die<br />

Zukunft weisenden Reformschritt – die<br />

Abschaffung des Anspruchs auf ZE-Versorgung<br />

zu Lasten der GKV für über<br />

18jährige –, der im GKV-Neuordnungsgesetz<br />

1997, einer letzten Zuckung der<br />

Kohl-Regierung enthalten war, hat die<br />

rot-grüne Regierung unter Schröder<br />

sofort nach ihrem Wahlsieg als erste<br />

Maßnahme wieder rückgängig gemacht.<br />

Aus ideologischen Gründen. Eine<br />

ausgesprochen dumme, weil auf<br />

kurzzeitigen populistischen Beifall zielende<br />

Politik – die gleichzeitig elf verlorene<br />

Jahre nach sich gezogen hat.<br />

Das Gesundheitswesen ist – wie übrigens<br />

unser Bildungswesen auch – zu<br />

einem Experimentierfeld, ja zur Spielwiese<br />

von Politik und umsetzender Bürokratie<br />

geworden.<br />

Die unbedingt notwendige langfristige<br />

Perspektive fehlt, oder wird dem<br />

Wähler verschwiegen. Fehlender Sachverstand<br />

wird durch ideologisches Sendungsbewusstsein<br />

und markiges politisches<br />

Phrasieren ersetzt.<br />

Diese Politisierung unseres Gesundheitswesens<br />

ist – und davon bin ich zutiefst<br />

überzeugt – eine der Wurzeln allen<br />

Übels.<br />

Solange Parteien und Politiker glauben,<br />

mit der Warnung vor der ominösen<br />

Zwei-Klassen-Medizin oder gar<br />

fehlenden Zähnen Wähler erschrecken<br />

und einfangen zu müssen, solange<br />

wird es keine sachliche und zukunftsbezogene<br />

Diskussion um die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Umstrukturierung<br />

der GKV geben.<br />

Entpolitisierung<br />

des Gesundheitswesens<br />

Wir, der Freie Verband Deutscher Zahnärzte<br />

resp. seine hier anwesenden Repräsentanten,<br />

fordern daher in unserem<br />

aktualisierten Eckpunkteprogramm<br />

eine Entpolitisierung des Gesundheitswesen.<br />

Und wir meinen damit, dass Gesetz-<br />

und Verordnungsgeber ihren politischen<br />

Einfluss auf die Definition notwendiger<br />

ordnungspolitischer Rahmenbedingungen<br />

begrenzen müssen.<br />

Und wir meinen weiter damit, dass<br />

Parteien und Politiker, die ihre Einmischung<br />

ja immer damit begründen,<br />

dass Gesundheit das höchste Gut der<br />

Menschen sei, dass es zu schützen gelte,<br />

diesem höchsten Gut und damit den<br />

Menschen den größten Dienst erweisen,<br />

wenn sie damit aufhören, die Probleme<br />

des Gesundheitswesens für ihre<br />

parteilichen Zwecke zu missbrauchen.<br />

Auch wenn »Staat« zurzeit Konjunktur<br />

hat. Wir bleiben bei unserer Überzeugung,<br />

dass es nicht Aufgabe des<br />

Staates ist, jede Kleinigkeit, jedes Detail<br />

bis in den letzten Winkel der Praxis,<br />

bis zum letzten Therapieschritt gesetzlich<br />

zu regeln und zu regulieren.<br />

Diese Überregulierung, diese Überbürokratisierung<br />

ist es nämlich, die allen<br />

Akteuren im Gesundheitswesen<br />

die Luft abschnürt, sie in ihrem Tatendrang<br />

lähmt, sie demotiviert.<br />

Daher ist die Entpolitisierung des<br />

Gesundheitswesens nur ein erster aber<br />

notwendiger Schritt auf dem Weg hin<br />

zu einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen.<br />

Entstaatlichung<br />

Zur Entpolitisierung muss die Entstaatlichung<br />

der Strukturen der GKV hinzukommen.<br />

Nichts hat dem deutschen Gesund-<br />

Wir bleiben bei unserer Überzeugung, dass es nicht<br />

Aufgabe des Staates ist, jede Kleinigkeit, jedes Detail bis<br />

in den letzten Winkel der Praxis, bis zum letzten Therapieschritt<br />

gesetzlich zu regeln und zu regulieren.<br />

686 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 687<br />

fotoS: fvDZ / n. frAnKe


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

heitswesen in den vergangenen Jahren<br />

mehr geschadet als die zwangsweise<br />

Ausrichtung seiner organe und Strukturen<br />

auf den Staat.<br />

Was von den bisherigen Verantwortlichen<br />

als großer Erfolg, als wichtiger<br />

Schritt in eine neue, bessere Zukunft<br />

gefeiert wird bzw. wurde, ist in<br />

Wirklichkeit nichts weniger als eine<br />

staatliche Zwangsjacke für die Akteure<br />

auf allen Ebenen.<br />

Es ist der Rückfall in eine Vorstellungswelt,<br />

die vom Glauben an die Allwissenheit<br />

und Allmacht des Staates<br />

beherrscht war und in der Eigenverantwortung,<br />

Selbstbestimmung, Engagement<br />

und Individualität nichts, Verein-<br />

Wahl des FVDZ-Bundesvorstands<br />

Sundmacher als Vorsitzender<br />

bestätigt<br />

Auf der diesjährigen<br />

Hauptversammlung<br />

des Freien Verbandes<br />

Deutscher Zahnärzte in<br />

Warnemünde wurde Dr.<br />

Karl-Heinz Sundmacher,<br />

Zahnarzt aus Hockenheim,<br />

als Bundesvorsitzender in<br />

seinem Amt bestätigt. Mit<br />

dieser Wahlentscheidung<br />

steht Sundmacher auch für Dr. Karl-Heinz<br />

Sundmacher<br />

die Amtsperiode 2009 bis<br />

2011 an der Spitze des größten unabhängigen<br />

zahnärztlichen Berufsverbandes<br />

in Deutschland. Als stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende wurden<br />

Dr. Wolfram Sadowski aus Gransee<br />

und Dr. Kerstin Blaschke aus Schmalkalden<br />

gewählt.<br />

Neu im Bundesvorstand sind Dr.<br />

Peter Bührens (Schwerin), Dr. Joachim<br />

Hüttmann (Bad Segeberg) und<br />

Dr. Rainer Zajitschek (Döhlau). Erneut<br />

wiedergewählt wurden Dr. Ernst-J.<br />

Otterbach (Usingen), Dr. Alois Schneck<br />

(München), Dr. Dr. Heinrich Schneider<br />

(Metzingen), ZA Bertram Steiner (Berlin)<br />

und Dr. Dirk Timmermann (Cuxhaven).<br />

FVDZ Pressemitteilung, 12.10.2009 l<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

fotoS: fvDZ / n. frAnKe<br />

Viel Arbeit in den einzelnen Vorstands-Ressorts – das wird die Belohnung sein für das<br />

Engagement, im neuen Bundesvorstand anzutreten: Dr. Dr. Heinrich Schneider, ZA<br />

Bertram Steiner, Dr. Wolfgang Sadowski, Dr. Dirk Timmermann, Dr. Karl-Heinz Sundmacher,<br />

Dr. Alois Schneck, Dr. Kerstin Blaschke, Dr. Ernst J. Otterbach, Dr. Joachim Hüttmann,<br />

Dr. Peter Bührens, Dr. Rainer Zajitschek (v. li.)<br />

heitlichung, Kollektivismus und Kontrolle<br />

hingegen alles bedeutete.<br />

Mit der Entwicklung der letzten Jahre<br />

ist eine Ideologie der Staatsgläubigkeit<br />

zu Tage getreten, die nach meiner<br />

Überzeugung mit unserem Staat, unserer<br />

Verfassung und dem Selbstverständnis<br />

des überwiegenden Teils unserer<br />

Gesellschaft nicht kompatibel ist.<br />

Wenn diese Politik mit dieser Bundestagswahl<br />

nicht Vergangenheit wird,<br />

dann sage ich voraus, dass sie krachend<br />

an der Realität scheitern wird –<br />

mit üblen Folgen für die Menschen.<br />

Geldverteilungsmaschinerie<br />

Womit ich zum Markenzeichen dieser<br />

Politik, dem Gesundheitsfonds komme.<br />

offensichtlich ist er der alten und sicherlich<br />

neuen Bundeskanzlerin so<br />

wichtig, dass sie bereits am Montag<br />

nach der Wahl glaubte, betonen zu<br />

müssen, dass sie an seinen Grundzügen<br />

keine Änderungen zulassen werde.<br />

Sie hält diese Vorstufe eines staatlichen<br />

Gesundheitswesens als Teil ihrer<br />

Gesundheitspolitik offensichtlich für<br />

unverzichtbar.<br />

Frau Merkel übersieht dabei (vielleicht),<br />

dass es in der Entwicklungsphase<br />

des GKV-WSG erhebliche Widerstände<br />

in der CDU gegen den Gesundheitsfonds<br />

gegeben hat, die – wenn wir von<br />

den sogenannten Gesundheitsexperten<br />

einmal absehen – nur durch Fraktionsdruck<br />

und penetrante Hinweise auf<br />

Koalitionsdisziplin gebrochen werden<br />

konnten.<br />

Die Situation ist heute anders: Die<br />

CDU muss sich mit einem Koalitionspartner<br />

einigen, der sich klar für eine<br />

Abschaffung des Gesundheitsfonds<br />

ausgesprochen hat. Und auch aus der<br />

CSU wird zumindest eine strukturelle<br />

Änderung gefordert (Söder).<br />

Hinzu kommt, dass nun, nach Beendigung<br />

der Großen Koalition auch die<br />

Mittelstandsvertreter wieder eine größere<br />

Rolle spielen werden und damit<br />

die eminent wichtige Frage der GKV-<br />

Beiträge als treibende Kraft bei den<br />

Lohnzusatzkosten wieder auf die Agenda<br />

kommt.<br />

Und jetzt wissen wir es auch amtlich,<br />

welche katastrophalen Verhaltensänderungen<br />

die anonyme GeldverteilungsmaschinerieGesundheitsfonds<br />

bei den Krankenkassen verursacht<br />

hat: Der sogenannte moral<br />

hazard, der bisher nur bei Versicherten<br />

bzw. Patienten und Ärzten diagnostiziert<br />

wurde, hat jetzt auch die Krankenkassen<br />

befallen.<br />

Mitnehmen, was mitzunehmen ist.<br />

ohne Rücksicht auf Verluste. Was in<br />

der Kasse ist muss raus. Sparen sollen<br />

die anderen.<br />

Und wenn die Kohle nicht reicht,<br />

dann muss die Regierung die Beiträge<br />

erhöhen – steht so im Gesetz.<br />

Massenverantwortungslosigkeit<br />

Diese Entwicklung war vorherzusehen.<br />

Sie ist struktureller Bestandteil jeder<br />

Geldsammel- und Verteilungsstelle, ob<br />

sie nun Gesundheitsfonds, Steinkohle-<br />

Beihilfe oder EU-Agrarfonds heißt.<br />

Und weil dieses Phänomen der Massenverantwortungslosigkeit<br />

durch keine<br />

Änderung am System Gesundheitsfonds<br />

aus der Welt zu schaffen ist, fordere<br />

ich Sie, Frau Bundeskanzlerin, fordern<br />

wir Sie auf: Beenden Sie dieses<br />

Experiment mit 70 Millionen gesetz-<br />

lich Versicherten. Begraben Sie den<br />

Traum von staatlich festgesetztem Einheitsbeitrag,<br />

staatlich definierter Einheitsleistung<br />

und staatlich überwachter<br />

Interessenvertretung – es ist für alle,<br />

die das erleiden müssen, ein Albtraum.<br />

Die Krankheiten und medizinischen<br />

Bedürfnisse von 70 Millionen Menschen<br />

lassen sich ebenso wenig über einen<br />

Kamm scheren wie sich deren Behandlungen<br />

und deren Behandler<br />

staatlich steuern lassen.<br />

Das Einheitsprinzip hat in unserer<br />

Gesellschaft keinen Platz – und in der<br />

Medizin schon gar nicht.<br />

Die Rückabwicklung des Gesundheitsfonds<br />

ruiniert vielleicht das Renommee<br />

der einen zusätzlich oder<br />

macht einen Fleck auf dem Blazer der<br />

anderen. Sie macht aber alle Bürger unabhängiger<br />

vom Staat, unabhängiger<br />

von fiskalischer Not und politischer Tageslaune.<br />

Unsere Forderung nach einem Ende<br />

des Gesundheitsfonds ist nicht gleichbedeutend<br />

mit einer Sehnsucht nach<br />

den alten Verhältnissen. Wir wollen<br />

keine Restauration, sondern eine Reformation,<br />

unser Blick geht nach vorne.<br />

Pflicht zur Versicherung<br />

Dritter Teil unserer Vorstellung von einem<br />

zukunftsfähigen Gesundheitswesen<br />

ist die Einführung einer Pflicht für<br />

alle Bürger zum Abschluss einer Krankheitskosten-Versicherung<br />

für eine medizinische<br />

Grundversorgung, überschrieben:<br />

Pflicht zur Versicherung für<br />

alle.<br />

Ich darf an dieser Stelle die aus meiner<br />

Sicht wichtigsten Punkte dieses<br />

Vorschlags ansprechen.<br />

Um es klar und unmissverständlich<br />

auszusprechen: Die Forderung nach einer<br />

Pflicht zur Versicherung für alle bedeutet<br />

die Schaffung eines einheitlichen<br />

Versicherungsmarktes und die<br />

Aufhebung der heutigen Trennung in<br />

gesetzliche Krankenkassen und private<br />

Krankenversicherungen. Beide werden<br />

nach unserer Vorstellung künftig<br />

auf gleicher Augenhöhe mit ihren Versicherungsprodukten<br />

in Wettbewerb<br />

um die Gunst der Bürger treten.<br />

Die neue Regierung muss die Chance nutzen, ihre<br />

Mehrheit für eine Neuausrichtung des Gesundheitswesens<br />

zu nutzen, die diesen Namen auch wirklich verdient.<br />

Wobei es einen gesetzlich vorgegebenen<br />

Rahmen für den Mindestleistungsumfang<br />

der Grundversorgung<br />

gibt. Für diesen Grundtarif soll es nach<br />

unseren Vorstellungen einen Kontrahierungszwang<br />

und auch ein Diskriminierungsverbot<br />

geben.<br />

Weitere Stichworte sind:<br />

Die Pflicht zur Bildung von Altersrückstellungen,<br />

der Grundtarif darf<br />

keine der heute als versicherungsfremde<br />

Leistungen bezeichneten Umverteilungselemente<br />

enthalten, die Leistungsabrechnung<br />

erfolgt per Direktabrechnung<br />

über Kostenerstattung<br />

und die heute per Hochdruckschlauch<br />

in das schwarze Loch Gesundheitsfonds<br />

gepumpten Steuermittel sollen<br />

gezielt im Sinne der Familienförderung<br />

als Beitragsstützung für Kinder, Jugendliche<br />

und finanziell überforderte<br />

Bürger eingesetzt werden.<br />

Grundrichtung<br />

vorgeben<br />

Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass<br />

mit diesen wenigen Ansätzen schon alle<br />

Probleme gelöst sind – sie geben nur<br />

die Grundrichtung vor. Wir wissen<br />

auch, dass das Gesundheitswesen<br />

durch eine solche Umstrukturierung<br />

nicht per se weniger kostet.<br />

Wir sind aber der Überzeugung,<br />

dass in dieser neuen Gewichtung von<br />

Eigenverantwortung und Solidarität<br />

die einzige Chance liegt, unser Gesundheitswesen<br />

gegen die unabweisbaren<br />

Belastungen durch den demographischen<br />

Wandel zu wappnen.<br />

Die neue Regierung muss die Chance<br />

nutzen, ihre Mehrheit für eine Neuausrichtung<br />

des Gesundheitswesens<br />

zu nutzen, die diesen Namen auch<br />

wirklich verdient.<br />

Der nächste Schritt wird zeigen, wohin<br />

der Zug fährt: in eine deutlich beschriebene<br />

Zukunft oder wieder auf einen<br />

Weg, von dem keiner weiß, wo er<br />

hinführt, vielleicht nach Nirgendwo.<br />

Hypertrophes Regelungswerk<br />

Ich möchte noch einmal zu den Begriffen<br />

Eigenverantwortung und Solidarität<br />

zurück.<br />

Wir haben nicht nur darüber nachgedacht,<br />

wie die Strukturen unseres<br />

Gesundheitswesens zukunftsfester<br />

gemacht werden können, sondern<br />

auch darüber, warum bestimmte Entwicklungen<br />

in der Vergangenheit so<br />

und nicht anders abgelaufen sind und<br />

ob es charakterisierende Grundaussagen<br />

gibt, die so vorbestimmend wirken,<br />

dass, wenn man sie ändert, das Ganze<br />

eine grundlegend andere Ausrichtung<br />

bekommt.<br />

Und da sind wir im ersten Paragraphen<br />

des SGB V, dem Paragraphen, der<br />

Zweck und inhaltliche Ausrichtung des<br />

Gesetzeswerkes beschreibt, fündig geworden.<br />

Dort heißt es in der Überschrift<br />

§ 1 Solidarität und Eigenverantwortung.<br />

Und der erste Satz des Paragraphen<br />

lautet:<br />

Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft<br />

hat die Aufgabe, die Gesundheit<br />

der Versicherten zu erhalten,<br />

wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand<br />

zu bessern.<br />

»Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft<br />

hat die Aufgabe...«.<br />

Demnach ist lt. SGB V nicht der mündige<br />

Bürger selbst, sondern die gesetzliche<br />

Krankenversicherung für seine<br />

Gesundheit verantwortlich.<br />

Der Bürger, zumeist Zwangsmitglied<br />

in der GKV, hat derzeit lediglich<br />

ein Mitwirkungsrecht an seinem<br />

höchsten Gut, seiner Gesundheit. In<br />

Satz 2 heißt es dazu: Die Versicherten<br />

sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich;<br />

[...].<br />

Ich weiß nicht, ob Sie genau so empfinden<br />

wie ich. Als ich das das erste Mal<br />

gelesen habe, habe ich mir die Augen<br />

gerieben: Die AoK, die DAK, die BKK soll<br />

für die Gesundheit ihrer Mitglieder<br />

688 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 689


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

verantwortlich sein? Und diese sind<br />

nur mitverantwortlich? Das steht in einem<br />

Gesetz? Unglaublich.<br />

Und noch unglaublicher, aber wahr<br />

ist, dass sich auf diese zwei Sätze das<br />

ganze hypertrophe Regelwerk des SGB<br />

V stützt.<br />

Jeder Paragraph, jeder Absatz, jeder<br />

Satz, der danach kommt, legitimiert<br />

sich aus diesen wenigen Wörtern.<br />

Krankenkassen-Staat<br />

Mein Vorvorvorgänger Hans Henning<br />

Bieg hat während seiner Amtszeit Ende<br />

der 80iger Jahre das Wort vom Krankenkassenstaat<br />

geprägt. Also von einem<br />

Staatswesen, dessen Gesetzgebung<br />

die gesetzliche Krankenversicherung<br />

mit so vielen Privilegien ausstattet,<br />

sie so einseitig bevorzugt und<br />

fördert, dass man meinen könnte, das<br />

Wohl des Staates sei untrennbar verbunden<br />

mit dem Wohl der GKV – und<br />

umgekehrt.<br />

§ 1, Satz 1 und 2 SGB V sind die Belege<br />

für die damals vielfach als völlig überzogen<br />

verurteilte Auffassung.<br />

Ich meine, diese geradezu absurde<br />

gesetzliche Entmündigung von 70 Millionen<br />

Bürgern und GKV-Versicherten<br />

zu Gunsten der gesetzlichen Krankenkassen<br />

muss durch eine Neuzuordnung<br />

der Verantwortlichkeiten korrigiert<br />

werden. ohne diese Neuzuordnung<br />

wird alles Bemühen um eine<br />

Neustrukturierung im Sande verlaufen.<br />

Das beginnt mit der Wiederherstellung<br />

des Subsidiaritätsprinzip 1 durch<br />

Beachtung des Grundsatzes Eigenverantwortung<br />

vor Solidarität, der hier<br />

bereits in der Überschrift missachtet<br />

wird.<br />

Eigenverantwortung<br />

vor Solidarität<br />

Konkret wäre aus unserer Sicht zu ändern:<br />

Die Überschrift des § 1 SGB V muss<br />

zukünftig heißen »Eigenverantwortung<br />

und Solidarität« und schon dadurch<br />

dokumentieren, dass Eigenverantwortung<br />

vor Solidarität steht.<br />

Und in der Zuordnung der Verantwortlichkeiten<br />

muss klar stehen, dass<br />

der Versicherte für seine Gesundheit<br />

verantwortlich ist und dass ihn die<br />

Krankenversicherung als Solidargemeinschaft<br />

im Bedarfsfall bei Erhalt<br />

und Wiederherstellung seiner Gesundheit<br />

unterstützen muss.<br />

Mit einer solchen Umordnung wird<br />

die solidarische Funktion der GKV wieder<br />

vom Kopf auf die Füße gestellt. Es<br />

wird deutlich, dass Eigenverantwortung<br />

und Selbstbestimmung des Einzelnen<br />

in jedem Fall Vorrang haben<br />

müssen vor der Inanspruchnahme der<br />

Solidargemeinschaft und vor Fremdbestimmung.<br />

Mit einer so klaren Aussage wird die<br />

Position des gesetzlich Versicherten<br />

gegenüber der Krankenkasse klar gestärkt,<br />

die Bevormundungsattitüde<br />

der Krankenkassen wird zurückgewiesen<br />

und viele der mehrere hundert Paragraphen<br />

des SGB V werden inhaltsleer.<br />

Staatlich geförderte Kartelle<br />

Apropos Krankenkassen. Stichwort<br />

Kassenfusionen.<br />

Um meine Meinung gleich vorneweg<br />

zu sagen:<br />

Ich sehe die Kassenfusionen in der<br />

jetzt aktuellen Größenordnung als eine<br />

klare Bedrohung des freiberuflich-<br />

Es wird deutlich, dass<br />

Eigenverantwortung und<br />

Selbstbestimmung des<br />

Einzelnen in jedem Fall<br />

Vorrang haben müssen vor<br />

der Inanspruchnahme der<br />

Solidargemeinschaft und vor<br />

Fremdbestimmung.<br />

selbständigen Mittelstands im Gesundheitswesen<br />

durch staatlich geförderte<br />

Kartelle.<br />

Und der Mittelstand im Gesundheitswesen<br />

sind wir – die freiberuflich–<br />

selbständigen, in eigener Praxis niedergelassenen<br />

Zahnärzte. Denn wir<br />

versorgen die gesamte Bevölkerung<br />

mit guten, hochwertigen zahnmedizinischen<br />

Leistungen. Wir garantieren<br />

und verantworten diese Leistungen<br />

durch unsere Arbeit und unser unternehmerisches<br />

Engagement.<br />

Anders als viele Naivlinge, die heute<br />

noch das Geschwätz von Ulla Schmidt<br />

nachplappern, die mal gesagt hat, wir<br />

brauchen doch höchsten 20 bis 30<br />

Krankenkassen, beurteile ich die Lage<br />

anders – weil es nämlich schon gar<br />

nicht mehr um 20 bis 30, sondern nur<br />

noch um höchstens 8 bis 10 geht.<br />

Das beweist eine einfache Überschlagsrechnung:<br />

In der GKV sind circa 70 Millionen<br />

Versicherte. Seit 1.1.2009 vertritt die<br />

Techniker KK nach ihrer Fusion mit der<br />

IKK direkt 7,6 Millionen Versicherte –<br />

das sind knapp 11 Prozent der GKV-Versicherten.<br />

Ab 1.1.2010 kommen die fusionierten<br />

Barmer und Gmünder Ersatzkassen<br />

auf 8,6 Millionen Versicherte – das sind<br />

über 12 Prozent. Zusammen vertreten<br />

diese zwei neuen Riesen also bereits<br />

über 23 Prozent aller gesetzlich Krankenversicherten<br />

– bundesweit.<br />

Das ist die Blaupause für weitere<br />

Kassenfusionen. Und nicht der Not-Zusammenschluss<br />

von BKK X mit BKK Y<br />

und BKK Z zur BKK XYZ zu überlebensfähigen<br />

Einheiten mit vielleicht einer<br />

Million Versicherten.<br />

Nein, der Sog geht zur Megafusion.<br />

Mit allen ihren Konsequenzen für die<br />

Heilberufe.<br />

Die Marktmacht einer großen, mitgliederstarken<br />

Krankenkasse wird als<br />

ausschlaggebend angesehen für den<br />

sogenannten Wettbewerb, der nach<br />

dem Willen des BMG nicht mehr über<br />

die Beitragshöhe, sondern über die<br />

Leistungen ausgetragen werden soll.<br />

Für den Gesundheitsökonomen Jürgen<br />

Wasem beginnt Marktmacht mit<br />

einem zweistelligen Marktanteil – zu-<br />

Grönemeyer: Patienten müssen in Abrechnung einbezogen werden<br />

Dietrich Grönemeyer, Leiter des Instituts für Mikrotherapie in Bochum, hält den Gesundheitsfonds<br />

für überflüssig und macht sich für eine direkte Abrechnung zwischen<br />

Arzt und Patient stark. In einem Artikel für die »Süddeutsche« schreibt Grönemeyer,<br />

warum er die derzeitige Debatte um den Fonds als »Scheinheiligkeit im Endstadium«<br />

sieht.<br />

»Bei einem erneuten Milliarden-Defizit der gesetzlichen Kassen scheint es eh müßig zu<br />

sein, die Frage nach dem Für und Wider des Gesundheitsfonds überhaupt noch zu stellen.<br />

Nicht zu reden von der Fragwürdigkeit eines Verteilungsschlüssels, bei dem am besten<br />

wegkommt, wer die meisten Kranken akquiriert«, betont der Bruder des bekannten Musikers.<br />

Jede Verteidigung des Status quo grenze da schon an »Gesundbeterei«; da sei mit Umverteilung<br />

nichts mehr auszurichten. »Allein eine gemeinsame Anstrengung von Ärzten,<br />

Kassen und Patienten kann jetzt noch helfen. Nur wird daraus nichts werden, solange die<br />

Kontoführung im Gesundheitswesen für den Einzelnen ein Buch mit sieben Siegeln bleibt.«<br />

Dabei ließe sich das von heute auf morgen und ohne die Einrichtung neuer Behörden abstellen,<br />

»wenn auch wir Ärzte uns endlich dazu verstehen könnten, jedem Patienten eine<br />

Dokumentation der ärztlichen Leistung auszuhändigen. Wie denn sonst sollen wir eine Vorstellung<br />

davon gewinnen, was uns die Gesundheit wert sein muss?« Erst wenn jeder wisse,<br />

wie viel oder wie wenig wofür aufgewendet werden muss, könne ein wirkliches Kostenbewusstsein<br />

auf allen Seiten entstehen.<br />

Nur durch einen für alle fassbaren Abrechnungs- und Kostenvergleich sei es zu schaffen,<br />

überteuerte stationäre Behandlungen zugunsten der gleichwertigen, aber wesentlich<br />

günstigeren und häufig auch schonenderen ambulanten Behandlungen zu reduzieren.<br />

»Wie bei den privaten Kassen, so sollten die Versicherten auch bei den gesetzlichen Kassen<br />

als mündige Bürger behandelt werden, indem sie in die Abrechnung ihrer Behandlungskosten<br />

einbezogen werden. Das würde mit einfachen Mitteln die Demokratisierung<br />

im Gesundheitswesen befördern; eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist es ohnehin.«<br />

www.zaend.de, 21.10.2009 l<br />

mindest in einer Region. Die neuen Riesen<br />

haben diese Zahl bereits bundesweit.<br />

Die Begründung für diese Entwicklung<br />

kennen wir alle: Je größer die Kasse,<br />

desto leichter kann sie in Vertragsverhandlungen<br />

mit Krankenhäusern,<br />

Pharmafirmen und Ärzten niedrigere<br />

Preise, besseren Service und eine bessere<br />

Behandlung durchsetzen. Davon<br />

profitieren die Patienten, heißt es.<br />

Lopez-System<br />

Noch Mal: Um was es geht ist jedem inzwischen<br />

klar:<br />

Es geht um das System Lopez im Gesundheitswesen.<br />

Um den Einkauf von Leistungen bei<br />

den Lieferanten des Gesundheitswesens<br />

(also bei uns) zu immer günstigeren<br />

Preisen.<br />

Wir erleben das gerade mit dem Selektivvertrag<br />

einer Managementgesellschaft<br />

im Verbund mit einer Zahntechnikhandelsfirma<br />

und diversen<br />

Krankenkassen. Sie umwerben Zahnärzte<br />

mit dem Angebot, ihnen Patienten<br />

zuzuweisen, wenn sie bereit sind,<br />

Versicherte der beteiligten Kassen zu –<br />

ich nenne es mal so – Kampfpreisen zu<br />

behandeln.<br />

Das ist eine Entwicklung, die wir<br />

strikt ablehnen, weil sie die freiberufliche<br />

Selbständigkeit zerstört, zur<br />

Fremdbestimmung bei der Therapie<br />

und zur Abhängigkeit bei der Vergabe<br />

von Aufträgen an Dritte führt.<br />

Zahnärzte und Patienten werden zu<br />

Gliedern einer Zahnmedizin-Discountkette,<br />

die nach dem »es geht noch<br />

billiger«-Prinzip geführt wird. Eine Spirale,<br />

die ausschließlich nach unten<br />

führt.<br />

Hier versuchen Geschäftemacher<br />

sich unter dem Deckmantel der Patientenfreundlichkeit<br />

und in Kumpanei<br />

mit Krankenkassen eine goldene Nase<br />

zu verdienen. Auf Kosten der Zahnärzte,<br />

besonders auch der Zahntechniker.<br />

Dass die Versicherten, die da mitmachen,<br />

auch ihre Freie Arztwahl aufgeben,<br />

sei der Vollständigkeit halber<br />

noch hinzugefügt.<br />

Um das Kapitel Kassenfusionen abzuschließen:<br />

Die Marktpotenz dieser Großkassen<br />

ist bereits beträchtlich, sie wird sich im<br />

ambulanten Bereich in steigendem<br />

Druck auf die sogenannten Leistungsanbieter<br />

zeigen. Je schlechter die wirtschaftliche<br />

Lage ist, desto größer wird<br />

der Druck der Krankenkassen und des-<br />

to eher knickt der Arzt/Zahnarzt unter<br />

diesem Druck ein.<br />

Und je unorganisierter die Ärzte<br />

und Zahnärzte sind, desto erfolgreicher<br />

werden die Kassen agieren.<br />

Deutsche Zahnärzte<br />

Genossenschaft<br />

Bei der Frage nach der organisation der<br />

eigenen Marktmacht geht mein Blick<br />

hin und her zwischen Körperschaft KZV<br />

und unserem Kind, der Deutschen<br />

Zahnärzte Genossenschaft. Und bei allem<br />

Verständnis für eine gewachsene<br />

Bindung der Zahnärzteschaft an ihre<br />

KZV komme ich immer wieder auf die<br />

Tatsache zurück, dass eine außerkörperschaftliche<br />

organisation ohne die<br />

direkten Durchgriffsmöglichkeiten des<br />

Staates, ohne staatliche Aufsicht und<br />

ohne direkte Bindung an das SGB V die<br />

größeren Handlungsoptionen und die<br />

besseren Zukunftschancen hat.<br />

Die Zukunft der KZVen ist schwer<br />

vorherzusagen. Vielleicht kommt ja der<br />

Spruch zum Tragen »Totgesagte leben<br />

länger«.<br />

Von einem bin ich aber überzeugt:<br />

Die Zukunft der wirtschaftlichen Interessenvertretung<br />

der Zahnärzteschaft<br />

gehört der Deutschen Zahnärzte-Genossenschaft<br />

und ihren Partnern. Aus<br />

dieser Überzeugung heraus erlaube<br />

ich mir auch von hier den Appell an alle<br />

Kolleginnen und Kollegen: Werden Sie<br />

Mitglied in der DZGeG.<br />

Lassen Sie mich am Schluss Konfuzius<br />

zitieren. Er soll gesagt haben: Es ist<br />

nicht wichtig, wie langsam du gehst,<br />

sofern du nicht stehen bleibst.<br />

Ich sage: Es schadet nicht, größere<br />

Schritte zu machen, wenn die Zeit<br />

knapp wird.<br />

Nehmen Sie dies als Aufforderung<br />

von mir, nicht immer nur kleine Schritte<br />

zu machen, sondern auch mal mutig<br />

auszuschreiten. Die Zeit ist knapp.<br />

Dr. Karl-Heinz Sundmacher l<br />

1 k atholische soziallehre, (Quadragesimo anno,<br />

nr. 79) »... dasjenige, was der einzelmensch aus<br />

eigener initiative und mit seinen eigenen kräften<br />

leisten kann, ihm nicht entzogen und der gesellschaftstätigkeit<br />

zugewiesen werden darf, ...«<br />

690 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 691


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Im Sauseschritt<br />

Röslers unerwarteter Aufstieg in die Bundesregierung<br />

Die FDP war immer schon von der schnellen Truppe. Das gilt insbesondere für ihren Landesvorsitzenden.<br />

Philipp Rösler denkt schnell und spricht schnell, und in den Kommentaren<br />

dieser Tage taucht immer wieder die Vokabel vom »blitzgescheiten« FDP-Politiker auf<br />

Was die personellen<br />

Folgen seines unerwarteten<br />

Aufstiegs<br />

in die Bundesregierung<br />

betrifft, haben<br />

die Liberalen ihren Hang zur Geschwindigkeit<br />

weit in den eigenen Schatten<br />

gestellt. Innerhalb weniger Stunden<br />

hatte sich Fraktionschef Jörg Bode zu<br />

entscheiden, ob er Rösler im Amt des<br />

Wirtschaftsministers – und damit auch<br />

des stellvertretenden Ministerpräsidenten<br />

– folgen will. Und ein junger<br />

Abgeordneter, der sich noch gar nicht<br />

richtig damit vertraut machen konnte,<br />

innerhalb so kurzer Zeit in der aktiven<br />

Politik bereits als Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer in der Fraktionsführung<br />

mitzumischen, wird nach wenigen<br />

Monaten bereits Fraktionsvorsitzender.<br />

Christian Dürr (32) aus dem<br />

oldenburgischen musste diese Entscheidung<br />

ebenfalls im Handumdrehen<br />

treffen. Mit Christian Grascha<br />

rückt ein weiterer Liberaler dieser Altersklasse<br />

als »Parlamentarischer«nach.<br />

Personelle Veränderungen, denen anderenorts<br />

wochen-, wenn nicht monatelange<br />

Diskussionen vorangehen,<br />

sind in der niedersächsischen FDP allesamt<br />

innerhalb von drei Tagen nicht<br />

nur beschlossen, sondern gleich umgesetzt<br />

worden.<br />

Die Freien Demokraten konnten all<br />

dies nur bewerkstelligen, weil sie – anders<br />

als manch andere Partei – über eine<br />

große Auswahl an Nachwuchspolitikern<br />

verfügen. Sie hatten ihren Aderlass<br />

bundesweit in den 80er Jahren zu<br />

bewältigen, als sich die Partei nach<br />

dem Bündniswechsel von der SPD zur<br />

CDU regelrecht spaltete und zahlreiche<br />

liberale Persönlichkeiten der FDP den<br />

Rücken kehrten, um bei den Sozialdemokraten<br />

ihr Heil zu suchen. 20 Jahre<br />

Was der Große König, Friedrich II, über die Stellung eines »Gesundheitsministers«<br />

dachte, geht aus seinem Erlass an den Minister von Hagen vom Februar<br />

1784 hervor, in dem es abschließend nach einer vorausgegangenen Fehlbesetzung<br />

betreffend heißt:<br />

»Wie schickt sich denn ein Justiz-Mann zu dem Medizinischen Fach; davon<br />

versteht er ja nichts, und soll auch keiner dergleichen wieder dabei gesetzt<br />

werden. Vielmehr gehört dazu ein guter und vernünftiger Medicus.«<br />

Dr. G. L. Mamlock<br />

Friedrich des Großen Korrespondenz mit Ärzten; F. Enke Verlag 1907<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Dr. Philipp Rösler<br />

hat es gedauert, bis sich die FDP davon<br />

erholt hat. Jetzt steht sie – vor allem in<br />

<strong>Niedersachsen</strong> – mit einem breiten Angebot<br />

an Nachwuchspolitikern da, die<br />

sich von dem Gedanken an Freiheit und<br />

Unabhängigkeit offenbar mehr angezogen<br />

fühlen als von dem Drang nach<br />

sozialer Gerechtigkeit – auch wenn sich<br />

beides nicht zwingend ausschließen<br />

muss. Und sie verfügt weiterhin über<br />

eine große Zahl erfahrener Politiker,<br />

die den Wechsel von Sozialliberal zu<br />

Schwarz-Gelb noch erlebt haben. Was<br />

der FDP fehlt, ist die mittlere Alterklasse,<br />

die aufgrund dieser Entwicklung<br />

nur dezimiert präsent ist.<br />

Wenn jetzt in der politischen Konkurrenz<br />

darüber gelästert wird, dass<br />

der schnelle Wechsel auf unerfahrene<br />

junge Politiker für die Führungsämter<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

in Regierung und Landtagsfraktion ein<br />

Beleg für die dünne Personaldecke der<br />

Liberalen ist, darf man das getrost als<br />

blanken Neid interpretieren. Gerade<br />

bei der SPD und den Grünen ist die<br />

Nachwuchsgeneration in den Parlamenten<br />

sehr spärlich gesät, während<br />

bei den Liberalen und auch bei der Union<br />

die Nachwuchsarbeit der vergangenen<br />

Jahre bereits Früchte trägt. Wie anders<br />

wäre sonst zu erklären, dass die<br />

Führung der Grünen-Bundestagsfraktion<br />

mit Altgedienten wie Renate Künast<br />

und Jürgen Trittin bestückt ist und<br />

die Kandidatur von Sigmar Gabriel<br />

zum SPD-Parteivorsitzenden praktisch<br />

ohne Alternative ist? Anne Zick,<br />

rundblick, 28.10.2009 l<br />

Philipp Rösler<br />

vor seiner<br />

größten Herausforderung<br />

Zu den großen Überraschungen<br />

der jetzt zu Ende gegangenenKoalitionsverhandlungen<br />

von Union und FDP in<br />

Berlin gehört ganz sicher die<br />

Berufung von Dr. Philipp Rösler zum<br />

neuen Bundesgesundheitsminister.<br />

Der amtierende niedersächsische Wirtschaftsminister<br />

hatte bislang nie einen<br />

Hehl daraus gemacht, dass ihm eine<br />

Karriere in der Bundespolitik nur wenig<br />

erstrebenswert erscheint. Zwar hat<br />

sein Parteivorsitzender, der designierte<br />

Bundesaußenminister Dr. Guido<br />

Westerwelle, seit geraumer Zeit daran<br />

gearbeitet, Rösler für Berlin zu gewinnen,<br />

aber der Niedersachse und junge<br />

Familienvater hat das bisher erfolgreich<br />

abwehren können. Nun hat es der<br />

offenkundige Mangel an jungen, unverbrauchten<br />

Gesichtern bei der FDP<br />

erforderlich gemacht, dass sich Rösler<br />

doch in die Pflicht nehmen lässt. Man<br />

hätte ihm gewünscht, dass es nicht gerade<br />

das Gesundheitsministerium, eines<br />

der schwierigsten Ressorts im Bundeskabinett,<br />

sein sollte, mit dem Rösler<br />

in die Bundespolitik startet. Von<br />

Freund und Feind gern als »Haifischbecken«<br />

bezeichnet, ist das Ministerium<br />

Die Liberalen haben am<br />

27.10.2009 ihre Nachfolgeregelung<br />

nach dem Wechsel<br />

von Parteichef Dr. Philipp<br />

Rösler in die Bundesregierung<br />

beschlossen. Der Vorschlag<br />

des geschäftsführenden Landesvor-<br />

und vor allem dessen Umfeld – in Form<br />

zahlreicher Lobbygruppen von den Ärzteverbänden<br />

über die Pharmaindustrie<br />

und die Krankenkassen bis hin zu<br />

dem schwächsten Glied in der Kette,<br />

den Patienten – wohl die größte Herausforderung<br />

für den jungen Liberalen.<br />

Rösler hat dergleichen bislang nie<br />

gescheut. Er war gerade 27 Jahre alt, als<br />

er Generalsekretär der Landespartei<br />

wurde, und knapp 33 Jahre, als er den<br />

Vorsitz der Partei von Walter Hirche<br />

übernahm. Auch in den Landtag ist er<br />

gleich »von oben« eingestiegen: Nach<br />

der Rückkehr der FDP ins Landesparla-<br />

FDP beschließt Personalentscheidungen<br />

Jörg Bode Christian Dürr Christian<br />

Gero Clemens<br />

Grascha<br />

Hocker<br />

stands der Partei vom Wochenende,<br />

Landtagsfraktionschef Jörg Bode zum<br />

neuen Wirtschaftsminister und damit<br />

zum stellvertretenden Ministerpräsidenten<br />

zu nominieren, wurde vom<br />

Landesvorstand einstimmig bestätigt.<br />

Am Abend trat die Landtagsfraktion zu<br />

Widmann-Mauz und Kapferer<br />

werden BMG-Staatssekretäre<br />

Daniel Bahr, Dr. Philipp Rösler und<br />

Annette Widmann-Mauz<br />

Das Team fürs BMG steht:<br />

Neben Daniel Bahr (FDP)<br />

wird die bisherige gesundheitspolitische<br />

Sprecherin<br />

der CDU/CSU-Fraktion im<br />

Bundestag, Annette<br />

Widmann-Mauz, parlamentarischeStaatssekretärin<br />

im Bundesgesundheitsministerium.<br />

Die 43-Jährige ist<br />

seit 1998 im Bundestag.<br />

Sie hätte sich auch<br />

selbst die Führung des<br />

BMG zugetraut, verriet<br />

sie dem »Schwäbischen<br />

Tagblatt«. Aber: »Nicht jeder<br />

Wunsch lässt sich erfüllen.« Ihre Aufgabe<br />

sei nun, »darauf zu achten, dass bei<br />

den schwierigen Entscheidungen, die<br />

nun anstehen, die soziale Balance im<br />

ment nach fast zehnjähriger Abstinenz<br />

startete Rösler 2003 als Fraktionsvorsitzender,<br />

bis er im Februar dieses Jahres<br />

Hirche auch als Wirtschaftsminister<br />

beerbte. In Berlin ist der inzwischen<br />

36-jährige Mediziner erneut der Jüngste<br />

in der künftigen Regierungskoalition,<br />

und man kann ihm nur wünschen,<br />

dass es ihm auch dort gelingt, die großen<br />

Probleme, die das Ressort mit sich<br />

bringt, mit seinem jugendlichen Elan<br />

und viel Fortune in den Griff zu bekommen.<br />

rundblick, 26.10.2009 l<br />

einer Sitzung zusammen, um Bodes<br />

Nachfolger zu wählen. Der bisherige<br />

Parlamentarische Geschäftsführer, der<br />

32-jährige Christian Dürr aus Ganderkesee,<br />

bekam als neuer Fraktionschef<br />

ebenfalls ein einstimmiges Votum. Zu<br />

seinem Amtsnachfolger wählten die<br />

Abgeordneten den 31-jährigen Finanzpolitiker<br />

Christian Grascha aus Einbeck,<br />

wiederum ohne Gegenstimmen. Der<br />

designierte Gesundheitsminister Rösler,<br />

der an diesem Mittwoch im Bundestag<br />

vereidigt werden soll, scheidet<br />

damit auch aus dem Landtag aus. Für<br />

ihn wird der Diplomökonom Gero Clemens<br />

Hocker aus Achim in die FDP-<br />

Fraktion nachrücken.<br />

rundblick, 28.10.2009 l<br />

Gesundheitswesen nicht verloren<br />

geht«, sagte sie der Zeitung.<br />

Neuer beamteter Staatssekretär<br />

wird Medienberichten zufolge Stefan<br />

Kapferer (FDP). Der 44-Jährige war bislang<br />

unter Rösler Staatssekretär im<br />

niedersächsischen Wirtschaftministerium.<br />

Kapferer ist Verwaltungswissenschaftler.<br />

Er war unter anderem Kampagnenmanager<br />

der FDP-Bundesgeschäftsstelle,<br />

stellvertretender Bundesgeschäftsführer<br />

der Liberalen und<br />

fünf Jahre lang Abteilungsleiter in der<br />

Staatskanzlei <strong>Niedersachsen</strong>s.<br />

www.facharzt.de, 27.10.2009 l<br />

692 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 693<br />

foto: internetSeite WiDMAnn-MAuZ<br />

fotoS: fDP nieDerSACHSen<br />

»Hätte mir jemand dies vor vier Wochen prognostiziert,<br />

hätte ich ihn um eine Kostprobe von<br />

dem Zeug gebeten, das er gerade raucht.«<br />

www.hippokranet.com, 25.10.2009


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Bundesversicherungsamt:<br />

