NEU! - Zahnärztekammer Niedersachsen
NEU! - Zahnärztekammer Niedersachsen
NEU! - Zahnärztekammer Niedersachsen
- TAGS
- niedersachsen
- www.zkn.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
geben. In anderen Fällen erfolgte ohne<br />
Rechtsgrundlage die Kostenübernahme<br />
für ärztliche Behandlungen auf<br />
Kreuzfahrtschiffen. In über 230 Fällen<br />
wurden im Ausland entstandene Behandlungskosten<br />
doppelt erstattet.<br />
Um Versicherte für sich zu gewinnen,<br />
benutzen Kassen gelegentlich<br />
auch das Vehikel Integrierte Versorgung<br />
für Versorgungsformen, die den<br />
Voraussetzungen des § 140 SGB V nicht<br />
gerecht werden.<br />
Auch wenn der Präsident des BVA,<br />
Josef Hecken, die Vorarbeiten zur Einführung<br />
des Gesundheitsfonds als Arbeitsschwerpunkt<br />
im Jahr 2008 bezeichnet,<br />
werden Ärzte und Zahnärzte<br />
die Ergebnisse des Prüfdienstes Krankenversicherung<br />
vermutlich für den interessanteren<br />
Teil des Tätigkeitsberichts<br />
halten. Hier zeigt sich wieder einmal,<br />
dass auch Missstände und Verfehlungen<br />
– die in jedem Fall zu kritisieren<br />
sind – mit zweierlei Maß gemessen<br />
werden. Kirsten Behrendt<br />
Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 10/2009 l<br />
Telematik im<br />
Gesundheitswesen<br />
eGK: Freiwilligkeit<br />
der Online-Anbindung<br />
ausgehebelt<br />
Dr. Martin<br />
Grauduszus<br />
Dumm gelaufen:<br />
AOK muss wegen illegaler Telefon werbung Strafe zahlen –<br />
Justiziarin angerufen<br />
Rund um die elektronischeGesundheitskarte<br />
(eGK) bahnt<br />
sich ein neuer Skandal<br />
an: Kassen und<br />
gematik werden zwar nicht<br />
müde zu betonen, dass die<br />
online-Anbindung der Praxen<br />
freiwillig ist. Nahezu unbemerkt<br />
lauert im gültigen<br />
Bundesmantelvertrag jedoch<br />
eine Formulierung, die alle<br />
Ärzte zur vollen Nutzung des Telematik-Systems<br />
zwingen könnte.<br />
Dies geht aus einem Schreiben des<br />
Wegen unerlaubter Telefonwerbung muss die AOK Plus rund 10.000 Euro<br />
Strafe zahlen. Das Oberlandesgericht Dresden wies nach Angaben einer<br />
Sprecherin am 22.9.2009 eine Berufung zurück und bestätigte ein Urteil<br />
des Landgerichts Leipzig. Das Leipziger Gericht hatte die Krankenkasse für<br />
Sachsen und Thüringen zur Zahlung einer Vertragsstrafe verurteilt. Zudem sollte<br />
die Kasse künftig unterlassen, Verbraucher zur Kundenakquise anzurufen.<br />
Die Verbraucherzentrale Sachsen hatte geklagt, da die Kasse 2007 über<br />
90.000 Verbraucher anrufen ließ, um sie zu einem Wechsel zu der Krankenversicherung<br />
zu bewegen. Bei der Werbeaktion hatte das beauftragte Unternehmen<br />
auch die Justiziarin der Verbraucherzentrale Sachsen angerufen.<br />
Die AOK hatte behauptet, die Angerufenen hätten zuvor ihr Einverständnis für<br />
die telefonische Werbung erteilt. Sie hätten bei dem Preisausschreiben »Wein«<br />
auf einer belgischen Internetseite teilgenommen und einen Link in einer Bestätigungs-Email<br />
angeklickt.<br />
Das Oberlandesgericht begründete seine Entscheidung damit, dass die AOK<br />
nicht beweisen konnte, dass die betroffenen Personen tatsächlich an dem Gewinnspiel<br />
teilgenommen und ein entsprechendes Zustimmungshäkchen gesetzt<br />
hätten. Selbst bei einer Einwilligung könne dies nicht bedeuten, dass mit Angeboten<br />
geworben werde, die nicht im engeren Zusammenhang mit dem ursprünglichen<br />
Produkt stünden. www.facharzt.de, 22.9.2009 l<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
Staatssekretärs im Gesundheitsministerium<br />
des Landes Nordrhein-Westfalens<br />
