NEU! - Zahnärztekammer Niedersachsen
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H 46427<br />
November 2009<br />
11|09<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />
In dIesem Heft: n Letzte Kammerversammlung dieser Legislatur-<br />
periode_S. 678 n schwarz-gelbe Chance_S. 684 n Bundesversiche-<br />
rungsamt kritisiert Krankenkassen_S. 694 n telematik im Gesund-<br />
heitswesen – eCard: noch fragen?_S. 696 n stimmen zum Koali<br />
tionsvertrag_S. 702 n Nachlese zum Zahnärztetag in Bremen_S. 706<br />
Röslers unerwarteter Aufstieg<br />
in die Bundesregierung<br />
_S. 692
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Verkaufsbüro Mitte: Holzhauserstr. 1a • 55411 Bingen/Rhein • Tel (0 67 21) 30 91 13 • Fax (0 67 21) 30 91 34<br />
Verkaufsbüro Berlin: Meeraner Str. 17e • 12681 Berlin • Tel (030) 54 70 39 96 • Fax (030) 54 37 83 60<br />
Dr. Michael<br />
Sereny<br />
Präsident der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong><br />
niedersachsen<br />
Engagement über den Wahltag hinaus<br />
Sehr verehrte Frau Kollegin,<br />
sehr verehrter Herr Kollege,<br />
die Ärzteschaft hat sich nachweislich für einen<br />
Regierungswechsel und eine andere Gesundheitspolitik<br />
engagiert. Dass wir nun auf eine Umsetzung<br />
der Wahlversprechen drängen, ist verständlich.<br />
Nach vielen Jahren der Politik gegen die<br />
freiberufliche Praxisführung ist jetzt ein Silberstreif<br />
am Horizont sichtbar.<br />
Statt von Steuerung des Gesundheitswesens,<br />
ist jetzt wieder von Therapiefreiheit und freier<br />
Arztwahl die Rede. Wer möge es uns verdenken,<br />
wenn wir jetzt nicht nur aufatmen, sondern<br />
gleichzeitig all das uns Vorenthaltene aufholen<br />
wollen. Doch wie so oft im Leben – der Blick nach<br />
vorne ist wichtig.<br />
Neun Jahre an der Spitze des Gesundheitsministeriums<br />
zu stehen war eine Leistung, von der<br />
Herr Rösler lernen sollte. Frau Schmidt hatte klare<br />
Ziele vor Augen und all ihre Bemühungen waren<br />
darauf ausgerichtet. Je nach Situation und Widerstand<br />
kam sie schneller oder langsamer voran, zurückgewichen<br />
ist sie nie. Die nötige Unterstützung<br />
in der Öffentlichkeit hatte sie sich teuer erkauft,<br />
der Etat für Öffentlichkeitsarbeit – früher<br />
Propaganda genannt –, getarnt als Gesundheitsaufklärung<br />
des BMG, war gigantisch. Grundprinzip<br />
war, die Gruppen der Beteiligten zu spalten,<br />
wo es nicht möglich war, sie unter Staatskontrolle<br />
zu bekommen, oder dort, wo das möglich war, sie<br />
notfalls auch unter Zwang zu vereinigen. Diffamierung<br />
und Skandalisierung waren gerne benutzte<br />
Instrumente.<br />
Die Geradlinigkeit in der Umsetzung seiner gesundheitspolitischen<br />
Ziele ist Herrn Rösler ebenfalls<br />
zuzutrauen. Sein bisheriger Weg unterstreicht<br />
das: zielstrebig, skandalfrei und ehrlich.<br />
Andere Politiker aus <strong>Niedersachsen</strong>, die jetzt in<br />
Berlin von sich reden machen, betrieben lediglich<br />
Marketing in eigener Sache, Herr Rösler dagegen<br />
hat die ihm bisher übertragenen Aufgaben hervorragend<br />
erledigt. Fundamental unterscheidet<br />
er sich von seiner Vorgängerin dadurch, dass im<br />
Mittelpunkt seines Weltbildes der Mensch und<br />
Editorial<br />
nicht der Staat steht. Bislang ist es ihm stets gelungen,<br />
diese Überzeugung zu vermitteln und für<br />
einen Ausgleich von Interessen zu sorgen.<br />
Auch wenn uns manches zu langsam geht, appelliere<br />
ich an Sie, unterstützen Sie weiterhin den<br />
Weg, den Herr Rösler vor der Wahl aufgezeigt hat,<br />
der in weiten Teilen des Koalitionsvertrages fixiert<br />
ist und wenden Sie sich nicht gleich enttäuscht<br />
ab, wenn unsere berechtigten Forderungen<br />
nicht sofort und zu 100 Prozent umgesetzt<br />
werden. Mediale Kampagnen gegen den Minister<br />
haben bereits begonnen, als er noch nicht einmal<br />
im Amt war, an der Spitze das »Neue Deutschland«,<br />
korrekter eigentlich »Die alte DDR«. Gefahr<br />
droht ihm darin, von der Basis der Ärzte (»Lobbyisten«)<br />
isoliert zu werden, oder von einer Kanzlerin<br />
fallengelassen zu werden, wenn ihr der erste<br />
Gegenwind ins Gesicht bläst. Störfeuer aus München<br />
von Herrn Seehofer dagegen können seinen<br />
Zielen eher nützen.<br />
Trotz all unserer Euphorie sollten wir nie vergessen:<br />
die FDP hat keine absolute Mehrheit und<br />
für das Wohlergehen unserer Praxen sind wir<br />
zum größten Teil selbst verantwortlich.<br />
Ihr<br />
11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 673
ZKN MITTEILUNGEN<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen<br />
Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN).<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> (K.d.ö.R.)<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Postfach 81 06 61, 30506 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91 – 0<br />
REDAKTIoNSBÜRo<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax: (05 11) 8 33 91-106<br />
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REDAKTIoNSLEITUNG<br />
Chefredakteur: Dr. Julius Beischer (JB),<br />
Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />
Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />
MITGLIEDER<br />
Dr. Eckhard Jung (EJ)<br />
Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />
Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />
Dr. Karl-Hermann Karstens (KHK)<br />
Burgberg 3A, 27283 Verden<br />
Telefon (0 42 31) 31 16, Fax (0 42 31) 42 85<br />
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<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
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Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
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foto: CfW-ArCHiv / PSDgrAPHiCS<br />
n editorial<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Engagement über den<br />
Wahltag hinaus ............................ 673<br />
n kurZ & bündig .................... 676<br />
n geSundheitSpolitik<br />
Letzte Kammerversammlung<br />
der Legislaturperiode ................. 678<br />
˘ <strong>Zahnärztekammer</strong> ehrt<br />
verdiente Mitglieder ................... 682<br />
˘ Trotz Finanzkrise positives<br />
AVW-Jahresergebnis ................... 683<br />
Schwarz-gelbe Chance .................... 684<br />
˘ Sundmacher als Vorsitzen -<br />
der bestätigt ................................. 688<br />
˘ Grönemeyer: Patienten<br />
müssen in Abrechnung einbezogen<br />
werden ........................... 691<br />
Im Sauseschritt ................................. 692<br />
˘ Philipp Rösler vor seiner<br />
größten Herausforderung ........ 692<br />
˘ FDP beschließt Personalentscheidungen<br />
................................. 693<br />
Schwarzgelbe Chance<br />
Gesundheitspolitik nach der Wahl: endlich ein<br />
zukunftsfähiges Gesundheitswesen?<br />
ab Seite 684<br />
˘ Widmann-Mauz und<br />
Kapferer werden BMG-Staatssekretäre<br />
........................................ 693<br />
Bundesversicherungsamt:<br />
Aufsichtsbehörde kritisiert<br />
Krankenkassen ............................. 694<br />
˘ Kontrollen im Kassensystem:<br />
Riesiges Einsparvolumen –<br />
wann verfolgen die Medien<br />
diesen Skandal? ........................... 695<br />
˘ Dumm gelaufen:<br />
AoK muss wegen illegaler<br />
Telefonwerbung Strafe zahlen –<br />
Justiziarin angerufen ................ 696<br />
Telematik im Gesundheitswesen<br />
.............................................. 696<br />
˘ Söder zweifelt an elektronischer<br />
Gesundheitskarte ......... 697<br />
Bestechungsmerkmale ................... 697<br />
Sinnhaftigkeit der eCard ................ 697<br />
˘ eCard: USB-Sticks<br />
sind sicher ..................................... 698<br />
US-Studie:<br />
Patienteninformationen<br />
landen bei Facebook & Co. ........ 698<br />
KZBV: Ausgabe der elektronischen<br />
Gesundheitskarte an Patienten<br />
derzeit nutzlos ............................. 699<br />
eCard: Noch Fragen? ........................ 699<br />
Kommentar:<br />
Das Private ist öffentlich ........... 700<br />
Stillstand in der Testregion<br />
Nordrhein: AoK will sich<br />
»zurückhalten« ............................ 700<br />
Protest allein reicht nicht ................ 701<br />
Stimmen zum Koalitionsvertrag .. 702<br />
n berufSStändiScheS<br />
Billiges Angebot,<br />
aber teures Erwachen ................. 703<br />
Kieferorthopäden informieren ...... 705<br />
Zahnärztetag in Bremen ................ 706<br />
Tag der Zahngesundheit ................. 709<br />
Zahnärztetag in Bremen ................. 710<br />
Qualitätsmanagement –<br />
Ein Anwenderbericht ................... 712<br />
Info-Tag an der ZMK-Klinik<br />
der MHH ........................................... 714<br />
Wenn der Versicherungsmann<br />
klingelt … – oder: Wer ist eigentlich<br />
»Herr Kaiser«? ......................... 715<br />
Papierkrieg .......................................... 716<br />
Gehwegräumpflicht ........................... 717<br />
Unbewusste Steuerhinterziehung<br />
............................................ 717<br />
Recht in der Praxis .............................. 718<br />
Das Kinderhospiz Löwenherz-<br />
Backbuch ......................................... 719<br />
n dieS & daS ............................ 720<br />
n preSSe und medien<br />
»Serie unsolider Reformen<br />
wird beendet« ............................... 725<br />
»Gesundheitsfonds abschaffen« .. 725<br />
Zahnpasta aus Krabbenschale ....... 726<br />
Steuerentlastung bleibt richtig ..... 726<br />
Die neue Krankenkarte:<br />
Ein Graus für Datenschützer ..... 726<br />
Datenpanne beim Finanzdienstleister<br />
AWD ........................ 727<br />
»Das glaub ich nicht«,<br />
sagte meine Frau .......................... 727<br />
n terminkalender,<br />
fortbildung<br />
Termine ................................................. 728<br />
Deutscher Ärztinnenbund e. V. ...... 728<br />
7. Göttinger Symposium der<br />
Zahnmedizin .................................. 728<br />
»Mit 3,6% Netto-Verzinsung befindet<br />
sich das AVW im oberen Bereich<br />
der Versorgungswerke in Deutschland.«,<br />
bestätigte Andre Bödeker<br />
von der Prüfgesellschaft<br />
Pricewaterhouse Coopers.<br />
Bericht der Kammerversammlung<br />
ab Seite 678<br />
Special<br />
Die Beilage für das zahnärztliche<br />
Fachpersonal<br />
Die Katze aus dem Urwald ............ 2<br />
Geb.-Nr. 102 GoZ ................................ 2<br />
»overchicked« und »smexy«:<br />
Neues Szene-Wörterbuch ........... 3<br />
Hepatitis-B-Infektionen von<br />
Ärzten und Pflegekräften<br />
rückläufig ......................................... 4<br />
Schlaf gegen Stress ........................... 5<br />
»Ein chirurgischer Eingriff ist kein<br />
Party-Gag!« ...................................... 5<br />
ZAN Seminarprogramm ................. 6<br />
LG Mannheim:<br />
Erstattungsfähigkeit von<br />
In-vitro-Fertilisation ..................... 7<br />
Umfrage ergibt deutlich höheren<br />
Betreuungsbedarf ............................ 7<br />
Schon gewusst? ................................. 8<br />
Inhalt 11|09<br />
29. Internationales Symposium<br />
für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen<br />
und Zahnärzte ........... 728<br />
Die Zwischenprüfung im<br />
Ausbildungsberuf Zahnmedizinische<br />
Fachangestellte ............. 728<br />
Seminar-Spots ..................................... 729<br />
ZAN-Seminarprogramm .................. 730<br />
Termine in den Bezirksstellen ......... 731<br />
n dentalmarkt ....................... 732<br />
n auf-geleSen ......................... 734<br />
n perSonalia<br />
Besuch der alten Dame .................... 735<br />
Herzliche Glückwünsche<br />
zum Geburtstag! .......................... 735<br />
n Zkn amtlich<br />
Wahl zur Kammerversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> 2010 ..................... 736<br />
Weihnachts-Spendenaufruf ........... 736<br />
Bekanntmachungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> ... 737<br />
Beitragsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
für das Jahr 2010 ........................... 738<br />
Telefon- und E-Mail-Verzeichnis<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
............................................. 739<br />
Ungültigkeit von Zahnarztausweisen<br />
....................................... 739<br />
Wir trauern um unsere Kollegen ... 739<br />
n kleinanZeigen ................. 740<br />
impreSSum ............................... 674<br />
der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus<br />
chlorfrei gebleichtem Zellstoff.<br />
titelgestaltung: Claus f. Weidmüller AGd<br />
titelfoto: th. Peter / Reuters<br />
Redaktionsschluss ist jeweils der 10. des Vormonats.<br />
Verspätet eingegangene manuskripte können<br />
nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> niedersachsen<br />
Redaktion »ZKn mItteILUnGen«<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
telefon (05 11) 8 33 91-301, fax (05 11) 8 33 91-106<br />
674 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 675
kurz & bündig<br />
Garg wird Sozialminister<br />
in SchleswigHolstein<br />
Der FDP-Politiker Heiner Garg hatte<br />
sich in der Vergangenheit<br />
mehrfach für einen Wechsel in<br />
der Gesundheitspolitk ausgesprochen<br />
– nun hat er es auf einen Ministerposten<br />
geschafft: Der bisherige FDP-Fraktionsvize<br />
soll neuer Sozialminister in<br />
Schleswig-Holstein werden. Das hat<br />
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen<br />
(CDU) bekannt gegeben, berichtet<br />
»Zeit online«.<br />
Noch gestern hatte es Konflikte um<br />
die Verteilung der Ressorts und um die<br />
Bildungspolitik gegeben. Die CDU hatte<br />
dem Wunsch der FDP nach drei Ministerposten<br />
eine Abfuhr erteilt. Die Liberalen<br />
hatten sich vor allem am Ton<br />
der Ablehnung gestört: »Wir geben<br />
euch zwei«, soll der neue CDU-Fraktionsvorsitzende<br />
Christian von Boetticher<br />
gesagt haben. »Ich bin persönlich<br />
enttäuscht, dass die Union meint, ihren<br />
Umgang aus der großen Koalition<br />
mit der FDP fortsetzen zu müssen«,<br />
hatte sich der Fraktionsvorsitzende<br />
Wolfgang Kubicki daraufhin beklagt.<br />
Carstensen hatte mit Gelassenheit reagiert<br />
und betont, dass er den Erfolg<br />
dadurch nicht gefährdet sehe.<br />
www.facharzt.de, 15.10.2009<br />
»Spiegel«:<br />
Kassen erhielten Millionen<br />
für falsche AidsDiagnosen<br />
Der Gesundheitsfonds hat den<br />
Krankenkassen laut einem<br />
»Spiegel« -Bericht offenbar Millionen<br />
Euro für Aids-Infizierte überwiesen,<br />
die es gar nicht gibt. Eine »unter<br />
Augenärzten verbreitete Praxis-Software«<br />
habe die Daten vieler Patienten<br />
mit einer Codierung versehen, die auf<br />
eine HIV-Infektion hinweist, berichtet<br />
das Nachrichtenmagazin in einer Vorabmeldung.<br />
Auf dieser Grundlage hätten<br />
die zuständigen Krankenkassen<br />
dann Extra-Zuschüsse von etwa 10.000<br />
Euro pro Patient und Jahr erhalten.<br />
Fachleute der Hanseatischen Krankenkasse<br />
(HEK) schätzen die Höhe der<br />
Fehlzuweisungen dem Bericht zufolge<br />
für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung<br />
auf 160 Millionen Euro.<br />
Der Hersteller der Praxis-Software<br />
spreche von einem »Anwendungsfehler«.<br />
Dieser sei zum zweiten Quartal<br />
dieses Jahres behoben worden.<br />
Die Panne wurde erst entdeckt,<br />
nachdem sich die Abrechnungsabteilungen<br />
der Kassen über einen sprunghaften<br />
Anstieg der HIV-Infektionen gewundert<br />
hatten. Auch das Alter der<br />
vorgeblich Betroffenen erregte ihr<br />
Misstrauen. Fast alle Neuinfizierten<br />
waren deutlich älter als 65 Jahre.<br />
www.facharzt.de, 3.10.2009<br />
Zahnarztpatienten haben<br />
kürzere Wartezeiten<br />
Beim Zahnarzt ist die Verweildauer<br />
der Patienten im Wartezimmer<br />
im Vergleich zu anderen Medizinern<br />
am kürzesten – nämlich rund 20<br />
Minuten. Damit zeigen sich 91 Prozent<br />
der Befragten zufrieden, wie eine aktuelle<br />
Studie der Brendan-Schmittmann-Stiftung<br />
des NAV-Virchow-Bundes<br />
unter dem Titel »Vertragsärzte im<br />
Urteil ihrer Patienten« belegt. Beim<br />
Hausarzt sind die Wartezeiten im<br />
Durchschnitt doppelt so lang: Das<br />
senkt die Zufriedenheit auf gut 67 Prozent.<br />
Bei den Fachärzten dauert es fast<br />
genau so lange wie bei den hausärztlichen<br />
Kollegen. Hier warten die Patienten<br />
knapp 39 Minuten. »offensichtlich<br />
werden die Erwartungen der Patienten<br />
der Haus- und Fachärzte an die Wartezeiten<br />
unzureichender erfüllt. Ein Ergebnis,<br />
das mit der unterschiedlichen<br />
Länge des Arbeitstages und dem ebenfalls<br />
sehr unterschiedlichen täglichen<br />
Patientenaufkommen in den Praxen in<br />
Zusammenhang stehen dürfte«, kommentierte<br />
der NAV-Virchow-Bund in einer<br />
Presseerklärung.<br />
Insgesamt belasten Wartezeiten<br />
das Arzt-Patienten-Verhältnis dieser<br />
Studie zufolge nicht. Bemerkenswert<br />
ist, dass die akzeptierte Wartezeit maximal<br />
um sieben Minuten von der tatsächlichen<br />
abweicht. Beim Hausarzt<br />
ertragen die Patienten eine Verweil-<br />
dauer von knapp 34 Minuten, bevor<br />
Unmut aufkommt. Die tatsächliche<br />
Wartefrist liegt dort bei 40 Minuten.<br />
Die Zahnärzte dagegen haben einen<br />
komfortablen Zeitpuffer.<br />
Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 09/2009<br />
Schwarzbuch zur<br />
öffentlichen Verschwendung:<br />
BMG baut neuen Eingangsbereich<br />
für 900.000 Euro<br />
Der Bund der Steuerzahler (BdSt)<br />
veröffentlichte am 15.10.2009<br />
sein Schwarzbuch mit dem Titel<br />
»Die öffentliche Verschwendung<br />
2009«. Unter anderem ist dort von verschwenderischem<br />
Umgang mit den<br />
Mitteln aus dem Konjukturpaket II die<br />
Rede – auch das Bundesgesundheitsministerium<br />
gehört laut BdSt zu den<br />
schwarzen Schafen.<br />
Die Bundesministerien dürfen bekanntlich<br />
650 Millionen Euro aus dem<br />
Konjunkturpaket II für sich selbst verwenden.<br />
Was an fragwürdigen Projekten<br />
geplant war, hatte der BdSt bereits<br />
in seinem »Krisenbuch« vom Mai 2009<br />
beschrieben. Inzwischen seien jedoch<br />
weitere Details bekannt geworden:<br />
Haarsträubend sei beispielsweise ein<br />
Projekt des Bundesgesundheitsministeriums.<br />
»Nicht nur, dass dessen Neubau<br />
in der Bonner Rochusstraße zu<br />
klein geraten war (siehe Schwarzbuch<br />
2007), nein, jetzt soll auch der Eingangsbereich<br />
des dortigen Dienstsitzes<br />
umgestaltet werden. Das kostet voraussichtlich<br />
900.000 Euro«, heißt es<br />
in dem Schwarzbuch.<br />
www.facharzt.de, 15.10.2009<br />
Umfrage:<br />
Bürger wollen bei der Gesundheit<br />
Rundumschutz<br />
Wenn es um ihre Gesundheit<br />
geht, bevorzugt die große<br />
Mehrheit der Deutschen einen<br />
Rundumschutz, auch wenn sie dafür<br />
höhere Beiträge zahlen müssen.<br />
Nur jeder vierte Deutsche würde sich<br />
für einen Versicherungsschutz ent-<br />
scheiden, der nur die unbedingt notwendigen<br />
medizinischen Leistungen<br />
abdeckt, dafür im Gegenzug aber niedrige<br />
Beiträge bietet.<br />
Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />
Allensbach<br />
für den Finanzdienstleister MLP, wie<br />
die »Welt am Sonntag« vorab berichtete.<br />
Nur 61 Prozent der Deutschen fühlen<br />
sich demnach im Krankheitsfall gut<br />
abgesichert. 41 Prozent der Bürger<br />
fürchten, dass ihnen der Arzt im Krankheitsfall<br />
eine notwendige Behandlung<br />
aus Kostengründen nicht verschreibt,<br />
bei den Älteren über 60 Jahre sind es<br />
sogar 48 Prozent. Der Umfrage zufolge<br />
zweifeln immer mehr Bürger daran,<br />
dass es der Politik gelingen kann, auch<br />
längerfristig eine gute Gesundheitsversorgung<br />
für alle sicherzustellen. 79<br />
Prozent sind hier skeptisch, vor vier<br />
Jahren waren es erst 65 Prozent. Den<br />
Reformbedarf im Gesundheitswesen<br />
schätzen die Befragten als groß ein. 65<br />
Prozent vertraten die Ansicht, das Gesundheitssystem<br />
müsse umfassend reformiert<br />
werden. Den Politikern trauen<br />
die Deutschen aber nicht mehr viel<br />
zu. Nur jeder vierte Deutsche erwartet<br />
eine grundlegende Reform nach der<br />
Bundestagswahl. Die große Mehrheit –<br />
58 Prozent – glaubt nicht daran. Das Institut<br />
für Demoskopie Allensbach hatte<br />
mehr als 1800 Versicherte und 512<br />
Ärzte nach ihrer Einschätzung zum Gesundheitssystem<br />
befragt. Die kompletten<br />
Ergebnisse wurden am 7.10.2009 in<br />
Berlin veröffentlicht.<br />
www.med-dent-magazin.de, 10/2009<br />
Sechs Ärzte mit Mandat<br />
In der neuen Besetzung des Bundestags<br />
finden sich vier Tierärzte, sechs<br />
Humanmediziner und ein Zahnarzt,<br />
Dr. Rolf Koschorrek (CDU).<br />
Koschorrek verteidigte mit Erfolg<br />
seinen Wahlkreis und wird Bad Bramstedt,<br />
die Dörfer des Amtes Bad Bramstedt-Land<br />
sowie Teile Dithmarschens<br />
und den Kreis Steinburg im Bundestag<br />
weiterhin vertreten. Er holte 39,8 Prozent<br />
der Erststimmen. Rund fünf Prozent<br />
weniger als vor vier Jahren, als er<br />
44,9 Prozent holte. Dennoch ist Koschorrek<br />
»hochzufrieden«, zitiert ihn<br />
das »Hamburger Abendblatt«.<br />
Der Vorsitzende des Marburger<br />
Bundes, Rudolf Henke, gewann den<br />
Wahlkreis Aachen im Duell mit Ulla<br />
Schmidt (SPD). Direkt gewählt wurde<br />
laut einem Bericht der »Ärzte Zeitung«<br />
auch Dr. Helge Braun (CDU) im Wahlkreis<br />
Gießen. Über die Landesliste ihrer<br />
Parteien erhielten der Arzt und Grünenpolitiker<br />
Dr. Harald Terpe aus Rostock<br />
sowie die Ärztin Dr. Eva Marlies<br />
Volkmer (SPD) aus Dresden einen Sitz<br />
im Bundestag.<br />
Ebenfalls über die Landesliste kam<br />
der Vorsitzende der Liberalen Ärzte, Dr.<br />
Erwin Lotter, wieder in den Bundestag.<br />
Im Wahlkreis Augsburg-Land stimmten<br />
rund 11,5 Prozent für ihn. Die Bundesfamilienministerin<br />
der großen Koalition,<br />
Ursula von der Leyen, hat ihren<br />
Wahlkreis Hannover II zwar nicht gewonnen.<br />
Als Spitzenkandidatin der<br />
niedersächsischen CDU zieht die Ärztin<br />
aber über die Landesliste in den Bundestag<br />
ein.<br />
Im Wahlkreis Goslar/Northeim/osterode<br />
gewann der Tierarzt Dr. Wilhelm<br />
Priesmeier (SPD) gegen den Anästhesisten<br />
Dr. Hans-Georg Faust (CDU).<br />
Priesmeier bekam rund 5.600 Stimmen<br />
mehr als Faust und gewann so<br />
zum dritten Mal das Direktmandat. Dr.<br />
Kirsten Tackmann (Die Linke), Veterinärmedizinerin<br />
aus Brandenburg zieht<br />
über die Landesliste ein. Ebenfalls über<br />
die Landesliste geht Tierarzt Dr. Hans-<br />
Michael Goldmann (FDP) aus <strong>Niedersachsen</strong><br />
nach Berlin.<br />
Zahl des monats<br />
Veterinärmedizinerin Dr. Maria<br />
Flachsbarth (CDU/CSU) aus dem Wahlkreis<br />
Hannover-Land II wurde über die<br />
niedersächsische Landesliste in den<br />
Bundestag gewählt.<br />
www.zm-online.de, 10/2009<br />
ExAOKVorsitzende<br />
rechtskräftig wegen Untreue<br />
verurteilt<br />
Die Verurteilung der ehemaligen<br />
Vorstandsvorsitzenden der AoK<br />
<strong>Niedersachsen</strong>, Christine Lüer,<br />
wegen Untreue ist rechtskräftig. Der<br />
Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe<br />
verwarf in einem am 1.10.2009 veröffentlichten<br />
Beschluss die Revision der<br />
Angeklagten als unbegründet.<br />
Das Landgericht Hildesheim hatte<br />
Lüer im Dezember 2008 zu einer Freiheitsstrafe<br />
von neun Monaten auf Bewährung<br />
verurteilt. Sie hatte eine ungerechtfertigte<br />
Bonuszahlung über<br />
45.000 Euro an sich selbst veranlasst<br />
und ausgezahlt erhalten, wodurch der<br />
AoK <strong>Niedersachsen</strong> ein entsprechender<br />
Schaden entstand.<br />
Lüer war im Februar 2005 vom AoK-<br />
Verwaltungsrat fristlos gekündigt<br />
worden. Die Affäre war seinerzeit ins<br />
Rollen gekommen, nachdem das Sozialministerium<br />
als Prüfbehörde und<br />
Rechtsaufsicht der AoK festgestellt<br />
hatte, dass die Zahlungen an Lüer<br />
rechtswidrig waren.<br />
www.facharzt.de, 6.10.2009<br />
Abgeordnete starteten am 28.10.2009 in die 17.<br />
Legislaturperiode des deutschen Bundestages. Der älteste<br />
Parlamentarier ist Prof. Heinz Riesenhuber (CDU),<br />
der mit 73 Jahren Alterspräsident ist. Das jüngste Mit-<br />
202neue<br />
glied ist Florian Bernschneider (FDP) mit 22 Jahren aus<br />
Braunschweig.<br />
Mit einem Durchschnittsalter von 51,4 Jahren ist das gesamte Parlament<br />
3,5 Jahre jünger als das vorherige. Wir wünschen uns kluge,<br />
segensreiche Entscheidungen für unser Land. KHK<br />
676 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 677
Gesundheitspolitik<br />
Letzte Kammerversammlung der Legislaturperiode<br />
Präsident Dr. Sereny zieht positive Bilanz<br />
Hoffnung auf das neue FDP-Gesundheitsministerium –<br />
Freiberuflichkeit, Therapiefreiheit und freie Arztwahl als<br />
prägende Prinzipien – Historische Chance für Kostenerstattung –<br />
Superwahljahr für <strong>Niedersachsen</strong>s Zahnärzte<br />
Die – vermutlich – letzte Kammerversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN) in dieser<br />
Wahlperiode am 30./31. Oktober<br />
2009 in Hannover stand noch sehr<br />
unter dem Eindruck der wenige Tage<br />
zuvor installierten neuen Bundesregierung<br />
aus CDU/CSU und FDP.<br />
Für die große Mehrheit der niedersächsischen<br />
Zahnärzteschaft ging<br />
damit eine große Hoffnung einher.<br />
Und als die FDP zum ersten<br />
Male auch noch das Gesundheitsministerium,<br />
und dann ausgerechnet<br />
mit dem niedersächsischen<br />
FDP-Vorsitzenden Dr. Philipp<br />
Rösler besetzen konnte, waren eigentlich<br />
alle Wünsche erfüllt. Der Präsident<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong>, Dr. Michael Sereny,<br />
drückte es in seinen Eingangsworten<br />
so aus: »Das letzte Wochenende<br />
gehörte zu den schönsten meines<br />
Lebens: Freitagabend die Meldung,<br />
dass Philipp Rösler Gesundheitsminister<br />
wird, Samstag die Meldung, Daniel<br />
Bahr wird parlamentarischer Staatssekretär,<br />
Hannover 96 gewinnt 1:0 und<br />
dann auch noch eine zusätzliche Stunde<br />
Schlaf wegen der Zeitumstellung.«<br />
Bemerkenswert für diese Kammerversammlung,<br />
die wegen der umfangreichen<br />
Tagesordnung zum Ende dieser<br />
Wahlperiode über zwei Tage ging, war<br />
noch die Tatsache, dass die Sitzung<br />
trotz des bevorstehenden Wahlkampfes<br />
für die im April nächsten Jahres<br />
stattfindenden nächsten Kammerwahlen<br />
in relativ »ruhigem Fahrwasser«<br />
verlief, dass nahezu alle der über<br />
Eine analytisch klare, souveräne Ansprache beim<br />
Bericht des Präsidenten Dr. Michael Sereny<br />
ein Dutzend Anträge einstimmig verabschiedet<br />
wurden und dass sich auch<br />
die altbekannten »niedersächsischen<br />
Verhältnisse« offensichtlich in »normale«<br />
Verhältnisse verwandelt hatten.<br />
Kammerpräsident Dr. Sereny begann<br />
seinen Rechenschaftsbericht mit<br />
einem Blick auf die aktuelle politische<br />
Lage. Mit dem Hinweis, dass die Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel offenbar<br />
aus der Geschichte gelernt habe, zitierte<br />
er einen Erlass Friedrichs des Großen<br />
aus dem Jahr 1784 nach einer vorausgegangenen<br />
Fehlbesetzung des Gesund-<br />
fotoS: J. röver<br />
Der Vorstandstisch mit<br />
Dr. Karl-Hermann Karstens,<br />
Dr. Jürgen Reinstrom,<br />
Sabine Steding,<br />
Dr. Michael Sereny,<br />
Dr. Michael Ebeling,<br />
Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf,<br />
Jörg Röver<br />
heitsministeriums: »Wie<br />
schicket es sich denn auch ein<br />
Justiz-Mann zu dem medizinischen<br />
Fach – davon versteht<br />
er ja nichts, und soll<br />
auch keiner dergleichen wieder<br />
dabei gesetzet werden.<br />
Vielmehr gehöret dazu ein<br />
guter und vernünftiger Medicus.«<br />
Die Zeit der großen Koalition<br />
sei für die Gesundheitspolitik<br />
eine verlorene Zeit<br />
gewesen, sagte der Präsident<br />
weiter. Eine weitere<br />
Amtszeit der SPD-Gesundheitsministerin<br />
Ulla<br />
Schmidt hätten die freibe-<br />
ruflichen Arztpraxen in Deutschland<br />
nicht überlebt, die Ablösung sei buchstäblich<br />
in letzter Sekunde erfolgt.<br />
CDU/CSU und FDP hätten jetzt vom<br />
Wähler die Chance bekommen zu beweisen,<br />
dass sie es besser können als<br />
die Große Koalition vorher. Schon der<br />
neue Koalitionsvertrag lasse eindeutig<br />
die liberale Handschrift erkennen. Philipp<br />
Rösler, den viele Kollegen auf der<br />
letzten Mitgliederversammlung des<br />
Freien Verbandes in Bomlitz erlebt hatten,<br />
sei offensichtlich der richtige<br />
Mann. Im Koalitionsvertrag seien vielfach<br />
noch keine genau definierten<br />
Maßnahmen angekündigt. Doch wie in<br />
der Medizin seien in einigen Bereichen<br />
Sofortmaßnahmen notwendig. Dabei<br />
müsse die Bevölkerung auf unangenehme<br />
Auswirkungen hingewiesen<br />
werden. Die Ärzte müssten sich an der<br />
Überzeugungsarbeit beteiligen.<br />
Mediziner<br />
wieder als Menschen gelobt<br />
»Nach all den Jahren, in denen wir zu<br />
Leistungserbringern degradiert wurden,<br />
ist es angenehm, im neuen Koalitionsvertrag<br />
wieder als Mensch gelobt<br />
zu werden«, sagte Dr. Sereny und zitierte:<br />
»Die in den Gesundheits- und Pflegeberufen<br />
Tätigen leisten einen wich -<br />
tigen Beitrag für unser Gemeinwesen.<br />
Sie verdienen unseren Respekt und Anerkennung.«<br />
Wichtige Erkenntnisse aus<br />
der Geschichte haben wieder Eingang<br />
gefunden: »Der Weg in die Einheitskasse<br />
und ein staatlich zentralistisches Gesundheitssystem<br />
sind der falsche Weg,<br />
um die zukünftigen Herausforderungen<br />
bürgernah zu bewäl tigen ...«.<br />
Im Bereich der ärztlichen Versorgung<br />
gleich zu Beginn die Begriffe Freiberuflichkeit,<br />
Therapiefreiheit und<br />
freie Arztwahl als tragendes Prinzip<br />
unserer Gesundheitsversorgung zu lesen,<br />
tue gut, sagte Dr. Sereny weiter.<br />
Die Vorfahrt für medizinische Versorgungszentren<br />
gegenüber der freien<br />
Praxis werde beendet, die Gefahr der<br />
kapitalgetragenen und -gesteuerten<br />
Therapieeinrichtungen sei erkannt.<br />
»Besonders freuen wir uns, dass unsere<br />
jahrelangen Forderungen nach einer<br />
Ausweitung der Möglichkeiten der<br />
Kostenerstattung Gehör gefunden haben,<br />
und dass den Versicherten durch<br />
die Wahl der Kostenerstattung keine<br />
zusätzlichen Kosten entstehen dürfen.«<br />
»Dem in den nächsten Jahren drohenden<br />
Ärztemangel ist durch Abbau<br />
von Bürokratie und eine leistungsgerechte<br />
Vergütung zu begegnen.«<br />
»Auch bei der vertragszahnärztlichen<br />
Vergütung hat sich die Ausgabensteuerung<br />
über die Anbindung<br />
an die Grundlohnsummenentwicklung<br />
überholt.«<br />
»Die Gebührenordnung für Zahnärzte<br />
(GOZ) wird an den aktuellen<br />
Stand der Wissenschaft angepasst.<br />
Dabei sind Kostenentwicklungen zu<br />
berücksichtigen.«<br />
»Die Approbationsordnung für<br />
Zahnärzte soll novelliert werden.«<br />
Kein Bachelor und Master<br />
für die Zahnmedizin<br />
In seinem Rechenschaftsbericht ging<br />
Kammerpräsident Dr. Sereny noch auf<br />
einige andere Themen ein. Zum Thema<br />
Hochschulen sagte er, dass sich die berechtigte<br />
Hoffnung auf die Novellierung<br />
der Approbationsordnung für<br />
Zahnärzte von 1955 noch in dieser Legislaturperiode<br />
leider nicht erfüllt habe.<br />
»Jetzt müssen wir alle gemeinsam,<br />
Standespolitik, Wissenschaft und die<br />
Hochschulen, dafür kämpfen, dass dies<br />
sobald als möglich passiert und dass<br />
die Bestrebungen, Bachelor und Masterstudiengang<br />
im Bereich der Zahnmedizin<br />
zu etablieren, ein für alle Mal<br />
fallen gelassen werden!« Und er habe<br />
kein Verständnis dafür, dass ohne fachliche<br />
Notwendigkeit eine Akademisierung<br />
der Assistenzberufe in der Zahnmedizin<br />
vorangetrieben werde. Es gebe<br />
eine geordnete Aufstiegsfortbildung<br />
für die Dentalhygienikerin in<br />
Deutschland. Außerdem bat Dr. Sereny<br />
um die Zustimmung zu notwendigen<br />
Änderungen der Weiterbildungsordnung.<br />
Stehen für die verschiedenen Zuwendungs-<br />
Projekte: Dr. Klaus Winter, Dr. Maria Kaschner,<br />
Dr. Wilhelm Bomfleur (v.l.n.r.)<br />
Kleiner Geldsegen für<br />
zahnärztliche Hilfswerke<br />
Nachdem die Vorstandsmitglieder<br />
über die Tätigkeit in ihren jeweiligen<br />
Ressorts eingehend Rechenschaft abgelegt<br />
hatten (in den ZKN-Mitteilungen<br />
wird darüber zu gegebener Zeit<br />
noch zu berichten sein), nachdem der<br />
Kammerpräsident über den gelungenen<br />