Aufsichtsbehörde kritisiert Krankenkassen<br />

Nahezu ohne Medienecho<br />

blieb der Anfang September<br />

vorgelegte Tätigkeitsbericht<br />

2008 des Bundesversicherungsamtes<br />

(BVA).<br />

Dabei weist die Aufsichtsbehörde über<br />

all jene Sozialversicherungsträger, die<br />

sich über mehr als drei Bundesländer<br />

erstrecken (zum Beispiel Ersatzkassen,<br />

viele Betriebs- und Innungskrankenkassen,<br />

nicht jedoch die Allgemeinen<br />

ortskrankenkassen) auf zahlreiche<br />

Miss stände hin.<br />

Anders als bei der »Fangprämie«, für<br />

die die Ärzte ins Kreuzfeuer der Kritik<br />

geraten sind, blieben die Verfehlungen<br />

der Kassen in der Öffentlichkeit jedoch<br />

weitgehend unbeachtet. Das BVA beziffert<br />

den Schaden immerhin auf Millionenhöhe.<br />

Lediglich die Verstöße im Zusammenhang<br />

mit dem morbiditätsorientierten<br />

Risikostrukturausgleich waren<br />

bereits Anfang 2009 ein Thema für die<br />

Presse. So hatte eine bundesunmittel-<br />

bare Betriebskrankenkasse im Rahmen<br />

der Datenfeststellung für den Morbi-<br />

RSA Ärzte angeschrieben, für deren Patienten<br />

keine gesicherte Diagnose vorlag.<br />

Die Erhebung von Daten zur Konkretisierung<br />

von Diagnoseangaben bei<br />

den behandelnden Ärzten sei jedoch<br />

unzulässig, stellte das BVA fest: Es fehle<br />

hierfür an einer »datenschutzrechtlich<br />

unabdingbaren Rechtsgrundlage«.<br />

»Da solche Praktiken offenkundig eher<br />

der Erlösmaximierung aus dem Gesundheitsfonds<br />

dienen als einer ordnungsgemäßen<br />

Durchführung des Risikostrukturausgleiches<br />

bzw. der Überprüfung<br />

der ärztlichen Abrechnungen,<br />

forderte das Bundesversicherungsamt<br />

die betreffende Krankenkasse umgehend<br />

auf, diese Vorgehensweise einzustellen.«<br />

Auch die Weitergabe von Versichertendaten<br />

an einen Dienstleister, der<br />

chronisch kranke Versicherte zum Thema<br />

»Selbstmanagement« informieren<br />

und beraten sollte, ohne dass hierfür<br />

die vorherige schriftliche Einwilligung<br />

der Betroffenen vorgelegen hätte,<br />

wurde moniert (vgl. Zahnärzteblatt<br />

9/2008, S. 12f). Wie der Tätigkeitsbericht<br />

des BVA belegt, handelt es sich bei<br />

diesen Verstößen jedoch nur um eine<br />

kleine Auswahl der Vorfälle. Weitere<br />

Beispiele:<br />

Vermögensdelikte und<br />

Manipulationen<br />

Der Prüfdienst der Behörde sei vermehrt<br />

mit Vermögensdelikten bzw.<br />

Manipulationen bei gesetzlichen Krankenkassen<br />

konfrontiert. Er habe zudem<br />

»viele Erkenntnisse über mangelnde<br />

Sicherungen und organisatorische<br />

Schwachstellen« bei den Kassen<br />

gewonnen. Insbesondere hätten Kassen<br />

zu vielen Mitarbeitern zu umfangreiche<br />

Zugriffsrechte in ihren Datenverarbeitungssystemen<br />

eingeräumt:<br />

»Selbst sich eigentlich ausschließende<br />

Zugriffskombinationen, die es erlaubten,<br />

Überweisungen zu erfassen, freizugeben,<br />

zu ändern, Bankverbindungen<br />

einzurichten oder gar Pseudo-Fälle<br />

zu erfinden, waren keine Seltenheit.«<br />

Der »Kreativität«, heißt es in dem 160<br />

Seiten umfassenden Tätigkeitsbericht,<br />

»waren keine Grenzen gesetzt«. So habe<br />

beispielsweise ein Kassenmitarbeiter<br />

nicht näher zuzuordnende Kostenerstattungen<br />

in Höhe von 19.800 Euro<br />

an einen Angehörigen überwiesen. Außerdem<br />

leitete er die Rückerstattungen<br />

für fingierte Leistungen (ambulante<br />

Kuren, Erstattungen ambulanter<br />

ärztlicher Leistungen oder oP-Pauschalen)<br />

an einen begünstigten Dritten<br />

um. Diese Zahlungen dienten der<br />

Begleichung von persönlichen (!) Schulden.<br />

Der Gesamtschaden sei mit rund<br />

200.000 Euro zu beziffern.<br />

Überhöhte Werbe- (Fang-)<br />

prämien und Verwaltungskosten<br />

Kritisiert wurden auch »überhöhte«<br />

Werbeprämien von Krankenkassen.<br />

Dass Kassen überhaupt Dienstleis-<br />

tungsunternehmen einschalten und<br />

diesen »Werbeprämien« – bei den Ärzten<br />

heißt das dann »Fangprämie« – für<br />

die Neugewinnung von Versicherten<br />

zahlen, findet das BVA dabei noch nicht<br />

einmal ungewöhnlich: »Die Aufsichtsbehörden<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

haben hierzu in ihren Wettbewerbsgrundsätzen<br />

eine Aufwandsentschädigung<br />

von 75 Euro für angemessen<br />

gehalten.« Beanstandet<br />

wurden lediglich Provisionen, die deutlich<br />

über diese Summe hinausgehen.<br />

Bei einer Krankenkasse, die Vermittlungsprovisionen<br />

von bis zu 180 Euro<br />

zahlte, handele es sich um einen »massiven<br />

Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot«.<br />

Im Verlauf der Prüfung<br />

wurde sogar festgestellt, dass den Prüfern<br />

in diesem Fall manipulierte Kopien<br />

von Vertragsunterlagen vorgelegt<br />

wurden, um die Einhaltung der »Wettbewerbsgrundsätze«<br />

zu suggerieren.<br />

Kontrollen im Kassensystem:<br />

Riesiges Einsparvolumen – wann verfolgen<br />

die Medien diesen Skandal?<br />

Seit 1997 zu viel gezahlte Beträge fallen bei<br />

einer »Routineprüfung« im Jahre 2009 auf.<br />

Na endlich, möchte man meinen. Als Krankenhausarzt<br />

oder in der Praxis hat man die Kassenkontrolleure<br />

permanent auf der Pelle. Honorarkürzungen<br />

und Regresse werden zeitnah ohne<br />

vorherige gerichtliche Überprüfung der Berechtigung<br />

durchgezogen.<br />

Im eigenen Laden sieht man es nicht so eng.<br />

Da reicht alle Jahrzehnte eine Kontrolle. Denn<br />

hier sitzen ja die Ehrlichen und Guten. Darf man<br />

fragen, wieviele Gehaltsabrechnungen denn geprüft<br />

wurden? 1 Prozent?<br />

Hochgerechnet auf alle 240 Kassen ergibt<br />

sich hier ein Einsparvolumen von 24 Milliarden<br />

Euro! Macht 10 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben<br />

und 15 Prozent der Kasseneinnahmen<br />

aus! Und reicht, um die Honorare aller<br />

niedergelassenen Ärzte glatt zu verdoppeln.<br />

Wann endlich wird denn in diesem Sektor aufgeräumt?<br />

Und wann fangen die Medien an, diesen<br />

Skandal zu verfolgen?<br />

www.facharzt.de, 22.9.2009 l<br />

Eine andere Kasse zahlte im Rahmen<br />

einer »Sonderaktion« eine überhöhte<br />

Prämie von 100 Euro an Neukunden<br />

– in Einzelfällen, ohne den Beginn<br />

der Mitgliedschaft überhaupt abzuwarten.<br />

Durch diese Aktion hatte die<br />

Kasse ihr Werbebudget um rund<br />

60.000 Euro überschritten. Auch eine<br />

»Treueprämie« für Familienversicherte,<br />

wenn diese zu der betreffenden Kasse<br />

wechselten, sei unzulässig, monierte<br />

das BVA.<br />

Im Bereich Verwaltungskosten griff<br />

das BVA einen Fall auf, in dem eine Betriebskrankenkasse<br />

Büroflächen von<br />

550 qm über 18 Monate leer stehen ließ.<br />

Eine aktuelle Bedarfsermittlung zu<br />

den vorhandenen objekten oder eine<br />

Raumbedarfsprognose lagen nicht vor.<br />

Insgesamt überschritten die Verwaltungskosten<br />

dieser Kasse in den Jahren<br />

2005 bis 2008 den Durchschnitt aller<br />

Betriebskrankenkassen um circa 100<br />

Euro pro Mitglied.<br />

Bei der Haushaltsplanung von 12<br />

Kassen musste das BVA 2008 das Werbebudget<br />

beanstanden, weil das Gebot<br />

der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit<br />

nicht ausreichend beachtet wurde.<br />

Missachtung der Ausschreibungspflicht<br />

bei Beschaffungen<br />

Ein »leidiges Dauerthema« bei Prüfungen<br />

ist nach Angaben des BVA die<br />

Nichtbeachtung gesetzlicher Vorschriften<br />

bei der Auftragsvergabe durch die<br />

Krankenkassen. So missachten einige<br />

Kassen die Verpflichtung, bei Beschaffungsmaßnahmen<br />

eine öffentliche<br />

Ausschreibung vorzunehmen. Häufig<br />

waren auch Vergabeentscheidungen<br />

nicht nachvollziehbar und ausreichend<br />

belegt. Das Ignorieren der Ausschreibungsregularien<br />

oder ein fehlerhaftes<br />

Auftragsverfahren können, darauf<br />

weist das BVA hin, Schadensersatzansprüche<br />

der unterlegenen oder nicht<br />

beachteten Mitbewerber nach sich ziehen.<br />

Dabei handele es sich bei dem Vergaberecht<br />

nicht um eine »leidige Verfahrensregularie«,<br />

sondern die Einbeziehung<br />

vieler Anbieter stelle vor allem<br />

auch eine Chance dar, die unter Wirtschaftlichkeitsaspekten<br />

bestmögliche<br />

Kosten-Nutzen-Entscheidung zu treffen.<br />

»Dies ist vor allem deshalb geboten,<br />

weil die Krankenkassen Treuhandverwalter<br />

der Mitgliedsbeiträge ihrer<br />

Versicherten sind und ihre Mittel wirtschaftlich<br />

und sparsam einzusetzen<br />

haben«, so das BVA.<br />

Fehlerhafte Gewährung<br />

von Leistungen<br />

In praktisch allen Prüfverfahren hatte<br />

der Prüfdienst zu bemängeln, dass<br />

Krankenkassen in Einzelfällen Leistungen<br />

trotz fehlender Rechtsgrundlage<br />

übernahmen. Dabei handelte es sich<br />

etwa um Leistungen, die von »Leistungserbringern<br />

außerhalb des Vertragssystems«<br />

erbracht worden waren,<br />

um privatärztlich verordnete Leistungen<br />

und Arzneimittel, außervertragliche<br />

Leistungen (zum Beispiel Atemtherapie,<br />

Kiefergelenkanalyse, Stickstoffmessungen<br />

der Atemluft), ausgeschlossene<br />

Behandlungsmethoden<br />

(zum Beispiel Stoßwellentherapie, osteopathische<br />

Behandlung) oder um die<br />

Erstattung von Maßnahmen mit rein<br />

kosmetischem Charakter. In einem Fall<br />

hatte eine Krankenkasse aufgrund einer<br />

mündlichen Absprache über mehrere<br />

Jahre die Kosten für stationäre<br />

Leistungen in einer Privatklinik für orthopädische<br />

Chirurgie übernommen.<br />

Daneben erstattete sie auch Kosten für<br />

privat verordnete Arznei-, Heil- und<br />

Hilfsmittel sowie für privat abgerechnete<br />

(beleg-) ärztliche Behandlungen<br />

in dieser Klinik. ohne Begrenzung auf<br />

die Vertragssätze habe sie dafür allein<br />

im Jahr 2005 rund 700.00 Euro ausge-<br />

694 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 695


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

geben. In anderen Fällen erfolgte ohne<br />

Rechtsgrundlage die Kostenübernahme<br />

für ärztliche Behandlungen auf<br />

Kreuzfahrtschiffen. In über 230 Fällen<br />

wurden im Ausland entstandene Behandlungskosten<br />

doppelt erstattet.<br />

Um Versicherte für sich zu gewinnen,<br />

benutzen Kassen gelegentlich<br />

auch das Vehikel Integrierte Versorgung<br />

für Versorgungsformen, die den<br />

Voraussetzungen des § 140 SGB V nicht<br />

gerecht werden.<br />

Auch wenn der Präsident des BVA,<br />

Josef Hecken, die Vorarbeiten zur Einführung<br />

des Gesundheitsfonds als Arbeitsschwerpunkt<br />

im Jahr 2008 bezeichnet,<br />

werden Ärzte und Zahnärzte<br />

die Ergebnisse des Prüfdienstes Krankenversicherung<br />

vermutlich für den interessanteren<br />

Teil des Tätigkeitsberichts<br />

halten. Hier zeigt sich wieder einmal,<br />

dass auch Missstände und Verfehlungen<br />

– die in jedem Fall zu kritisieren<br />

sind – mit zweierlei Maß gemessen<br />

werden. Kirsten Behrendt<br />

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 10/2009 l<br />

Telematik im<br />

Gesundheitswesen<br />

eGK: Freiwilligkeit<br />

der Online-Anbindung<br />

ausgehebelt<br />

Dr. Martin<br />

Grauduszus<br />

Dumm gelaufen:<br />

AOK muss wegen illegaler Telefon werbung Strafe zahlen –<br />

Justiziarin angerufen<br />

Rund um die elektronischeGesundheitskarte<br />

(eGK) bahnt<br />

sich ein neuer Skandal<br />

an: Kassen und<br />

gematik werden zwar nicht<br />

müde zu betonen, dass die<br />

online-Anbindung der Praxen<br />

freiwillig ist. Nahezu unbemerkt<br />

lauert im gültigen<br />

Bundesmantelvertrag jedoch<br />

eine Formulierung, die alle<br />

Ärzte zur vollen Nutzung des Telematik-Systems<br />

zwingen könnte.<br />

Dies geht aus einem Schreiben des<br />

Wegen unerlaubter Telefonwerbung muss die AOK Plus rund 10.000 Euro<br />

Strafe zahlen. Das Oberlandesgericht Dresden wies nach Angaben einer<br />

Sprecherin am 22.9.2009 eine Berufung zurück und bestätigte ein Urteil<br />

des Landgerichts Leipzig. Das Leipziger Gericht hatte die Krankenkasse für<br />

Sachsen und Thüringen zur Zahlung einer Vertragsstrafe verurteilt. Zudem sollte<br />

die Kasse künftig unterlassen, Verbraucher zur Kundenakquise anzurufen.<br />

Die Verbraucherzentrale Sachsen hatte geklagt, da die Kasse 2007 über<br />

90.000 Verbraucher anrufen ließ, um sie zu einem Wechsel zu der Krankenversicherung<br />

zu bewegen. Bei der Werbeaktion hatte das beauftragte Unternehmen<br />

auch die Justiziarin der Verbraucherzentrale Sachsen angerufen.<br />

Die AOK hatte behauptet, die Angerufenen hätten zuvor ihr Einverständnis für<br />

die telefonische Werbung erteilt. Sie hätten bei dem Preisausschreiben »Wein«<br />

auf einer belgischen Internetseite teilgenommen und einen Link in einer Bestätigungs-Email<br />

angeklickt.<br />

Das Oberlandesgericht begründete seine Entscheidung damit, dass die AOK<br />

nicht beweisen konnte, dass die betroffenen Personen tatsächlich an dem Gewinnspiel<br />

teilgenommen und ein entsprechendes Zustimmungshäkchen gesetzt<br />

hätten. Selbst bei einer Einwilligung könne dies nicht bedeuten, dass mit Angeboten<br />

geworben werde, die nicht im engeren Zusammenhang mit dem ursprünglichen<br />

Produkt stünden. www.facharzt.de, 22.9.2009 l<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

Staatssekretärs im Gesundheitsministerium<br />

des Landes Nordrhein-Westfalens<br />

hervor, das dem änd nun vorliegt.<br />

Konkret verweist er auf den Anhang 4a<br />

des Bundesmantelvertrages Ärzte<br />

»Vereinbarung zum Inhalt und zur Anwendung<br />

der elektronischen Gesundheitskarte«.<br />

Dort heißt es zunächst nur,<br />

dass der Arzt verpflichtet sei, die Identität<br />

des Versicherten zu prüfen.<br />

Dann wird jedoch ganz konkret die<br />

»Prüfung der Leistungspflicht der<br />

Krankenkasse des Versicherten« gefordert<br />

– und zwar durch »Nutzung der<br />

onlinefunktion der Telematikstruktur«.<br />

Dies gelte ab dem Zeitpunkt »ab<br />

dem die technischen Komponenten zur<br />

Anbindung an die Telematikinfrastruktur<br />

zur Verfügung stehen«.<br />

Zwar heißt es weiter, dass die Vertragspartner<br />

Vereinbarungen treffen<br />

werden, »die das Nähere regeln«. Die<br />

Ärzte können sich jedoch schon jetzt<br />

ausrechnen, bei wem das Haftungsrecht<br />

liegt, sollte ein Patient veraltete<br />

Daten auf seiner Karte in die Praxis tragen<br />

– und der Arzt keinen online-Zugang<br />

besitzt: Das Risiko liegt beim Arzt.<br />

Für Martin Grauduszus, den Präsidenten<br />

der Freien Ärzteschaft, ist der<br />

Fall klar: »Damit wird die Anbindung<br />

aller Praxen auf dem Verwaltungswege<br />

durch die Hintertür durchgesetzt –<br />

die angebliche Freiwilligkeit besteht<br />

nur auf dem Papier«, warnt er: »In<br />

Wirklichkeit werden so alle Praxen gezwungen,<br />

sich anzubinden – und sie<br />

werden gleichzeitig zur ausgelagerten<br />

Schreibstube der Krankenkassen, die<br />

auf diese Weise ihre Datenpflege gekonnt<br />

aussourcen. Niemand wird es<br />

sich leisten können, auf die Überprüfung<br />

der Identität zu verzichten, und<br />

das geht nur online«, sagt Grauduszus.<br />

Rund 180 Stunden zusätzliche Arbeit<br />

kommt so auf eine durchschnittliche<br />

Arztpraxis zu, hat die Freie Ärzte-<br />

schaft ausgerechnet: »Die Kollegen<br />

können sich schon mal schlau machen,<br />

woher sie das Geld für eine zusätzliche<br />

Arbeitskräfte nehmen wollen«, sagt<br />

Grauduszus. Von den Kassen sei nichts<br />

zu erwarten: »Hier wird nicht nur hintenherum<br />

das Überwachungsprojekt<br />

»Gesundheitskarte« gegen den Willen<br />

von Ärzten und Patienten durchge-<br />

Krankenkassen in NRW<br />

locken Ärzte mit Prämien,<br />

wenn sie sich bestimmte<br />

Lesegeräte für die elekt-<br />

»Die<br />

ronischeGesundheitskarte anschaffen. Das ist ein klarer Versuch,<br />

Ärzte zu korrumpieren«, warnt<br />

Wieland Dietrich für die organisation<br />

»AG Ärzte für Datenschutz in NRW«.<br />

Die organisation erstattet jetzt Anzeige<br />

wegen Verdachts auf versuchte Bestechung<br />

und Untreue durch illegale<br />

Verwendung von Kassenbeiträgen.<br />

Sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten<br />

trifft die elektronische Gesundheitskarte,<br />

ein Lieblingsprojekt des Ministeriums<br />

von Ulla Schmidt, auf erheblichen<br />

Widerstand. So weigern sich<br />

bislang mehr als zwei Drittel aller Ärzte<br />

in der Roll-out-Region Nordrhein-<br />

Westfalen, die dafür notwendigen speziellen<br />

Lesegeräte anzuschaffen. Die<br />

Kassen, die sich von dem Projekt eine<br />

Verlagerung ihrer hausinternen Bürokratie<br />

in die Arztpraxen versprechen,<br />

kommen dadurch immer mehr unter<br />

Druck. »Aber das darf kein Grund sein,<br />

für Ärzte Prämien auszuloben, wenn<br />

sie sich ein bestimmtes neues Lesegerät<br />

anschaffen. Das erfüllt aus meiner<br />

Sicht Merkmale der gezielten Bestechung,<br />

zumal die Kassen in vielen Fällen<br />

mehr Geld ausloben als für die Anschaffung<br />

überhaupt erforderlich ist«,<br />

sagt Dietrich.<br />

Der Datenschützer warnt auch alle<br />

Ärzte in NRW, die über die Kassenärzt-<br />

Söder zweifelt an elektro nischer Gesundheitskarte<br />

Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) hat erhebliche Zweifel<br />

daran, dass das deutsche Gesundheitssystem die elektronische Gesundheitskarte<br />

benötigt. »Die elektronische Gesundheitskarte sehe ich mit<br />

Skepsis«, sagte Söder der »Passauer Neuen Presse« (12.10.2009). »Bisher sind<br />

für ihre Entwicklung große Summen investiert worden. Die Ergebnisse sind jedoch<br />

mager«, sagte der CSU-Politiker. Mit der E-Card werde das sensible Vertrauensverhältnis<br />

von Arzt und Patient tief berührt: »Wir sollten noch einmal<br />

grundlegend nachdenken, ob es die Elektronische Gesundheitskarte wirklich<br />

braucht.« ddp, 12.10.2009 l<br />

drückt, sondern gleichzeitig mit der<br />

Datenpflege ganz gezielt ein wesentlicher<br />

Teil der Verwaltungsarbeit der<br />

Kassen in die Praxen ausgelagert – und<br />

deren Personalkosten gleich mit. Wo-<br />

liche Vereinigungen verteilten Prämien<br />

der Krankenkassen anzunehmen:<br />

»Nach unseren bisherigen Recherchen<br />

besteht die Gefahr, dass die Annahme<br />

dieser Gelder illegal ist und auch im<br />

Widerspruch zur Berufsordnung der<br />

nordrheinischen Ärzte steht«, warnt er.<br />

Die »AG Ärzte pro Datenschutz in<br />

NRW« empfiehlt den Ärzten, ein wesentlich<br />

preiswerteres Lesegerät anzuschaffen,<br />

das zwar die Gesundheitskarte<br />

lesen kann, aber nicht in der Lage ist,<br />

die Patientendaten online zu versenden.<br />

»Das ist nicht nur besser für den<br />

Datenschutz, weil die Daten dort bleiben,<br />

wo sie hingehören – es ist auch ein<br />

Beitrag zur sparsameren Mittelver-<br />

her die Praxen das Geld für zusätzliche<br />

Arbeitskräfte nehmen sollen, dürfte<br />

nicht nur mir schleierhaft sein«, sagt<br />

Grauduszus. www.facharzt.de, 5.10.2009 l<br />

Bestechungsmerkmale!<br />

eCard: Datenschützer erstatten Anzeige – »Krankenkassen<br />

ködern Ärzte illegal mit Fangprämien«<br />

wendung im Gesundheitswesen, wofür<br />

auch wir Ärzte Verantwortung tragen«,<br />

sagt Dietrich.<br />

Die AG Ärzte pro Datenschutz in<br />

NRW ist ein Zusammenschluss von Ärzten,<br />

die Datenschutz und ärztliche<br />

Schweigepflicht als hohe Güter einer<br />

vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung<br />

verteidigen wollen. Auch vor<br />

dem Hintergrund, dass die Europäische<br />

Berufsordnung der Ärzte die<br />

Sammlung von Patientendaten ohne<br />

persönliche ärztliche Kontrolle verbietet,<br />

lehnen die Datenschützer eine zentrale<br />

Datenspeicherung jenseits ärztlicher<br />

Verantwortung ab.<br />

www.facharzt.de, 21.9.2009 l<br />

Sinnhaftigkeit der eCard<br />

Bittmann attackiert Hansen: KVNO<br />

macht sich zum Büttel der Industrie<br />

Scharfe Kritik am<br />

geplanten Roll-out<br />

der elektronischen<br />

Gesundheitskarte<br />

in Nordrhein kam<br />

vom NAV-Virchow-Bund:<br />

»Trotz bestehender tiefgreifender<br />

Bedenken der Ärzteschaft,<br />

trotz anderslautender<br />

Ärztetagsbeschlüsse<br />

und ohne wie vorgesehen<br />

weitere Tests abzuwarten,<br />

will die Kassenärztliche Vereinigung<br />

Nordrheins die Einführung<br />

der elektronischen<br />

Gesundheitskarte durchdrücken«,<br />

kritisiert der Bundesvorsitzende<br />

Dr. Klaus Bittmann<br />

am 29.9.2009 in Berlin.<br />

Dabei sei der KV-Vorsitzende<br />

Dr. Leonhard Hansen unter<br />

anderem an genau dieser Pro-<br />

696 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 697<br />

Dr. Klaus<br />

Bittmann<br />

foto: ZKn-ArCHiv


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

blematik gescheitert und habe deshalb<br />

seinen Rücktritt erklärt. »Ist das Agieren<br />

des kommissarischen Vorsitzenden<br />

Hansen nun purer Pragmatismus oder<br />

Verblendung, dass die KV jetzt die Installation<br />

von Lesegeräten in den Arztpraxen<br />

fördert, während die Sinnhaftigkeit<br />

und vor allem der Nutzen der<br />

eCard:<br />

USB-Sticks sind sicher<br />

Als eine Alternative zur zentralen<br />

Datenspeicherung wird seit<br />

langem die Nutzung eines persönlichen<br />

Datenträgers durch den Patienten,<br />

zum Beispiel eines USB-<br />

Sticks, diskutiert. Die Befürworter der<br />

Server-Lösung bezeichneten diesen<br />

Weg bislang als unrealistisch und zu<br />

unsicher. Nun gibt es erstmals eine<br />

fundierte Untersuchung eines portablen<br />

Datenträgers. Nach einem Gutachten<br />

des hessischen Datenschutzbeauftragten<br />

ist die Speicherkarte des<br />

Anbieters »maxiDoc« sicher. Sie wurde<br />

von den Experten acht Monate lang<br />

getestet und seine Sicherheit mit<br />

»gut« bewertet. Ein hessisches Ärztenetzwerk<br />

und die Landesärztekammer<br />

hatten eine Prüfung des Sticks<br />

beantragt. Mit der dezentralen Lösung<br />

können digitalisierte Gesundheitsdaten<br />

dezentral »am Patienten« gespeichert<br />

werden. Die Patienten behalten<br />

so die Hoheit über ihre Daten und entscheiden<br />

selbst, welchen Ärzten sie<br />

das Passwort zur Verfügung stellen.<br />

In Skandinavien werden solche Systeme<br />

bereits verwendet. Der USB-Stick<br />

würde den Patienten 60 Euro kosten,<br />

in der Arztpraxis fallen keine weiteren<br />

Kosten an. Nach Herstellerangaben<br />

ist es inzwischen ausgeschlossen,<br />

dass der Stick von Viren befallen werden<br />

kann. Unterdessen wurde bekannt,<br />

dass amerikanische Medizinstudenten<br />

in großem Umfang vertrauliche<br />

Patientendaten in sozialen Netzwerken<br />

wie Facebook veröffentlicht<br />

haben. frei-fax, Bundesausgabe 35/09 l<br />

elektronischen Gesundheitskarte noch<br />

kontrovers diskutiert wird? Das wäre<br />

genauso, als ob man zunächst das Land<br />

mit einem Tankstellennetz überzieht,<br />

bevor man sich überlegt, welche Autos<br />

man bauen will«, erklärt Bittmann und<br />

betont, dass sich die KVNo derzeit zum<br />

»Büttel der Industrie« mache.<br />

»Seit Jahren wird aus Kosten-Nutzen-Überlegungen,<br />

aus Verantwortung<br />

gegenüber dem Datenschutz und<br />

Vertrauensschutz im Arzt-Patienten-<br />

Verhältnis in ärztlichen Praxen, in Ärzteverbänden,<br />

bei Ärztetagen und in gesellschaftlichen<br />

und politischen Kreisen<br />

die Sinnhaftigkeit der elektronischen<br />

Gesundheitskarte diskutiert. Die<br />

von der gematik, den Krankenkassen<br />

Eine aktuelle US-Studie hat gezeigt,<br />

dass in großem Umfang<br />

vertrauliche Patienteninformationen<br />

in sozialen Netzwerken<br />

veröffentlicht werden.<br />

Schuld daran sind Medizinstudenten.<br />

Soziale Netzwerke wie Facebook stehen<br />

regelmäßig wegen ihrer Datenschutzrisiken<br />

in der Kritik. Eine aktuelle<br />

Studie des medizinischen Zentrums für<br />

Kriegsveteranen in der US-Hauptstadt<br />

Washington, D.C., liefert den Kritikern<br />

neue Munition. Die in der aktuellen<br />

Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of<br />

the American Medical Association (JA-<br />

MA) erschienene Studie hat gezeigt,<br />

dass viele Medizinstudenten vertrauliche<br />

Patientendaten in sozialen Netzwerken<br />

und persönlichen Blogs veröffentlichen.<br />

Die Studenten nennen bei<br />

Facebook zwar keine Namen, dafür<br />

aber ausreichend Informationen über<br />

Erkrankung und Krankenhaus, um eine<br />

Identifizierung der Patienten durch<br />

vertraute Personen zu erlauben. Betroffen<br />

sind laut der Studie rund 13 Pro-<br />

und der Industrie aufgestellte Systematik<br />

mit neuen Lesegeräten und gefordertem<br />

online-Betrieb für zentrale<br />

Server mit elektronischer Patientenakte<br />

wird vom NAV-Virchow-Bund nach<br />

wie vor abgelehnt«, erläutert Bittmann.<br />

Seit langem würden in Ärztenetzen<br />

alternative Lösungen genutzt. Die USB-<br />

Technik werde dabei als eine Alternative<br />

gesehen, bei der alle medizinischen<br />

Daten in der Hand des Patienten bleiben.<br />

»Der Datenschutzbeauftragte<br />

Hessens beurteilt aktuell die USB-Technologie<br />

für gut. Das kann also der richtige<br />

Weg sein«, erläuterte Bittmann.<br />

www.facharzt.de, 29.9.2009 l<br />

US-Studie: Patienteninformationen<br />

landen bei Facebook & Co.<br />

Datenschutzmängel bei medizinischen<br />

Ausbildungseinrichtungen<br />

zent der in der Studie erfassten 78 medizinischen<br />

Ausbildungseinrichtungen.<br />

Zusätzlich zu Patienteninformationen<br />

veröffentlichten die Studenten<br />

über sich selbst Informationen, die in<br />

der Studie als »unprofessionell« beurteilt<br />

werden. Dazu gehören unter anderem<br />

sprachliche Entgleisungen (52<br />

Prozent), diskriminierende Äußerungen<br />

(48 Prozent), Fotos von Trinkgelagen<br />

(39 Prozent) und auch »sexuell anzügliches<br />

Material« (38 Prozent). Zwei<br />

Drittel der betroffenen medizinischen<br />

Ausbildungseinrichtungen reagierten<br />

auf die Vorfälle mit Verwarnungen,<br />

sieben Prozent mit der Exmatrikulation<br />

von Studenten.<br />

Die Leiterin der Studie, Katherine<br />

Chretien vom medizinischen Zentrum<br />

für Kriegsveteranen, sieht angesichts<br />

der Befunde Handlungsbedarf. Ärzte<br />

müssten besser über die Datenschutzrisiken<br />

von sozialen Netzwerken und<br />

Blogs aufgeklärt werden.<br />

Robert A. Gehring/<br />

verbraucher-sicher-online.de, 24.9.2009 l<br />

KZBV: Ausgabe der<br />

elektronischen Gesundheitskarte<br />

an Patienten derzeit nutzlos<br />

Karte gilt noch nicht als Versicherungsnachweis<br />

Krankenkassen jetzt<br />

schon die ersten elektronischenGesundheitskarten<br />

an Versicherte ausge-<br />

»Dass<br />

ben wollen, bringt nichts.<br />

Da entstehen vielmehr zusätzliche<br />

Schwierigkeiten in den Praxen, denn<br />

die Karte gilt vorläufig noch gar nicht<br />

als Versicherungsnachweis.« Mit diesen<br />

Worten kommentierte der stellvertretende<br />

Vorsitzende des Vorstandes<br />

der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KZBV), Dr. Günther E. Buchholz,<br />

die Ankündigung von Kranken-<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen in<br />

Deutschland,<br />

ich bin ein Landarzt in Österreich. In<br />

einer ländlich strukturierten Gegend<br />

abseits der Großstadt. Und abseits jedes<br />

Tourismus (niederösterreichisches Alpenvorland).<br />

kassenseite, ab 1.10.2009 die ersten<br />

eGKs an ihre Versicherten in der Region<br />

Nordrhein auszugeben.<br />

Viele Praxen in Nordrhein, so Buchholz<br />

weiter, verfügten noch gar nicht<br />

über die neuen Kartenlesegeräte, die<br />

für das Auslesen der Versichertendaten<br />

von der eGK nötig sind. »Die Frist<br />

für die Ausstattung der Zahnarztpraxen<br />

läuft noch bis Ende oktober. Ein<br />

Stichtag, ab dem die Karte als Versicherungsnachweis<br />

in den Praxen vorgelegt<br />

werden darf, ist noch gar nicht<br />

festgelegt. Wenn schon Anfang okto-<br />

Bei uns in Österreich wurde vor drei<br />

Jahren der erste Schritt hin zum totalen<br />

Überwachungsstaat im Gesundheitssystem<br />

bereits getan: die E-card, und<br />

aus verlässlicher Quelle ist mir bekannt,<br />

dass wir Ösis als Beta-Tester für Deutschland<br />

gelten. Denn im Hintergrund agieren<br />

dieselben mächtigen Konzerne, wie<br />

bei euch (IBM, Siemens, Compugroup,<br />

etc.)<br />

Seit diesen drei Jahren MUSS jeder Patientenkontakt<br />

online in Echtzeit gespeichert<br />

werden, jeder (Kassen-) Patient<br />

muss jedesmal(!) seine E-card stecken<br />

und das Versicherungsverhältnis wird<br />

auf einem zentralen Server irgendwo in<br />

Österreich (?) geprüft. Diese Online-Anbindung<br />

jeder (!) österreichischen Praxis<br />

führt dazu, dass wir vollkommen vom<br />

System abhängig gemacht werden. Wir<br />

MÜSSEN zum Beispiel für die Online-Anbindung<br />

(Breitband-adsl) monatlich 80<br />

Euro pro Praxis zahlen, können diesen<br />

Zugang aber nicht fürs »normale« Inter-<br />

ber die ersten Versicherten mit der eGK<br />

bei Zahnärzten auftauchen, wird das<br />

nur für Durcheinander sorgen.«<br />

Für Buchholz ist die Ankündigung<br />

der übereilten Kartenausgabe deshalb<br />

vor allem ein Versuch, den Fortgang<br />

des eGK-Projektes im Endspurt des<br />

Bundestagswahlkampfs übers Knie zu<br />

brechen: »offensichtlich reagieren<br />

Kassen da auch auf den Druck der Gesundheitspolitik,<br />

die auf Gedeih und<br />

Verderb noch vor dem Wahltag eine Erfolgsmeldung<br />

haben will.«<br />

KZBV Pressemitteilung, 24.9.2009 l<br />

eCard: Noch Fragen?<br />

Die österreichischen Kollegen können bereits ein Lied davon singen<br />

Bei uns in Österreich wurde<br />

vor drei Jahren der erste<br />

Schritt hin zum totalen<br />

Überwachungsstaat im<br />

Gesundheitssystem bereits<br />

getan: die E-card, und aus<br />

verlässlicher Quelle ist<br />

mir bekannt, dass wir Ösis<br />

als Beta-Tester für Deutschland<br />

gelten<br />

net verwenden. Wir müssen den Zugang<br />

über die Telekom Austria (ehemals<br />

verstaatlichte »Post«) tätigen (weil wir<br />

am Land nicht entbündelt sind); wir<br />

müssen uns einen E-card-Leser mieten,<br />

für den wir monatlich zusätzlich zahlen<br />

(keine Kaufmöglichkeit, etc.). Wir müssen<br />

die Datenwartung für die Kassen<br />

übernehmen, weil die E-card-Abfrage<br />

ausschließlich Vorname/Nachname/Sozialversicherungsnummer<br />

enthält und<br />

Wohnadresse, Firma, etc. nicht gespeichert<br />

wird; wir MÜSSEN.........<br />

Fragt einmal herum, wie es bei uns<br />

bereits aussieht. Und der elektronische<br />

Gesundheitsakt (ELGA) macht demnächst<br />

die ersten Schritte. Mich graut<br />

vor allem.....<br />

Dr. med. Christian Schwarz,<br />

Österreich, Oberndorf an der Melk,<br />

www.hippokranet.com, 9.10.2009 l<br />

698 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 699


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Kommentar<br />

Das Private ist öffentlich<br />

Das Internet und der zunehmend mobile Zugriff<br />

darauf eröffnet nahezu unbeschränkte und für<br />

viele auch verführerische Möglichkeiten, rund<br />

um die Uhr an jedem ort erreichbar zu sein, mit<br />

Kreti und Pleti zu kommunizieren, die persönliche<br />

Meinung der Weltöffentlichkeit kundzutun oder sich zu<br />

inszenieren. Besonders junge Menschen lassen sich in den<br />

Bann der auf Wunsch allgegenwärtigen virtuellen Welt ziehen:<br />

rasend schnell eingetippte und verschickte Kurzmitteilungen,<br />

chatten mit wildfremden Gleichaltrigen in angesag-<br />

Britta Grashorn ten Foren oder Twittern, anstatt sich aufs Rad zu setzen und<br />

mit der Freundin zum Klönen zu treffen.<br />

Ältere Menschen – ab 40 aufwärts – stehen oft staunend vor diesem<br />

rasanten Wandel in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Manche<br />

Eltern warnen ihre Kinder vor der omnipräsenz im Netz und ihren<br />

Gefahren. Der Mehrheit der Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />

sind sie entweder nicht bewusst oder nicht der Rede wert. Die Hemmschwellen,<br />

Privates nicht allzu öffentlich auszubreiten, sind längst gefallen.<br />

Dafür hat das Privatfernsehen den Boden bereitet mit »Big<br />

Brother«, »Dschungelcamp«, »Frauentausch«, »Deutschland sucht den<br />

Superstar«, »Raus aus den Schulden« sowie unzähligen Pannen-, Pöbelund<br />

»Ich-klage-an-Shows«, die allesamt an die niederen Instinkte der<br />

Zuschauer appellieren: Schadenfreude, Neid, Konkurrenz, Aggression,<br />

Sensationsgier – offenbar mit Erfolg. In diesem Klima ist auch das Pöbeln<br />

und Mobben per Internet gesellschaftsfähig geworden.<br />

Die online-Seligkeit wird weder durch Schlagzeilen über den massenhaften<br />

Datenklau bei Banken und Finanzdienstleistern oder von der<br />

beliebten Chat- und Lästerplattform »SchülerVZ« noch durch Warnungen<br />

vor Pädophilen getrübt, die sich im Netz als jugendlich ausgeben,<br />

um an ihre potenziellen opfer heranzukommen. Sensible Daten wie<br />

Namen, Alter, Wohnort, Telefonnummern, Hobbies, finanzieller Hintergrund,<br />

Bankverbindung bis zu bevorzugten Sexpraktiken werden<br />

ebenso sorglos dem Netz anvertraut wie persönliche Alltagserlebnisse<br />

oder Hasstiraden auf Mitschüler, Ex-Freundinnen, Lehrer, Ausbilder, Arbeitgeber,<br />

Kollegen.<br />

Datenschutz und Persönlichkeitsrechte sind Fremdwörter in dieser<br />

schillernden, aber gläsernen Netzwelt. Hier werden mit Hilfe vieler naiver<br />

Nutzer Milliarden verdient; hier werden aber auch Seelen verletzt<br />

und Existenzen vernichtet. Denn: Was einmal im Netz steht, hinterlässt<br />

dauerhafte Spuren. Kinder, Jugendliche und Lehrer, die etwa per SchülerVZ<br />

gemobbt werden, haben kaum eine Chance, etwas dagegen zu<br />

tun. Bilder von jugendlichen Saufgelagen und andere Peinlichkeiten im<br />

Netz können Karrieren beenden, bevor sie richtig begonnen haben.<br />

Auch das Lästern per Twitter oder Chat ist nicht privat, sondern öffentlich<br />