hervor, das dem änd nun vorliegt.<br />
Konkret verweist er auf den Anhang 4a<br />
des Bundesmantelvertrages Ärzte<br />
»Vereinbarung zum Inhalt und zur Anwendung<br />
der elektronischen Gesundheitskarte«.<br />
Dort heißt es zunächst nur,<br />
dass der Arzt verpflichtet sei, die Identität<br />
des Versicherten zu prüfen.<br />
Dann wird jedoch ganz konkret die<br />
»Prüfung der Leistungspflicht der<br />
Krankenkasse des Versicherten« gefordert<br />
– und zwar durch »Nutzung der<br />
onlinefunktion der Telematikstruktur«.<br />
Dies gelte ab dem Zeitpunkt »ab<br />
dem die technischen Komponenten zur<br />
Anbindung an die Telematikinfrastruktur<br />
zur Verfügung stehen«.<br />
Zwar heißt es weiter, dass die Vertragspartner<br />
Vereinbarungen treffen<br />
werden, »die das Nähere regeln«. Die<br />
Ärzte können sich jedoch schon jetzt<br />
ausrechnen, bei wem das Haftungsrecht<br />
liegt, sollte ein Patient veraltete<br />
Daten auf seiner Karte in die Praxis tragen<br />
– und der Arzt keinen online-Zugang<br />
besitzt: Das Risiko liegt beim Arzt.<br />
Für Martin Grauduszus, den Präsidenten<br />
der Freien Ärzteschaft, ist der<br />
Fall klar: »Damit wird die Anbindung<br />
aller Praxen auf dem Verwaltungswege<br />
durch die Hintertür durchgesetzt –<br />
die angebliche Freiwilligkeit besteht<br />
nur auf dem Papier«, warnt er: »In<br />
Wirklichkeit werden so alle Praxen gezwungen,<br />
sich anzubinden – und sie<br />
werden gleichzeitig zur ausgelagerten<br />
Schreibstube der Krankenkassen, die<br />
auf diese Weise ihre Datenpflege gekonnt<br />
aussourcen. Niemand wird es<br />
sich leisten können, auf die Überprüfung<br />
der Identität zu verzichten, und<br />
das geht nur online«, sagt Grauduszus.<br />
Rund 180 Stunden zusätzliche Arbeit<br />
kommt so auf eine durchschnittliche<br />
Arztpraxis zu, hat die Freie Ärzte-<br />
schaft ausgerechnet: »Die Kollegen<br />
können sich schon mal schlau machen,<br />
woher sie das Geld für eine zusätzliche<br />
Arbeitskräfte nehmen wollen«, sagt<br />
Grauduszus. Von den Kassen sei nichts<br />
zu erwarten: »Hier wird nicht nur hintenherum<br />
das Überwachungsprojekt<br />
»Gesundheitskarte« gegen den Willen<br />
von Ärzten und Patienten durchge-<br />
Krankenkassen in NRW<br />
locken Ärzte mit Prämien,<br />
wenn sie sich bestimmte<br />
Lesegeräte für die elekt-<br />
»Die<br />
ronischeGesundheitskarte anschaffen. Das ist ein klarer Versuch,<br />
Ärzte zu korrumpieren«, warnt<br />
Wieland Dietrich für die organisation<br />
»AG Ärzte für Datenschutz in NRW«.<br />
Die organisation erstattet jetzt Anzeige<br />
wegen Verdachts auf versuchte Bestechung<br />
und Untreue durch illegale<br />
Verwendung von Kassenbeiträgen.<br />
Sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten<br />
trifft die elektronische Gesundheitskarte,<br />
ein Lieblingsprojekt des Ministeriums<br />
von Ulla Schmidt, auf erheblichen<br />
Widerstand. So weigern sich<br />
bislang mehr als zwei Drittel aller Ärzte<br />
in der Roll-out-Region Nordrhein-<br />
Westfalen, die dafür notwendigen speziellen<br />
Lesegeräte anzuschaffen. Die<br />
Kassen, die sich von dem Projekt eine<br />
Verlagerung ihrer hausinternen Bürokratie<br />
in die Arztpraxen versprechen,<br />
kommen dadurch immer mehr unter<br />
Druck. »Aber das darf kein Grund sein,<br />
für Ärzte Prämien auszuloben, wenn<br />
sie sich ein bestimmtes neues Lesegerät<br />
anschaffen. Das erfüllt aus meiner<br />
Sicht Merkmale der gezielten Bestechung,<br />
zumal die Kassen in vielen Fällen<br />
mehr Geld ausloben als für die Anschaffung<br />
überhaupt erforderlich ist«,<br />