Festakt »60 Jahre <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> – Selbstverwaltung<br />
und Freiberuflichkeit – und 30<br />
Jahre kammereigene freiwillige Fortbildung<br />
und Zahnärztliche Akademie«<br />
und über die Vorstellung der von Rolf<br />
Zick verfassten Chronik der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> am 10.6.2009<br />
berichtet hatte, und nachdem er auf<br />
die großzügige finanzielle Unterstützung<br />
zahnärztlicher Institutionen, insbesondere<br />
des Hilfswerks Deutscher<br />
Zahnärzte, hingewiesen hatte, war es<br />
ihm eine große Freude, »wieder Geld<br />
verteilen zu dürfen, das Kolleginnen<br />
und Kollegen, die eine Studienreise<br />
nach Südafrika gemacht haben, mit ihrem<br />
Reisepreis bezahlt haben und das<br />
über den Umweg einer Provision an die<br />
Kammer geflossen ist«. So konnte er<br />
unter dem Beifall der Kammerversammlung<br />
an die Kammermitglieder<br />
Dr. Klaus Winter, Dr. Maria Kaschner<br />
und Dr. Wilhelm Bomfleur jeweils<br />
Schecks überreichen in Höhe von<br />
4263,75 Euro für das Hilfswerk Deutscher<br />
Zahnärzte (HDZ), 3363,75 Euro an<br />
den Fürsorgeausschuss und 1000 Euro<br />
an die Behindertenhilfe. Durch eine<br />
von Dr. Beischer initiierte spontane<br />
Spendensammlung während der Kammerversammlung<br />
kamen zusätzlich<br />
1839 Euro für das HDZ zusammen.<br />
Wahlkampf mit Argumenten<br />
und nicht mit Diffamierungen<br />
Zum Abschluss seines Berichtes wies<br />
678 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 679<br />
foto: J. röver
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Kammerpräsident Dr. Sereny auf die<br />
nun zu Ende gehende Legislaturperiode<br />
der jetzigen Kammerversammlung<br />
hin und sagte: »Wir werden im nächsten<br />
Jahr für die niedersächsischen<br />
Zahnärzte ein Superwahljahr haben:<br />
Erst die Kammerwahl im April, anschließend<br />
nach den Sommerferien die<br />
KZVN-Wahl und danach wohl die Bezirksstellenwahlen<br />
der Kammer. Beide<br />
berufspolitischen Gruppierungen<br />
träumen davon, stabile Mehrheiten in<br />
beiden Körperschaften zu erreichen.<br />
Wie in der großen Politik ist der Wahlausgang<br />
nicht nur von den Wählern,<br />
sondern in hohem Maße auch von den<br />
Nichtwählern abhängig.« Er wünsche<br />
sich einen Wahlkampf, der mit Argumenten<br />
und nicht mit Diffamierungen<br />
und gegenseitiger Demontage geführt<br />
wird.<br />
Stabile Finanzen, zukunftssichere<br />
AVW-Satzung und ständige<br />
Hilfe für die Kollegenschaft<br />
Rückblickend stellte Kammerpräsident<br />
Dr. Sereny fest, »dass wir viel mehr erreicht<br />
haben, als man uns je zugetraut<br />
hat, und dass sich an manchen Projekten<br />
auch Mitglieder beider Fraktionen<br />
konstruktiv beteiligt haben. Ich bin besonders<br />
stolz auf stabile Finanzen, eine<br />
zukunftssichere Satzung für unser Versorgungswerk,<br />
schnelle, verlässliche<br />
kompetente Hilfe bei allen Fragen der<br />
Praxisführung.« An den Dank für seinen<br />
Vorstand für die loyale und vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit, an alle<br />
Ehrenamtsträger in den Ausschüssen,<br />
Bezirks- und Kreisstellen, sowie »an alle<br />
Kammerversammlungsmitglieder, die<br />
mir mit ihren Beschlüssen die erfolgreiche<br />
Kammerarbeit erst ermöglicht haben«,<br />
an die gut funktionierende Verwaltung,<br />
an die Mitarbeiter von Kammer<br />
und Altersversorgungswerk fügte<br />
der Präsident an: »Ich würde gern mit<br />
Ihnen meine Arbeit fortsetzen.«<br />
Zu Beginn der Sitzung der Kammerversammlung<br />
hatte Präsident Dr. Michael<br />
Sereny als neue Mitglieder Dr.<br />
Hilmar Schmalz, Cuxhaven, für den zurückgetretenen<br />
früheren Kammerpräsidenten<br />
Dr. Stridde und Dr. Dr. Axel<br />
Zogbaum, Melle, für den verstorbenen<br />
Herr Enno Gosling überbrachte<br />
die Grüße der Ministerin<br />
früheren Kammerpräsidenten, Dr.<br />
Friedrich Albers, begrüßt. Als Vertreter<br />
der Aufsichtsbehörde hieß der Präsident<br />
den neuen Abteilungsleiter Gesundheit<br />
des niedersächsischen Sozialministeriums,<br />
Enno Gosling, Nachfolger<br />
des in Pension gegangenen Dr. Thomas<br />
Sporn, herzlich willkommen.<br />
Dieser versprach in seiner »Antrittsrede«,<br />
den offenen und vertrauensvollen<br />
Umgang wie sein Vorgänger fortzusetzen.<br />
Ehrendes Gedenken<br />
der verstorbenen Kollegen<br />
Nach der Ehrung verdienter Mitglieder<br />
der Kammerversammlung (siehe hierzu<br />
besonderer Bericht) gedachten die<br />
Mitglieder der über 50 Kollegen, die<br />
seit der letzten Kammerversammlung<br />
verstorben sind. Unter ihnen hob der<br />
Präsident besonders Dr. Ficken und Dr.<br />
Albers hervor. Dr. Ficken, Westerstede,<br />
war am 7.12.2008 im Alter von 84 Jahren<br />
gestorben. Der Kammerversammlung<br />
gehörte er 24 Jahre von 1969 bis<br />
1993 und dem Vorstand der Kammer 12<br />
Jahre von 1981 bis 1993 an. Mit großem<br />
Engagement hat er sich für die zahnärztliche<br />
Behindertenhilfe eingesetzt,<br />
den Vorsitz dieser organisation hatte<br />
Die Delegierten der Kammerversammlung<br />
foto: Dr. e. Jung<br />
er von 1990 bis 2002 inne. Seine christliche<br />
Nächstenliebe und seine tolerante,<br />
auf Ausgleich bedachte Einstellung<br />
blieben in bester Erinnerung, sagte Dr.<br />
Sereny. Dr. Friedrich Albers, Jever, war<br />
am 26.8.2009 im 80. Lebensjahr verstorben.<br />
42 Jahre hat er seine zahnärztliche<br />
Praxis in Jever geführt, vier Jahrzehnte,<br />
bis kurz vor seinem Tode, hat er<br />
sich ehrenamtlich für seine Kollegen<br />
engagiert und höchste Ämter in der<br />
zahnärztlichen Selbstverwaltung bekleidet,<br />
unter anderem als 1. Vorsitzender<br />
der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Niedersachsen</strong> von 1981 bis 1989<br />
und als 2. Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen<br />
Bundesvereinigung<br />
und von 1995 bis 1997 als Präsident der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>. Für<br />
sein großes Engagement wurden ihm<br />
zahlreiche Auszeichnungen verliehen.<br />
Bei der Genehmigung des Protokolls<br />
der letzten Kammerversammlung gab<br />
es eine längere Diskussion, als Dr. Dr.<br />
Henning Borchers verlangte, einen Passus<br />
daraus zu streichen, in dem Dr. Sereny<br />
die Begründung kritisierte, mit<br />
der ZfN den Vorstand nicht für das<br />
AVW 2007 entlasten wollte. Er hätte<br />
demnach einen Kammerbeschluss ignorieren<br />
sollen. Der Antrag auf Streichung<br />
wurde mit 29 gegen 26 Stimmen<br />
der Fraktion Zahnärzte für <strong>Niedersachsen</strong><br />
(ZfN) abgelehnt. Mit dem gleichen<br />
Stimmenverhältnis wurde sein weiterer<br />
Antrag abgelehnt, einen zusätzlichen<br />
Passus in das Protokoll aufzunehmen.<br />
Es ging um die Arbeitsgerichtsurteile<br />
im Zusammenhang mit der Entlassung<br />
des früheren Hauptgeschäfts -<br />
führers Dr. Andersen.<br />
Die Aussprache<br />
In der Aussprache über den Bericht des<br />
Präsidenten wertete auch der Vorsitzende<br />
der ZfN-Fraktion, DMD Henner<br />
Bunke, den Koalitionsvertrag der neuen<br />
CDU/CSU/FDP-Bundesregierung als<br />
außerordentlich positiv und hoffnungsvoll<br />
für die niedersächsischen<br />
Zahnärzte, auch wenn noch eine große<br />
Portion Misstrauen bleibe. Desgleichen<br />
begrüßte Dr. Julius Beischer, Vorsitzender<br />
der Fraktion des Freien Verbandes,<br />
den zu erwartenden Systemwandel.<br />
Jetzt könne man sich mit dem<br />
Bundesgesundheitsministerium in gemeinsamer<br />
Sprache unterhalten und<br />
sich gegenseitig verstehen. Nachdem<br />
die Zahnärzte bisher als reine Lobbyisten<br />
abgewertet worden seien, bestehe<br />
jetzt bei dem neuen Bundesgesundheitsminister<br />
Dr. Rösler die Chance,<br />
dass die Zahnärzte mit ihren gesellschafts-<br />
und ordnungspolitischen Anliegen<br />
ernst genommen werden. Das<br />
gelte besonders auch beim Thema Kostenerstattung.<br />
Hier gebe es in den Programmen<br />
des Freien Verbandes und<br />
der FDP bis in viele Details hinein Übereinstimmungen.<br />
»Wir dürfen nun aber<br />
nicht hinter das zurückgehen, was wir<br />
bereits hatten«, sagte Dr. Beischer. Allerdings<br />
müssten die Zahnärzte gegenüber<br />
der Politik und auch gegenüber<br />
ihren Patienten ehrlich sein.<br />
Auch Dr. Karl Horst Schirbort, »Altvater«<br />
der niedersächsischen zahnärztlichen<br />
Standespolitiker, früherer langjähriger<br />
Vorsitzender der KZVN und der<br />
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung,<br />
gab seiner Freude und seiner<br />
Hoffnung Ausdruck, dass es nun eine<br />
realistische Chance gibt, statt der Sachleistung<br />
(»das Übel der gesamten Gesundheitspolitik«)<br />
endlich die Kostenerstattung<br />
zumindest im zahnärztlichen<br />
Bereich einzuführen. Dabei<br />
müsse die Zahnärzteschaft jedoch Einmütigkeit<br />
demonstrieren.<br />
Fast alle Anträge einstimmig<br />
verabschiedet<br />
Über ein Dutzend Anträge, in der überwiegenden<br />
Zahl von der Fraktion des<br />
Freien Verbandes gestellt, wurden fast<br />
einstimmig angenommen, nachdem<br />
bei verschiedenen Meinungen in den<br />
durchweg sachlichen Diskussionen<br />
weitgehende Einigkeit ge-<br />
Alle Beschlüsse der funden wurde. Es ging daKammerversammbei<br />
unter anderem um die<br />
lung können unter Aufforderung des Bundes-<br />
www.zkn.de eingetages, bei der grundsätzlisehen<br />
werden chen Ausrichtung der GesetzlichenKrankenversicherung<br />
die Grundsätze Eigenverantwortung<br />
vor Solidarität (statt wie<br />
bisher umgekehrt) anzuwenden, um<br />
die Aufforderung der Bundesregierung,<br />
den Gesundheitsfonds abzuschaffen,<br />
um die Ablehnung von<br />
fremdgesteuerten Selektivverträgen,<br />
um die Ablehnung der Einführung der<br />
elektronischen Gesundheitskarte, um<br />
die Erhaltung der freien Arztwahl und<br />
dazu im SGB V eingeführte Regelungen<br />
wieder abzuschaffen, um den Erhalt<br />
des Staatsexamens für Zahnmedizinstudenten,<br />
um die Fort- und Weiter-<br />
bildung von Zahnmedizinischen Fachangestellten,<br />
um die neue Gebühren -<br />
ordnung für Zahnärzte. Lediglich als es<br />
um die Erhöhung der Ausbildungsvergütung<br />
für Zahnmedizinische Fachangestellte<br />
ging, flammten unerwartet<br />
nochmal alte Gegensätze zwischen<br />
den beiden Fraktionen wieder auf. Es<br />
kam zur Kampfabstimmung, und die<br />
Fraktion des Freien Verbandes setzte<br />
sich durch.<br />
Keine Satzungsänderung<br />
für Alterszahnheilkunde<br />
Ein zweites Mal gab es einen unvorhergesehenen<br />
Streit zwischen den Fraktionen<br />
bei dem Antrag auf Änderung der<br />
Kammersatzung. Dabei sollte lediglich<br />
ein »Ausschuss für Alterszahnheilkunde«<br />
eingefügt werden. Dagegen stand<br />
ein Antrag der ZfN-Fraktion, erst solle<br />
ein vom Kammervorstand eingesetzter<br />
Ausschuss die Umsetzung (Inhalt,<br />
Durch führung, Finanzierung) in den<br />
niedersächsischen Pflegeeinrichtungen<br />
erarbeiten. Nach langen Debatten<br />
wurde der ZfN-Antrag mit 29 zu 27<br />
Stimmen abgelehnt und dann mit 29<br />
gegen 18 Stimmen bei neun Stimmenthaltungen<br />
für die Satzungsänderung<br />
votiert. Weil die Zweidrittelmehrheit<br />
nicht erreicht wurde, gab es aber keine<br />
Satzungsänderung für die Alterszahnheilkunde.<br />
Die Weiterbildungsordnung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> wurde dagegen<br />
beschlossen und der Antrag auf<br />
Änderung der Anlagen zur Wahlordnung<br />
vom Kammervorstand zurückgezogen;<br />
der Satzungsausschuss war einmütig<br />
der Meinung, eine Beschlussfassung<br />
durch die Kammerversammlung<br />
sei nicht notwendig.<br />
Nachdem Dr. Dr. Borchers einen eingehenden,<br />
engagierten Vortrag über<br />
die Dr. Neucks-Stiftung gehalten hatte,<br />
die 1953 durch den wohlhabenden damaligen<br />
Zahnarzt Dr. Ernst Neucks zur<br />
Unterstützung alter Zahnärzte und deren<br />
Witwen gegründet worden war<br />
und heute in Buxtehude gemeinsam<br />
mit dem Deutschen Roten Kreuz ein Al-<br />
680 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 681<br />
Die Berichterstatter:<br />
Dr. Michael<br />
Ebeling<br />
ZÄ Sabine<br />
Steding<br />
Dr. Karl-Heinz<br />
Düvelsdorf<br />
fotoS: J. röver<br />
Dr. Jürgen<br />
Reinstrom<br />
ZA Jörg Röver
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
tersheim mit 96 Plätzen unterhält,<br />
wurde anstelle des verstorbenen Dr. Ficken<br />
nunmehr Dr. Uwe Peters, Lüneburg,<br />
einstimmig in den Vorstand der<br />
Stiftung gewählt.<br />
Der Nachtragsetat 2008 sowie der<br />
Jahresabschluss 2008 der ZKN wurden<br />
bei vier Enthaltungen angenommen,<br />
desgleichen die Beitragsordnung 2010<br />
und der Haushaltsplan 2010 bei einer<br />
Stimmenthaltung. Die Kammerversammlung<br />
erteilte dem Vorstand für<br />
das Rechnungsjahr 2008 bei vier Gegenstimmen<br />
und vier Enthaltungen<br />
die Entlastung. Rolf Zick l<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong><br />
ehrt verdiente<br />
Mitglieder<br />
Gleichsam stellvertretend für viele<br />
weitere, die diese Ehrungen<br />
ebenfalls verdient hätten, hat<br />
der Präsident der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong>, Dr. Michael Sereny, bei<br />
der letzten Kammerversammlung der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> eine Reihe von Mitgliedern<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Ehrengabe der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> erhielten:<br />
Dr. Hartmut Bless, Friesland, seit<br />
1993 ehrenamtliche Tätigkeit in der<br />
Kreisstelle Friesland und im Schlich-<br />
Gruppenbild mit Dame: Die Empfänger der Silbernen Ehrennadel (v.l.n.r.):<br />
Dr. Bodo Vogel, Dr. Thomas Nels, Dr. Ulrich Keck, Dr. Gundi Mindermann,<br />
Dr. Georg Kolbow zusammen mit dem Präsidenten Dr. Michael Sereny<br />
tungsausschuss, 10 Jahre stellvertretender<br />
Vorsitzender, seit 2006 Vorsitzender<br />
der Bezirksstelle Wilhelmshaven.<br />
Dr. tim Hörnschemeyer, osnabrück,<br />
von 1997 bis 2006 Vorsitzender der<br />
Kreisstelle osnabrück-Stadt, seit 2001<br />
Mitglied der Kammerversammlung,<br />
von 2002 bis 2006 Referent für Fortbildung<br />
der Bezirksstelle osnabrück, seit<br />
2006 ihr Vorsitzender; »Motor« der Aus-<br />
und Weiterbildung zur ZMP in osnabrück.<br />
Dr. Kajetan Munsch, Hannover, seit<br />
1977 Mitglied und seit über 25 Jahren<br />
Vorsitzender der Schlichtungsstelle<br />
Hannover.<br />
Die Ehrennadel der deutschen<br />
Zahnärzteschaft in Silber wurde auf<br />
Antrag der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
von der Bundeszahnärztekammer<br />
verliehen an:<br />
Dr. ulrich Keck, 1989 Delegierter<br />
des Bundes Deutscher Zahnärzte (BDZ),<br />
1991 der Arbeitsgemeinschaft Deutscher<br />
Zahnärzte (ADZ), seit 1986 Mitglied<br />
der Kammerversammlung der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, vier<br />
Jahre im Vorstand, seit 1993 Mitglied<br />
der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer,<br />
Vorsitzender der<br />
Verwaltungsstelle/Bezirksstelle ostfriesland.<br />
Dr. georg Kolbow, seit 1981 Mitglied<br />
der Kammerversammlung der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, seit<br />
1986 Mitglied/stellvertretender Vorsit-<br />
fotoS: J. röver<br />
zender des Leitenden Ausschusses des<br />
Altersversorgungswerkes (AVW), drei<br />
Jahre im Vorstand der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
Dr. gundi Mindermann, seit 1986<br />
standespolitisch ehrenamtlich tätig,<br />
Referentin JZP der Kreisstelle Bremervörde,<br />
im Vorstand der zahnärztlichen<br />
Behindertenhilfe, Mitglied der Vertreterversammlung<br />
der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong> und<br />
der Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong>, seit 2008<br />
1. Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher<br />
Kieferorthopäden.<br />
Dr. thomas nels, seit 1981 standespolitisch<br />
tätig, seit 1993 Mitglied der<br />
Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong>, 1997 bis 2005<br />
Mitglied des Vorstands, Mitglied der<br />
Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
ab 2004 stellvertretender Vorsitzender.<br />
Dr. Bodo vogel, seit 1973 standespolitisch<br />
ehrenamtlich tätig, von 1993<br />
bis 1997 Mitglied der Kammerversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
21 Jahre von 1987 bis 2008<br />
Mitglied des Leitenden Ausschusses<br />
des Altersversorgungswerkes (AVW),<br />
1976 a.o. Mitglied der Vertreterversammlung<br />
und seit 2005 Vorsitzender<br />
der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
l<br />
Der Präsident ehrt die Kollegen Dr. Hartmut Bleß,<br />
Dr. Tim Hörnschemeyer und Dr. Kajetan Munsch<br />
Dr. Schirbort: Trotz<br />
Bankenkrise kein<br />
negatives Ergebnis<br />
beim AVW<br />
Dr. Kühling-Thees:<br />
Expertengestützte Anlagepolitik<br />
hat sich – im<br />
Wortsinn – ausgezahlt<br />
Dr. Schirbort gibt Rechenschaft:<br />
Trotz Finanzkrise positives AVW-Jahresergebnis<br />
Trotz der weltweiten Finanzkrise<br />
und den damit verbundenen<br />
Schwierigkeiten und<br />
Unwägbarkeiten hat es der<br />
Leitende Ausschuss (LA) des<br />
Altersversorgungswerkes (AVW) der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> unter<br />
seinem Vorsitzenden Dr. Karl Horst<br />
Schirbort geschafft, der Kammerversammlung<br />
am 31.10.2009 in Hannover<br />
ein beachtenswert positives Jahresergebnis<br />
vorzulegen. Wer konnte schon<br />
aus den Kapitalanlagen 3,6 Prozent erwirtschaften<br />
mit einem Gesamtertrag<br />
von 44,3 Millionen Euro? fragte Dr.<br />
Schirbort bei der Vorlage des Jahresabschlusses<br />
2008 vor der Kammerversammlung.<br />
Somit haben sich die Kapitalanlagen<br />
zum 31.12.2008 auf 1,27 Milliarden<br />
Euro erhöht. »Wir konnten damit<br />
die Deckungsrückstellungen be -<br />
die nen und noch einen Roh-Überschuss<br />
in Höhe von 4,2 Millionen Euro<br />
erwirtschaften. Mit diesem Betrag<br />
schließt das Rechnungsjahr 2008 ab«,<br />
sagte der Vorsitzende des Leitenden<br />
Ausschusses. In die Verlustrücklage<br />
konnten dadurch 750.000 Euro fließen,<br />
und der verbleibende Überschuss in<br />
Höhe von rund 3,5 Millionen Euro kann<br />
in die Rückstellungen für satzungsgemäße<br />
Überschussbeteiligung gehen.<br />
Während es für Rentenanwärter im<br />
2,75-Prozent-System mit rund 3,15 Millionen<br />
Euro und für Rentner noch rund<br />
270.000 Euro Überschuss gab, sei im<br />
Vier-Prozent-System (Rentner und Anwärter)<br />
leider ein Negativergebnis in<br />
Höhe von rund einer Million Euro entstanden.<br />
Der Leitende Ausschuss hat<br />
der Kammerversammlung empfohlen,<br />
die Überschüsse nicht zu verteilen,<br />
Nattermann: KomplizierteversicherungsmathematischeSachverhalte<br />
sind nicht leicht<br />
zu vermitteln<br />
sondern vorzutragen. Dr. Schirbort<br />
sagte weiter, dass es sich auch in diesem<br />
Jahr nach neun Monaten abzeichne,<br />
dass die Rechnung mit dem Vier-<br />
Prozent-Rechnungszins nicht aufgehen<br />
werde. So habe sich bestätigt, dass<br />
die Senkung im Neusystem auf 2,75<br />
Prozent richtig gewesen sei. »Wenn wir<br />
heute noch für alle einen Rechnungszins<br />
von vier Prozent hätten, könnten<br />
wir kein ausgeglichenes Ergebnis vorlegen<br />
und schon gar keinen Überschuss<br />
ausweisen. Gemeinsam haben wir alle<br />
um jede Stelle hinter dem Komma um<br />
Verbesserungen gerungen. Bei dem<br />
äußerst schwierigen wirtschaftlichen<br />
Umfeld darf ich das Ergebnis dennoch<br />
als gut bezeichnen«, sagte der LA-Vorsitzende<br />
mit berechtigtem Stolz.<br />
Dr. Schirbort wies in diesem Zusammenhang<br />
auch darauf hin, dass das<br />
AVW bei Lehman-Brothers (Deutschland)<br />
fünf Millionen angelegt hatte. Sie<br />
sind jedoch nicht verloren gegangen,<br />
sondern waren durch den Einlagensicherungsfond<br />
abgedeckt und sind auch<br />
ausgezahlt worden. Auch bei der gleichfalls<br />
in Verruf geratenen Hypo-Real war<br />
das AVW mit 67 Millionen Euro dabei.<br />
Doch auch diese sind durch den Einlagensicherungsfond<br />
und staatliche Interventionen<br />
gesichert, betonte der LA-<br />
Vorsitzende. Zumeist waren dies jedoch<br />
Anlagen vor der Zeit des jetzigen LA.<br />
Während Dr. Schirbort in seinem<br />
letzten Bericht noch von einer Erhöhung<br />
der Verwaltungskosten wegen<br />
der besonderen Verwaltungssituation,<br />
verbunden mit einer Reihe von Rechtsstreitigkeiten,<br />
berichten musste, seien<br />
die Verwaltungskosten im Jahr 2008<br />
gegenüber 2007 um fast 17 Prozent von<br />
Wahner: Das Unisex-<br />
Urteil hat den Klägern<br />
keine materiellen Vorteile<br />
gebracht; der neue<br />
LA des AVW hat alles<br />
richtig gemacht<br />
Bödeker: Das AVW<br />
ist zur Zeit eines der<br />
bestaufgestellten<br />
Versorgungswerke<br />
in Deutschland<br />
2,38 auf 1,98 Millionen Euro gesunken.<br />
Es zeichne sich ab, dass sich die Verwaltungskosten<br />
auch für das Jahr 2009<br />
auf diesem Niveau stabilisieren werden.<br />
Ferner hätten die vielen Informationsveranstaltungen<br />
gezeigt, dass die<br />
Kollegenschaft mit der Entwicklung<br />
des AVW durchaus zufrieden sei. Dafür<br />
gebühre dem Redakteur der AVW-Infos,<br />
Herrn Himmelmann, und dem Vorstandsmitglied<br />
Dr. Josef Kühling-Thees<br />
großer Dank, ebenso Dr. Michael Ebeling,<br />
der für den Vorstand der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> das AVW-Info<br />
stets kreativ und kritisch begleitet<br />
habe. Im Übrigen hätten der Präsident<br />
selbst oder der Vizepräsident an nahezu<br />
allen Sitzungen des Leitenden Ausschusses<br />
teilgenommen, so dass es eine<br />
ständige Kommunikation ohne Reibungsverluste<br />
gegeben habe. Mit der<br />
Einstellung eines stellvertretenden Geschäftsführers,<br />
der seine Tätigkeit zum<br />
Jahresanfang 2010 aufnehmen werde,<br />
habe der Leitende Ausschuss eine Verwaltungslücke<br />
schließen können. Zum<br />
Schluss bedankte sich Dr. Schirbort bei<br />
dem Dutzend Verwaltungsangestellten,<br />
»die schwierige und arbeitsreiche<br />
Jahre hinter sich haben und in diesem<br />
Jahr endlich einmal wieder Land sehen,<br />
auch wenn es ohne einige Überstunden<br />
immer noch nicht geht.«<br />
Über viele Einzelheiten informierten<br />
LA-Vorstandsmitglied Dr. Josef<br />
Kühling-Thees in einem aufschlussreichen<br />
Vortrag und der Versicherungsexperte<br />
Nattermann in seinem versicherungsmathematischen<br />
Gutachten.<br />
Beide standen den Mitgliedern der<br />
Kammerversammlung Rede und Antwort.<br />
Rolf Zick l<br />
682 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 683<br />
fotoS: J. röver
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Von Dr. Karl-Heinz Sundmacher<br />
Schwarz-gelbe Chance<br />
Gesundheitspolitik nach der Wahl:<br />
Endlich ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen?<br />
Ich hoffe sehr, dass Sie die letzten<br />
Wochen gut überstanden haben<br />
und vor allem, dass Sie die Anmutungen<br />
der Wahlwerbung mit ihren<br />
Angriffen auf unseren Intellekt<br />
ohne bleibenden seelischen Schaden<br />
verkraftet haben.<br />
Knaller wie: Deutschland kann es<br />
besser, Unser Land kann mehr, In der<br />
Krise hilft nur grün, Kanzlerin wählen<br />
sprechen mit ihrer programmatischen<br />
Tiefe für sich.<br />
Nur eine Partei hat sich wohlwollend<br />
hervorgetan: die Linke. Sie hat<br />
dem Wähler klar gesagt, was er von ihr<br />
erwarten kann: Reichtum für alle. Sie<br />
Es besteht ein wenig<br />
Grund zur Hoffnung, aber<br />
kein Grund, zu glauben,<br />
alles wird gut.<br />
fotoS: CfW-ArCHiv / PSDgrAPHiCS; fvDZ / n. frAnKe (2)<br />
hat ihm aber auch mit ungeschminkter<br />
offenheit gesagt, wie sie das finanzieren<br />
will: Reichtum besteuern.<br />
Bei der bestechenden Klarheit dieses<br />
Zirkelschlusses – wir machen Dich<br />
reich und besteuern Dich arm – verwundert<br />
das Ergebnis der Linken dann<br />
eigentlich schon. oder der Satz stimmt:<br />
Die dümmsten Schafe wählen ihren<br />
Metzger selber.<br />
Natürlich hatte ich mir wegen des<br />
heutigen Termins schon vor dem Wahltag<br />
Gedanken gemacht über eine griffige<br />
Formulierung für den jeweiligen<br />
Wahlausgang.<br />
Wäre etwas anderes herausgekom-<br />
men als schwarz-gelb, dann wäre »Die<br />
Hoffnung stirbt zuletzt« mein großer<br />
Favorit gewesen.<br />
Jetzt, da mit für mich doch überraschender<br />
Klarheit schwarz-gelb gewonnen<br />
hat, habe ich mich entschieden<br />
für »Es besteht ein wenig Grund<br />
zur Hoffnung, aber kein Grund, zu<br />
glauben, alles wird gut.«<br />
Ich bin notorischer optimist, aber<br />
aus Erfahrung in politischen Fragen<br />
nur verhalten optimistisch.<br />
Wo steht die CDU?<br />
Am Morgen nach der Wahl habe ich<br />
mich doch sehr gewundert, von ver-<br />
schiedenen CDU-Leuten zu lesen.<br />
» ... mit einer starken FDP an unserer<br />
Seite wird das Regieren auch nicht<br />
leichter.«<br />
Das Regieren mit der FDP wird also<br />
nicht leichter.<br />
Anstatt froh und erleichtert zu sein,<br />
dass man die nächsten Jahre mit einem<br />
neuen Partner – angeblich dem<br />
Wunschkandidaten – regieren kann,<br />
dessen politische Ziele in einem ähnlichen<br />
Sektor liegen, wird herumgejammert,<br />
dass das Regieren nun nicht<br />
leichter wird.<br />
Da muss man ja fast daraus schließen,<br />
dass das Regieren mit der SPD in<br />
den letzten vier Jahren ein Vergnügen<br />
war? Und dass man den Absturz der<br />
SPD und damit das Ende der großen Koalition<br />
richtig bedauert.<br />
Angesichts dieser Reaktion muss<br />
man sich die einfache aber entscheidende<br />
Frage stellen: Wo steht die CDU?<br />
Ist das noch die bürgerliche Volkspartei,<br />
als die sie sich gerne ausgibt?<br />
oder haben in der CDU tatsächlich die<br />
einst von Strauß so bezeichneten Herz-<br />
Jesu-Sozialisten die Überhand? Ich denke<br />
da an den selbst ernannten Arbeiterführer<br />
Jürgen Rüttgers und seinen<br />
Minister Karl-Josef Laumann, gleichzei-<br />
Die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidet sich<br />
mit unseren Antworten auf die demographische Herausforderung.<br />
Das kann man nicht oft genug und nicht<br />
laut genug sagen.<br />
tig Vorsitzender der CDA, die beide<br />
schon heute nichts anderes mehr im<br />
Kopf haben als die Landtagswahl in<br />
Nordrhein-Westfalen Anfang Mai<br />
nächsten Jahres, also in sieben (7) Monaten.<br />
Dieser Hinweis soll genügen, um erneut<br />
zu verdeutlichen, dass es in der<br />
Politik immer weniger um die rationale<br />
Lösung von Sachproblemen geht,<br />
stattdessen in erheblichem Maße um<br />
Wiederwahl, Posten und Macht.<br />
Die Zukunft unserer Gesellschaft<br />
Dabei ist die Zahl und Schwere der Probleme<br />
für unsere Gesellschaft, für unsere<br />
Wirtschaft, unser Finanzsystem,<br />
unser Gesundheitssystem, für uns im<br />
letzten Jahr bekanntermaßen nicht geringer,<br />
sondern ungeheuer viel größer<br />
geworden.<br />
Ich erspare Ihnen die Aufzählung<br />
der diversen Fakten – jeden Morgen ge-<br />
nügt der Blick in die Tageszeitung, um<br />
das Spektrum zu erfassen.<br />
Nur zwei Punkte kann ich nicht auslassen,<br />
weil sie so eng miteinander verwoben<br />
sind und die Zukunft unserer<br />
Gesellschaft maßgeblich mit beeinflussen:<br />
Das ist der demographische Wandel<br />
und die Zukunft unserer sozialen Sicherungssysteme,<br />
hier meine ich natürlich<br />
vorrangig unser Gesundheitssystem.<br />
Nicht schon wieder demographischer<br />
Wandel – ich kann’s nicht mehr<br />
hören, werden einige denken. Was interessiert<br />
mich heute, was in zwanzig,<br />
dreißig Jahren ...<br />
Tut mir leid.<br />
Aber: Die Zukunft unserer Gesellschaft<br />
entscheidet sich mit unseren<br />
Antworten auf die demographische<br />
Herausforderung. Das kann man nicht<br />
oft genug und nicht laut genug sagen.<br />
684 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 685
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Die EU-Kommission stellt …<br />
fest, dass nur noch ein<br />
Zeitfenster von 10 Jahren<br />
bleibt, um weiterhin nötige<br />
Reformen im Bereich der<br />
Altersversorgung und<br />
Gesundheitssysteme durchzuführen.<br />
Alles, was man politisch will und politisch<br />
entscheidet, muss an der Frage<br />
geprüft werden: Trägt es dazu bei, dieses<br />
immer näher rückende drängende<br />
Kernproblem unserer Gesellschaft zu<br />
lösen?<br />
Wer das nicht tut und anders handelt<br />
– ich erwähne hier nur das Stichwort:<br />
Rentengarantie – der handelt<br />
verantwortungslos, weil er gegen die<br />
Zukunft unserer Gesellschaft handelt<br />
und damit meine ich, gegen die unserer<br />
Kinder und Kindeskinder.<br />
Eigenverantwortung<br />
der »best-ager«<br />
Ich befinde mich mit dieser rigorosen<br />
Auffassung in durchaus guter Gesellschaft:<br />
Der Direktor des Instituts für Gerontologie<br />
in Heidelberg, Prof. Dr. Andreas<br />
Kruse, stellte kürzlich bei einem Vortrag<br />
anlässlich des Saarländischen<br />
Zahnärztetages fest, dass es unverantwortlich<br />
sei, die aus der Bewältigung<br />
der demographischen Herausforderung<br />
entstehenden Lasten allein der<br />
nachwachsenden Generation aufzubürden.<br />
Diese müssten zunehmend vom Alter<br />
selbst getragen werden.<br />
Eine Forderung, die vielen unserer<br />
»best ager« sicher sauer aufstoßen<br />
wird.<br />
Wenn diese – und auch wir Älteren,<br />
aber Nochnichtrentner – unseren Kindern<br />
aber keine – bildlich gesprochen –<br />
verbrannte Erde hinterlassen wollen,<br />
dann bleibt nicht mehr viel Zeit, die<br />
Weichen richtig zu stellen und die Züge<br />
auf die richtigen Gleise zu lenken.<br />
Die EU-Kommission stellt in ihrer<br />
Mitteilung »Bewältigung der Folgen<br />
einer alternden Bevölkerung in der EU«<br />
fest, dass nur noch ein Zeitfenster von<br />
10 Jahren bleibt, um weiterhin nötige<br />
Reformen im Bereich der Altersversor-<br />
Gute Stimmung, Zusammenhalt, engagiertes Auftreten: die niedersächsischen Delegierten<br />
auf der Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte in<br />
Rostock-Warnemünde<br />
foto: fvDZ / n. frAnKe<br />
gung und Gesundheitssysteme durchzuführen.<br />
Und die derzeitige Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise verschärfe die<br />
Probleme noch.<br />
Zehn Jahre sind schneller vorbei als<br />
wir heute meinen. Ich erinnere nur an<br />
den Zeitensprung vom Fall der Mauer<br />
bis heute. Und das sind schon unglaubliche<br />
zwanzig Jahre.<br />
Reale Demographie-Probleme<br />
Für unser Gesundheitssystem bedeutet<br />
das:<br />
Wenn sich in zehn Jahren, mit dem<br />
Renteneintritt der sog. Baby-Boomer-<br />
Generation, der Altenquotient von<br />
heute 3:1 dem Verhältnis 2:1 nähert –<br />
das heißt, dass statt drei sozialversicherungspflichtig<br />
Arbeitenden dann<br />
nur noch 2,5 oder gar weniger für die<br />
Absicherung eines Rentenempfängers<br />
aufkommen müssen, dann werden für<br />
die GKV mit heutiger Struktur Beitragssätze<br />
von über 20 Prozent zu Buche<br />
stehen – das heißt: die gesetzliche<br />
Krankenversicherung wird unbezahlbar<br />
– wenn nichts Grundlegendes geändert<br />
wird.<br />
Und die GKV ist bekanntlich nicht<br />
das einzige Umlagesystem, das vom<br />
Arbeitseinkommen abhängt.<br />
Das »Forschungszentrum Generationenverträge«<br />
von Prof. Raffelhüschen<br />
in Freiburg hat im vergangenen<br />
Jahr – also noch vor dem Finanzmarktcrash<br />
– in einer Studie mit dem schönen<br />
Titel »Ehrbarer Staat? Die Generationenbilanz«<br />
festgestellt – ich zitiere: »<br />
... dass alle Gesundheitsreformen der<br />
jüngeren Vergangenheit keinerlei nennenswerte<br />
Auswirkungen auf die langfristige<br />
Tragfähigkeit der GKV hatten.<br />
Insbesondere ist im Falle der GKV angesichts<br />
der Ausgaben steigernden Wirkung<br />
des medizinisch-technischen<br />
Fortschritts auch unabhängig von der<br />
demografischen Entwicklung damit zu<br />
rechnen, dass sich die Nachhaltigkeit<br />
der GKV zukünftig eher verschlechtern<br />
wird. Insofern scheint es nur eine Frage<br />
der Zeit zu sein, bis den gesetzlich Versicherten<br />
neue Zumutungen in Form<br />
steigender Beitragszahlungen oder<br />
Kürzungen des Leistungskatalogs abverlangt<br />
werden.« – Zitatende.<br />
Und diese Zumutungen werden<br />
stark an die finanzielle Substanz gehen<br />
– sie sind nicht mehr zumutbar.<br />
Und ein letzter Zeuge:<br />
Hans Barbier, der Vorsitzende der<br />
Ludwig-Erhard-Stiftung hat in seiner<br />
Kolumne in der FAZ geschrieben, ich zitiere:<br />
»In der Wohlstandsrechnung der<br />