– Google & Co sei Dank! Fortgeschrittene Internetmobber wissen,<br />

dass sie niemals konkrete Namen nennen dürfen, wenn sie über ihre<br />

Mitmenschen »abkotzen« wollen. Zwar verletzen sie damit immer noch<br />

diverse gesetzliche Regelungen und die Rechte anderer, aber was soll’s:<br />

In der Regel hat das für die »Täter« keine Konsequenzen. Das muss sich<br />

ändern. Britta Grashorn,<br />

rundblick, 21.10.2009 l<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

Stillstand in<br />

der Testregion<br />

Nordrhein:<br />

AOK will sich<br />

»zurückhalten«<br />

Laut Koalitionsvertrag kommt das Projekt<br />

der elektronischen Gesundheitskarte erneut<br />

auf den Prüfstand – weshalb die<br />

Krankenkassen nun kräftig auf die Bremse<br />

treten: Die AoK Rheinland/Hamburg<br />

gibt offenbar keine Karten mehr an ihre Versicherten<br />

in der Testregion Nordrhein aus. Von einem<br />

endgültigen »Ausgabestopp« mochte Pressesprecher<br />

André Maßmann auf Anfrage des änd<br />

noch nicht sprechen. Er betonte jedoch, dass sich<br />

die AoK »in Bezug auf die eGK nun sehr zurück<br />

halten« wird.<br />

Grund sei die Passage im Koalitionsvertrag, in<br />

der von einer »Bestandsaufnahme« hinsichtlich<br />

der eGK die Rede sei. Einen Zeitplan für das weitere<br />

Vorgehen habe die AoK Rheinland/Hamburg<br />

nicht, sagte Maßmann. In nächster Zeit müssten<br />

– auch im Interesse der anderen Krankenkassen –<br />

Gespräche mit den Regierungsmitgliedern geführt<br />

werden um zu klären, was die Koalitionsentscheidung<br />

für die Region Nordrhein bedeutet.<br />

Die Freie Ärzteschaft (FÄ) hatte kürzlich bereits<br />

unterstrichen, dass mit dem Koalitionsvertrag<br />

»das Datenerfassungs-Monster elektronische Gesundheitskarte<br />

auf Eis gelegt« worden sei. Das<br />

Milliarden-schwere Prestigeobjekt der bisherigen<br />

Gesundheitsministerin und »einiger weniger<br />

willfähriger Ärztefunktionäre« würde damit im<br />

»orkus der von Anfang an missratenen Politprojekte<br />

verschwinden«, hatte FÄ-Präsident Martin<br />

Grauduszus betont und von einem Erfolg engagierter<br />

Aufklärungsarbeit gesprochen.<br />

Die Betreibergesellschaft gematik zeigt sich<br />

unterdessen unbeeindruckt von den Verlautbarungen<br />

der Regierungskoalition. Erst heute veröffentlichte<br />

sie eine Liste von Krankenkassen, die soeben<br />

die Zulassung für die Herausgabe der »eGK<br />

Generation 1« erhalten hätten. Auch soll eine<br />

»Themenlandkarte« verdeutlichen, wo und wie<br />

das Projekt voranschreitet.<br />

www.facharzt.de, 27.10.2009 l<br />

Bemerkungen zum<br />

Auftritt der<br />

»Bürgerrechtlerin«<br />

Renate Hartwig in Kiel<br />

Protest allein<br />

reicht nicht<br />

Über Menschen, die sich von<br />

Propaganda nicht hinters<br />

Licht führen lassen und gegen<br />

politische Verdrehungen<br />

protestieren, sollte man<br />

sich zunächst einmal freuen.<br />

Ob Aufmerksamkeit und<br />

Protest ausreichen, um<br />

Machtverhältnisse zu ändern,<br />

das muss sich dann<br />

erst noch zeigen<br />

Diese Skepsis gilt auch für<br />

die Bewegung »Bürger<br />

Schulterschluss«, die sich<br />

das gute Ziel gesetzt hat,<br />

Patienten gemeinsam mit<br />

den niedergelassenen Ärzten und den<br />

übrigen freien Heilberufen für ein »gerechtes<br />

und humanes Gesundheitswesen«<br />

in Stellung zu bringen. Die Gründerin<br />

und Wortführerin von Schulterschluss,<br />

Renate Hartwig aus Neu-Ulm<br />

(Bayern), kam jetzt zu einem Vortrag<br />

nach Kiel; 250 Besucher stimmten ihr<br />

zu, stellenweise jubelnd.<br />

Wenn sich die temperamentvolle<br />

Bayerin zu Beginn vorstellt als »Bullter-<br />

rier – ich lasse nicht los«, erinnern sich<br />

wohl nur wenige Zuhörer an die Vizepräsidentschaftskandidatin<br />

der US-Republikaner,<br />

Sarah Palin, die sich gern<br />

als »Pitbull mit Lippenstift« bezeichnet<br />

hat. Beißkraft ist noch kein politischer<br />

Plan. Statt eine Strategie zu entwickeln,<br />

spricht Renate Hartwig ihren Anhängern<br />

aus dem Herzen. Das macht den<br />

Erfolg der Bewegung aus. 508 »Bürgerstammtische«<br />

sind die örtlichen und –<br />

jedenfalls in Kiel – ausgesprochen aktiven<br />

Stützpunkte der Bewegung. Auf<br />

der Grundlage einer rationalen Analyse<br />

der Dauerkrise des Gesundheitswesens<br />

spricht Hartwig jedoch nicht. Ihre<br />

Gegner sind in toto »die Politik«, »die<br />

Krankenkassen«, »die KVen – ich übersetze<br />

das mit Kriminelle Vereinigungen«<br />

und dann noch die marktbeherrschenden<br />

Klinikketten sowie die Gewerkschaften<br />

und natürlich »die Lobbyisten«<br />

– für sie sämtlich Gangster,<br />

nicht Interessenvertreter. Das sind alles<br />

Akteure, über die man sich häufig<br />

oder gelegentlich ärgern kann, auf die<br />

man jedoch mit kleinen Empörungs-<br />

Geschichten keinen Einfluss nehmen<br />

wird.<br />

Renate Hartwig hat Recht, wenn sie<br />

die vom GKV-Honorarsystem erzwungene<br />

Zeit-Rationierung im Sprechzimmer<br />

anprangert. Sie hat Recht, wenn<br />

sie feststellt, dass die Schulterschluss-<br />

Aktionen bislang von den Medien totgeschwiegen<br />

werden. Sie hat Recht,<br />

wenn sie von Bürgern politisches Verantwortungsbewusstsein<br />

und Zivilcourage<br />

verlangt. Sie hat völlig Recht,<br />

wenn sie die »Industrialisierung der<br />

Medizin« durch Kapitalgesellschaften,<br />

Klinikkonzerne und Klinik-MVZs kritisiert<br />

– das Vertrauensverhältnis zwischen<br />

Patient und frei gewähltem Arzt,<br />

die Freiberuflichkeit der Ärzte und die<br />

Behandlungsqualität werden bei diesem<br />

Trend verlieren.<br />

Sie hat aber nicht Recht, wenn sie<br />

meint, der Geldfluss im Komplex Arzt/<br />

Bürger/Krankenkasse/KV weise »Mafia-Strukturen«<br />

auf, »in denen unser<br />

Geld verschwindet«; wofür die Beiträge<br />

ausgegeben werden, ist hinlänglich<br />

bekannt. Sie hat ebenfalls nicht Recht<br />

bei ihren beklatschten Ausführungen<br />

über Werbeaktionen, mit denen die<br />

Krankenkassen angeblich Unsummen<br />

verballern würden; über manches (»für<br />

AoK-Mitglieder zehn Prozent Rabatt<br />

auf die Pizza«) kann man den Kopf<br />

schütteln, ins Gewicht fallen solche<br />

Kosten jedoch kaum. Sie stellt unbewiesene<br />

Behauptungen in den Raum,<br />

wenn sie das Sozialgesetzbuch V »verfassungsrechtlich<br />

fragwürdig« nennt.<br />

Sie weiß über Norddeutschland nicht<br />

genug Bescheid, wenn sie immer nur<br />

Beispiele aus den Rhön-Kliniken bringt,<br />

die hier nicht das große Problem darstellen.<br />

Recht hat Renate Hartwig wieder,<br />

wenn sie fordert: »Ulla Schmidt darf<br />

nicht Ministerin bleiben!« Ihre Begründung<br />

dafür kommt jedoch aus dem Katalog<br />

der oberflächlichsten Erregungs-<br />

Demokratie: die Ministerin verspreche<br />

Hightech-Medizin, in Wahrheit fehle es<br />

schon an saugkräftigen Windeln für Inkontinenz-Patienten.<br />

In Wahrheit gibt<br />

es beides, und Hightech-Medizin ist sicher<br />

nicht weniger wichtig als Inkontinenzvorlagen.<br />

Die Schulterschluss-Veranstaltung<br />

in Kiel fiel in den Wahlkampf. Und spätestens<br />

beim Thema Ulla Schmidt hätte<br />

Renate Hartwig eine politische Idee<br />

aufzeigen sollen. Nichts kam, buchstäblich<br />

nichts. Außer dem Vorschlag,<br />

am 13. September ins olympia-Stadion<br />

nach München zu fahren, um dort, wie<br />

schon im Juni 2008 ... ja, um dort was<br />

zu tun? Sich zu versammeln? Reden zu<br />

hören? Den Parteien zu drohen? Es war<br />

nicht zu erfahren. Ebenso wenig war zu<br />

erfahren, was die Bewegung denn nun<br />

in Schleswig-Holstein tun will; nicht<br />

ein ganzer Satz kam aus dem Auditorium.<br />

Stattdessen erklomm eine kleine<br />

Schar parteiloser Einzelbewerber für<br />

Landtags- und Bundestagswahl die<br />

Bühne und warb für sich. Dort standen<br />

ohne Zweifel respektable Menschen<br />

mit guten Absichten – aber Realpolitik<br />

sah bisher immer anders aus.<br />

Wem diese Bemerkungen zu negativ<br />

klingen, der möge sich selbst ein<br />

Bild machen: www.bürger-schulterschluss.de,<br />

www.schulterschluss-kiel.<br />

de, www.partei-frei.de Jörg Feldner,<br />

Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 10/2009 l<br />

700 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 701<br />

foto: Dr. J. felDner


GESUNDHEITSPoLITIK<br />

Reform nicht auf die lange<br />

Bank schieben!<br />

Koalitionsvertrag enthält ordnungspolitisch<br />

richtige Ansätze,<br />

»Der<br />

lässt unter dem Strich jedoch zu<br />

viele Details offen.« So bewertet der<br />

stellvertretende FVDZ-Bundesvorsitzende<br />

Dr. Wolfram Sadowski die geplante<br />

Kursrichtung der designierten<br />

schwarz-gelben Regierung in der Gesundheitspolitik.<br />

Bisher sei nicht zu erkennen,<br />

dass sich zeitnah konkret<br />

überhaupt etwas ändert. »Wenn sich<br />

der Wind erst in 15 Monaten dreht –<br />

nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen<br />

– dann ist das aus meiner Sicht<br />

verschenkte Zeit«, so Sadowski. Positiv<br />

sei, dass mit Philipp Rösler ein Mediziner<br />

an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums<br />

stehen wird, dass<br />

den Ärzten und Zahnärzten künftig<br />

mehr vertraut und ihnen weniger Bürokratie<br />

zugemutet werde. Die festgeschriebene<br />

Förderung der Freiberuflichkeit,<br />

der freien Arztwahl und der<br />

wohnortnahen Versorgung seien wichtige<br />

und tragende Pfeiler für das deutsche<br />

Gesundheitssystem. Auch die geplante<br />

Novellierung der Approbationsordnung<br />

sowie der Gebührenordnung<br />

für Zahnärzte unter Berücksichtigung<br />

der Kostenentwicklung werden von<br />

der Zahnärzteschaft begrüßt, ebenso<br />

wie die angekündigte gründliche Überprüfung<br />

der umstrittenen elektronischen<br />

Gesundheitskarte. Die Weiterführung<br />

des manipulationsanfälligen<br />

und kostentreibenden Gesundheitsfonds<br />

bis zum Jahr 2011 ist hingegen<br />

laut Sadowski nicht nur schädlich, sondern<br />

eine nachträgliche Rechtfertigung<br />

der Fehler früherer großkoalitionärer<br />

Politik. Der Freie Verband Deutscher<br />

Zahnärzte wird sich auf der Basis<br />

seiner jüngst aktualisierten »Eckpunkte<br />

zur Neustrukturierung des Gesundheitswesens«<br />

in die nun folgende Diskussion<br />

über die Ausgestaltung der Koalitionsvereinbarung<br />

im zahnärztlichen<br />

Bereich konstruktiv einbringen.<br />

Pressemitteilung FVDZ, 27.10.2009 l<br />

Liberale Ärzte:<br />

Koalitionsvereinbarung ist<br />

ein Grund zum Jubeln<br />

Ein Arzt als Chef des Bundesgesundheitsministeriums:<br />

Für die<br />

Vereinigung Liberaler Ärzte (VLÄ)<br />

ein Grund zum Jubeln. Auch inhaltlich<br />

trage die Koalitionsvereinbarung »eindeutig<br />

die Handschrift der FDP«, freut<br />

sich die Vereinigung am 27.10.2009 in<br />

einer Pressemitteilung. Besonders das<br />

klare Bekenntnis zur Freiberuflichkeit<br />

und zur freien Arztwahl werde begrüßt.<br />

»Auch wenn unsere Forderungen<br />

nicht in vollem Umfang berücksichtig<br />

werden konnten: Die notwendige Kurskorrektur<br />

in der Gesundheitspolitik ist<br />

eingeleitet«, schreiben die liberalen<br />

Ärzte. Die VLÄ werde den eingeleiteten<br />

Prozess zum Umbau »hin zu einem<br />

freiheitlichen, sozial verantwortlichen<br />

und zukunftsfähigen Gesundheitssystem,<br />

in dem die Arzt-Patientenbeziehung<br />

wieder im Mittelpunkt steht«,<br />

unterstützen. www.facharzt.de, 27.10.2009 l<br />

CSU gegen »neoliberale<br />

Konzepte« in Gesundheitspolitik<br />

Die Tinte unter dem<br />

Koalitionsvertrag war noch nicht<br />

trocken, als aus allen Ecken der gesundheitspolitisch<br />

Betroffenen die ersten Kommentare<br />

auf die Koalitionäre<br />

herunterprasselten. Hier<br />

einige davon:<br />

Stimmen<br />

zum Koalitionsvertrag<br />

Die CSU will bei der von Union<br />

und FDP geplanten Gesundheitsreform<br />

Arbeitnehmer und<br />

sozial Schwache schützen. Die CSU werde<br />

in der neuen Koalition eine »soziale<br />

Wächterrolle« einnehmen, sagte der<br />

bayerische Gesundheitsminister Markus<br />

Söder (CSU) am Montag vor Bera-<br />

tungen der CSU-Gremien in München.<br />

»Gerade in der Gesundheitspolitik<br />

wird es ganz entscheidend darauf ankommen,<br />

dass wir nicht mit neoliberalen<br />

Konzepten am Ende rauskommen.«<br />

»Wir werden ganz stark darauf achten,<br />

dass hier die kleinen Leute nicht zu<br />

kurz kommen«, betonte Söder. Die Lasten<br />

des technischen Fortschritts dürften<br />

nicht auf die Kleinen abgewälzt<br />

werden. Über den Gesundheitsfonds<br />

sagte Söder: »Der Fonds ist Geschichte,<br />

man wird eine neues System jetzt etablieren<br />

müssen.« Die sogenannte Kopfpauschale<br />

»in reinster Form« werde es<br />

aber sicher nicht geben.<br />

www.facharzt.de, 26.10.2009 l<br />

Kauder: Keine Kopfpauschale<br />

bei Gesundheit<br />

Die Union lehnt den FDP-Wunsch<br />

nach einem Prämienmodell in<br />

der Gesundheitspolitik ab. »Es<br />

wird auf jeden Fall zu einer Prämie<br />

kommen, aber nicht zu einer sogenannten<br />

Kopfpauschale«, sagte Unionsfraktionschef<br />

Volker Kauder am<br />

26.10.2009 vor Beginn des kleinen CDU-<br />

Parteitags in Berlin. Dass jeder dasselbe<br />

für die Gesundheitsleistungen zahle,<br />

»das gibt es mit uns nicht«. Zunächst<br />

bleibe es beim jetzigen System, dann<br />

werde sich die geplante Kommission<br />

um die Weiterentwicklung kümmern.<br />

Union und FDP wollen den Gesundheitsfonds<br />

langfristig auf den Prüfstand<br />

stellen. Die Liberalen hatten die<br />

Abschaffung gefordert.<br />

www.facharzt.de, 26.10.2009 l<br />

Am 23.9.2009 berichtete<br />

die Braunschweiger Zeitung<br />

von einem Internet-Dienstleister<br />

aus Nordrhein-Westfalen,<br />

der anscheinend mit<br />

unlauteren Machenschaften<br />

Kunden wirbt. Er bietet vor<br />

allem bei Firmen und Freiberuflern<br />

die Erstellung von<br />

Websites an. Um vor solchen<br />

Risiken zu warnen, sprach<br />

Mitglied und Referent des<br />

Kammervorstands, Jörg<br />

Röver, mit einem Vertreter<br />

geschädigter Kunden, dem<br />

Rechtsanwalt Jens Stanger<br />

aus Braunschweig<br />

Jörg Röver: Herr Stanger, was macht<br />

dieses Unternehmen und was wird ihm<br />

vorgeworfen?<br />

Jens Stanger: Das Unternehmen<br />

bietet die Erstellung von Websites und<br />

deren anschließende Betreuung an.<br />

Der Kunde zahlt für einen bestimmten<br />

Zeitraum eine monatliche Pauschale.<br />

Bei einer Laufzeit von vier Jahren zahlt<br />

der Kunde zwischen 5700 und 7500 Euro<br />

brutto, abhängig von dem georderten<br />

Paket. Die hierfür gebotene Leistung<br />

ist eher bescheiden. Wettbewerber<br />

bieten sie bereits ab circa 1750 Euro<br />

an. Es wird also gut das Drei- bis Vierfache<br />

verlangt. Diese Leistungen werden<br />

über Außendienstmitarbeiter angeboten,<br />

also Verkäufer, die zu einem ins<br />

Haus kommen. Kunden berichten, dass<br />

ihnen in den Verkaufsgesprächen erzählt<br />

wurde, sie sollten Referenzkunde<br />

werden, dann erhielten sie Vorzugskonditionen<br />

und ihnen würden die<br />

Kosten der Webseitenerstellung erlassen.<br />

Bei genauer Betrachtung ist das<br />

aber nicht so. Auch sollen mündlich<br />

Leistungen versprochen worden sein,<br />

Berufsständisches<br />

von denen das Unternehmen später<br />

gar nichts wissen wollte.<br />

In der heutigen Zeit hat fast jeder einen<br />

Internetzugang und kann sich informieren.<br />

Wie schafft das Unternehmen<br />

es trotzdem, den Kunden diese Verträge<br />

zu verkaufen?<br />

Stanger: Die Außendienstmitarbeiter<br />

dieses Unternehmens stellen sich<br />

nicht als Verkäufer vor sondern als<br />

»Marketingbeauftragte«, die noch<br />

Partner für Referenzwebseiten suchen,<br />

um größere Kunden in der Region akquirieren<br />

zu können. Das ansonsten<br />

übliche »Misstrauen« bei Lockangeboten<br />

wird damit umgangen. Als nächstes<br />

werden dem Kunden die Kosten, die<br />

üblicherweise verlangt werden mit<br />

dem Preis, den der »Partner« zahlen<br />

muss, gegenübergestellt. Die normalen<br />

Preise sind sehr hoch angesetzt, der<br />

»Partner« hingegen muss nur einen geringen<br />

übersichtlichen Betrag, allerdings<br />

pro Monat und über eine bestimmte<br />

Laufzeit, zahlen. Dies erscheint<br />

auf den ersten Blick günstig.<br />

Gefährlich ist dabei, dass es sich um ein<br />

»einmaliges Sonderangebot« handelt<br />

und nur während des Besuchs des<br />

»Marketingbeauftragten« gelten soll.<br />

Der Kunde wird hier unter einen Entscheidungsdruck<br />

gesetzt. Er sieht einerseits,<br />

was er mit dem Geschäft vermeintlich<br />

sparen kann, hat daneben in<br />

dieser Situation aber nicht die Gelegenheit,<br />

die Angaben des Verkäufers<br />

zu überprüfen. Er informiert sich also<br />

nicht im Internet darüber, was die<br />

Webseitenerstellung üblicherweise<br />

kostet. Demjenigen, der sich die Gelegenheit<br />

nicht entgehen lassen will,<br />

wird dann ein Vertrag vorgelegt, den er<br />

nach gut 60 – 90 Minuten anstrengenden<br />

Gesprächs auch nicht mehr hinterfragt<br />

oder liest. Der Vertrag enthält<br />

aber Klauseln, die sich gewaschen haben<br />

und die teilweise vorher nicht besprochen<br />

worden sind.<br />

Wenn Kunden mit falschen Angaben<br />

und Versprechungen zum Vertragsabschluss<br />

verleitet werden, warum kann<br />

man die Verträge dann nicht einfach<br />

aufheben?<br />

702 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 703<br />

foto: Dr. i. leonHArD<br />

Rechtsanwalt<br />

Jens<br />

Stanger<br />

(li.) im<br />

Gespräch<br />

mit Jörg<br />

Röver<br />

Billiges Angebot,<br />

aber teures Erwachen<br />

Abzocke mit »Referenzkunden«


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Die Gerichte haben sich an die Gesetze zu<br />

halten. Und diese nutzt der Anbieter gekonnt<br />

zu seinen Gunsten aus<br />

Stanger: Theoretisch ist es sehr einfach.<br />

Man erklärt die Anfechtung des<br />

Vertrages. Danach ist man an den Vertrag<br />

nicht mehr gebunden. Die Praxis<br />

indes sieht anders aus. Die getroffenen<br />

Vereinbarungen sind in einem Vertrag<br />

schriftlich fixiert und durch die eigene<br />

Unterschrift dokumentiert. Der vertrauenswürdige»Marketingbeauftragte«<br />

kann sich später aber daran,<br />

dass etwas anderes besprochen wurde,<br />

nicht mehr erinnern. Im gerichtlichen<br />

Prozess muss jedoch die Partei, die sich<br />

auf die Anfechtung beruft, auch deren<br />

Voraussetzungen beweisen. Dies sind<br />

konkret die mündlich gemachten Zusagen.<br />

In Arztpraxen oder kleinen Betrieben<br />

führt aber regelmäßig der Inhaber<br />

das Gespräch allein mit dem Außendienstmitarbeiter.<br />

Der Inhaber zählt jedoch<br />

als Partei und kann im Prozess<br />

kein Zeuge sein. Glück hat, wer eine<br />

dritte Person in das Gespräch mit dem<br />

Verkäufer mitnahm, die er dann als<br />

Zeuge benennen kann.<br />

Was sollte derjenige, der so einen<br />

Vertrag unterschrieben hat, tun?<br />

Stanger: Wer als Betroffener das<br />

Gespräch allein geführt hat, sollte versuchen,<br />

andere Betroffene zu finden,<br />

die das Vertragsgespräch mit demselben<br />

Außendienstmitarbeiter geführt<br />

haben. Durch die Schilderungen der<br />

anderen Betroffenen über den Verlauf<br />

der weiteren Gespräche und der Zusagen<br />

des Außendienstmitarbeiters<br />

kann der Richter bei Übereinstimmungen<br />

auch Schlüsse auf das eigene Vertragsgespräch<br />

mit dem Außendienstler<br />

ziehen. Das ist zwar schlechter, als<br />

einen Zeugen für das eigene Gespräch<br />

zu haben, aber erheblich mehr, als ganz<br />

allein vor Gericht zu stehen. Außerdem<br />

kann man aus den Parallelverfahren<br />

Schlüsse ziehen, wie sich das klagende<br />

Unternehmen bei einem selbst verhalten<br />

wird und sich schon vorher darauf<br />

einrichten.<br />

Welche Reaktionen zeigt der Anbieter<br />

auf den Vorwurf, er würde seine<br />

Kunden täuschen und mit was müssen<br />

Kunden rechnen, die einfach nicht zahlen,<br />

weil sie sich getäuscht fühlen?<br />

Stanger: Den Vorwurf einer Täuschung<br />

streitet er natürlich ab. Für zahlungsunwillige<br />

Kunden hat dieser Anbieter<br />

Maßnahmen getroffen. Die monatlichen<br />

Entgelte sind laut Vertrag für<br />

das gesamte Vertragsjahr im Voraus<br />

zu zahlen. Ein Einbehalt für eine man-<br />

foto: Dr. i. leonHArD<br />

gelhafte Leistung wird so unmöglich,<br />

da man bereits gezahlt hat, wenn man<br />

die Webseite erstmals sieht. Auch zieht<br />

der Anbieter die Vergütung per Lastschrift-Abbuchungsauftrag<br />

vom Konto<br />

des Kunden ein. Wenn das Geld aber<br />

erst einmal abgebucht ist, kann – im<br />

Vergleich zum bekannten Lastschrift-<br />

Einzugsverfahren – der Belastung des<br />

eigenen Kontos nicht mehr widersprochen<br />

werden. Sollte die Abbuchung der<br />

Vergütung doch einmal scheitern, versucht<br />

das Unternehmen seine Vergütungsforderungen<br />

im sog. Urkundsklageverfahren<br />

– statt mittels einer konventionellen<br />

Klage – durchzusetzen.<br />

Hier ist zum Beweis streitiger Tatsachen<br />

eigentlich nur die Vorlage von Urkunden<br />

zulässig. Der betroffene Kunde<br />

verfügt im besten Fall für anders lautende<br />

mündliche Abreden jedoch nur<br />

über Zeugen. Die kann er aber im Urkundenprozess<br />

nicht anführen und<br />

verliert ihn. Der Kunde hat zwar das<br />

Recht, den Zeugen in einem zweiten<br />

Prozess zu benennen. Hier fallen dann<br />

aber weitere Kosten an, die sich als zusätzliche<br />

Hürde für den Kunden darstellen.<br />

Wie reagieren die Gerichte hierauf?<br />

Wie kann es solch einem Unternehmen<br />

gelingen, mit diesen Methoden über<br />

Jahre hinweg zu bestehen?<br />

Stanger: Die Gerichte haben sich an<br />

die Gesetze zu halten. Und diese nutzt<br />

der Anbieter gekonnt zu seinen Gunsten<br />

aus, insbesondere durch die Wahl<br />

der Klage im Urkundenverfahren. Auch<br />

im zweiten Prozess, wenn die Betroffenen<br />

auch Zeugen für den Inhalt des<br />

Vertragsgespräches benennen können,<br />

gewinnen die Betroffenen den Prozess<br />

nicht automatisch. Hier kommt es darauf<br />

an, wie glaubhaft die einzelnen<br />

Zeugen aussagen. Da kann auch der<br />

Anbieter den zweiten Prozess gewinnen.<br />

Insofern ist das Risiko für den Anbieter<br />

überschaubar, so dass er dauerhaft<br />

mit diesem Vorgehen bestehen<br />

kann.<br />

Herr Stanger, vielen Dank für dieses<br />

informative Gespräch! Jörg Röver l<br />

Kieferorthopäden informieren<br />

Besser verstehen – leichter behandeln: IKG bietet<br />

ersten Praxis-Ratgeber zu AD(H)S-Patienten<br />

Im Rahmen der DGKFo-Jahrestagung<br />

im September 2009 in Mainz<br />

stellte die IKG/Initiative Kiefergesundheit<br />

den ersten Praxis-Ratgeber<br />

zum Thema AD(H)S-Kinder in<br />

der kieferorthopädischen bzw. zahnärztlichen<br />

Praxis vor. Neuere Studien<br />

zeigen, dass Kinder mit dieser neurologischen<br />

Verhaltensstörung zu den<br />

Zahngesundheits-Risiko-Kindern gehören<br />

– sie haben beispielsweise signifikant<br />

mehr Frontzahn-Traumata, mehr<br />

MIH (Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation),<br />

höhere gingivale Entzündungsgrade<br />

und einen höheren kieferorthopädischen<br />

Behandlungsbedarf. Rund<br />

eine Million Kinder in Deutschland haben<br />

nach Angaben des Robert-Koch-<br />

Instituts leichte bis schwere AD(H)S.<br />

Insbesondere die Kinder mit Hyperaktivitäts-Anteil<br />

an der ADS (Aufmerksamkeits-DefizitStörung)<br />

sind aufgrund<br />

vielfältiger Kommunikations-<br />

und Verhaltensauffälligkeiten in den<br />

Praxen oft schwer behandelbar. Zusammen<br />

mit vielfältigen Experten hat<br />

das Autoren-Team der IKG nun auf 40<br />

Seiten eine Übersicht über den derzeitigen<br />

Stand des Wissens um die Ursachen<br />

der Erkrankung zusammengestellt,<br />

dazu Informationen rund um die<br />

Medikation der Kinder und die Auswirkungen<br />

auf die kieferorthopädische/<br />

zahnärztliche Behandlung. Es wird vermittelt,<br />

wie sich diese Kinder fühlen,<br />

was sie besonders gut können, und<br />

welche Sorgen sich ihre Eltern machen,<br />

wenn es um einen bevorstehenden<br />

Zahnarzttermin geht. Schwerpunkt<br />

der Publikation ist eine Übersicht über<br />

viele praktische Tipps, wie Behandler<br />

die Konzentration dieser oft impulsiven<br />

Kinder für sich gewinnen – und<br />

auch behalten. Die Publikation eignet<br />

sich auch für die Eltern dieser Kinder,<br />

die manche Abläufe in der Praxis und<br />

auch ihre Rolle dabei – besser verstehen<br />

lernen. Bei der Vorstellung der Broschüre<br />

am IKG-Stand im Rahmen der<br />

DGKFo-Jahrestagung waren alle Musterexemplare<br />

bereits nach einem Tag<br />

vergriffen, für die Veröffentlichung<br />

erntete die IKG spontanen Beifall der<br />

BDK-Mitgliederversammlung.<br />

Anschub auch für Forschung<br />

Der neue ADHS-Ratgeber der Initiative<br />

Kiefergesundheit sieht sich als Wegbereiter<br />

der Thematik für die Praxis und<br />

nicht als wissenschaftliches Basiswerk<br />

– Leser und Nutzer der Publikation sind<br />

dazu aufgerufen, eigene Erfahrungen,<br />

Studien und wichtige Tipps an die IKG<br />

zu melden, die den Ratgeber in unregelmäßigen<br />

Abständen entsprechend<br />

aktualisiert. Bei der Erstellung wurde<br />

deutlich: »Zum Thema AD(H)S und<br />

Mundgesundheit ist noch eine Menge<br />

Forschung nötig«, sagt Dr. Gundi Mindermann,<br />

2. Vorsitzender IKG. »Wir<br />

freuen uns, wenn wir mit der Broschüre<br />

auch in dieser Hinsicht einen Anschub<br />

geben können. Wir hoffen, dass<br />

unseren Kolleginnen und Kollegen mit<br />

den Tipps und Tricks die Versorgung<br />

dieser besonderen Patientenkinder etwas<br />

leichter fällt. Und wir wünschen<br />

uns, dass sich die Mundgesundheit dieser<br />

schwierigen, aber liebenswerten<br />

Kinder deutlich verbessert.«<br />

Bezugshinweis: Der ADHS-Ratgeber<br />

der IKG – Format DIN A 5 – kann zum<br />

Selbstkostenpreis von 4,95 E zzgl. Versandkosten<br />

bestellt werden unter in<br />

fo@ikg-online.de, per Telefax an (0 30)<br />

24 63 21 34 sowie per Post an Initiative<br />

Kiefergesundheit, Ackerstraße 3, 10115<br />

Berlin. Presseinformation<br />

der Initiative Kiefergesundheit<br />

vom 22.9.2009 l<br />

704 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 705


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Zahnärztetag in Bremen<br />

Nachlese – oder: Was gab’s denn Interessantes?<br />

Dr. Karl-Heinz<br />

Düvelsdorf<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

Die organisation<br />

lag in den Händen<br />

der Verwaltung<br />

der ZKN, der<br />

ich an dieser Stelle<br />

ausdrücklich für die perfekte<br />

Durchführung danken<br />

möchte.<br />

Es gab ja ein Programm für<br />

die Zahnärzte und eines für<br />

unser Fachpersonal. Die Veranstaltung<br />

war sehr gut be-<br />

sucht und die Stimmung dank exzellenter<br />

Vorträge und umfassender Versorgung<br />

für das leibliche Wohl ausgezeichnet.<br />

PAR praxistauglich<br />

Im zahnärztlichen Programm wurden<br />

vier Vorträge a 1,5 Stunden gehalten.<br />

Den Anfang machte PD Dr. Rainer<br />

Buchmann zu dem Thema »Parodontologie<br />

zeitgemäß und patientengerecht«.<br />

Er legte großen Wert auf eine<br />

ausführliche Untersuchung und Anamnese.<br />

Wichtig sei es, dem Patienten<br />

auch anschließend eine Diagnose zu<br />

stellen, damit dieser sich auch krank<br />

fühlt und entsprechend zur Mitarbeit<br />

motiviert werden kann.<br />

Es schließen sich zwei Vorbehandlungen<br />

durch die ZFA, ZMP, ZH an, die<br />

der Patient selbst tragen muss. Die<br />

PAR-Vorbehandlung enthält das Auf-<br />

Am 26.9.2009 fand zum 3. Mal der<br />

gemeinsame Zahnärztetag der <strong>Niedersachsen</strong><br />

und Bremer statt. Dieses Mal wieder<br />

in Bremen im Congresszentrum hinter dem<br />

Hauptbahnhof, also mit jedem Verkehrsmittel<br />

gut zu erreichen<br />

klärungsgespräch,Mundhygieneinstruktionen und supragingivale PZR.<br />

Nach Erstellung eines PAR-Planes folgt<br />

dann die medizinische Therapie durch<br />

den Zahnarzt in zwei Sitzungen. Nachkontrollen<br />

sind wichtig, um eine Reevaluation<br />

und gegebenenfalls eine<br />

weitere Behandlung einzuleiten. Anschließend<br />

geht der Patient ins Recall<br />

über, dass durch unsere Fachangestellten<br />

durchgeführt wird.<br />

Der größte Teil der Behandlungsfälle<br />

lässt sich ohne Chirurgie lösen. Parodontale<br />

Mikrochirurgie ist Privatleistung.<br />

Der Vortrag wurde souverän vorgetragen<br />

und war überzeugend. Ein praxistaugliches<br />

Konzept, weil einfach<br />

umzusetzen und wirtschaftlich.<br />

Ca-Früherkennung<br />

Der zweite Vortrag des Tages mit dem<br />

Titel »Mundhöhlenkarzinom von der<br />

Diagnose zur Therapie. Was kann der<br />

Zahnarzt tun?« von Prof. Dr. Dr. Henning<br />

Schliephake aus Göttingen beschrieb<br />

den Kolleginnen und Kollegen<br />

eindrucksvoll die Notwendigkeit der<br />

genauen Befundung der gesamten<br />

Mundhöhle, um ein Karzinom frühzeitig<br />

zu erkennen.<br />

Zu Beginn stellte er kurz statistisch<br />

dar, dass zwar nach wie vor das Mundhöhlenkarzinom<br />

überwiegend bei<br />

fotoS: M. grotHe<br />

Männern im Alter von 60-70 Jahren<br />

vorkommt und in den letzten 20 Jahren<br />

stark angestiegen ist. Aber dass auch<br />

die Erkrankungsrate bei jungen Männern<br />

im Alter von 25-30 Jahren mit 24<br />

Prozent ziemlich hoch liegt und es deshalb<br />

umso wichtiger ist, bei jungen Patienten<br />

noch genauer die Mundhöhle<br />

zu inspizieren. Mögliche Ursachen für<br />

die hohe Erkrankungsrate in dieser Altersgruppe<br />

sind wahrscheinlich der hohe<br />

Tabakkonsum in Verbindung mit<br />

sehr geringem Verzehr von obst und<br />

Gemüse.<br />

Karzinogenese und Risikofaktoren<br />

Anschließend erläuterte der Referent<br />

sehr ausführlich mit sehr gut verständlichen<br />

Statistiken und Headlines die<br />

Karzinogenese und bevorzugte Lokalisationen<br />

in der Mundhöhle. Wobei am<br />

häufigsten der Mundboden (36 Prozent)<br />

betroffen ist, gefolgt von der Zunge<br />

(21 Prozent), der Wange (15 Prozent)<br />

und der Lippe (8 Prozent). Bedenklich<br />

ist auch, dass die meisten Patienten<br />

erst im Tumor-Stadium 4 in die Klinik<br />

überwiesen werden.<br />

Danach ging er noch einmal auf die<br />

Risikofaktoren bei der Entstehung von<br />

Mundhöhlen-Ca ein. Die Hauptrisikofaktoren<br />

sind nach wie vor Alkohol und<br />

Tabak. Wenn beide zusammen konsumiert<br />

werden liegt der Faktor über 100.<br />

Bei alleinigem Konsum ist das Risiko<br />

bei Alkohol um das 3-9-fache erhöht<br />

und bei Tabak um den Faktor 5-17.<br />

Präkanzerosen<br />

Ferner wird auch die Mikroflora in der<br />

Mundhöhle dafür verantwortlich gemacht,<br />

weil vorkommende Streptokokken<br />

ebenfalls Acetaldehyd bilden, der<br />

auch als Abbauprodukt von Alkohol<br />

entsteht und verantwortlich ist für die<br />

Mutation der Schleimhautzelle. Candida-Pilze<br />

bilden als Abbauprodukt Nitrosamine,<br />

die auch als krebserregend<br />

gelten. Die HPV-Viren sind wahrschein-<br />

lich nicht verantwortlich für die Entstehung<br />

von Mundhöhlenkarzinomen.<br />

Ferner erinnerte uns Prof. Dr. Dr.<br />

Henning Schliephake an die wichtigsten<br />

Präkanzerosen in der Mundhöhle:<br />

die Leukoplakie und die Erythroplakie.<br />

Wobei nicht jede Leukoplakie entartet,<br />

aber wenn Risikofaktoren hinzukommen,<br />

liegt die Transformationsrate bei<br />

circa 4 Prozent.<br />

Bei der Erythroplakie verhält es sich<br />

etwas anders. In der reinen Form tritt<br />

Sie extrem selten in der Bevölkerung<br />

(0,02-0,83 Prozent) auf. Aber wenn sie<br />

sichtbar ist, findet sie sich zu 9 Prozent<br />

in der reinen Form, 40 Prozent bei einem<br />

Ca in situ und zu 51 Prozent bei einem<br />

invasiven Karzinom.<br />

Am Ende seines Vortrags erläuterte<br />

Professor Schliephake uns noch einmal<br />

die verschiedenen Diagnoseverfahren.<br />

Das sind immer noch die gleichen Kriterien,<br />

die wir auch schon im Studium<br />

gelernt haben. Zur Erinnerung zählte<br />

er die wichtigsten auf. Diese sind: die<br />

Anamnese und als wichtigstes die klinische<br />

Untersuchung. Diese sollte bei der<br />

Inspektion der Schleimhäute immer<br />

mit der gleichen Systematik erfolgen<br />

und bei jeder halbjährlichen Kontrolle<br />

zur Pflicht werden. Andere diagnostische<br />

Hilfsmittel sind wenig spezifisch<br />

und geben keine nützlichen Hinweise<br />

zur Sicherung der Diagnose. Um einen<br />

fragwürdigen Schleimhautbefund abzuklären<br />

gibt es zur Zeit zwei zuverlässige<br />

histologische Verfahren: die Skalpell-Biopsie<br />

gilt als Goldstandard und<br />

durch die Bürstenbiopsie in Verbindung<br />

mit Computerunterstützung erhält<br />

man eine zu 90 Prozent gesicherte<br />

Diagnose. Allerdings sollte der Allgemeinzahnarzt<br />

der Bürstenbiopsie den<br />

Vorrang geben, weil dadurch das zu<br />

untersuchende Gebiet nicht in seiner<br />

Struktur durch die Probenentnahme<br />

verändert wird.<br />

Aufgaben und Verantwortung<br />

Zu guter Letzt, welche Aufgabe kommt<br />

dem Zahnarzt zu?<br />

1. Die Prävention zu fördern, das heißt<br />

primär die Ausschaltung von Risikofaktoren<br />

zu fördern.<br />

2. Mit der halbjährlichen Kontrollun-<br />

Kolleginnen und Kollegen,<br />

Fachpersonal und selbst<br />

die jüngsten Nachwuchskräfte<br />

waren mit Spaß<br />

und Begeisterung dabei<br />

706 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 707<br />

fotoS: M. grotHe


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

tersuchung eine systematische<br />

Früherkennung zu betreiben, um<br />

rechtzeitig den Patienten vor aufwändigenBehandlungsmaßnahmen<br />

zu bewahren.<br />

3. Nach einer Behandlung den Patienten<br />

vor einem Rezidiv zu beschützen,<br />

denn circa 9 Prozent erkranken<br />

an einem zweiten Karzinom.<br />

Bei der Therapie wird nach wie vor<br />

sehr radikal vorgegangen, um das Rezidiv<br />

zu verhindern. Danach ist es ebenso<br />

wichtig, eine Sekundärprävention<br />

durch den Zahnarzt zu unterstützen ,<br />

um eine orale Rehabilitation zu erreichen,<br />

damit eine ungestörte Wiedereingliederung<br />

des Patienten in seinen<br />

täglichen Lebensablauf gewährleistet<br />

ist.<br />

Der Vortrag von Prof. Schliephake<br />

war ein sehr informativer, gut verständlicher<br />

und wichtiger Beitrag, um<br />

die allgemein praktizierenden Kollegen<br />

noch einmal zu sensibilisieren.<br />

Adhäsive Befestigungen<br />

Nach der Mittagspause hielt Prof.<br />

Pröbster aus Wiesbaden seinen Vortrag<br />

»Adhäsiv befestigte Restaurationen.<br />

Vom Inlay bis zur Klebebrücke – eine<br />

kritische Betrachtung aus der Praxis«.<br />

Er brachte dem Auditorium die Bedeutung<br />

des Kronenrandes einer<br />

adhäsiv befestigten Restauration näher.<br />

Zu Beginn gab es einen Exkurs in die<br />

Theorie der Haftungsmechanismen<br />

zwischen unterschiedlichen Werkstoffen.<br />

Dabei stellte er gut dar, wie die Adhäsion<br />

erfolgt. Am Schmelz durch die<br />

Säure-Ätztechnik, am Dentin durch<br />

Dentin-Adhäsivsysteme und an Zahnersatzmaterialien<br />

(Metalle, Keramiken,<br />

Komposit) durch chemischen Verbund<br />

und mechanische Effekte.<br />

Danach erläuterte er kurz das Versagen<br />

des Haftverbundes, wobei das Ablösen<br />

ein sehr komplexer Vorgang ist<br />

und nicht vorher gesagt werden kann,<br />

wann es auftritt. obwohl nicht erkennbar<br />

ist, wann sich eine Restauration<br />

vom Zahn löst, ist die Misserfolgsrate<br />

bei adhäsiver Befestigung ähnlich<br />

hoch wie bei Goldrestaurationen und<br />

liegt bei 3 Prozent nach 11 Jahren. Ein sicheres<br />

Zeichen für das Lösen des Haftverbundes<br />

sind sichtbare Verfärbungen<br />

unter den Keramikrestaurationen.<br />

Diese Verfärbungen sind aber bei den<br />

neuen Keramiken wie Zirkonoxid und<br />

Empress2-Keramik wegen der opazität<br />

der Materialien nicht mehr erkennbar.<br />

Prof. Dr. Lothar Pröbsters Rat: Wenn<br />

keine Schmelzbegrenzung am Zahn<br />

vorhanden ist, sollte die Restauration<br />

nicht adhäsiv befestigt werden.<br />

Zum Schluss beschrieb er noch einmal<br />

sehr ausführlich in Wort und Bild,<br />

wie er Keramikrestaurationen adhäsiv<br />

befestigt.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, der<br />

Vortrag war sehr informativ und aufschlussreich<br />

und es gab auch für diejenigen,<br />

die viel adhäsiv befestigen, noch<br />

kleine Tipps, wie man das Klebeverfahren<br />

noch optimieren kann.<br />

Als Konsequenz aus dem Gesagten,<br />

sollte jeder der adhäsiv befestigt, immer<br />

sehr kritisch beurteilen, ob genug<br />

Schmelzfläche zum Befestigen vorhanden<br />

ist oder nicht. Denn damit bestimmt<br />

man die Lebensdauer der adhäsiv<br />

befestigten Restauration.<br />

Alles in allem war es ein<br />

rundum gelungener Tag mit<br />

zufriedenen Teilnehmern<br />

Kein Verkauf, nur Beziehungen<br />

Den Abschlussvortrag hielt Frau Betül<br />

Hanisch aus Freiburg »Praxis-Knigge –<br />

Erscheinungsbild und Umgangsformen.«<br />

Diesen Vortrag hatte sie im Programm<br />

für das Fachpersonal auch gehalten.<br />

Dadurch war gewährleistet,<br />

dass alle Mitglieder des Teams sich bewusst<br />

wurden, wie wichtig der höfliche<br />

und sorgsame Umgang mit den Patienten<br />

ist.<br />

Nach dem Motto der erste Eindruck<br />

hat keine zweite Chance und der letzte<br />

Eindruck ist der Bleibende, sensibilisierte<br />

sie das Auditorium auf die eigene<br />

Wirkung auf andere zu achten. Ein<br />

kurzer, wohlausgewogener Händedruck<br />

zu Anfang und zum Ende der Behandlung<br />

ist in unserem Land eine<br />

freundliche Geste. Der Praxisinhaber<br />

ist in allem Vorbild für sein Personal.<br />

Interessant ihr Ausspruch »Es gibt keinen<br />

Verkauf, nur Beziehungen.« Es<br />

lohnt sich darüber nachzudenken. Einen<br />

kleinen Tipp hatte die perfekt gepflegte<br />

Referentin für uns: 15 Minuten<br />

jeden Tages sollte man ganz für sich haben<br />

und gegebenenfalls in dieser Zeit<br />

sich eine Gesichtsmaske mit Honig für<br />

eine schöne Haut machen. Wir können<br />

es ja mal versuchen.<br />

Alles in allem war es ein rundum gelungener<br />

Tag mit zufriedenen Teilnehmern.<br />

Ich danke Frau Zahnärztin Annette<br />

Apel, Göttingen und Dr. Reineke, Bremen,<br />

die mich bei der Abfassung des<br />

Berichtes tatkräftig unterstützt haben.<br />

Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf l<br />

fotoS: M. grotHe<br />

Tag der Zahngesundheit<br />

Zum Tag der Zahngesundheit<br />

am<br />

25.9.2009 befand<br />

sich das Team der<br />

Jugendzahnpflege<br />

beim Zahnärztetag in<br />

Bremen. Aus diesem Grunde<br />

fand die jährliche Öffentlichkeitsaktion<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

in diesem Jahr<br />

am 17.10.2009 in der Fußgängerzone<br />

Hannover statt.<br />

Bei »schauerlich« – herbst-<br />

lichem Wetter trafen sich der Jugendzahnpflegeausschuss<br />

mit Verstärkung<br />

am Infostand. Zwei Damen vom Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst (ÖGD)<br />

osnabrück bemalten Kinderhände-<br />

und Gesichter mit lustigen Zahnbildern,<br />

die Landesarbeitsgemeinschaft<br />

zur Förderung der Jugendzahnpflege<br />

(LAGJ) betreute wie immer den Kariestunnel<br />

und gab kleinen Besuchern<br />

am Glücksrad die Möglichkeit, zahngesunde<br />

Kleinigkeiten zu gewinnen.<br />

Aufgrund des Wetters waren verständlicherweise<br />

nicht so viele Passanten<br />

unterwegs wie im letzten Jahr, die<br />

damals unseren Stand teilweise regelrecht<br />

»überrannten«. Dies gab uns jedoch<br />

die Möglichkeit, gute, interessante<br />

Gespräche in aller Ruhe und Ausführlichkeit<br />

zu führen. Daneben konn-<br />

ten Infomaterial, Proben von Zahn pasta<br />

und Zahnspüllösungen, Äpfel, Luftballons,<br />

kleine Give-aways und natürlich<br />

Zahnbürsten herausgegeben werden.<br />

Diese waren in verschiedenen Varianten<br />

vorhanden, von Baby- bzw.<br />

Lernzahnbürsten, über Kinderzahnbürsten<br />

bis hin zu Erwachsenenzahnbürsten.<br />

Auch die Zahnpastaproben<br />

waren auf die jeweiligen Altersgruppen<br />

abgestimmt.<br />

Am Stand gab es ebenso Infos über<br />

die Messe »Baby Days«, an der sich die<br />

ZKN auch in diesem Jahr wieder beteiligen<br />

wird. Stattfinden wird sie am Wochenende<br />

7./8.11.2009 im Star-Event-<br />

Center in Hannover. Nähere Informationen<br />

erhalten Sie unter www.babydays.de.<br />

An dieser Stelle sei allen Beteiligten,<br />

dem Standteam, dem ÖGD, der LAGJ<br />

und vor allem auch den fleißigen Helfern,<br />

die den Stand und den Kariestunnel<br />

auf- und auch wieder abbauten,<br />

herzlich gedankt! Dr. Jürgen Reinstrom,<br />

Referent für Jugendzahnpflege l<br />

708 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 709<br />

Dr. Jürgen<br />

Reinstrom<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

fotoS: D. gAeKel<br />

foto: M. BeHring


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Zahnärztetag in Bremen<br />