sagt Dietrich.<br />
Der Datenschützer warnt auch alle<br />
Ärzte in NRW, die über die Kassenärzt-<br />
Söder zweifelt an elektro nischer Gesundheitskarte<br />
Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) hat erhebliche Zweifel<br />
daran, dass das deutsche Gesundheitssystem die elektronische Gesundheitskarte<br />
benötigt. »Die elektronische Gesundheitskarte sehe ich mit<br />
Skepsis«, sagte Söder der »Passauer Neuen Presse« (12.10.2009). »Bisher sind<br />
für ihre Entwicklung große Summen investiert worden. Die Ergebnisse sind jedoch<br />
mager«, sagte der CSU-Politiker. Mit der E-Card werde das sensible Vertrauensverhältnis<br />
von Arzt und Patient tief berührt: »Wir sollten noch einmal<br />
grundlegend nachdenken, ob es die Elektronische Gesundheitskarte wirklich<br />
braucht.« ddp, 12.10.2009 l<br />
drückt, sondern gleichzeitig mit der<br />
Datenpflege ganz gezielt ein wesentlicher<br />
Teil der Verwaltungsarbeit der<br />
Kassen in die Praxen ausgelagert – und<br />
deren Personalkosten gleich mit. Wo-<br />
liche Vereinigungen verteilten Prämien<br />
der Krankenkassen anzunehmen:<br />
»Nach unseren bisherigen Recherchen<br />
besteht die Gefahr, dass die Annahme<br />
dieser Gelder illegal ist und auch im<br />
Widerspruch zur Berufsordnung der<br />
nordrheinischen Ärzte steht«, warnt er.<br />
Die »AG Ärzte pro Datenschutz in<br />
NRW« empfiehlt den Ärzten, ein wesentlich<br />
preiswerteres Lesegerät anzuschaffen,<br />
das zwar die Gesundheitskarte<br />
lesen kann, aber nicht in der Lage ist,<br />
die Patientendaten online zu versenden.<br />
»Das ist nicht nur besser für den<br />
Datenschutz, weil die Daten dort bleiben,<br />
wo sie hingehören – es ist auch ein<br />
Beitrag zur sparsameren Mittelver-<br />
her die Praxen das Geld für zusätzliche<br />
Arbeitskräfte nehmen sollen, dürfte<br />
nicht nur mir schleierhaft sein«, sagt<br />
Grauduszus. www.facharzt.de, 5.10.2009 l<br />
Bestechungsmerkmale!<br />
eCard: Datenschützer erstatten Anzeige – »Krankenkassen<br />
ködern Ärzte illegal mit Fangprämien«<br />
wendung im Gesundheitswesen, wofür<br />
auch wir Ärzte Verantwortung tragen«,<br />
sagt Dietrich.<br />
Die AG Ärzte pro Datenschutz in<br />
NRW ist ein Zusammenschluss von Ärzten,<br />
die Datenschutz und ärztliche<br />
Schweigepflicht als hohe Güter einer<br />
vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung<br />
verteidigen wollen. Auch vor<br />
dem Hintergrund, dass die Europäische<br />
Berufsordnung der Ärzte die<br />
Sammlung von Patientendaten ohne<br />
persönliche ärztliche Kontrolle verbietet,<br />
lehnen die Datenschützer eine zentrale<br />
Datenspeicherung jenseits ärztlicher<br />
Verantwortung ab.<br />
www.facharzt.de, 21.9.2009 l<br />
Sinnhaftigkeit der eCard<br />
Bittmann attackiert Hansen: KVNO<br />
macht sich zum Büttel der Industrie<br />
Scharfe Kritik am<br />
geplanten Roll-out<br />
der elektronischen<br />
Gesundheitskarte<br />
in Nordrhein kam<br />
vom NAV-Virchow-Bund:<br />
»Trotz bestehender tiefgreifender<br />
Bedenken der Ärzteschaft,<br />
trotz anderslautender<br />
Ärztetagsbeschlüsse<br />
und ohne wie vorgesehen<br />
weitere Tests abzuwarten,<br />
will die Kassenärztliche Vereinigung<br />
Nordrheins die Einführung<br />
der elektronischen<br />
Gesundheitskarte durchdrücken«,<br />
kritisiert der Bundesvorsitzende<br />
Dr. Klaus Bittmann<br />
am 29.9.2009 in Berlin.<br />
Dabei sei der KV-Vorsitzende<br />
Dr. Leonhard Hansen unter<br />
anderem an genau dieser Pro-<br />
696 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 697<br />
Dr. Klaus<br />
Bittmann<br />
foto: ZKn-ArCHiv