Deutschen klafft ein tiefes Loch. [...] Hohe<br />
Lasten ergeben sich aus der Alterung<br />
der Gesellschaft. Ökonomen beziffern<br />
die »implizite Nachhaltigkeitslücke«<br />
auf sechs Billionen Euro. Und bis<br />
auf den heutigen Tag werden aus politischem<br />
opportunismus Reformen<br />
verweigert, die die Sicherungssysteme<br />
sanieren, den Staatsetat kalkulierbar<br />
machen und die zu erwartende Steuerlast<br />
erträglich erscheinen lassen.«<br />
Zitat ende.<br />
Ideologie und Dummheit<br />
Seit nunmehr dreißig Jahren erleben wir<br />
– jedenfalls die Älteren unter uns – Reform<br />
auf Reform auf Reform – und<br />
nichts Entscheidendes hat sich geändert.<br />
Den einzig vernünftigen, weil in die<br />
Zukunft weisenden Reformschritt – die<br />
Abschaffung des Anspruchs auf ZE-Versorgung<br />
zu Lasten der GKV für über<br />
18jährige –, der im GKV-Neuordnungsgesetz<br />
1997, einer letzten Zuckung der<br />
Kohl-Regierung enthalten war, hat die<br />
rot-grüne Regierung unter Schröder<br />
sofort nach ihrem Wahlsieg als erste<br />
Maßnahme wieder rückgängig gemacht.<br />
Aus ideologischen Gründen. Eine<br />
ausgesprochen dumme, weil auf<br />
kurzzeitigen populistischen Beifall zielende<br />
Politik – die gleichzeitig elf verlorene<br />
Jahre nach sich gezogen hat.<br />
Das Gesundheitswesen ist – wie übrigens<br />
unser Bildungswesen auch – zu<br />
einem Experimentierfeld, ja zur Spielwiese<br />
von Politik und umsetzender Bürokratie<br />
geworden.<br />
Die unbedingt notwendige langfristige<br />
Perspektive fehlt, oder wird dem<br />
Wähler verschwiegen. Fehlender Sachverstand<br />
wird durch ideologisches Sendungsbewusstsein<br />
und markiges politisches<br />
Phrasieren ersetzt.<br />
Diese Politisierung unseres Gesundheitswesens<br />
ist – und davon bin ich zutiefst<br />
überzeugt – eine der Wurzeln allen<br />
Übels.<br />
Solange Parteien und Politiker glauben,<br />
mit der Warnung vor der ominösen<br />
Zwei-Klassen-Medizin oder gar<br />
fehlenden Zähnen Wähler erschrecken<br />
und einfangen zu müssen, solange<br />
wird es keine sachliche und zukunftsbezogene<br />
Diskussion um die notwendigen<br />
Maßnahmen zur Umstrukturierung<br />
der GKV geben.<br />
Entpolitisierung<br />
des Gesundheitswesens<br />
Wir, der Freie Verband Deutscher Zahnärzte<br />
resp. seine hier anwesenden Repräsentanten,<br />
fordern daher in unserem<br />
aktualisierten Eckpunkteprogramm<br />
eine Entpolitisierung des Gesundheitswesen.<br />
Und wir meinen damit, dass Gesetz-<br />
und Verordnungsgeber ihren politischen<br />
Einfluss auf die Definition notwendiger<br />
ordnungspolitischer Rahmenbedingungen<br />
begrenzen müssen.<br />
Und wir meinen weiter damit, dass<br />
Parteien und Politiker, die ihre Einmischung<br />
ja immer damit begründen,<br />
dass Gesundheit das höchste Gut der<br />
Menschen sei, dass es zu schützen gelte,<br />
diesem höchsten Gut und damit den<br />
Menschen den größten Dienst erweisen,<br />
wenn sie damit aufhören, die Probleme<br />
des Gesundheitswesens für ihre<br />
parteilichen Zwecke zu missbrauchen.<br />
Auch wenn »Staat« zurzeit Konjunktur<br />
hat. Wir bleiben bei unserer Überzeugung,<br />
dass es nicht Aufgabe des<br />
Staates ist, jede Kleinigkeit, jedes Detail<br />
bis in den letzten Winkel der Praxis,<br />
bis zum letzten Therapieschritt gesetzlich<br />
zu regeln und zu regulieren.<br />
Diese Überregulierung, diese Überbürokratisierung<br />
ist es nämlich, die allen<br />
Akteuren im Gesundheitswesen<br />
die Luft abschnürt, sie in ihrem Tatendrang<br />
lähmt, sie demotiviert.<br />
Daher ist die Entpolitisierung des<br />
Gesundheitswesens nur ein erster aber<br />
notwendiger Schritt auf dem Weg hin<br />
zu einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen.<br />
Entstaatlichung<br />
Zur Entpolitisierung muss die Entstaatlichung<br />
der Strukturen der GKV hinzukommen.<br />
Nichts hat dem deutschen Gesund-<br />
Wir bleiben bei unserer Überzeugung, dass es nicht<br />
Aufgabe des Staates ist, jede Kleinigkeit, jedes Detail bis<br />
in den letzten Winkel der Praxis, bis zum letzten Therapieschritt<br />
gesetzlich zu regeln und zu regulieren.<br />
686 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 687<br />
fotoS: fvDZ / n. frAnKe
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
heitswesen in den vergangenen Jahren<br />
mehr geschadet als die zwangsweise<br />
Ausrichtung seiner organe und Strukturen<br />
auf den Staat.<br />
Was von den bisherigen Verantwortlichen<br />
als großer Erfolg, als wichtiger<br />
Schritt in eine neue, bessere Zukunft<br />
gefeiert wird bzw. wurde, ist in<br />
Wirklichkeit nichts weniger als eine<br />
staatliche Zwangsjacke für die Akteure<br />
auf allen Ebenen.<br />
Es ist der Rückfall in eine Vorstellungswelt,<br />
die vom Glauben an die Allwissenheit<br />
und Allmacht des Staates<br />
beherrscht war und in der Eigenverantwortung,<br />
Selbstbestimmung, Engagement<br />
und Individualität nichts, Verein-<br />
Wahl des FVDZ-Bundesvorstands<br />
Sundmacher als Vorsitzender<br />
bestätigt<br />
Auf der diesjährigen<br />
Hauptversammlung<br />
des Freien Verbandes<br />
Deutscher Zahnärzte in<br />
Warnemünde wurde Dr.<br />
Karl-Heinz Sundmacher,<br />
Zahnarzt aus Hockenheim,<br />
als Bundesvorsitzender in<br />
seinem Amt bestätigt. Mit<br />
dieser Wahlentscheidung<br />
steht Sundmacher auch für Dr. Karl-Heinz<br />
Sundmacher<br />
die Amtsperiode 2009 bis<br />
2011 an der Spitze des größten unabhängigen<br />
zahnärztlichen Berufsverbandes<br />
in Deutschland. Als stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende wurden<br />
Dr. Wolfram Sadowski aus Gransee<br />
und Dr. Kerstin Blaschke aus Schmalkalden<br />
gewählt.<br />
Neu im Bundesvorstand sind Dr.<br />
Peter Bührens (Schwerin), Dr. Joachim<br />
Hüttmann (Bad Segeberg) und<br />
Dr. Rainer Zajitschek (Döhlau). Erneut<br />
wiedergewählt wurden Dr. Ernst-J.<br />
Otterbach (Usingen), Dr. Alois Schneck<br />
(München), Dr. Dr. Heinrich Schneider<br />
(Metzingen), ZA Bertram Steiner (Berlin)<br />
und Dr. Dirk Timmermann (Cuxhaven).<br />
FVDZ Pressemitteilung, 12.10.2009 l<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
fotoS: fvDZ / n. frAnKe<br />
Viel Arbeit in den einzelnen Vorstands-Ressorts – das wird die Belohnung sein für das<br />
Engagement, im neuen Bundesvorstand anzutreten: Dr. Dr. Heinrich Schneider, ZA<br />
Bertram Steiner, Dr. Wolfgang Sadowski, Dr. Dirk Timmermann, Dr. Karl-Heinz Sundmacher,<br />
Dr. Alois Schneck, Dr. Kerstin Blaschke, Dr. Ernst J. Otterbach, Dr. Joachim Hüttmann,<br />
Dr. Peter Bührens, Dr. Rainer Zajitschek (v. li.)<br />
heitlichung, Kollektivismus und Kontrolle<br />
hingegen alles bedeutete.<br />
Mit der Entwicklung der letzten Jahre<br />
ist eine Ideologie der Staatsgläubigkeit<br />
zu Tage getreten, die nach meiner<br />
Überzeugung mit unserem Staat, unserer<br />
Verfassung und dem Selbstverständnis<br />
des überwiegenden Teils unserer<br />
Gesellschaft nicht kompatibel ist.<br />
Wenn diese Politik mit dieser Bundestagswahl<br />
nicht Vergangenheit wird,<br />
dann sage ich voraus, dass sie krachend<br />
an der Realität scheitern wird –<br />
mit üblen Folgen für die Menschen.<br />
Geldverteilungsmaschinerie<br />
Womit ich zum Markenzeichen dieser<br />
Politik, dem Gesundheitsfonds komme.<br />
offensichtlich ist er der alten und sicherlich<br />
neuen Bundeskanzlerin so<br />
wichtig, dass sie bereits am Montag<br />
nach der Wahl glaubte, betonen zu<br />
müssen, dass sie an seinen Grundzügen<br />
keine Änderungen zulassen werde.<br />
Sie hält diese Vorstufe eines staatlichen<br />
Gesundheitswesens als Teil ihrer<br />
Gesundheitspolitik offensichtlich für<br />
unverzichtbar.<br />
Frau Merkel übersieht dabei (vielleicht),<br />
dass es in der Entwicklungsphase<br />
des GKV-WSG erhebliche Widerstände<br />
in der CDU gegen den Gesundheitsfonds<br />
gegeben hat, die – wenn wir von<br />
den sogenannten Gesundheitsexperten<br />
einmal absehen – nur durch Fraktionsdruck<br />
und penetrante Hinweise auf<br />
Koalitionsdisziplin gebrochen werden<br />
konnten.<br />
Die Situation ist heute anders: Die<br />
CDU muss sich mit einem Koalitionspartner<br />
einigen, der sich klar für eine<br />
Abschaffung des Gesundheitsfonds<br />
ausgesprochen hat. Und auch aus der<br />
CSU wird zumindest eine strukturelle<br />
Änderung gefordert (Söder).<br />
Hinzu kommt, dass nun, nach Beendigung<br />
der Großen Koalition auch die<br />
Mittelstandsvertreter wieder eine größere<br />
Rolle spielen werden und damit<br />
die eminent wichtige Frage der GKV-<br />
Beiträge als treibende Kraft bei den<br />
Lohnzusatzkosten wieder auf die Agenda<br />
kommt.<br />
Und jetzt wissen wir es auch amtlich,<br />
welche katastrophalen Verhaltensänderungen<br />
die anonyme GeldverteilungsmaschinerieGesundheitsfonds<br />
bei den Krankenkassen verursacht<br />
hat: Der sogenannte moral<br />
hazard, der bisher nur bei Versicherten<br />
bzw. Patienten und Ärzten diagnostiziert<br />
wurde, hat jetzt auch die Krankenkassen<br />
befallen.<br />
Mitnehmen, was mitzunehmen ist.<br />
ohne Rücksicht auf Verluste. Was in<br />
der Kasse ist muss raus. Sparen sollen<br />
die anderen.<br />
Und wenn die Kohle nicht reicht,<br />
dann muss die Regierung die Beiträge<br />
erhöhen – steht so im Gesetz.<br />
Massenverantwortungslosigkeit<br />
Diese Entwicklung war vorherzusehen.<br />
Sie ist struktureller Bestandteil jeder<br />
Geldsammel- und Verteilungsstelle, ob<br />
sie nun Gesundheitsfonds, Steinkohle-<br />
Beihilfe oder EU-Agrarfonds heißt.<br />
Und weil dieses Phänomen der Massenverantwortungslosigkeit<br />
durch keine<br />
Änderung am System Gesundheitsfonds<br />
aus der Welt zu schaffen ist, fordere<br />
ich Sie, Frau Bundeskanzlerin, fordern<br />
wir Sie auf: Beenden Sie dieses<br />
Experiment mit 70 Millionen gesetz-<br />
lich Versicherten. Begraben Sie den<br />
Traum von staatlich festgesetztem Einheitsbeitrag,<br />
staatlich definierter Einheitsleistung<br />
und staatlich überwachter<br />
Interessenvertretung – es ist für alle,<br />
die das erleiden müssen, ein Albtraum.<br />
Die Krankheiten und medizinischen<br />
Bedürfnisse von 70 Millionen Menschen<br />
lassen sich ebenso wenig über einen<br />
Kamm scheren wie sich deren Behandlungen<br />
und deren Behandler<br />
staatlich steuern lassen.<br />
Das Einheitsprinzip hat in unserer<br />
Gesellschaft keinen Platz – und in der<br />
Medizin schon gar nicht.<br />
Die Rückabwicklung des Gesundheitsfonds<br />
ruiniert vielleicht das Renommee<br />
der einen zusätzlich oder<br />
macht einen Fleck auf dem Blazer der<br />
anderen. Sie macht aber alle Bürger unabhängiger<br />
vom Staat, unabhängiger<br />
von fiskalischer Not und politischer Tageslaune.<br />
Unsere Forderung nach einem Ende<br />
des Gesundheitsfonds ist nicht gleichbedeutend<br />
mit einer Sehnsucht nach<br />
den alten Verhältnissen. Wir wollen<br />
keine Restauration, sondern eine Reformation,<br />
unser Blick geht nach vorne.<br />
Pflicht zur Versicherung<br />
Dritter Teil unserer Vorstellung von einem<br />
zukunftsfähigen Gesundheitswesen<br />
ist die Einführung einer Pflicht für<br />
alle Bürger zum Abschluss einer Krankheitskosten-Versicherung<br />
für eine medizinische<br />
Grundversorgung, überschrieben:<br />
Pflicht zur Versicherung für<br />
alle.<br />
Ich darf an dieser Stelle die aus meiner<br />
Sicht wichtigsten Punkte dieses<br />
Vorschlags ansprechen.<br />
Um es klar und unmissverständlich<br />
auszusprechen: Die Forderung nach einer<br />
Pflicht zur Versicherung für alle bedeutet<br />
die Schaffung eines einheitlichen<br />
Versicherungsmarktes und die<br />
Aufhebung der heutigen Trennung in<br />
gesetzliche Krankenkassen und private<br />
Krankenversicherungen. Beide werden<br />
nach unserer Vorstellung künftig<br />
auf gleicher Augenhöhe mit ihren Versicherungsprodukten<br />
in Wettbewerb<br />
um die Gunst der Bürger treten.<br />
Die neue Regierung muss die Chance nutzen, ihre<br />
Mehrheit für eine Neuausrichtung des Gesundheitswesens<br />
zu nutzen, die diesen Namen auch wirklich verdient.<br />
Wobei es einen gesetzlich vorgegebenen<br />
Rahmen für den Mindestleistungsumfang<br />
der Grundversorgung<br />
gibt. Für diesen Grundtarif soll es nach<br />
unseren Vorstellungen einen Kontrahierungszwang<br />
und auch ein Diskriminierungsverbot<br />
geben.<br />
Weitere Stichworte sind:<br />
Die Pflicht zur Bildung von Altersrückstellungen,<br />
der Grundtarif darf<br />
keine der heute als versicherungsfremde<br />
Leistungen bezeichneten Umverteilungselemente<br />
enthalten, die Leistungsabrechnung<br />
erfolgt per Direktabrechnung<br />
über Kostenerstattung<br />
und die heute per Hochdruckschlauch<br />
in das schwarze Loch Gesundheitsfonds<br />
gepumpten Steuermittel sollen<br />
gezielt im Sinne der Familienförderung<br />
als Beitragsstützung für Kinder, Jugendliche<br />
und finanziell überforderte<br />
Bürger eingesetzt werden.<br />
Grundrichtung<br />
vorgeben<br />
Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass<br />
mit diesen wenigen Ansätzen schon alle<br />
Probleme gelöst sind – sie geben nur<br />
die Grundrichtung vor. Wir wissen<br />
auch, dass das Gesundheitswesen<br />
durch eine solche Umstrukturierung<br />
nicht per se weniger kostet.<br />
Wir sind aber der Überzeugung,<br />
dass in dieser neuen Gewichtung von<br />
Eigenverantwortung und Solidarität<br />
die einzige Chance liegt, unser Gesundheitswesen<br />
gegen die unabweisbaren<br />
Belastungen durch den demographischen<br />
Wandel zu wappnen.<br />
Die neue Regierung muss die Chance<br />
nutzen, ihre Mehrheit für eine Neuausrichtung<br />
des Gesundheitswesens<br />
zu nutzen, die diesen Namen auch<br />
wirklich verdient.<br />
Der nächste Schritt wird zeigen, wohin<br />
der Zug fährt: in eine deutlich beschriebene<br />
Zukunft oder wieder auf einen<br />
Weg, von dem keiner weiß, wo er<br />
hinführt, vielleicht nach Nirgendwo.<br />
Hypertrophes Regelungswerk<br />
Ich möchte noch einmal zu den Begriffen<br />
Eigenverantwortung und Solidarität<br />
zurück.<br />
Wir haben nicht nur darüber nachgedacht,<br />
wie die Strukturen unseres<br />
Gesundheitswesens zukunftsfester<br />
gemacht werden können, sondern<br />
auch darüber, warum bestimmte Entwicklungen<br />
in der Vergangenheit so<br />
und nicht anders abgelaufen sind und<br />
ob es charakterisierende Grundaussagen<br />
gibt, die so vorbestimmend wirken,<br />
dass, wenn man sie ändert, das Ganze<br />
eine grundlegend andere Ausrichtung<br />
bekommt.<br />
Und da sind wir im ersten Paragraphen<br />
des SGB V, dem Paragraphen, der<br />
Zweck und inhaltliche Ausrichtung des<br />
Gesetzeswerkes beschreibt, fündig geworden.<br />
Dort heißt es in der Überschrift<br />
§ 1 Solidarität und Eigenverantwortung.<br />
Und der erste Satz des Paragraphen<br />
lautet:<br />
Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft<br />
hat die Aufgabe, die Gesundheit<br />
der Versicherten zu erhalten,<br />
wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand<br />
zu bessern.<br />
»Die Krankenversicherung als Solidargemeinschaft<br />
hat die Aufgabe...«.<br />
Demnach ist lt. SGB V nicht der mündige<br />
Bürger selbst, sondern die gesetzliche<br />
Krankenversicherung für seine<br />
Gesundheit verantwortlich.<br />
Der Bürger, zumeist Zwangsmitglied<br />
in der GKV, hat derzeit lediglich<br />
ein Mitwirkungsrecht an seinem<br />
höchsten Gut, seiner Gesundheit. In<br />
Satz 2 heißt es dazu: Die Versicherten<br />
sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich;<br />
[...].<br />
Ich weiß nicht, ob Sie genau so empfinden<br />
wie ich. Als ich das das erste Mal<br />
gelesen habe, habe ich mir die Augen<br />
gerieben: Die AoK, die DAK, die BKK soll<br />
für die Gesundheit ihrer Mitglieder<br />
688 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 689
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
verantwortlich sein? Und diese sind<br />
nur mitverantwortlich? Das steht in einem<br />
Gesetz? Unglaublich.<br />
Und noch unglaublicher, aber wahr<br />
ist, dass sich auf diese zwei Sätze das<br />
ganze hypertrophe Regelwerk des SGB<br />
V stützt.<br />
Jeder Paragraph, jeder Absatz, jeder<br />
Satz, der danach kommt, legitimiert<br />
sich aus diesen wenigen Wörtern.<br />
Krankenkassen-Staat<br />
Mein Vorvorvorgänger Hans Henning<br />
Bieg hat während seiner Amtszeit Ende<br />
der 80iger Jahre das Wort vom Krankenkassenstaat<br />
geprägt. Also von einem<br />
Staatswesen, dessen Gesetzgebung<br />
die gesetzliche Krankenversicherung<br />
mit so vielen Privilegien ausstattet,<br />
sie so einseitig bevorzugt und<br />
fördert, dass man meinen könnte, das<br />
Wohl des Staates sei untrennbar verbunden<br />
mit dem Wohl der GKV – und<br />
umgekehrt.<br />
§ 1, Satz 1 und 2 SGB V sind die Belege<br />
für die damals vielfach als völlig überzogen<br />
verurteilte Auffassung.<br />
Ich meine, diese geradezu absurde<br />
gesetzliche Entmündigung von 70 Millionen<br />
Bürgern und GKV-Versicherten<br />
zu Gunsten der gesetzlichen Krankenkassen<br />
muss durch eine Neuzuordnung<br />
der Verantwortlichkeiten korrigiert<br />
werden. ohne diese Neuzuordnung<br />
wird alles Bemühen um eine<br />
Neustrukturierung im Sande verlaufen.<br />
Das beginnt mit der Wiederherstellung<br />
des Subsidiaritätsprinzip 1 durch<br />
Beachtung des Grundsatzes Eigenverantwortung<br />
vor Solidarität, der hier<br />
bereits in der Überschrift missachtet<br />
wird.<br />
Eigenverantwortung<br />
vor Solidarität<br />
Konkret wäre aus unserer Sicht zu ändern:<br />
Die Überschrift des § 1 SGB V muss<br />
zukünftig heißen »Eigenverantwortung<br />
und Solidarität« und schon dadurch<br />
dokumentieren, dass Eigenverantwortung<br />
vor Solidarität steht.<br />
Und in der Zuordnung der Verantwortlichkeiten<br />
muss klar stehen, dass<br />
der Versicherte für seine Gesundheit<br />
verantwortlich ist und dass ihn die<br />
Krankenversicherung als Solidargemeinschaft<br />
im Bedarfsfall bei Erhalt<br />
und Wiederherstellung seiner Gesundheit<br />
unterstützen muss.<br />
Mit einer solchen Umordnung wird<br />
die solidarische Funktion der GKV wieder<br />
vom Kopf auf die Füße gestellt. Es<br />
wird deutlich, dass Eigenverantwortung<br />
und Selbstbestimmung des Einzelnen<br />
in jedem Fall Vorrang haben<br />
müssen vor der Inanspruchnahme der<br />
Solidargemeinschaft und vor Fremdbestimmung.<br />
Mit einer so klaren Aussage wird die<br />
Position des gesetzlich Versicherten<br />
gegenüber der Krankenkasse klar gestärkt,<br />
die Bevormundungsattitüde<br />
der Krankenkassen wird zurückgewiesen<br />
und viele der mehrere hundert Paragraphen<br />
des SGB V werden inhaltsleer.<br />
Staatlich geförderte Kartelle<br />
Apropos Krankenkassen. Stichwort<br />
Kassenfusionen.<br />
Um meine Meinung gleich vorneweg<br />
zu sagen:<br />
Ich sehe die Kassenfusionen in der<br />
jetzt aktuellen Größenordnung als eine<br />
klare Bedrohung des freiberuflich-<br />
Es wird deutlich, dass<br />
Eigenverantwortung und<br />
Selbstbestimmung des<br />
Einzelnen in jedem Fall<br />
Vorrang haben müssen vor<br />
der Inanspruchnahme der<br />
Solidargemeinschaft und vor<br />
Fremdbestimmung.<br />
selbständigen Mittelstands im Gesundheitswesen<br />
durch staatlich geförderte<br />
Kartelle.<br />
Und der Mittelstand im Gesundheitswesen<br />
sind wir – die freiberuflich–<br />
selbständigen, in eigener Praxis niedergelassenen<br />
Zahnärzte. Denn wir<br />
versorgen die gesamte Bevölkerung<br />
mit guten, hochwertigen zahnmedizinischen<br />
Leistungen. Wir garantieren<br />
und verantworten diese Leistungen<br />
durch unsere Arbeit und unser unternehmerisches<br />
Engagement.<br />
Anders als viele Naivlinge, die heute<br />
noch das Geschwätz von Ulla Schmidt<br />
nachplappern, die mal gesagt hat, wir<br />
brauchen doch höchsten 20 bis 30<br />
Krankenkassen, beurteile ich die Lage<br />
anders – weil es nämlich schon gar<br />
nicht mehr um 20 bis 30, sondern nur<br />
noch um höchstens 8 bis 10 geht.<br />
Das beweist eine einfache Überschlagsrechnung:<br />
In der GKV sind circa 70 Millionen<br />
Versicherte. Seit 1.1.2009 vertritt die<br />
Techniker KK nach ihrer Fusion mit der<br />
IKK direkt 7,6 Millionen Versicherte –<br />
das sind knapp 11 Prozent der GKV-Versicherten.<br />
Ab 1.1.2010 kommen die fusionierten<br />
Barmer und Gmünder Ersatzkassen<br />
auf 8,6 Millionen Versicherte – das sind<br />
über 12 Prozent. Zusammen vertreten<br />
diese zwei neuen Riesen also bereits<br />
über 23 Prozent aller gesetzlich Krankenversicherten<br />
– bundesweit.<br />
Das ist die Blaupause für weitere<br />
Kassenfusionen. Und nicht der Not-Zusammenschluss<br />
von BKK X mit BKK Y<br />
und BKK Z zur BKK XYZ zu überlebensfähigen<br />
Einheiten mit vielleicht einer<br />
Million Versicherten.<br />
Nein, der Sog geht zur Megafusion.<br />
Mit allen ihren Konsequenzen für die<br />
Heilberufe.<br />
Die Marktmacht einer großen, mitgliederstarken<br />
Krankenkasse wird als<br />
ausschlaggebend angesehen für den<br />
sogenannten Wettbewerb, der nach<br />
dem Willen des BMG nicht mehr über<br />
die Beitragshöhe, sondern über die<br />
Leistungen ausgetragen werden soll.<br />
Für den Gesundheitsökonomen Jürgen<br />
Wasem beginnt Marktmacht mit<br />
einem zweistelligen Marktanteil – zu-<br />
Grönemeyer: Patienten müssen in Abrechnung einbezogen werden<br />
Dietrich Grönemeyer, Leiter des Instituts für Mikrotherapie in Bochum, hält den Gesundheitsfonds<br />
für überflüssig und macht sich für eine direkte Abrechnung zwischen<br />
Arzt und Patient stark. In einem Artikel für die »Süddeutsche« schreibt Grönemeyer,<br />
warum er die derzeitige Debatte um den Fonds als »Scheinheiligkeit im Endstadium«<br />
sieht.<br />
»Bei einem erneuten Milliarden-Defizit der gesetzlichen Kassen scheint es eh müßig zu<br />
sein, die Frage nach dem Für und Wider des Gesundheitsfonds überhaupt noch zu stellen.<br />
Nicht zu reden von der Fragwürdigkeit eines Verteilungsschlüssels, bei dem am besten<br />
wegkommt, wer die meisten Kranken akquiriert«, betont der Bruder des bekannten Musikers.<br />
Jede Verteidigung des Status quo grenze da schon an »Gesundbeterei«; da sei mit Umverteilung<br />
nichts mehr auszurichten. »Allein eine gemeinsame Anstrengung von Ärzten,<br />
Kassen und Patienten kann jetzt noch helfen. Nur wird daraus nichts werden, solange die<br />
Kontoführung im Gesundheitswesen für den Einzelnen ein Buch mit sieben Siegeln bleibt.«<br />
Dabei ließe sich das von heute auf morgen und ohne die Einrichtung neuer Behörden abstellen,<br />
»wenn auch wir Ärzte uns endlich dazu verstehen könnten, jedem Patienten eine<br />
Dokumentation der ärztlichen Leistung auszuhändigen. Wie denn sonst sollen wir eine Vorstellung<br />
davon gewinnen, was uns die Gesundheit wert sein muss?« Erst wenn jeder wisse,<br />
wie viel oder wie wenig wofür aufgewendet werden muss, könne ein wirkliches Kostenbewusstsein<br />
auf allen Seiten entstehen.<br />
Nur durch einen für alle fassbaren Abrechnungs- und Kostenvergleich sei es zu schaffen,<br />
überteuerte stationäre Behandlungen zugunsten der gleichwertigen, aber wesentlich<br />
günstigeren und häufig auch schonenderen ambulanten Behandlungen zu reduzieren.<br />
»Wie bei den privaten Kassen, so sollten die Versicherten auch bei den gesetzlichen Kassen<br />
als mündige Bürger behandelt werden, indem sie in die Abrechnung ihrer Behandlungskosten<br />
einbezogen werden. Das würde mit einfachen Mitteln die Demokratisierung<br />
im Gesundheitswesen befördern; eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist es ohnehin.«<br />
www.zaend.de, 21.10.2009 l<br />
mindest in einer Region. Die neuen Riesen<br />
haben diese Zahl bereits bundesweit.<br />
Die Begründung für diese Entwicklung<br />
kennen wir alle: Je größer die Kasse,<br />
desto leichter kann sie in Vertragsverhandlungen<br />
mit Krankenhäusern,<br />
Pharmafirmen und Ärzten niedrigere<br />
Preise, besseren Service und eine bessere<br />
Behandlung durchsetzen. Davon<br />
profitieren die Patienten, heißt es.<br />
Lopez-System<br />
Noch Mal: Um was es geht ist jedem inzwischen<br />
klar:<br />
Es geht um das System Lopez im Gesundheitswesen.<br />
Um den Einkauf von Leistungen bei<br />
den Lieferanten des Gesundheitswesens<br />
(also bei uns) zu immer günstigeren<br />
Preisen.<br />
Wir erleben das gerade mit dem Selektivvertrag<br />
einer Managementgesellschaft<br />
im Verbund mit einer Zahntechnikhandelsfirma<br />
und diversen<br />
Krankenkassen. Sie umwerben Zahnärzte<br />
mit dem Angebot, ihnen Patienten<br />
zuzuweisen, wenn sie bereit sind,<br />
Versicherte der beteiligten Kassen zu –<br />
ich nenne es mal so – Kampfpreisen zu<br />
behandeln.<br />
Das ist eine Entwicklung, die wir<br />
strikt ablehnen, weil sie die freiberufliche<br />
Selbständigkeit zerstört, zur<br />
Fremdbestimmung bei der Therapie<br />
und zur Abhängigkeit bei der Vergabe<br />
von Aufträgen an Dritte führt.<br />
Zahnärzte und Patienten werden zu<br />
Gliedern einer Zahnmedizin-Discountkette,<br />
die nach dem »es geht noch<br />
billiger«-Prinzip geführt wird. Eine Spirale,<br />
die ausschließlich nach unten<br />
führt.<br />
Hier versuchen Geschäftemacher<br />
sich unter dem Deckmantel der Patientenfreundlichkeit<br />
und in Kumpanei<br />
mit Krankenkassen eine goldene Nase<br />
zu verdienen. Auf Kosten der Zahnärzte,<br />
besonders auch der Zahntechniker.<br />
Dass die Versicherten, die da mitmachen,<br />
auch ihre Freie Arztwahl aufgeben,<br />
sei der Vollständigkeit halber<br />
noch hinzugefügt.<br />
Um das Kapitel Kassenfusionen abzuschließen:<br />
Die Marktpotenz dieser Großkassen<br />
ist bereits beträchtlich, sie wird sich im<br />
ambulanten Bereich in steigendem<br />
Druck auf die sogenannten Leistungsanbieter<br />
zeigen. Je schlechter die wirtschaftliche<br />
Lage ist, desto größer wird<br />
der Druck der Krankenkassen und des-<br />
to eher knickt der Arzt/Zahnarzt unter<br />
diesem Druck ein.<br />
Und je unorganisierter die Ärzte<br />
und Zahnärzte sind, desto erfolgreicher<br />
werden die Kassen agieren.<br />
Deutsche Zahnärzte<br />
Genossenschaft<br />
Bei der Frage nach der organisation der<br />
eigenen Marktmacht geht mein Blick<br />
hin und her zwischen Körperschaft KZV<br />
und unserem Kind, der Deutschen<br />
Zahnärzte Genossenschaft. Und bei allem<br />
Verständnis für eine gewachsene<br />
Bindung der Zahnärzteschaft an ihre<br />
KZV komme ich immer wieder auf die<br />
Tatsache zurück, dass eine außerkörperschaftliche<br />
organisation ohne die<br />
direkten Durchgriffsmöglichkeiten des<br />
Staates, ohne staatliche Aufsicht und<br />
ohne direkte Bindung an das SGB V die<br />
größeren Handlungsoptionen und die<br />
besseren Zukunftschancen hat.<br />
Die Zukunft der KZVen ist schwer<br />
vorherzusagen. Vielleicht kommt ja der<br />
Spruch zum Tragen »Totgesagte leben<br />
länger«.<br />
Von einem bin ich aber überzeugt:<br />
Die Zukunft der wirtschaftlichen Interessenvertretung<br />
der Zahnärzteschaft<br />
gehört der Deutschen Zahnärzte-Genossenschaft<br />
und ihren Partnern. Aus<br />
dieser Überzeugung heraus erlaube<br />
ich mir auch von hier den Appell an alle<br />
Kolleginnen und Kollegen: Werden Sie<br />
Mitglied in der DZGeG.<br />
Lassen Sie mich am Schluss Konfuzius<br />
zitieren. Er soll gesagt haben: Es ist<br />
nicht wichtig, wie langsam du gehst,<br />
sofern du nicht stehen bleibst.<br />
Ich sage: Es schadet nicht, größere<br />
Schritte zu machen, wenn die Zeit<br />
knapp wird.<br />
Nehmen Sie dies als Aufforderung<br />
von mir, nicht immer nur kleine Schritte<br />
zu machen, sondern auch mal mutig<br />
auszuschreiten. Die Zeit ist knapp.<br />
Dr. Karl-Heinz Sundmacher l<br />
1 k atholische soziallehre, (Quadragesimo anno,<br />
nr. 79) »... dasjenige, was der einzelmensch aus<br />
eigener initiative und mit seinen eigenen kräften<br />
leisten kann, ihm nicht entzogen und der gesellschaftstätigkeit<br />
zugewiesen werden darf, ...«<br />
690 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 691
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Im Sauseschritt<br />
Röslers unerwarteter Aufstieg in die Bundesregierung<br />
Die FDP war immer schon von der schnellen Truppe. Das gilt insbesondere für ihren Landesvorsitzenden.<br />
Philipp Rösler denkt schnell und spricht schnell, und in den Kommentaren<br />
dieser Tage taucht immer wieder die Vokabel vom »blitzgescheiten« FDP-Politiker auf<br />
Was die personellen<br />
Folgen seines unerwarteten<br />
Aufstiegs<br />
in die Bundesregierung<br />
betrifft, haben<br />
die Liberalen ihren Hang zur Geschwindigkeit<br />
weit in den eigenen Schatten<br />
gestellt. Innerhalb weniger Stunden<br />
hatte sich Fraktionschef Jörg Bode zu<br />
entscheiden, ob er Rösler im Amt des<br />
Wirtschaftsministers – und damit auch<br />
des stellvertretenden Ministerpräsidenten<br />
– folgen will. Und ein junger<br />
Abgeordneter, der sich noch gar nicht<br />
richtig damit vertraut machen konnte,<br />
innerhalb so kurzer Zeit in der aktiven<br />
Politik bereits als Parlamentarischer<br />
Geschäftsführer in der Fraktionsführung<br />
mitzumischen, wird nach wenigen<br />
Monaten bereits Fraktionsvorsitzender.<br />
Christian Dürr (32) aus dem<br />
oldenburgischen musste diese Entscheidung<br />
ebenfalls im Handumdrehen<br />
treffen. Mit Christian Grascha<br />
rückt ein weiterer Liberaler dieser Altersklasse<br />
als »Parlamentarischer«nach.<br />
Personelle Veränderungen, denen anderenorts<br />
wochen-, wenn nicht monatelange<br />
Diskussionen vorangehen,<br />
sind in der niedersächsischen FDP allesamt<br />
innerhalb von drei Tagen nicht<br />
nur beschlossen, sondern gleich umgesetzt<br />
worden.<br />
Die Freien Demokraten konnten all<br />
dies nur bewerkstelligen, weil sie – anders<br />
als manch andere Partei – über eine<br />
große Auswahl an Nachwuchspolitikern<br />
verfügen. Sie hatten ihren Aderlass<br />
bundesweit in den 80er Jahren zu<br />
bewältigen, als sich die Partei nach<br />
dem Bündniswechsel von der SPD zur<br />
CDU regelrecht spaltete und zahlreiche<br />
liberale Persönlichkeiten der FDP den<br />
Rücken kehrten, um bei den Sozialdemokraten<br />
ihr Heil zu suchen. 20 Jahre<br />
Was der Große König, Friedrich II, über die Stellung eines »Gesundheitsministers«<br />
dachte, geht aus seinem Erlass an den Minister von Hagen vom Februar<br />
1784 hervor, in dem es abschließend nach einer vorausgegangenen Fehlbesetzung<br />
betreffend heißt:<br />
»Wie schickt sich denn ein Justiz-Mann zu dem Medizinischen Fach; davon<br />
versteht er ja nichts, und soll auch keiner dergleichen wieder dabei gesetzt<br />
werden. Vielmehr gehört dazu ein guter und vernünftiger Medicus.«<br />
Dr. G. L. Mamlock<br />
Friedrich des Großen Korrespondenz mit Ärzten; F. Enke Verlag 1907<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler<br />
hat es gedauert, bis sich die FDP davon<br />
erholt hat. Jetzt steht sie – vor allem in<br />
<strong>Niedersachsen</strong> – mit einem breiten Angebot<br />
an Nachwuchspolitikern da, die<br />
sich von dem Gedanken an Freiheit und<br />
Unabhängigkeit offenbar mehr angezogen<br />
fühlen als von dem Drang nach<br />
sozialer Gerechtigkeit – auch wenn sich<br />
beides nicht zwingend ausschließen<br />
muss. Und sie verfügt weiterhin über<br />
eine große Zahl erfahrener Politiker,<br />
die den Wechsel von Sozialliberal zu<br />
Schwarz-Gelb noch erlebt haben. Was<br />
der FDP fehlt, ist die mittlere Alterklasse,<br />
die aufgrund dieser Entwicklung<br />
nur dezimiert präsent ist.<br />
Wenn jetzt in der politischen Konkurrenz<br />
darüber gelästert wird, dass<br />
der schnelle Wechsel auf unerfahrene<br />
junge Politiker für die Führungsämter<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
in Regierung und Landtagsfraktion ein<br />
Beleg für die dünne Personaldecke der<br />
Liberalen ist, darf man das getrost als<br />
blanken Neid interpretieren. Gerade<br />
bei der SPD und den Grünen ist die<br />
Nachwuchsgeneration in den Parlamenten<br />
sehr spärlich gesät, während<br />
bei den Liberalen und auch bei der Union<br />
die Nachwuchsarbeit der vergangenen<br />
Jahre bereits Früchte trägt. Wie anders<br />
wäre sonst zu erklären, dass die<br />
Führung der Grünen-Bundestagsfraktion<br />
mit Altgedienten wie Renate Künast<br />
und Jürgen Trittin bestückt ist und<br />
die Kandidatur von Sigmar Gabriel<br />
zum SPD-Parteivorsitzenden praktisch<br />
ohne Alternative ist? Anne Zick,<br />
rundblick, 28.10.2009 l<br />
Philipp Rösler<br />
vor seiner<br />
größten Herausforderung<br />