Auch das zahnärztliche Fachpersonal war<br />

mit Schwung und Begeisterung dabei<br />

Geborgenheit und Verlässlichkeit<br />

Frau Kollegin Sabine Bertzbach aus<br />

Bremen mit dem Tätigkeitsschwerpunkt<br />

Kinder- und Jugendzahnheilkunde<br />

widmete sich als erstes dem<br />

Thema »Umgang mit ängstlichen Kindern<br />

in der Prophylaxe«. So haben 60<br />

Prozent aller Kinder Angst vor dem<br />

Zahnarzt, vorgeprägt durch Elternhaus<br />

oder eigene schlechte Erfahrung infolge<br />

behandlerischer Unkenntnis. Häufig<br />

gilt es, ein Kind wieder mit Hilfe der<br />

Prophylaxe, »eines guten Werkzeugs«,<br />

von der Angst zu befreien. Angst entsteht<br />

durch fremde Gerüche, Geräusche<br />

und Erwartungsdruck, ebenso<br />

durch unsensible Behandler wie durch<br />

Überforderung in der Dauer der Behandlung.<br />

Entscheidend ist auch der<br />

Grad der vom Kind angenommenen<br />

Bedrohung, denn wer Angst hat,<br />

braucht Phantasie. Die Angstentwöhnung<br />

beginnt mit der eigenen mentalen<br />

Grundeinstellung. So ist ein Kind<br />

nicht »schwierig«, sondern »interessant«<br />

und stellt immer eine Herausforderung<br />

dar. Frau Bertzbach zeigte auf,<br />

wie Kinderbehandlung in der Prophylaxe<br />

altersgerecht erfolgen muss, wobei<br />

das Maß an Reizen und Zuwendung,<br />

an Ritualen und Struktur sich altersentsprechend<br />

stark unterscheidet.<br />

Unterschiedliche Altersgruppen, Klein-,<br />

Kindergarten- und Schulkinder bedürfen<br />

unterschiedlicher Behandlung was<br />

die Zuwendung, Vermittlung von Geborgenheit<br />

und Verlässlichkeit angehen.<br />

Wichtig ist auch die klare Ansprache,<br />

dabei sollte man sich immer einer<br />

positiven Sprache bedienen. Das typische<br />

Beispiel einer negativ besetzten<br />

Sprache ist: »Es tut nicht weh«, hab keine<br />

Angst, es passiert nichts.«<br />

Besser ist es, altersentsprechend die<br />

angemessene Wahrheit zu sagen anstatt<br />

zu bagatellisieren. Das Zauberwort<br />

über allem ist jedoch das Wort<br />

ZEIT. Die anfängliche effektive zahnärztliche<br />

Arbeit soll fünf Minuten nicht<br />

überschreiten. Eine Desensibilisierung<br />

kann nur durch langsame Belastungssteigerung<br />

erfolgen. Frau Bertzbach<br />

gab viele große und kleine Hilfen mit<br />

auf den Weg, um die kleinen Patienten<br />

angstfrei behandeln zu können und<br />

uns die Freude an der Behandlung zu<br />

erhalten.<br />

Welche Zahnbürste, bitte?<br />

Einen sicheren Weg durch den undurchdringlich<br />

erscheinenden Dschungel<br />

der Zahnbürsten und Hilfsmittel<br />

zur mechanischen Plaqueentfernung<br />

wollte Herr Dr. Jiri Sedelmayer aus<br />

Hamburg bahnen und damit die Qual<br />

Zum dritten Mal trafen<br />

sich weitergebildete<br />

Mitarbeiterinnen aus<br />

dem Prophylaxebereich auf<br />

dem Zahnärztetag der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

und Bremen im<br />

Congress Centrum in<br />

Bremen, um sich zum<br />

Wohle unserer Patienten<br />

fortzubilden. Die Kammervorstände<br />

hatten ein<br />

attraktives Programm<br />

zusammengestellt<br />

der Wahl der richtigen Zahnbürste vereinfachen.<br />

Grundsätzlich sei jede angewandte<br />

Zahnreinigungstechnik,<br />

und sei sie noch so falsch, besser als gar<br />

keine Zahnreinigung. Herr Dr. Sedelmayer<br />

beklagte, dass es in Deutschland<br />

bis heute noch keinen Fortbildungskursus<br />

über die richtige Anwendung<br />

von Hilfsmitteln zur Zahnreinigung gäbe<br />

und sowohl Zahnärzte als auch das<br />

Fachpersonal auf autodidaktisch erworbene<br />

Erfahrungen im Selbstversuch<br />

zurückgreifen müssen. Er verstehe<br />

nicht, dass Examinanten ihre Approbation<br />

mit sehr gut erhielten aber<br />

möglicherweise nicht in der Lage seien,<br />

die Plaque in ihrem eigenen Mund exakt<br />

zu erntfernen, weil sie es nicht gezeigt<br />

bekommen und intensiv gelernt<br />

hätten.<br />

Akzeptabel, effektiv, atraumatisch<br />

Das gesunde Parodontium sei die<br />

Grundlage für den Erhalt der Zahngesundheit.<br />

Es gelte, die Quellen der Infektion<br />

zu beseitigen, und diese befänden<br />

sich weder auf den Glattflächen<br />

noch auf den okklusalflächen der Zähne,<br />

sondern am Zahnfleischsaum und<br />

in den Interdentalräumen. Entscheidend<br />

sei demzufolge auch die Reinigung<br />

dieser Bereiche. Die vielfältigen<br />

Angebote an Zahnbürsten, die sich aus<br />

Marketinggründen immer mit neuen<br />

Formen und Büschelanordnungen darstellten,<br />

seien häufig nicht besser als<br />

ihre Vorgänger und führen zu Verunsicherungen.<br />

Sicher sei, dass keine Zahnbürste<br />

der Welt allein den Interdentalraum<br />

ausreichend säubern könne. Dies<br />

gelänge nur mit Zahnseide, am sichersten<br />

jedoch weitestgehend atraumatisch<br />

mit geeigneten Interdentalraumbürsten.<br />

Deren Eignung muss allerdings<br />

am Patienten erprobt, demonstriert<br />

und eingeübt werden. So sei es<br />

durchaus üblich, dass mit zunehmendem<br />

Alter verschiedene Durchmesser<br />

infolge unterschiedlicher Interdentalraumgrößen<br />

zu verwenden seien. Dr.<br />

Sedelmayer beurteilte die Hilfsmittel<br />

nach den Kriterien: akzeptabel, effektiv,<br />

atraumatisch. So habe sich erwiesen,<br />

dass in der Schweiz 60 bis 80 Prozent<br />

der Schulabgänger massive Zahnhalsdefekte<br />

aufwiesen, die auf den Gebrauch<br />

der zur Verfügung gestellten<br />

»mittelharten Schulzahnbürste« zurückzuführen<br />

seien. Er verteilte Lachmännchen<br />

für die einzelnen Systeme:<br />

elektrische sonische Einbüschel-<br />

Systeme Systeme bürste<br />

akzeptabel <br />

710 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 711<br />

effektiv<br />

atraumatisch<br />

<br />

Solotechnik<br />

Nach wie vor sei von den herkömmlichen<br />

Zahnreinigungsmethoden die<br />

Bass-Methode die Anerkannteste, allerdings<br />

erlaube es die Bürstenform<br />

nicht, ohne traumatisierenden Druck<br />

mehr als die Glattflächen gründlich zu<br />

reinigen. Dr. Sedelmayer sagte: »Niemand<br />

kommt auf die Idee, vier nebeneinander<br />

liegende Schuhe mit einem<br />

planen Besen zu reinigen, in der Annahme,<br />

damit perfekte Sauberkeit zu<br />

erzielen, aber bei Zähnen bedient man<br />

sich dieser Annahme.<br />

Als Erfinder der Solo-Technik (Reinigung<br />

mit der Einbüschelzahnbürste)<br />

schrieb er dieser Technik die größte Effektivität<br />

bei minimalster Traumatisierung<br />

zu. Allerdings sei sie schwer zu erlernen<br />

und zeitaufwendig, daher habe<br />

sie gegenüber anderen Systemen eine<br />

geringere Akzeptanz.<br />

Schnittstelle Parodontologie<br />

PD Dr. Rainer Buchmann aus Düsseldorf<br />

referierte über die Wichtigkeit der<br />

parodontalen Diagnostik. Diese sei nur<br />

fotoS: M. grotHe<br />

Über 300 Mitarbeiterinnen waren sich einig: Die Teilnahme am Kongress hat sich gelohnt<br />

dann zeitgemäß, wenn sie die Beurteilung<br />

vorhandener Grunderkrankungen<br />

beinhalte. Anhand eindrucksvoller<br />

Bilder zeigte er auf, wo die Schnittstelle<br />

zwischen Parodontologie und verschiedenen<br />

Allgemeinerkrankungen, wie<br />

Morbus Down, Diabetes, Epilepsie und<br />

HIV liegen. So seien zum Beispiel junges<br />

Erwachsenenalter und übermäßige<br />

starke parodontale Destruktion<br />

nicht vereinbar und auffällig und leiten<br />

den Verdacht auf eine Immunschwäche,<br />

zum Beispiel HIV hin. Wichtig<br />

sei es auch, Patienten mit erhöhtem<br />

parodontalem Risiko neben einer ausführlichen<br />

Anamnese durch regelmäßiges<br />

parodontales Screening zu ermitteln.<br />

Anamnestisch wichtige Punkte<br />

seien:<br />

l Auffälligkeiten bei den Großeltern<br />

(Familienanamnese)<br />

l Nikotinabusus<br />

l Vorherige Parodontalerkrankungen<br />

l Diabetes mellitus I +II<br />

l Sondierungstiefen über 6 mm<br />

l Quantitativer Nachweis spezifischer<br />

Keime.<br />

Leider erlaubte der Zeitrahmen<br />

nicht, dieses wichtige Thema weiter<br />

auszuführen. Hier sei auf entsprechende<br />

Kursangebote der ZAN hingewiesen.<br />

Ein ehrliches Lächeln<br />

Frau Betül Hanisch, Business-Knigge-<br />

Trainerin aus Freiburg bezeichnete sich<br />

selbst als Etikette-Trainerin oder Benimm-Lehrerin.<br />

Sie benötigte keinerlei<br />

technische Hilfsmittel, um die Zuhörer<br />

binnen Sekunden eine Stunde lang mit<br />

ihren Ausführungen über den Umgang<br />

mit Menschen zu faszinieren. Sie<br />

demonstrierte verbal und durch Körpersprache<br />

wie man seinem Gegenüber<br />

die eigene Wertschätzung sichtbar<br />

machen kann und wie man dem<br />

Patienten das Gefühl vermitteln kann,<br />

Gast in der Praxis zu sein. Wichtig sei<br />

die eigene tadellos gepflegte Erscheinung<br />

verbunden mit einem ehrlich gemeinten<br />

Lächeln. Man lächle ehrlich,<br />

wenn man in der Phantasie schöne Erlebnisse<br />

und Bilder aufrufe, dieses führe<br />

zu einer Endorphinausschüttung,<br />

die beinahe den Umfang habe, wie die<br />

zur Zeit des realen Erlebnisses. Freiherr<br />

Adolf von Knigge, der 1788 das Buch<br />

»Über den Umgang mit Menschen«<br />

schrieb, ist 1752 in Bredenbeck bei Hannover<br />

geboren und 1796 in Bremen gestorben.<br />

Frau Betül Hanisch hat uns<br />

<strong>Niedersachsen</strong> und Bremern ausgesprochen<br />

charmant gezeigt, dass Knigge<br />

keineswegs verstaubt und aus der


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Mode ist. Die Nachfrage nach weiterführenden<br />

Kursen war so groß, dass<br />

Frau Hanisch erneut von uns in die ZAN<br />

eingeladen wird.<br />

Beginne bei Dir selbst<br />

Die Vortragsreihe beschloss Herr Hubert<br />

Prange aus Hamburg mit seinem<br />

Vortrag: »Elegante Psychologie für die<br />

Praxis und das halbe Leben.«<br />

»Alles beginnt bei dir selbst, ändere<br />

deine Perspektive und deine Einstellung.«<br />

Mit diesen Worten zündete Herr<br />

Prange ein Feuerwerk, das wohl die<br />

meisten der Anwesenden noch nicht<br />

erlebt haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

aus den Bereichen Psychologie,<br />

Soziologie, Pädagogik und Verhaltensforschung<br />

waren so eingebettet<br />

in Charme und Witz, dass die Resonanz<br />

der Zuhörer nach außen in die<br />

Eingangshalle den Eindruck vermitteln<br />

konnte, ein Comedy-Star habe seinen<br />

Auftritt. Herr Prange referierte so gekonnt<br />

über die Möglichkeiten, einen<br />

anderen, seinen eigenen Weg durch<br />

das Alltagsleben zu gehen, dass die<br />

Motivation für das ganze Team im Praxisalltag<br />

sofort spürbar wurde. Dieser<br />

Vortrag war der krönende Abschluss eines<br />

gelungenen 3. ZMF- und Prophylaxe-Kongresses.<br />

Dr. Peter Rudolph, Göttingen l<br />

Qualitätsmanagement –<br />

Ein Anwenderbericht<br />

sollte ich ein<br />

Qualitätsmanagement<br />

einrichten?« –<br />

»Bei uns ist alles op-<br />

»Warum<br />

timal organisiert« –<br />

»Wir sind sehr flexibel – das ist unsere<br />

Stärke – von einem Qualitätsmanagement<br />

lassen wir uns nicht einengen«<br />

oder »Das kostet nur Zeit und bringt<br />

nichts«. So oder so ähnlich sind vielfach<br />

die spontanen Reaktionen, wenn es<br />

um das Thema »Qualitätsmanagement«<br />

geht.<br />

Auch wir standen in unserer Praxis<br />

der Einführung eines Qualitätsmanagements<br />

eher skeptisch gegenüber.<br />

Insgeheim drängten sich uns viele Fragen<br />

auf, die im Wesentlichen auf Unsicherheiten<br />

im Umgang mit dem Theübung<br />

systematisch ab, wobei der Anwender<br />

in der Regel mit »Ja« oder<br />

»Nein« antworten kann. Beispiel: »Ist<br />

Mund-Nasenschutz verfügbar ? »Ja –<br />

Nein«.<br />

ma zurückzuführen waren: »Wo ste- Die Bearbeitung dieser Fragen kann<br />

hen wir?«, »Was machen wir bereits?«, durch eine Mitarbeiterin erfolgen. Die<br />

»Was müssen wir noch alles tun?«, Bearbeitung kann zu beliebiger Zeit<br />

»Was machen die anderen – der Nach- unterbrochen und zu einem anderen<br />

bar –, sind die eventuell viel weiter?« Zeitpunkt fortgesetzt werden. Zu den<br />

oder »Wieviel Zeit benötigt das und abgearbeiteten Themenkomplexen<br />

was kostet es?«<br />

wird vom Z-PMS ein Protokoll erstellt,<br />

Die Einführung von Z-PMS (Zahn- das bei Bedarf ausgedruckt werden<br />

ärztliches-PraxisManagementSystem kann. Anhand des Protokolls kann der<br />

der ZKN) war dann rasch erledigt. Das Praxisinhaber dann über das weitere<br />

System ist EDV-basiert. Es ist ein Com- Vorgehen entscheiden.<br />

puterprogramm, das auf nahezu je- Die Einführung in unserer Praxis<br />

dem Windows-Computer lauffähig ist. war daher einfacher als erwartet. Es<br />

Es benötigt keine umfangreiche Instal- zeigte sich, dass die allermeisten Anforlation.<br />

Es startet direkt von einer CD- derungen bereits längst in der tägli-<br />

Rom. Lediglich zum Abspeichern der chen Arbeit erfüllt wurden. Was bis-<br />

Arbeit ist es notwendig, einen Speilang fehlte, war jedoch die Gewissheit,<br />

cherort festzulegen. Alternativ kann Z- das Richtige zu tun oder manche Dinge<br />

PMS auch auf einem USB-Stick von der tatsächlich zu verändern. Hierbei hat<br />

ZKN bezogen werden. Es entfällt dann sich Z-PMS als sehr effektives Hilfsmit-<br />

sogar die Wahl eines Speitel<br />

erwiesen. Die Grundidee<br />

cherortes – der Bearbei-<br />

von Z-PMS ist, dass viele qualitungsstand<br />

wird direkt auf<br />

tätssichernde Arbeiten, aber<br />

dem USB-Stick gespeichert.<br />

auch Dokumentations- und<br />

Die eigentliche Arbeit mit<br />

Auditierungsmaßnahmen,<br />

Z-PMS ist sehr einfach gehal-<br />

bereits seit Jahren in den<br />

ten, wie ein »Frage-Ant-<br />

zahnärztlichen Praxen durchwort-Spiel«.<br />

Das System<br />

geführt werden. Die Maßnah-<br />

fragt den Anwender zu vermen<br />

wurden jedoch nie systeschiedenen<br />

Bereichen der<br />

matisch miteinander in Bezie-<br />

zahnärztlichen Berufsaus- Dr. Stefan Liepe hung gesetzt und hatten da-<br />

foto: PrivAt<br />

her auch nie die Chance, als ein<br />

eigenständiges zahnärztliches Qualitäts-/Praxismanagement<br />

begriffen zu<br />

werden.<br />

Diese systematische Zusammenführung<br />

leistet Z-PMS und erspart damit<br />

viele teure und umfangreiche Doppelarbeiten.<br />

»Qualitätsmanagement ist nur etwas<br />

für die Industrie« oder »Arbeitsabläufe<br />

dokumentieren macht in unserem<br />

Kleinbetrieb keinen Sinn« sind<br />

weitere oft genannten Meinungen.<br />

Diese Meinungen beruhen jedoch zum<br />

Teil auf Missverständnissen, denn Qualitätsmanagement<br />

führt nicht zwangsläufig<br />

zu einem höherwertigen Ergebnis,<br />

sondern steuert nur die Erreichung<br />

der vorgegebenen Qualität. Auch der<br />

Herstellungsprozess eines Billigprodukts<br />

kann somit durchaus einem vollständigen<br />

Qualitätsmanagement unterliegen.<br />

Auch Qualitätszertifizierungen<br />

– etwa nach ISo – sagen somit<br />

nichts über die Produktqualität aus,<br />

wie teilweise durch Werbung suggeriert,<br />

sondern nur über das Qualitätsmanagement<br />

im Herstellungsprozess.<br />

Als sehr nützlich haben sich auch die<br />

vielfältigen Vorlagen erwiesen, die Z-<br />

PMS bereits enthält. Es sind Mustervorlagen<br />

für Behandlungsabläufe enthalten,<br />

die direkt für die eigene Praxis<br />

übernommen oder bei Bedarf mit einem<br />

normalen Textverarbeitungsprogramm<br />

entsprechend den eigenen<br />

Vorstellungen angepasst werden können.<br />

Weiterhin ist auf der CD-Rom eine<br />

Vielzahl von Musterformularen der<br />

ZKN enthalten (zum Beispiel Ausbildungsverträge,GoZ-Patienteninformationen,<br />

usw.), die bei Bedarf ebenfalls<br />

einfach ausgedruckt werden können.<br />

Neben den Erfahrungen in der eigenen<br />

Praxis liegen bereits Ergebnisse<br />

von Umfragen und Auswertungen zu<br />

Z-PMS aus einigen anderen Kammerbereichen<br />

vor. Prof. Dr. Bettina Fischer,<br />

Lehrstuhl für Marketing und Unternehmensführung<br />

von der Fachhochschule<br />

Wiesbaden, hat eine Untersuchung<br />

zur Einführung von Z-PMS<br />

durchgeführt.<br />

Auf die Frage »Welche Produktvor-<br />

teile bietet Z-PMS aus Ihrer Sicht?« antworteten<br />

Anwender:<br />

l »Günstiges Angebot bei guter Qualität.<br />

Praktikabel«<br />

l »Aktueller Stand. Praxisnahe Umsetzung.<br />

Geringe Bürokratie«<br />

l »günstiger Preis«<br />

l »Die Einarbeitung ist nicht besonders<br />

schwierig. Z-PMS ist gut durchdacht<br />

und deshalb leicht umzusetzen«<br />

l Ȇbersichtlichkeit. An Praxisbedarf<br />

angepasst. Sicherheit durch Unterstützung<br />

der LZK«<br />

l »Leichte telefonische Erreichbarkeit<br />

bei Fragen. Austausch mit Kollegen<br />

möglich«<br />

l »Einfache, leicht zu bedienende<br />

dieses ist der dritte teil einer serie von Beiträgen zum thema Qm:<br />

teil 1: einführung: Qualitätsmanagement fluch oder segen<br />

teil 2: faQ: häufige fragen zu z-Pms<br />

teil 3: anwenderBerichte zu z-Pms<br />

teil 4: die zukunft: z-Pms im internet<br />

Struktur. Anträge des Gesundheitsamtes<br />

über unsere Hygienevorkehrungen<br />

konnten schnell und umfassend<br />

beantwortet werden«<br />

l »Beweiskräftige Unterlagen. Erkennen<br />

von Stärken und Nutzen von<br />

Vorteilen. Kundenzufriedenheit<br />

und verbesserte Kundenbindung.<br />

Ständiges Verbessern und Vereinfachen<br />

von Abläufen«.<br />

Die hohe Zufriedenheit der Anwender<br />

mit Z-PMS spiegelt sich auch in den<br />

Antworten auf die Frage »Würden Sie<br />

eine QM-Einführung mit Z-PMS weiterempfehlen?«<br />

wider. 87 Prozent der Befragten<br />

antworteten auf diese Frage<br />

mit »Ja« oder »auf jeden Fall«.<br />

712 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 713<br />

foto: Dr. S. liePe<br />

Mitarbeiterinnen<br />

(Frau Piepho und Frau<br />

Bornschein) bei der<br />

Bearbeitung von Z-PMS<br />

Dr. Stefan Liepe l<br />

Quelle: Prof. Dr. B. fiSCHer


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Info-Tag<br />

an der ZMK-Klinik der MHH<br />

Einmal im Jahr präsentiert<br />

sich die Klinik für Zahn-,<br />

Mund-, und Kieferheilkunde<br />

der Medizinischen Hochschule<br />

in Hannover der<br />

allgemeinen Öffentlichkeit<br />

Das besondere an dieser<br />

Veranstaltung ist, dass die<br />

organisation in den Händen<br />

der Studenten aus<br />

den klinischen Semestern<br />

ZKN Präsident Dr. Michael Sereny<br />

(2. von rechts) mit den Oorganisatorinnen<br />

Mariela Schubert und<br />

Elena Welle sowie dem Schirmherr<br />

Prof. Dr. H. Günay<br />

Zahnmedizinstudenten<br />

organisieren<br />

Tag der offenen Tür<br />

Motto: »Ein schönes<br />

Lächeln im richtigen<br />

Augenblick«<br />

liegt. Die Schirmherrschaft hat Prof. Dr.<br />

H. Günay, stellvertretender Direktor<br />

der Klinik und leitender oberarzt der<br />

Abteilung für Zahnerhaltung, Parodontologie<br />

und Präventive Zahnheilkunde.<br />

fotoS: Prof. Dr. H. günAy; Dr. K.-H KArStenS<br />

Dr. Karl-<br />

Hermann<br />

Karstens<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

Am Samstag,<br />

den 17. oktober,<br />

fand die diesjährige<br />

Veranstaltung<br />

in der Zeit von 10<br />

bis 16 Uhr in der Klinik<br />

statt. Für alle<br />

Mitglieder der Familien,<br />

von den<br />

Steppkes bis zu<br />

oma und opa, waren<br />

Aktionen vorbereitet.<br />

Neben ei-<br />

nem improvisierten Kariestunnel wurde<br />

den Kindern spielerische Information<br />

zur Zahngesundheit geboten. An<br />

den Phantomköpfen des studentischen<br />

Schulungsraumes konnte jeder<br />

Besucher unter Anleitung einer/eines<br />

Studierenden selbst einmal »Zahnarzt«<br />

spielen und in den Plastikzähnen<br />

Löcher bohren. Parallel liefenVorträge<br />

im Hörsaal zu Themen, die den Bogen<br />

von der »Kieferorthopädie bei Erwachsenen«<br />

bis zu »Möglichkeiten der dentalen<br />

Implantologie« spannten. Ausstellungen<br />

zu Zahn- und Mundhygiene,<br />

herausnehmbaren Zahnersatz mit Prothesenpflege<br />

und diversen anderen<br />

Themen komplettierten das Programm.<br />

Unter der Leitung von cand. med.<br />

dent. Mariela Schubert und Elena Welle<br />

war alles über Monate vorbereitet<br />

worden. Dutzende von Sponsoren wurden<br />

angesprochen, um über eine Tombola<br />

jedem Besucher eine kleine Aufmerksamkeit<br />

zukommen zu lassen. Die<br />

Studierenden hatten selbst Kuchen gebacken,<br />

den sie kostenlos den Gästen<br />

offerierten. Und jeder von den circa 80<br />

beteiligten Studentinnen und Studenten<br />

sowie den acht Assistenten war mit<br />

großem Engagement bei der Sache.<br />

Prof. Günay hob hervor, dass diese<br />

Veranstaltung insbesondere der allgemeinen<br />

Information der Bürger über<br />

die Zahnklinik in Hannover diene und<br />

zusätzlich Gymnasiasten eine Studieninformation<br />

über das Fach Zahnheilkunde<br />

böte. Er geht davon aus, dass er<br />

im nächsten Jahr zum siebten Mal in<br />

Folge wieder 500 bis 600 Besucher bei<br />

einer gleichartigen Veranstaltung begrüßen<br />

wird. KHK l<br />

Wenn der Versicherungsmann klingelt ...<br />

– oder: Wer ist eigentlich »Herr Kaiser«?<br />

Eine wahre Begebenheit aus dem Alltag einer hannoverschen<br />

Zahnarztpraxis<br />

Herr S. stellte sich<br />

als Leitender Repräsentant<br />

einer<br />

großen Versicherungsgruppe,deren<br />

Namen wir an dieser Stelle<br />

selbstverständlich nicht nennen<br />

können, vor.<br />

Das Angebot<br />

Heike Nagel Geschult und sorgfältig gewählt<br />

waren die Worte des Herrn Kaiser,<br />

pardon Herr S., mit denen er gekonnt<br />

dem Zahnarzt ein scheinbar lukratives<br />

Angebot unterbreitete: In seinem<br />

Job sei es doch ganz einfach, die<br />

Patienten zu animieren, bei seiner Versicherungsgruppe<br />

Versicherungen abzuschließen.<br />

Es solle sein Schaden nicht<br />

sein – selbstverständlich erhalte der<br />

Zahnarzt dafür eine Provision!<br />

Mit schon ein wenig stolzgeschwellter<br />

Brust ließ Herr S. die Bemerkung<br />

fallen, die den Zahnarzt letzten Endes<br />

offensichtlich überzeugen sollte: Er habe<br />

schon viele Zahnärzte dafür gewinnen<br />

können. Das Geschäft laufe sehr<br />

gut.<br />

Und mit einem scheinbar verstehenden<br />

Blick auf den Zahnarzt fügte er<br />

hinzu, dass man in der heutigen Zeit<br />

vom Bohren allein auch nicht mehr leben<br />

könne.<br />

Natürlich, wie sollte es auch anders<br />

sein, zauberte Herr S. noch ein weiteres<br />

Schmankerl aus dem Hut: Die kooperierenden<br />

Praxen, die Patienten akquirieren,<br />

würden darüber hinaus so<br />

manchen Bonus erhalten, indem diese<br />

Praxen von den Versicherungen als<br />

»gute« und »qualitativ hochwertig arbeitende<br />

Praxen« den Versicherten<br />

empfohlen würden. Auch würden die<br />

Versicherten im Falle der Behandlung<br />

in diesen Praxen auch mehr Zuschuss<br />

erhalten, und die Zahnärzte könnten<br />

höhere Gebührensätze<br />

abrechnen.<br />

Und Werbematerial,<br />

wie Flyer und dergleichen,<br />

habe er selbstverständlich<br />

auch dabei.<br />

Ein klares Nein<br />

In unserem Fall hatte der<br />

Zahnarzt für die Werbemethoden<br />

des Herrn S.<br />

nur ein Achselzucken übrig<br />

und lehnte das Ansinnen<br />

rundheraus ab. Ihm<br />

war klar, dass ein Tätigwerden<br />

wie von Herrn S.<br />

angepriesen, nicht mit den für seine<br />

Berufsausübung geltenden Vorschriften<br />

zu vereinbaren ist.<br />

...aus folgenden Gründen<br />

Der Zahnarzt ist gem. § 1 Abs. 1 des<br />

Zahnheilkundegesetzes zur Ausübung<br />

der Zahnheilkunde berechtigt. Die<br />

Zahnheilkunde ist definiert in § 1 Abs. 3<br />

ZHG als berufsmäßige auf zahnärztlich<br />

wissenschaftliche Erkenntnis gegründete<br />

Feststellung und Behandlung von<br />

Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten.<br />

Gemäß § 1 Abs. 4 ZHG ist die Ausübung<br />

der Zahnheilkunde kein Gewerbe!<br />

Dem Zahnarzt ist es nach § 21 Abs. 4<br />

der Berufsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (Bo) untersagt, seine<br />

