NEU! - Zahnärztekammer Niedersachsen
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BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Zahnärztetag in Bremen<br />
Nachlese – oder: Was gab’s denn Interessantes?<br />
Dr. Karl-Heinz<br />
Düvelsdorf<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
Die organisation<br />
lag in den Händen<br />
der Verwaltung<br />
der ZKN, der<br />
ich an dieser Stelle<br />
ausdrücklich für die perfekte<br />
Durchführung danken<br />
möchte.<br />
Es gab ja ein Programm für<br />
die Zahnärzte und eines für<br />
unser Fachpersonal. Die Veranstaltung<br />
war sehr gut be-<br />
sucht und die Stimmung dank exzellenter<br />
Vorträge und umfassender Versorgung<br />
für das leibliche Wohl ausgezeichnet.<br />
PAR praxistauglich<br />
Im zahnärztlichen Programm wurden<br />
vier Vorträge a 1,5 Stunden gehalten.<br />
Den Anfang machte PD Dr. Rainer<br />
Buchmann zu dem Thema »Parodontologie<br />
zeitgemäß und patientengerecht«.<br />
Er legte großen Wert auf eine<br />
ausführliche Untersuchung und Anamnese.<br />
Wichtig sei es, dem Patienten<br />
auch anschließend eine Diagnose zu<br />
stellen, damit dieser sich auch krank<br />
fühlt und entsprechend zur Mitarbeit<br />
motiviert werden kann.<br />
Es schließen sich zwei Vorbehandlungen<br />
durch die ZFA, ZMP, ZH an, die<br />
der Patient selbst tragen muss. Die<br />
PAR-Vorbehandlung enthält das Auf-<br />
Am 26.9.2009 fand zum 3. Mal der<br />
gemeinsame Zahnärztetag der <strong>Niedersachsen</strong><br />
und Bremer statt. Dieses Mal wieder<br />
in Bremen im Congresszentrum hinter dem<br />
Hauptbahnhof, also mit jedem Verkehrsmittel<br />
gut zu erreichen<br />
klärungsgespräch,Mundhygieneinstruktionen und supragingivale PZR.<br />
Nach Erstellung eines PAR-Planes folgt<br />
dann die medizinische Therapie durch<br />
den Zahnarzt in zwei Sitzungen. Nachkontrollen<br />
sind wichtig, um eine Reevaluation<br />
und gegebenenfalls eine<br />
weitere Behandlung einzuleiten. Anschließend<br />
geht der Patient ins Recall<br />
über, dass durch unsere Fachangestellten<br />
durchgeführt wird.<br />
Der größte Teil der Behandlungsfälle<br />
lässt sich ohne Chirurgie lösen. Parodontale<br />
Mikrochirurgie ist Privatleistung.<br />
Der Vortrag wurde souverän vorgetragen<br />
und war überzeugend. Ein praxistaugliches<br />
Konzept, weil einfach<br />
umzusetzen und wirtschaftlich.<br />
Ca-Früherkennung<br />
Der zweite Vortrag des Tages mit dem<br />
Titel »Mundhöhlenkarzinom von der<br />
Diagnose zur Therapie. Was kann der<br />
Zahnarzt tun?« von Prof. Dr. Dr. Henning<br />
Schliephake aus Göttingen beschrieb<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
eindrucksvoll die Notwendigkeit der<br />
genauen Befundung der gesamten<br />
Mundhöhle, um ein Karzinom frühzeitig<br />
zu erkennen.<br />
Zu Beginn stellte er kurz statistisch<br />
dar, dass zwar nach wie vor das Mundhöhlenkarzinom<br />
überwiegend bei<br />
fotoS: M. grotHe<br />
Männern im Alter von 60-70 Jahren<br />
vorkommt und in den letzten 20 Jahren<br />
stark angestiegen ist. Aber dass auch<br />
die Erkrankungsrate bei jungen Männern<br />
im Alter von 25-30 Jahren mit 24<br />
Prozent ziemlich hoch liegt und es deshalb<br />
umso wichtiger ist, bei jungen Patienten<br />
noch genauer die Mundhöhle<br />
zu inspizieren. Mögliche Ursachen für<br />
die hohe Erkrankungsrate in dieser Altersgruppe<br />
sind wahrscheinlich der hohe<br />
Tabakkonsum in Verbindung mit<br />
sehr geringem Verzehr von obst und<br />
Gemüse.<br />
Karzinogenese und Risikofaktoren<br />
Anschließend erläuterte der Referent<br />
sehr ausführlich mit sehr gut verständlichen<br />