Zu den großen Überraschungen<br />
der jetzt zu Ende gegangenenKoalitionsverhandlungen<br />
von Union und FDP in<br />
Berlin gehört ganz sicher die<br />
Berufung von Dr. Philipp Rösler zum<br />
neuen Bundesgesundheitsminister.<br />
Der amtierende niedersächsische Wirtschaftsminister<br />
hatte bislang nie einen<br />
Hehl daraus gemacht, dass ihm eine<br />
Karriere in der Bundespolitik nur wenig<br />
erstrebenswert erscheint. Zwar hat<br />
sein Parteivorsitzender, der designierte<br />
Bundesaußenminister Dr. Guido<br />
Westerwelle, seit geraumer Zeit daran<br />
gearbeitet, Rösler für Berlin zu gewinnen,<br />
aber der Niedersachse und junge<br />
Familienvater hat das bisher erfolgreich<br />
abwehren können. Nun hat es der<br />
offenkundige Mangel an jungen, unverbrauchten<br />
Gesichtern bei der FDP<br />
erforderlich gemacht, dass sich Rösler<br />
doch in die Pflicht nehmen lässt. Man<br />
hätte ihm gewünscht, dass es nicht gerade<br />
das Gesundheitsministerium, eines<br />
der schwierigsten Ressorts im Bundeskabinett,<br />
sein sollte, mit dem Rösler<br />
in die Bundespolitik startet. Von<br />
Freund und Feind gern als »Haifischbecken«<br />
bezeichnet, ist das Ministerium<br />
Die Liberalen haben am<br />
27.10.2009 ihre Nachfolgeregelung<br />
nach dem Wechsel<br />
von Parteichef Dr. Philipp<br />
Rösler in die Bundesregierung<br />
beschlossen. Der Vorschlag<br />
des geschäftsführenden Landesvor-<br />
und vor allem dessen Umfeld – in Form<br />
zahlreicher Lobbygruppen von den Ärzteverbänden<br />
über die Pharmaindustrie<br />
und die Krankenkassen bis hin zu<br />
dem schwächsten Glied in der Kette,<br />
den Patienten – wohl die größte Herausforderung<br />
für den jungen Liberalen.<br />
Rösler hat dergleichen bislang nie<br />
gescheut. Er war gerade 27 Jahre alt, als<br />
er Generalsekretär der Landespartei<br />
wurde, und knapp 33 Jahre, als er den<br />
Vorsitz der Partei von Walter Hirche<br />
übernahm. Auch in den Landtag ist er<br />
gleich »von oben« eingestiegen: Nach<br />
der Rückkehr der FDP ins Landesparla-<br />
FDP beschließt Personalentscheidungen<br />
Jörg Bode Christian Dürr Christian<br />
Gero Clemens<br />
Grascha<br />
Hocker<br />
stands der Partei vom Wochenende,<br />
Landtagsfraktionschef Jörg Bode zum<br />
neuen Wirtschaftsminister und damit<br />
zum stellvertretenden Ministerpräsidenten<br />
zu nominieren, wurde vom<br />
Landesvorstand einstimmig bestätigt.<br />
Am Abend trat die Landtagsfraktion zu<br />
Widmann-Mauz und Kapferer<br />
werden BMG-Staatssekretäre<br />
Daniel Bahr, Dr. Philipp Rösler und<br />
Annette Widmann-Mauz<br />
Das Team fürs BMG steht:<br />
Neben Daniel Bahr (FDP)<br />
wird die bisherige gesundheitspolitische<br />
Sprecherin<br />
der CDU/CSU-Fraktion im<br />
Bundestag, Annette<br />
Widmann-Mauz, parlamentarischeStaatssekretärin<br />
im Bundesgesundheitsministerium.<br />
Die 43-Jährige ist<br />
seit 1998 im Bundestag.<br />
Sie hätte sich auch<br />
selbst die Führung des<br />
BMG zugetraut, verriet<br />
sie dem »Schwäbischen<br />
Tagblatt«. Aber: »Nicht jeder<br />
Wunsch lässt sich erfüllen.« Ihre Aufgabe<br />
sei nun, »darauf zu achten, dass bei<br />
den schwierigen Entscheidungen, die<br />
nun anstehen, die soziale Balance im<br />
ment nach fast zehnjähriger Abstinenz<br />
startete Rösler 2003 als Fraktionsvorsitzender,<br />
bis er im Februar dieses Jahres<br />
Hirche auch als Wirtschaftsminister<br />
beerbte. In Berlin ist der inzwischen<br />
36-jährige Mediziner erneut der Jüngste<br />
in der künftigen Regierungskoalition,<br />
und man kann ihm nur wünschen,<br />
dass es ihm auch dort gelingt, die großen<br />
Probleme, die das Ressort mit sich<br />
bringt, mit seinem jugendlichen Elan<br />
und viel Fortune in den Griff zu bekommen.<br />
rundblick, 26.10.2009 l<br />
einer Sitzung zusammen, um Bodes<br />
Nachfolger zu wählen. Der bisherige<br />
Parlamentarische Geschäftsführer, der<br />
32-jährige Christian Dürr aus Ganderkesee,<br />
bekam als neuer Fraktionschef<br />
ebenfalls ein einstimmiges Votum. Zu<br />
seinem Amtsnachfolger wählten die<br />
Abgeordneten den 31-jährigen Finanzpolitiker<br />
Christian Grascha aus Einbeck,<br />
wiederum ohne Gegenstimmen. Der<br />
designierte Gesundheitsminister Rösler,<br />
der an diesem Mittwoch im Bundestag<br />
vereidigt werden soll, scheidet<br />
damit auch aus dem Landtag aus. Für<br />
ihn wird der Diplomökonom Gero Clemens<br />
Hocker aus Achim in die FDP-<br />
Fraktion nachrücken.<br />
rundblick, 28.10.2009 l<br />
Gesundheitswesen nicht verloren<br />
geht«, sagte sie der Zeitung.<br />
Neuer beamteter Staatssekretär<br />
wird Medienberichten zufolge Stefan<br />
Kapferer (FDP). Der 44-Jährige war bislang<br />
unter Rösler Staatssekretär im<br />
niedersächsischen Wirtschaftministerium.<br />
Kapferer ist Verwaltungswissenschaftler.<br />
Er war unter anderem Kampagnenmanager<br />
der FDP-Bundesgeschäftsstelle,<br />
stellvertretender Bundesgeschäftsführer<br />
der Liberalen und<br />
fünf Jahre lang Abteilungsleiter in der<br />
Staatskanzlei <strong>Niedersachsen</strong>s.<br />
www.facharzt.de, 27.10.2009 l<br />
692 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 693<br />
foto: internetSeite WiDMAnn-MAuZ<br />
fotoS: fDP nieDerSACHSen<br />
»Hätte mir jemand dies vor vier Wochen prognostiziert,<br />
hätte ich ihn um eine Kostprobe von<br />
dem Zeug gebeten, das er gerade raucht.«<br />
www.hippokranet.com, 25.10.2009
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Bundesversicherungsamt:<br />
Aufsichtsbehörde kritisiert Krankenkassen<br />
Nahezu ohne Medienecho<br />
blieb der Anfang September<br />
vorgelegte Tätigkeitsbericht<br />
2008 des Bundesversicherungsamtes<br />
(BVA).<br />
Dabei weist die Aufsichtsbehörde über<br />
all jene Sozialversicherungsträger, die<br />
sich über mehr als drei Bundesländer<br />
erstrecken (zum Beispiel Ersatzkassen,<br />
viele Betriebs- und Innungskrankenkassen,<br />
nicht jedoch die Allgemeinen<br />
ortskrankenkassen) auf zahlreiche<br />
Miss stände hin.<br />
Anders als bei der »Fangprämie«, für<br />
die die Ärzte ins Kreuzfeuer der Kritik<br />
geraten sind, blieben die Verfehlungen<br />
der Kassen in der Öffentlichkeit jedoch<br />
weitgehend unbeachtet. Das BVA beziffert<br />
den Schaden immerhin auf Millionenhöhe.<br />
Lediglich die Verstöße im Zusammenhang<br />
mit dem morbiditätsorientierten<br />
Risikostrukturausgleich waren<br />
bereits Anfang 2009 ein Thema für die<br />
Presse. So hatte eine bundesunmittel-<br />
bare Betriebskrankenkasse im Rahmen<br />
der Datenfeststellung für den Morbi-<br />
RSA Ärzte angeschrieben, für deren Patienten<br />
keine gesicherte Diagnose vorlag.<br />
Die Erhebung von Daten zur Konkretisierung<br />
von Diagnoseangaben bei<br />
den behandelnden Ärzten sei jedoch<br />
unzulässig, stellte das BVA fest: Es fehle<br />
hierfür an einer »datenschutzrechtlich<br />
unabdingbaren Rechtsgrundlage«.<br />
»Da solche Praktiken offenkundig eher<br />
der Erlösmaximierung aus dem Gesundheitsfonds<br />
dienen als einer ordnungsgemäßen<br />
Durchführung des Risikostrukturausgleiches<br />
bzw. der Überprüfung<br />
der ärztlichen Abrechnungen,<br />
forderte das Bundesversicherungsamt<br />
die betreffende Krankenkasse umgehend<br />
auf, diese Vorgehensweise einzustellen.«<br />
Auch die Weitergabe von Versichertendaten<br />
an einen Dienstleister, der<br />
chronisch kranke Versicherte zum Thema<br />
»Selbstmanagement« informieren<br />
und beraten sollte, ohne dass hierfür<br />
die vorherige schriftliche Einwilligung<br />
der Betroffenen vorgelegen hätte,<br />
wurde moniert (vgl. Zahnärzteblatt<br />
9/2008, S. 12f). Wie der Tätigkeitsbericht<br />
des BVA belegt, handelt es sich bei<br />
diesen Verstößen jedoch nur um eine<br />
kleine Auswahl der Vorfälle. Weitere<br />
Beispiele:<br />
Vermögensdelikte und<br />
Manipulationen<br />
Der Prüfdienst der Behörde sei vermehrt<br />
mit Vermögensdelikten bzw.<br />
Manipulationen bei gesetzlichen Krankenkassen<br />
konfrontiert. Er habe zudem<br />
»viele Erkenntnisse über mangelnde<br />
Sicherungen und organisatorische<br />
Schwachstellen« bei den Kassen<br />
gewonnen. Insbesondere hätten Kassen<br />
zu vielen Mitarbeitern zu umfangreiche<br />
Zugriffsrechte in ihren Datenverarbeitungssystemen<br />
eingeräumt:<br />
»Selbst sich eigentlich ausschließende<br />
Zugriffskombinationen, die es erlaubten,<br />
Überweisungen zu erfassen, freizugeben,<br />
zu ändern, Bankverbindungen<br />
einzurichten oder gar Pseudo-Fälle<br />
zu erfinden, waren keine Seltenheit.«<br />
Der »Kreativität«, heißt es in dem 160<br />
Seiten umfassenden Tätigkeitsbericht,<br />
»waren keine Grenzen gesetzt«. So habe<br />
beispielsweise ein Kassenmitarbeiter<br />
nicht näher zuzuordnende Kostenerstattungen<br />
in Höhe von 19.800 Euro<br />
an einen Angehörigen überwiesen. Außerdem<br />
leitete er die Rückerstattungen<br />
für fingierte Leistungen (ambulante<br />
Kuren, Erstattungen ambulanter<br />
ärztlicher Leistungen oder oP-Pauschalen)<br />
an einen begünstigten Dritten<br />
um. Diese Zahlungen dienten der<br />
Begleichung von persönlichen (!) Schulden.<br />
Der Gesamtschaden sei mit rund<br />
200.000 Euro zu beziffern.<br />
Überhöhte Werbe- (Fang-)<br />
prämien und Verwaltungskosten<br />
Kritisiert wurden auch »überhöhte«<br />
Werbeprämien von Krankenkassen.<br />
Dass Kassen überhaupt Dienstleis-<br />
tungsunternehmen einschalten und<br />
diesen »Werbeprämien« – bei den Ärzten<br />
heißt das dann »Fangprämie« – für<br />
die Neugewinnung von Versicherten<br />
zahlen, findet das BVA dabei noch nicht<br />
einmal ungewöhnlich: »Die Aufsichtsbehörden<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
haben hierzu in ihren Wettbewerbsgrundsätzen<br />
eine Aufwandsentschädigung<br />
von 75 Euro für angemessen<br />
gehalten.« Beanstandet<br />
wurden lediglich Provisionen, die deutlich<br />
über diese Summe hinausgehen.<br />
Bei einer Krankenkasse, die Vermittlungsprovisionen<br />
von bis zu 180 Euro<br />
zahlte, handele es sich um einen »massiven<br />
Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot«.<br />
Im Verlauf der Prüfung<br />
wurde sogar festgestellt, dass den Prüfern<br />
in diesem Fall manipulierte Kopien<br />
von Vertragsunterlagen vorgelegt<br />
wurden, um die Einhaltung der »Wettbewerbsgrundsätze«<br />
zu suggerieren.<br />
Kontrollen im Kassensystem:<br />
Riesiges Einsparvolumen – wann verfolgen<br />
die Medien diesen Skandal?<br />
Seit 1997 zu viel gezahlte Beträge fallen bei<br />
einer »Routineprüfung« im Jahre 2009 auf.<br />
Na endlich, möchte man meinen. Als Krankenhausarzt<br />
oder in der Praxis hat man die Kassenkontrolleure<br />
permanent auf der Pelle. Honorarkürzungen<br />
und Regresse werden zeitnah ohne<br />
vorherige gerichtliche Überprüfung der Berechtigung<br />
durchgezogen.<br />
Im eigenen Laden sieht man es nicht so eng.<br />
Da reicht alle Jahrzehnte eine Kontrolle. Denn<br />
hier sitzen ja die Ehrlichen und Guten. Darf man<br />
fragen, wieviele Gehaltsabrechnungen denn geprüft<br />
wurden? 1 Prozent?<br />
Hochgerechnet auf alle 240 Kassen ergibt<br />
sich hier ein Einsparvolumen von 24 Milliarden<br />
Euro! Macht 10 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben<br />
und 15 Prozent der Kasseneinnahmen<br />
aus! Und reicht, um die Honorare aller<br />
niedergelassenen Ärzte glatt zu verdoppeln.<br />
Wann endlich wird denn in diesem Sektor aufgeräumt?<br />
Und wann fangen die Medien an, diesen<br />
Skandal zu verfolgen?<br />
www.facharzt.de, 22.9.2009 l<br />
Eine andere Kasse zahlte im Rahmen<br />
einer »Sonderaktion« eine überhöhte<br />
Prämie von 100 Euro an Neukunden<br />
– in Einzelfällen, ohne den Beginn<br />
der Mitgliedschaft überhaupt abzuwarten.<br />
Durch diese Aktion hatte die<br />
Kasse ihr Werbebudget um rund<br />
60.000 Euro überschritten. Auch eine<br />
»Treueprämie« für Familienversicherte,<br />
wenn diese zu der betreffenden Kasse<br />
wechselten, sei unzulässig, monierte<br />
das BVA.<br />
Im Bereich Verwaltungskosten griff<br />
das BVA einen Fall auf, in dem eine Betriebskrankenkasse<br />
Büroflächen von<br />
550 qm über 18 Monate leer stehen ließ.<br />
Eine aktuelle Bedarfsermittlung zu<br />
den vorhandenen objekten oder eine<br />
Raumbedarfsprognose lagen nicht vor.<br />
Insgesamt überschritten die Verwaltungskosten<br />
dieser Kasse in den Jahren<br />
2005 bis 2008 den Durchschnitt aller<br />
Betriebskrankenkassen um circa 100<br />
Euro pro Mitglied.<br />
Bei der Haushaltsplanung von 12<br />
Kassen musste das BVA 2008 das Werbebudget<br />
beanstanden, weil das Gebot<br />
der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit<br />
nicht ausreichend beachtet wurde.<br />
Missachtung der Ausschreibungspflicht<br />
bei Beschaffungen<br />
Ein »leidiges Dauerthema« bei Prüfungen<br />
ist nach Angaben des BVA die<br />
Nichtbeachtung gesetzlicher Vorschriften<br />
bei der Auftragsvergabe durch die<br />
Krankenkassen. So missachten einige<br />
Kassen die Verpflichtung, bei Beschaffungsmaßnahmen<br />
eine öffentliche<br />
Ausschreibung vorzunehmen. Häufig<br />
waren auch Vergabeentscheidungen<br />
nicht nachvollziehbar und ausreichend<br />
belegt. Das Ignorieren der Ausschreibungsregularien<br />
oder ein fehlerhaftes<br />
Auftragsverfahren können, darauf<br />
weist das BVA hin, Schadensersatzansprüche<br />
der unterlegenen oder nicht<br />
beachteten Mitbewerber nach sich ziehen.<br />
Dabei handele es sich bei dem Vergaberecht<br />
nicht um eine »leidige Verfahrensregularie«,<br />
sondern die Einbeziehung<br />
vieler Anbieter stelle vor allem<br />
auch eine Chance dar, die unter Wirtschaftlichkeitsaspekten<br />
bestmögliche<br />
Kosten-Nutzen-Entscheidung zu treffen.<br />
»Dies ist vor allem deshalb geboten,<br />
weil die Krankenkassen Treuhandverwalter<br />
der Mitgliedsbeiträge ihrer<br />
Versicherten sind und ihre Mittel wirtschaftlich<br />
und sparsam einzusetzen<br />
haben«, so das BVA.<br />
Fehlerhafte Gewährung<br />
von Leistungen<br />
In praktisch allen Prüfverfahren hatte<br />
der Prüfdienst zu bemängeln, dass<br />
Krankenkassen in Einzelfällen Leistungen<br />
trotz fehlender Rechtsgrundlage<br />
übernahmen. Dabei handelte es sich<br />
etwa um Leistungen, die von »Leistungserbringern<br />
außerhalb des Vertragssystems«<br />
erbracht worden waren,<br />
um privatärztlich verordnete Leistungen<br />
und Arzneimittel, außervertragliche<br />
Leistungen (zum Beispiel Atemtherapie,<br />
Kiefergelenkanalyse, Stickstoffmessungen<br />
der Atemluft), ausgeschlossene<br />
Behandlungsmethoden<br />
(zum Beispiel Stoßwellentherapie, osteopathische<br />
Behandlung) oder um die<br />
Erstattung von Maßnahmen mit rein<br />
kosmetischem Charakter. In einem Fall<br />
hatte eine Krankenkasse aufgrund einer<br />
mündlichen Absprache über mehrere<br />
Jahre die Kosten für stationäre<br />
Leistungen in einer Privatklinik für orthopädische<br />
Chirurgie übernommen.<br />
Daneben erstattete sie auch Kosten für<br />
privat verordnete Arznei-, Heil- und<br />
Hilfsmittel sowie für privat abgerechnete<br />
(beleg-) ärztliche Behandlungen<br />
in dieser Klinik. ohne Begrenzung auf<br />
die Vertragssätze habe sie dafür allein<br />
im Jahr 2005 rund 700.00 Euro ausge-<br />
694 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 695
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
geben. In anderen Fällen erfolgte ohne<br />
Rechtsgrundlage die Kostenübernahme<br />
für ärztliche Behandlungen auf<br />
Kreuzfahrtschiffen. In über 230 Fällen<br />
wurden im Ausland entstandene Behandlungskosten<br />
doppelt erstattet.<br />
Um Versicherte für sich zu gewinnen,<br />
benutzen Kassen gelegentlich<br />
auch das Vehikel Integrierte Versorgung<br />
für Versorgungsformen, die den<br />
Voraussetzungen des § 140 SGB V nicht<br />
gerecht werden.<br />
Auch wenn der Präsident des BVA,<br />
Josef Hecken, die Vorarbeiten zur Einführung<br />
des Gesundheitsfonds als Arbeitsschwerpunkt<br />
im Jahr 2008 bezeichnet,<br />
werden Ärzte und Zahnärzte<br />
die Ergebnisse des Prüfdienstes Krankenversicherung<br />
vermutlich für den interessanteren<br />
Teil des Tätigkeitsberichts<br />
halten. Hier zeigt sich wieder einmal,<br />
dass auch Missstände und Verfehlungen<br />
– die in jedem Fall zu kritisieren<br />
sind – mit zweierlei Maß gemessen<br />
werden. Kirsten Behrendt<br />
Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 10/2009 l<br />
Telematik im<br />
Gesundheitswesen<br />
eGK: Freiwilligkeit<br />
der Online-Anbindung<br />
ausgehebelt<br />
Dr. Martin<br />
Grauduszus<br />
Dumm gelaufen:<br />
AOK muss wegen illegaler Telefon werbung Strafe zahlen –<br />
Justiziarin angerufen<br />
Rund um die elektronischeGesundheitskarte<br />
(eGK) bahnt<br />
sich ein neuer Skandal<br />
an: Kassen und<br />
gematik werden zwar nicht<br />
müde zu betonen, dass die<br />
online-Anbindung der Praxen<br />
freiwillig ist. Nahezu unbemerkt<br />
lauert im gültigen<br />
Bundesmantelvertrag jedoch<br />
eine Formulierung, die alle<br />
Ärzte zur vollen Nutzung des Telematik-Systems<br />
zwingen könnte.<br />
Dies geht aus einem Schreiben des<br />
Wegen unerlaubter Telefonwerbung muss die AOK Plus rund 10.000 Euro<br />
Strafe zahlen. Das Oberlandesgericht Dresden wies nach Angaben einer<br />
Sprecherin am 22.9.2009 eine Berufung zurück und bestätigte ein Urteil<br />
des Landgerichts Leipzig. Das Leipziger Gericht hatte die Krankenkasse für<br />
Sachsen und Thüringen zur Zahlung einer Vertragsstrafe verurteilt. Zudem sollte<br />
die Kasse künftig unterlassen, Verbraucher zur Kundenakquise anzurufen.<br />
Die Verbraucherzentrale Sachsen hatte geklagt, da die Kasse 2007 über<br />
90.000 Verbraucher anrufen ließ, um sie zu einem Wechsel zu der Krankenversicherung<br />
zu bewegen. Bei der Werbeaktion hatte das beauftragte Unternehmen<br />
auch die Justiziarin der Verbraucherzentrale Sachsen angerufen.<br />
Die AOK hatte behauptet, die Angerufenen hätten zuvor ihr Einverständnis für<br />
die telefonische Werbung erteilt. Sie hätten bei dem Preisausschreiben »Wein«<br />
auf einer belgischen Internetseite teilgenommen und einen Link in einer Bestätigungs-Email<br />
angeklickt.<br />
Das Oberlandesgericht begründete seine Entscheidung damit, dass die AOK<br />
nicht beweisen konnte, dass die betroffenen Personen tatsächlich an dem Gewinnspiel<br />
teilgenommen und ein entsprechendes Zustimmungshäkchen gesetzt<br />
hätten. Selbst bei einer Einwilligung könne dies nicht bedeuten, dass mit Angeboten<br />
geworben werde, die nicht im engeren Zusammenhang mit dem ursprünglichen<br />
Produkt stünden. www.facharzt.de, 22.9.2009 l<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
Staatssekretärs im Gesundheitsministerium<br />
des Landes Nordrhein-Westfalens<br />
hervor, das dem änd nun vorliegt.<br />
Konkret verweist er auf den Anhang 4a<br />
des Bundesmantelvertrages Ärzte<br />
»Vereinbarung zum Inhalt und zur Anwendung<br />
der elektronischen Gesundheitskarte«.<br />
Dort heißt es zunächst nur,<br />
dass der Arzt verpflichtet sei, die Identität<br />
des Versicherten zu prüfen.<br />
Dann wird jedoch ganz konkret die<br />
»Prüfung der Leistungspflicht der<br />
Krankenkasse des Versicherten« gefordert<br />
– und zwar durch »Nutzung der<br />
onlinefunktion der Telematikstruktur«.<br />
Dies gelte ab dem Zeitpunkt »ab<br />
dem die technischen Komponenten zur<br />
Anbindung an die Telematikinfrastruktur<br />
zur Verfügung stehen«.<br />
Zwar heißt es weiter, dass die Vertragspartner<br />
Vereinbarungen treffen<br />
werden, »die das Nähere regeln«. Die<br />
Ärzte können sich jedoch schon jetzt<br />
ausrechnen, bei wem das Haftungsrecht<br />
liegt, sollte ein Patient veraltete<br />
Daten auf seiner Karte in die Praxis tragen<br />
– und der Arzt keinen online-Zugang<br />
besitzt: Das Risiko liegt beim Arzt.<br />
Für Martin Grauduszus, den Präsidenten<br />
der Freien Ärzteschaft, ist der<br />
Fall klar: »Damit wird die Anbindung<br />
aller Praxen auf dem Verwaltungswege<br />
durch die Hintertür durchgesetzt –<br />
die angebliche Freiwilligkeit besteht<br />
nur auf dem Papier«, warnt er: »In<br />
Wirklichkeit werden so alle Praxen gezwungen,<br />
sich anzubinden – und sie<br />
werden gleichzeitig zur ausgelagerten<br />
Schreibstube der Krankenkassen, die<br />
auf diese Weise ihre Datenpflege gekonnt<br />
aussourcen. Niemand wird es<br />
sich leisten können, auf die Überprüfung<br />
der Identität zu verzichten, und<br />
das geht nur online«, sagt Grauduszus.<br />
Rund 180 Stunden zusätzliche Arbeit<br />
kommt so auf eine durchschnittliche<br />
Arztpraxis zu, hat die Freie Ärzte-<br />
schaft ausgerechnet: »Die Kollegen<br />
können sich schon mal schlau machen,<br />
woher sie das Geld für eine zusätzliche<br />
Arbeitskräfte nehmen wollen«, sagt<br />
Grauduszus. Von den Kassen sei nichts<br />
zu erwarten: »Hier wird nicht nur hintenherum<br />
das Überwachungsprojekt<br />
»Gesundheitskarte« gegen den Willen<br />
von Ärzten und Patienten durchge-<br />
Krankenkassen in NRW<br />
locken Ärzte mit Prämien,<br />
wenn sie sich bestimmte<br />
Lesegeräte für die elekt-<br />
»Die<br />
ronischeGesundheitskarte anschaffen. Das ist ein klarer Versuch,<br />
Ärzte zu korrumpieren«, warnt<br />
Wieland Dietrich für die organisation<br />
»AG Ärzte für Datenschutz in NRW«.<br />
Die organisation erstattet jetzt Anzeige<br />
wegen Verdachts auf versuchte Bestechung<br />
und Untreue durch illegale<br />
Verwendung von Kassenbeiträgen.<br />
Sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten<br />
trifft die elektronische Gesundheitskarte,<br />
ein Lieblingsprojekt des Ministeriums<br />
von Ulla Schmidt, auf erheblichen<br />
Widerstand. So weigern sich<br />
bislang mehr als zwei Drittel aller Ärzte<br />
in der Roll-out-Region Nordrhein-<br />
Westfalen, die dafür notwendigen speziellen<br />
Lesegeräte anzuschaffen. Die<br />
Kassen, die sich von dem Projekt eine<br />
Verlagerung ihrer hausinternen Bürokratie<br />
in die Arztpraxen versprechen,<br />
kommen dadurch immer mehr unter<br />
Druck. »Aber das darf kein Grund sein,<br />
für Ärzte Prämien auszuloben, wenn<br />
sie sich ein bestimmtes neues Lesegerät<br />
anschaffen. Das erfüllt aus meiner<br />
Sicht Merkmale der gezielten Bestechung,<br />
zumal die Kassen in vielen Fällen<br />
mehr Geld ausloben als für die Anschaffung<br />
überhaupt erforderlich ist«,<br />
sagt Dietrich.<br />
Der Datenschützer warnt auch alle<br />
Ärzte in NRW, die über die Kassenärzt-<br />
Söder zweifelt an elektro nischer Gesundheitskarte<br />
Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) hat erhebliche Zweifel<br />
daran, dass das deutsche Gesundheitssystem die elektronische Gesundheitskarte<br />
benötigt. »Die elektronische Gesundheitskarte sehe ich mit<br />
Skepsis«, sagte Söder der »Passauer Neuen Presse« (12.10.2009). »Bisher sind<br />
für ihre Entwicklung große Summen investiert worden. Die Ergebnisse sind jedoch<br />
mager«, sagte der CSU-Politiker. Mit der E-Card werde das sensible Vertrauensverhältnis<br />
von Arzt und Patient tief berührt: »Wir sollten noch einmal<br />
grundlegend nachdenken, ob es die Elektronische Gesundheitskarte wirklich<br />
braucht.« ddp, 12.10.2009 l<br />
drückt, sondern gleichzeitig mit der<br />
Datenpflege ganz gezielt ein wesentlicher<br />
Teil der Verwaltungsarbeit der<br />
Kassen in die Praxen ausgelagert – und<br />
deren Personalkosten gleich mit. Wo-<br />
liche Vereinigungen verteilten Prämien<br />
der Krankenkassen anzunehmen:<br />
»Nach unseren bisherigen Recherchen<br />
besteht die Gefahr, dass die Annahme<br />
dieser Gelder illegal ist und auch im<br />
Widerspruch zur Berufsordnung der<br />
nordrheinischen Ärzte steht«, warnt er.<br />
Die »AG Ärzte pro Datenschutz in<br />
NRW« empfiehlt den Ärzten, ein wesentlich<br />
preiswerteres Lesegerät anzuschaffen,<br />
das zwar die Gesundheitskarte<br />
lesen kann, aber nicht in der Lage ist,<br />
die Patientendaten online zu versenden.<br />
»Das ist nicht nur besser für den<br />
Datenschutz, weil die Daten dort bleiben,<br />
wo sie hingehören – es ist auch ein<br />
Beitrag zur sparsameren Mittelver-<br />
her die Praxen das Geld für zusätzliche<br />
Arbeitskräfte nehmen sollen, dürfte<br />
nicht nur mir schleierhaft sein«, sagt<br />
Grauduszus. www.facharzt.de, 5.10.2009 l<br />
Bestechungsmerkmale!<br />
eCard: Datenschützer erstatten Anzeige – »Krankenkassen<br />
ködern Ärzte illegal mit Fangprämien«<br />
wendung im Gesundheitswesen, wofür<br />
auch wir Ärzte Verantwortung tragen«,<br />
sagt Dietrich.<br />
Die AG Ärzte pro Datenschutz in<br />
NRW ist ein Zusammenschluss von Ärzten,<br />
die Datenschutz und ärztliche<br />
Schweigepflicht als hohe Güter einer<br />
vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung<br />
verteidigen wollen. Auch vor<br />
dem Hintergrund, dass die Europäische<br />
Berufsordnung der Ärzte die<br />
Sammlung von Patientendaten ohne<br />
persönliche ärztliche Kontrolle verbietet,<br />
lehnen die Datenschützer eine zentrale<br />
Datenspeicherung jenseits ärztlicher<br />
Verantwortung ab.<br />
www.facharzt.de, 21.9.2009 l<br />
Sinnhaftigkeit der eCard<br />
Bittmann attackiert Hansen: KVNO<br />
macht sich zum Büttel der Industrie<br />
Scharfe Kritik am<br />
geplanten Roll-out<br />
der elektronischen<br />
Gesundheitskarte<br />
in Nordrhein kam<br />
vom NAV-Virchow-Bund:<br />
»Trotz bestehender tiefgreifender<br />
Bedenken der Ärzteschaft,<br />
trotz anderslautender<br />
Ärztetagsbeschlüsse<br />
und ohne wie vorgesehen<br />
weitere Tests abzuwarten,<br />
will die Kassenärztliche Vereinigung<br />
Nordrheins die Einführung<br />
der elektronischen<br />
Gesundheitskarte durchdrücken«,<br />
kritisiert der Bundesvorsitzende<br />
Dr. Klaus Bittmann<br />
am 29.9.2009 in Berlin.<br />
Dabei sei der KV-Vorsitzende<br />
Dr. Leonhard Hansen unter<br />
anderem an genau dieser Pro-<br />
696 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 697<br />
Dr. Klaus<br />
Bittmann<br />
foto: ZKn-ArCHiv
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
blematik gescheitert und habe deshalb<br />
seinen Rücktritt erklärt. »Ist das Agieren<br />
des kommissarischen Vorsitzenden<br />
Hansen nun purer Pragmatismus oder<br />
Verblendung, dass die KV jetzt die Installation<br />
von Lesegeräten in den Arztpraxen<br />
fördert, während die Sinnhaftigkeit<br />
und vor allem der Nutzen der<br />
eCard:<br />
USB-Sticks sind sicher<br />
Als eine Alternative zur zentralen<br />
Datenspeicherung wird seit<br />
langem die Nutzung eines persönlichen<br />
Datenträgers durch den Patienten,<br />
zum Beispiel eines USB-<br />
Sticks, diskutiert. Die Befürworter der<br />
Server-Lösung bezeichneten diesen<br />
Weg bislang als unrealistisch und zu<br />
unsicher. Nun gibt es erstmals eine<br />
fundierte Untersuchung eines portablen<br />
Datenträgers. Nach einem Gutachten<br />
des hessischen Datenschutzbeauftragten<br />
ist die Speicherkarte des<br />
Anbieters »maxiDoc« sicher. Sie wurde<br />
von den Experten acht Monate lang<br />
getestet und seine Sicherheit mit<br />
»gut« bewertet. Ein hessisches Ärztenetzwerk<br />
und die Landesärztekammer<br />
hatten eine Prüfung des Sticks<br />
beantragt. Mit der dezentralen Lösung<br />
können digitalisierte Gesundheitsdaten<br />
dezentral »am Patienten« gespeichert<br />
werden. Die Patienten behalten<br />
so die Hoheit über ihre Daten und entscheiden<br />
selbst, welchen Ärzten sie<br />
das Passwort zur Verfügung stellen.<br />
In Skandinavien werden solche Systeme<br />
bereits verwendet. Der USB-Stick<br />
würde den Patienten 60 Euro kosten,<br />
in der Arztpraxis fallen keine weiteren<br />
Kosten an. Nach Herstellerangaben<br />
ist es inzwischen ausgeschlossen,<br />
dass der Stick von Viren befallen werden<br />
kann. Unterdessen wurde bekannt,<br />
dass amerikanische Medizinstudenten<br />
in großem Umfang vertrauliche<br />
Patientendaten in sozialen Netzwerken<br />
wie Facebook veröffentlicht<br />
haben. frei-fax, Bundesausgabe 35/09 l<br />
elektronischen Gesundheitskarte noch<br />
kontrovers diskutiert wird? Das wäre<br />
genauso, als ob man zunächst das Land<br />
mit einem Tankstellennetz überzieht,<br />
bevor man sich überlegt, welche Autos<br />
man bauen will«, erklärt Bittmann und<br />
betont, dass sich die KVNo derzeit zum<br />
»Büttel der Industrie« mache.<br />
»Seit Jahren wird aus Kosten-Nutzen-Überlegungen,<br />
aus Verantwortung<br />
gegenüber dem Datenschutz und<br />
Vertrauensschutz im Arzt-Patienten-<br />
Verhältnis in ärztlichen Praxen, in Ärzteverbänden,<br />
bei Ärztetagen und in gesellschaftlichen<br />
und politischen Kreisen<br />
die Sinnhaftigkeit der elektronischen<br />
Gesundheitskarte diskutiert. Die<br />
von der gematik, den Krankenkassen<br />
Eine aktuelle US-Studie hat gezeigt,<br />
dass in großem Umfang<br />
vertrauliche Patienteninformationen<br />
in sozialen Netzwerken<br />
veröffentlicht werden.<br />
Schuld daran sind Medizinstudenten.<br />
Soziale Netzwerke wie Facebook stehen<br />
regelmäßig wegen ihrer Datenschutzrisiken<br />
in der Kritik. Eine aktuelle<br />
Studie des medizinischen Zentrums für<br />
Kriegsveteranen in der US-Hauptstadt<br />
Washington, D.C., liefert den Kritikern<br />
neue Munition. Die in der aktuellen<br />
Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of<br />
the American Medical Association (JA-<br />
MA) erschienene Studie hat gezeigt,<br />
dass viele Medizinstudenten vertrauliche<br />
Patientendaten in sozialen Netzwerken<br />
und persönlichen Blogs veröffentlichen.<br />
Die Studenten nennen bei<br />
Facebook zwar keine Namen, dafür<br />
aber ausreichend Informationen über<br />
Erkrankung und Krankenhaus, um eine<br />
Identifizierung der Patienten durch<br />
vertraute Personen zu erlauben. Betroffen<br />
sind laut der Studie rund 13 Pro-<br />
und der Industrie aufgestellte Systematik<br />
mit neuen Lesegeräten und gefordertem<br />
online-Betrieb für zentrale<br />
Server mit elektronischer Patientenakte<br />
wird vom NAV-Virchow-Bund nach<br />
wie vor abgelehnt«, erläutert Bittmann.<br />
Seit langem würden in Ärztenetzen<br />
alternative Lösungen genutzt. Die USB-<br />
Technik werde dabei als eine Alternative<br />
gesehen, bei der alle medizinischen<br />
Daten in der Hand des Patienten bleiben.<br />
»Der Datenschutzbeauftragte<br />
Hessens beurteilt aktuell die USB-Technologie<br />
für gut. Das kann also der richtige<br />
Weg sein«, erläuterte Bittmann.<br />
www.facharzt.de, 29.9.2009 l<br />
US-Studie: Patienteninformationen<br />
landen bei Facebook & Co.<br />
Datenschutzmängel bei medizinischen<br />
Ausbildungseinrichtungen<br />
zent der in der Studie erfassten 78 medizinischen<br />
Ausbildungseinrichtungen.<br />
Zusätzlich zu Patienteninformationen<br />
veröffentlichten die Studenten<br />
über sich selbst Informationen, die in<br />
der Studie als »unprofessionell« beurteilt<br />
werden. Dazu gehören unter anderem<br />
sprachliche Entgleisungen (52<br />
Prozent), diskriminierende Äußerungen<br />
(48 Prozent), Fotos von Trinkgelagen<br />
(39 Prozent) und auch »sexuell anzügliches<br />
Material« (38 Prozent). Zwei<br />
Drittel der betroffenen medizinischen<br />
Ausbildungseinrichtungen reagierten<br />
auf die Vorfälle mit Verwarnungen,<br />
sieben Prozent mit der Exmatrikulation<br />
von Studenten.<br />
Die Leiterin der Studie, Katherine<br />
Chretien vom medizinischen Zentrum<br />
für Kriegsveteranen, sieht angesichts<br />
der Befunde Handlungsbedarf. Ärzte<br />
müssten besser über die Datenschutzrisiken<br />
von sozialen Netzwerken und<br />
Blogs aufgeklärt werden.<br />
Robert A. Gehring/<br />
verbraucher-sicher-online.de, 24.9.2009 l<br />
KZBV: Ausgabe der<br />
elektronischen Gesundheitskarte<br />
an Patienten derzeit nutzlos<br />
Karte gilt noch nicht als Versicherungsnachweis<br />
Krankenkassen jetzt<br />
schon die ersten elektronischenGesundheitskarten<br />
an Versicherte ausge-<br />
»Dass<br />
ben wollen, bringt nichts.<br />
Da entstehen vielmehr zusätzliche<br />
Schwierigkeiten in den Praxen, denn<br />
die Karte gilt vorläufig noch gar nicht<br />
als Versicherungsnachweis.« Mit diesen<br />
Worten kommentierte der stellvertretende<br />
Vorsitzende des Vorstandes<br />
der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KZBV), Dr. Günther E. Buchholz,<br />
die Ankündigung von Kranken-<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen in<br />
Deutschland,<br />
ich bin ein Landarzt in Österreich. In<br />
einer ländlich strukturierten Gegend<br />
abseits der Großstadt. Und abseits jedes<br />
Tourismus (niederösterreichisches Alpenvorland).<br />
kassenseite, ab 1.10.2009 die ersten<br />