zahnärztliche Berufstätigkeit für<br />

gewerbliche Zwecke zu verwenden<br />

oder ihre Verwendung für gewerbliche<br />

Zwecke zu gestatten.<br />

Das Akquirieren von Patienten für<br />

Versicherungsgesellschaften ist daher<br />

mit den berufsrechtlichen Vorschriften<br />

nicht vereinbar.<br />

Darüber hinaus wäre ein Vorgehen<br />

in dieser Form auch nicht mit dem Anspruch<br />

an die gewissenhafte Berufs-<br />

Es war ein ganz<br />

normaler Tag<br />

in einer ganz<br />

normalen zahnärztlichen<br />

Praxis.<br />

Bis – ja, bis<br />

Herr S. in den<br />

Praxisräumen<br />

des Zahnarztes<br />

erschien …<br />

ausübung und das dem<br />

Zahnarzt aufgrund seines<br />

Berufes entgegengebrachte<br />

Vertrauen zu vereinbaren.<br />

In einem vergleichbar gelagerten<br />

Fall untersagte ein<br />

Gericht die Werbung eines<br />

Arztes für Gewerbetreibende<br />

und begründete seine<br />

Entscheidung unter anderem<br />

damit, dass dem Arzt eine<br />

in der gewerblichen Wirtschaft<br />

unübliche Verantwortung<br />

und Fürsorge gegenüber<br />

seinen Patienten<br />

obliege, da diese aufgrund<br />

mangelnder Fachkunde regelmäßig<br />

nicht in der Lage seien, Entscheidungen<br />

und Empfehlungen ihres Arztes in<br />

Frage zu stellen.<br />

Als problematisch sah es das Gericht<br />

außerdem an, dass Patienten die Vorstellung,<br />

der Arzt »kenne sich aus« und<br />

»wisse, was gut ist«, vielfach undifferenziert<br />

auf andere Lebensbereiche<br />

übertragen...«. Aus diesem Grund sei<br />

es naheliegend, dass bei einer Vielzahl<br />

von Patienten der Eindruck entstehe,<br />

der Arzt stehe mit seiner Fachkunde<br />

hinter den angepriesenen Produkten<br />

und heiße diese gut.<br />

Letzten Endes wäre es nämlich der<br />

Gewerbebetrieb, in diesem Fall die Versicherung,<br />

die an dem guten Namen<br />

und dem seriösen Beruf des Zahnarztes<br />

partizipiert und daraus einen erheblichen<br />

Vorteil ziehen würde.<br />

Der Zahnarzt ist zur Ausübung der<br />

Zahnheilkunde berechtigt. Die Akquise<br />

von Patienten gehört eindeutig nicht<br />

dazu und ist ihm daher auch nicht gestattet!<br />

Zu guter Letzt<br />

Die <strong>Zahnärztekammer</strong> hat, als sie davon<br />

erfuhr, angesichts der Tragweite<br />

714 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 715<br />

foto: PrivAt


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Papierkrieg<br />

Kampf gegen überbordende Bürokratie und Verwaltungsschikane<br />

Auch Private Krankenversicherungen<br />

nerven mit Papierkrieg.<br />

»Nicht mehr der Zahn-<br />

Arzt soll gemeinsam mit Ihnen<br />

entscheiden, was für Ihre Gesundheit<br />

richtig ist.«<br />

Mit dieser Erklärung beginnen die<br />

Beiträge zur Rubrik »Ver-Unsicherungen«<br />

auf der website www.oldenBurk.<br />

de unseres Kollegen Dr. Wolfgang Burk<br />

in oldenburg (die Domain verrät es ja<br />

schon).<br />

Bereits wenige Zeilen später folgt ei-<br />

Fortsetzung von Seite 715:<br />

der Angelegenheit, sofort reagiert und<br />

bei dem Vorstand der großen Versicherung<br />

Beschwerde über das Verhalten<br />

des Herrn S. geführt. Vielleicht ist es<br />

von Interesse für Sie zu erfahren, dass<br />

uns nach circa 1 1/2 Monaten ein Antwortschreiben<br />

von dort, bestehend aus<br />

insgesamt vier (!) Sätzen, erreichte mit<br />

dem Tenor, man habe Herrn S. befragt<br />

und der habe unsere Behauptungen<br />

bestritten.<br />

Ein Schelm, wer jetzt Böses dabei<br />

denkt ...<br />

Eines wird jedoch auch hier wieder<br />

deutlich: Der wahre »Herr Kaiser« hätte<br />

solch ein unseriöses Angebot nicht<br />

gemacht. Heike Nagel<br />

Assistentin des Justitiars l<br />

neUnterlassungserklärung, die der<br />

Kollege zur Abwendung<br />

finanzieller<br />

Risiken abzugeben<br />

hatte: »Ich betone<br />

und stelle bedauernd<br />

richtig: Die<br />

D BV-Winter thur<br />

Krankenversicherung<br />

erpresst nicht.<br />

… Sie betreibt auch<br />

keine Antiwerbung<br />

Dr. Wolfgang<br />

Burk<br />

und ist auch nicht Erfüllungsgehilfe für<br />

Lauterbach & Co.«. Was steckt hinter<br />

dieser Unterlassungserklärung?<br />

Der Kollege betreibt in oldenburg<br />

seit 1981 eine Privatpraxis für Zahnheilkunde,<br />

die sehr breitfächerig aufgestellt<br />

ist. Zwangsläufig ist der größere<br />

Teil seiner Patienten bei einer privaten<br />

Krankenversicherung versichert.<br />

Leidvoll musste er über die vergangenen<br />

Jahre erleben, dass deren Erstattungspraxis<br />

immer groteskere Züge<br />

annimmt. Nicht nur bei den Beihilfestellten<br />

des öffentlichen Dienstes, auch<br />

in den Verwaltungen der Versicherungskonzerne<br />

werden immer mehr<br />

Sachbearbeiter/innen eingesetzt, um<br />

mit Nachfragen, Erläuterungsanforderungen<br />

und weiteren teilweise schikanösen<br />

Schreiben, die aus vorgefertigten<br />

Textblöcken mit mehr oder weniger<br />

Sachverstand zusammengesetzt wur-<br />

foto: PrivAt<br />

Dr. Karl-<br />

Hermann<br />

Karstens<br />

foto: ZKn-ArCHiv<br />

den, den bürokratischen<br />

Aufwand in<br />

unseren Praxen zu<br />

steigern.<br />

Zur Information<br />

seiner eigenen und<br />

anderer Patienten,<br />

im Grunde aller<br />

Bürger unserer Republik,<br />

über diese<br />

zunehmende Praxis<br />

– auch von namhaftenVersiche-<br />

rungen wie der DBV-Winterthur, die inzwischen<br />

von der AXA-Versicherung<br />

(»Einfach gut versichert«) übernommen<br />

wurde – stellte er einen offenen<br />

Brief in seine website. Diesen Brief, eine<br />

Antwort auf einen immer wiederkehrenden<br />

Fragenkatalog der DBV-<br />

Winterthur zu geplanten oder durchgeführten<br />

zahnmedizinischen Maßnahmen,<br />

nahm die Versicherung zum<br />

Anlass, von unserem Kollegen eine Unterlassungserklärung<br />

zu verlangen.<br />

Wenn Sie ebenfalls von den allgemein<br />

gängigen Taktiken der<br />

Versicherung(en) genervt sind, sollten<br />

Sie der website: www.oldenBurk.de einen<br />

Besuch abstatten. Es könnten sich<br />

dort unter Leistungsspektrum /Veröffentlichungen/Ver-Un-Sicherungen<br />

hilfreiche Informationen für Sie finden.<br />

KHK l<br />

Gehwegräumpflicht<br />

Alle Jahre wieder ....<br />

der Winter<br />

und mit ihm<br />

die Frage, wer<br />

eigentlich dafür<br />

…kommt<br />

zuständig ist,<br />

die Gehwege von Schnee und Eis zu befreien.<br />

Grundsätzlich sind die Gemeinden<br />

bzw. Städte verpflichtet, die öffentlichen<br />

Gehwege zu räumen. Dieser<br />

Grundsatz findet jedoch leider nur sehr<br />

selten Anwendung, da die Kommunen<br />

regelmäßig mittels Satzung die<br />

Räumpflicht auf die jeweiligen Grundstückseigentümer<br />

übertragen.<br />

In diesen Fällen ist also der Hauseigentümer<br />

zur Schnee- und Eisbeseitigung<br />

verpflichtet. Allerdings hat er die<br />

Möglichkeit, zum Beispiel durch eine<br />

entsprechende Regelung im Mietvertrag,<br />

seine Räumpflichten auf den Mieter<br />

zu übertragen.<br />

Wurde von dieser option Gebrauch<br />

gemacht, obliegt es nunmehr dem<br />

Mieter, den Gehweg und den Hauseingang<br />

schnee- und eisfrei zu halten.<br />

Ganz aus dem Schneider ist der Vermieter<br />

in diesen Fällen jedoch auch<br />

nicht, da er trotz Übertragung noch<br />

verpflichtet ist, die Einhaltung der<br />

Räumpflicht, zumindest stichprobenartig,<br />

zu kontrollieren. Dies gilt übrigens<br />

auch, wenn der Eigentümer einen<br />

Dritten, zum Beispiel einen Winter-<br />

dienst oder Hausmeisterservice, mit<br />

der Räumung beauftragt hat. Kann die<br />

Einhaltung der Überwachungspflicht<br />

nicht nachgewiesen werden, drohen<br />

dem Eigentümer im Schadensfalle Ansprüche<br />

der geschädigten Person/en.<br />

Neben der Frage der Zuständigkeit<br />

ist jedoch auch der Umfang der<br />

Räumpflicht von Bedeutung. Häufig<br />

enthalten die lokalen Straßenreinigungssatzungen<br />

entsprechende Vorgaben.<br />

Im Allgemeinen wird gefordert,<br />

dass in der Zeit von 7.00 bis 20.00 Uhr<br />

so viel des Gehweges geräumt wird,<br />

dass zwei Erwachsene nebeneinander<br />

hergehen können. Dies dürfte einer<br />

Breite von circa 1 bis 1, 5 m entsprechen.<br />

Sollte es im betreffenden Zeitraum<br />

wiederholt schneien oder gefrieren, ist<br />

die Räumtätigkeit gegebenenfalls zu<br />

wiederholen. Dies gilt auch für Berufstätige,<br />

die sich um eine Vertretung bemühen<br />

müssen. Analoges gilt, wenn<br />

ein Räumverpflichteter urlaubsbedingt<br />

abwesend ist.<br />

Wird die Räumpflicht nicht oder<br />

nicht ordnungsgemäß erfüllt, können<br />

im Schadensfall erhebliche Forderungen<br />

auf den Verpflichteten zukommen.<br />

Man denke in diesem Zusammenhang<br />

an Heilkosten und an Schmerzensgeld.<br />

Kommt es zu einer dauerhaften Schädigung,<br />

kommen auch lebenslange<br />

Rentenzahlungen in Betracht. In diesem<br />

Zusammenhang sei<br />

erwähnt, dass die meistenHaftpflichtversicherungenAusschlussklauseln<br />

für den Fall von grober<br />

Fahrlässigkeit oder<br />

Vorsatz enthalten.<br />

Als Fazit kann festgehalten<br />

werden, dass man<br />

die Einhaltung der<br />

Räumpflicht nicht auf die<br />

leichte Schulter nehmen<br />

sollte. Michael Behring<br />

Abteilungsleiter Aus- und<br />

Fortbildung l<br />

716 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 717<br />

foto: K. SCHirBort<br />

Unbewusste<br />

Steuerhinterziehung<br />

Urteil:<br />

Praxisausfallversicherung<br />

ist nicht als<br />

Betriebsausgabe<br />

absetzbar<br />

Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs<br />

(BFH) vom 20.5.2009 (Az. VIII R<br />

6/07) laufen auch Zahnärzte Gefahr,<br />

mit ihrer Praxisausfallversicherung<br />

Steuerbetrug zu begehen<br />

Die Richter bestätigten die ständige<br />

Rechtsprechung, wonach eine Praxisausfallversicherung<br />

– auch Betriebsausfallversicherung<br />

genannt –<br />

für den Fall von Krankheit oder<br />

Unfall ereignis des Freiberuflers der privaten Lebensführung<br />

zuzurechnen ist. Wer entsprechende<br />

Versicherungsprämien von der Steuer absetzt,<br />

setzt sich dem Verdacht der Steuerhinterziehung<br />

aus.<br />

»Das Problem ist, genau zu dieser Praxis leiten<br />

seit Jahren zahlreiche Versicherer durch ihre Werbebroschüren<br />

und entsprechende Schulung ihrer<br />

Vermittler an«, sagt Rechtsanwalt Dr. Johannes Fiala<br />

aus München www.fiala.de), der sich mit Dipl.-<br />

Math. Peter A. Schramm, Sachverständiger für<br />

Versicherungsmathematik (www.pkv-gutachter.<br />

de), mit dieser Materie beschäftigt.<br />

Nur wenn betriebliche Risiken, etwa die Schließung<br />

einer Zahnarztpraxis wegen Seuchengefahr,<br />

oder Betriebsschließung nach Brand, Sturm<br />

oder Einbruch, versichert seien, komme eine anteilige<br />

Zuordnung im betrieblichen Bereich in Frage,<br />

führt der Münchner Rechtsanwalt weiter aus.<br />

Anderenfalls handele es sich um Kosten der privaten<br />

Lebensführung, für die ein Abzugsverbot in §<br />

12 Einkommensteuergesetz (EStG) zu finden sei.<br />

Natürlich sollte der Steuerberater des Zahnarztes<br />

über dieses Prozedere informiert sein. »Aber<br />

nur, wenn er den Auftrag zu einer materiellen Be-


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

legprüfung bekommt oder der Zahnarzt<br />

die Buchführung in die Hände des<br />

Steuerberaters legt, kann es ihm auffallen«,<br />

erklärt Fiala. oft kümmert sich<br />

allerdings der Praxisinhaber oder eine<br />

Angestellte um die Buchführung.<br />

Täuschungsmanöver<br />

Fiala berichtet, dass sich selbst eine<br />

süddeutsche Landeszahnärztekammer<br />

offenbar vom lügenhaften Marketing<br />

einiger Versicherer täuschen lässt. So<br />

wirbt diese Kammer bei Mitgliedern<br />

damit, dass die Prämien der Praxisausfallversicherung<br />

von der Steuer absetzbar<br />

und die Leistungen des Versicherers<br />

zu versteuern seien.<br />

Rein rechtlich sind solche Vorschläge<br />

problematisch. Fiala: »Wer einem<br />

anderen »leichtfertig und gewissenlos«<br />

zu hohen Ausgaben für Geschäfte<br />

mit ungewissem Ausgang rät und dabei<br />

bewusst in Kauf nimmt, dass das<br />

Geschäft scheitert und dass der andere<br />

dabei erheblichen wirtschaftlichen<br />

Schaden erleidet, handelt sittenwidrig<br />

(vgl. BGH, NIW 1987,1758).«<br />

Recht in der Praxis<br />

Nach § 3 Abs. 2 der Zulassungsverordnung<br />

für Vertragszahnärzte<br />

ist die Approbation<br />

als Zahnarzt<br />

und die Ableistung einer<br />

mindestens zweijährigen Vorbereitungszeit<br />

Grundvoraussetzung für die<br />

Erteilung einer vertragszahnärztlichen<br />

Zulassung. In dem vom Landessozialgericht<br />

Schleswig mit Beschluss (L 4 B<br />

497/08 KA ER) entschiedenen Fall,<br />

machte ein Zahnarzt geltend, dass ihm<br />

die Assistenzzeit bei einem Privatzahnarzt<br />

im Rahmen der Vorbereitungszeit<br />

anzurechnen sei. Es läge eine Regelungslücke<br />

vor. Der größere Teil der<br />

Vorbereitungszeit sei nicht notwendigerweise<br />

bei einem Vertragszahnarzt<br />

zu absolvieren, sondern auch Tätigkei-<br />

Das Urteil macht eines deutlich:<br />

Freiberufler, wie etwa Zahnärzte, haben<br />

in der Vergangenheit viel zu hohe<br />

Versicherungssummen bei den Versicherern<br />

abgeschlossen, weil ihnen erklärt<br />

wurde, im Schadensfall müssten<br />

sie noch Steuern auf die Leistungen des<br />

Versicherers bezahlen.<br />

Diese falschen Angaben zu Steuerersparnissen<br />

bei Praxisausfallversicherungen<br />

sind ein Problem. »Einfache<br />

steuerliche Ratschläge von Versicherungsvertretern<br />

sind zwar möglich,<br />

müssen aber korrekt sein«, betont Fiala.<br />

Alternative Krankentagegeld<br />

Um den Problemen mit dem Fiskus aus<br />

dem Weg zu gehen, gibt es die Alternative<br />

des Krankentagegeldes. Nur dort<br />

entfällt nach drei Jahren das ordentliche<br />

Kündigungsrecht und es gibt kein<br />

Kündigungsrecht im Schadensfall für<br />

den Versicherer.<br />

Das ist auch eine Besonderheit der<br />

Praxisausfallversicherung: Der Versicherer<br />

kann diese nach einem Scha-<br />

ten in unselbstständiger Stellung –<br />

zum Beispiel in Universitätszahnkliniken<br />

oder im öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

– würden zur Erfüllung der<br />

zweijährigen Vorbereitungszeit beitragen<br />

können. Zudem verstoße die Regelung<br />

des § 3 Abs. 3 Zahnärzte-ZV gegen<br />

das europarechtliche Diskriminierungsverbot<br />

aus Gründen der Staatsangehörigkeit,<br />

da Zahnärzte, die in einem<br />

anderen EU- oder EWR-Mitgliedsstaat<br />

ein nach den gemeinschaftsrechtlichen<br />

Vorschriften anerkanntes<br />

Diplom erworben hätten, ohne Vorbereitungszeit<br />

zur Berufsausübung zugelassen<br />

würden.<br />

Das LSG Schleswig erteilte dieser<br />

Auffassung eine Absage. Der Wortlaut<br />

des § 3 Abs. 3 Zahnärzte-ZV sei eindeu-<br />

densfall und der ausgezahlten Schadenssumme<br />

fristgerecht kündigen.<br />

Sollte der Kunde anschließend weiterhin<br />

Probleme mit der Gesundheit haben,<br />

wird er es schwer haben, sich woanders<br />

zu versichern.<br />

Grenze für die Versicherbarkeit in<br />

der Krankentagegeldversicherung ist<br />

allerdings das Nettoeinkommen, während<br />

in der Praxisausfallversicherung<br />

auch darüber hinaus die im Krankheitsfall<br />

weiter laufenden Praxiskosten<br />

abgesichert werden können. »Doch<br />

die Praxisschließung wird für viele<br />

Freiberufler im Krankheitsfall gar keine<br />

echte option sein, weil dann auch Patienten<br />

verloren gehen«, glaubt Fiala.<br />

Vielmehr ist die Praxisweiterführung<br />

mit einem Vertreter die bessere<br />

Wahl – dann aber tragen sich die Praxiskosten<br />

durch dessen Tätigkeit selbst<br />

und die Versicherung des entgangenen<br />

Nettoeinkommens in einer Krankentagegeldversicherung<br />

reicht völlig.<br />

spectator dentistry, Ausgabe Nr. 10 l<br />

LSG Schleswig: Anrechnung von Tätigkeiten für Vorbereitungszeit<br />

tig und fordere eine Tätigkeit als Assistent<br />

bei einem Vertragszahnarzt, womit<br />

keine ausfüllungsbedürftige Regelungslücke<br />

vorliegen würde. Im Übrigen<br />

sei auch kein Verstoß gegen<br />

europarechtliche Bestimmungen oder<br />

gegen die Verfassung zu verzeichnen.<br />

Bei einem nicht grenzüberschreitenden<br />

Sachverhalt – wie dem vorliegenden<br />

– verstoße das Erfordernis der Vorbereitungszeit<br />

nicht gegen Gemeinschaftsrecht.<br />

Die Regelung in der Zulassungsverordnung<br />

würden auch nicht<br />

gegen die Berufsausübungsfreiheit<br />

nach Art. 12 des Grundgesetzes verstoßen,<br />

da unter anderem von der Zweckmäßigkeit<br />

und Zumutbarkeit der zweijährigen<br />

Vorbereitungszeit ausgegangen<br />

werden könne.<br />

LG Itzehoe: Offenhalten der Haustür bei Arztpraxis<br />

Viele Arzt- und Zahnarztpraxen<br />

legen darauf Wert, dass<br />

ihre Patienten möglichst<br />

ungehinderten Zugang zur<br />

Praxis bekommen, in dem<br />

sie die Haustür durch »einfaches Stoßen«<br />

öffnen können. Lästig kann es<br />

werden, wenn der Vermieter die so genannte<br />

»Schlossfalle« regelmäßig verriegelt<br />

und die Patienten erst klingeln<br />

müssen.<br />

Mit einer solchen »Verriegelungsaktion«<br />

musste sich das Landgericht Itzehoe<br />

in seinem Urteil vom 9.7.2009 (AZ<br />

7 o 191/08) im Fall einer betroffenen<br />

Zahnarztpraxis beschäftigen. In seiner<br />

Entscheidung kommt das LG Itzehoe zu<br />

dem Ergebnis, dass es für die Frage, ob<br />

ein offenhalten der Haustür verlangt<br />

werden kann oder nicht, darauf ankommt,<br />

ob dies zum vertragsgemäßen<br />

Gebrauch der Mietsache erforderlich<br />

ist. Eine Abwägung der beiderseitigen<br />

Interessen ergebe im konkreten Fall,<br />

dass dem Zahnarzt ein Anspruch darauf<br />

zustünde, während der Geschäftszeiten<br />

der Praxis, die Haustür geöffnet<br />

zu haben. Zu unterscheiden sei insoweit<br />

zwischen einem Wohnhaus und<br />

einem Gebäude für Gewerbebetrieb.<br />

Insbesondere bei einer Vermietung<br />

von Räumen zu Gewerbezwecken gehöre<br />

es zum vertragsgemäßen Gebrauch<br />

der Mietsache, dass die Mietsache<br />

jederzeit für Publikumsverkehr<br />

leicht zugänglich ist und den »Kunden«<br />

möglichst ungehinderter Zugang gewährt<br />

wird. Regelmäßig gehöre es danach<br />

auch zum vertragsgemäßen Gebrauch<br />

der Mietsache eines Gewerbebetriebes<br />

mit gesonderter Haustür,<br />

dass ein freier Durchgang ermöglicht<br />

wird.<br />

Etwas anderes könne nur dann gelten,<br />

wenn dem Vermieter des Gewerbebetriebes<br />

unter Berücksichtigung<br />

der Interessen der übrigen Mieter ein<br />

überwiegendes Interesse daran zuzubilligen<br />

sei, dass das Haus stets verschlossen<br />

ist und die Haustür nur auf<br />

Klingeln geöffnet werden kann. Allein<br />

der Wunsch der übrigen Mieter, auch<br />

wenn es sich um Wohnraummietverträge<br />

handele, die Haustür wegen eines<br />

überhöhten persönlichen Sicherheitsbedürfnisses<br />

geschlossen zu halten,<br />

reiche hierzu jedoch nicht aus.<br />

Vielmehr müsse der Vermieter Tatsachen<br />

vortragen und gegebenenfalls<br />

beweisen, die zu Gunsten des Sicherheitsbedürfnisses<br />

der übrigen Mieter<br />

so schwerwiegend seien, dass die Belange<br />

des Gewerbetreibenden zurückstehen<br />

müssten (zum Beispiel be-<br />

Das<br />

KinderhospizLöwenherz-Backbuch<br />

reits erfolgte Einbrüche über die Haustüre).<br />

Wenn ein Arzt/Zahnarzt demnach<br />

in zweifelhafter Gegend (in einer<br />

Art »Tal der langen Messer«) praktiziert,<br />

kann das Sicherheitsbedürfnis seiner<br />

Mitbewohner also auch überwiegen.<br />

Auf Basis dieser Entscheidung hat<br />

ein Praxisinhaber zumindest einen guten<br />

Ansatz sich gegen »lästige Absperrungsmaßnahmen«<br />

seines Vermieters<br />

zur Wehr zu setzen. RA Michael Lennartz,<br />

Newsletter Kazemi & Lennartz, I-10-09 l<br />

Ein Backbuch<br />

mit 52 leckeren<br />

Rezepten<br />

haben die Ehrenamtlichen<br />

der Kuchenbackgruppe zusammengestellt.<br />

Die engagierten Frauen bringen seit mehreren Jahren jedes Wochenende<br />

selbstgebackene Kuchen und Torten ins Kinderhospiz, die bei<br />

Eltern und Kindern heiß begehrt sind. Immer wieder wurden die Ehrenamtlichen<br />

nach den Rezepten gefragt, so dass daraus die Idee entstand,<br />

ein Buch herauszugeben. Es ist mit schönen Fotos illustriert und kann<br />

zugleich als Jahreskalender genutzt werden. Auf einer Seite ist Platz für<br />

Eintragungen wie zum Beispiel für Geburtstage der Familie und Freunde.<br />

Das Backbuch wird voraussichtlich Ende November fertig sein und<br />

kann schon jetzt im Vereinsbüro, Telefon (0 42 42) 59 25-0 bestellt werden.<br />

Es kostet 9,80 Euro zuzüglich Porto.<br />

Info unter:<br />

info@kinderhospiz-loewenherz.de<br />

www.kinderhospiz-loewenherz.de<br />

Info-Post Kinderhospiz-Löwenherz, Nr. 38 l<br />

718 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 719


dies & das<br />

Ministerin:<br />

Qualifizierte Fachangestellte<br />

sollen Ärzte bei Hausbesuchen<br />

helfen<br />

Projekt »mo-ni«<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s Gesundheitsministerin<br />

Mechthild Ross-Luttmann<br />

(CDU) hat sich für eine<br />

Unterstützung von Hausärzten auf<br />

dem Land durch speziell qualifizierte<br />

medizinische Fachangestellte ausgesprochen.<br />

Diese sollten die Ärzte etwa<br />

bei Hausbesuchen unterstützen,<br />

schlug die Ministerin am Freitag an einem<br />

Runden Tisch zur Stärkung der<br />

hausärztlichen Versorgung vor. Durch<br />

den Einsatz könnte für Hausärzte der<br />

Anreiz steigen, sich in unterversorgten,<br />

ländlichen Gebieten in <strong>Niedersachsen</strong><br />

niederzulassen.<br />

Ross-Luttmann schlug vor, das Projekt<br />

MoNi (Modell <strong>Niedersachsen</strong>) der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachen<br />

(KVN) in einer Modellregion mit<br />

Unterstützung von Krankenkassen zu<br />

erproben. »MoNi« basiert darauf, dass<br />

qualifizierte Medizinische Fachangestellte<br />

vor allem Hausärzte bei medizinischen<br />

und administrativen Tätigkeiten<br />

entlasten. Ärzte könnten den Fachangestellten<br />

dabei etwa konkrete<br />

Vorgaben mit auf den Weg geben. So<br />

könnten die Angestellten Verbände anlegen<br />

und wechseln, Blutdruck und<br />

Blutzucker messen oder Medikamente<br />

nach ärztlicher Verordnung verabreichen.<br />

Die Patienten würden so umfassend<br />

versorgt, ohne dass Ärzte unter<br />

ständigem Zeitdruck zu Hausbesuchen<br />

unterwegs sein müssten, sagte die Ministerin.<br />

»Menschen müssen auch in<br />

ländlicher Umgebung wohnortnah zu<br />

Hause versorgt werden können.« Angesichts<br />

des drohenden Hausärztemangels<br />

im ländlichen Raum <strong>Niedersachsen</strong>s<br />

sei eine sinnvolle Arbeitsteilung<br />

zwischen Hausärzten und anderen Gesundheitsberufen<br />

sinnvoll. »Wenn die<br />

Allgemeinmedizin im Studium und<br />

den Praktika nur annähernd den Stellenwert<br />

hätte, den sie später in der Versorgung<br />

besitzt, hätten wir erheblich<br />

weniger Sorgen«, betonte Ross-Lutt-<br />

mann anlässlich der Übergabe des<br />

»MoNi«-Berichts durch die KVN.<br />

www.facharzt.de, 9.10.2009<br />

Neues zu Rechtsangaben<br />

auf der Arzthomepage<br />

Leitfaden informiert<br />

Mehr als die Hälfte der niedergelassenen<br />

Ärzte und Zahnärzte<br />

präsentiert sich im Internet<br />

mit eigener Homepage. Wer die<br />

rechtlichen Aspekte vernachlässigt,<br />

muss jedoch mit hohen Strafen rechnen.<br />

Das Bundesjustizministerium hat<br />

deshalb einen entsprechenden Leitfaden<br />

herausgegeben.<br />

Zwei Drittel der Mediziner halten<br />

den online-Auftritt für das wichtigste<br />

Marketinginstrument – so das Ergebnis<br />

einer Umfrage der »Stiftung Gesundheit«<br />

vom Dezember 2008. Dennoch<br />

lässt die überwiegende Mehrzahl<br />

der Mediziner ihre Website nicht professionell<br />

gestalten, sondern pflegt sie<br />

selbst.<br />

Kommen die rechtlichen Aspekte zu<br />

kurz, kann das eine Menge Ärger in<br />

Form von Geldbußen und teuren Abmahnungen<br />

verursachen, berichtet<br />

der Informationsdienst »adp«. Die Falle<br />

schnappe bereits zu, wenn die »Anbieterkennzeichnungspflichten«<br />

im<br />

Impressum nicht vollständig erfüllt<br />

werden.<br />

Es sei daher ratsam, einen Abgleich<br />

mit den Vorschriften nach dem Telemediengesetz<br />

(TMG) vorzunehmen<br />

und die notwendigen Angaben zu vervollständigen.<br />

Unter http://www.bmj.<br />

de/musterimpressum hat das Bundesjustizministerium<br />

dazu einen Leitfaden<br />

ins Netz gestellt.<br />

www.med-dent-magazin.de, 10/2009<br />

Zwei neue Portale für mehr<br />

Datensicherheit im Internet<br />

mehr sicherheit<br />

Mit zwei neuen Ratgeberportalen<br />

will Bundesverbraucherministerin<br />

Ilse Aigner (CSU)<br />

jüngere und ältere Surfer vor gefährli-<br />

chen Klippen im Internet warnen.<br />

Aigner hat die Internet-Anbieter zudem<br />

zu mehr Datensicherheit aufgefordert.<br />

»Die Unternehmen müssen (...)<br />

ihrer Verantwortung für die Sicherheit<br />

im Netz besser gerecht werden«, sagte<br />

sie.<br />

»Betreiber sollten zum Beispiel sicherheitsfreundliche<br />

Voreinstellungen<br />

nutzen.« Anbieter müssten die Daten<br />

der Nutzer effektiver schützen. »Das<br />

Problem ist, dass die Nutzer sich nicht<br />

immer bewusst sind über die Risiken,<br />

die sich dahinter verbergen.«<br />

Inzwischen nutzen 70 Prozent der<br />

Bundesbürger nach Zahlen des Verbraucherministeriums<br />

täglich das Internet.<br />

Im Juli hatten die Verbraucherzentralen<br />

fünf Betreiber sozialer Netzwerke<br />

abgemahnt: Facebook, MySpace,<br />

Lokalisten, Wer-kennt-wen und Xing.<br />

Die Anbieter sollten sicherstellen, dass<br />

Daten nur verwendet werden, wenn<br />

die Nutzer auch einwilligen. Facebook<br />

hatte die Kritik zurückgewiesen, Xing<br />

Sofortmaßnahmen angekündigt. Der<br />

Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />

zeigte sich am Mittwoch nur bedingt<br />

zufrieden. Einige hätten schnell<br />

erklärt, Kritikpunkte zu verbessern,<br />

mit anderen seien möglicherweise<br />

noch Verhandlungen nötig.<br />

Wie sie ihr Mailprogramm sicherer<br />

machen oder wie Preisvergleichsportale<br />

funktionieren – das können Verbraucher<br />

ab sofort auf »verbraucher-sicheronline.de«<br />

und »surfer-haben-rechte.<br />

de« erfahren. Betreiber von Ersterem<br />

ist die Technische Uni Berlin, die etwa<br />

darüber informiert, warum Sicherheitslücken<br />

in bestimmten Anwendungen<br />

so gefährlich sind und wie der<br />

Nutzer sie am besten schließt. Und wer<br />

beim online-Banking immer ein flaues<br />

Gefühl im Magen hat, der erfährt, wie<br />

er auf Nummer sicher gehen und zum<br />

Beispiel ein Abgreifen sensibler Daten<br />

verhindern kann.<br />

Hinter »surfer-haben-rechte.de«<br />

steht der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

(vzbv). Die Seite hält zum Beispiel<br />

Prüflisten bereit, die Nutzern<br />

beim richtigen Umgang mit den eigenen<br />

Daten im Netz helfen sollen. Außerdem<br />

erfahren Kunden von online-<br />

shops, welche Rechte sie beim Einkauf<br />

im Netz haben. Beide Seiten werden<br />

vom Bundesverbraucherministerium<br />

in Berlin gefördert.<br />

Tipps zur Internetnutzung: http://<br />

www.verbraucher-sicher-online.de<br />

www.med-dent-magazin.de, 10/2009<br />

Scherbengericht<br />

euregio-Gedanke wird pulverisiert<br />

Europa funktioniert gelegentlich<br />

gut, so lange es nicht ans Kleingedruckte<br />

und um spezielle nationale<br />

Egoismen geht. Ist das der Fall, ist der<br />

Europa-Gedanke schnell pulverisiert.<br />

So geschehen jetzt in der Euregio, die<br />

von der Region Weser-Ems im deutschniederländischen<br />

Grenzgebiet mit der<br />

Region Twente-Enschede gebildet wird.<br />

Mit Projekten und Begegnung sind hier<br />

über Jahrzehnte wirtschaftliche Prosperität<br />

und Völkerverständigung realisiert<br />

geworden. Ein Euregio-Rat, ein<br />

Präsidium – es konnte angenommen<br />

werden, dass Europa hier Wirklichkeit<br />

wurde. Damit ist es jetzt erst einmal zu<br />

Ende. Das deutsch-niederländische<br />

Grenzgebiet steht vor einem europäischen<br />

Scherbenhaufen.<br />

Angefangen hat es mit der Überlastung<br />

des Amsterdamer Flughafens<br />

Schipol und dem Willen der niederländischen<br />

Regierung, sich nicht reinreden<br />

zu lassen und eine rein innerniederländische<br />

Entlastungslösung zu finden.<br />

Unter drei Möglichkeiten wurde<br />

der frühere Militärflughafen Twente<br />

gegen allen Protest der deutschen Euregio-Seite<br />

gewählt. Er soll nun als regionaler<br />

Flughafen ausgebaut werden in<br />

direkter Nachbarschaft zu dem 80 Kilometer<br />

entfernten Flughafen Münsterosnabrück<br />

(FMo). Damit entsteht direkte<br />

Konkurrenz, auch wenn Twente<br />

nicht mit denselben Fluglinien, aber<br />

mit denselben Flugzielen wie der FMo<br />

arbeiten wird. Das sind vor allem die<br />

Feriengebiete, deren Fluggastzahlen<br />

Geld bringen. Die Billigflieger, die nicht<br />

am FMo sind, werden zudem nach<br />

Twente gehen. Nicht nur die zehn Prozent<br />

niederländischer, Fluggäste, sondern<br />

wesentlich mehr FMo-Kunden<br />

werden nach Twente abwandern. Der<br />

FMo hatte auf Billigflieger verzichtet,<br />

weil der Regionalflughafen Dortmund,<br />

ein direkter Konkurrent, damit schon<br />

in die roten Zahlen gerutscht ist und<br />

nur noch mit öffentlichen Geldern am<br />

Leben erhalten wird. Das Angebot, sich<br />

am FMo zu beteiligen, haben die Niederländer<br />

rundweg abgelehnt. Sie wollen<br />

niederländische Spielregeln in den<br />

Niederlanden; Befindlichkeiten der<br />

deutschen Seite interessieren nicht.<br />

Die königlich-niederländische<br />

Staatsregierung funktioniert anders<br />

als das behäbige, schwerfällige deutsche<br />

System mit seiner föderalen Demokratie:<br />

In den Niederlanden werden<br />

zum Beispiel die Bürgermeister schlicht<br />

von oben ernannt und nur die Räte gewählt.<br />

Die Genehmigungswege sind<br />

nicht so absurd-zerstörerisch lang wie<br />

in Deutschland: Seit Jahren wird um<br />

die Startbahnverlängerung des FMo<br />

gekämpft; sie scheitert an Verbandsklagen<br />

von Naturschützern, weil es um<br />

die Überbrückung eines Gewässers<br />

geht, in dem irgendetwas schwimmt,<br />

das wert ist, den Flughafenausbau und<br />

in der Region die Sicherung und Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen zu verhindern.<br />