Statistiken und Headlines die<br />
Karzinogenese und bevorzugte Lokalisationen<br />
in der Mundhöhle. Wobei am<br />
häufigsten der Mundboden (36 Prozent)<br />
betroffen ist, gefolgt von der Zunge<br />
(21 Prozent), der Wange (15 Prozent)<br />
und der Lippe (8 Prozent). Bedenklich<br />
ist auch, dass die meisten Patienten<br />
erst im Tumor-Stadium 4 in die Klinik<br />
überwiesen werden.<br />
Danach ging er noch einmal auf die<br />
Risikofaktoren bei der Entstehung von<br />
Mundhöhlen-Ca ein. Die Hauptrisikofaktoren<br />
sind nach wie vor Alkohol und<br />
Tabak. Wenn beide zusammen konsumiert<br />
werden liegt der Faktor über 100.<br />
Bei alleinigem Konsum ist das Risiko<br />
bei Alkohol um das 3-9-fache erhöht<br />
und bei Tabak um den Faktor 5-17.<br />
Präkanzerosen<br />
Ferner wird auch die Mikroflora in der<br />
Mundhöhle dafür verantwortlich gemacht,<br />
weil vorkommende Streptokokken<br />
ebenfalls Acetaldehyd bilden, der<br />
auch als Abbauprodukt von Alkohol<br />
entsteht und verantwortlich ist für die<br />
Mutation der Schleimhautzelle. Candida-Pilze<br />
bilden als Abbauprodukt Nitrosamine,<br />
die auch als krebserregend<br />
gelten. Die HPV-Viren sind wahrschein-<br />
lich nicht verantwortlich für die Entstehung<br />
von Mundhöhlenkarzinomen.<br />
Ferner erinnerte uns Prof. Dr. Dr.<br />
Henning Schliephake an die wichtigsten<br />
Präkanzerosen in der Mundhöhle:<br />
die Leukoplakie und die Erythroplakie.<br />
Wobei nicht jede Leukoplakie entartet,<br />
aber wenn Risikofaktoren hinzukommen,<br />
liegt die Transformationsrate bei<br />
circa 4 Prozent.<br />
Bei der Erythroplakie verhält es sich<br />
etwas anders. In der reinen Form tritt<br />
Sie extrem selten in der Bevölkerung<br />
(0,02-0,83 Prozent) auf. Aber wenn sie<br />
sichtbar ist, findet sie sich zu 9 Prozent<br />
in der reinen Form, 40 Prozent bei einem<br />
Ca in situ und zu 51 Prozent bei einem<br />
invasiven Karzinom.<br />
Am Ende seines Vortrags erläuterte<br />
Professor Schliephake uns noch einmal<br />
die verschiedenen Diagnoseverfahren.<br />
Das sind immer noch die gleichen Kriterien,<br />
die wir auch schon im Studium<br />
gelernt haben. Zur Erinnerung zählte<br />
er die wichtigsten auf. Diese sind: die<br />
Anamnese und als wichtigstes die klinische<br />
Untersuchung. Diese sollte bei der<br />
Inspektion der Schleimhäute immer<br />
mit der gleichen Systematik erfolgen<br />
und bei jeder halbjährlichen Kontrolle<br />
zur Pflicht werden. Andere diagnostische<br />
Hilfsmittel sind wenig spezifisch<br />
und geben keine nützlichen Hinweise<br />
zur Sicherung der Diagnose. Um einen<br />
fragwürdigen Schleimhautbefund abzuklären<br />
gibt es zur Zeit zwei zuverlässige<br />
histologische Verfahren: die Skalpell-Biopsie<br />
gilt als Goldstandard und<br />
durch die Bürstenbiopsie in Verbindung<br />
mit Computerunterstützung erhält<br />
man eine zu 90 Prozent gesicherte<br />
Diagnose. Allerdings sollte der Allgemeinzahnarzt<br />
der Bürstenbiopsie den<br />
Vorrang geben, weil dadurch das zu<br />
untersuchende Gebiet nicht in seiner<br />
Struktur durch die Probenentnahme<br />
verändert wird.<br />
Aufgaben und Verantwortung<br />
Zu guter Letzt, welche Aufgabe kommt<br />
dem Zahnarzt zu?<br />
1. Die Prävention zu fördern, das heißt<br />
primär die Ausschaltung von Risikofaktoren<br />
zu fördern.<br />
2. Mit der halbjährlichen Kontrollun-<br />
Kolleginnen und Kollegen,<br />
Fachpersonal und selbst<br />
die jüngsten Nachwuchskräfte<br />
waren mit Spaß<br />
und Begeisterung dabei<br />
706 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 707<br />
fotoS: M. grotHe