eGKs an ihre Versicherten in der Region<br />
Nordrhein auszugeben.<br />
Viele Praxen in Nordrhein, so Buchholz<br />
weiter, verfügten noch gar nicht<br />
über die neuen Kartenlesegeräte, die<br />
für das Auslesen der Versichertendaten<br />
von der eGK nötig sind. »Die Frist<br />
für die Ausstattung der Zahnarztpraxen<br />
läuft noch bis Ende oktober. Ein<br />
Stichtag, ab dem die Karte als Versicherungsnachweis<br />
in den Praxen vorgelegt<br />
werden darf, ist noch gar nicht<br />
festgelegt. Wenn schon Anfang okto-<br />
Bei uns in Österreich wurde vor drei<br />
Jahren der erste Schritt hin zum totalen<br />
Überwachungsstaat im Gesundheitssystem<br />
bereits getan: die E-card, und<br />
aus verlässlicher Quelle ist mir bekannt,<br />
dass wir Ösis als Beta-Tester für Deutschland<br />
gelten. Denn im Hintergrund agieren<br />
dieselben mächtigen Konzerne, wie<br />
bei euch (IBM, Siemens, Compugroup,<br />
etc.)<br />
Seit diesen drei Jahren MUSS jeder Patientenkontakt<br />
online in Echtzeit gespeichert<br />
werden, jeder (Kassen-) Patient<br />
muss jedesmal(!) seine E-card stecken<br />
und das Versicherungsverhältnis wird<br />
auf einem zentralen Server irgendwo in<br />
Österreich (?) geprüft. Diese Online-Anbindung<br />
jeder (!) österreichischen Praxis<br />
führt dazu, dass wir vollkommen vom<br />
System abhängig gemacht werden. Wir<br />
MÜSSEN zum Beispiel für die Online-Anbindung<br />
(Breitband-adsl) monatlich 80<br />
Euro pro Praxis zahlen, können diesen<br />
Zugang aber nicht fürs »normale« Inter-<br />
ber die ersten Versicherten mit der eGK<br />
bei Zahnärzten auftauchen, wird das<br />
nur für Durcheinander sorgen.«<br />
Für Buchholz ist die Ankündigung<br />
der übereilten Kartenausgabe deshalb<br />
vor allem ein Versuch, den Fortgang<br />
des eGK-Projektes im Endspurt des<br />
Bundestagswahlkampfs übers Knie zu<br />
brechen: »offensichtlich reagieren<br />
Kassen da auch auf den Druck der Gesundheitspolitik,<br />
die auf Gedeih und<br />
Verderb noch vor dem Wahltag eine Erfolgsmeldung<br />
haben will.«<br />
KZBV Pressemitteilung, 24.9.2009 l<br />
eCard: Noch Fragen?<br />
Die österreichischen Kollegen können bereits ein Lied davon singen<br />
Bei uns in Österreich wurde<br />
vor drei Jahren der erste<br />
Schritt hin zum totalen<br />
Überwachungsstaat im<br />
Gesundheitssystem bereits<br />
getan: die E-card, und aus<br />
verlässlicher Quelle ist<br />
mir bekannt, dass wir Ösis<br />
als Beta-Tester für Deutschland<br />
gelten<br />
net verwenden. Wir müssen den Zugang<br />
über die Telekom Austria (ehemals<br />
verstaatlichte »Post«) tätigen (weil wir<br />
am Land nicht entbündelt sind); wir<br />
müssen uns einen E-card-Leser mieten,<br />
für den wir monatlich zusätzlich zahlen<br />
(keine Kaufmöglichkeit, etc.). Wir müssen<br />
die Datenwartung für die Kassen<br />
übernehmen, weil die E-card-Abfrage<br />
ausschließlich Vorname/Nachname/Sozialversicherungsnummer<br />
enthält und<br />
Wohnadresse, Firma, etc. nicht gespeichert<br />
wird; wir MÜSSEN.........<br />
Fragt einmal herum, wie es bei uns<br />
bereits aussieht. Und der elektronische<br />
Gesundheitsakt (ELGA) macht demnächst<br />
die ersten Schritte. Mich graut<br />
vor allem.....<br />
Dr. med. Christian Schwarz,<br />
Österreich, Oberndorf an der Melk,<br />
www.hippokranet.com, 9.10.2009 l<br />
698 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 699
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Kommentar<br />
Das Private ist öffentlich<br />
Das Internet und der zunehmend mobile Zugriff<br />
darauf eröffnet nahezu unbeschränkte und für<br />
viele auch verführerische Möglichkeiten, rund<br />
um die Uhr an jedem ort erreichbar zu sein, mit<br />
Kreti und Pleti zu kommunizieren, die persönliche<br />
Meinung der Weltöffentlichkeit kundzutun oder sich zu<br />
inszenieren. Besonders junge Menschen lassen sich in den<br />
Bann der auf Wunsch allgegenwärtigen virtuellen Welt ziehen:<br />
rasend schnell eingetippte und verschickte Kurzmitteilungen,<br />
chatten mit wildfremden Gleichaltrigen in angesag-<br />
Britta Grashorn ten Foren oder Twittern, anstatt sich aufs Rad zu setzen und<br />
mit der Freundin zum Klönen zu treffen.<br />
Ältere Menschen – ab 40 aufwärts – stehen oft staunend vor diesem<br />
rasanten Wandel in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Manche<br />
Eltern warnen ihre Kinder vor der omnipräsenz im Netz und ihren<br />
Gefahren. Der Mehrheit der Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern<br />
sind sie entweder nicht bewusst oder nicht der Rede wert. Die Hemmschwellen,<br />
Privates nicht allzu öffentlich auszubreiten, sind längst gefallen.<br />
Dafür hat das Privatfernsehen den Boden bereitet mit »Big<br />
Brother«, »Dschungelcamp«, »Frauentausch«, »Deutschland sucht den<br />
Superstar«, »Raus aus den Schulden« sowie unzähligen Pannen-, Pöbelund<br />
»Ich-klage-an-Shows«, die allesamt an die niederen Instinkte der<br />
Zuschauer appellieren: Schadenfreude, Neid, Konkurrenz, Aggression,<br />
Sensationsgier – offenbar mit Erfolg. In diesem Klima ist auch das Pöbeln<br />
und Mobben per Internet gesellschaftsfähig geworden.<br />
Die online-Seligkeit wird weder durch Schlagzeilen über den massenhaften<br />
Datenklau bei Banken und Finanzdienstleistern oder von der<br />
beliebten Chat- und Lästerplattform »SchülerVZ« noch durch Warnungen<br />
vor Pädophilen getrübt, die sich im Netz als jugendlich ausgeben,<br />
um an ihre potenziellen opfer heranzukommen. Sensible Daten wie<br />
Namen, Alter, Wohnort, Telefonnummern, Hobbies, finanzieller Hintergrund,<br />
Bankverbindung bis zu bevorzugten Sexpraktiken werden<br />
ebenso sorglos dem Netz anvertraut wie persönliche Alltagserlebnisse<br />
oder Hasstiraden auf Mitschüler, Ex-Freundinnen, Lehrer, Ausbilder, Arbeitgeber,<br />
Kollegen.<br />
Datenschutz und Persönlichkeitsrechte sind Fremdwörter in dieser<br />
schillernden, aber gläsernen Netzwelt. Hier werden mit Hilfe vieler naiver<br />
Nutzer Milliarden verdient; hier werden aber auch Seelen verletzt<br />
und Existenzen vernichtet. Denn: Was einmal im Netz steht, hinterlässt<br />
dauerhafte Spuren. Kinder, Jugendliche und Lehrer, die etwa per SchülerVZ<br />
gemobbt werden, haben kaum eine Chance, etwas dagegen zu<br />
tun. Bilder von jugendlichen Saufgelagen und andere Peinlichkeiten im<br />
Netz können Karrieren beenden, bevor sie richtig begonnen haben.<br />
Auch das Lästern per Twitter oder Chat ist nicht privat, sondern öffentlich<br />
– Google & Co sei Dank! Fortgeschrittene Internetmobber wissen,<br />
dass sie niemals konkrete Namen nennen dürfen, wenn sie über ihre<br />
Mitmenschen »abkotzen« wollen. Zwar verletzen sie damit immer noch<br />
diverse gesetzliche Regelungen und die Rechte anderer, aber was soll’s:<br />
In der Regel hat das für die »Täter« keine Konsequenzen. Das muss sich<br />
ändern. Britta Grashorn,<br />
rundblick, 21.10.2009 l<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
Stillstand in<br />
der Testregion<br />
Nordrhein:<br />
AOK will sich<br />
»zurückhalten«<br />
Laut Koalitionsvertrag kommt das Projekt<br />
der elektronischen Gesundheitskarte erneut<br />
auf den Prüfstand – weshalb die<br />
Krankenkassen nun kräftig auf die Bremse<br />
treten: Die AoK Rheinland/Hamburg<br />
gibt offenbar keine Karten mehr an ihre Versicherten<br />
in der Testregion Nordrhein aus. Von einem<br />
endgültigen »Ausgabestopp« mochte Pressesprecher<br />
André Maßmann auf Anfrage des änd<br />
noch nicht sprechen. Er betonte jedoch, dass sich<br />
die AoK »in Bezug auf die eGK nun sehr zurück<br />
halten« wird.<br />
Grund sei die Passage im Koalitionsvertrag, in<br />
der von einer »Bestandsaufnahme« hinsichtlich<br />
der eGK die Rede sei. Einen Zeitplan für das weitere<br />
Vorgehen habe die AoK Rheinland/Hamburg<br />
nicht, sagte Maßmann. In nächster Zeit müssten<br />
– auch im Interesse der anderen Krankenkassen –<br />
Gespräche mit den Regierungsmitgliedern geführt<br />
werden um zu klären, was die Koalitionsentscheidung<br />
für die Region Nordrhein bedeutet.<br />
Die Freie Ärzteschaft (FÄ) hatte kürzlich bereits<br />
unterstrichen, dass mit dem Koalitionsvertrag<br />
»das Datenerfassungs-Monster elektronische Gesundheitskarte<br />
auf Eis gelegt« worden sei. Das<br />
Milliarden-schwere Prestigeobjekt der bisherigen<br />
Gesundheitsministerin und »einiger weniger<br />
willfähriger Ärztefunktionäre« würde damit im<br />
»orkus der von Anfang an missratenen Politprojekte<br />
verschwinden«, hatte FÄ-Präsident Martin<br />
Grauduszus betont und von einem Erfolg engagierter<br />
Aufklärungsarbeit gesprochen.<br />
Die Betreibergesellschaft gematik zeigt sich<br />
unterdessen unbeeindruckt von den Verlautbarungen<br />
der Regierungskoalition. Erst heute veröffentlichte<br />
sie eine Liste von Krankenkassen, die soeben<br />
die Zulassung für die Herausgabe der »eGK<br />
Generation 1« erhalten hätten. Auch soll eine<br />
»Themenlandkarte« verdeutlichen, wo und wie<br />
das Projekt voranschreitet.<br />
www.facharzt.de, 27.10.2009 l<br />
Bemerkungen zum<br />
Auftritt der<br />
»Bürgerrechtlerin«<br />
Renate Hartwig in Kiel<br />
Protest allein<br />
reicht nicht<br />
Über Menschen, die sich von<br />
Propaganda nicht hinters<br />
Licht führen lassen und gegen<br />
politische Verdrehungen<br />
protestieren, sollte man<br />
sich zunächst einmal freuen.<br />
Ob Aufmerksamkeit und<br />
Protest ausreichen, um<br />
Machtverhältnisse zu ändern,<br />
das muss sich dann<br />
erst noch zeigen<br />
Diese Skepsis gilt auch für<br />
die Bewegung »Bürger<br />
Schulterschluss«, die sich<br />
das gute Ziel gesetzt hat,<br />
Patienten gemeinsam mit<br />
den niedergelassenen Ärzten und den<br />
übrigen freien Heilberufen für ein »gerechtes<br />
und humanes Gesundheitswesen«<br />
in Stellung zu bringen. Die Gründerin<br />
und Wortführerin von Schulterschluss,<br />
Renate Hartwig aus Neu-Ulm<br />
(Bayern), kam jetzt zu einem Vortrag<br />
nach Kiel; 250 Besucher stimmten ihr<br />
zu, stellenweise jubelnd.<br />
Wenn sich die temperamentvolle<br />
Bayerin zu Beginn vorstellt als »Bullter-<br />
rier – ich lasse nicht los«, erinnern sich<br />
wohl nur wenige Zuhörer an die Vizepräsidentschaftskandidatin<br />
der US-Republikaner,<br />
Sarah Palin, die sich gern<br />
als »Pitbull mit Lippenstift« bezeichnet<br />
hat. Beißkraft ist noch kein politischer<br />
Plan. Statt eine Strategie zu entwickeln,<br />
spricht Renate Hartwig ihren Anhängern<br />
aus dem Herzen. Das macht den<br />
Erfolg der Bewegung aus. 508 »Bürgerstammtische«<br />
sind die örtlichen und –<br />
jedenfalls in Kiel – ausgesprochen aktiven<br />
Stützpunkte der Bewegung. Auf<br />
der Grundlage einer rationalen Analyse<br />
der Dauerkrise des Gesundheitswesens<br />
spricht Hartwig jedoch nicht. Ihre<br />
Gegner sind in toto »die Politik«, »die<br />
Krankenkassen«, »die KVen – ich übersetze<br />
das mit Kriminelle Vereinigungen«<br />
und dann noch die marktbeherrschenden<br />
Klinikketten sowie die Gewerkschaften<br />
und natürlich »die Lobbyisten«<br />
– für sie sämtlich Gangster,<br />
nicht Interessenvertreter. Das sind alles<br />
Akteure, über die man sich häufig<br />
oder gelegentlich ärgern kann, auf die<br />
man jedoch mit kleinen Empörungs-<br />
Geschichten keinen Einfluss nehmen<br />
wird.<br />
Renate Hartwig hat Recht, wenn sie<br />
die vom GKV-Honorarsystem erzwungene<br />
Zeit-Rationierung im Sprechzimmer<br />
anprangert. Sie hat Recht, wenn<br />
sie feststellt, dass die Schulterschluss-<br />
Aktionen bislang von den Medien totgeschwiegen<br />
werden. Sie hat Recht,<br />
wenn sie von Bürgern politisches Verantwortungsbewusstsein<br />
und Zivilcourage<br />
verlangt. Sie hat völlig Recht,<br />
wenn sie die »Industrialisierung der<br />
Medizin« durch Kapitalgesellschaften,<br />
Klinikkonzerne und Klinik-MVZs kritisiert<br />
– das Vertrauensverhältnis zwischen<br />
Patient und frei gewähltem Arzt,<br />
die Freiberuflichkeit der Ärzte und die<br />
Behandlungsqualität werden bei diesem<br />
Trend verlieren.<br />
Sie hat aber nicht Recht, wenn sie<br />
meint, der Geldfluss im Komplex Arzt/<br />
Bürger/Krankenkasse/KV weise »Mafia-Strukturen«<br />
auf, »in denen unser<br />
Geld verschwindet«; wofür die Beiträge<br />
ausgegeben werden, ist hinlänglich<br />
bekannt. Sie hat ebenfalls nicht Recht<br />
bei ihren beklatschten Ausführungen<br />
über Werbeaktionen, mit denen die<br />
Krankenkassen angeblich Unsummen<br />
verballern würden; über manches (»für<br />
AoK-Mitglieder zehn Prozent Rabatt<br />
auf die Pizza«) kann man den Kopf<br />
schütteln, ins Gewicht fallen solche<br />
Kosten jedoch kaum. Sie stellt unbewiesene<br />
Behauptungen in den Raum,<br />
wenn sie das Sozialgesetzbuch V »verfassungsrechtlich<br />
fragwürdig« nennt.<br />
Sie weiß über Norddeutschland nicht<br />
genug Bescheid, wenn sie immer nur<br />
Beispiele aus den Rhön-Kliniken bringt,<br />
die hier nicht das große Problem darstellen.<br />
Recht hat Renate Hartwig wieder,<br />
wenn sie fordert: »Ulla Schmidt darf<br />
nicht Ministerin bleiben!« Ihre Begründung<br />
dafür kommt jedoch aus dem Katalog<br />
der oberflächlichsten Erregungs-<br />
Demokratie: die Ministerin verspreche<br />
Hightech-Medizin, in Wahrheit fehle es<br />
schon an saugkräftigen Windeln für Inkontinenz-Patienten.<br />
In Wahrheit gibt<br />
es beides, und Hightech-Medizin ist sicher<br />
nicht weniger wichtig als Inkontinenzvorlagen.<br />
Die Schulterschluss-Veranstaltung<br />
in Kiel fiel in den Wahlkampf. Und spätestens<br />
beim Thema Ulla Schmidt hätte<br />
Renate Hartwig eine politische Idee<br />
aufzeigen sollen. Nichts kam, buchstäblich<br />
nichts. Außer dem Vorschlag,<br />
am 13. September ins olympia-Stadion<br />
nach München zu fahren, um dort, wie<br />
schon im Juni 2008 ... ja, um dort was<br />
zu tun? Sich zu versammeln? Reden zu<br />
hören? Den Parteien zu drohen? Es war<br />
nicht zu erfahren. Ebenso wenig war zu<br />
erfahren, was die Bewegung denn nun<br />
in Schleswig-Holstein tun will; nicht<br />
ein ganzer Satz kam aus dem Auditorium.<br />
Stattdessen erklomm eine kleine<br />
Schar parteiloser Einzelbewerber für<br />
Landtags- und Bundestagswahl die<br />
Bühne und warb für sich. Dort standen<br />
ohne Zweifel respektable Menschen<br />
mit guten Absichten – aber Realpolitik<br />
sah bisher immer anders aus.<br />
Wem diese Bemerkungen zu negativ<br />
klingen, der möge sich selbst ein<br />
Bild machen: www.bürger-schulterschluss.de,<br />
www.schulterschluss-kiel.<br />
de, www.partei-frei.de Jörg Feldner,<br />
Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein 10/2009 l<br />
700 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 701<br />
foto: Dr. J. felDner
GESUNDHEITSPoLITIK<br />
Reform nicht auf die lange<br />
Bank schieben!<br />
Koalitionsvertrag enthält ordnungspolitisch<br />
richtige Ansätze,<br />
»Der<br />
lässt unter dem Strich jedoch zu<br />
viele Details offen.« So bewertet der<br />
stellvertretende FVDZ-Bundesvorsitzende<br />
Dr. Wolfram Sadowski die geplante<br />
Kursrichtung der designierten<br />
schwarz-gelben Regierung in der Gesundheitspolitik.<br />
Bisher sei nicht zu erkennen,<br />
dass sich zeitnah konkret<br />
überhaupt etwas ändert. »Wenn sich<br />
der Wind erst in 15 Monaten dreht –<br />
nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen<br />
– dann ist das aus meiner Sicht<br />
verschenkte Zeit«, so Sadowski. Positiv<br />
sei, dass mit Philipp Rösler ein Mediziner<br />
an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums<br />
stehen wird, dass<br />
den Ärzten und Zahnärzten künftig<br />
mehr vertraut und ihnen weniger Bürokratie<br />
zugemutet werde. Die festgeschriebene<br />
Förderung der Freiberuflichkeit,<br />
der freien Arztwahl und der<br />
wohnortnahen Versorgung seien wichtige<br />
und tragende Pfeiler für das deutsche<br />
Gesundheitssystem. Auch die geplante<br />
Novellierung der Approbationsordnung<br />
sowie der Gebührenordnung<br />
für Zahnärzte unter Berücksichtigung<br />
der Kostenentwicklung werden von<br />
der Zahnärzteschaft begrüßt, ebenso<br />
wie die angekündigte gründliche Überprüfung<br />
der umstrittenen elektronischen<br />
Gesundheitskarte. Die Weiterführung<br />
des manipulationsanfälligen<br />
und kostentreibenden Gesundheitsfonds<br />
bis zum Jahr 2011 ist hingegen<br />
laut Sadowski nicht nur schädlich, sondern<br />
eine nachträgliche Rechtfertigung<br />
der Fehler früherer großkoalitionärer<br />
Politik. Der Freie Verband Deutscher<br />
Zahnärzte wird sich auf der Basis<br />
seiner jüngst aktualisierten »Eckpunkte<br />
zur Neustrukturierung des Gesundheitswesens«<br />
in die nun folgende Diskussion<br />
über die Ausgestaltung der Koalitionsvereinbarung<br />
im zahnärztlichen<br />
Bereich konstruktiv einbringen.<br />
Pressemitteilung FVDZ, 27.10.2009 l<br />
Liberale Ärzte:<br />
Koalitionsvereinbarung ist<br />
ein Grund zum Jubeln<br />
Ein Arzt als Chef des Bundesgesundheitsministeriums:<br />
Für die<br />
Vereinigung Liberaler Ärzte (VLÄ)<br />
ein Grund zum Jubeln. Auch inhaltlich<br />
trage die Koalitionsvereinbarung »eindeutig<br />
die Handschrift der FDP«, freut<br />
sich die Vereinigung am 27.10.2009 in<br />
einer Pressemitteilung. Besonders das<br />
klare Bekenntnis zur Freiberuflichkeit<br />
und zur freien Arztwahl werde begrüßt.<br />
»Auch wenn unsere Forderungen<br />
nicht in vollem Umfang berücksichtig<br />
werden konnten: Die notwendige Kurskorrektur<br />
in der Gesundheitspolitik ist<br />
eingeleitet«, schreiben die liberalen<br />
Ärzte. Die VLÄ werde den eingeleiteten<br />
Prozess zum Umbau »hin zu einem<br />
freiheitlichen, sozial verantwortlichen<br />
und zukunftsfähigen Gesundheitssystem,<br />
in dem die Arzt-Patientenbeziehung<br />
wieder im Mittelpunkt steht«,<br />
unterstützen. www.facharzt.de, 27.10.2009 l<br />
CSU gegen »neoliberale<br />
Konzepte« in Gesundheitspolitik<br />
Die Tinte unter dem<br />
Koalitionsvertrag war noch nicht<br />
trocken, als aus allen Ecken der gesundheitspolitisch<br />
Betroffenen die ersten Kommentare<br />
auf die Koalitionäre<br />
herunterprasselten. Hier<br />
einige davon:<br />
Stimmen<br />
zum Koalitionsvertrag<br />
Die CSU will bei der von Union<br />
und FDP geplanten Gesundheitsreform<br />
Arbeitnehmer und<br />
sozial Schwache schützen. Die CSU werde<br />
in der neuen Koalition eine »soziale<br />
Wächterrolle« einnehmen, sagte der<br />
bayerische Gesundheitsminister Markus<br />
Söder (CSU) am Montag vor Bera-<br />
tungen der CSU-Gremien in München.<br />
»Gerade in der Gesundheitspolitik<br />
wird es ganz entscheidend darauf ankommen,<br />
dass wir nicht mit neoliberalen<br />
Konzepten am Ende rauskommen.«<br />
»Wir werden ganz stark darauf achten,<br />
dass hier die kleinen Leute nicht zu<br />
kurz kommen«, betonte Söder. Die Lasten<br />
des technischen Fortschritts dürften<br />
nicht auf die Kleinen abgewälzt<br />
werden. Über den Gesundheitsfonds<br />
sagte Söder: »Der Fonds ist Geschichte,<br />
man wird eine neues System jetzt etablieren<br />
müssen.« Die sogenannte Kopfpauschale<br />
»in reinster Form« werde es<br />
aber sicher nicht geben.<br />
www.facharzt.de, 26.10.2009 l<br />
Kauder: Keine Kopfpauschale<br />
bei Gesundheit<br />
Die Union lehnt den FDP-Wunsch<br />
nach einem Prämienmodell in<br />
der Gesundheitspolitik ab. »Es<br />
wird auf jeden Fall zu einer Prämie<br />
kommen, aber nicht zu einer sogenannten<br />
Kopfpauschale«, sagte Unionsfraktionschef<br />
Volker Kauder am<br />
26.10.2009 vor Beginn des kleinen CDU-<br />
Parteitags in Berlin. Dass jeder dasselbe<br />
für die Gesundheitsleistungen zahle,<br />
»das gibt es mit uns nicht«. Zunächst<br />
bleibe es beim jetzigen System, dann<br />
werde sich die geplante Kommission<br />
um die Weiterentwicklung kümmern.<br />
Union und FDP wollen den Gesundheitsfonds<br />
langfristig auf den Prüfstand<br />
stellen. Die Liberalen hatten die<br />
Abschaffung gefordert.<br />
www.facharzt.de, 26.10.2009 l<br />
Am 23.9.2009 berichtete<br />
die Braunschweiger Zeitung<br />
von einem Internet-Dienstleister<br />
aus Nordrhein-Westfalen,<br />
der anscheinend mit<br />
unlauteren Machenschaften<br />
Kunden wirbt. Er bietet vor<br />
allem bei Firmen und Freiberuflern<br />
die Erstellung von<br />
Websites an. Um vor solchen<br />
Risiken zu warnen, sprach<br />
Mitglied und Referent des<br />
Kammervorstands, Jörg<br />
Röver, mit einem Vertreter<br />
geschädigter Kunden, dem<br />
Rechtsanwalt Jens Stanger<br />
aus Braunschweig<br />
Jörg Röver: Herr Stanger, was macht<br />
dieses Unternehmen und was wird ihm<br />
vorgeworfen?<br />
Jens Stanger: Das Unternehmen<br />
bietet die Erstellung von Websites und<br />
deren anschließende Betreuung an.<br />
Der Kunde zahlt für einen bestimmten<br />
Zeitraum eine monatliche Pauschale.<br />
Bei einer Laufzeit von vier Jahren zahlt<br />
der Kunde zwischen 5700 und 7500 Euro<br />
brutto, abhängig von dem georderten<br />
Paket. Die hierfür gebotene Leistung<br />
ist eher bescheiden. Wettbewerber<br />
bieten sie bereits ab circa 1750 Euro<br />
an. Es wird also gut das Drei- bis Vierfache<br />
verlangt. Diese Leistungen werden<br />
über Außendienstmitarbeiter angeboten,<br />
also Verkäufer, die zu einem ins<br />
Haus kommen. Kunden berichten, dass<br />
ihnen in den Verkaufsgesprächen erzählt<br />
wurde, sie sollten Referenzkunde<br />
werden, dann erhielten sie Vorzugskonditionen<br />
und ihnen würden die<br />
Kosten der Webseitenerstellung erlassen.<br />
Bei genauer Betrachtung ist das<br />
aber nicht so. Auch sollen mündlich<br />
Leistungen versprochen worden sein,<br />
Berufsständisches<br />
von denen das Unternehmen später<br />
gar nichts wissen wollte.<br />
In der heutigen Zeit hat fast jeder einen<br />
Internetzugang und kann sich informieren.<br />
Wie schafft das Unternehmen<br />
es trotzdem, den Kunden diese Verträge<br />
zu verkaufen?<br />
Stanger: Die Außendienstmitarbeiter<br />
dieses Unternehmens stellen sich<br />
nicht als Verkäufer vor sondern als<br />
»Marketingbeauftragte«, die noch<br />
Partner für Referenzwebseiten suchen,<br />
um größere Kunden in der Region akquirieren<br />
zu können. Das ansonsten<br />
übliche »Misstrauen« bei Lockangeboten<br />
wird damit umgangen. Als nächstes<br />
werden dem Kunden die Kosten, die<br />
üblicherweise verlangt werden mit<br />
dem Preis, den der »Partner« zahlen<br />
muss, gegenübergestellt. Die normalen<br />
Preise sind sehr hoch angesetzt, der<br />
»Partner« hingegen muss nur einen geringen<br />
übersichtlichen Betrag, allerdings<br />
pro Monat und über eine bestimmte<br />
Laufzeit, zahlen. Dies erscheint<br />
auf den ersten Blick günstig.<br />
Gefährlich ist dabei, dass es sich um ein<br />
»einmaliges Sonderangebot« handelt<br />
und nur während des Besuchs des<br />
»Marketingbeauftragten« gelten soll.<br />
Der Kunde wird hier unter einen Entscheidungsdruck<br />
gesetzt. Er sieht einerseits,<br />
was er mit dem Geschäft vermeintlich<br />
sparen kann, hat daneben in<br />
dieser Situation aber nicht die Gelegenheit,<br />
die Angaben des Verkäufers<br />
zu überprüfen. Er informiert sich also<br />
nicht im Internet darüber, was die<br />
Webseitenerstellung üblicherweise<br />
kostet. Demjenigen, der sich die Gelegenheit<br />
nicht entgehen lassen will,<br />
wird dann ein Vertrag vorgelegt, den er<br />
nach gut 60 – 90 Minuten anstrengenden<br />
Gesprächs auch nicht mehr hinterfragt<br />
oder liest. Der Vertrag enthält<br />
aber Klauseln, die sich gewaschen haben<br />
und die teilweise vorher nicht besprochen<br />
worden sind.<br />
Wenn Kunden mit falschen Angaben<br />
und Versprechungen zum Vertragsabschluss<br />
verleitet werden, warum kann<br />
man die Verträge dann nicht einfach<br />
aufheben?<br />
702 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 703<br />
foto: Dr. i. leonHArD<br />
Rechtsanwalt<br />
Jens<br />
Stanger<br />
(li.) im<br />
Gespräch<br />
mit Jörg<br />
Röver<br />
Billiges Angebot,<br />
aber teures Erwachen<br />
Abzocke mit »Referenzkunden«
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Die Gerichte haben sich an die Gesetze zu<br />
halten. Und diese nutzt der Anbieter gekonnt<br />
zu seinen Gunsten aus<br />
Stanger: Theoretisch ist es sehr einfach.<br />
Man erklärt die Anfechtung des<br />
Vertrages. Danach ist man an den Vertrag<br />
nicht mehr gebunden. Die Praxis<br />
indes sieht anders aus. Die getroffenen<br />
Vereinbarungen sind in einem Vertrag<br />
schriftlich fixiert und durch die eigene<br />
Unterschrift dokumentiert. Der vertrauenswürdige»Marketingbeauftragte«<br />
kann sich später aber daran,<br />
dass etwas anderes besprochen wurde,<br />
nicht mehr erinnern. Im gerichtlichen<br />
Prozess muss jedoch die Partei, die sich<br />
auf die Anfechtung beruft, auch deren<br />
Voraussetzungen beweisen. Dies sind<br />
konkret die mündlich gemachten Zusagen.<br />
In Arztpraxen oder kleinen Betrieben<br />
führt aber regelmäßig der Inhaber<br />
das Gespräch allein mit dem Außendienstmitarbeiter.<br />
Der Inhaber zählt jedoch<br />
als Partei und kann im Prozess<br />
kein Zeuge sein. Glück hat, wer eine<br />
dritte Person in das Gespräch mit dem<br />
Verkäufer mitnahm, die er dann als<br />
Zeuge benennen kann.<br />
Was sollte derjenige, der so einen<br />
Vertrag unterschrieben hat, tun?<br />
Stanger: Wer als Betroffener das<br />
Gespräch allein geführt hat, sollte versuchen,<br />
andere Betroffene zu finden,<br />
die das Vertragsgespräch mit demselben<br />
Außendienstmitarbeiter geführt<br />
haben. Durch die Schilderungen der<br />
anderen Betroffenen über den Verlauf<br />
der weiteren Gespräche und der Zusagen<br />
des Außendienstmitarbeiters<br />
kann der Richter bei Übereinstimmungen<br />
auch Schlüsse auf das eigene Vertragsgespräch<br />
mit dem Außendienstler<br />
ziehen. Das ist zwar schlechter, als<br />
einen Zeugen für das eigene Gespräch<br />
zu haben, aber erheblich mehr, als ganz<br />
allein vor Gericht zu stehen. Außerdem<br />
kann man aus den Parallelverfahren<br />
Schlüsse ziehen, wie sich das klagende<br />
Unternehmen bei einem selbst verhalten<br />
wird und sich schon vorher darauf<br />
einrichten.<br />
Welche Reaktionen zeigt der Anbieter<br />
auf den Vorwurf, er würde seine<br />
Kunden täuschen und mit was müssen<br />
Kunden rechnen, die einfach nicht zahlen,<br />
weil sie sich getäuscht fühlen?<br />
Stanger: Den Vorwurf einer Täuschung<br />
streitet er natürlich ab. Für zahlungsunwillige<br />
Kunden hat dieser Anbieter<br />
Maßnahmen getroffen. Die monatlichen<br />
Entgelte sind laut Vertrag für<br />
das gesamte Vertragsjahr im Voraus<br />
zu zahlen. Ein Einbehalt für eine man-<br />
foto: Dr. i. leonHArD<br />
gelhafte Leistung wird so unmöglich,<br />
da man bereits gezahlt hat, wenn man<br />
die Webseite erstmals sieht. Auch zieht<br />
der Anbieter die Vergütung per Lastschrift-Abbuchungsauftrag<br />
vom Konto<br />
des Kunden ein. Wenn das Geld aber<br />
erst einmal abgebucht ist, kann – im<br />
Vergleich zum bekannten Lastschrift-<br />
Einzugsverfahren – der Belastung des<br />
eigenen Kontos nicht mehr widersprochen<br />
werden. Sollte die Abbuchung der<br />
Vergütung doch einmal scheitern, versucht<br />
das Unternehmen seine Vergütungsforderungen<br />
im sog. Urkundsklageverfahren<br />
– statt mittels einer konventionellen<br />
Klage – durchzusetzen.<br />
Hier ist zum Beweis streitiger Tatsachen<br />
eigentlich nur die Vorlage von Urkunden<br />
zulässig. Der betroffene Kunde<br />
verfügt im besten Fall für anders lautende<br />
mündliche Abreden jedoch nur<br />
über Zeugen. Die kann er aber im Urkundenprozess<br />
nicht anführen und<br />
verliert ihn. Der Kunde hat zwar das<br />
Recht, den Zeugen in einem zweiten<br />
Prozess zu benennen. Hier fallen dann<br />
aber weitere Kosten an, die sich als zusätzliche<br />
Hürde für den Kunden darstellen.<br />
Wie reagieren die Gerichte hierauf?<br />
Wie kann es solch einem Unternehmen<br />
gelingen, mit diesen Methoden über<br />
Jahre hinweg zu bestehen?<br />
Stanger: Die Gerichte haben sich an<br />
die Gesetze zu halten. Und diese nutzt<br />
der Anbieter gekonnt zu seinen Gunsten<br />
aus, insbesondere durch die Wahl<br />
der Klage im Urkundenverfahren. Auch<br />
im zweiten Prozess, wenn die Betroffenen<br />
auch Zeugen für den Inhalt des<br />
Vertragsgespräches benennen können,<br />
gewinnen die Betroffenen den Prozess<br />
nicht automatisch. Hier kommt es darauf<br />
an, wie glaubhaft die einzelnen<br />
Zeugen aussagen. Da kann auch der<br />
Anbieter den zweiten Prozess gewinnen.<br />
Insofern ist das Risiko für den Anbieter<br />
überschaubar, so dass er dauerhaft<br />
mit diesem Vorgehen bestehen<br />
kann.<br />
Herr Stanger, vielen Dank für dieses<br />
informative Gespräch! Jörg Röver l<br />
Kieferorthopäden informieren<br />
Besser verstehen – leichter behandeln: IKG bietet<br />
ersten Praxis-Ratgeber zu AD(H)S-Patienten<br />
Im Rahmen der DGKFo-Jahrestagung<br />
im September 2009 in Mainz<br />
stellte die IKG/Initiative Kiefergesundheit<br />
den ersten Praxis-Ratgeber<br />
zum Thema AD(H)S-Kinder in<br />
der kieferorthopädischen bzw. zahnärztlichen<br />
Praxis vor. Neuere Studien<br />
zeigen, dass Kinder mit dieser neurologischen<br />
Verhaltensstörung zu den<br />
Zahngesundheits-Risiko-Kindern gehören<br />
– sie haben beispielsweise signifikant<br />
mehr Frontzahn-Traumata, mehr<br />
MIH (Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation),<br />
höhere gingivale Entzündungsgrade<br />
und einen höheren kieferorthopädischen<br />
Behandlungsbedarf. Rund<br />
eine Million Kinder in Deutschland haben<br />
nach Angaben des Robert-Koch-<br />
Instituts leichte bis schwere AD(H)S.<br />
Insbesondere die Kinder mit Hyperaktivitäts-Anteil<br />
an der ADS (Aufmerksamkeits-DefizitStörung)<br />
sind aufgrund<br />
vielfältiger Kommunikations-<br />
und Verhaltensauffälligkeiten in den<br />
Praxen oft schwer behandelbar. Zusammen<br />
mit vielfältigen Experten hat<br />
das Autoren-Team der IKG nun auf 40<br />
Seiten eine Übersicht über den derzeitigen<br />
Stand des Wissens um die Ursachen<br />
der Erkrankung zusammengestellt,<br />
dazu Informationen rund um die<br />
Medikation der Kinder und die Auswirkungen<br />
auf die kieferorthopädische/<br />
zahnärztliche Behandlung. Es wird vermittelt,<br />
wie sich diese Kinder fühlen,<br />
was sie besonders gut können, und<br />
welche Sorgen sich ihre Eltern machen,<br />
wenn es um einen bevorstehenden<br />
Zahnarzttermin geht. Schwerpunkt<br />
der Publikation ist eine Übersicht über<br />
viele praktische Tipps, wie Behandler<br />
die Konzentration dieser oft impulsiven<br />
Kinder für sich gewinnen – und<br />
auch behalten. Die Publikation eignet<br />
sich auch für die Eltern dieser Kinder,<br />
die manche Abläufe in der Praxis und<br />
auch ihre Rolle dabei – besser verstehen<br />
lernen. Bei der Vorstellung der Broschüre<br />
am IKG-Stand im Rahmen der<br />
DGKFo-Jahrestagung waren alle Musterexemplare<br />
bereits nach einem Tag<br />
vergriffen, für die Veröffentlichung<br />
erntete die IKG spontanen Beifall der<br />
BDK-Mitgliederversammlung.<br />
Anschub auch für Forschung<br />
Der neue ADHS-Ratgeber der Initiative<br />
Kiefergesundheit sieht sich als Wegbereiter<br />
der Thematik für die Praxis und<br />
nicht als wissenschaftliches Basiswerk<br />
– Leser und Nutzer der Publikation sind<br />
dazu aufgerufen, eigene Erfahrungen,<br />
Studien und wichtige Tipps an die IKG<br />
zu melden, die den Ratgeber in unregelmäßigen<br />
Abständen entsprechend<br />
aktualisiert. Bei der Erstellung wurde<br />
deutlich: »Zum Thema AD(H)S und<br />
Mundgesundheit ist noch eine Menge<br />
Forschung nötig«, sagt Dr. Gundi Mindermann,<br />
2. Vorsitzender IKG. »Wir<br />
freuen uns, wenn wir mit der Broschüre<br />
auch in dieser Hinsicht einen Anschub<br />
geben können. Wir hoffen, dass<br />
unseren Kolleginnen und Kollegen mit<br />
den Tipps und Tricks die Versorgung<br />
dieser besonderen Patientenkinder etwas<br />
leichter fällt. Und wir wünschen<br />
uns, dass sich die Mundgesundheit dieser<br />
schwierigen, aber liebenswerten<br />
Kinder deutlich verbessert.«<br />
Bezugshinweis: Der ADHS-Ratgeber<br />
der IKG – Format DIN A 5 – kann zum<br />
Selbstkostenpreis von 4,95 E zzgl. Versandkosten<br />
bestellt werden unter in<br />
fo@ikg-online.de, per Telefax an (0 30)<br />
24 63 21 34 sowie per Post an Initiative<br />
Kiefergesundheit, Ackerstraße 3, 10115<br />
Berlin. Presseinformation<br />
der Initiative Kiefergesundheit<br />
vom 22.9.2009 l<br />
704 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 705