Hätte der FMo diese lange Startbahn<br />

mit der Chance zu lnterkontinentalflügen<br />

wer weiß, vielleicht gäbe es keinen<br />

Flughafen Twente, der jetzt mit seiner<br />

3000 Meter Startbahn aus Militärzeiten<br />

sofort mit Vorsprung beginnt. ohne<br />

Startbahnverlängerung als Standortsicherung<br />

werden etliche Carrier<br />

den FMo verlassen – und nach Twente<br />

wechseln.<br />

Naturschützer haben dann bewiesen,<br />

dass man auf Fahrrädern nicht in<br />

die Zukunft kommt und haben mögliche<br />

Arbeitsplätze zu Tode geschützt,<br />

und in der Region Weser-Ems verdörrt<br />

mit dem Stagnieren und defizitären<br />

Betrieb eine Lebensader – denn die ist<br />

der FMo. Von Schipol werden die lauten<br />

Maschinen aus dem ehemaligen<br />

ostblock nach Twente verlagert, und<br />

die Region, besonders die Grafschaft<br />

Bentheim, wird in der Einflugschneise<br />

leiden. Mit Nordhorn Range gibt es<br />

dort schon einen militärischen<br />

Übungsflughafen mit enormem Flug-<br />

lärm, so dass die deutsch-niederländische<br />

Grenzbevölkerung doppelt betroffen<br />

ist. Deutsche und Niederländer<br />

befördern ihre Probleme an die Grenze.<br />

Die Grenzpartnerschaft geht am nationalen<br />

Einzelinteresse kaputt. So wird<br />

aus Europa ein Scherbengericht, das<br />

weder Sonntagsreden in Brüssel noch<br />

die EU-Bürokratie noch ein Milliardenhaushalt,<br />

der hin- und hergeschoben<br />

wird, wieder zu einem Ganzen zusammenkleben<br />

können.<br />

Dr. Susanne von Garrel,<br />

rundblick, 9.10.2009<br />

Lebensgefahr<br />

Politiker schauen zu, wie unabhängige<br />

Presse zugrunde geht<br />

Das Engagement der Landesregierung<br />

für die Vernetzung und<br />

Wettbewerbsstärkung der Medienwirtschaft<br />

in <strong>Niedersachsen</strong> ist<br />

richtig und wichtig. Der für die CEBIT<br />

2010 angekündigte Medienwirtschaftsgipfel<br />

ist ein willkommenes Signal<br />

für Aufbruch und optimismus. Allerdings<br />

sind bei der von Wirtschaftsminister<br />

Philipp Rösler maßgeblich vorangetriebenen<br />

Initiative entscheidende<br />

Akteure unterrepräsentiert, ohne<br />

die Medien und die Medienwirtschaft<br />

nicht funktionieren –, die Produzenten<br />

von Texten, Tönen und Bildern, also<br />

Journalisten, Texter, Fotografen, Filmer.<br />

Es ist immer wieder ein Aha-Erlebnis,<br />

während einschlägiger Podiumsveranstaltungen<br />

oder Foren auf die<br />

Kaste der Medienmanager zu stoßen,<br />

deren Gedanken ausschließlich darum<br />

kreisen, wie man mit möglichst preiswerten,<br />

am besten honorarfreien,<br />

journalistischen Inhalten die gesamte<br />

Bandbreite von gedruckten Medien,<br />

Fernsehen, Radio, Handy und Internet<br />

gleichzeitig bedienen und dabei optimalen<br />

Profit herausschlagen kann. Zugegebenermaßen<br />

ist das ihr Job.<br />

Gleichzeitig aber sorgen diese Medienmanager<br />

bzw. die großen Medienkonzerne<br />

dafür, dass die freie Presse, der<br />

wichtigste Grundpfeiler unserer Demokratie,<br />

in Lebensgefahr gerät.<br />

Lokalzeitungen gelten als unrenta-<br />

720 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 721


DIES & DAS<br />

bel, werden zunehmend eingestellt<br />

oder zusammengelegt. Denn Redaktionen<br />

kosten Geld und bringen keine<br />

Anzeigen! Anzeigenblätter treten an<br />

ihre Stelle, sind aber keine Alternative.<br />

Private Radiosender haben sich nahezu<br />

verabschiedet von redaktionellen Beiträgen,<br />

die keine offene oder verdeckte<br />

Werbung sind. Die ohnehin kümmerlichen<br />

Nachrichten werden gern vom<br />

unbezahlten Praktikanten zusammengestellt.<br />

Das Privatfernsehen glänzt<br />

mit Kochduellen, Frauentausch, Model-<br />

und Popstarwettbewerben, Anschreiforen<br />

und sonstiger Volksverblödung,<br />

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen<br />

hat sich bereits viel davon abgeschaut<br />

– leider! Wichtige Polit-Magazine werden<br />

auf späte Sendezeiten verlegt oder<br />

komplett eingestellt. Folklore statt Information<br />

ist offenbar die Maßgabe<br />

für viele dritte ARD-Programme geworden,<br />

zumindest in der besten Sendezeit.<br />

Die Politik schaut mehr oder minder<br />

tatenlos zu, wie die Möglichkeiten, sich<br />

aus vielfältigen Quellen unabhängig<br />

zu informieren, in Deutschland dramatisch<br />

sinken – obwohl jeder Politiker<br />

weiß, wie ungut es sein kann, wenn die<br />

einzige Lokalzeitung im Wahlkreis oder<br />

die wichtige Regionalzeitung ihn auf<br />

dem Kieker hat und es kein Konkurrenzmedium<br />

mehr gibt, das vielleicht<br />

eine andere, wahrhaftigere Sicht der<br />

Dinge verbreiten könnte. Die Zerschlagung<br />

von Zeitungsredaktionen, der<br />

wachsende Druck auf die verbliebenen<br />

Redakteure, die häufig skandalösen Arbeitsbedingungen<br />

und dramatisch sinkenden<br />

Absatzmöglichkeiten für freie<br />

Journalisten, das Zuklatschen von Zeitungen<br />

und Radioprogrammen mit<br />

zum Teil zweifelhaftem Agenturmaterial,<br />

aber auch die zunehmend vernachlässigte<br />

Ausbildung des Journalistennachwuchses<br />

läuten das Ende der<br />

unabhängigen Presse ein. Die daraus<br />

erwachsenden Gefahren sind existenziell<br />

für uns alle.<br />

onlinemedien sind kein Ersatz für<br />

klassische Medien, sondern ihre Ergänzung.<br />

Das Schielen auf die Mediengewohnheiten<br />

der nachwachsenden Generationen<br />

darf nicht den Blick trüben<br />

für die Notwendigkeit seriöser, vielfältiger<br />

Informationsmöglichkeiten, die<br />

für den Fortbestand einer demokratische<br />

Gesellschaft unverzichtbar sind.<br />

Das muss auch die niedersächsische<br />

Landesregierung im Auge behalten,<br />

wenn sie zum Medienwirtschaftsgipfel<br />

ruft. Nichtleitende Festangestellte<br />

sowie freie Journalisten und andere<br />

Kreative gehören mit an den Tisch. Der<br />

Schutz von Persönlichkeitsrechten jedes<br />

einzelnen im Netz, aber auch von<br />

Urheber- und Verwertungsrechten.<br />

Pressekodex und -recht sowie angemessene<br />

Honorare für Kreative und Volontäre<br />

gelten unter Medienmanagern<br />

und aufstrebenden IT-Unternehmern<br />

zwar nicht als sexy, sind aber ein Muss.<br />

Gleichzeitig müssen Landtag und Landesregierung<br />

ihre noch vorhandenen<br />

Spielräume in der Mediengesetzgebung<br />

nutzen, um Verlagshäuser und<br />

andere Anbieter in die gesellschaftliche<br />

Verantwortung zu nehmen – zum<br />

Beispiel bei den Programmvorgaben<br />

für die kommerziellen Lokalsender, die<br />

in <strong>Niedersachsen</strong> neu zugelassen werden<br />

sollen. Wünschenswert wäre außerdem,<br />

wenn sich die Mitglieder in<br />

den öffentlich-rechtlichen Rundfunkund<br />

Verwaltungsräten massiver für<br />

mehr Programmqualität einsetzen<br />

würden. Britta Grashorn,<br />

rundblick, 8.10.2009<br />

Vorsicht vor Geldillusion!<br />

Gier und Panik durch dopamine<br />

gesteuert?<br />

An der Universität Bonn wurde<br />

jüngst im Labor für Experimentelle<br />

Wirtschaftsforschung zusammen<br />

mit Neurowissenschaftlern<br />

das folgende Experiment durchgeführt:<br />

Probanden erhielten pro Woche<br />

eine bestimmte Summe Geld, um damit<br />

die Dinge des täglichen Lebens wie<br />

Kleidung, Essen, Benzin oder Wohnungsmiete<br />

bezahlen zu können. Al-<br />

ternativ wurde ihnen die doppelte<br />

Summe geboten. Allerdings verdoppelten<br />

sich auch sämtliche Preise. Um die<br />

Hirnareale der Probanden und damit<br />

ihre Reaktionen sichtbar zu machen,<br />

wurden sie in einen Magnetresonanztomografen<br />

geschoben.<br />

Auf den ersten Blick scheint das Ergebnis<br />

klar: Da die Kaufkraft absolut<br />

gleich bleibt und der Unterschied lediglich<br />

in der optik der Preise besteht,<br />

kann sich keiner besser stellen. Die Gehirne<br />

der Probanden sahen das allerdings<br />

ganz anders. Ihr Nucleus accumbens,<br />

die Hirnregion für Erregung und<br />

Verlangen, war umso aktiver, je höher<br />

der Betrag war.<br />

»Schuld« ist der Neurotransmitter<br />

Dopamin, der intensive Glücksgefühle<br />

auslöst. Auf den doppelt so hohen Betrag<br />

reagiert also ein Belohnungssystem.<br />

Je höher der Betrag, desto mehr<br />

werden wir belohnt und durch Dopamin<br />

beglückt.<br />

Sind wir also alle »Dopaminjunkies«,<br />

die sich von einem eindimensionalen<br />

Mehr an Geld oder Gewinnaussichten<br />

vermeintlich glücklich machen lassen?<br />

Ein Blick auf das Verhalten von Börsenakteuren<br />

legt diesen Schluss in der Tat<br />

nahe. Auch Anleger wollen ganz offensichtlich<br />

belohnt werden und verhalten<br />

sich umso unvorsichtiger, je größer die<br />

Beträge werden. Die aktuelle Finanzmarktkrise<br />

ist hierfür ein gutes Beispiel.<br />

Aber auch in früheren Zeiten<br />

handelten die Akteure prinzipiell nach<br />

demselben Schema. In den 1630er Jahren<br />

waren beispielsweise Tulpenzwiebeln<br />

angesagt. Anfangs ein Markt für<br />

Spezialisten, wurden bald 1000 Gulden<br />

pro Zwiebel gezahlt. Das Spekulationsfieber<br />

gipfelte im Jahre 1637. Ein Brauereibesitzer<br />

erwarb ganze drei Tulpenzwiebeln<br />

und gab hierfür seine gesamte<br />

Brauerei in Utrecht her. Dies entsprach<br />

einem damaligen Gegenwert<br />

von rund 30.000 Gulden oder umgerechnet<br />

etwa drei Grachtenhäusern.<br />

Gier und Panik haben offenbar in<br />

unserem Belohnungssystem ihren Ursprung.<br />

Sie sind sozusagen so normal<br />

wie irrational. Höhere und stark ansteigende<br />

Aktienkurse oder Indexstände<br />

faszinieren uns mehr an als geringere<br />

oder stagnierende. Wir haben dann die<br />

Illusion, schneller reich und glücklich<br />

werden zu können.<br />

Wie würde ein Neuroökonom<br />

Börsen irrationalität begründen? Risiken<br />

sind nach der Gauß-Kurve normal<br />

verteilt. Die bedeutet, dass starke Ausschläge<br />

die Ausnahme von der Norm<br />

sind. Die Menschen etwa, die in einem<br />

Erdbebengebiet leben, werden nicht in<br />

Panik verfallen, wenn der Boden mal<br />

etwas wackelt. Die Erfahrung hat sie<br />

gelehrt, dass ein starkes Beben nur sehr<br />

selten vorkommt. Das Risiko an den<br />

Weltbörsen ist jedoch nicht normal<br />

verteilt. Tatsächlich gibt es immer wieder<br />

Übertreibungen und dann entsprechende<br />

Börsencrashs. Aus evolutorischer<br />

Sicht brauchten Menschen bislang<br />

keine Finanzrisiken einschätzen.<br />

Wir haben es vielleicht also mit einer<br />

Art von Risiko zu tun, das unser Gehirn<br />

einfach nicht verstehen kann. Dieses<br />

begnügt sich vielmehr damit, belohnt<br />

zu werden und in Illusionen zu leben.<br />

Erst kürzlich ist die Wachsamkeit der<br />

Anleger wieder erschreckend klein geworden,<br />

wie der zuletzt starke Anstieg<br />

des DAX zeigt. Man wagt sozusagen<br />

wieder etwas – aus Angst, Kursgewinne<br />

verpassen zu können. Dagegen wäre<br />

derzeit eher eine gewisse Wachsamkeit<br />

angesagt. Denn übertrieben und<br />

korrigiert wird im Realexperiment Börse<br />

nämlich immer.<br />

Herbert Pfennig, Sprecher des Vorstands<br />

der Deutschen Apotheker- und<br />

Ärztebank,<br />

Pressemitteilung Deutsche Apothekerund<br />

Ärztebank, 13.10.2009<br />

Post und Bahn<br />

Privatisierung und/oder<br />

Kundenfreundlichkeit<br />

Privatisierung ist eines der Zauberwörter<br />

der Verwaltungsreform.<br />

Private Dienstleistungen sollen<br />

besser und billiger sein. Vielfach gilt<br />

das auch uneingeschränkt. In problematischen<br />

Bereichen wie zum Beispiel<br />

beim Verkauf der Landeskrankenhäuser<br />

sind die verschiedensten Sicherheiten<br />

vorgesehen, damit zum Beispiel<br />

Standards gewahrt bleiben. Privatisierung<br />

wird allerdings dort zu einem Risikounternehmen,<br />

wo öffentliche Aufgaben<br />

privatisiert werden, die<br />

bürgerorientiert wahrgenommen werden,<br />

aber kaum oder nie mit wirklichem<br />

Gewinn erledigt werden können.<br />

Wer derzeit nach Berlin reist und<br />

erst die Ausdünnung des S-Bahn-Betriebs<br />

und jetzt den Teilzusammenbruch<br />

des gesamten S-Bahnverkehrs<br />

sieht, erlebt die Folgen einer Privatisierung,<br />

deren Ziel nicht mehr Effizienz zu<br />

einem akzeptablen Preis ist, sondern<br />

Gewinn um jeden Preis. Als Monopolanbieter<br />

mit Zwangskundschaft wurde<br />

auf immer höhere Renditen gesetzt,<br />

damit an das Mutter-Unternehmen<br />

Deutsche Bahn möglichst hohe Summen<br />

abgeführt werden. Vorgeschriebene<br />

Sicherheitsüberprüfungen sind<br />

dafür manipulativ ausgedünnt bzw.<br />

gar nicht mehr gemacht worden. Erst<br />

das Eisenbahnaufsichtsamt, das es<br />

zum Glück noch gibt, hat die S-Bahn-<br />

Züge stillgelegt, bis alles gewartet bzw.<br />

repariert ist. Die Sache ist ein Skandal,<br />

weil da ein Monopolanbieter mit der<br />

Sicherheit seiner Kunden, die auf ihn<br />

angewiesen sind, offensichtlich leichtfertig<br />

gleichgültig umgeht. Kundenorientierung,<br />

wie sie in der Wirtschaft üblich<br />

ist, sieht anders aus.<br />

In denselben Verachtungwinkel gehört<br />

ein weiterer Skandal, der jetzt aus<br />

München die Deutsche Bahn einholt:<br />

Nicht nur auf dem S-Bahnhof, auf dem<br />

kürzlich ein 50-jähriger Bahnkunde<br />

von Jugendlichen zu Tode geprügelt<br />

wurde, war die Notrufsäule außer Betrieb.<br />

Seit fünf Jahren sind auf den<br />

Bahnsteigen der bayerischen Metropole<br />

20 Notrufsäulen, die eine mitnutzende<br />

Privatbahn aufstellen musste,<br />

genauso wenig angeschlossen, weil<br />

sich diese Privatbahn mit der Bahn AG<br />

über andere Vertragspunkte nicht einig<br />

wurde. 20 Notrufsäulen auf S-<br />

Bahnhöfen, für die letztlich die Bahn<br />

verantwortlich ist, waren jahrelang<br />

wie Potemkinsche Dörfer aufgestellt<br />

und gar nicht funktionsfähig.<br />

Dasselbe Spiel – die Verachtung des<br />

Kunden und des öffentlichen Interesses<br />

– war zu beobachten bei dem Vor-<br />

stoß der Bahn, pro verkaufter Fahrkarte<br />

drei Euro Bedienungszuschlag einzuführen,<br />

um Schalterpersonal zu sparen<br />

und die lästigen Kleinkunden<br />

loszuwerden, die nicht online buchen<br />

können. Dasselbe gilt für die Idee der<br />

Post, sonnabends keine Post mehr auszutragen<br />

und durch Personaleinsparungen<br />

zu riskieren, dass Zusteller ihre<br />

tägliche Route nicht schaffen können.<br />

Die Ausdünnung der Briefkastenstandorte,<br />

die Streckung der Zeiten, zu<br />

denen geleert wird, und die Verlagerung<br />

der Postfilialen auch in Mittelstädten<br />

auf Tabak- und Lebensmittelläden,<br />

wo sich häufig alles durcheinanderknödelt<br />

und längere Öffnungszeiten<br />

allein keine Entschädigung sind,<br />

sind weitere Beispiele dafür, wie ein<br />

privatwirtschaftlich organisiertes öffentliches<br />

Interesse eben nicht mehr<br />

angemessen bürgerorientiert wahrgenommen<br />

wird, weil sich Kundenorientierung<br />

und Gewinnsteigerung eben<br />

doch nicht immer vereinbaren lassen.<br />

Dr. Susanne von Garrel,<br />

rundblick, 22.9.2009<br />

Gedenktage<br />

mit dem menschenverachtenden<br />

system der ehemaligen ddR<br />

vertraut machen<br />

In diesen Tagen, in denen die Deutschen<br />

den Fall der Mauer vor 20 Jahren<br />

feiern, wechseln sich die Gedenktage<br />

in atemberaubender Weise ab. Es<br />

ist nicht nur der Tag der Deutschen Einheit,<br />

ein eher künstlich geschaffener<br />

staatlicher Feiertag anlässlich der Unterzeichnung<br />

des Einigungsvertrages,<br />

der sich zum 19. Mal jährt. Es sind insbesondere<br />

die von den unerschrockenen<br />

DDR-Bürgern erkämpften Jahrestage,<br />

mit denen vor allem das Fernsehvolk<br />

in zahllosen Dokumentationen<br />

konfrontiert wird: Die Öffnung der<br />

Grenze zwischen Ungarn und Österreich<br />

am 2. Mai, der am l9. August das<br />

»Paneuropäische Picknick« in Sopron<br />

folgte, bei dem rund 600 DDR-Urlauber<br />

das kurzzeitige Loch im ungarischen<br />

Grenzzaun zur Flucht nutzten, und der<br />

darauffolgende Beginn der Montags-<br />

722 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 723


DIES & DAS<br />

demonstration in Leipzig, die von Mal<br />

zu Mal mehr Menschen auf die Straße<br />

gebracht haben und in der Massendemonstration<br />

von 70.000 Menschen am<br />

9. oktober mit dem Schlachtruf »Wir<br />

sind das Volk« gipfelten.<br />

Weitere Höhepunkte der bewegten<br />

Tage im Herbst 1989, die uns heute wieder<br />

beschäftigen, sind die Botschaftsbesetzungen<br />

und ihr glückliches Ende<br />

zunächst in Budapest und die in diesen<br />

Tagen immer wieder präsentierte Befreiung<br />

der Prager Botschaftsflüchtlinge<br />

durch die berühmten Worten des<br />

damaligen Außenministers Hans-Dietrich<br />

Genscher (»Ich bin heute zu Ihnen<br />

gekommen,..«), die heute noch den<br />

Deutschen in ost und West Tränen in<br />

die Augen treiben, auch wenn man sie<br />

schon zum zigsten Mal gehört hat. Und<br />

nicht zuletzt die starke Gegenbewegung,<br />

die den 40. Jahrestag der DDR<br />

am 7. oktober begleitete, an dem sich<br />

Erich Honecker von Michael Gorbatschow<br />

die mahnenden Worte sagen<br />

lassen musste, dass der vom Leben bestraft<br />

wird, der zu spät kommt. Sie<br />

fand ihren Höhepunkt mit der größten<br />

Demonstration auf deutschem Boden<br />

mit zahlreichen DDR-Künstlern am 4.<br />

November auf dem Alexanderplatz<br />

und schließlich mit der dann doch unerwarteten<br />

Grenzöffnung am 9. November,<br />

die vielen Deutschen als eigentlicher<br />

Tag der Deutschen Einheit<br />

gilt.<br />

Das Ende der DDR kann heute in<br />

zahlreichen, zum Teil nachgespielten,<br />

Zeugenberichten nachvollzogen werden.<br />

Häufiger denn je und vielleicht<br />

auch genauer, als es viele wissen wollen,<br />

wird man zum wiederholten Mal<br />

mit dem menschenverachtenden System<br />

der früheren DDR vertraut gemacht<br />

– von der permanenten Beobachtung<br />

durch die Staatssicherheit, die<br />

Bespitzelung durch Freunde, Kollegen<br />

und sogar die eigenen Kinder, Zwangsadoptionen<br />

von Kindern nicht (mehr)<br />

linientreuer Eltern, das Studierverbot<br />

als Strafe für Vergehen gegen Staat<br />

und Partei und vieles mehr, das man<br />

sich heute gar nicht mehr vorstellen<br />

kann. Das alles bietet immer wieder<br />

aufs Neue Stoff für Spielfilme über<br />

abenteuerliche Fluchten aus dem<br />

Volksgefängnis DDR, über die tränenreiche<br />

Trennung von Eltern und Kindern,<br />

Ehe- und Liebespaaren oder die<br />

psychische Zerstörung von Menschen.<br />

Es ist und bleibt wichtig, diese Dinge<br />

immer und immer wieder vor allem<br />

jungen Leuten in ost und West zu zeigen,<br />

die die DDR nicht mehr erlebt haben<br />

und kaum ermessen können, welchen<br />

Mut ihre Elterngeneration vor 20<br />

Jahren aufgebracht hat, dieses System<br />

zum Einsturz zu bringen. Wie wichtig<br />

das ist, ist auch an den wachsenden<br />

Tendenzen abzulesen, dies alles zu vergessen<br />

und bestenfalls den Archiven zu<br />

überantworten. Wie anders ist zu verstehen,<br />

dass die Erben des Systems, die<br />

sich noch zuhauf in der Nachfolgeorganisation,<br />

der Linkspartei, finden, heute<br />

so große Wahlsiege feiern, dass sich die<br />

altehrwürdige Sozialdemokratie mit<br />

ihren über 140-jährigen demokratischen<br />

Wurzeln, die in Deutschland<br />

nicht nur eine Diktatur überlebt hat, in<br />

der Versuchung ist, sich mit diesen Erben<br />

zusammenzutun, um gemeinsam<br />

wieder regierungsfähig zu werden?<br />

Auch wenn sich viele Mitglieder der<br />

Linkspartei vehement von der Vergangenheit<br />

ihrer Vorgängerorganisation<br />

zu distanzieren versuchen, ist die Partei<br />

bislang doch nicht in der Lage, sich<br />

von ihren Belastungen zu befreien. Das<br />

macht es für die Grünen, die sich seit<br />

1990 Bündnis 90/Die Grünen nennen<br />

und zahlreiche Mitglieder aus dem<br />

DDR-Widerstand aufgenommen haben,<br />

so schwer, sich in rot-rot-grünen<br />

Koalitionen heimisch zu fühlen.<br />

Gänzlich unbegreiflich ist dieser<br />

Weg vielen »alten« Sozialdemokraten,<br />

die sich auf Willy Brandt berufen, nach<br />

dem sie ihre Parteizentrale benannt<br />

haben und der sich wahrscheinlich im<br />

Grabe umdrehen würde, könnte er die<br />

jetzige Entwicklung miterleben. Schon<br />

dass sich in seiner Wahlheimat Berlin,<br />

die er geprägt hat wie kein anderer, als<br />

erstes Land eine Regierung aus SPD<br />

und Linken gebildet hat gerade einmal<br />

zwölf Jahre nach dem Fall der Mauer,<br />

hätte Brandt wohl kaum toleriert; er<br />

hat es Gottseindank nicht mehr erleben<br />

müssen. Nicht wenige Menschen<br />

gehen sogar davon aus, dass es mittelfristig<br />

zu einer Vereinigung von SPD<br />

und Linken kommen könnte. Spätestens<br />

dann wird es die SPD endgültig<br />

zerreißen. Um das zu verhindern, kann<br />

man das Gedenken an den deutschen<br />

Herbst 1989 gar nicht hoch genug bewerten.<br />

Anne Zick,<br />

rundblick, 5.10.2009<br />

Gesundheitsfonds – Scheinheiligkeit<br />

im Endstadium<br />

Gesundheitsfonds erfüllt<br />

vor allem einen Zweck: die<br />

»Der<br />

Wahrheit über die Kosten<br />

medizinischer Dienstleistung zu verheimlichen.«<br />

Davon ist der Leiter des<br />

Grönemeyer-Institutes bei der Ruhr-<br />

Universität Bochum, Dietrich Grönemeyer,<br />

überzeugt. In seinem Gastbeitrag<br />

in der »Süddeutschen Zeitung«<br />

ruft er der Bundeskanzlerin frei nach<br />

Friedrich Schiller zu: »Geben Sie Gestaltungsfreiheit<br />

– Madame!« Die Gelegenheit<br />

sei für sie strategisch günstig,<br />

würde ihr doch niemand die Korrektur<br />

der Zugeständnisse in der alten Koalition<br />

vorhalten. Es wäre bloß das Ende eines<br />

Schildbürgerstreichs. »oder wie<br />

sonst sollte man die Schaffung einer<br />

Behörde bezeichnen, an die die Krankenkassen<br />

das Geld, das sie einsammeln,<br />

abführen müssen, um es dann<br />

von ebendieser Behörde wieder zugeteilt<br />

zu bekommen, gekürzt und verspätet<br />

zumeist. Und niemand soll hier<br />

behaupten, dass sich eine solche Bürokratie,<br />

wenn sie erst einmal in Gang gesetzt<br />

ist, nicht so ohne weiteres abwickeln<br />

läßt« , stellt Grönemeyer klar. Grönemeyer<br />

schlägt statt der immer neuer<br />

Behörden und Bürokratismen mehr<br />

Transparenz vor. Ärzte sollten den Patienten<br />

eine Dokumentation der ärztlichen<br />

Leistung auszuhändigen, um Kostenbewusstsein<br />

zu erzeugen. »Wie bei<br />

den privaten Kassen, so sollten die Versicherten<br />

auch bei den gesetzlichen<br />

Kassen als mündige Bürger behandelt<br />

werden, indem sie in die Abrechnung<br />

ihrer Behandlungskosten einbezogen<br />

werden.<br />

www.frei-fax.de, Bundesausgabe 39/09<br />

»Serie unsolider Reformen<br />

wird beendet«<br />

Steuersenkungen und<br />

ein neues Gesundheitssystem<br />

– für Philipp Rösler<br />

(FDP) Kernaufgaben<br />

der neuen Koalition<br />

Die Union spricht davon, dass<br />

Sie sich in den Koalitionsverhandlungen<br />

weitgehend<br />

durchsetzt. Ist dem so?<br />

Das kann schon deshalb<br />

nicht stimmen, weil wir noch<br />

am Anfang der Koalitionsverhandlungen<br />

sind. Wer<br />

sich wo in welchen Anteilen<br />

durchgesetzt hat, wird erst<br />

in den kommenden Wochen<br />

klar sein.<br />

Wo liegen die Streitpunkte,<br />

wo zeichnen sich eher schnelle<br />

Lösungen ab?<br />

Insgesamt gibt es mehr<br />

Gemeinsamkeiten als Unterschiede.<br />

Aber es gibt weiter<br />

Differenzen in der Innen-<br />

und Rechtspolitik, in der<br />

Steuerpolitik, und wir müssen<br />

sehen, wie wir ein zukunftsfestesGesundheitssystem<br />

auf den Weg bringen.<br />

Sie gehören der Verhandlungsgruppe<br />

Gesundheit und<br />

Pflege an. Gibt es Fortschritte<br />

um die Zukunft des viel kritisierten<br />

Gesundheitsfonds?<br />

Alle wissen, dass wir im<br />

Gesundheitssystem eine ungeheuer<br />

schwierige finanzielle<br />

Lage vorgefunden haben<br />

– als Ergebnis der katastrophalen<br />

Politik der bisherigen<br />

SPD-Ministerin Ulla<br />

Schmidt. Die Zahlen schauen<br />

wir uns aktuell sehr genau<br />

an. Ziel ist ein robustes<br />

Gesundheitssystem; das<br />

wird eine der großen Reformen<br />

der neuen Bundesregierung<br />

in dieser Legislaturperiode.<br />

Die Menschen haben<br />

in den vergangenen 20<br />

Jahren sieben sogenannte<br />

Jahrhundertreformen erlebt.<br />

Wir werden diese Serie unsolider<br />

Reformen beenden.<br />

In ähnlicher Schieflage<br />

befindet sich die Pflegeversicherung.<br />

Wird sie reformiert?<br />

Alle sozialen Sicherungssysteme<br />

haben die Schwierigkeit,<br />

dass das dort vorherrschendeUmlageverfahren<br />

angesichts der demografischen<br />

Entwicklung nicht<br />

mehr trägt. Deshalb müssen<br />

wir dort Kapitalbildungsmaßnahmen<br />

aus privater<br />

Hand einbauen. Das gilt auch<br />

für die Pflege. Daneben benötigen<br />

wir dort aber auch<br />

eine bessere Nachwuchsgewinnung<br />

und eine echte<br />

Entbürokratisierung.<br />

Trotz hoher Neuverschuldung<br />

klafft im Bundesetat bis<br />

2013 eine Lücke von bis zu<br />

34 Milliarden Euro. Hat da die<br />

Politik überhaupt noch Gestaltungsspielräume?<br />

Diese Zahlen machen<br />

jetzt schon eines deutlich:<br />

Man wird durch Kürzungs-<br />

und Streichungshaushalte<br />

allein solch ein Defizit niemals<br />

decken können. Und<br />

deswegen bleiben wir dabei,<br />

dass der einzig richtige Weg,<br />

um aus der Schuldenfalle<br />

herauszukommen, der ist,<br />

Wirtschaftswachstum zu<br />

beflügeln. Die neue Bundesregierung<br />

wird alles dafür<br />

tun – wie Steuersenkungen<br />

und Entbürokratisierung. So<br />

entlasten wir die Menschen<br />

und die Unternehmen, damit<br />

diese den Aufschwung ermöglichen.<br />

Das ist möglich<br />

und ist ganz klar unser Ziel.<br />

Der Fahrplan sieht vor,<br />

den Koalitionsvertrag bis<br />

Donnerstag fertig verhandelt<br />

zu haben. Ist das realistisch?<br />

Gründlichkeit geht vor<br />

Schnelligkeit, die Einigung in<br />

Sachfragen wird den Termin<br />

bestimmen. Die Menschen<br />

haben eine neue Regierung<br />

Presse & medien<br />

gewählt, und sie werden Sie<br />

auch schnellstmöglich bekommen.<br />

Interview: Alexander Dahl<br />

haz, 9.10.2009<br />

Fragen an Peter Oberender,Gesundheitsökonom<br />

Uni Bayreuth<br />

»Gesundheitsfonds<br />

abschaffen«<br />

Die gesetzlichen Krankenkassen<br />

zahlen ihre Beiträge<br />

in den Gesundheitsfonds,<br />

inklusive Steuermittel 155<br />

Milliarden Euro. Der Fonds<br />

verteilt das Geld, die Regierung<br />

legt den Beitrag fest.<br />

CDU/CSU und FDP streiten,<br />

ob das gerecht und zukunftsfest<br />

ist.<br />

Herr Oberender, den gesetzlichen<br />

Krankenkassen<br />

fehlen im kommenden Jahr<br />

vermutlich 7,5 Milliarden Euro.<br />

Die FDP sagt, der Gesundheitsfonds<br />

sei gescheitert und<br />

gehöre abgeschafft, die CDU<br />

will an ihm festhalten. Was ist<br />

der richtige Weg?<br />

Die Kassen haben bis<br />

jetzt 8 Milliarden Euro Überschuss<br />

erzielt, da muss man<br />

fair bleiben. Aber ansonsten<br />

gilt: Der Gesundheitsfonds<br />

muss abgeschafft werden.<br />

Er löst die Probleme nicht,<br />

es ist zu wenig Geld im<br />

Fonds, und er blendet jeden<br />

Wettbewerb aus. Durch die<br />

zunehmende Alterung der<br />

Gesellschaft werden die<br />

Probleme nur noch größer.<br />

Was soll an dessen Stelle<br />

treten?<br />

Das System muss geöffnet<br />

werden. Die gesetzlichen<br />

Kassen sollten privatisiert<br />

werden und in den<br />

Wettbewerb mit den privaten<br />

Kassen als gewinnorientierte<br />

Unternehmen treten<br />

können. Einige gesetzliche<br />

Kassen wie die Techniker<br />

oder die DAK sind ja jetzt<br />

schon gut aufgestellt, da<br />

sieht man, wie es funktionieren<br />

könnte.<br />

Also Umstellung auf Kapitaldeckung?<br />

Die ist gerade in<br />

der Finanzkrise in Verruf geraten.<br />

Ja, man sollte auf Kapitaldeckung<br />

umstellen. In der<br />

Finanzkrise sind Sparkassen<br />

oder Volksbanken nicht<br />

so sehr unter Druck geraten.<br />

Das heißt für das Gesundheitswesen,<br />

dass das Geld<br />

mündelsicher angelegt<br />

werden muss, die Kassen<br />

dürfen nicht in spekulative<br />

Papiere investieren. Ich bin<br />

ein Anhänger eines klaren<br />

Systems. Sollte das politisch<br />

nicht durchsetzbar sein,<br />

muss man ein Mischsystem<br />

bilden: einen Grundstock<br />

über ein Umlageverfahren<br />

absichern, Wahltarife und<br />

Zusatzleistungen über Kapitaldeckung.<br />

Aber man müsste in jedem<br />

Fall einen Grundkatalog der<br />

Leistungen erstellen, oder?<br />

Ja. Ein Regelleistungskatalog<br />

muss gesetzlich festgelegt<br />

werden. Ebenso die<br />

Versicherungspflicht für jeden,<br />

der in Deutschland ansässig<br />

ist. Ein Grundkatalog<br />

ist auch deshalb unverzichtbar,<br />

weil junge Menschen ihre<br />

späteren Bedürfnisse unterschätzen.<br />

Das muss man<br />

auffangen. Und wir müssen<br />

natürlich auch denen helfen,<br />

die auf Fürsorge oder Sozialhilfe<br />

angewiesen sind.<br />

Die gesetzlich Versicherten<br />

haben den Eindruck, dass<br />

sie für immer weniger Leistung<br />

immer höhere Beiträge<br />

bezahlen müssen. Ist das eine<br />

Art Naturgesetz?<br />

Nein, und das stimmt so<br />

auch nicht. Wir haben heute<br />

eine ganz andere Medizin als<br />

724 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 725


PRESSE & MEDIEN<br />

vor 40 Jahren. Herz- oder<br />

Nierenerkrankungen sind<br />

therapierbar geworden und<br />

führen nicht mehr unmittelbar<br />

zum Tod. Die medizinische<br />

Leistung hat sich stark<br />

entwickelt. Außerdem ist die<br />

Notfallversorgung für alle<br />

gegeben. Nur bei elektiven<br />

Eingriffen gibt es einen Unterschied<br />

zwischen gesetzlich<br />

und privat, aber das ist<br />

auch in Ordnung.<br />

Entließe man die Kassen in<br />

den Wettbewerb, wo läge<br />

dann der Beitragssatz?<br />

Zwischen 13,5 und 13,8<br />

Prozent, also mindestens<br />

einen Prozentpunkt unter<br />

dem jetzt mit Steuergeld<br />

bezuschussten Satz. Man<br />

müsste den Leistungskatalog<br />

bereinigen. Alle Leistungen,<br />

die medizinischen Fortschritt<br />

abdecken, gehören<br />

da hinein, aber Zahnbehandlung<br />

zum Beispiel nicht. So<br />

spart man 12 Milliarden Euro,<br />

das macht etwa 1,2 Prozentpunkte.<br />

Im Krankenhaus<br />

gibt es eine Effizienzreserve<br />

von etwa 20 Prozent aus 50<br />

Milliarden Euro, das ergibt<br />

noch einmal 10 Milliarden<br />

Euro. Zudem würde ich vom<br />

Patienten – außer in sozialen<br />

Härtefällen – für jeden Arztbesuch,<br />

nicht im Quartal, 8<br />

Euro kassieren. Das spart<br />

zusätzlich. In Schweden gehen<br />

die Menschen im Durchschnitt<br />

2,3-mal im Jahr zum<br />

Arzt, in Deutschland 17-mal.<br />

Und in Schweden ist die<br />

Lebenserwartung höher.<br />

Das Gespräch führte<br />

Holger Appel.<br />

faz, 8.10.2009<br />

Zahnpasta<br />

aus Krabbenschale<br />

Wie Biotechnologie im Alltag<br />

nützlich sein kann, zeigt das<br />

Emder Institut für Umwelttechnik<br />

(Eutec) der Fachhochschule<br />

Emden/Leer am<br />

Beispiel einer neuen Zahncreme:<br />

In der Paste steckt<br />

aus Krabbenschalen gewonnenes<br />

Chitosan. Der nachwachsende<br />

Rohstoff aus<br />

dem Meer bindet schädliche<br />

Bakterien, die Karies verursachen.<br />

Außerdem fördert<br />

er die Wundheilung. Das<br />

Chitosan wird in einer Anlage<br />

in der Fischereiindustrie<br />

gewonnen und als reiner<br />

Naturstoff der Zahnpasta<br />

»Dentachin« zugeführt. Ergebnis:<br />

ein strahlendes Lächeln<br />

dank Biotechnologie.<br />

haz, 7.10.2009<br />

Im Bundeshaushalt<br />

klaffen Milliardenlöcher<br />

Steuerentlastung<br />

bleibt richtig<br />

Union und FDP machen<br />

Kassensturz. An allen Ecken<br />

und Enden fehlt das Geld.<br />

Was ist den Bürgern vor der<br />

Wahl nicht alles versprochen<br />

worden, angefangen<br />

von Steuerentlastungen über<br />

ein neues Betreuungsgeld<br />

für unter Dreijährige bis hin<br />

zu Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer<br />

für das Hotel-<br />

und Gaststättengewerbe.<br />

Doch nun haben die Haushälter<br />

der künftigen Koalition<br />

zu rechnen begonnen –<br />

und es graust sie. Denn auch<br />

ohne die in Aussicht gestellten<br />

Wohltaten tun sich große<br />

Löcher im Bundesetat auf.<br />

Selbst wenn die Wirtschaft<br />

in den kommenden<br />

Jahren wieder schneller<br />

wächst – was noch keineswegs<br />

ausgemacht ist –,<br />

muss der künftige Finanzminister<br />

in dieser Legislaturperiode<br />

mindestens 30<br />

Milliarden Euro einsparen.<br />

Steuerentlastungen sind<br />

dabei noch nicht einmal eingerechnet.<br />

Auch stecken im<br />

Bankensektor nach wie vor<br />

erhebliche Finanzrisiken für<br />

den Bund. Vorsorglich raten<br />

die Fünf Wirtschaftsweisen<br />

der Bevölkerung, sich lieber<br />

auf Steuererhöhungen denn<br />

auf Entlastungen einzustellen.<br />

Schließlich lassen sowohl<br />

die Schuldenbremse,<br />

die Bundestag und Bundesrat<br />

im Frühjahr beschlossen<br />

hatten, als auch der Europäische<br />

Stabilitätspakt keinen<br />

ungebremsten Gang in die<br />

Staatsverschuldung mehr<br />

zu.<br />

Zwingt die Realität Union<br />

und FDP, die in Aussicht gestellte<br />

Steuerreform kleinlaut<br />

wieder abzusagen? Hat<br />

die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

jede Hoffnung auf<br />

Entlastung auf Jahre hinaus<br />

begraben? Das wäre fatal.<br />

Das Ziel eines einfachen und<br />

leistungsfördernden Steuersystems<br />

bleibt auch in<br />

schwierigen Zeiten richtig.<br />

Es ist jedoch schwieriger zu<br />

erreichen. Nur wenn der<br />

Staat konsequent seine Ausgaben<br />

zurückfährt, wird er<br />

sich bei den Steuern mäßigen<br />

können. Geboten sind<br />

vor allem nachhaltige Sozialreformen.<br />

Denn die steigenden<br />

Bundeszuschüsse<br />

für die Rentenkasse und den<br />

Gesundheitsfonds engen<br />

den Handlungsspielraum<br />

eines Finanzministers immer<br />

mehr ein. Schon wieder<br />

erschallt der Ruf, noch mehr<br />

Steuergeld in das marode<br />

Krankenkassensystem zu<br />

buttern. Doch der Bürger ist<br />

es leid, für die Reformverweigerung<br />

der Politik zu<br />

zahlen. Dorothea Siems<br />

die welt, 9.10.2009<br />

Die neue<br />

Kranken karte:<br />

Ein Graus für Datenschützer<br />

Vermutlich liegen alleine<br />

CSU und FDP in Bayern richtig<br />

(Die kranke Karte, 30.<br />

September): Eine neue<br />

Krankenversichertenkarte<br />

ja, mit Bild – aber ohne Microchip<br />

und Erfassungswahn.<br />

Die Bedenken der<br />

Bürger gegen das monströse<br />

Projekt wurden zum Teil<br />

mit Schwindelei zerstreut:<br />

Transfusionen sollten im<br />

Notarzt-Wagen schneller<br />

Leben retten können, weil<br />

die neue Karte die Blutgruppe<br />

enthalte. Völliger Unsinn,<br />

denn Blutkonserven verderben,<br />

wenn sie nicht absolut<br />

vibrationsfrei gelagert werden<br />

und der Todkranke dürfte<br />

sicherlich nicht die sechsstellige<br />

Geheimzahl auswendig<br />

dahersagen können,<br />

die alleine den Zugang zur<br />

e-card ermöglicht. Dies gilt<br />

vermutlich für jeden Notfall.<br />

Also muss es einen »Generalschlüssel«<br />

geben, der<br />

irgendwo zentral hinterlegt<br />

wird. Ein Graus für Datenschützer,<br />

die sich elegant<br />

aus der Affäre ziehen, indem<br />

sie auf Gesetze verweisen.<br />

Die Versicherten wissen gar<br />

nicht, was auf sie zukommt.<br />

Für jedes einzelne Medikament<br />

muss am Praxis-<br />

Schalter der Arzt digital signieren,<br />

unter Einlegen seines<br />

Heilberufs-Ausweises.<br />

Soll er diesen samt zugehöriger<br />

PIN-Nummer dort hinterlegen?<br />

Darf er nicht. Sollen<br />

die Patienten für jedes<br />

Rezept in die Sprechstunde?<br />

Undenkbar. Patienten stehen<br />

jetzt am Beginn des<br />

Quartals in den Praxen<br />

Schlange; die Zwangsabgabe<br />

von 10 Euro für die Kas-<br />

sen blockiert die Abläufe<br />

und zeigt ihnen, wohin administrative<br />

Willkür führt. Mit<br />

der e-card addiert sich die<br />

Kehrarbeit von Minuten zu<br />

Stunden, die der medizinischen<br />

Versorgung verloren<br />

gehen. Hoffen wir, dass sich<br />

der bayrische Sachverstand<br />

durchsetzt.<br />

Dr. Hans-Georg Fritz,<br />

Berlin<br />

süddeutsche zeitung,<br />

12.10.2009<br />

Datenpanne beim<br />

Finanzdienstleister<br />

AWD<br />

Hannover. Beim Finanzdienstleister<br />

AWD wurden<br />

offenbar zehntausende Kundendaten<br />

entwendet. Dem<br />

Hörfunksender NDR Info<br />

wurden insgesamt 27.000<br />

Datensätze zugespielt.<br />

Diese enthalten laut NDR<br />

Info Kundennummer, Adresse,<br />

Telefonnummer, Berufsbezeichnung,<br />

Geburtstag<br />

und die Vertragsabschlüsse<br />

der einzelnen Kunden.<br />

AWD-Kommunikationschef<br />

Bela Anda sagte dazu,<br />

dass man an der Authenzität<br />

des Datenpakets zweifele.<br />

Bei den Daten seien keine<br />

sensiblen Konto- oder Bankverbindungen<br />

enthalten.<br />

NDR Info habe dem Unternehmen<br />

Daten von 17 Kunden<br />

und 36 Anträgen übergeben,<br />

die man überprüft<br />

habe. Anda sagte, es handele<br />

sich zum Teil um veraltete<br />

Daten, etwa aus Büros, die<br />

in den 90er Jahren geschlossen<br />

worden seien,<br />

oder von Kunden, die den<br />

Wohnort gewechselt hätten.<br />

Der AWD hat den Landesdatenschutzbeauftragten<br />

informiert und Strafanzeige<br />

gegen unbekannt erstattet.<br />

Anda sagte, der Datenschutzbeauftragte<br />

hätte<br />

dem Unternehmen bestätigt,<br />

dass es sich nicht um sensible<br />

Daten im Sinne des Datenschutzgesetzes<br />

handele.<br />

»Wir haben ein hohes Interesse<br />

an einer Aufklärung«,<br />

sagte der Kommunikationschef.<br />

Laut NDR Info ist aus den<br />

Datensätzen unter anderem<br />

ersichtlich, welche Kunden<br />

eine Lebensversicherung<br />

abgeschlossen und wie viel<br />

Geld sie angelegt haben. Ein<br />

großer Teil der Verträge soll<br />

noch gültig sein.<br />

Wie die Informationen in<br />

Umlauf geraten konnten, ist<br />

unklar. Aus dem Umfeld des<br />

Finanzdienstleisters hieß es<br />

laut NDR Info, dass nur hochrangige<br />

Mitarbeiter Zugriff<br />

auf eine derart große Menge<br />

an Datensätzen hätten.<br />

Der niedersächsische<br />

Datenschutzbeauftragte bestätigte,<br />

dass der AWD ihn<br />

bereits über den Vorfall informiert<br />

habe. Sollte es sich<br />

bestätigen, dass die Daten<br />

direkt aus der Firma kamen<br />

und nicht etwa durch ein<br />

Call-Center in Umlauf gebracht<br />

wurden, dann sei<br />

dieser Fall von besonderer<br />

Bedeutung. ink<br />

neue Presse, 16.10.2009<br />

Merkels jüngster Minister<br />

Philipp Rösler (36)<br />

»Das glaub ich nicht«,<br />

sagte meine Frau<br />

BILD­Interview mit dem<br />

neuen Shootingstar in<br />

Merkels Kabinett: Bundesgesundheitsminister<br />

Philipp Rösler (36)<br />

BILD: Was waren die ersten<br />

Worte Ihrer Frau, als Sie ihr<br />

das Ministeramt »gebeichtet«<br />

haben?<br />

Philipp Rösler: Sie hat<br />

spontan gerufen: »Das glaube<br />

ich jetzt nicht!« Aber sie<br />

freut sich natürlich mit mir.<br />

Ich bin am Freitagabend<br />

noch zu ihr und meinen<br />

Töchtern gefahren.<br />

BILD: Was sagen Sie den<br />

Kritikern, die meinen, 36 Jahre<br />

Lebensalter und ein halbes<br />

Jahr Regierungserfahrung<br />

seien ein bisschen wenig für<br />

dieses Amt?<br />

Rösler: Das Alter ändert<br />

sich mit der Zeit, würde ich<br />

zuerst sagen. Und diese Kritiker<br />

sind mir ein besonderer<br />

Ansporn, besonders fleißig<br />

und gut im neuen Amt zu<br />

sein.<br />

BILD: Wozu braucht es<br />

noch eine Kommission für die<br />

Planung der Gesundheitsreform?<br />

Liegen nicht alle Erkenntnisse<br />

und Zahlen längst<br />

auf dem Tisch?<br />

Rösler: Wir müssen jetzt<br />

nach und nach die Schritte<br />

festlegen, um aus dem bestehenden<br />

System in das<br />

neue hineinzukommen, ohne<br />

die Menschen zu überfordern.<br />

Dafür brauchen wir die<br />

Kommission.<br />

BILD: Wird die Gesundheitsreform<br />

DAS Markenzeichen<br />

der neuen Koalition? DIE<br />

Stelle, an der sich Schwarz-<br />

Gelb von Schwarz-Rot unterscheidet?<br />

Rösler: Ja, die Gesundheitsreform<br />

muss ein Markenzeichen<br />

von Schwarz-<br />

Gelb werden. Das ist der<br />

Auftrag: Wir sorgen jetzt<br />

endlich für ein Gesundheitssystem,<br />

das für über 80 Millionen<br />

Menschen in<br />

Deutsch land robust und<br />

gerecht ist.<br />

BILD: Wie viele Milliarden<br />

Steuergeld wird der gewünschte<br />

Sozialausgleich<br />

erfordern?<br />

Rösler: Dazu kann ich<br />

zum jetzigen Zeitpunkt keine<br />

Aussage machen. Auch hierfür<br />

brauchen wir die Regierungskommission,<br />

um diese<br />

Zahlen zu errechnen.<br />

BILD: Ist die dauerhafte<br />

Deckelung der Krankenkassenbeiträge<br />

der Arbeitgeber<br />

das Ende des Solidarprinzips<br />

in der gesetzlichen Krankenversicherung?<br />

Rösler: Nein, das sicher<br />

nicht. Solidarität heißt in der<br />

Krankenversicherung, die<br />

Gesunden helfen den Kranken.<br />

Und den Sozialausgleich<br />

muss es künftig über<br />

das Steuersystem geben –<br />

das wird es auch.<br />

BILD: Wie wichtig ist<br />

für Ihr Amt die unbedingte<br />

Rückendeckung durch die<br />

Kanzlerin?<br />

Rösler: Ich denke, die<br />

gesamte Koalition hat ein<br />

gemeinsames Ziel: ein stabiles<br />

und funktionierendes<br />

Gesundheitssystem auf die<br />

Beine zu bringen, das nicht<br />

alle zwei Jahre reformiert<br />

werden muss. Dafür steht<br />

die komplette Regierung,<br />

also auch die Kanzlerin.<br />

BILD: Sie hatten eine Art<br />

Vier-Augen-Gespräch mit der<br />

Kanzlerin. War das ein Vorstellungsgespräch?<br />

Rösler: Es war ein vertrauensvolles<br />

und offenes<br />

Gespräch zu Gesundheitsthemen.<br />

Der Vorschlag, mir<br />

das Amt zu übertragen, kam<br />

aber auf jeden Fall von Guido<br />

Westerwelle.<br />

Bild: Macht Sie die vor Ihnen<br />

liegende Aufgabe nervös?<br />

Rösler: Ich weiß, dass es<br />

sehr viel zu tun gibt. Deshalb<br />

würde ich am liebsten sofort<br />

anfangen zu arbeiten.<br />

Von A. Baldauf und<br />

N. Blome<br />

Bild.de, 26.10.2009<br />

726 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 727


terminkalender<br />

27. – 30.1.2010 Braunlage 57. Winterfortbildungskongress der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, Infos: Ansgar Zboron,<br />

Tel. (05 11) 8 33 91-303<br />

13. – 20.2.2010 Davos 42. Winterfortbildungskongress Davos, Infos: Freier Verband Deutscher Zahnärzte e.V., Frau<br />

Ruth Stamer, Tel. (02 28) 85 58-55, E-Mail: rs@fvdz.de<br />

8.5.2010 Hannover Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong><br />

29.5.2010 Walsrode Landesversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, Beginn 10 Uhr, Parkhotel<br />

Luisenhöhe, Ahrsener Straße 2, 29699 Bomlitz<br />

5.6.2010 Hannover Konstituierende Kammerversammlung<br />

18. – 19.6.2010 Neuss Vertreterversammlung der Apotheker- und Ärztebank<br />

Deutscher Ärztinnenbund e.V.<br />

Gruppe Braunschweig<br />

Termine 2009<br />

Mittwoch, 2.12.2009, 15.30 Uhr<br />

Adventskaffee im Haus unserer 1. Vor-<br />

7. Göttinger Symposium der Zahnmedizin<br />

– Endodontologie –<br />

Mit Konzept zum Erfolg<br />

28.11.2009<br />

9.00 – 18.00 Uhr<br />

Universitätsklinikum Göttingen, Großer Hörsaal<br />

Hands-on-Kurs<br />

MB2: Mythos oder Realität?!<br />

Freitag – 27.11.2009<br />

Für diese Veranstaltung erhalten Sie<br />

8 Fortbildungspunkte der BZÄK und DGZMK.<br />

Gebühren<br />

Studierende: 10 EUR · ZA-Helferinnen: 35 EUR<br />

Zahnärzte: 75 EUR<br />

Kontakt<br />

Göttinger Förderverein der Zahnmedizin e.V.<br />

Theaterplatz 9, 37073 Göttingen<br />

Tel.: (01 63) 2 86 35 26 · Fax: (05 51) 9 98 92 29<br />

email: info@symposium-zahnmedizin.de<br />

sitzenden Frau Dr. Dagmar Berkling. Eine<br />

gesonderte Einladung erfolgt rechtzeitig!<br />

Anmeldungen bitte an die 1. Vorsitzende<br />

Frau Dr. med. Dagmar Berkling, Tel. (0 53 31)<br />

18 39, Fax (0 53 31) 92 57 02, Email: dr.<br />

berkling@t-online.de oder die Schriftführerin<br />

Frau Dr. med. Ingeborg Kriebel, Tel.<br />

(05 31) 33 82 43, email: kriebel.ingeborg@tonline.de<br />

l<br />

Die Zwischenprüfung<br />

im Ausbildungsberuf Zahnmedizinische<br />

Fachangestellte<br />

findet am 17.2.2010<br />

in der Zeit von<br />

14.00 Uhr – 15.30 Uhr<br />

statt.<br />

gez. Dr. K.­H. Düvelsdorf<br />

Vorstandsreferent<br />

für das<br />

Zahnärztliche Fachpersonal<br />

6. – 12. Februar 2010<br />

St. Anton am Arlberg, Österreich<br />

29. Internationales Symposium für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und Zahnärzte<br />

Information:<br />

ICOS Implantatzentrum, Prof. Dr. Dr. Esser, Am Finkenhügel 1, 49076 Osnabrück<br />