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Zahnärztetag in Bremen<br />
Nachlese – oder: Was gab’s denn Interessantes?<br />
Dr. Karl-Heinz<br />
Düvelsdorf<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
Die organisation<br />
lag in den Händen<br />
der Verwaltung<br />
der ZKN, der<br />
ich an dieser Stelle<br />
ausdrücklich für die perfekte<br />
Durchführung danken<br />
möchte.<br />
Es gab ja ein Programm für<br />
die Zahnärzte und eines für<br />
unser Fachpersonal. Die Veranstaltung<br />
war sehr gut be-<br />
sucht und die Stimmung dank exzellenter<br />
Vorträge und umfassender Versorgung<br />
für das leibliche Wohl ausgezeichnet.<br />
PAR praxistauglich<br />
Im zahnärztlichen Programm wurden<br />
vier Vorträge a 1,5 Stunden gehalten.<br />
Den Anfang machte PD Dr. Rainer<br />
Buchmann zu dem Thema »Parodontologie<br />
zeitgemäß und patientengerecht«.<br />
Er legte großen Wert auf eine<br />
ausführliche Untersuchung und Anamnese.<br />
Wichtig sei es, dem Patienten<br />
auch anschließend eine Diagnose zu<br />
stellen, damit dieser sich auch krank<br />
fühlt und entsprechend zur Mitarbeit<br />
motiviert werden kann.<br />
Es schließen sich zwei Vorbehandlungen<br />
durch die ZFA, ZMP, ZH an, die<br />
der Patient selbst tragen muss. Die<br />
PAR-Vorbehandlung enthält das Auf-<br />
Am 26.9.2009 fand zum 3. Mal der<br />
gemeinsame Zahnärztetag der <strong>Niedersachsen</strong><br />
und Bremer statt. Dieses Mal wieder<br />
in Bremen im Congresszentrum hinter dem<br />
Hauptbahnhof, also mit jedem Verkehrsmittel<br />
gut zu erreichen<br />
klärungsgespräch,Mundhygieneinstruktionen und supragingivale PZR.<br />
Nach Erstellung eines PAR-Planes folgt<br />
dann die medizinische Therapie durch<br />
den Zahnarzt in zwei Sitzungen. Nachkontrollen<br />
sind wichtig, um eine Reevaluation<br />
und gegebenenfalls eine<br />
weitere Behandlung einzuleiten. Anschließend<br />
geht der Patient ins Recall<br />
über, dass durch unsere Fachangestellten<br />
durchgeführt wird.<br />
Der größte Teil der Behandlungsfälle<br />
lässt sich ohne Chirurgie lösen. Parodontale<br />
Mikrochirurgie ist Privatleistung.<br />
Der Vortrag wurde souverän vorgetragen<br />
und war überzeugend. Ein praxistaugliches<br />
Konzept, weil einfach<br />
umzusetzen und wirtschaftlich.<br />
Ca-Früherkennung<br />
Der zweite Vortrag des Tages mit dem<br />
Titel »Mundhöhlenkarzinom von der<br />
Diagnose zur Therapie. Was kann der<br />
Zahnarzt tun?« von Prof. Dr. Dr. Henning<br />
Schliephake aus Göttingen beschrieb<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
eindrucksvoll die Notwendigkeit der<br />
genauen Befundung der gesamten<br />
Mundhöhle, um ein Karzinom frühzeitig<br />
zu erkennen.<br />
Zu Beginn stellte er kurz statistisch<br />
dar, dass zwar nach wie vor das Mundhöhlenkarzinom<br />
überwiegend bei<br />
fotoS: M. grotHe<br />
Männern im Alter von 60-70 Jahren<br />
vorkommt und in den letzten 20 Jahren<br />
stark angestiegen ist. Aber dass auch<br />
die Erkrankungsrate bei jungen Männern<br />
im Alter von 25-30 Jahren mit 24<br />
Prozent ziemlich hoch liegt und es deshalb<br />
umso wichtiger ist, bei jungen Patienten<br />
noch genauer die Mundhöhle<br />
zu inspizieren. Mögliche Ursachen für<br />
die hohe Erkrankungsrate in dieser Altersgruppe<br />
sind wahrscheinlich der hohe<br />
Tabakkonsum in Verbindung mit<br />
sehr geringem Verzehr von obst und<br />
Gemüse.<br />
Karzinogenese und Risikofaktoren<br />
Anschließend erläuterte der Referent<br />
sehr ausführlich mit sehr gut verständlichen<br />
Statistiken und Headlines die<br />
Karzinogenese und bevorzugte Lokalisationen<br />
in der Mundhöhle. Wobei am<br />
häufigsten der Mundboden (36 Prozent)<br />
betroffen ist, gefolgt von der Zunge<br />
(21 Prozent), der Wange (15 Prozent)<br />
und der Lippe (8 Prozent). Bedenklich<br />
ist auch, dass die meisten Patienten<br />
erst im Tumor-Stadium 4 in die Klinik<br />
überwiesen werden.<br />
Danach ging er noch einmal auf die<br />
Risikofaktoren bei der Entstehung von<br />
Mundhöhlen-Ca ein. Die Hauptrisikofaktoren<br />
sind nach wie vor Alkohol und<br />
Tabak. Wenn beide zusammen konsumiert<br />
werden liegt der Faktor über 100.<br />
Bei alleinigem Konsum ist das Risiko<br />
bei Alkohol um das 3-9-fache erhöht<br />
und bei Tabak um den Faktor 5-17.<br />
Präkanzerosen<br />
Ferner wird auch die Mikroflora in der<br />
Mundhöhle dafür verantwortlich gemacht,<br />
weil vorkommende Streptokokken<br />
ebenfalls Acetaldehyd bilden, der<br />
auch als Abbauprodukt von Alkohol<br />
entsteht und verantwortlich ist für die<br />
Mutation der Schleimhautzelle. Candida-Pilze<br />
bilden als Abbauprodukt Nitrosamine,<br />
die auch als krebserregend<br />
gelten. Die HPV-Viren sind wahrschein-<br />
lich nicht verantwortlich für die Entstehung<br />
von Mundhöhlenkarzinomen.<br />
Ferner erinnerte uns Prof. Dr. Dr.<br />
Henning Schliephake an die wichtigsten<br />
Präkanzerosen in der Mundhöhle:<br />
die Leukoplakie und die Erythroplakie.<br />
Wobei nicht jede Leukoplakie entartet,<br />
aber wenn Risikofaktoren hinzukommen,<br />
liegt die Transformationsrate bei<br />
circa 4 Prozent.<br />
Bei der Erythroplakie verhält es sich<br />
etwas anders. In der reinen Form tritt<br />
Sie extrem selten in der Bevölkerung<br />
(0,02-0,83 Prozent) auf. Aber wenn sie<br />
sichtbar ist, findet sie sich zu 9 Prozent<br />
in der reinen Form, 40 Prozent bei einem<br />
Ca in situ und zu 51 Prozent bei einem<br />
invasiven Karzinom.<br />
Am Ende seines Vortrags erläuterte<br />
Professor Schliephake uns noch einmal<br />
die verschiedenen Diagnoseverfahren.<br />
Das sind immer noch die gleichen Kriterien,<br />
die wir auch schon im Studium<br />
gelernt haben. Zur Erinnerung zählte<br />
er die wichtigsten auf. Diese sind: die<br />
Anamnese und als wichtigstes die klinische<br />
Untersuchung. Diese sollte bei der<br />
Inspektion der Schleimhäute immer<br />
mit der gleichen Systematik erfolgen<br />
und bei jeder halbjährlichen Kontrolle<br />
zur Pflicht werden. Andere diagnostische<br />
Hilfsmittel sind wenig spezifisch<br />
und geben keine nützlichen Hinweise<br />
zur Sicherung der Diagnose. Um einen<br />
fragwürdigen Schleimhautbefund abzuklären<br />
gibt es zur Zeit zwei zuverlässige<br />
histologische Verfahren: die Skalpell-Biopsie<br />
gilt als Goldstandard und<br />
durch die Bürstenbiopsie in Verbindung<br />
mit Computerunterstützung erhält<br />
man eine zu 90 Prozent gesicherte<br />
Diagnose. Allerdings sollte der Allgemeinzahnarzt<br />
der Bürstenbiopsie den<br />
Vorrang geben, weil dadurch das zu<br />
untersuchende Gebiet nicht in seiner<br />
Struktur durch die Probenentnahme<br />
verändert wird.<br />
Aufgaben und Verantwortung<br />
Zu guter Letzt, welche Aufgabe kommt<br />
dem Zahnarzt zu?<br />
1. Die Prävention zu fördern, das heißt<br />
primär die Ausschaltung von Risikofaktoren<br />
zu fördern.<br />
2. Mit der halbjährlichen Kontrollun-<br />
Kolleginnen und Kollegen,<br />
Fachpersonal und selbst<br />
die jüngsten Nachwuchskräfte<br />
waren mit Spaß<br />
und Begeisterung dabei<br />
706 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 707<br />
fotoS: M. grotHe
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
tersuchung eine systematische<br />
Früherkennung zu betreiben, um<br />
rechtzeitig den Patienten vor aufwändigenBehandlungsmaßnahmen<br />
zu bewahren.<br />
3. Nach einer Behandlung den Patienten<br />
vor einem Rezidiv zu beschützen,<br />
denn circa 9 Prozent erkranken<br />
an einem zweiten Karzinom.<br />
Bei der Therapie wird nach wie vor<br />
sehr radikal vorgegangen, um das Rezidiv<br />
zu verhindern. Danach ist es ebenso<br />
wichtig, eine Sekundärprävention<br />
durch den Zahnarzt zu unterstützen ,<br />
um eine orale Rehabilitation zu erreichen,<br />
damit eine ungestörte Wiedereingliederung<br />
des Patienten in seinen<br />
täglichen Lebensablauf gewährleistet<br />
ist.<br />
Der Vortrag von Prof. Schliephake<br />
war ein sehr informativer, gut verständlicher<br />
und wichtiger Beitrag, um<br />
die allgemein praktizierenden Kollegen<br />
noch einmal zu sensibilisieren.<br />
Adhäsive Befestigungen<br />
Nach der Mittagspause hielt Prof.<br />
Pröbster aus Wiesbaden seinen Vortrag<br />
»Adhäsiv befestigte Restaurationen.<br />
Vom Inlay bis zur Klebebrücke – eine<br />
kritische Betrachtung aus der Praxis«.<br />
Er brachte dem Auditorium die Bedeutung<br />
des Kronenrandes einer<br />
adhäsiv befestigten Restauration näher.<br />
Zu Beginn gab es einen Exkurs in die<br />
Theorie der Haftungsmechanismen<br />
zwischen unterschiedlichen Werkstoffen.<br />
Dabei stellte er gut dar, wie die Adhäsion<br />
erfolgt. Am Schmelz durch die<br />
Säure-Ätztechnik, am Dentin durch<br />
Dentin-Adhäsivsysteme und an Zahnersatzmaterialien<br />
(Metalle, Keramiken,<br />
Komposit) durch chemischen Verbund<br />
und mechanische Effekte.<br />
Danach erläuterte er kurz das Versagen<br />
des Haftverbundes, wobei das Ablösen<br />
ein sehr komplexer Vorgang ist<br />
und nicht vorher gesagt werden kann,<br />
wann es auftritt. obwohl nicht erkennbar<br />
ist, wann sich eine Restauration<br />
vom Zahn löst, ist die Misserfolgsrate<br />
bei adhäsiver Befestigung ähnlich<br />
hoch wie bei Goldrestaurationen und<br />
liegt bei 3 Prozent nach 11 Jahren. Ein sicheres<br />
Zeichen für das Lösen des Haftverbundes<br />
sind sichtbare Verfärbungen<br />
unter den Keramikrestaurationen.<br />
Diese Verfärbungen sind aber bei den<br />
neuen Keramiken wie Zirkonoxid und<br />
Empress2-Keramik wegen der opazität<br />
der Materialien nicht mehr erkennbar.<br />
Prof. Dr. Lothar Pröbsters Rat: Wenn<br />
keine Schmelzbegrenzung am Zahn<br />
vorhanden ist, sollte die Restauration<br />
nicht adhäsiv befestigt werden.<br />
Zum Schluss beschrieb er noch einmal<br />
sehr ausführlich in Wort und Bild,<br />
wie er Keramikrestaurationen adhäsiv<br />
befestigt.<br />
Zusammenfassend ist zu sagen, der<br />
Vortrag war sehr informativ und aufschlussreich<br />
und es gab auch für diejenigen,<br />
die viel adhäsiv befestigen, noch<br />
kleine Tipps, wie man das Klebeverfahren<br />
noch optimieren kann.<br />
Als Konsequenz aus dem Gesagten,<br />
sollte jeder der adhäsiv befestigt, immer<br />
sehr kritisch beurteilen, ob genug<br />
Schmelzfläche zum Befestigen vorhanden<br />
ist oder nicht. Denn damit bestimmt<br />
man die Lebensdauer der adhäsiv<br />
befestigten Restauration.<br />
Alles in allem war es ein<br />
rundum gelungener Tag mit<br />
zufriedenen Teilnehmern<br />
Kein Verkauf, nur Beziehungen<br />
Den Abschlussvortrag hielt Frau Betül<br />
Hanisch aus Freiburg »Praxis-Knigge –<br />
Erscheinungsbild und Umgangsformen.«<br />
Diesen Vortrag hatte sie im Programm<br />
für das Fachpersonal auch gehalten.<br />
Dadurch war gewährleistet,<br />
dass alle Mitglieder des Teams sich bewusst<br />
wurden, wie wichtig der höfliche<br />
und sorgsame Umgang mit den Patienten<br />
ist.<br />
Nach dem Motto der erste Eindruck<br />
hat keine zweite Chance und der letzte<br />
Eindruck ist der Bleibende, sensibilisierte<br />
sie das Auditorium auf die eigene<br />
Wirkung auf andere zu achten. Ein<br />
kurzer, wohlausgewogener Händedruck<br />
zu Anfang und zum Ende der Behandlung<br />
ist in unserem Land eine<br />
freundliche Geste. Der Praxisinhaber<br />
ist in allem Vorbild für sein Personal.<br />
Interessant ihr Ausspruch »Es gibt keinen<br />
Verkauf, nur Beziehungen.« Es<br />
lohnt sich darüber nachzudenken. Einen<br />
kleinen Tipp hatte die perfekt gepflegte<br />
Referentin für uns: 15 Minuten<br />
jeden Tages sollte man ganz für sich haben<br />
und gegebenenfalls in dieser Zeit<br />
sich eine Gesichtsmaske mit Honig für<br />
eine schöne Haut machen. Wir können<br />
es ja mal versuchen.<br />
Alles in allem war es ein rundum gelungener<br />
Tag mit zufriedenen Teilnehmern.<br />
Ich danke Frau Zahnärztin Annette<br />
Apel, Göttingen und Dr. Reineke, Bremen,<br />
die mich bei der Abfassung des<br />
Berichtes tatkräftig unterstützt haben.<br />
Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf l<br />
fotoS: M. grotHe<br />
Tag der Zahngesundheit<br />
Zum Tag der Zahngesundheit<br />
am<br />
25.9.2009 befand<br />
sich das Team der<br />
Jugendzahnpflege<br />
beim Zahnärztetag in<br />
Bremen. Aus diesem Grunde<br />
fand die jährliche Öffentlichkeitsaktion<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
in diesem Jahr<br />
am 17.10.2009 in der Fußgängerzone<br />
Hannover statt.<br />
Bei »schauerlich« – herbst-<br />
lichem Wetter trafen sich der Jugendzahnpflegeausschuss<br />
mit Verstärkung<br />
am Infostand. Zwei Damen vom Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst (ÖGD)<br />
osnabrück bemalten Kinderhände-<br />
und Gesichter mit lustigen Zahnbildern,<br />
die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
zur Förderung der Jugendzahnpflege<br />
(LAGJ) betreute wie immer den Kariestunnel<br />
und gab kleinen Besuchern<br />
am Glücksrad die Möglichkeit, zahngesunde<br />
Kleinigkeiten zu gewinnen.<br />
Aufgrund des Wetters waren verständlicherweise<br />
nicht so viele Passanten<br />
unterwegs wie im letzten Jahr, die<br />
damals unseren Stand teilweise regelrecht<br />
»überrannten«. Dies gab uns jedoch<br />
die Möglichkeit, gute, interessante<br />
Gespräche in aller Ruhe und Ausführlichkeit<br />
zu führen. Daneben konn-<br />
ten Infomaterial, Proben von Zahn pasta<br />
und Zahnspüllösungen, Äpfel, Luftballons,<br />
kleine Give-aways und natürlich<br />
Zahnbürsten herausgegeben werden.<br />
Diese waren in verschiedenen Varianten<br />
vorhanden, von Baby- bzw.<br />
Lernzahnbürsten, über Kinderzahnbürsten<br />
bis hin zu Erwachsenenzahnbürsten.<br />
Auch die Zahnpastaproben<br />
waren auf die jeweiligen Altersgruppen<br />
abgestimmt.<br />
Am Stand gab es ebenso Infos über<br />
die Messe »Baby Days«, an der sich die<br />
ZKN auch in diesem Jahr wieder beteiligen<br />
wird. Stattfinden wird sie am Wochenende<br />
7./8.11.2009 im Star-Event-<br />
Center in Hannover. Nähere Informationen<br />
erhalten Sie unter www.babydays.de.<br />
An dieser Stelle sei allen Beteiligten,<br />
dem Standteam, dem ÖGD, der LAGJ<br />
und vor allem auch den fleißigen Helfern,<br />
die den Stand und den Kariestunnel<br />
auf- und auch wieder abbauten,<br />
herzlich gedankt! Dr. Jürgen Reinstrom,<br />
Referent für Jugendzahnpflege l<br />
708 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 709<br />
Dr. Jürgen<br />
Reinstrom<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
fotoS: D. gAeKel<br />
foto: M. BeHring
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Zahnärztetag in Bremen<br />
Auch das zahnärztliche Fachpersonal war<br />
mit Schwung und Begeisterung dabei<br />
Geborgenheit und Verlässlichkeit<br />
Frau Kollegin Sabine Bertzbach aus<br />
Bremen mit dem Tätigkeitsschwerpunkt<br />
Kinder- und Jugendzahnheilkunde<br />
widmete sich als erstes dem<br />
Thema »Umgang mit ängstlichen Kindern<br />
in der Prophylaxe«. So haben 60<br />
Prozent aller Kinder Angst vor dem<br />
Zahnarzt, vorgeprägt durch Elternhaus<br />
oder eigene schlechte Erfahrung infolge<br />
behandlerischer Unkenntnis. Häufig<br />
gilt es, ein Kind wieder mit Hilfe der<br />
Prophylaxe, »eines guten Werkzeugs«,<br />
von der Angst zu befreien. Angst entsteht<br />
durch fremde Gerüche, Geräusche<br />
und Erwartungsdruck, ebenso<br />
durch unsensible Behandler wie durch<br />
Überforderung in der Dauer der Behandlung.<br />
Entscheidend ist auch der<br />
Grad der vom Kind angenommenen<br />
Bedrohung, denn wer Angst hat,<br />
braucht Phantasie. Die Angstentwöhnung<br />
beginnt mit der eigenen mentalen<br />
Grundeinstellung. So ist ein Kind<br />
nicht »schwierig«, sondern »interessant«<br />
und stellt immer eine Herausforderung<br />
dar. Frau Bertzbach zeigte auf,<br />
wie Kinderbehandlung in der Prophylaxe<br />
altersgerecht erfolgen muss, wobei<br />
das Maß an Reizen und Zuwendung,<br />
an Ritualen und Struktur sich altersentsprechend<br />
stark unterscheidet.<br />
Unterschiedliche Altersgruppen, Klein-,<br />
Kindergarten- und Schulkinder bedürfen<br />
unterschiedlicher Behandlung was<br />
die Zuwendung, Vermittlung von Geborgenheit<br />
und Verlässlichkeit angehen.<br />
Wichtig ist auch die klare Ansprache,<br />
dabei sollte man sich immer einer<br />
positiven Sprache bedienen. Das typische<br />
Beispiel einer negativ besetzten<br />
Sprache ist: »Es tut nicht weh«, hab keine<br />
Angst, es passiert nichts.«<br />
Besser ist es, altersentsprechend die<br />
angemessene Wahrheit zu sagen anstatt<br />
zu bagatellisieren. Das Zauberwort<br />
über allem ist jedoch das Wort<br />
ZEIT. Die anfängliche effektive zahnärztliche<br />
Arbeit soll fünf Minuten nicht<br />
überschreiten. Eine Desensibilisierung<br />
kann nur durch langsame Belastungssteigerung<br />
erfolgen. Frau Bertzbach<br />
gab viele große und kleine Hilfen mit<br />
auf den Weg, um die kleinen Patienten<br />
angstfrei behandeln zu können und<br />
uns die Freude an der Behandlung zu<br />
erhalten.<br />
Welche Zahnbürste, bitte?<br />
Einen sicheren Weg durch den undurchdringlich<br />
erscheinenden Dschungel<br />
der Zahnbürsten und Hilfsmittel<br />
zur mechanischen Plaqueentfernung<br />
wollte Herr Dr. Jiri Sedelmayer aus<br />
Hamburg bahnen und damit die Qual<br />
Zum dritten Mal trafen<br />
sich weitergebildete<br />
Mitarbeiterinnen aus<br />
dem Prophylaxebereich auf<br />
dem Zahnärztetag der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
und Bremen im<br />
Congress Centrum in<br />
Bremen, um sich zum<br />
Wohle unserer Patienten<br />
fortzubilden. Die Kammervorstände<br />
hatten ein<br />
attraktives Programm<br />
zusammengestellt<br />
der Wahl der richtigen Zahnbürste vereinfachen.<br />
Grundsätzlich sei jede angewandte<br />
Zahnreinigungstechnik,<br />
und sei sie noch so falsch, besser als gar<br />
keine Zahnreinigung. Herr Dr. Sedelmayer<br />
beklagte, dass es in Deutschland<br />
bis heute noch keinen Fortbildungskursus<br />
über die richtige Anwendung<br />
von Hilfsmitteln zur Zahnreinigung gäbe<br />
und sowohl Zahnärzte als auch das<br />
Fachpersonal auf autodidaktisch erworbene<br />
Erfahrungen im Selbstversuch<br />
zurückgreifen müssen. Er verstehe<br />
nicht, dass Examinanten ihre Approbation<br />
mit sehr gut erhielten aber<br />
möglicherweise nicht in der Lage seien,<br />
die Plaque in ihrem eigenen Mund exakt<br />
zu erntfernen, weil sie es nicht gezeigt<br />
bekommen und intensiv gelernt<br />
hätten.<br />
Akzeptabel, effektiv, atraumatisch<br />
Das gesunde Parodontium sei die<br />
Grundlage für den Erhalt der Zahngesundheit.<br />
Es gelte, die Quellen der Infektion<br />
zu beseitigen, und diese befänden<br />
sich weder auf den Glattflächen<br />
noch auf den okklusalflächen der Zähne,<br />
sondern am Zahnfleischsaum und<br />
in den Interdentalräumen. Entscheidend<br />
sei demzufolge auch die Reinigung<br />
dieser Bereiche. Die vielfältigen<br />
Angebote an Zahnbürsten, die sich aus<br />
Marketinggründen immer mit neuen<br />
Formen und Büschelanordnungen darstellten,<br />
seien häufig nicht besser als<br />
ihre Vorgänger und führen zu Verunsicherungen.<br />
Sicher sei, dass keine Zahnbürste<br />
der Welt allein den Interdentalraum<br />
ausreichend säubern könne. Dies<br />
gelänge nur mit Zahnseide, am sichersten<br />
jedoch weitestgehend atraumatisch<br />
mit geeigneten Interdentalraumbürsten.<br />
Deren Eignung muss allerdings<br />
am Patienten erprobt, demonstriert<br />
und eingeübt werden. So sei es<br />
durchaus üblich, dass mit zunehmendem<br />
Alter verschiedene Durchmesser<br />
infolge unterschiedlicher Interdentalraumgrößen<br />
zu verwenden seien. Dr.<br />
Sedelmayer beurteilte die Hilfsmittel<br />
nach den Kriterien: akzeptabel, effektiv,<br />
atraumatisch. So habe sich erwiesen,<br />
dass in der Schweiz 60 bis 80 Prozent<br />
der Schulabgänger massive Zahnhalsdefekte<br />
aufwiesen, die auf den Gebrauch<br />
der zur Verfügung gestellten<br />
»mittelharten Schulzahnbürste« zurückzuführen<br />
seien. Er verteilte Lachmännchen<br />
für die einzelnen Systeme:<br />
elektrische sonische Einbüschel-<br />
Systeme Systeme bürste<br />
akzeptabel <br />
710 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 711<br />
effektiv<br />
atraumatisch<br />
<br />
Solotechnik<br />
Nach wie vor sei von den herkömmlichen<br />
Zahnreinigungsmethoden die<br />
Bass-Methode die Anerkannteste, allerdings<br />
erlaube es die Bürstenform<br />
nicht, ohne traumatisierenden Druck<br />
mehr als die Glattflächen gründlich zu<br />
reinigen. Dr. Sedelmayer sagte: »Niemand<br />
kommt auf die Idee, vier nebeneinander<br />
liegende Schuhe mit einem<br />
planen Besen zu reinigen, in der Annahme,<br />
damit perfekte Sauberkeit zu<br />
erzielen, aber bei Zähnen bedient man<br />
sich dieser Annahme.<br />
Als Erfinder der Solo-Technik (Reinigung<br />
mit der Einbüschelzahnbürste)<br />
schrieb er dieser Technik die größte Effektivität<br />
bei minimalster Traumatisierung<br />
zu. Allerdings sei sie schwer zu erlernen<br />
und zeitaufwendig, daher habe<br />
sie gegenüber anderen Systemen eine<br />
geringere Akzeptanz.<br />
Schnittstelle Parodontologie<br />
PD Dr. Rainer Buchmann aus Düsseldorf<br />
referierte über die Wichtigkeit der<br />
parodontalen Diagnostik. Diese sei nur<br />
fotoS: M. grotHe<br />
Über 300 Mitarbeiterinnen waren sich einig: Die Teilnahme am Kongress hat sich gelohnt<br />
dann zeitgemäß, wenn sie die Beurteilung<br />
vorhandener Grunderkrankungen<br />
beinhalte. Anhand eindrucksvoller<br />
Bilder zeigte er auf, wo die Schnittstelle<br />
zwischen Parodontologie und verschiedenen<br />
Allgemeinerkrankungen, wie<br />
Morbus Down, Diabetes, Epilepsie und<br />
HIV liegen. So seien zum Beispiel junges<br />
Erwachsenenalter und übermäßige<br />
starke parodontale Destruktion<br />
nicht vereinbar und auffällig und leiten<br />
den Verdacht auf eine Immunschwäche,<br />
zum Beispiel HIV hin. Wichtig<br />
sei es auch, Patienten mit erhöhtem<br />
parodontalem Risiko neben einer ausführlichen<br />
Anamnese durch regelmäßiges<br />
parodontales Screening zu ermitteln.<br />
Anamnestisch wichtige Punkte<br />
seien:<br />
l Auffälligkeiten bei den Großeltern<br />
(Familienanamnese)<br />
l Nikotinabusus<br />
l Vorherige Parodontalerkrankungen<br />
l Diabetes mellitus I +II<br />
l Sondierungstiefen über 6 mm<br />
l Quantitativer Nachweis spezifischer<br />
Keime.<br />
Leider erlaubte der Zeitrahmen<br />
nicht, dieses wichtige Thema weiter<br />
auszuführen. Hier sei auf entsprechende<br />
Kursangebote der ZAN hingewiesen.<br />
Ein ehrliches Lächeln<br />
Frau Betül Hanisch, Business-Knigge-<br />
Trainerin aus Freiburg bezeichnete sich<br />
selbst als Etikette-Trainerin oder Benimm-Lehrerin.<br />
Sie benötigte keinerlei<br />
technische Hilfsmittel, um die Zuhörer<br />
binnen Sekunden eine Stunde lang mit<br />
ihren Ausführungen über den Umgang<br />
mit Menschen zu faszinieren. Sie<br />
demonstrierte verbal und durch Körpersprache<br />
wie man seinem Gegenüber<br />
die eigene Wertschätzung sichtbar<br />
machen kann und wie man dem<br />
Patienten das Gefühl vermitteln kann,<br />
Gast in der Praxis zu sein. Wichtig sei<br />
die eigene tadellos gepflegte Erscheinung<br />
verbunden mit einem ehrlich gemeinten<br />
Lächeln. Man lächle ehrlich,<br />
wenn man in der Phantasie schöne Erlebnisse<br />
und Bilder aufrufe, dieses führe<br />
zu einer Endorphinausschüttung,<br />
die beinahe den Umfang habe, wie die<br />
zur Zeit des realen Erlebnisses. Freiherr<br />
Adolf von Knigge, der 1788 das Buch<br />
»Über den Umgang mit Menschen«<br />
schrieb, ist 1752 in Bredenbeck bei Hannover<br />
geboren und 1796 in Bremen gestorben.<br />
Frau Betül Hanisch hat uns<br />
<strong>Niedersachsen</strong> und Bremern ausgesprochen<br />
charmant gezeigt, dass Knigge<br />
keineswegs verstaubt und aus der
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Mode ist. Die Nachfrage nach weiterführenden<br />
Kursen war so groß, dass<br />
Frau Hanisch erneut von uns in die ZAN<br />
eingeladen wird.<br />
Beginne bei Dir selbst<br />
Die Vortragsreihe beschloss Herr Hubert<br />
Prange aus Hamburg mit seinem<br />
Vortrag: »Elegante Psychologie für die<br />
Praxis und das halbe Leben.«<br />
»Alles beginnt bei dir selbst, ändere<br />
deine Perspektive und deine Einstellung.«<br />
Mit diesen Worten zündete Herr<br />
Prange ein Feuerwerk, das wohl die<br />
meisten der Anwesenden noch nicht<br />
erlebt haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
aus den Bereichen Psychologie,<br />
Soziologie, Pädagogik und Verhaltensforschung<br />
waren so eingebettet<br />
in Charme und Witz, dass die Resonanz<br />
der Zuhörer nach außen in die<br />
Eingangshalle den Eindruck vermitteln<br />
konnte, ein Comedy-Star habe seinen<br />
Auftritt. Herr Prange referierte so gekonnt<br />
über die Möglichkeiten, einen<br />
anderen, seinen eigenen Weg durch<br />
das Alltagsleben zu gehen, dass die<br />
Motivation für das ganze Team im Praxisalltag<br />
sofort spürbar wurde. Dieser<br />
Vortrag war der krönende Abschluss eines<br />
gelungenen 3. ZMF- und Prophylaxe-Kongresses.<br />
Dr. Peter Rudolph, Göttingen l<br />
Qualitätsmanagement –<br />
Ein Anwenderbericht<br />
sollte ich ein<br />
Qualitätsmanagement<br />
einrichten?« –<br />
»Bei uns ist alles op-<br />
»Warum<br />
timal organisiert« –<br />
»Wir sind sehr flexibel – das ist unsere<br />
Stärke – von einem Qualitätsmanagement<br />
lassen wir uns nicht einengen«<br />
oder »Das kostet nur Zeit und bringt<br />
nichts«. So oder so ähnlich sind vielfach<br />
die spontanen Reaktionen, wenn es<br />
um das Thema »Qualitätsmanagement«<br />
geht.<br />
Auch wir standen in unserer Praxis<br />
der Einführung eines Qualitätsmanagements<br />
eher skeptisch gegenüber.<br />
Insgeheim drängten sich uns viele Fragen<br />
auf, die im Wesentlichen auf Unsicherheiten<br />
im Umgang mit dem Theübung<br />
systematisch ab, wobei der Anwender<br />
in der Regel mit »Ja« oder<br />
»Nein« antworten kann. Beispiel: »Ist<br />
Mund-Nasenschutz verfügbar ? »Ja –<br />
Nein«.<br />
ma zurückzuführen waren: »Wo ste- Die Bearbeitung dieser Fragen kann<br />
hen wir?«, »Was machen wir bereits?«, durch eine Mitarbeiterin erfolgen. Die<br />
»Was müssen wir noch alles tun?«, Bearbeitung kann zu beliebiger Zeit<br />
»Was machen die anderen – der Nach- unterbrochen und zu einem anderen<br />
bar –, sind die eventuell viel weiter?« Zeitpunkt fortgesetzt werden. Zu den<br />
oder »Wieviel Zeit benötigt das und abgearbeiteten Themenkomplexen<br />
was kostet es?«<br />
wird vom Z-PMS ein Protokoll erstellt,<br />
Die Einführung von Z-PMS (Zahn- das bei Bedarf ausgedruckt werden<br />
ärztliches-PraxisManagementSystem kann. Anhand des Protokolls kann der<br />
der ZKN) war dann rasch erledigt. Das Praxisinhaber dann über das weitere<br />
System ist EDV-basiert. Es ist ein Com- Vorgehen entscheiden.<br />
puterprogramm, das auf nahezu je- Die Einführung in unserer Praxis<br />
dem Windows-Computer lauffähig ist. war daher einfacher als erwartet. Es<br />
Es benötigt keine umfangreiche Instal- zeigte sich, dass die allermeisten Anforlation.<br />
Es startet direkt von einer CD- derungen bereits längst in der tägli-<br />
Rom. Lediglich zum Abspeichern der chen Arbeit erfüllt wurden. Was bis-<br />
Arbeit ist es notwendig, einen Speilang fehlte, war jedoch die Gewissheit,<br />
cherort festzulegen. Alternativ kann Z- das Richtige zu tun oder manche Dinge<br />
PMS auch auf einem USB-Stick von der tatsächlich zu verändern. Hierbei hat<br />
ZKN bezogen werden. Es entfällt dann sich Z-PMS als sehr effektives Hilfsmit-<br />
sogar die Wahl eines Speitel<br />
erwiesen. Die Grundidee<br />
cherortes – der Bearbei-<br />
von Z-PMS ist, dass viele qualitungsstand<br />
wird direkt auf<br />
tätssichernde Arbeiten, aber<br />
dem USB-Stick gespeichert.<br />
auch Dokumentations- und<br />
Die eigentliche Arbeit mit<br />
Auditierungsmaßnahmen,<br />
Z-PMS ist sehr einfach gehal-<br />
bereits seit Jahren in den<br />
ten, wie ein »Frage-Ant-<br />
zahnärztlichen Praxen durchwort-Spiel«.<br />
Das System<br />
geführt werden. Die Maßnah-<br />
fragt den Anwender zu vermen<br />
wurden jedoch nie systeschiedenen<br />
Bereichen der<br />
matisch miteinander in Bezie-<br />
zahnärztlichen Berufsaus- Dr. Stefan Liepe hung gesetzt und hatten da-<br />
foto: PrivAt<br />
her auch nie die Chance, als ein<br />
eigenständiges zahnärztliches Qualitäts-/Praxismanagement<br />
begriffen zu<br />
werden.<br />
Diese systematische Zusammenführung<br />
leistet Z-PMS und erspart damit<br />
viele teure und umfangreiche Doppelarbeiten.<br />
»Qualitätsmanagement ist nur etwas<br />
für die Industrie« oder »Arbeitsabläufe<br />
dokumentieren macht in unserem<br />
Kleinbetrieb keinen Sinn« sind<br />
weitere oft genannten Meinungen.<br />
Diese Meinungen beruhen jedoch zum<br />
Teil auf Missverständnissen, denn Qualitätsmanagement<br />
führt nicht zwangsläufig<br />
zu einem höherwertigen Ergebnis,<br />
sondern steuert nur die Erreichung<br />
der vorgegebenen Qualität. Auch der<br />
Herstellungsprozess eines Billigprodukts<br />
kann somit durchaus einem vollständigen<br />
Qualitätsmanagement unterliegen.<br />
Auch Qualitätszertifizierungen<br />
– etwa nach ISo – sagen somit<br />
nichts über die Produktqualität aus,<br />
wie teilweise durch Werbung suggeriert,<br />
sondern nur über das Qualitätsmanagement<br />
im Herstellungsprozess.<br />
Als sehr nützlich haben sich auch die<br />
vielfältigen Vorlagen erwiesen, die Z-<br />
PMS bereits enthält. Es sind Mustervorlagen<br />
für Behandlungsabläufe enthalten,<br />
die direkt für die eigene Praxis<br />
übernommen oder bei Bedarf mit einem<br />
normalen Textverarbeitungsprogramm<br />
entsprechend den eigenen<br />
Vorstellungen angepasst werden können.<br />
Weiterhin ist auf der CD-Rom eine<br />
Vielzahl von Musterformularen der<br />
ZKN enthalten (zum Beispiel Ausbildungsverträge,GoZ-Patienteninformationen,<br />
usw.), die bei Bedarf ebenfalls<br />
einfach ausgedruckt werden können.<br />
Neben den Erfahrungen in der eigenen<br />
Praxis liegen bereits Ergebnisse<br />
von Umfragen und Auswertungen zu<br />
Z-PMS aus einigen anderen Kammerbereichen<br />
vor. Prof. Dr. Bettina Fischer,<br />
Lehrstuhl für Marketing und Unternehmensführung<br />
von der Fachhochschule<br />
Wiesbaden, hat eine Untersuchung<br />
zur Einführung von Z-PMS<br />
durchgeführt.<br />
Auf die Frage »Welche Produktvor-<br />
teile bietet Z-PMS aus Ihrer Sicht?« antworteten<br />
Anwender:<br />
l »Günstiges Angebot bei guter Qualität.<br />
Praktikabel«<br />
l »Aktueller Stand. Praxisnahe Umsetzung.<br />
Geringe Bürokratie«<br />
l »günstiger Preis«<br />
l »Die Einarbeitung ist nicht besonders<br />
schwierig. Z-PMS ist gut durchdacht<br />
und deshalb leicht umzusetzen«<br />
l Ȇbersichtlichkeit. An Praxisbedarf<br />
angepasst. Sicherheit durch Unterstützung<br />
der LZK«<br />
l »Leichte telefonische Erreichbarkeit<br />
bei Fragen. Austausch mit Kollegen<br />
möglich«<br />
l »Einfache, leicht zu bedienende<br />
dieses ist der dritte teil einer serie von Beiträgen zum thema Qm:<br />
teil 1: einführung: Qualitätsmanagement fluch oder segen<br />
teil 2: faQ: häufige fragen zu z-Pms<br />
teil 3: anwenderBerichte zu z-Pms<br />
teil 4: die zukunft: z-Pms im internet<br />
Struktur. Anträge des Gesundheitsamtes<br />
über unsere Hygienevorkehrungen<br />
konnten schnell und umfassend<br />
beantwortet werden«<br />
l »Beweiskräftige Unterlagen. Erkennen<br />
von Stärken und Nutzen von<br />
Vorteilen. Kundenzufriedenheit<br />
und verbesserte Kundenbindung.<br />
Ständiges Verbessern und Vereinfachen<br />
von Abläufen«.<br />
Die hohe Zufriedenheit der Anwender<br />
mit Z-PMS spiegelt sich auch in den<br />
Antworten auf die Frage »Würden Sie<br />
eine QM-Einführung mit Z-PMS weiterempfehlen?«<br />
wider. 87 Prozent der Befragten<br />
antworteten auf diese Frage<br />
mit »Ja« oder »auf jeden Fall«.<br />
712 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 713<br />
foto: Dr. S. liePe<br />
Mitarbeiterinnen<br />
(Frau Piepho und Frau<br />
Bornschein) bei der<br />
Bearbeitung von Z-PMS<br />
Dr. Stefan Liepe l<br />
Quelle: Prof. Dr. B. fiSCHer
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Info-Tag<br />
an der ZMK-Klinik der MHH<br />
Einmal im Jahr präsentiert<br />
sich die Klinik für Zahn-,<br />
Mund-, und Kieferheilkunde<br />
der Medizinischen Hochschule<br />
in Hannover der<br />
allgemeinen Öffentlichkeit<br />
Das besondere an dieser<br />
Veranstaltung ist, dass die<br />
organisation in den Händen<br />