Tel.: (05 41) 76 06 99-0, Fax: (05 41) 76 06 99-10, email: mail@icosnet.de<br />

Dr. Urs Brodbeck<br />

aus Zürich begann<br />

sein Seminar<br />

am 21.8.2009<br />

mit der Frage an<br />

jeden Teilnehmer, welche Vorstellungen,<br />

Erwartungen oder<br />

Wünsche sie oder er an sein<br />

Seminar habe. Die Antworten<br />

schlugen einen Bogen vom<br />

Wusch nach einem Einstieg in<br />

die vollkeramische Restauration,<br />

über Fragen nach der Haltbarkeitsdauer<br />

bis zu Unsicherheiten in der Auswahl<br />

der angebotenen Keramiken und<br />

zur Adhäsivtechnik.<br />

Vollkeramische Restaurationen,<br />

eine Übersicht aus der Praxis –<br />

für die Praxis<br />

Zunächst zeigte der Referent die wesentlichen<br />

Unterschiede der einzelnen<br />

Keramikmassen auf. Vor der Entscheidung,<br />

welche Keramik, ob Sinter-,<br />

Press-, oder hochfeste oxidkeramik zu<br />

verwenden sei, gelte grundsätzlich zu<br />

beachten, dass Keramik immer nur eine<br />

Alternative, nie aber ein Metallersatz<br />

sein könne.<br />

Unbestritten liegen die größten<br />

Vorteile der Keramik in der optimierung<br />

der Ästhetik und in dem bestmöglichen<br />

Erhalt der Zahnsubstanz, in<br />

Folge gewebeschonender Präparation.<br />

Hauptnachteil in der Vergangenheit<br />

war jedoch immer die erhöhte<br />

Frakturgefahr des Materials, bedingt<br />

durch seine Sprödigkeit. In<br />

Verbindung mit Verarbeitungsfehlern<br />

in der Adhäsivtechnik<br />

kam es zu hohen Misserfolgsraten.<br />

Die Entwicklungen der letzten<br />

Jahre haben weitaus verbesserte<br />

Materialeigenschaften erbracht<br />

und mit Innovationen in der Adhäsivtechnik<br />

und ihrer exakten Anwendung<br />

ist heute ein Erfolg zu 95 Prozent<br />

über fünf Jahre zu erzielen.<br />

Einen sehr großen Einfluss auf die<br />

Haltbarkeitsdauer keramischer Restaurationen<br />

haben die Form und der Umfang<br />

der vorhergehenden Präparation,<br />

wobei Retentions- oder Resistenzform<br />

keine Bedeutung haben.<br />

Anstelle der Vielfalt der<br />

Tipps und Tricks aus der Praxis,<br />

die Mut machen<br />

Füllungsbezeichnungen gibt es für Dr.<br />

Brodbeck nur die adhäsive Vollkrone<br />

oder die adhäsive Teilkrone. So bleibt er<br />

zum Beispiel bei der Präparation einer<br />

adhäsiven Teilkrone in der Front (Veneer)<br />

immer im zervikalen Schmelzbereich,<br />

auch wenn sich ein keilförmiger<br />

Defekt oder eine Rezession anschließen<br />

sollte. Er nimmt für einen fugendichten<br />

Abschluss lieber das Legen einer<br />

zervikalen Füllung, als eine potentielle<br />

Frakturgefährdung der Restauration<br />

in Kauf. Die Aufhebung einer dentinadhäsiven<br />

Befestigung ist bei Biegebeanspruchung<br />

eher wahrscheinlich,<br />

als bei einer reinen schmelzadhäsiven<br />

Befestigung. Schon eine geringe Aufhebung<br />

der zervikal-adhäsiven Befestigung<br />

kann Keramiksprünge in der<br />

Versorgung nach sich ziehen.<br />

Ästhetik entscheidet<br />

Natürlich ist hierbei die zu erwartende<br />

Ästhetik entscheidend, aber häufig<br />

werden Rezessionen weder beim Lachen<br />

noch beim Sprechen sichtbar. Dr.<br />

Brodbeck bevorzugt bei seinen Restaurationen<br />

leuzitverstärkte Presskeramik<br />

und hat gute Erfahrungen mit Empress<br />

(e-max-press) gemacht.<br />

foto: PrivAt Seminar-Spots<br />

Die optischen Eigenschaften der keramischen<br />

Restauration sind stark abhängig<br />

von der Stumpffarbe, ein Zementieren<br />

mit eingefärbten Zementen<br />

sei nicht zu empfehlen, auch die Bemalung<br />

bereits gepresster Restaurationen<br />

zeige oft nicht die gewünschte Ästhetik.<br />

Hier bietet eine Schichttechnik die<br />

besten Ergebnisse. Es habe sich bewährt,<br />

die Farbbestimmung vom Techniker<br />

selbst durchführen zu lassen, dieses<br />

erfolge immer ohne provisorische<br />

Versorgung. Dr. Brodbeck zieht es vor,<br />

seine Restaurationen mit Tetric-Flow<br />

der Farben A2 oder A3 zu befestigen,<br />

wobei er bei adhäsiven Teilkronen in<br />

der Front kein Bondingmaterial verwendet.<br />

Tipps und Tricks, die Mut machen<br />

Das Zementieren von Seitenzahnrestaurationen<br />

muss immer so erfolgen,<br />

dass eine Überschussbildung im Interdentalraum<br />

ohne Einsatz rotierender<br />

Instrumente zu entfernen ist. Bei einer<br />

umfangreichen Restauration muss immer<br />

in »die Lücke« zementiert werden,<br />

um die Kontaktflächensituation modellgerecht<br />

zu erhalten. So werden im<br />

ersten Schritt die Restaurationen an<br />

den Zähnen 14, 12, 21, 23 und im zweiten<br />

Schritt 13, 11, 22, 24 adhäsiv befestigt.<br />

Heutzutage kam der Behandler ohne<br />

Probleme zwischen den verschiedenen<br />

Keramiken wählen, denn sie alle weisen<br />

bei richtiger Indikation und Verarbeitung<br />

die oben genannte Haltbarkeitsrate<br />

von 95 Prozent über fünf Jahre<br />

auf.<br />

Für Front- und Seitenzahnteilkronen<br />

kann Empress empfohlen werden,<br />

für den Seitenzahnbereich ebenfalls<br />

das Cerec-System. Für die Vollkronen<br />

stehen sowohl Procera, InCemm, Empress<br />

und Zirkon zur Auswahl. Auch<br />

dreigliedrige kleinere Brücken aus Zirkon<br />

haben eine Haltbarkeitsdauer von<br />

über fünf Jahren bewiesen.<br />

Dr. Brodbeck hat in seinem Seminar<br />

eine Fülle von Tipps und Tricks vermittelt,<br />

die auch noch wenig erfahrenen<br />

Kolleginnen und Kollegen Mut macht,<br />

sich vermehrt der vollkeramischen Restauration<br />

zuzuwenden.<br />

Dr. Peter Rudolph, Göttingen l<br />

728 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 729<br />

Dr. Peter<br />

Rudolph<br />

foto: ZKn-ArCHiv


Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />

SEMINARPROGR AMM<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91-311 · Telefax (05 11) 8 33 91-306<br />

Ansprechpartner: Marlis Grothe<br />

Augmentative Verfahren mit autologen Knochentransplantaten –<br />

mit Sicherheit zum Implantaterfolg<br />

Die Weiterentwicklung der oralchirurgie in den letzten<br />

Jahren hat die Anforderungen und Wünsche der Patienten<br />

gegenüber der implantologischen Behandlung deutlich<br />

verändert. Implantate müssen nicht mehr einfach nur osseointegriert<br />

sein, sondern entsprechend eines prothetischen<br />

Behandlungskonzeptes an die ideale Position inseriert<br />

werden. Dies führt dazu, dass ein Großteil der implantologischen<br />

Behandlungen eine knochenaugmentative<br />

Maßnahme erfordert.<br />

Zur Wiederherstellung des Kieferkamms sind zahlreiche<br />

Verfahren, insbesondere im Bereich Ersatzknochen und<br />

Membranen, entwickelt worden. Dennoch zeigt sich, dass<br />

der autologe Knochen nach wie vor der Goldstandard mit<br />

der höchsten Erfolgsquote bleibt. Hierbei gilt es, durch den<br />

Einsatz neuer Materialien und Methoden Risiken zu minimieren<br />

und die Behandlung an die Bedürfnisse des Patienten<br />

anzupassen.<br />

Der Kurs richtet sich an den in der Praxis tätigen Zahnarzt,<br />

der sein Behandlungsspektrum im Bereich der verschiedenen<br />

Techniken der augmentativen Verfahren erweitern<br />

möchte. Folgende operationstechniken werden<br />

im Rahmen des Seminars erläutert:<br />

Endodontie – Lichtblicke für die Kanalarbeit<br />

Im letzten Jahrzehnt vollzog sich in der Wurzelkanalbehandlung<br />

ein wissenschaftlich-klinischer Quantensprung.<br />

In praxi besteht die Aufgabe aus den vielen endodontischen<br />

Wahrheiten von »Good Clinical Practise« ein Behandlungskonzept<br />

im Spannungsfeld von Wissenschaftlichkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit zukunftsträchtig zu gestalten.<br />

Im Kurs werden Lichtblicke für die aktuelle Kanalarbeit<br />

dargestellt un d durch praktische Übungen untersetzt, wobei<br />

sich der Lichtbogen von der relativen Selbständigkeit<br />

endodontaler Erkrankungen über das therapeutische<br />

Quartett von Aufbereitung, Desinfektion, obturation und<br />

endorestaurative Therapie bis hin zu Erfolg, Misserfolg<br />

und implantologische Abwägung spannt.<br />

l Knochenblockentnahme<br />

l Laterale und vertikale Knochenaugmentation<br />

l Sinusbodenelevation<br />

l Weichgewebsmanagement im Rahmen augmen tativer<br />

Eingriffe.<br />

Hierbei werden Instrumente, Nahtmaterialien sowie<br />

Grundprinzipien von Schnittführungen und Nahttechniken<br />

anhand klinischer Fotos und Videos dargestellt.<br />

Referent: Dr. Jochen Tunkel, Bad oeynhausen<br />

Mittwoch, 18.11.2009, 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Kursgebühr: € 72,–<br />

Max. 40 Teilnehmer<br />

4 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />

Kurs-Nr.: Z 0977<br />

<strong>NEU</strong>!<br />

Anmerkung:<br />

Eine Materialliste wird nach verbindlicher Anmeldung zugesandt.<br />

Referent: Prof. Dr. Knut Merte, Leipzig<br />

Freitag, 27.11.2009, 14.00 – 18.00 Uhr/<br />

Samstag, 28.11.2009, 9.00 – 18.00 Uhr<br />

Kursgebühr: € 420,–<br />

Max. 20 Teilnehmer<br />

13 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />

Kurs-Nr.: Z 0979<br />

<strong>NEU</strong>!<br />

Der Weisheitszahn<br />

die Weisheitszähne – entfernen oder Belassen?<br />

Die Weisheitszahnentfernung zählt zu den häufigsten zahnärztlich-chirurgischen<br />

Eingriffen. Trotzdem besteht eine<br />

gewisse Unsicherheit bei der Indikationsstellung und der<br />

Wahl des richtigen Zeitpunktes für die Entfernung des dritten<br />

Molaren.<br />

Ziel des Kurses ist die Darstellung der komplexen Problematik<br />

und Aufzeigen von Richtlinien für die Entscheidung<br />

Entfernen oder Belassen von Weisheitszähnen.<br />

Inhalt:<br />

l Anatomie, Physiologie und Pathologie rund um den dritten<br />

Molaren<br />

l Anamnese, Befund, Diagnostik<br />

TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN<br />

Bezirksstelle Hannover<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Sven Nordhusen, Tiergartenstr. 29,<br />

30559 Hannover<br />

9.12.2009, 16.00 Uhr – ca. 19.00 Uhr<br />

ort: Hörsaal der KZVN (5.Etage), Eingang über ZKN, Zeißstr. 11a,<br />

30519 Hannover<br />

Implantologie in der Praxis<br />

Referent: Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt<br />

Bezirksstelle Oldenburg<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Volker Schaper, Burgstr. 11,<br />

27243 Harp stedt, Tel. (0 42 44) 16 71<br />

6.3.2010, 9.00 Uhr – ca. 13.00 Uhr<br />

ort: Universität »Carl von ossietzky«, Ammerländer Heerstr. 114 –<br />

118, 26129 oldenburg<br />

Kinderzahnheilkunde in der Praxis<br />

Referent: Prof. Dr. Christian Splieth, Greifswald<br />

Bezirksstelle Osnabrück<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Markus Firla,Hauptstr. 55,<br />

49205 Hasbergen-Gaste, Tel. (0 54 05) 6 99 88<br />

13.1.2010, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />

ort: Steigenberger Hotel Remarque, Natruper-Tor-Wall 1,<br />

49076 osnabrück<br />

CAD/CAM­Technologie in der Zahnarztpraxis<br />

Referentin: Dr. Anna Theiss, München<br />

12.5.2010, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />

ort: Steigenberger Hotel Remarque, Natruper-Tor-Wall 1,<br />

49076 osnabrück<br />

Einführung in die zahnmedizinische Hypnose – Vom<br />

sanften Umgang mit Schmerz und Angst<br />

Referent: Christian Bittner, Salzgitter<br />

Bezirksstelle Stade<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Volker Thoma, Bahnhofstr. 21 – 25,<br />

21614 Buxtehude, Tel. (0 41 61) 5 29 08<br />

6.2.2010, 9.00 Uhr – ca. 12.00 Uhr<br />

ort: Ramada Hotel, Kommandantendeich 3, 21680 Stade<br />

l Risikofaktoren<br />

l Komplikationen<br />

l Empfehlungen zur Indikationsstellung<br />

l Fallpräsentationen<br />

Referentin: Dr. Christine Goldbecher, Halle/Saale<br />

Freitag, 4.12.2009, 14.00 – 17.00 Uhr<br />

Kursgebühr: € 66,–<br />

Max. 40 Teilnehmer<br />

3 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />

Kurs-Nr.: Z 0982<br />

730 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 731<br />

<strong>NEU</strong>!<br />

1. Wann ist es genug? Indikationen zur Augmentation in<br />

der Implantologie<br />

2. Wann, wie, warum? Überlegungen zum Timing in der<br />

Implantologie<br />

Referent: Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer, Göttingen<br />

Bezirksstelle Verden<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Walter Schulze, Nordstr. 5,<br />

27356 Rotenburg/W. Tel. (0 42 61) 36 65<br />

25.11.2009, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

Die mobile Praxisrezeption<br />

Referent: Dr. Elian Cunea, Düsseldorf<br />

17.3.2010, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

So führen Sie professionelle Bankgespräche<br />

Referent: Michael Vetter, Dortmund<br />

28.4.2010, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

Dentale Implantologie – zwischen Evidenz und<br />

Feldversuch<br />

Referent: Dr. Wolfgang Kirchhoff, Marburg<br />

26.5.2010, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

CMD aus der Sicht der evidenzbasierten Medizin<br />

Referent: Dr. Horst Kares, Saarbrücken<br />

Bezirksstelle Wilhelmshaven<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Andreas Hackenberg,<br />

Kleine Rosmarinstr. 4, 26441 Jever, Tel. (0 44 61) 22 18<br />

2.12.2009, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />

ort: Hotel Schützenhof, Schützerhofstr. 47, 26441 Jever<br />

Alte(?) und neue Probleme in der zahnärztlichen<br />

Chirurgie – Osteomyelitis und Bisphosphonat<br />

assoziierte Kiefernekrose<br />

Referent: Prof. Dr. Torsten Remmerbach, Leipzig


inform ative Presse-inform ationen der industrie,<br />

für deren inh a lt die je w eiligen her ausgeBer v er a nt wortlich zeichnen<br />

dentalmarkt<br />

Innovative Vereinigung<br />

von Titan und Zirkonium für<br />

die Implantologie<br />

Eine deutlich verbesserte Stabilität<br />

im Vergleich zu Reintitan bei einer<br />

sich andeutenden signifikant verbesserten<br />

osseointegration gegenüber<br />

dem SLActive® Goldstandard –<br />

das sind die Argumente, die für das<br />

neue innovative Hochleistungsmaterial<br />

RoXoLID beim Einsatz von durchmesserreduzierten<br />

Implantaten in Situationen<br />

mit begrenztem Platzangebot<br />

sprechen. Die Ø 3,3 mm RoXoLID-<br />

Implantate erlauben Implantationen<br />

auch bei Patienten, die sich aufgrund<br />

von mangelndem Knochenangebot<br />

und der damit notwendigen Augmentation<br />

gegen eine Implantatbehandlung<br />

entscheiden würden. Mit RoXo-<br />

LID kann der Anwender durch kosteneffizientere,<br />

weniger invasive und zeitsparende<br />

Lösungen neue Patientengruppen<br />

erreichen.<br />

Erste auf Kongressen vorgestellte<br />

wissenschaftliche Ergebnisse von derzeit<br />

7 laufenden/teilweise abgeschlossenen<br />

prä-/klinischen Studien, mit<br />

über 320 Patienten und 470 dokumentierten<br />

Implantaten belegen bis dato<br />

alle Erwartungen.<br />

So konnten Gottlow et al. in einer<br />

Tiervergleichsstudie (Titan SLActive®<br />

vs. RoXoLID SLActive®) nach 4 Wochen<br />

signifikant höhere Ausdrehmomente<br />

und histomorphometrisch signifikant<br />

mehr Knochenwachstum rund<br />

um die RoXoLID-Implantate belegen.<br />

In der prospektiven klinischen Pilotstudie<br />

mit 22 Patienten von der Arbeitsgruppe<br />

Barter et al. konnten vielversprechende<br />

12-Monatsdaten gezeigt<br />

werden. Lediglich ein Implantat<br />

ging aufgrund einer apikalen Entzündung<br />

des Nachbarzahns verloren. 50%<br />

der Patienten zeigten einen Zugewinn<br />

(!) des krestalen Knochens.<br />

Während bei der europäischen Multicenter<br />

RCT Studie aktuell die 12-Monatsdaten<br />

ausgewertet werden, zeigen<br />

sich bei der nicht-interventionellen<br />

Studie (NIS), mit weltweit über 40<br />

teilnehmenden Zentren und aktuell<br />

mehr als 210 Patienten/ 270 Implantaten,<br />

erste spannende Ergebnisse. So<br />

konnten in 58% der Fälle RoXoLID-<br />

Implantate gesetzt werden, die bei der<br />

Verwendung von Implantaten mit einem<br />

enossalen Durchmesser >3,3 mm<br />

eine zusätzliche Augmentation erfordert<br />

hätten.<br />

RoXoLID – eine wissenschaftlich<br />

fundierte Innovation mit vielen Vorteilen<br />

für Arzt und Patient: mehr Sicherheit,<br />

mehr Stabilität, bessere Ästhetik,<br />

kürzere Einheilzeiten, weniger Kosten,<br />

kürzere Behandlungszeiten und die<br />

Möglichkeit zur implantologischen<br />

Versorgung von Patienten, die bis dato<br />

aufgrund potenzieller augmentativer<br />

Behandlungen eine Implantation abgelehnt<br />

haben.<br />

Weitere Informationen unter www.<br />

straumann.de.<br />

Inspiration und<br />

Implantprothetik<br />

Zum nunmehr bereits 15. Dental-<br />

Marketing-Kongress lädt DeguDent<br />

für Freitag/Sams tag, den<br />

22./23. Januar 2010, ins Congress Center<br />

der Messe Frankfurt am Main.<br />

Das Kongress-Wochenende schlägt<br />

einen großen Bogen. Der fachliche Fo-<br />

cus richtet sich speziell auf das Team.<br />

Am Freitag, dem 22. Januar lautet das<br />

Thema: Der Einfluss neuer Technologien<br />

auf prothetische Konzepte, dargestellt<br />

am Beispiel der Implantatprothetik.<br />

Computergestützte Navigation,<br />

»backward planning«, unterschiedliche<br />

Restaurations möglichkeiten etc. –<br />

das sind viele Facetten, die eines verbindet:<br />

der Team-Gedanke. Denn gerade<br />

in der Implantatprothetik ist perfekte<br />

Zusammenarbeiten die Voraussetzung<br />

für ein erfolgreiches Team und<br />

zufriedene Patienten.<br />

Genauso wichtig stellt sich beim<br />

Dental-Marketing-Kongress das zweite<br />

große Thema des Wochenendes dar:<br />

Woher bezieht der in Beruf und Familie<br />

geforderte Zahnarzt und Zahntechniker<br />

seine mentale Kraft? Wie führt er<br />

sich selbst, seine Praxis und Labor? Wie<br />

motiviert er seine Mitarbeiter/innen.<br />

Wie setzt er die in ihm selbst schlummernden<br />

Potentiale gewinnbringend<br />

frei?<br />

Antworten zur Inspiration der Teilnehmer<br />

geben neun ebenso hochkarätige<br />

wie unterschiedliche Top-Referenten:<br />

Brigitte Bastgen (u.a. ZDF/»heute«)<br />

als Moderatorin mit ihrem Charme,<br />

Shaolin-Instituts-Präsident Gerhard<br />

Conzelmann mit der »Kraft der Gedanken«,<br />

SchmidtColleg-Dozent Dr. Dr. Cay<br />

von Fournier mit konkreten »10 Geboten<br />

für ein gesundes Unternehmen«,<br />

Pater Anselm Grün aus der Abtei Münsterschwarzach<br />

mit seiner Erfahrung,<br />

wie »Werte unser Leben wertvoll machen«,<br />

und Andere. Gemeinsam ist allen:<br />

Sie erschließen neue Sichtweisen –<br />

ganz im Sinne des Kongress-Mottos: Inspiration!<br />

Fast im wörtlichen Sinne<br />

springt dieser Funken am Freitagabend<br />

bei Live-Musik, furioser Choreographie<br />

und magischen Lichtjonglage<br />

vom Feuertanztheaters firedancer<br />

über.<br />

Der Implantat-Prothetik-Kongress<br />

unter dem Motto »Drunter und<br />

Drüber«findet am Freitag, 22. Januar<br />

2010, von 13 bis 16 Uhr im Congress Center<br />

der Messe Frankfurt am Main statt.<br />

Einlass ist ab 12 Uhr. Am selben ort folgt<br />

ab 17:30 der zweite Teil des Dental-Marketing-Kongresses,<br />

quasi mit einem<br />

»open end«(24:00). Interessenten wählen<br />

entweder das gesamte Paket (Implantat-Prothetik-Kongress<br />

und Dental-Marketing-Kongress<br />

mit insgesamt<br />

11 Fortbildungspunkten nach den Leitsätzen<br />

und Empfehlungen der BZÄK-<br />

DGZMK) oder nur den Dental-Marketing-Kongress<br />

»Inspiration«(Freitag<br />

plus Samstag). Weitere Information<br />

und Inspiration unter: www.degudent.<br />

de, oder Frau Scheffel Tel.: 06181-59-<br />

5704.<br />

Einfach, flexibel und wirtschaftlich<br />

zum perfekten Licht<br />

Die KaVo MULTI LED Systemlösung<br />

liefert auf einfachste, flexibelste<br />

und wirtschaftlichste<br />

Weise perfektes LED-Licht für alle KaVo<br />

Lichtinstrumente. Seit oktober 2009<br />

gibt es mit jeder neuen KaVo MULTIflex<br />

Kupplung 465 LRN, 460 LE und den Motor<br />

KL 702 einen Gutschein zum Nachrüsten<br />

auf LED*. KaVo MULTI LED bietet<br />

mit 5.500K und echten 25.000LUX an<br />

der Bohrerspitze eine optimale, augenschonende<br />

Tageslicht-Farbtemperatur<br />

und Beleuchtungsstärke. Die Lichtintensität<br />

lässt sich dabei an KaVo-Behandlungseinheiten<br />

mit Lichtstärken-<br />

regelung individuell anpassen. Die integrierte<br />

optik der KaVo MULTI LED<br />

sorgt für die ideale Fokussierung des<br />

Lichtstrahls und damit für die hervorragende<br />

Ausleuchtung des Präparationsfeldes<br />

ohne störende Lichtkränze<br />

oder Streulichtverluste. Für den Anwender<br />

sind selbst Präparationsgrenzen<br />

deutlich sichtbar. Darüber hinaus<br />

stellt die Neuerung auch noch die einfachste<br />

und wirtschaftlichste Art der<br />

Umrüstung auf LED dar. Der Anwender<br />

selbst tauscht lediglich die Hochdrucklampe<br />

in den vorhandenen MULTIflex-<br />

Kupplungen und Motoren gegen die<br />

hochqualitative KaVo MULTI LED aus.<br />

Neuanschaffungen von Kupplungen,<br />

Motoren oder Instrumenten sind nicht<br />

notwendig. Mehr Informationen zu Ka-<br />

Vo MULTI LED unter www. kavo.com/<br />

led.<br />

Das<br />

Dentalhistorische<br />

Museum in Zschadraß<br />

Zschadraß bei Leipzig ist seit einigen Jahren Standort eines<br />

ganz besonderen Museums. Der Museumsgründer, Zahntechnikermeister<br />

Andreas Haesler, hat mit dem Dentalhistorischen<br />

Museum etwas geschaffen, was weltweit einzigartig ist. Die hessische<br />

Zahnärztezeitung titelte: »Beste Voraussetzungen für einen Wallfahrtsort«.<br />

Und dies ist nicht übertrieben. Unzählige Exponate präsentieren die<br />

Entwicklung der Zahnmedizin. Gemeinsam mit dem Dentalhistorischen<br />

Museum haben wir für 2010 zwei Kalender aufgelegt. Einen Motivkalender,<br />

der einige Exponate des Museums zeigt, und einen Kalender mit<br />

Illustrationen von historischen Postkarten und Holzstichen.<br />

Die Kalender haben das Format 30 x 46 cm und sind zum Preis von<br />

je 15,00 EUR erhältlich. 50 % des Reinerlöses fließt dem Museum<br />

direkt zu, damit weitere Räumlichkeiten um- und ausgebaut<br />

werden können.<br />

Satztechnik Meißen GmbH · Am Sand 1c · 01665 Nieschütz · Tel. 03525/71 86-0 · Fax 03525/71 86-12 · info@satztechnik-meissen.de<br />

732 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 733<br />

© Satztechnik Meißen GmbH, 2009


auf-gelesen<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bundesgesundheitsminsterium werden sich<br />

jetzt wohl farbenpolitisch etwas umorientieren müssen. Das triste verwaschene Einheits-<br />

Rot ist out, die vorherrschende Farbe wird – oh Wunder – ein erfrischendes Frühlings-<br />

Gelb werden, auch wenn bis zum obligatorischen Frühjahrsputz noch einige Wochen<br />

verstreichen werden. Kaum zu glauben, aber wahr: Die neue Koalition hat sich entschlossen,<br />

die Verantwortung für das wichtige Ministerium in die Hände eines jungen, liberalen<br />

Politikers zu legen, der zusammen mit einem Staatssekretär aus der gleichen Partei dafür<br />

sorgen kann, dass die freie Berufsausübung innerhalb der Medizin wieder gestärkt, und<br />

die Entwicklung hin zu einer Staatsmedizin für beendet erklärt werden kann.<br />

Übrigens: Freiberuflichkeit hat etwas mit freier Entscheidung zu tun, und diese haben<br />

Sie natürlich auch bei der Wahl des interessanten Lesestoffs, das jedenfalls wünscht<br />

Dr. Eckhard Jung<br />

Chirurgische<br />

Grundlagen<br />

Das Werk ist seit 25 Jahren auf<br />

dem Markt und gilt als Klassiker.<br />

Die Zielgruppe definiert sich<br />

nicht nur innerhalb der Studierenden<br />

im klinischen Studienabschnitt, sondern<br />

auch der in Weiterbildung befindliche<br />

Assistenzarzt und der niedergelassene<br />

Zahnarzt wird dieses Buch nutzen<br />

können. Das Buch liegt jetzt in der<br />

vierten, vollkommen überarbeiteten<br />

Fassung vor. Auf fast 400 Seiten wird<br />

die gesamte Bandbreite der Darstellung<br />

des Basiswissens der Allgemeinchirurgie<br />

für Zahnmediziner deutlich.<br />

Die chirurgischen Grundlagen umfassen<br />

zwölf Kapitel: Anamnese, Befunderhebung,<br />

Dokumentation und Aufklärung,<br />

Hygiene und Infektionsprävention<br />

sowie Bildgebende Verfahren<br />

als drittes Kapitel. Wundlehre, Blutung,<br />

Blutstillung und Transfusionsmedizin<br />

sowie Notfallmedizin als sechstes Kapitel<br />

folgen. Medikamentöse Schmerztherapie,<br />

Prämedikation und Anästhesie<br />

sind die Themen der Kapitel sieben<br />

und acht. Erkrankungen der Mundschleimhaut,<br />

Allergien bestimmen die<br />

Abschnitte neun und zehn. Tissue Engeneering<br />

und Wachstumsfaktoren<br />

beschließen den Reigen der Kapitel dieses<br />

Grundlagenwerks. Zahlreiche Fotos<br />

und Illustrationen ergänzen das lesenswerte<br />

Buch. Eine besondere Idee<br />

ist der mit einem Zugangscode versehene<br />

Zugang zu einem aktivierbaren<br />

Audio-Podcast, der jedem Buch beiliegt.<br />

Norbert Schwenzer, Michael Ehrenfeld:<br />

Chirurgische Grundlagen, 4. vollst.<br />

überarb. und erw. Aufl. 2008, 395 Seiten,<br />

79,95, Thieme Verlag, ISBN 978-3-<br />

13-593404-4.<br />

Ästhetik mit Komposit –<br />

Grundlagen und Technik<br />

In mehrerlei Hinsicht ein bemerkenswertes<br />

Buch. Der Autor, Privat-Dozent<br />

Dr. med. dent. Burkard Hugo,<br />

verstorben in 2006, legt hier gewissermaßen<br />

sein Vermächtnis vor. Und das<br />

Buch beschreibt anhand zahlreicher<br />

Fälle, wie außergewöhnliche Behandlungsergebnisse<br />

zu erzielen sind, wenn<br />

man auch ungewöhnliche Behandlungsmöglichkeiten<br />

beherrscht und in<br />

die Praxis umsetzt. Nach einer Einführung<br />

in die Grundlagen dentaler Ästhetik<br />

geht es um die Präsentation<br />

komplexer klinischer Fälle, die interessante<br />

Anwendungsmöglichkeiten bei<br />

der Gestaltung von Frontzahnaufbauten,<br />

dem Schließen von Frontzahnlücken,<br />

die Stellungs- und Formveränderungen<br />

und bei direkt herzustellenden<br />

glasfaserverstärkten Brücken aufzeigt.<br />

Die beigefügte Video-DVD illustriert<br />

anhand ausgewählter Behandlungsfälle<br />

zusätzlich zu den zahlreichen im<br />

Buch befindlichen Fotos die vorgestellten<br />

Techniken.<br />

Burkard Hugo: Ästhetik mit Kompo-<br />

sit – Grundlagen und Technik, 2008,<br />

272 Seiten, 178,–; Quintessenz Verlag,<br />

ISBN 978-3-938947-55-5.<br />

Bruxismus<br />

»Bruxismus ist eine generalisierte<br />

Erscheinung mit multipler<br />

Pathologie, deren erster<br />

Zeuge in der Regel der Zahnarzt ist«,<br />

so definieren die Autoren dieses Phänomen.<br />

Das Buch der drei Autoren versteht<br />

sich als Leitfaden für alle klinischen<br />

Situationen. Vor allem soll es die<br />

folgenden Fragen beantworten helfen:<br />

Wann muss behandelt werden? Lässt<br />

sich Bruxismus abstellen? Welche Rolle<br />

spielt die okklusion? Welche Faktoren<br />

lösen Bruxismus aus? Sind weitergehende<br />

therapeutische Maßnahmen<br />

nötig? Ein Konsens zum Umgang mit<br />

dieser ausgeprägten Funktionsstörung<br />

scheint schwierig: »Die Forschung<br />

lehnt eine Beteiligung der okklusion<br />

ab, während die Kliniker, denen die<br />

Aufgabe zufällt, die geschädigten Zahn -<br />

bögen zu rekonstruieren, zur Wahl der<br />

optionen beraten werden möchten«,<br />

so schreibt Daniel Rozencweig in seinem<br />

Vorwort. Das Buch bietet interessante<br />

Hinweise, Tipps und Vorschläge<br />

im Umgang mit den Patienten und deren<br />

Therapie.<br />

Daniel Brocard, Jean-François Laluque,<br />

Christian Knellesen: Bruxismus,<br />

2008, 96 Seiten, 58,–; Quintessenz Verlag,<br />

ISBN 978-3-938947-76-0.<br />

v.l.n.r.: Dr. Josef Kühling-Thees, Vorsitzender der Kreisstelle Cloppenburg, Dr. Thea<br />

Niemann-Papenheim, Dr. M. Michael Ebeling, Vizepräsident der ZKN<br />

Besuch der alten Dame<br />

Kollegin Dr. Thea Niemann-Papenheim<br />

feierte ihren 100sten Geburtstag<br />

Es berührt üblicherweise sensible<br />

Grenzen, über das Alter<br />

einer Dame zu sprechen. Aus<br />

gegebenem Anlass war das jedoch<br />

unvermeidlich. Schließlich<br />

war gerade dieses Alter Anlass für<br />

einen so anregenden wie nachdenklichen<br />

Besuch, den sich der Vizepräsident<br />

der ZKN, Dr. Michael Ebeling, und<br />

der Vorsitzende der Kreisstelle Cloppenburg,<br />

Dr. Josef Kühling-Thees, gönnen<br />

konnten.<br />

Die Jubilarin, Dr. Dorothea Niemann-Papenheim,<br />

empfing auch diese<br />

Gratulanten mit freundlichem Interesse<br />

in ihrem im Zentrum Cloppenburgs<br />

gelegenen Heim. Viele andere, nicht<br />

zuletzt die zur Feier der Mutter, Großmutter<br />

und Urgroßmutter zusammengeströmte<br />

Familie, hatten in diesen Tagen<br />

auf unterschiedlichste Weise ihre<br />

Glückwünsche zum »Hundertsten«<br />

überbracht. »Sie waren doch vor zehn<br />

Jahren schon einmal da« begrüßte Sie<br />

den Kollegen Kühling-Thees, »ich erinnere<br />

mich noch gut.« Im Beisein ihrer<br />

Tochter und ihres Schwie gersohnes,<br />

beide im Ruhestand befindliche Zahnärzte,<br />

erzählt Sie den Gästen bei einem<br />

Glas Prosecco aus ihrem Leben, eröffnet<br />

Einblicke in eine heute so fern erscheinende<br />

Zeit. Aus Krefeld stamme<br />

sie, wo sie am 17.10.1909 geboren wurde,<br />

damals preußische Rheinprovinz<br />

des deutschen Kaiserreichs. Und von<br />

ihrem Zahnmedizin-Studium erzählt<br />

sie mit leuchtenden Augen. Anders als<br />

heute, damals eine fast ausschließlich<br />

männliche Domäne. Von der Uni Bonn,<br />

wo sie ihr Studium begann, von Kantorowicz<br />

und Sobotta, die sie dort noch<br />

hatte hören können. Von Rostock, wohin<br />

sie im Sommersemester wechselte,<br />

von Freiburg, wo es im Winter schön zu<br />

studieren war und von der Wilhelms-<br />

Universität in Münster, an der sie am<br />

10.12.1932 sowohl ihr Staatsexamen<br />

(mit »gut«) ablegte als auch im März<br />

1933 die Promotion zum Dr. med. dent.<br />

abschloss. »Das mit dem Studieren an<br />

unterschiedlichen Unis, das war damals<br />

so,« erklärt sie fast entschuldigend<br />

aber auch sichtlich amüsiert. –<br />

Zunächst für einige Jahre in eigener<br />

Praxis am Niederrhein tätig, verlegte<br />

sie ihren Lebensmittelpunkt schon<br />

bald ins südoldenburgische Cloppenburg,<br />

wo sie anlässlich eines familiären<br />

Besuches ihren späteren Mann, den<br />

Zahnarzt Dr. Wilhelm Niemann, kennengelernt<br />

hatte. Ihr Mann starb vor<br />

neun Jahren, aber es war ihnen vergönnt,<br />

auch die diamantene Hochzeit<br />

zu feiern.<br />

»Natürlich,« gibt sie zu, »funktioniert<br />

mit 100 nicht mehr alles so wie<br />

früher, aber selbständig leben, das<br />

klappt immer noch und das möchte ich<br />

auch nicht missen.« Nach ihrem Rezept<br />

für ein hohes Alter gefragt meint sie:<br />

»Wenig essen und möglichst wenig<br />

Fleisch«. Für den Abschied gibt sie den<br />

Gratulanten eine Einladung für das<br />

nächste Mal mit auf den Weg.<br />

Dr. Michael Ebeling,<br />

Vizepräsident der ZKN l<br />

Personalia<br />

Herzliche<br />

Glückwünsche<br />

zum Geburtstag!<br />

1.10.2009 Dr. Dr. Ummo Francksen (89),<br />

Theaterwall 43, 26122 Oldenburg<br />

1.10.2009 Dr./IMF Klausenburg Mircea<br />

Sabau (70)<br />

Wilhelm-Leuschner-Straße 7, 38228 Salzgitter<br />

3.10.2009 Dr. Hein Hellendoorn (90)<br />

Am Wasserturm 22, 48455 Bad Bentheim<br />

3.10.2009 Hans-Ulrich Raschdorf (85)<br />

Am Sportplatz 149, 27257 Sudwalde<br />

4.10.2009 Dr. Jürgen Sager (85)<br />

Schützenstraße 7, 31224 Peine<br />

9.10.2009 Dr. Hartmut Wilke (85)<br />

Gustav-Steinbrecher-Straße 21, 38350 Helmstedt<br />

11.10.2009 Dr. Christian Koll (85)<br />

Eichenhamm 20, 27632 Dorum<br />

12.10.2009 Johannes Hammers (80)<br />

Horner Straße 35 A, 21220 Seevetal<br />

15.10.2009 Horst Raedler (80)<br />

Zieglerhof 14 E, 30655 Hannover<br />

17.10.2009 Dr. Thea Niemann-Papenheim (100)<br />

Soestenstraße 9, 49661 Cloppenburg<br />

17.10.2009 Dr. Waltraud Ullrich (80)<br />

Am Brambusch 1, 30657 Hannover<br />

20.10.2009 Dr. Gerhard Talaga (94)<br />

Albert-Einstein-Straße 28, 37075 Göttingen<br />

20.10.2009 Dr. Ursula Knaak (90)<br />

Kampstraße 4, 49324 Melle<br />

21.10.2009 Dr. Rudolf Sperber (89)<br />

Roter Gang 14, 49324 Melle<br />

22.10.2009 Dr. Dr. Heinz Friehs (86)<br />

Heinrich-Thiede-Straße 11, 21339 Lüneburg<br />

24.10.2009 Dr. Otto Mauß (85)<br />

An der Silberkuhle 18, 30655 Hannover<br />

26.10.2009 Wolfgang Schäfers (75)<br />

Auf der Burg 19, 37197 Hattorf<br />

31.10.2009 Werner Grote (87)<br />

Burgstraße 10, 49716 Meppen<br />

734 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 735<br />

foto: Dr. M. eBeling


ZKN amtlich<br />

Wahl zur Kammerversammlung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> 2010<br />

Die nachfolgend gedruckten<br />

Veröffentlichungen<br />

erscheinen entsprechend §<br />

8 und § 11 der Wahlordnung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> für die Wahl zur<br />

Kammerversammlung (Wo-ZKN) vom<br />

4.5.1996 im amtlichen Mitteilungsblatt<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

I.<br />

Gemäß § 8 der Wahlordnung der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

für die Wahl zur Kammerversammlung<br />

(WO-ZKN) vom 4.5.1996<br />

gebe ich folgendes bekannt:<br />

1. Die Wahlzeit für die Neuwahl der<br />

Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> endet<br />

mit Ablauf des 27.4.2010.<br />

2. Wahlleiter<br />

Jürgen Weber, Rechtsanwalt und<br />

Notar,<br />

Berliner Allee 40, 30175 Hannover<br />

Telefon: (05 11) 3 04 95-0<br />

stellvertretender Wahlleiter<br />

Karl-Marten Börgemann, Rechtsanwalt,<br />

Constantinstr. 53, 30177 Hannover<br />

Telefon: (05 11) 3 18 05 52<br />

3. Beisitzer<br />

Dr. Dr. Günther Kohlbecker, Zahnarzt<br />

Dr. Stefan Künnecke, Zahnarzt<br />

Thomas Rating, Zahnarzt<br />

Andreas Röber, Zahnarzt<br />

stellvertretende Beisitzer<br />

Uwe Bretthauer, Zahnarzt<br />

Dr. Jürgen Ludwig, Zahnarzt<br />

Burghard Schmidt-Lauenstein,<br />

Zahnarzt<br />

Dr. Rainer Stadelmann, Zahnarzt<br />

II.<br />

Bekanntmachung über die Auslegung<br />

der Wählerverzeichnisse<br />

für die Neuwahl der Kammerversammlung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

Weihnachts-Spendenaufruf<br />

Unterstützen Sie die Arbeit des HDZ bitte nachhaltig<br />

durch eine so genannte Zustiftung. Als<br />

Zustifter erhöhen Sie mit Ihrer Geldspende<br />

(10... 100 ... 1000... 10.000 Euro)<br />

das HDZ-Stiftungsvermögen. Die<br />

Vorzüge einer Spende in Form einer solchen Zustiftung<br />

sind deren Sicherheit und Dauerhaftigkeit.<br />

In einer Stiftung – wie der des Hilfswerks<br />

Deutscher Zahnärzte – ist der Stiftungszweck auf<br />

»ewig« festgeschrieben. Jedes Jahr werden die<br />

Erträge aus dem aufsummierten Stiftungskapi-<br />

Gemäß § 11 der Wahlordnung der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> für<br />

die Wahl zur Kammversammlung<br />

(Wo-ZKN) vom 4.5.1996 gebe ich bekannt,<br />

dass das Wählerverzeichnis für<br />

den<br />

Wahlkreis 1 – Bezirksstellen Braunschweig,<br />

Lüneburg, Stade<br />

Wahlkreis 2 – Bezirksstellen oldenburg,<br />

osnabrück, ostfriesland, Wilhelmshaven<br />

Wahlkreis 3 – Bezirksstelle Hannover<br />

Wahlkreis 4 – Bezirksstellen Göttingen,<br />

Hildesheim, Verden<br />

zur Einsicht für die Kammerangehörigen<br />

in der Zeit vom 18.1. bis 22.1.2010,<br />

Montag bis Donnerstag 9:00 bis 12:30<br />

Uhr und 13:15 bis 16:00 Uhr, Freitag,<br />

9:00 bis 13:00 Uhr, in der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong>, Zeißstraße 11a,<br />

30519 Hannover, ausliegt.<br />

Ein Kammerangehöriger, der das<br />

Wählerverzeichnis für unrichtig oder<br />

unvollständig hält, kann dies durch Einspruch<br />

geltend machen. Der Einspruch<br />

ist bis zum Ablauf einer Woche nach<br />

dem Ende der Auslegungsfrist, also<br />

spätestens bis zum 29.1.2010, bei dem<br />

Präsidenten der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong>, Zeißstraße 11 a, 30519<br />

Hannover, schriftlich einzulegen und<br />

unter Beibringung von Beweismitteln<br />

zu begründen. Über den Einspruch entscheidet<br />

der Wahlausschuss.<br />

Hannover, 15.11.2009<br />

Der Präsident<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

tal direkt in die HDZ-Projekte weitergeleitet und helfen, die<br />

Situation von benachteiligten Menschen in den ärmsten<br />

Ländern der Welt zu verbessern. Die gemeinnützige<br />

HDZ-Stiftung ist steuerbefreit, so helfen die<br />

Zinsen auch in voller Höhe!<br />

Antworten auf Ihre Fragen finden Sie unter:<br />

www.hilfswerk-z.de.<br />

Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />

für Lepra- und Notgebiete<br />

(C. H. Bartels Fund),<br />

Göttingen l<br />

Bekanntmachung<br />

Änderung der Kostensatzung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (Auszug)<br />

Bekanntmachung<br />

Änderung der Weiterbildungsordnung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (Auszug)<br />

736 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 737<br />

Die Kostensatzung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> wird wie folgt geändert:<br />

Die Weiterbildungsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> wird wie folgt<br />

ergänzt:<br />

a) Erhöhung der Gebühren des Gebührentarifs A (Gebührentarif 1 und 2):<br />

In § 13 Abs. 1 (Die Gebietsbezeichnung auf dem Gebiet der Kieferorthopädie lautet:<br />

»Fachzahnarzt für Kieferorthopädie«) wird hinzugefügt:<br />

1. Für die Entscheidung über die Anerkennung zum Führen einer Zusatzbezeichnung<br />

nach § 34 HKG (§ 9 Weiterbildungsordnung) 750,– €<br />

alternativ »Kieferorthopäde« oder »Zahnarzt für Kieferorthopädie«<br />

2. Für die Entscheidung über die Ermächtigung eines Zahnarztes zur Weiterbildung<br />

gemäß § 37 HKG (§ 8 Weiterbildungsordnung) 1.150,– €<br />

In § 16 Abs. 1 (Die Gebietsbezeichnung auf dem Gebiet der Zahnärztlichen Chirurgie<br />

lautet: »Fachzahnarzt für oralchirurgie«) wird hinzugefügt:<br />

Der bisherige Punkt 4 kann entfallen, da gemäß dem niedersächsischen<br />

Ausführungsgesetz zur Verwaltungsgerichtsordnung das Widerspruchsverfahren<br />

für Verwaltungsakte abgeschafft worden ist.<br />

alternativ »oralchirurg« oder »Zahnarzt für oralchirurgie«<br />

b) Ergänzung des Gebührentarifs A<br />

Als neuer Punkt 4 wird eingefügt:<br />

Vorstehende Änderung der Weiterbildungsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

wurde aufgrund des § 25 Abs. 1 HKG von der Kammerversammlung<br />

am 30./31.10.2009 mit der erforderlichen qualifizierten Mehrheit beschlossen und<br />

wird gemäß § 26 Abs. 1 HKG hiermit bekannt gemacht.<br />

4. Bearbeitung von Anträgen auf Anerkennung einer Gebietsbezeichnung<br />

(ohne Führen eines Fachgespräches) 250,– €.<br />

Hannover, 2.11.2009<br />

Vorstehende Änderung der Kostensatzung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

wurde aufgrund des § 25 Abs. 1 HKG von der Kammerversammlung am<br />

30./31.10.2009 mit der erforderlichen qualifizierten Mehrheit beschlossen und<br />

wird gemäß § 26 Abs. 1 HKG hiermit bekannt gemacht.<br />

Dr. Michael Sereny<br />

Präsident der ZKN<br />

Hannover, 2.11.2009<br />

Dr. Michael Sereny<br />

Präsident der ZKN


<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

Wir Wir Wir sind sind sind gerne gerne gerne für für für Sie Sie Sie da! da! da!<br />