der Studenten aus<br />
den klinischen Semestern<br />
ZKN Präsident Dr. Michael Sereny<br />
(2. von rechts) mit den Oorganisatorinnen<br />
Mariela Schubert und<br />
Elena Welle sowie dem Schirmherr<br />
Prof. Dr. H. Günay<br />
Zahnmedizinstudenten<br />
organisieren<br />
Tag der offenen Tür<br />
Motto: »Ein schönes<br />
Lächeln im richtigen<br />
Augenblick«<br />
liegt. Die Schirmherrschaft hat Prof. Dr.<br />
H. Günay, stellvertretender Direktor<br />
der Klinik und leitender oberarzt der<br />
Abteilung für Zahnerhaltung, Parodontologie<br />
und Präventive Zahnheilkunde.<br />
fotoS: Prof. Dr. H. günAy; Dr. K.-H KArStenS<br />
Dr. Karl-<br />
Hermann<br />
Karstens<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
Am Samstag,<br />
den 17. oktober,<br />
fand die diesjährige<br />
Veranstaltung<br />
in der Zeit von 10<br />
bis 16 Uhr in der Klinik<br />
statt. Für alle<br />
Mitglieder der Familien,<br />
von den<br />
Steppkes bis zu<br />
oma und opa, waren<br />
Aktionen vorbereitet.<br />
Neben ei-<br />
nem improvisierten Kariestunnel wurde<br />
den Kindern spielerische Information<br />
zur Zahngesundheit geboten. An<br />
den Phantomköpfen des studentischen<br />
Schulungsraumes konnte jeder<br />
Besucher unter Anleitung einer/eines<br />
Studierenden selbst einmal »Zahnarzt«<br />
spielen und in den Plastikzähnen<br />
Löcher bohren. Parallel liefenVorträge<br />
im Hörsaal zu Themen, die den Bogen<br />
von der »Kieferorthopädie bei Erwachsenen«<br />
bis zu »Möglichkeiten der dentalen<br />
Implantologie« spannten. Ausstellungen<br />
zu Zahn- und Mundhygiene,<br />
herausnehmbaren Zahnersatz mit Prothesenpflege<br />
und diversen anderen<br />
Themen komplettierten das Programm.<br />
Unter der Leitung von cand. med.<br />
dent. Mariela Schubert und Elena Welle<br />
war alles über Monate vorbereitet<br />
worden. Dutzende von Sponsoren wurden<br />
angesprochen, um über eine Tombola<br />
jedem Besucher eine kleine Aufmerksamkeit<br />
zukommen zu lassen. Die<br />
Studierenden hatten selbst Kuchen gebacken,<br />
den sie kostenlos den Gästen<br />
offerierten. Und jeder von den circa 80<br />
beteiligten Studentinnen und Studenten<br />
sowie den acht Assistenten war mit<br />
großem Engagement bei der Sache.<br />
Prof. Günay hob hervor, dass diese<br />
Veranstaltung insbesondere der allgemeinen<br />
Information der Bürger über<br />
die Zahnklinik in Hannover diene und<br />
zusätzlich Gymnasiasten eine Studieninformation<br />
über das Fach Zahnheilkunde<br />
böte. Er geht davon aus, dass er<br />
im nächsten Jahr zum siebten Mal in<br />
Folge wieder 500 bis 600 Besucher bei<br />
einer gleichartigen Veranstaltung begrüßen<br />
wird. KHK l<br />
Wenn der Versicherungsmann klingelt ...<br />
– oder: Wer ist eigentlich »Herr Kaiser«?<br />
Eine wahre Begebenheit aus dem Alltag einer hannoverschen<br />
Zahnarztpraxis<br />
Herr S. stellte sich<br />
als Leitender Repräsentant<br />
einer<br />
großen Versicherungsgruppe,deren<br />
Namen wir an dieser Stelle<br />
selbstverständlich nicht nennen<br />
können, vor.<br />
Das Angebot<br />
Heike Nagel Geschult und sorgfältig gewählt<br />
waren die Worte des Herrn Kaiser,<br />
pardon Herr S., mit denen er gekonnt<br />
dem Zahnarzt ein scheinbar lukratives<br />
Angebot unterbreitete: In seinem<br />
Job sei es doch ganz einfach, die<br />
Patienten zu animieren, bei seiner Versicherungsgruppe<br />
Versicherungen abzuschließen.<br />
Es solle sein Schaden nicht<br />
sein – selbstverständlich erhalte der<br />
Zahnarzt dafür eine Provision!<br />
Mit schon ein wenig stolzgeschwellter<br />
Brust ließ Herr S. die Bemerkung<br />
fallen, die den Zahnarzt letzten Endes<br />
offensichtlich überzeugen sollte: Er habe<br />
schon viele Zahnärzte dafür gewinnen<br />
können. Das Geschäft laufe sehr<br />
gut.<br />
Und mit einem scheinbar verstehenden<br />
Blick auf den Zahnarzt fügte er<br />
hinzu, dass man in der heutigen Zeit<br />
vom Bohren allein auch nicht mehr leben<br />
könne.<br />
Natürlich, wie sollte es auch anders<br />
sein, zauberte Herr S. noch ein weiteres<br />
Schmankerl aus dem Hut: Die kooperierenden<br />
Praxen, die Patienten akquirieren,<br />
würden darüber hinaus so<br />
manchen Bonus erhalten, indem diese<br />
Praxen von den Versicherungen als<br />
»gute« und »qualitativ hochwertig arbeitende<br />
Praxen« den Versicherten<br />
empfohlen würden. Auch würden die<br />
Versicherten im Falle der Behandlung<br />
in diesen Praxen auch mehr Zuschuss<br />
erhalten, und die Zahnärzte könnten<br />
höhere Gebührensätze<br />
abrechnen.<br />
Und Werbematerial,<br />
wie Flyer und dergleichen,<br />
habe er selbstverständlich<br />
auch dabei.<br />
Ein klares Nein<br />
In unserem Fall hatte der<br />
Zahnarzt für die Werbemethoden<br />
des Herrn S.<br />
nur ein Achselzucken übrig<br />
und lehnte das Ansinnen<br />
rundheraus ab. Ihm<br />
war klar, dass ein Tätigwerden<br />
wie von Herrn S.<br />
angepriesen, nicht mit den für seine<br />
Berufsausübung geltenden Vorschriften<br />
zu vereinbaren ist.<br />
...aus folgenden Gründen<br />
Der Zahnarzt ist gem. § 1 Abs. 1 des<br />
Zahnheilkundegesetzes zur Ausübung<br />
der Zahnheilkunde berechtigt. Die<br />
Zahnheilkunde ist definiert in § 1 Abs. 3<br />
ZHG als berufsmäßige auf zahnärztlich<br />
wissenschaftliche Erkenntnis gegründete<br />
Feststellung und Behandlung von<br />
Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten.<br />
Gemäß § 1 Abs. 4 ZHG ist die Ausübung<br />
der Zahnheilkunde kein Gewerbe!<br />
Dem Zahnarzt ist es nach § 21 Abs. 4<br />
der Berufsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (Bo) untersagt, seine<br />
zahnärztliche Berufstätigkeit für<br />
gewerbliche Zwecke zu verwenden<br />
oder ihre Verwendung für gewerbliche<br />
Zwecke zu gestatten.<br />
Das Akquirieren von Patienten für<br />
Versicherungsgesellschaften ist daher<br />
mit den berufsrechtlichen Vorschriften<br />
nicht vereinbar.<br />
Darüber hinaus wäre ein Vorgehen<br />
in dieser Form auch nicht mit dem Anspruch<br />
an die gewissenhafte Berufs-<br />
Es war ein ganz<br />
normaler Tag<br />
in einer ganz<br />
normalen zahnärztlichen<br />
Praxis.<br />
Bis – ja, bis<br />
Herr S. in den<br />
Praxisräumen<br />
des Zahnarztes<br />
erschien …<br />
ausübung und das dem<br />
Zahnarzt aufgrund seines<br />
Berufes entgegengebrachte<br />
Vertrauen zu vereinbaren.<br />
In einem vergleichbar gelagerten<br />
Fall untersagte ein<br />
Gericht die Werbung eines<br />
Arztes für Gewerbetreibende<br />
und begründete seine<br />
Entscheidung unter anderem<br />
damit, dass dem Arzt eine<br />
in der gewerblichen Wirtschaft<br />
unübliche Verantwortung<br />
und Fürsorge gegenüber<br />
seinen Patienten<br />
obliege, da diese aufgrund<br />
mangelnder Fachkunde regelmäßig<br />
nicht in der Lage seien, Entscheidungen<br />
und Empfehlungen ihres Arztes in<br />
Frage zu stellen.<br />
Als problematisch sah es das Gericht<br />
außerdem an, dass Patienten die Vorstellung,<br />
der Arzt »kenne sich aus« und<br />
»wisse, was gut ist«, vielfach undifferenziert<br />
auf andere Lebensbereiche<br />
übertragen...«. Aus diesem Grund sei<br />
es naheliegend, dass bei einer Vielzahl<br />
von Patienten der Eindruck entstehe,<br />
der Arzt stehe mit seiner Fachkunde<br />
hinter den angepriesenen Produkten<br />
und heiße diese gut.<br />
Letzten Endes wäre es nämlich der<br />
Gewerbebetrieb, in diesem Fall die Versicherung,<br />
die an dem guten Namen<br />
und dem seriösen Beruf des Zahnarztes<br />
partizipiert und daraus einen erheblichen<br />
Vorteil ziehen würde.<br />
Der Zahnarzt ist zur Ausübung der<br />
Zahnheilkunde berechtigt. Die Akquise<br />
von Patienten gehört eindeutig nicht<br />
dazu und ist ihm daher auch nicht gestattet!<br />
Zu guter Letzt<br />
Die <strong>Zahnärztekammer</strong> hat, als sie davon<br />
erfuhr, angesichts der Tragweite<br />
714 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 715<br />
foto: PrivAt
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Papierkrieg<br />
Kampf gegen überbordende Bürokratie und Verwaltungsschikane<br />
Auch Private Krankenversicherungen<br />
nerven mit Papierkrieg.<br />
»Nicht mehr der Zahn-<br />
Arzt soll gemeinsam mit Ihnen<br />
entscheiden, was für Ihre Gesundheit<br />
richtig ist.«<br />
Mit dieser Erklärung beginnen die<br />
Beiträge zur Rubrik »Ver-Unsicherungen«<br />
auf der website www.oldenBurk.<br />
de unseres Kollegen Dr. Wolfgang Burk<br />
in oldenburg (die Domain verrät es ja<br />
schon).<br />
Bereits wenige Zeilen später folgt ei-<br />
Fortsetzung von Seite 715:<br />
der Angelegenheit, sofort reagiert und<br />
bei dem Vorstand der großen Versicherung<br />
Beschwerde über das Verhalten<br />
des Herrn S. geführt. Vielleicht ist es<br />
von Interesse für Sie zu erfahren, dass<br />
uns nach circa 1 1/2 Monaten ein Antwortschreiben<br />
von dort, bestehend aus<br />
insgesamt vier (!) Sätzen, erreichte mit<br />
dem Tenor, man habe Herrn S. befragt<br />
und der habe unsere Behauptungen<br />
bestritten.<br />
Ein Schelm, wer jetzt Böses dabei<br />
denkt ...<br />
Eines wird jedoch auch hier wieder<br />
deutlich: Der wahre »Herr Kaiser« hätte<br />
solch ein unseriöses Angebot nicht<br />
gemacht. Heike Nagel<br />
Assistentin des Justitiars l<br />
neUnterlassungserklärung, die der<br />
Kollege zur Abwendung<br />
finanzieller<br />
Risiken abzugeben<br />
hatte: »Ich betone<br />
und stelle bedauernd<br />
richtig: Die<br />
D BV-Winter thur<br />
Krankenversicherung<br />
erpresst nicht.<br />
… Sie betreibt auch<br />
keine Antiwerbung<br />
Dr. Wolfgang<br />
Burk<br />
und ist auch nicht Erfüllungsgehilfe für<br />
Lauterbach & Co.«. Was steckt hinter<br />
dieser Unterlassungserklärung?<br />
Der Kollege betreibt in oldenburg<br />
seit 1981 eine Privatpraxis für Zahnheilkunde,<br />
die sehr breitfächerig aufgestellt<br />
ist. Zwangsläufig ist der größere<br />
Teil seiner Patienten bei einer privaten<br />
Krankenversicherung versichert.<br />
Leidvoll musste er über die vergangenen<br />
Jahre erleben, dass deren Erstattungspraxis<br />
immer groteskere Züge<br />
annimmt. Nicht nur bei den Beihilfestellten<br />
des öffentlichen Dienstes, auch<br />
in den Verwaltungen der Versicherungskonzerne<br />
werden immer mehr<br />
Sachbearbeiter/innen eingesetzt, um<br />
mit Nachfragen, Erläuterungsanforderungen<br />
und weiteren teilweise schikanösen<br />
Schreiben, die aus vorgefertigten<br />
Textblöcken mit mehr oder weniger<br />
Sachverstand zusammengesetzt wur-<br />
foto: PrivAt<br />
Dr. Karl-<br />
Hermann<br />
Karstens<br />
foto: ZKn-ArCHiv<br />
den, den bürokratischen<br />
Aufwand in<br />
unseren Praxen zu<br />
steigern.<br />
Zur Information<br />
seiner eigenen und<br />
anderer Patienten,<br />
im Grunde aller<br />
Bürger unserer Republik,<br />
über diese<br />
zunehmende Praxis<br />
– auch von namhaftenVersiche-<br />
rungen wie der DBV-Winterthur, die inzwischen<br />
von der AXA-Versicherung<br />
(»Einfach gut versichert«) übernommen<br />
wurde – stellte er einen offenen<br />
Brief in seine website. Diesen Brief, eine<br />
Antwort auf einen immer wiederkehrenden<br />
Fragenkatalog der DBV-<br />
Winterthur zu geplanten oder durchgeführten<br />
zahnmedizinischen Maßnahmen,<br />
nahm die Versicherung zum<br />
Anlass, von unserem Kollegen eine Unterlassungserklärung<br />
zu verlangen.<br />
Wenn Sie ebenfalls von den allgemein<br />
gängigen Taktiken der<br />
Versicherung(en) genervt sind, sollten<br />
Sie der website: www.oldenBurk.de einen<br />
Besuch abstatten. Es könnten sich<br />
dort unter Leistungsspektrum /Veröffentlichungen/Ver-Un-Sicherungen<br />
hilfreiche Informationen für Sie finden.<br />
KHK l<br />
Gehwegräumpflicht<br />
Alle Jahre wieder ....<br />
der Winter<br />
und mit ihm<br />
die Frage, wer<br />
eigentlich dafür<br />
…kommt<br />
zuständig ist,<br />
die Gehwege von Schnee und Eis zu befreien.<br />
Grundsätzlich sind die Gemeinden<br />
bzw. Städte verpflichtet, die öffentlichen<br />
Gehwege zu räumen. Dieser<br />
Grundsatz findet jedoch leider nur sehr<br />
selten Anwendung, da die Kommunen<br />
regelmäßig mittels Satzung die<br />
Räumpflicht auf die jeweiligen Grundstückseigentümer<br />
übertragen.<br />
In diesen Fällen ist also der Hauseigentümer<br />
zur Schnee- und Eisbeseitigung<br />
verpflichtet. Allerdings hat er die<br />
Möglichkeit, zum Beispiel durch eine<br />
entsprechende Regelung im Mietvertrag,<br />
seine Räumpflichten auf den Mieter<br />
zu übertragen.<br />
Wurde von dieser option Gebrauch<br />
gemacht, obliegt es nunmehr dem<br />
Mieter, den Gehweg und den Hauseingang<br />
schnee- und eisfrei zu halten.<br />
Ganz aus dem Schneider ist der Vermieter<br />
in diesen Fällen jedoch auch<br />
nicht, da er trotz Übertragung noch<br />
verpflichtet ist, die Einhaltung der<br />
Räumpflicht, zumindest stichprobenartig,<br />
zu kontrollieren. Dies gilt übrigens<br />
auch, wenn der Eigentümer einen<br />
Dritten, zum Beispiel einen Winter-<br />
dienst oder Hausmeisterservice, mit<br />
der Räumung beauftragt hat. Kann die<br />
Einhaltung der Überwachungspflicht<br />
nicht nachgewiesen werden, drohen<br />
dem Eigentümer im Schadensfalle Ansprüche<br />
der geschädigten Person/en.<br />
Neben der Frage der Zuständigkeit<br />
ist jedoch auch der Umfang der<br />
Räumpflicht von Bedeutung. Häufig<br />
enthalten die lokalen Straßenreinigungssatzungen<br />
entsprechende Vorgaben.<br />
Im Allgemeinen wird gefordert,<br />
dass in der Zeit von 7.00 bis 20.00 Uhr<br />
so viel des Gehweges geräumt wird,<br />
dass zwei Erwachsene nebeneinander<br />
hergehen können. Dies dürfte einer<br />
Breite von circa 1 bis 1, 5 m entsprechen.<br />
Sollte es im betreffenden Zeitraum<br />
wiederholt schneien oder gefrieren, ist<br />
die Räumtätigkeit gegebenenfalls zu<br />
wiederholen. Dies gilt auch für Berufstätige,<br />
die sich um eine Vertretung bemühen<br />
müssen. Analoges gilt, wenn<br />
ein Räumverpflichteter urlaubsbedingt<br />
abwesend ist.<br />
Wird die Räumpflicht nicht oder<br />
nicht ordnungsgemäß erfüllt, können<br />
im Schadensfall erhebliche Forderungen<br />
auf den Verpflichteten zukommen.<br />
Man denke in diesem Zusammenhang<br />
an Heilkosten und an Schmerzensgeld.<br />
Kommt es zu einer dauerhaften Schädigung,<br />
kommen auch lebenslange<br />
Rentenzahlungen in Betracht. In diesem<br />
Zusammenhang sei<br />
erwähnt, dass die meistenHaftpflichtversicherungenAusschlussklauseln<br />
für den Fall von grober<br />
Fahrlässigkeit oder<br />
Vorsatz enthalten.<br />
Als Fazit kann festgehalten<br />
werden, dass man<br />
die Einhaltung der<br />
Räumpflicht nicht auf die<br />
leichte Schulter nehmen<br />
sollte. Michael Behring<br />
Abteilungsleiter Aus- und<br />
Fortbildung l<br />
716 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 717<br />
foto: K. SCHirBort<br />
Unbewusste<br />
Steuerhinterziehung<br />
Urteil:<br />
Praxisausfallversicherung<br />
ist nicht als<br />
Betriebsausgabe<br />
absetzbar<br />
Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs<br />
(BFH) vom 20.5.2009 (Az. VIII R<br />
6/07) laufen auch Zahnärzte Gefahr,<br />
mit ihrer Praxisausfallversicherung<br />
Steuerbetrug zu begehen<br />
Die Richter bestätigten die ständige<br />
Rechtsprechung, wonach eine Praxisausfallversicherung<br />
– auch Betriebsausfallversicherung<br />
genannt –<br />
für den Fall von Krankheit oder<br />
Unfall ereignis des Freiberuflers der privaten Lebensführung<br />
zuzurechnen ist. Wer entsprechende<br />
Versicherungsprämien von der Steuer absetzt,<br />
setzt sich dem Verdacht der Steuerhinterziehung<br />
aus.<br />
»Das Problem ist, genau zu dieser Praxis leiten<br />
seit Jahren zahlreiche Versicherer durch ihre Werbebroschüren<br />
und entsprechende Schulung ihrer<br />
Vermittler an«, sagt Rechtsanwalt Dr. Johannes Fiala<br />
aus München www.fiala.de), der sich mit Dipl.-<br />
Math. Peter A. Schramm, Sachverständiger für<br />
Versicherungsmathematik (www.pkv-gutachter.<br />
de), mit dieser Materie beschäftigt.<br />
Nur wenn betriebliche Risiken, etwa die Schließung<br />
einer Zahnarztpraxis wegen Seuchengefahr,<br />
oder Betriebsschließung nach Brand, Sturm<br />
oder Einbruch, versichert seien, komme eine anteilige<br />
Zuordnung im betrieblichen Bereich in Frage,<br />
führt der Münchner Rechtsanwalt weiter aus.<br />
Anderenfalls handele es sich um Kosten der privaten<br />
Lebensführung, für die ein Abzugsverbot in §<br />
12 Einkommensteuergesetz (EStG) zu finden sei.<br />
Natürlich sollte der Steuerberater des Zahnarztes<br />
über dieses Prozedere informiert sein. »Aber<br />
nur, wenn er den Auftrag zu einer materiellen Be-
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
legprüfung bekommt oder der Zahnarzt<br />
die Buchführung in die Hände des<br />
Steuerberaters legt, kann es ihm auffallen«,<br />
erklärt Fiala. oft kümmert sich<br />
allerdings der Praxisinhaber oder eine<br />
Angestellte um die Buchführung.<br />
Täuschungsmanöver<br />
Fiala berichtet, dass sich selbst eine<br />
süddeutsche Landeszahnärztekammer<br />
offenbar vom lügenhaften Marketing<br />
einiger Versicherer täuschen lässt. So<br />
wirbt diese Kammer bei Mitgliedern<br />
damit, dass die Prämien der Praxisausfallversicherung<br />
von der Steuer absetzbar<br />
und die Leistungen des Versicherers<br />
zu versteuern seien.<br />
Rein rechtlich sind solche Vorschläge<br />
problematisch. Fiala: »Wer einem<br />
anderen »leichtfertig und gewissenlos«<br />
zu hohen Ausgaben für Geschäfte<br />
mit ungewissem Ausgang rät und dabei<br />
bewusst in Kauf nimmt, dass das<br />
Geschäft scheitert und dass der andere<br />
dabei erheblichen wirtschaftlichen<br />
Schaden erleidet, handelt sittenwidrig<br />
(vgl. BGH, NIW 1987,1758).«<br />
Recht in der Praxis<br />
Nach § 3 Abs. 2 der Zulassungsverordnung<br />
für Vertragszahnärzte<br />
ist die Approbation<br />
als Zahnarzt<br />
und die Ableistung einer<br />
mindestens zweijährigen Vorbereitungszeit<br />
Grundvoraussetzung für die<br />
Erteilung einer vertragszahnärztlichen<br />
Zulassung. In dem vom Landessozialgericht<br />
Schleswig mit Beschluss (L 4 B<br />
497/08 KA ER) entschiedenen Fall,<br />
machte ein Zahnarzt geltend, dass ihm<br />
die Assistenzzeit bei einem Privatzahnarzt<br />
im Rahmen der Vorbereitungszeit<br />
anzurechnen sei. Es läge eine Regelungslücke<br />
vor. Der größere Teil der<br />
Vorbereitungszeit sei nicht notwendigerweise<br />
bei einem Vertragszahnarzt<br />
zu absolvieren, sondern auch Tätigkei-<br />
Das Urteil macht eines deutlich:<br />
Freiberufler, wie etwa Zahnärzte, haben<br />
in der Vergangenheit viel zu hohe<br />
Versicherungssummen bei den Versicherern<br />
abgeschlossen, weil ihnen erklärt<br />
wurde, im Schadensfall müssten<br />
sie noch Steuern auf die Leistungen des<br />
Versicherers bezahlen.<br />
Diese falschen Angaben zu Steuerersparnissen<br />
bei Praxisausfallversicherungen<br />
sind ein Problem. »Einfache<br />
steuerliche Ratschläge von Versicherungsvertretern<br />
sind zwar möglich,<br />
müssen aber korrekt sein«, betont Fiala.<br />
Alternative Krankentagegeld<br />
Um den Problemen mit dem Fiskus aus<br />
dem Weg zu gehen, gibt es die Alternative<br />
des Krankentagegeldes. Nur dort<br />
entfällt nach drei Jahren das ordentliche<br />
Kündigungsrecht und es gibt kein<br />
Kündigungsrecht im Schadensfall für<br />
den Versicherer.<br />
Das ist auch eine Besonderheit der<br />
Praxisausfallversicherung: Der Versicherer<br />
kann diese nach einem Scha-<br />
ten in unselbstständiger Stellung –<br />
zum Beispiel in Universitätszahnkliniken<br />
oder im öffentlichen Gesundheitsdienst<br />
– würden zur Erfüllung der<br />
zweijährigen Vorbereitungszeit beitragen<br />
können. Zudem verstoße die Regelung<br />
des § 3 Abs. 3 Zahnärzte-ZV gegen<br />
das europarechtliche Diskriminierungsverbot<br />
aus Gründen der Staatsangehörigkeit,<br />
da Zahnärzte, die in einem<br />
anderen EU- oder EWR-Mitgliedsstaat<br />
ein nach den gemeinschaftsrechtlichen<br />
Vorschriften anerkanntes<br />
Diplom erworben hätten, ohne Vorbereitungszeit<br />
zur Berufsausübung zugelassen<br />
würden.<br />
Das LSG Schleswig erteilte dieser<br />
Auffassung eine Absage. Der Wortlaut<br />
des § 3 Abs. 3 Zahnärzte-ZV sei eindeu-<br />
densfall und der ausgezahlten Schadenssumme<br />
fristgerecht kündigen.<br />
Sollte der Kunde anschließend weiterhin<br />
Probleme mit der Gesundheit haben,<br />
wird er es schwer haben, sich woanders<br />
zu versichern.<br />
Grenze für die Versicherbarkeit in<br />
der Krankentagegeldversicherung ist<br />
allerdings das Nettoeinkommen, während<br />
in der Praxisausfallversicherung<br />
auch darüber hinaus die im Krankheitsfall<br />
weiter laufenden Praxiskosten<br />
abgesichert werden können. »Doch<br />
die Praxisschließung wird für viele<br />
Freiberufler im Krankheitsfall gar keine<br />
echte option sein, weil dann auch Patienten<br />
verloren gehen«, glaubt Fiala.<br />
Vielmehr ist die Praxisweiterführung<br />
mit einem Vertreter die bessere<br />
Wahl – dann aber tragen sich die Praxiskosten<br />
durch dessen Tätigkeit selbst<br />
und die Versicherung des entgangenen<br />
Nettoeinkommens in einer Krankentagegeldversicherung<br />
reicht völlig.<br />
spectator dentistry, Ausgabe Nr. 10 l<br />
LSG Schleswig: Anrechnung von Tätigkeiten für Vorbereitungszeit<br />
tig und fordere eine Tätigkeit als Assistent<br />
bei einem Vertragszahnarzt, womit<br />
keine ausfüllungsbedürftige Regelungslücke<br />
vorliegen würde. Im Übrigen<br />
sei auch kein Verstoß gegen<br />
europarechtliche Bestimmungen oder<br />
gegen die Verfassung zu verzeichnen.<br />
Bei einem nicht grenzüberschreitenden<br />
Sachverhalt – wie dem vorliegenden<br />
– verstoße das Erfordernis der Vorbereitungszeit<br />
nicht gegen Gemeinschaftsrecht.<br />
Die Regelung in der Zulassungsverordnung<br />
würden auch nicht<br />
gegen die Berufsausübungsfreiheit<br />
nach Art. 12 des Grundgesetzes verstoßen,<br />
da unter anderem von der Zweckmäßigkeit<br />
und Zumutbarkeit der zweijährigen<br />
Vorbereitungszeit ausgegangen<br />
werden könne.<br />
LG Itzehoe: Offenhalten der Haustür bei Arztpraxis<br />
Viele Arzt- und Zahnarztpraxen<br />
legen darauf Wert, dass<br />
ihre Patienten möglichst<br />
ungehinderten Zugang zur<br />
Praxis bekommen, in dem<br />
sie die Haustür durch »einfaches Stoßen«<br />
öffnen können. Lästig kann es<br />
werden, wenn der Vermieter die so genannte<br />
»Schlossfalle« regelmäßig verriegelt<br />
und die Patienten erst klingeln<br />
müssen.<br />
Mit einer solchen »Verriegelungsaktion«<br />
musste sich das Landgericht Itzehoe<br />
in seinem Urteil vom 9.7.2009 (AZ<br />
7 o 191/08) im Fall einer betroffenen<br />
Zahnarztpraxis beschäftigen. In seiner<br />
Entscheidung kommt das LG Itzehoe zu<br />
dem Ergebnis, dass es für die Frage, ob<br />
ein offenhalten der Haustür verlangt<br />
werden kann oder nicht, darauf ankommt,<br />
ob dies zum vertragsgemäßen<br />
Gebrauch der Mietsache erforderlich<br />
ist. Eine Abwägung der beiderseitigen<br />
Interessen ergebe im konkreten Fall,<br />
dass dem Zahnarzt ein Anspruch darauf<br />
zustünde, während der Geschäftszeiten<br />
der Praxis, die Haustür geöffnet<br />
zu haben. Zu unterscheiden sei insoweit<br />
zwischen einem Wohnhaus und<br />
einem Gebäude für Gewerbebetrieb.<br />
Insbesondere bei einer Vermietung<br />
von Räumen zu Gewerbezwecken gehöre<br />
es zum vertragsgemäßen Gebrauch<br />
der Mietsache, dass die Mietsache<br />
jederzeit für Publikumsverkehr<br />
leicht zugänglich ist und den »Kunden«<br />
möglichst ungehinderter Zugang gewährt<br />
wird. Regelmäßig gehöre es danach<br />
auch zum vertragsgemäßen Gebrauch<br />
der Mietsache eines Gewerbebetriebes<br />
mit gesonderter Haustür,<br />
dass ein freier Durchgang ermöglicht<br />
wird.<br />
Etwas anderes könne nur dann gelten,<br />
wenn dem Vermieter des Gewerbebetriebes<br />
unter Berücksichtigung<br />
der Interessen der übrigen Mieter ein<br />
überwiegendes Interesse daran zuzubilligen<br />
sei, dass das Haus stets verschlossen<br />
ist und die Haustür nur auf<br />
Klingeln geöffnet werden kann. Allein<br />
der Wunsch der übrigen Mieter, auch<br />
wenn es sich um Wohnraummietverträge<br />
handele, die Haustür wegen eines<br />
überhöhten persönlichen Sicherheitsbedürfnisses<br />
geschlossen zu halten,<br />
reiche hierzu jedoch nicht aus.<br />
Vielmehr müsse der Vermieter Tatsachen<br />
vortragen und gegebenenfalls<br />
beweisen, die zu Gunsten des Sicherheitsbedürfnisses<br />
der übrigen Mieter<br />
so schwerwiegend seien, dass die Belange<br />
des Gewerbetreibenden zurückstehen<br />
müssten (zum Beispiel be-<br />
Das<br />
KinderhospizLöwenherz-Backbuch<br />
reits erfolgte Einbrüche über die Haustüre).<br />
Wenn ein Arzt/Zahnarzt demnach<br />
in zweifelhafter Gegend (in einer<br />
Art »Tal der langen Messer«) praktiziert,<br />
kann das Sicherheitsbedürfnis seiner<br />
Mitbewohner also auch überwiegen.<br />
Auf Basis dieser Entscheidung hat<br />
ein Praxisinhaber zumindest einen guten<br />
Ansatz sich gegen »lästige Absperrungsmaßnahmen«<br />
seines Vermieters<br />
zur Wehr zu setzen. RA Michael Lennartz,<br />
Newsletter Kazemi & Lennartz, I-10-09 l<br />
Ein Backbuch<br />
mit 52 leckeren<br />
Rezepten<br />
haben die Ehrenamtlichen<br />
der Kuchenbackgruppe zusammengestellt.<br />
Die engagierten Frauen bringen seit mehreren Jahren jedes Wochenende<br />
selbstgebackene Kuchen und Torten ins Kinderhospiz, die bei<br />
Eltern und Kindern heiß begehrt sind. Immer wieder wurden die Ehrenamtlichen<br />
nach den Rezepten gefragt, so dass daraus die Idee entstand,<br />
ein Buch herauszugeben. Es ist mit schönen Fotos illustriert und kann<br />
zugleich als Jahreskalender genutzt werden. Auf einer Seite ist Platz für<br />
Eintragungen wie zum Beispiel für Geburtstage der Familie und Freunde.<br />
Das Backbuch wird voraussichtlich Ende November fertig sein und<br />
kann schon jetzt im Vereinsbüro, Telefon (0 42 42) 59 25-0 bestellt werden.<br />
Es kostet 9,80 Euro zuzüglich Porto.<br />
Info unter:<br />
info@kinderhospiz-loewenherz.de<br />
www.kinderhospiz-loewenherz.de<br />
Info-Post Kinderhospiz-Löwenherz, Nr. 38 l<br />
718 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 719
dies & das<br />
Ministerin:<br />
Qualifizierte Fachangestellte<br />
sollen Ärzte bei Hausbesuchen<br />
helfen<br />
Projekt »mo-ni«<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s Gesundheitsministerin<br />
Mechthild Ross-Luttmann<br />
(CDU) hat sich für eine<br />
Unterstützung von Hausärzten auf<br />
dem Land durch speziell qualifizierte<br />
medizinische Fachangestellte ausgesprochen.<br />
Diese sollten die Ärzte etwa<br />
bei Hausbesuchen unterstützen,<br />
schlug die Ministerin am Freitag an einem<br />
Runden Tisch zur Stärkung der<br />
hausärztlichen Versorgung vor. Durch<br />
den Einsatz könnte für Hausärzte der<br />
Anreiz steigen, sich in unterversorgten,<br />
ländlichen Gebieten in <strong>Niedersachsen</strong><br />
niederzulassen.<br />
Ross-Luttmann schlug vor, das Projekt<br />
MoNi (Modell <strong>Niedersachsen</strong>) der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachen<br />
(KVN) in einer Modellregion mit<br />
Unterstützung von Krankenkassen zu<br />
erproben. »MoNi« basiert darauf, dass<br />
qualifizierte Medizinische Fachangestellte<br />
vor allem Hausärzte bei medizinischen<br />
und administrativen Tätigkeiten<br />
entlasten. Ärzte könnten den Fachangestellten<br />
dabei etwa konkrete<br />
Vorgaben mit auf den Weg geben. So<br />
könnten die Angestellten Verbände anlegen<br />
und wechseln, Blutdruck und<br />
Blutzucker messen oder Medikamente<br />
nach ärztlicher Verordnung verabreichen.<br />
Die Patienten würden so umfassend<br />
versorgt, ohne dass Ärzte unter<br />
ständigem Zeitdruck zu Hausbesuchen<br />
unterwegs sein müssten, sagte die Ministerin.<br />
»Menschen müssen auch in<br />
ländlicher Umgebung wohnortnah zu<br />
Hause versorgt werden können.« Angesichts<br />
des drohenden Hausärztemangels<br />
im ländlichen Raum <strong>Niedersachsen</strong>s<br />
sei eine sinnvolle Arbeitsteilung<br />
zwischen Hausärzten und anderen Gesundheitsberufen<br />
sinnvoll. »Wenn die<br />
Allgemeinmedizin im Studium und<br />
den Praktika nur annähernd den Stellenwert<br />
hätte, den sie später in der Versorgung<br />
besitzt, hätten wir erheblich<br />
weniger Sorgen«, betonte Ross-Lutt-<br />
mann anlässlich der Übergabe des<br />
»MoNi«-Berichts durch die KVN.<br />
www.facharzt.de, 9.10.2009<br />
Neues zu Rechtsangaben<br />
auf der Arzthomepage<br />
Leitfaden informiert<br />
Mehr als die Hälfte der niedergelassenen<br />
Ärzte und Zahnärzte<br />
präsentiert sich im Internet<br />
mit eigener Homepage. Wer die<br />
rechtlichen Aspekte vernachlässigt,<br />
muss jedoch mit hohen Strafen rechnen.<br />
Das Bundesjustizministerium hat<br />
deshalb einen entsprechenden Leitfaden<br />
herausgegeben.<br />
Zwei Drittel der Mediziner halten<br />
den online-Auftritt für das wichtigste<br />
Marketinginstrument – so das Ergebnis<br />
einer Umfrage der »Stiftung Gesundheit«<br />
vom Dezember 2008. Dennoch<br />
lässt die überwiegende Mehrzahl<br />
der Mediziner ihre Website nicht professionell<br />
gestalten, sondern pflegt sie<br />
selbst.<br />
Kommen die rechtlichen Aspekte zu<br />
kurz, kann das eine Menge Ärger in<br />
Form von Geldbußen und teuren Abmahnungen<br />
verursachen, berichtet<br />
der Informationsdienst »adp«. Die Falle<br />
schnappe bereits zu, wenn die »Anbieterkennzeichnungspflichten«<br />
im<br />
Impressum nicht vollständig erfüllt<br />
werden.<br />
Es sei daher ratsam, einen Abgleich<br />
mit den Vorschriften nach dem Telemediengesetz<br />
(TMG) vorzunehmen<br />
und die notwendigen Angaben zu vervollständigen.<br />
Unter http://www.bmj.<br />
de/musterimpressum hat das Bundesjustizministerium<br />
dazu einen Leitfaden<br />
ins Netz gestellt.<br />
www.med-dent-magazin.de, 10/2009<br />
Zwei neue Portale für mehr<br />
Datensicherheit im Internet<br />
mehr sicherheit<br />
Mit zwei neuen Ratgeberportalen<br />
will Bundesverbraucherministerin<br />
Ilse Aigner (CSU)<br />
jüngere und ältere Surfer vor gefährli-<br />
chen Klippen im Internet warnen.<br />
Aigner hat die Internet-Anbieter zudem<br />
zu mehr Datensicherheit aufgefordert.<br />
»Die Unternehmen müssen (...)<br />
ihrer Verantwortung für die Sicherheit<br />
im Netz besser gerecht werden«, sagte<br />
sie.<br />
»Betreiber sollten zum Beispiel sicherheitsfreundliche<br />
Voreinstellungen<br />
nutzen.« Anbieter müssten die Daten<br />
der Nutzer effektiver schützen. »Das<br />
Problem ist, dass die Nutzer sich nicht<br />
immer bewusst sind über die Risiken,<br />
die sich dahinter verbergen.«<br />
Inzwischen nutzen 70 Prozent der<br />
Bundesbürger nach Zahlen des Verbraucherministeriums<br />
täglich das Internet.<br />
Im Juli hatten die Verbraucherzentralen<br />
fünf Betreiber sozialer Netzwerke<br />
abgemahnt: Facebook, MySpace,<br />
Lokalisten, Wer-kennt-wen und Xing.<br />
Die Anbieter sollten sicherstellen, dass<br />
Daten nur verwendet werden, wenn<br />
die Nutzer auch einwilligen. Facebook<br />
hatte die Kritik zurückgewiesen, Xing<br />
Sofortmaßnahmen angekündigt. Der<br />
Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />
zeigte sich am Mittwoch nur bedingt<br />
zufrieden. Einige hätten schnell<br />
erklärt, Kritikpunkte zu verbessern,<br />
mit anderen seien möglicherweise<br />
noch Verhandlungen nötig.<br />
Wie sie ihr Mailprogramm sicherer<br />
machen oder wie Preisvergleichsportale<br />
funktionieren – das können Verbraucher<br />
ab sofort auf »verbraucher-sicheronline.de«<br />
und »surfer-haben-rechte.<br />
de« erfahren. Betreiber von Ersterem<br />
ist die Technische Uni Berlin, die etwa<br />
darüber informiert, warum Sicherheitslücken<br />
in bestimmten Anwendungen<br />
so gefährlich sind und wie der<br />
Nutzer sie am besten schließt. Und wer<br />
beim online-Banking immer ein flaues<br />
Gefühl im Magen hat, der erfährt, wie<br />
er auf Nummer sicher gehen und zum<br />
Beispiel ein Abgreifen sensibler Daten<br />
verhindern kann.<br />
Hinter »surfer-haben-rechte.de«<br />
steht der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
(vzbv). Die Seite hält zum Beispiel<br />
Prüflisten bereit, die Nutzern<br />
beim richtigen Umgang mit den eigenen<br />
Daten im Netz helfen sollen. Außerdem<br />
erfahren Kunden von online-<br />
shops, welche Rechte sie beim Einkauf<br />
im Netz haben. Beide Seiten werden<br />
vom Bundesverbraucherministerium<br />
in Berlin gefördert.<br />
Tipps zur Internetnutzung: http://<br />