Telefon- und E-Mail-Verzeichnis<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Adresse:<br />

ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />

Zeißstrasse 11a<br />

30519 Hannover<br />

Postanschrift:<br />

ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />

Postfach 81 06 61<br />

30506 Hannover<br />

■ Zentrale<br />

Rita Bartsch, Christina Illhardt<br />

Telefon: (05 11) 8 33 91 ......................................... -0<br />

E-Mail: info(at)zkn.de<br />

■ Vorstand<br />

Präsident<br />

Dr. Michael Sereny, msereny(at)zkn.de<br />

Vizepräsident<br />

Dr. Michael Ebeling, mebeling(at)zkn.de<br />

Sekretariat<br />

Assistentin des Vorstandes<br />

Heidrun König, hkoenig(at)zkn.de ............. -102<br />

■ Geschäftsführung<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Jürgen Schwarz<br />

Sekretariat<br />

Christine Balke, cbalke(at)zkn.de ................ -109<br />

Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ....................... -110<br />

■ GOZ<br />

Honorar- und Vermittlungsangelegenheiten<br />

Heike Fries, hfries(at)zkn.de ............................ -115<br />

Birgit Weiss, bweiss(at)zkn.de ....................... -181<br />

■ Berufsordnung, Rechtsabteilung<br />

Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ....................... -110<br />

■ Pressestelle<br />

Kirsten Eigner, keigner(at)zkn.de ............... -301<br />

Martina Weinberger,<br />

mweinberger(at)zkn.de .......................... -304<br />

■ Personalstelle<br />

Julia Meins, jmeins(at)zkn.de ........................ -176<br />

■ Technische Dienste<br />

Abteilungsleiter<br />

Wieland Speckmann, wspeckmann(at)zkn.de -361<br />

Sekretariat<br />

Yvonne Fülling, yfuelling(at)zkn.de ......... -366<br />

■ Mitgliederverwaltung<br />

Abteilungsleiterin<br />

Heike Hengen, hhengen(at)zkn.de ............... -143<br />

■ Zahnärzte A – He<br />

ZFA-Ausbildung<br />

Bez.Stellen Hannover, Oldenburg<br />

Holdine Schattschneider,<br />

hschattschneider(at)zkn.de ..................... -141<br />

■ Zahnärzte Hi – Pl<br />

Weiterbildung Oralchirurgie<br />

Agnes Schuh, aschuh(at)zkn.de .................... -142<br />

■ Zahnärzte Po – Z<br />

ZFA-Ausbildung<br />

Bez.Stelle Braunschweig, Göttingen,<br />

Hildesheim, Lüneburg<br />

Christa Kohl, chkohl(at)zkn.de ...................... -145<br />

■ ZFA-Ausbildung<br />

Bez.Stellen, Osnabrück, Ostfriesland,<br />

Stade, Verden, Wilhelmshaven<br />

Beitragsermäßigungen und<br />

Zuwendungen, Jobbörse<br />

Sabine Koch, skoch(at)zkn.de ........................ -144<br />

■ Buchhaltung<br />

Abteilungsleiter<br />

Roland Gutsche, rgutsche(at)zkn.de .......... -121<br />

■ Zahnärztliche Stelle<br />

Hildegard Sniehotta, hsniehotta(at)zkn.de -117<br />

Veronika Weissbach,<br />

vweissbach(at)zkn.de ................................ -118<br />

■ Ausbildung / Fortbildung,<br />

Zahnärztliches Fachpersonal<br />

Abteilungsleiter<br />

Michael Behring, mbehring(at)zkn.de ...... -302<br />

Sekretariat<br />

Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ........... -310<br />

Ausbildung<br />

Michael Behring, mbehring(at)zkn.de ...... -302<br />

Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ............ -303<br />

■ ZAN – Zahnärztliche Akademie<br />

<strong>Niedersachsen</strong>,<br />

Seminarverwaltung (Referenten)<br />

Strukturierte Fortbildung<br />

Gabriele König, gkoenig(at)zkn.de .............. -313<br />

■ ZAN – Zahnärztliche Akademie<br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

Seminarverwaltung (Teilnehmer)<br />

Marlis Grothe, mgrothe(at)zkn.de ............. -311<br />

■ Dezentrale Weiterbildung,<br />

Dezentrale Fortbildung der Bezirksstellen,<br />

Winterfortbildungskongress<br />

Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ............ -303<br />

■ ZMP – Zahnmedizinische<br />

Prophylaxeassistentin<br />

Karen Schneider, kschneider(at)zkn.de .... -332<br />

■ Jugendzahnpfl ege<br />

Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ........... -310<br />

■ Praxisführung<br />

Daniela Gaekel, dgaekel(at)zkn.de .............. -123<br />

■ Sonderveranstaltungen<br />

(RKI, RöV), Internet-Auftritt<br />

Christian Göhler, cgoehler(at)zkn.de ........ -315<br />

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Gebrauchte<br />

Laborstühle<br />

Die ZKN verkauft aus ihrem<br />

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von Zahnarztausweisen<br />

Die Ausweise von<br />

Morteza Mirzaaligoudarzi . . . . . . Nr. 6469<br />

Dr. Ina-Kerstin Sagebiel . . . . . . . . . Nr. 2214<br />

Sabine Tille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 6577<br />

Dr. Burkhard von Schwanewede Nr. 4268<br />

wurden verloren, gestohlen, beziehungsweise<br />

nicht zurückgegeben und werden für ungültig<br />

erklärt. ZKN l<br />

Wir<br />

trauern<br />

um<br />

unsere<br />

Kollegen<br />

Dr. Dorothea Lorenz<br />

Am Kantorberg 1, Haus Eterna, 37581 Bad Gandersheim<br />

geboren am 1.5.1914, verstorben am 20.9.2009<br />

Dr. Wolfgang Ernst Döring<br />

Kärrnerstraße 8, 29303 Bergen<br />

geboren am 2.6.1930, verstorben am 28.9.2009<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Der Vorstand<br />

738 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 739<br />

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Stedebrink 8 · 30559 Hannover<br />

Telefon: 0511/6004151 · Fax: 0511/6004152 · E-Mail: thomas.simoneit@htp-tel.de<br />

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Die Seitenangabe bezieht sich auf das Hauptheft.<br />

Beilage zu den ZKN MitteiluNgeN<br />

11|09<br />

Die Seiten für das zahnärztliche Fachpersonal · November 2009


Editorial Sprache<br />

2<br />

Die Katze aus dem Urwald<br />

Die bundesweite Impfaktion gegen die »neue<br />

Grippe« (A/H1N1-Influenza) ist angelaufen. Die<br />

Gazetten haben die Aktion auch aufgegriffen und<br />

walzen das Thema intensiv aus. Es wird ihnen auch<br />

reichlich Stoff geboten.<br />

Erst streitet man sich über die Finanzierung;<br />

dann stellt sich heraus, dass es unterschiedliche<br />

Impfstoffe gibt, die für unterschiedliche<br />

Personenkreise angeschafft und eingesetzt werden<br />

sollen. Sofort wird wieder von einer Zweiklassen-Medizin<br />

in Deutschland gefaselt. Obendrein<br />

tritt die von der WHO frühzeitig angedrohte<br />

Massenepidemie bisher in unserem Land gar nicht<br />

auf. Zurück bleibt der verunsicherte Bürger, Sie<br />

und ich, der nun entscheiden soll, ob er die<br />

Impfung vornehmen lässt oder nicht.<br />

»Mit der Massenimpfung hat man sich auf einen<br />

Tiger vorbereitet, aus dem Urwald kam aber nur<br />

ein Kätzchen«; umschrieb kürzlich Prof. Alexander<br />

S. Kekulé von der Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg die aktuelle Situation.<br />

Wenn allerdings aus dem Jungtier ein ausgewachsener<br />

Kater werden sollte, könnte die Schutzimpfung<br />

zur Gefahrenabwehr sinnvoll sein. Dann<br />

wäre es auch vorteilhaft, wenn sich möglichst<br />

viele Bürger beteiligen würden. Das Virus könnte<br />

sich weniger schnell ausbreiten.<br />

Entscheiden Sie also selbst, ob Sie lieber mit<br />

dem Risiko leben wollen oder den sicheren Weg<br />

gehen wollen. Eines ist sicher: Der Impfstoff<br />

wird Sie schützen. Die Nebenwirkungen sind bei<br />

gesunden Menschen ohne Allergiegefährdung gering.<br />

Auch die ins Gerede gebrachten Wirkungsverstärker<br />

(Adjuvanzien) ändern daran nichts.<br />

Ich werde mich sicherlich impfen lassen.<br />

Dr. Karl-Hermann Karstens<br />

Dr. Karl-Hermann Karstens<br />

Geb.-Nr.<br />

102 GOZ<br />

Lokale Fluoridierung mit Lack<br />

oder Gel als Maßnahme zur Verbesserung<br />

der Zahnhartsubstanz,<br />

je Sitzung<br />

Geb.-Nr. 201 GOZ<br />

Behandlung überempfindlicher Zahnflächen,<br />

je Kiefer<br />

Aufgrund unterschiedlicher Leistungsinhalte<br />

sind die Geb.-Nrn.<br />

102/201 GOZ nebeneinander berechnungsfähig.<br />

»Biobreak«<br />

»wack«<br />

ZKN SPECIAL · 11 | 2009<br />

»Overchicked« und »smexy«:<br />

Neues Szene-Wörterbuch<br />

Von A wie »Achselterror«<br />

(Schweiß unterm Arm) bis<br />

Z wie »Z-Promi« (unbekanntes<br />

Sternchen): Mehr<br />

als 1200 Ausdrücke dieser<br />

Art sind in den letzten Wochen auf<br />

einer eigens eingerichteten Internetseite,<br />

einem sogenannten Wiki, eingetragen<br />

worden.<br />

»BTW« (By the way, also übrigens<br />

– ein »Übrigens«, das beiläufig tut,<br />

aber wichtig ist): Die Duden-Redaktion<br />

und das Hamburger Trendbüro<br />

»Smirting«<br />

»beschlauen«<br />

»Blogorhö«<br />

»Du bist ja opfer.«<br />

FOTO: CFW-ARCHIV / PD<br />

haben daraus jetzt Begriffe für ihr<br />

»Neues Wörterbuch der Szenesprachen«<br />

ausgesucht. Ab Herbst können<br />

Leser damit ihren »Denkmuskel«<br />

(das Gehirn) »beschlauen«.<br />

Auch online ist die Lektüre bereits<br />

voll »porno« (interessant, geil, fett).<br />

Im Jahr 2000 gab es einen ersten<br />

Szenesprachen-Duden. Das ist also<br />

schon ewig her, wenn man in Kategorien<br />

von »In« und »Out« denkt und<br />

ein echtes »Modeopfer« (fast krankhaft<br />

trendy) ist. Das Werk war ein<br />

echter »Pageturner« (ein spannendes<br />

Buch). Und auch wenn sich der<br />

damalige Bestseller noch gar nicht<br />

so »wack« (Hip-Hop-Deutsch:<br />

schlecht) liest: Eine Neuausgabe ist<br />

überfällig. Seit der Jahrtausendwende<br />

hat sich schließlich viel getan.<br />

Unter den Vorschlägen für die<br />

2009er-Ausgabe finden sich Wörter,<br />

die vor neun Jahren noch gar nicht<br />

möglich waren. Beispiele: »Blogorhö«<br />

(unkontrollierte, durchfallartige<br />

Geschwätzigkeit im Internet – wie<br />

Diarrhö; neuerdings auch: »Twitterhö«)<br />

oder aber »Castingopfer« (Menschen,<br />

die zum »Fremdschämen«<br />

schlecht singen und sich trotzdem<br />

bei T V-Castingshows wie »Deutschland<br />

sucht den Superstar« bewerben<br />

und blamieren).<br />

Auch ohne Zusatz hat das Wort<br />

»Opfer« in den vergangenen Jahren<br />

eine erstaunliche Karriere gemacht.<br />

Teenager-Dialog in der Straßenbahn<br />

einer deutschen Großstadt: »Gehst<br />

Du heute Training?« – »Nein, ich<br />

schaff’s nicht.« – »Du bist ja opfer.«<br />

Das Wort bedeutet so viel wie<br />

»mies« oder »extrem schlecht«. Es<br />

wird also nicht mehr nur als Substantiv,<br />

sondern auch als Adjektiv<br />

verwendet.<br />

»In unserem Buch geht es nicht<br />

nur um Jugendsprache. Wir wollen<br />

Wortschöpfungen aus vielen verschiedenen<br />

Bereichen und Communitys<br />

abbilden«, betont der Soziologe<br />

und Redaktionsleiter beim Trendbüro,<br />

Dirk Bathen. In den letzten Jahren<br />

seien vor allem viele technische<br />

Begriffe neu entstanden: Beispielsweise<br />

»Youtuben«, »Twittern«,<br />

»Egogoogeln« (selbstvergewissernde<br />

Suche nach sich selbst im Internet)<br />

oder aber »Cyberstalking« (Recherchieren<br />

von anderen Personen<br />

im Internet, um mehr über sie zu<br />

erfahren).<br />

Außerdem im Trend laut Bathen:<br />

sogenannte Kofferwörter, zusammengezogene<br />

Begriffe wie etwa<br />

»Smirting« (das Flirten unter Rauchern<br />

– seit »Smoker« wegen der<br />

strengeren Gesetze ins Freie müssen),<br />

»smexy« (gemorphed aus<br />

»smart« (schlau) und »sexy«),<br />

»Crackberry« (Crack und Blackberry<br />

verschmelzen zu der Sucht, ständig<br />

erreichbar zu sein) oder aber<br />

»Bankster« (Mischung aus Banker<br />

und Gangster – im Zuge der Finanzkrise<br />

ein Wort für Banker, die moralisch<br />

schlecht handeln).<br />

Nicht ins Buch, sondern nur auf<br />

die Homepage geschafft hat es hingegen<br />

»Bionade-Biedermeier« – ein<br />

Begriff dafür, dass Szene-Viertel wie<br />

Berlin-Prenzlauer Berg oder Hamburgs<br />

Schanzenviertel zunehmend<br />

kommerzialisiert werden und verspießern,<br />

wie die Wochenzeitung<br />

»Die Zeit« einst eindrucksvoll beschrieb.<br />

An all diesen Wörtern merkt<br />

man, wie schnelllebig die Zeit und<br />

wie alt man selbst ist. Kommt man<br />

mit? Versteht man die Gedanken hinter<br />

den Begriffen? Oder ist man<br />

sprachlich ein »Vollhorst« (Idiot)?<br />

»Overchicked« zum Beispiel ist<br />

ein unattraktiver Mann (»Hässlo«)<br />

mit einer hübschen Freundin.<br />

»Augenkrebs« bekommt man, wenn<br />

man hässliche Sachen und Klamotten<br />

sieht. Die »Biobreak« ist ein neues<br />

Wort für Pinkelpause, »random«<br />

ist hingegen alles, was beliebig ist.<br />

Neuere Umschreibungen fürs Tanzen<br />

sind »bouncen« (hüpfen) und<br />

»abspacken« (ungelenk bewegen).<br />

Am Schreibtisch nebenbei zu essen,<br />

statt in Ruhe etwas zu speisen, heißt<br />

»Deskfood«. Und der Zustand, wenn<br />

11 | 2009 · ZKN SPECIAL 3


man »schmacko« (lecker) zu Mittag<br />

essen war und dann müde im Meeting<br />

sitzt, ist das »Suppenkoma«.<br />

»Das zentrale Kriterium war,<br />

dass die etwa 700 bis 1000 Wörter,<br />

die wir ins Buch aufnehmen, einerseits<br />

tatsächlich verbreitet sind,<br />

andererseits aber noch nicht in traditionellen<br />

Wörterbüchern verzeichnet<br />

sind«, sagt Dr. Matthias Wermke,<br />

der Leiter der Duden-Redaktion. Das<br />

neue Wörterbuch solle Wörter erklären,<br />

»die breiten Kreisen der Sprachgemeinde<br />

wirklich neu sind«. Altbackene<br />

Begriffe sollen also tabu<br />

sein – ein absolutes »NoGo«.<br />

Was ist eigentlich<br />

die »Szene«?<br />

Das Wort »Szene« jenseits von<br />

Theater (Auftritt als Unterabteilung<br />

des Aktes) oder Streit (»Mach mir<br />

keine Szene!«) zu benutzen, ist eigentlich<br />

»total 1977«. In jenem Jahr<br />

nämlich war der Begriff das »Wort<br />

des Jahres«, das die Gesellschaft für<br />

deutsche Sprache in Wiesbaden<br />

damals erstmals kürte. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten hat der Begriff<br />

eine steile Karriere gemacht<br />

und ist in Wörtern wie Szenekneipe,<br />

Szenegänger oder Szenemagazin<br />

aufgetaucht. Laut Duden ist die<br />

»Szene« ein »charakteristischer<br />

Bereich für bestimmte Aktivitäten«.<br />

Vielen Jüngeren gilt das einst moderne<br />

Wort heute als altbacken.<br />

Allerdings ist noch kein gutes allumfassendes<br />

Ersatzwort gefunden<br />

worden. »Community« beispielsweise<br />

gilt Sprach-Experten als zu<br />

sehr aufs Internet bezogen.<br />

WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />

Hepatitis-B-Infektionen von Ärzten<br />

und Pflegekräften rückläufig<br />

BGW: Chronische Verläufe unheilbar – Präventionsmaßnahmen fruchten<br />

In der Hektik einer Krankenhaus-Ambulanz<br />

oder Arztpraxis passiert es<br />

schnell: Ärzte, Schwestern oder Pfleger<br />

verletzen sich mit gebrauchten Kanülen<br />

oder Skalpellen. Schon der Kontakt zu<br />

kleinsten Mengen Blut genügt, um sich<br />

zum Beispiel mit Hepatitis B zu infizieren.<br />

Diese Krankheit kann über Jahrzehnte hinweg<br />

zu Leberzirrhose und schließlich zu<br />

Leberkrebs führen. Der Berufsgenossenschaft<br />

für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />

(BGW) als gesetzlicher Unfallversicherung<br />

für Gesundheitsberufe ist es<br />

gelungen, die Infektionszahlen in den letzten<br />

Jahren kontinuierlich zu senken.<br />

Eine Infektion mit Hepatitis B verursacht<br />

viel Leid und erhebliche Kosten, da die<br />

Krankheit chronisch verlaufen und dann<br />

schwerwiegende gesundheitliche Folgen<br />

nach sich ziehen kann. »Eine chronische<br />

Hepatitis B kann nicht mehr geheilt werden«,<br />

weiß Arbeitsmediziner Dr. Frank<br />

Haamann von der BGW. »Jede Infektion ist<br />

daher eine zu viel. So ist es sehr erfreulich,<br />

dass es durch Präventionsmaßnahmen gelungen<br />

ist, die bei der BGW eingegangenen<br />

Meldungen in den letzten zehn Jahren<br />

mehr als zu halbieren.« 1999 waren es<br />

noch 255, bis zum Jahr 2008 sank<br />

die Zahl auf 106.<br />

Die größte Ansteckungsgefahr<br />

besteht, wenn sich das medizinische<br />

Personal mit Kanülen verletzt, etwa<br />

aufgrund von Abwehrbewegungen<br />

der Patienten, oder wenn Spritzen<br />

nach Gebrauch einfach in den Abfall<br />

geworfen werden. Dann durchstechen<br />

sie leicht die Mülltüte und stellen<br />

– auch für das Reinigungspersonal<br />

– eine große Gefahrenquelle dar.<br />

Der Rückgang der Infektionszahlen<br />

im Gesundheitswesen ist<br />

nach Information der BGW auf zwei<br />

grundlegende Präventionsmaßnahmen<br />

zurückzuführen. Zum einen auf<br />

die Möglichkeit der Schutzimpfung,<br />

für die die BGW in einer Kampagne<br />

massiv geworben hat. »Arbeitgeber<br />

im Gesundheitswesen sind verpflichtet,<br />

ihren Beschäftigten eine solche<br />

Impfung anzubieten, wenn ein entsprechendes<br />

Infektionsrisiko besteht«,<br />

erläutert der BGW-Experte.<br />

»Zum Glück setzt sich immer mehr<br />

die Einsicht durch, dass diese Impfung<br />

sinnvoll und notwendig ist.«<br />

Zum anderen macht die BGW Kliniken<br />

und Arztpraxen seit längerem<br />

auf die Notwendigkeit aufmerksam,<br />

verletzungssichere Instrumente zu<br />

verwenden – zum Beispiel Injektionsnadeln,<br />

die sich nach Gebrauch<br />

in eine Schutzhülle zurückziehen<br />

oder beim Herausziehen aus der<br />

Haut von alleine stumpf werden. Außerdem<br />

gibt es verschiedene Modelle<br />

durchstichsicherer Entsorgungsbehälter.<br />

Seit 2006 sind medizinische<br />

Einrichtungen gesetzlich verpflichtet,<br />

in gefährdeten Bereichen mit diesen<br />

Instrumenten zu arbeiten. Die BGW<br />

bietet eine laufend aktualisierte Liste<br />

sicherer Instrumente zum Herunterladen<br />

an. BERUFSGENOSSENSCHAFT<br />

FÜR GESUNDHEITSDIENST UND WOHLFAHRTS-<br />

PFLEGE (BGW), BGW-PRESSE-INFO, 10/2009<br />

Schlaf gegen Stress<br />

Gesunder und ausreichender<br />

Schlaf verhindert<br />

Burn-Out und reduziert<br />

Stressanfälligkeit. Denn<br />

im Schlaf regeneriert<br />

sich unser Körper. Während der Tiefschlafphase<br />

entspannt sich das Gehirn<br />

und der Körper schüttet große<br />

Mengen von Wachstumshormonen<br />

aus, die er für seine Regeneration<br />

braucht. Auch das Immunsystem<br />

wird dabei aktiviert und die Abwehrzellen<br />

fahnden nach unerwünschten<br />

Eindringlingen wie Viren und Bakterien.<br />

Außerdem werden nachts viele<br />

unserer Eindrücke verarbeitet, sortiert<br />

und abgespeichert, so dass wir<br />

mit klarerem Blick am Morgen aufwachen.<br />

Auch ein kleiner Büroschlaf<br />

kann schon helfen!<br />

Doch was ist, wenn Sie nicht einschlafen<br />

können oder nachts wach<br />

liegen und grübeln?<br />

l Bitte bedenken Sie, dass Sie in<br />

den Stunden zwischen 2:00 und<br />

5:00 Uhr morgens rein biologisch<br />

gesehen am ehesten zu Depressionen<br />

neigen – wenn Sie wach<br />

liegen und grübeln, werden alle<br />

kleinen Probleme zu Monsterproblemen.<br />

Sie werden in dieser<br />

Zeitspanne kaum positive Lösungen<br />

finden. Am nächsten Morgen<br />

sieht die Welt meistens wieder<br />

viel fröhlicher aus, weil Sie wieder<br />

mehr Glückshormone ausschütten.<br />

Vielleicht hilft Ihnen dieser<br />

Gedanke, zukünftig während<br />

dieser Zeitspanne weniger zu<br />

grübeln.<br />

l Legen Sie Stift und Papier neben<br />

Ihr Bett, damit Sie sich Ideen umgehend<br />

notieren können... und Sie<br />

nicht krampfhaft versuchen müssen,<br />

sich diese bis zum nächsten<br />

Morgen zu merken. Denn das hält<br />

Sie erst recht wach.<br />

l Stehen Sie kurz auf und trinken<br />

Sie einen Schluck Wasser. Meiden<br />

Sie Alkohol als Entspannungsmittel<br />

– er lässt Sie vielleicht besser<br />

einschlafen, doch er kann den<br />

Tiefschlaf ganz wesentlich beeinträchtigen.<br />

l Lesen Sie ein bisschen in einem<br />

nicht allzu spannenden Buch.<br />

Machen Sie das Licht aus, sobald<br />

Sie merken, dass das Lesen<br />

schwer fällt. Aber stehen Sie<br />

wieder auf, wenn Sie innerhalb<br />

der nächsten halben Stunde nicht<br />

eingeschlafen sind.<br />

l In besonderen Situationen können<br />

auch einige pflanzliche<br />

Wirkstoffe helfen, zu entspannen.<br />

Baldrian zum Beispiel hilft bei<br />

Schlafproblemen, nervöser Unruhe<br />

und Stimmungsschwankungen.<br />

Ebenso Extrakte der Passionsblume:<br />

sie sorgen für mehr<br />

Gelassenheit. Gegen ein kleines<br />

(alkoholfreies) Bier lässt sich<br />

auch nichts einwenden: Hopfen<br />

ist ein anerkanntes Beruhigungsmittel.<br />

l Versuchen Sie, Ihrem Chronotyp<br />

entsprechend zu arbeiten. Denn<br />

Ihr Körper schüttet zur gewohnten<br />

»Zu-Bett-Geh-Zeit« Melatonin<br />

aus, das die Körperfunktionen<br />

langsam auf »Sparflamme« setzt;<br />

Atmung und Puls werden langsamer,<br />

der Blutdruck sinkt, der<br />

Körper bereitet sich auf das<br />

Schlafen vor. Deswegen ist ein<br />

Arbeiten bis in die späten Nachtstunden<br />

oder entgegen Ihren Gewohnheiten<br />

nicht sehr produktiv,<br />

weil das Gehirn nur mit geringer<br />

Leistung arbeiten kann.<br />

WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />

Gesundheit<br />

»Ein chirurgischer<br />

Eingriff ist kein<br />

Party-Gag!«<br />

Ärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> schockiert über gesetzwidriges<br />

Gewinnspiel in Celler Diskothek<br />

dabei und gewinne eine Brust-<br />

Vergrößerung (oder Verkleinerung)!« –<br />

mit diesem Slogan lockt die Celler<br />

Diskothek »Inkognito« zu einem be-<br />

»Sei<br />

sonderen Party-Event. »Diese Art des<br />

Marketing ist absolut verantwortungslos, denn sie verklärt<br />

die Risiken eines chirurgischen Eingriffs und setzt<br />

falsche Signale für das Selbstempfinden der Jugendlichen«,<br />

erklärt die Präsidentin der Ärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />

(ÄKN) Dr. med. Martina Wenker. »Wohl kaum<br />

eine Diskothekenbesucherin kennt die Risiken dieser<br />

Operationen wie Verhärtungen um das Implantat, Wundheilungsstörungen<br />

und andere Komplikationen. Kosmetisch-chirurgische<br />

Eingriffe können erhebliche Folgekosten<br />

nach sich ziehen, die von den Krankenkassen<br />

nicht übernommen werden. Die Gewinnerin des Hauptpreises<br />

ist im Endeffekt womöglich die Verliererin –<br />

gesundheitlich und finanziell«, so die Kammerpräsidentin<br />

weiter. Überdies dürfe nach dem<br />

Heilmittelwerbegesetz (Paragraph 11, Absatz 1. Nr. 13)<br />

nicht mit Verlosungen für medizinisch nicht indizierte<br />

plastisch-chirurgische Eingriffe geworben werden.<br />

Bestürzt ist die Ärztekammer über die leichtfertige<br />

»Schönheits-Chirurgie« auch deshalb, weil sie bei der<br />

Jugend falsche Signale setzt. »Ein gesunder Mensch<br />

gewinnt nicht an Persönlichkeit, weil seine Brust etwas<br />

größer oder kleiner ist. Hier werden fragwürdige Werte<br />

geschaffen«, betont Wenker. Der Griff zum Skalpell solle<br />

in der Regel gesundheitlichen Eingriffen vorbehalten<br />

bleiben. Die »Gewinnerin« aus Celle soll zur Operation<br />

übrigens ins polnische Posen reisen – das ist kostengünstiger,<br />

für den Betreiber der Diskothek.<br />

PRESSEINFORMATION ÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN, 6.11.2008<br />

4 ZKN SPECIAL · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN SPECIAL 5<br />

FOTO: CFW-ARCHIV / IL<br />

FOTO: CFW-ARCHIV / INGDMYFS


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Kursinhalte:<br />

Grundlagen des Qualitätsmanagements<br />

l Aktuelle Richtlinien – umzusetzen bis 31. Dezember 2010<br />

l Vorteile: Welche Nutzen sind spürbar?<br />

l Wer übernimmt welche QM-relevanten Aufgaben?<br />

Einführen des Qualitätsmanagements<br />

l Voraussetzungen<br />

l Ist-Zustand bis Soll-Zustand-Hilfsmittel SWOT-Analyse<br />

l Verantwortlichkeiten festlegen – Einbindung aller Mitarbeiter<br />

Umsetzen des Qualitätsmanagements<br />

l Arbeitsabläufe festlegen<br />

l Prozesse optimieren<br />

l Abläufe sichern<br />

Was ist zu dokumentieren – wie hoch ist der Aufwand?<br />

l Prozesse<br />

l Organigramm, Flussdiagramme<br />

l Tabellarische Prozesse<br />

l Checklisten und Arbeitsanweisungen<br />

l Aufbau Qualitätsmanagement-Handbuch<br />

Referentin: Brigitte Kühn, Tutzing<br />

Samstag, 21.11.2009, 9.00 – 17.00 Uhr<br />

Kursgebühr: € 215,–<br />

Max. 16 Teilnehmer<br />

Kurs-Nr.: F 0957<br />

Die Konstanzprüfung an Röntgeneinrichtungen mit konventioneller Bildgebung<br />

Qualitätsmanagement in der zahnärztlichen Praxis<br />

Kursinhalt:<br />

1. Aussagen der novellierten Röntgenverordnung von 2002 zur<br />

Qualitätssicherung-Röntgen<br />

l Wichtige Neuheiten<br />

l Röntgenpass<br />

l Dokumentation, Archivierung, Überlassungspflicht<br />

l Rechtfertigende Indikation<br />

l Aktualisierungspflicht Kenntnisse / Fachkunde<br />

2. Die wöchentliche Kontrolle der Filmverarbeitung sowie die<br />

monatliche Kontrolle der verschiedenen Röntgeneinrichtungen<br />

l Die Konstanzprüfung an konventionellen Röntgeneinrichtungen<br />

l Die häufigsten Fehler und deren Vermeidung<br />

l Die Führung des Konstanzprüfprotokolls<br />

3. Die jährliche Kontrolle der Dunkelkammereinrichtung<br />

4. Vorgehensweise bei Filmwechsel (Überlappende Konstanzprüfung)<br />

5. Fehler im Röntgenbild<br />

l Bildfehler-OPG-Röntgeneinrichtung<br />

l Bildfehler-Tubus-Röntgeneinrichtung<br />

<strong>NEU</strong>!<br />

6. Sonstiges (Fragen u. Antworten)<br />

l Handhabung, Pflege, Problembeseitigung an häufig eingesetzten<br />

Filmverarbeitungen (X-3D / Periomat / XR-24)<br />

Zusatzthemen in Abhängigkeit vom Zeitrahmen:<br />

7. Physikalische Grundlagen<br />

l Funktion Röntgenröhre, Eigenschaften von Röntgenstrahlen<br />

l Einflussfaktoren auf die Bildqualität<br />

8. Röntgeneinrichtungen mit digitaler Bildgebung<br />

l Möglichkeiten<br />

l Vor- u. Nachteile<br />

Zur Veranstaltung bitte die novellierte Röntgenverordnung von<br />

2002 mitbringen!<br />

Referent: Gerald König, Erfurt<br />

Samstag, 5.12.2009, 9.00 – 14.00 Uhr<br />

Kursgebühr: € 190,–<br />

Max. 15 Teilnehmer<br />

Kurs-Nr.: F 0958<br />

<strong>NEU</strong>!<br />

LG Mannheim –<br />

Erstattungsfähigkeit In-vitro-Fertilisation<br />

Mit Urteil vom 28.8.2009<br />

(AZ 1 S 78/09) hatte<br />

sich das Landgericht<br />

Mannheim mit der<br />

Frage zu befassen, ob<br />

eine private Krankenversicherung<br />

die Kosten für eine In-vitro-Fertilisation<br />

zu tragen hat, bei der die Eizellen<br />

einer Ehefrau mit dem Samen<br />

eines Dritten befruchtet wurden.<br />

Bei seiner Entscheidung geht das<br />

Landgericht Mannheim zunächst von<br />

dem nach ständiger Rechtsprechung<br />

entwickelten Heilbehandlungsbegriff<br />

aus. Hiernach sei eine Heilbehandlung<br />

jegliche ärztliche Tätigkeit, die<br />

durch die betreffende Krankheit verursacht<br />

worden ist, sofern die Leistung<br />

des Arztes von ihrer Art her in<br />

Eine aktuelle Forsa-Umfrage<br />

im Auftrage der kommunalen<br />

Spitzenverbände<br />

auf Bundesebene hat ergeben,<br />

dass insgesamt<br />

66 Prozent der Frauen, die in den<br />

nächsten drei Jahren ein Kind bekommen<br />

wollen, einen Betreuungsplatz<br />

wünschen. Bund und Länder<br />

gingen dagegen bislang beim Krippenausbau<br />

von einem Zielwert von<br />

35 Prozent an Krippenplätzen aus.<br />

Nach der Umfrage wollen 53 Prozent<br />

der Frauen im Alter von 18 bis 30<br />

Jahren mit Kinderwunsch eine Betreuung<br />

in einer Kindertageseinrichtung,<br />

sieben Prozent eine Betreuung<br />

in einer Kindertageseinrichtung oder<br />

durch eine Tagesmutter, und sechs<br />

Prozent wünschen sich eine Betreuung<br />

durch eine Tagesmutter. 34 Prozent<br />

wollen ihre Kinder in den ersten<br />

drei Jahren selbst betreuen. Erwartungsgemäß<br />

ist der Betreuungsbe-<br />

den Rahmen der medizinisch notwendigen<br />

Krankenpflege fällt und<br />

auf Heilung, Besserung oder aber<br />

Linderung der Krankheit abzielt.<br />

Eine Heilbehandlung liege nur dann<br />

vor, wenn hierdurch die eingeschränkte<br />

oder nicht vorhandene<br />

biologische Körperfunktion umgangen<br />

und/oder ersetzt werde.<br />

Diese Voraussetzungen seien<br />

bei einer In-vitro-Fertilisation mit<br />

Fremdsamenspende aber nicht<br />

erfüllt. Die In-vitro-Fertilisation mit<br />

Samen des Ehemannes oder Lebenspartners<br />

sei mit einer künstlichen<br />

Befruchtung mit einer Fremdsamenspende<br />

nicht vergleichbar,<br />

da bei der Verwendung von Samen<br />

eines Dritten durch die künstliche<br />

Umfrage ergibt deutlich höheren<br />

Betreuungsbedarf<br />

darf in den Großstädten mit mehr als<br />

500.000 Einwohnern mit 73 Prozent<br />

am höchsten. Allerdings ist der<br />

Wunsch nach Betreuung in einer<br />

Tageseinrichtung in den kleinen<br />

Gemeinden bis 5000 Einwohner mit<br />

55 Prozent etwa gleich hoch wie in<br />

den anderen Ortsgrößenklassen<br />

(zwischen 47 und 53 Prozent). Bemerkenswert<br />

ist das Ergebnis, dass<br />

der Wunsch, die Kinder selbst zu<br />

betreuen, in den kleinen Kommunen<br />

– entgegen den Erwartungen – mit<br />

38 Prozent nicht höher ist als in größeren<br />

Kommunen. Lediglich in den<br />

Großstädten liegt er mit 27 Prozent<br />

Familie<br />

Befruchtung die biologisch nicht<br />

vorhandene oder eingeschränkte<br />

Körperfunktion gerade nicht ersetzt<br />

werde. Der Begriff der Heilbehandlung<br />

sei nach medizinischer Anschauung<br />

zu beurteilen. Die Behandlung<br />

mit dem Ziel einer rechtlichen<br />

Vaterschaft reiche allein nicht aus,<br />

um eine Heilbehandlung einer<br />

Unfruchtbarkeit zu begründen. Im<br />

Ergebnis wurde deshalb ein Erstattungsanspruch<br />

für die Fremdsamenspende<br />

gegenüber der privaten Kran -<br />

kenversicherung seitens des LG<br />

Mannheim abgelehnt.<br />

RA MICHAEL LENNARTZ,<br />

NEWSLETTER KAZEMI & LENNARTZ<br />

RECHTSANWÄLTE, I-10-09<br />

deutlich darunter. Festgestellt wird<br />

auch, dass der Betreuungsbedarf<br />

mit dem Bildungsstand der Mütter<br />

zunimmt und bei Frauen mit Abitur<br />

bzw. Hochschulabschluss 79 Prozent<br />

erreicht. Befragt wurden auch Frauen,<br />

die derzeit keinen Kinderwunsch<br />

haben, ob das mit den fehlenden<br />

Betreuungsmöglichkeiten zu tun hat.<br />

Immerhin elf Prozent haben das<br />

bejaht. Nicht ganz unerwartet hat<br />

die Umfrage auch ergeben, dass der<br />

Betreuungsbedarf in Ostdeutschland<br />

mit 87 Prozent sehr viel größer ist<br />

als in Westdeutschland mit 63 Prozent.<br />

RUNDBLICK, 8.10.2009<br />

6 ZKN SPECIAL · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN SPECIAL 7<br />

FOTO: PIXELIO.DE © F. HAINDL


Schon gewusst?<br />

8<br />

Google-Übersetzung<br />

schneller erreichen<br />

Google bietet eine Funktion zur Übersetzung von Wörtern<br />

und einzelnen Phrasen an. Damit der Nutzer sie<br />

schnell aufrufen kann, stellt der Dienst sogenannte<br />

Bookmarklets bereit.<br />

Für jede verfügbare Sprache gibt es eines davon:<br />

alphabetisch sortiert unter »translate.google.com« und<br />

dort unter »Tools«. Per Drag & Drop lassen sich die<br />

Bookmarklets in die Werkzeugleiste des Browsers kopieren.<br />

Von diesem Moment an genügt es für eine Übersetzung,<br />

den auf einer Website gefundenen Begriff zu<br />

markieren und dann auf das Bookmarklet zu klicken.<br />

Die Übersetzungsfunktion startet dann automatisch.<br />

WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />

Browser-Test:<br />

Wer ist am schnellsten,<br />

wer am sichersten?<br />

Am schnellsten sind Internetnutzer derzeit mit dem<br />

Browser Chrome. Das berichtet die Zeitschrift »Computerbild«.<br />

Das Magazin hat für den Test die fünf wichtigsten<br />

Browser untersucht.<br />

Am sichersten erschien den Experten der Firefox,<br />

auch weil dieser zum Beispiel das gezielte Löschen privater<br />

Daten nach einer Surfsession ermöglicht. Getestet<br />

wurde auch, inwiefern die Browser Webseiten korrekt<br />

darstellen. Hier teilten sich der Opera und Safari den ersten<br />

Rang mit der höchstmöglichen Punktzahl. Schlusslicht<br />

in dieser Kategorie ist der Internet Explorer. Der Microsoft-Browser<br />

habe im Test wichtige Internetstandards<br />

nur eingeschränkt umgesetzt. Den Gesamtsieg trug der<br />

Firefox davon. Auf dem zweiten Rang landete Googles<br />

Chrome gefolgt vom Opera auf Platz drei. Vierter wurde<br />

der Safari-Browser von Apple vor dem Internet Explorer.<br />

WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />

FOTO: CFW-ARCHIV / INGGO<br />

Warum Rache so hilfreich<br />

sein kann<br />

Rachelust gilt als verpöntes Gefühl, ist jedoch zutiefst<br />

menschlich. »Es geht um Gerechtigkeit und Würde«, sagt<br />

der Psychologe Dr. Mario Gollwitzer im Gespräch mit der<br />

Frauenzeitschrift FÜR SIE. Fühle sich jemand in diesen<br />

Punkten gekränkt, entstünde das Bedürfnis nach Rache.<br />

»Damit wollen wir dem anderen klarmachen: So kannst<br />

du mit mir nicht umgehen.«<br />

Vergeltung sei nicht nur nachvollziehbar, sondern<br />

helfe sogar zu vergeben. Schließlich löse sich ein Rachebedürfnis<br />

nicht einfach auf. »Im Gegenteil. Vor allem<br />

wenn man viel darüber nachdenkt, verstärken sich die<br />

Gefühle eher.«<br />

Damit die sprichwörtlich süße Rache aber auch tatsächlich<br />

befriedigend ausfällt, müsse man dem Täter mit<br />

der Vergeltungsmaßnahme eine Botschaft übermitteln.<br />

»So etwas wie: Mach das nicht noch mal«, erläutert der<br />

Experte.<br />

Wie sich Menschen rächen, ist laut Gollwitzer allerdings<br />

sozial und kulturell unterschiedlich. »Die Angehörigen<br />

des venezolanischen Indianerstammes Yanomami<br />

gelten zum Beispiel als extrem rachsüchtig.« Blutrache<br />

und Vergeltung gehörten dort zum kulturellen Erbe.<br />

Sicher bezahlen<br />

WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />

Warum das Lastschriftverfahren bei Bestellkäufen von<br />

Vorteil ist.<br />

Wer per Bestellung Waren kauft, deren Qualität er erst<br />

nach Erhalt beurteilen kann, sollte besser durch Einzugsermächtigung<br />

bezahlen als per Nachnahme oder Vorkasse,<br />

rät die Verbraucherberaterin Sabine Fischer-Volk von<br />

der Verbraucherzentrale Brandenburg im Apothekenmagazin<br />

»Senioren Ratgeber«. Muss die Ware reklamiert<br />

werden, ist das Geld bei Vorkasse und Nachnahme erst<br />

einmal weg. »Ideal ist die Einzugsermächtigung, also das<br />

Lastschriftverfahren«, erklärt Fischer-Volk. »Sind Sie als<br />

Kunde mit einer Abbuchung nicht einverstanden, können<br />

Sie den Betrag innerhalb von sechs Wochen von Ihrer<br />

Bank auf Ihr Konto zurückbuchen lassen.«<br />

H 46427<br />

NOVEMBER 2009<br />

11|09<br />

Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />

IN DIESEM HEFT: ■ Letzte Kammerversammlung dieser Legislaturperiode_S.<br />

678 ■ Schwarz-gelbe Chance_S. 684 ■ Bundesversicherungsamt<br />

kritisiert Krankenkassen_S. 694 ■ Telematik im Gesundheitswesen<br />

– eCard: Noch Fragen?_S. 696 ■ Stimmen zum Koalitionsvertrag_S.<br />

702 ■ Nachlese zum Zahnärztetag in Bremen_S. 706<br />

Röslers unerwarteter Aufstieg<br />

in die Bundesregierung _S. 692<br />

•ZKN 09-11_v2.indd 1 04.11.09 12:18<br />

WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />

Das ZKN-SPECIAL ist eine Beilage zu den<br />

monatlich von der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

herausgegebenen »ZKN MITTEILUNGEN«.<br />

REDAKtIONSANScHRIFt:<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />

Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«,<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover.<br />

Tel. (05 11) 8 33 91-301<br />

Fax (05 11) 8 33 91-106<br />

ZKN SPECIAL · 11 10 | 2009

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