www.verbraucher-sicher-online.de<br />
www.med-dent-magazin.de, 10/2009<br />
Scherbengericht<br />
euregio-Gedanke wird pulverisiert<br />
Europa funktioniert gelegentlich<br />
gut, so lange es nicht ans Kleingedruckte<br />
und um spezielle nationale<br />
Egoismen geht. Ist das der Fall, ist der<br />
Europa-Gedanke schnell pulverisiert.<br />
So geschehen jetzt in der Euregio, die<br />
von der Region Weser-Ems im deutschniederländischen<br />
Grenzgebiet mit der<br />
Region Twente-Enschede gebildet wird.<br />
Mit Projekten und Begegnung sind hier<br />
über Jahrzehnte wirtschaftliche Prosperität<br />
und Völkerverständigung realisiert<br />
geworden. Ein Euregio-Rat, ein<br />
Präsidium – es konnte angenommen<br />
werden, dass Europa hier Wirklichkeit<br />
wurde. Damit ist es jetzt erst einmal zu<br />
Ende. Das deutsch-niederländische<br />
Grenzgebiet steht vor einem europäischen<br />
Scherbenhaufen.<br />
Angefangen hat es mit der Überlastung<br />
des Amsterdamer Flughafens<br />
Schipol und dem Willen der niederländischen<br />
Regierung, sich nicht reinreden<br />
zu lassen und eine rein innerniederländische<br />
Entlastungslösung zu finden.<br />
Unter drei Möglichkeiten wurde<br />
der frühere Militärflughafen Twente<br />
gegen allen Protest der deutschen Euregio-Seite<br />
gewählt. Er soll nun als regionaler<br />
Flughafen ausgebaut werden in<br />
direkter Nachbarschaft zu dem 80 Kilometer<br />
entfernten Flughafen Münsterosnabrück<br />
(FMo). Damit entsteht direkte<br />
Konkurrenz, auch wenn Twente<br />
nicht mit denselben Fluglinien, aber<br />
mit denselben Flugzielen wie der FMo<br />
arbeiten wird. Das sind vor allem die<br />
Feriengebiete, deren Fluggastzahlen<br />
Geld bringen. Die Billigflieger, die nicht<br />
am FMo sind, werden zudem nach<br />
Twente gehen. Nicht nur die zehn Prozent<br />
niederländischer, Fluggäste, sondern<br />
wesentlich mehr FMo-Kunden<br />
werden nach Twente abwandern. Der<br />
FMo hatte auf Billigflieger verzichtet,<br />
weil der Regionalflughafen Dortmund,<br />
ein direkter Konkurrent, damit schon<br />
in die roten Zahlen gerutscht ist und<br />
nur noch mit öffentlichen Geldern am<br />
Leben erhalten wird. Das Angebot, sich<br />
am FMo zu beteiligen, haben die Niederländer<br />
rundweg abgelehnt. Sie wollen<br />
niederländische Spielregeln in den<br />
Niederlanden; Befindlichkeiten der<br />
deutschen Seite interessieren nicht.<br />
Die königlich-niederländische<br />
Staatsregierung funktioniert anders<br />
als das behäbige, schwerfällige deutsche<br />
System mit seiner föderalen Demokratie:<br />
In den Niederlanden werden<br />
zum Beispiel die Bürgermeister schlicht<br />
von oben ernannt und nur die Räte gewählt.<br />
Die Genehmigungswege sind<br />
nicht so absurd-zerstörerisch lang wie<br />
in Deutschland: Seit Jahren wird um<br />
die Startbahnverlängerung des FMo<br />
gekämpft; sie scheitert an Verbandsklagen<br />
von Naturschützern, weil es um<br />
die Überbrückung eines Gewässers<br />
geht, in dem irgendetwas schwimmt,<br />
das wert ist, den Flughafenausbau und<br />
in der Region die Sicherung und Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen zu verhindern.<br />
Hätte der FMo diese lange Startbahn<br />
mit der Chance zu lnterkontinentalflügen<br />
wer weiß, vielleicht gäbe es keinen<br />
Flughafen Twente, der jetzt mit seiner<br />
3000 Meter Startbahn aus Militärzeiten<br />
sofort mit Vorsprung beginnt. ohne<br />
Startbahnverlängerung als Standortsicherung<br />
werden etliche Carrier<br />
den FMo verlassen – und nach Twente<br />
wechseln.<br />
Naturschützer haben dann bewiesen,<br />
dass man auf Fahrrädern nicht in<br />
die Zukunft kommt und haben mögliche<br />
Arbeitsplätze zu Tode geschützt,<br />
und in der Region Weser-Ems verdörrt<br />
mit dem Stagnieren und defizitären<br />
Betrieb eine Lebensader – denn die ist<br />
der FMo. Von Schipol werden die lauten<br />
Maschinen aus dem ehemaligen<br />
ostblock nach Twente verlagert, und<br />
die Region, besonders die Grafschaft<br />
Bentheim, wird in der Einflugschneise<br />
leiden. Mit Nordhorn Range gibt es<br />
dort schon einen militärischen<br />
Übungsflughafen mit enormem Flug-<br />
lärm, so dass die deutsch-niederländische<br />
Grenzbevölkerung doppelt betroffen<br />
ist. Deutsche und Niederländer<br />
befördern ihre Probleme an die Grenze.<br />
Die Grenzpartnerschaft geht am nationalen<br />
Einzelinteresse kaputt. So wird<br />
aus Europa ein Scherbengericht, das<br />
weder Sonntagsreden in Brüssel noch<br />
die EU-Bürokratie noch ein Milliardenhaushalt,<br />
der hin- und hergeschoben<br />
wird, wieder zu einem Ganzen zusammenkleben<br />
können.<br />
Dr. Susanne von Garrel,<br />
rundblick, 9.10.2009<br />
Lebensgefahr<br />
Politiker schauen zu, wie unabhängige<br />
Presse zugrunde geht<br />
Das Engagement der Landesregierung<br />
für die Vernetzung und<br />
Wettbewerbsstärkung der Medienwirtschaft<br />
in <strong>Niedersachsen</strong> ist<br />
richtig und wichtig. Der für die CEBIT<br />
2010 angekündigte Medienwirtschaftsgipfel<br />
ist ein willkommenes Signal<br />
für Aufbruch und optimismus. Allerdings<br />
sind bei der von Wirtschaftsminister<br />
Philipp Rösler maßgeblich vorangetriebenen<br />
Initiative entscheidende<br />
Akteure unterrepräsentiert, ohne<br />
die Medien und die Medienwirtschaft<br />
nicht funktionieren –, die Produzenten<br />
von Texten, Tönen und Bildern, also<br />
Journalisten, Texter, Fotografen, Filmer.<br />
Es ist immer wieder ein Aha-Erlebnis,<br />
während einschlägiger Podiumsveranstaltungen<br />
oder Foren auf die<br />
Kaste der Medienmanager zu stoßen,<br />
deren Gedanken ausschließlich darum<br />
kreisen, wie man mit möglichst preiswerten,<br />
am besten honorarfreien,<br />
journalistischen Inhalten die gesamte<br />
Bandbreite von gedruckten Medien,<br />
Fernsehen, Radio, Handy und Internet<br />
gleichzeitig bedienen und dabei optimalen<br />
Profit herausschlagen kann. Zugegebenermaßen<br />
ist das ihr Job.<br />
Gleichzeitig aber sorgen diese Medienmanager<br />
bzw. die großen Medienkonzerne<br />
dafür, dass die freie Presse, der<br />
wichtigste Grundpfeiler unserer Demokratie,<br />
in Lebensgefahr gerät.<br />
Lokalzeitungen gelten als unrenta-<br />
720 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 721
DIES & DAS<br />
bel, werden zunehmend eingestellt<br />
oder zusammengelegt. Denn Redaktionen<br />
kosten Geld und bringen keine<br />
Anzeigen! Anzeigenblätter treten an<br />
ihre Stelle, sind aber keine Alternative.<br />
Private Radiosender haben sich nahezu<br />
verabschiedet von redaktionellen Beiträgen,<br />
die keine offene oder verdeckte<br />
Werbung sind. Die ohnehin kümmerlichen<br />
Nachrichten werden gern vom<br />
unbezahlten Praktikanten zusammengestellt.<br />
Das Privatfernsehen glänzt<br />
mit Kochduellen, Frauentausch, Model-<br />
und Popstarwettbewerben, Anschreiforen<br />
und sonstiger Volksverblödung,<br />
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen<br />
hat sich bereits viel davon abgeschaut<br />
– leider! Wichtige Polit-Magazine werden<br />
auf späte Sendezeiten verlegt oder<br />
komplett eingestellt. Folklore statt Information<br />
ist offenbar die Maßgabe<br />
für viele dritte ARD-Programme geworden,<br />
zumindest in der besten Sendezeit.<br />
Die Politik schaut mehr oder minder<br />
tatenlos zu, wie die Möglichkeiten, sich<br />
aus vielfältigen Quellen unabhängig<br />
zu informieren, in Deutschland dramatisch<br />
sinken – obwohl jeder Politiker<br />
weiß, wie ungut es sein kann, wenn die<br />
einzige Lokalzeitung im Wahlkreis oder<br />
die wichtige Regionalzeitung ihn auf<br />
dem Kieker hat und es kein Konkurrenzmedium<br />
mehr gibt, das vielleicht<br />
eine andere, wahrhaftigere Sicht der<br />
Dinge verbreiten könnte. Die Zerschlagung<br />
von Zeitungsredaktionen, der<br />
wachsende Druck auf die verbliebenen<br />
Redakteure, die häufig skandalösen Arbeitsbedingungen<br />
und dramatisch sinkenden<br />
Absatzmöglichkeiten für freie<br />
Journalisten, das Zuklatschen von Zeitungen<br />
und Radioprogrammen mit<br />
zum Teil zweifelhaftem Agenturmaterial,<br />
aber auch die zunehmend vernachlässigte<br />
Ausbildung des Journalistennachwuchses<br />
läuten das Ende der<br />
unabhängigen Presse ein. Die daraus<br />
erwachsenden Gefahren sind existenziell<br />
für uns alle.<br />
onlinemedien sind kein Ersatz für<br />
klassische Medien, sondern ihre Ergänzung.<br />
Das Schielen auf die Mediengewohnheiten<br />
der nachwachsenden Generationen<br />
darf nicht den Blick trüben<br />
für die Notwendigkeit seriöser, vielfältiger<br />
Informationsmöglichkeiten, die<br />
für den Fortbestand einer demokratische<br />
Gesellschaft unverzichtbar sind.<br />
Das muss auch die niedersächsische<br />
Landesregierung im Auge behalten,<br />
wenn sie zum Medienwirtschaftsgipfel<br />
ruft. Nichtleitende Festangestellte<br />
sowie freie Journalisten und andere<br />
Kreative gehören mit an den Tisch. Der<br />
Schutz von Persönlichkeitsrechten jedes<br />
einzelnen im Netz, aber auch von<br />
Urheber- und Verwertungsrechten.<br />
Pressekodex und -recht sowie angemessene<br />
Honorare für Kreative und Volontäre<br />
gelten unter Medienmanagern<br />
und aufstrebenden IT-Unternehmern<br />
zwar nicht als sexy, sind aber ein Muss.<br />
Gleichzeitig müssen Landtag und Landesregierung<br />
ihre noch vorhandenen<br />
Spielräume in der Mediengesetzgebung<br />
nutzen, um Verlagshäuser und<br />
andere Anbieter in die gesellschaftliche<br />
Verantwortung zu nehmen – zum<br />
Beispiel bei den Programmvorgaben<br />
für die kommerziellen Lokalsender, die<br />
in <strong>Niedersachsen</strong> neu zugelassen werden<br />
sollen. Wünschenswert wäre außerdem,<br />
wenn sich die Mitglieder in<br />
den öffentlich-rechtlichen Rundfunkund<br />
Verwaltungsräten massiver für<br />
mehr Programmqualität einsetzen<br />
würden. Britta Grashorn,<br />
rundblick, 8.10.2009<br />
Vorsicht vor Geldillusion!<br />
Gier und Panik durch dopamine<br />
gesteuert?<br />
An der Universität Bonn wurde<br />
jüngst im Labor für Experimentelle<br />
Wirtschaftsforschung zusammen<br />
mit Neurowissenschaftlern<br />
das folgende Experiment durchgeführt:<br />
Probanden erhielten pro Woche<br />
eine bestimmte Summe Geld, um damit<br />
die Dinge des täglichen Lebens wie<br />
Kleidung, Essen, Benzin oder Wohnungsmiete<br />
bezahlen zu können. Al-<br />
ternativ wurde ihnen die doppelte<br />
Summe geboten. Allerdings verdoppelten<br />
sich auch sämtliche Preise. Um die<br />
Hirnareale der Probanden und damit<br />
ihre Reaktionen sichtbar zu machen,<br />
wurden sie in einen Magnetresonanztomografen<br />
geschoben.<br />
Auf den ersten Blick scheint das Ergebnis<br />
klar: Da die Kaufkraft absolut<br />
gleich bleibt und der Unterschied lediglich<br />
in der optik der Preise besteht,<br />
kann sich keiner besser stellen. Die Gehirne<br />
der Probanden sahen das allerdings<br />
ganz anders. Ihr Nucleus accumbens,<br />
die Hirnregion für Erregung und<br />
Verlangen, war umso aktiver, je höher<br />
der Betrag war.<br />
»Schuld« ist der Neurotransmitter<br />
Dopamin, der intensive Glücksgefühle<br />
auslöst. Auf den doppelt so hohen Betrag<br />
reagiert also ein Belohnungssystem.<br />
Je höher der Betrag, desto mehr<br />
werden wir belohnt und durch Dopamin<br />
beglückt.<br />
Sind wir also alle »Dopaminjunkies«,<br />
die sich von einem eindimensionalen<br />
Mehr an Geld oder Gewinnaussichten<br />
vermeintlich glücklich machen lassen?<br />
Ein Blick auf das Verhalten von Börsenakteuren<br />
legt diesen Schluss in der Tat<br />
nahe. Auch Anleger wollen ganz offensichtlich<br />
belohnt werden und verhalten<br />
sich umso unvorsichtiger, je größer die<br />
Beträge werden. Die aktuelle Finanzmarktkrise<br />
ist hierfür ein gutes Beispiel.<br />
Aber auch in früheren Zeiten<br />
handelten die Akteure prinzipiell nach<br />
demselben Schema. In den 1630er Jahren<br />
waren beispielsweise Tulpenzwiebeln<br />
angesagt. Anfangs ein Markt für<br />
Spezialisten, wurden bald 1000 Gulden<br />
pro Zwiebel gezahlt. Das Spekulationsfieber<br />
gipfelte im Jahre 1637. Ein Brauereibesitzer<br />
erwarb ganze drei Tulpenzwiebeln<br />
und gab hierfür seine gesamte<br />
Brauerei in Utrecht her. Dies entsprach<br />
einem damaligen Gegenwert<br />
von rund 30.000 Gulden oder umgerechnet<br />
etwa drei Grachtenhäusern.<br />
Gier und Panik haben offenbar in<br />
unserem Belohnungssystem ihren Ursprung.<br />
Sie sind sozusagen so normal<br />
wie irrational. Höhere und stark ansteigende<br />
Aktienkurse oder Indexstände<br />
faszinieren uns mehr an als geringere<br />
oder stagnierende. Wir haben dann die<br />
Illusion, schneller reich und glücklich<br />
werden zu können.<br />
Wie würde ein Neuroökonom<br />
Börsen irrationalität begründen? Risiken<br />
sind nach der Gauß-Kurve normal<br />
verteilt. Die bedeutet, dass starke Ausschläge<br />
die Ausnahme von der Norm<br />
sind. Die Menschen etwa, die in einem<br />
Erdbebengebiet leben, werden nicht in<br />
Panik verfallen, wenn der Boden mal<br />
etwas wackelt. Die Erfahrung hat sie<br />
gelehrt, dass ein starkes Beben nur sehr<br />
selten vorkommt. Das Risiko an den<br />
Weltbörsen ist jedoch nicht normal<br />
verteilt. Tatsächlich gibt es immer wieder<br />
Übertreibungen und dann entsprechende<br />
Börsencrashs. Aus evolutorischer<br />
Sicht brauchten Menschen bislang<br />
keine Finanzrisiken einschätzen.<br />
Wir haben es vielleicht also mit einer<br />
Art von Risiko zu tun, das unser Gehirn<br />
einfach nicht verstehen kann. Dieses<br />
begnügt sich vielmehr damit, belohnt<br />
zu werden und in Illusionen zu leben.<br />
Erst kürzlich ist die Wachsamkeit der<br />
Anleger wieder erschreckend klein geworden,<br />
wie der zuletzt starke Anstieg<br />
des DAX zeigt. Man wagt sozusagen<br />
wieder etwas – aus Angst, Kursgewinne<br />
verpassen zu können. Dagegen wäre<br />
derzeit eher eine gewisse Wachsamkeit<br />
angesagt. Denn übertrieben und<br />
korrigiert wird im Realexperiment Börse<br />
nämlich immer.<br />
Herbert Pfennig, Sprecher des Vorstands<br />
der Deutschen Apotheker- und<br />
Ärztebank,<br />
Pressemitteilung Deutsche Apothekerund<br />
Ärztebank, 13.10.2009<br />
Post und Bahn<br />
Privatisierung und/oder<br />
Kundenfreundlichkeit<br />
Privatisierung ist eines der Zauberwörter<br />
der Verwaltungsreform.<br />
Private Dienstleistungen sollen<br />
besser und billiger sein. Vielfach gilt<br />
das auch uneingeschränkt. In problematischen<br />
Bereichen wie zum Beispiel<br />
beim Verkauf der Landeskrankenhäuser<br />
sind die verschiedensten Sicherheiten<br />
vorgesehen, damit zum Beispiel<br />
Standards gewahrt bleiben. Privatisierung<br />
wird allerdings dort zu einem Risikounternehmen,<br />
wo öffentliche Aufgaben<br />
privatisiert werden, die<br />
bürgerorientiert wahrgenommen werden,<br />
aber kaum oder nie mit wirklichem<br />
Gewinn erledigt werden können.<br />
Wer derzeit nach Berlin reist und<br />
erst die Ausdünnung des S-Bahn-Betriebs<br />
und jetzt den Teilzusammenbruch<br />
des gesamten S-Bahnverkehrs<br />
sieht, erlebt die Folgen einer Privatisierung,<br />
deren Ziel nicht mehr Effizienz zu<br />
einem akzeptablen Preis ist, sondern<br />
Gewinn um jeden Preis. Als Monopolanbieter<br />
mit Zwangskundschaft wurde<br />
auf immer höhere Renditen gesetzt,<br />
damit an das Mutter-Unternehmen<br />
Deutsche Bahn möglichst hohe Summen<br />
abgeführt werden. Vorgeschriebene<br />
Sicherheitsüberprüfungen sind<br />
dafür manipulativ ausgedünnt bzw.<br />
gar nicht mehr gemacht worden. Erst<br />
das Eisenbahnaufsichtsamt, das es<br />
zum Glück noch gibt, hat die S-Bahn-<br />
Züge stillgelegt, bis alles gewartet bzw.<br />
repariert ist. Die Sache ist ein Skandal,<br />
weil da ein Monopolanbieter mit der<br />
Sicherheit seiner Kunden, die auf ihn<br />
angewiesen sind, offensichtlich leichtfertig<br />
gleichgültig umgeht. Kundenorientierung,<br />
wie sie in der Wirtschaft üblich<br />
ist, sieht anders aus.<br />
In denselben Verachtungwinkel gehört<br />
ein weiterer Skandal, der jetzt aus<br />
München die Deutsche Bahn einholt:<br />
Nicht nur auf dem S-Bahnhof, auf dem<br />
kürzlich ein 50-jähriger Bahnkunde<br />
von Jugendlichen zu Tode geprügelt<br />
wurde, war die Notrufsäule außer Betrieb.<br />
Seit fünf Jahren sind auf den<br />
Bahnsteigen der bayerischen Metropole<br />
20 Notrufsäulen, die eine mitnutzende<br />
Privatbahn aufstellen musste,<br />
genauso wenig angeschlossen, weil<br />
sich diese Privatbahn mit der Bahn AG<br />
über andere Vertragspunkte nicht einig<br />
wurde. 20 Notrufsäulen auf S-<br />
Bahnhöfen, für die letztlich die Bahn<br />
verantwortlich ist, waren jahrelang<br />
wie Potemkinsche Dörfer aufgestellt<br />
und gar nicht funktionsfähig.<br />
Dasselbe Spiel – die Verachtung des<br />
Kunden und des öffentlichen Interesses<br />
– war zu beobachten bei dem Vor-<br />
stoß der Bahn, pro verkaufter Fahrkarte<br />
drei Euro Bedienungszuschlag einzuführen,<br />
um Schalterpersonal zu sparen<br />
und die lästigen Kleinkunden<br />
loszuwerden, die nicht online buchen<br />
können. Dasselbe gilt für die Idee der<br />
Post, sonnabends keine Post mehr auszutragen<br />
und durch Personaleinsparungen<br />
zu riskieren, dass Zusteller ihre<br />
tägliche Route nicht schaffen können.<br />
Die Ausdünnung der Briefkastenstandorte,<br />
die Streckung der Zeiten, zu<br />
denen geleert wird, und die Verlagerung<br />
der Postfilialen auch in Mittelstädten<br />
auf Tabak- und Lebensmittelläden,<br />
wo sich häufig alles durcheinanderknödelt<br />
und längere Öffnungszeiten<br />
allein keine Entschädigung sind,<br />
sind weitere Beispiele dafür, wie ein<br />
privatwirtschaftlich organisiertes öffentliches<br />
Interesse eben nicht mehr<br />
angemessen bürgerorientiert wahrgenommen<br />
wird, weil sich Kundenorientierung<br />
und Gewinnsteigerung eben<br />
doch nicht immer vereinbaren lassen.<br />
Dr. Susanne von Garrel,<br />
rundblick, 22.9.2009<br />
Gedenktage<br />
mit dem menschenverachtenden<br />
system der ehemaligen ddR<br />
vertraut machen<br />
In diesen Tagen, in denen die Deutschen<br />
den Fall der Mauer vor 20 Jahren<br />
feiern, wechseln sich die Gedenktage<br />
in atemberaubender Weise ab. Es<br />
ist nicht nur der Tag der Deutschen Einheit,<br />
ein eher künstlich geschaffener<br />
staatlicher Feiertag anlässlich der Unterzeichnung<br />
des Einigungsvertrages,<br />
der sich zum 19. Mal jährt. Es sind insbesondere<br />
die von den unerschrockenen<br />
DDR-Bürgern erkämpften Jahrestage,<br />
mit denen vor allem das Fernsehvolk<br />
in zahllosen Dokumentationen<br />
konfrontiert wird: Die Öffnung der<br />
Grenze zwischen Ungarn und Österreich<br />
am 2. Mai, der am l9. August das<br />
»Paneuropäische Picknick« in Sopron<br />
folgte, bei dem rund 600 DDR-Urlauber<br />
das kurzzeitige Loch im ungarischen<br />
Grenzzaun zur Flucht nutzten, und der<br />
darauffolgende Beginn der Montags-<br />
722 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 723
DIES & DAS<br />
demonstration in Leipzig, die von Mal<br />
zu Mal mehr Menschen auf die Straße<br />
gebracht haben und in der Massendemonstration<br />
von 70.000 Menschen am<br />
9. oktober mit dem Schlachtruf »Wir<br />
sind das Volk« gipfelten.<br />
Weitere Höhepunkte der bewegten<br />
Tage im Herbst 1989, die uns heute wieder<br />
beschäftigen, sind die Botschaftsbesetzungen<br />
und ihr glückliches Ende<br />
zunächst in Budapest und die in diesen<br />
Tagen immer wieder präsentierte Befreiung<br />
der Prager Botschaftsflüchtlinge<br />
durch die berühmten Worten des<br />
damaligen Außenministers Hans-Dietrich<br />
Genscher (»Ich bin heute zu Ihnen<br />
gekommen,..«), die heute noch den<br />
Deutschen in ost und West Tränen in<br />
die Augen treiben, auch wenn man sie<br />
schon zum zigsten Mal gehört hat. Und<br />
nicht zuletzt die starke Gegenbewegung,<br />
die den 40. Jahrestag der DDR<br />
am 7. oktober begleitete, an dem sich<br />
Erich Honecker von Michael Gorbatschow<br />
die mahnenden Worte sagen<br />
lassen musste, dass der vom Leben bestraft<br />
wird, der zu spät kommt. Sie<br />
fand ihren Höhepunkt mit der größten<br />
Demonstration auf deutschem Boden<br />
mit zahlreichen DDR-Künstlern am 4.<br />
November auf dem Alexanderplatz<br />
und schließlich mit der dann doch unerwarteten<br />
Grenzöffnung am 9. November,<br />
die vielen Deutschen als eigentlicher<br />
Tag der Deutschen Einheit<br />
gilt.<br />
Das Ende der DDR kann heute in<br />
zahlreichen, zum Teil nachgespielten,<br />
Zeugenberichten nachvollzogen werden.<br />
Häufiger denn je und vielleicht<br />
auch genauer, als es viele wissen wollen,<br />
wird man zum wiederholten Mal<br />
mit dem menschenverachtenden System<br />
der früheren DDR vertraut gemacht<br />
– von der permanenten Beobachtung<br />
durch die Staatssicherheit, die<br />
Bespitzelung durch Freunde, Kollegen<br />
und sogar die eigenen Kinder, Zwangsadoptionen<br />
von Kindern nicht (mehr)<br />
linientreuer Eltern, das Studierverbot<br />
als Strafe für Vergehen gegen Staat<br />
und Partei und vieles mehr, das man<br />
sich heute gar nicht mehr vorstellen<br />
kann. Das alles bietet immer wieder<br />
aufs Neue Stoff für Spielfilme über<br />
abenteuerliche Fluchten aus dem<br />
Volksgefängnis DDR, über die tränenreiche<br />
Trennung von Eltern und Kindern,<br />
Ehe- und Liebespaaren oder die<br />
psychische Zerstörung von Menschen.<br />
Es ist und bleibt wichtig, diese Dinge<br />
immer und immer wieder vor allem<br />
jungen Leuten in ost und West zu zeigen,<br />
die die DDR nicht mehr erlebt haben<br />
und kaum ermessen können, welchen<br />
Mut ihre Elterngeneration vor 20<br />
Jahren aufgebracht hat, dieses System<br />
zum Einsturz zu bringen. Wie wichtig<br />
das ist, ist auch an den wachsenden<br />
Tendenzen abzulesen, dies alles zu vergessen<br />
und bestenfalls den Archiven zu<br />
überantworten. Wie anders ist zu verstehen,<br />
dass die Erben des Systems, die<br />
sich noch zuhauf in der Nachfolgeorganisation,<br />
der Linkspartei, finden, heute<br />
so große Wahlsiege feiern, dass sich die<br />
altehrwürdige Sozialdemokratie mit<br />
ihren über 140-jährigen demokratischen<br />
Wurzeln, die in Deutschland<br />
nicht nur eine Diktatur überlebt hat, in<br />
der Versuchung ist, sich mit diesen Erben<br />
zusammenzutun, um gemeinsam<br />
wieder regierungsfähig zu werden?<br />
Auch wenn sich viele Mitglieder der<br />
Linkspartei vehement von der Vergangenheit<br />
ihrer Vorgängerorganisation<br />
zu distanzieren versuchen, ist die Partei<br />
bislang doch nicht in der Lage, sich<br />
von ihren Belastungen zu befreien. Das<br />
macht es für die Grünen, die sich seit<br />
1990 Bündnis 90/Die Grünen nennen<br />
und zahlreiche Mitglieder aus dem<br />
DDR-Widerstand aufgenommen haben,<br />
so schwer, sich in rot-rot-grünen<br />
Koalitionen heimisch zu fühlen.<br />
Gänzlich unbegreiflich ist dieser<br />
Weg vielen »alten« Sozialdemokraten,<br />
die sich auf Willy Brandt berufen, nach<br />
dem sie ihre Parteizentrale benannt<br />
haben und der sich wahrscheinlich im<br />
Grabe umdrehen würde, könnte er die<br />
jetzige Entwicklung miterleben. Schon<br />
dass sich in seiner Wahlheimat Berlin,<br />
die er geprägt hat wie kein anderer, als<br />
erstes Land eine Regierung aus SPD<br />
und Linken gebildet hat gerade einmal<br />
zwölf Jahre nach dem Fall der Mauer,<br />
hätte Brandt wohl kaum toleriert; er<br />
hat es Gottseindank nicht mehr erleben<br />
müssen. Nicht wenige Menschen<br />
gehen sogar davon aus, dass es mittelfristig<br />
zu einer Vereinigung von SPD<br />
und Linken kommen könnte. Spätestens<br />
dann wird es die SPD endgültig<br />
zerreißen. Um das zu verhindern, kann<br />
man das Gedenken an den deutschen<br />
Herbst 1989 gar nicht hoch genug bewerten.<br />
Anne Zick,<br />
rundblick, 5.10.2009<br />
Gesundheitsfonds – Scheinheiligkeit<br />
im Endstadium<br />
Gesundheitsfonds erfüllt<br />
vor allem einen Zweck: die<br />
»Der<br />
Wahrheit über die Kosten<br />
medizinischer Dienstleistung zu verheimlichen.«<br />
Davon ist der Leiter des<br />
Grönemeyer-Institutes bei der Ruhr-<br />
Universität Bochum, Dietrich Grönemeyer,<br />
überzeugt. In seinem Gastbeitrag<br />
in der »Süddeutschen Zeitung«<br />
ruft er der Bundeskanzlerin frei nach<br />
Friedrich Schiller zu: »Geben Sie Gestaltungsfreiheit<br />
– Madame!« Die Gelegenheit<br />
sei für sie strategisch günstig,<br />
würde ihr doch niemand die Korrektur<br />
der Zugeständnisse in der alten Koalition<br />
vorhalten. Es wäre bloß das Ende eines<br />
Schildbürgerstreichs. »oder wie<br />
sonst sollte man die Schaffung einer<br />
Behörde bezeichnen, an die die Krankenkassen<br />
das Geld, das sie einsammeln,<br />
abführen müssen, um es dann<br />
von ebendieser Behörde wieder zugeteilt<br />
zu bekommen, gekürzt und verspätet<br />
zumeist. Und niemand soll hier<br />
behaupten, dass sich eine solche Bürokratie,<br />
wenn sie erst einmal in Gang gesetzt<br />
ist, nicht so ohne weiteres abwickeln<br />
läßt« , stellt Grönemeyer klar. Grönemeyer<br />
schlägt statt der immer neuer<br />
Behörden und Bürokratismen mehr<br />
Transparenz vor. Ärzte sollten den Patienten<br />
eine Dokumentation der ärztlichen<br />
Leistung auszuhändigen, um Kostenbewusstsein<br />
zu erzeugen. »Wie bei<br />
den privaten Kassen, so sollten die Versicherten<br />
auch bei den gesetzlichen<br />
Kassen als mündige Bürger behandelt<br />
werden, indem sie in die Abrechnung<br />
ihrer Behandlungskosten einbezogen<br />
werden.<br />
www.frei-fax.de, Bundesausgabe 39/09<br />
»Serie unsolider Reformen<br />
wird beendet«<br />
Steuersenkungen und<br />
ein neues Gesundheitssystem<br />
– für Philipp Rösler<br />
(FDP) Kernaufgaben<br />
der neuen Koalition<br />
Die Union spricht davon, dass<br />
Sie sich in den Koalitionsverhandlungen<br />
weitgehend<br />
durchsetzt. Ist dem so?<br />
Das kann schon deshalb<br />
nicht stimmen, weil wir noch<br />
am Anfang der Koalitionsverhandlungen<br />
sind. Wer<br />
sich wo in welchen Anteilen<br />
durchgesetzt hat, wird erst<br />
in den kommenden Wochen<br />
klar sein.<br />
Wo liegen die Streitpunkte,<br />
wo zeichnen sich eher schnelle<br />
Lösungen ab?<br />
Insgesamt gibt es mehr<br />
Gemeinsamkeiten als Unterschiede.<br />
Aber es gibt weiter<br />
Differenzen in der Innen-<br />
und Rechtspolitik, in der<br />
Steuerpolitik, und wir müssen<br />
sehen, wie wir ein zukunftsfestesGesundheitssystem<br />
auf den Weg bringen.<br />
Sie gehören der Verhandlungsgruppe<br />
Gesundheit und<br />
Pflege an. Gibt es Fortschritte<br />
um die Zukunft des viel kritisierten<br />
Gesundheitsfonds?<br />
Alle wissen, dass wir im<br />
Gesundheitssystem eine ungeheuer<br />
schwierige finanzielle<br />
Lage vorgefunden haben<br />
– als Ergebnis der katastrophalen<br />
Politik der bisherigen<br />
SPD-Ministerin Ulla<br />
Schmidt. Die Zahlen schauen<br />
wir uns aktuell sehr genau<br />
an. Ziel ist ein robustes<br />
Gesundheitssystem; das<br />
wird eine der großen Reformen<br />
der neuen Bundesregierung<br />
in dieser Legislaturperiode.<br />
Die Menschen haben<br />
in den vergangenen 20<br />
Jahren sieben sogenannte<br />
Jahrhundertreformen erlebt.<br />
Wir werden diese Serie unsolider<br />
Reformen beenden.<br />
In ähnlicher Schieflage<br />
befindet sich die Pflegeversicherung.<br />
Wird sie reformiert?<br />
Alle sozialen Sicherungssysteme<br />
haben die Schwierigkeit,<br />
dass das dort vorherrschendeUmlageverfahren<br />
angesichts der demografischen<br />
Entwicklung nicht<br />
mehr trägt. Deshalb müssen<br />
wir dort Kapitalbildungsmaßnahmen<br />
aus privater<br />
Hand einbauen. Das gilt auch<br />
für die Pflege. Daneben benötigen<br />
wir dort aber auch<br />
eine bessere Nachwuchsgewinnung<br />
und eine echte<br />
Entbürokratisierung.<br />
Trotz hoher Neuverschuldung<br />
klafft im Bundesetat bis<br />
2013 eine Lücke von bis zu<br />
34 Milliarden Euro. Hat da die<br />
Politik überhaupt noch Gestaltungsspielräume?<br />
Diese Zahlen machen<br />
jetzt schon eines deutlich:<br />
Man wird durch Kürzungs-<br />
und Streichungshaushalte<br />
allein solch ein Defizit niemals<br />
decken können. Und<br />
deswegen bleiben wir dabei,<br />
dass der einzig richtige Weg,<br />
um aus der Schuldenfalle<br />
herauszukommen, der ist,<br />
Wirtschaftswachstum zu<br />
beflügeln. Die neue Bundesregierung<br />
wird alles dafür<br />
tun – wie Steuersenkungen<br />
und Entbürokratisierung. So<br />
entlasten wir die Menschen<br />
und die Unternehmen, damit<br />
diese den Aufschwung ermöglichen.<br />
Das ist möglich<br />
und ist ganz klar unser Ziel.<br />
Der Fahrplan sieht vor,<br />
den Koalitionsvertrag bis<br />
Donnerstag fertig verhandelt<br />
zu haben. Ist das realistisch?<br />
Gründlichkeit geht vor<br />
Schnelligkeit, die Einigung in<br />
Sachfragen wird den Termin<br />
bestimmen. Die Menschen<br />
haben eine neue Regierung<br />
Presse & medien<br />
gewählt, und sie werden Sie<br />
auch schnellstmöglich bekommen.<br />
Interview: Alexander Dahl<br />
haz, 9.10.2009<br />
Fragen an Peter Oberender,Gesundheitsökonom<br />
Uni Bayreuth<br />
»Gesundheitsfonds<br />
abschaffen«<br />
Die gesetzlichen Krankenkassen<br />
zahlen ihre Beiträge<br />
in den Gesundheitsfonds,<br />
inklusive Steuermittel 155<br />
Milliarden Euro. Der Fonds<br />
verteilt das Geld, die Regierung<br />
legt den Beitrag fest.<br />
CDU/CSU und FDP streiten,<br />
ob das gerecht und zukunftsfest<br />
ist.<br />
Herr Oberender, den gesetzlichen<br />
Krankenkassen<br />
fehlen im kommenden Jahr<br />
vermutlich 7,5 Milliarden Euro.<br />
Die FDP sagt, der Gesundheitsfonds<br />
sei gescheitert und<br />
gehöre abgeschafft, die CDU<br />
will an ihm festhalten. Was ist<br />
der richtige Weg?<br />
Die Kassen haben bis<br />
jetzt 8 Milliarden Euro Überschuss<br />
erzielt, da muss man<br />
fair bleiben. Aber ansonsten<br />
gilt: Der Gesundheitsfonds<br />
muss abgeschafft werden.<br />
Er löst die Probleme nicht,<br />
es ist zu wenig Geld im<br />
Fonds, und er blendet jeden<br />
Wettbewerb aus. Durch die<br />
zunehmende Alterung der<br />
Gesellschaft werden die<br />
Probleme nur noch größer.<br />
Was soll an dessen Stelle<br />
treten?<br />
Das System muss geöffnet<br />
werden. Die gesetzlichen<br />
Kassen sollten privatisiert<br />
werden und in den<br />
Wettbewerb mit den privaten<br />
Kassen als gewinnorientierte<br />
Unternehmen treten<br />
können. Einige gesetzliche<br />
Kassen wie die Techniker<br />
oder die DAK sind ja jetzt<br />
schon gut aufgestellt, da<br />
sieht man, wie es funktionieren<br />
könnte.<br />
Also Umstellung auf Kapitaldeckung?<br />
Die ist gerade in<br />
der Finanzkrise in Verruf geraten.<br />
Ja, man sollte auf Kapitaldeckung<br />
umstellen. In der<br />
Finanzkrise sind Sparkassen<br />
oder Volksbanken nicht<br />
so sehr unter Druck geraten.<br />
Das heißt für das Gesundheitswesen,<br />
dass das Geld<br />
mündelsicher angelegt<br />
werden muss, die Kassen<br />
dürfen nicht in spekulative<br />
Papiere investieren. Ich bin<br />
ein Anhänger eines klaren<br />
Systems. Sollte das politisch<br />
nicht durchsetzbar sein,<br />
muss man ein Mischsystem<br />
bilden: einen Grundstock<br />
über ein Umlageverfahren<br />
absichern, Wahltarife und<br />
Zusatzleistungen über Kapitaldeckung.<br />
Aber man müsste in jedem<br />
Fall einen Grundkatalog der<br />
Leistungen erstellen, oder?<br />
Ja. Ein Regelleistungskatalog<br />
muss gesetzlich festgelegt<br />
werden. Ebenso die<br />
Versicherungspflicht für jeden,<br />
der in Deutschland ansässig<br />
ist. Ein Grundkatalog<br />
ist auch deshalb unverzichtbar,<br />
weil junge Menschen ihre<br />
späteren Bedürfnisse unterschätzen.<br />
Das muss man<br />
auffangen. Und wir müssen<br />
natürlich auch denen helfen,<br />
die auf Fürsorge oder Sozialhilfe<br />
angewiesen sind.<br />
Die gesetzlich Versicherten<br />
haben den Eindruck, dass<br />
sie für immer weniger Leistung<br />
immer höhere Beiträge<br />
bezahlen müssen. Ist das eine<br />
Art Naturgesetz?<br />
Nein, und das stimmt so<br />
auch nicht. Wir haben heute<br />
eine ganz andere Medizin als<br />
724 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 725
PRESSE & MEDIEN<br />
vor 40 Jahren. Herz- oder<br />
Nierenerkrankungen sind<br />
therapierbar geworden und<br />
führen nicht mehr unmittelbar<br />
zum Tod. Die medizinische<br />
Leistung hat sich stark<br />
entwickelt. Außerdem ist die<br />
Notfallversorgung für alle<br />
gegeben. Nur bei elektiven<br />
Eingriffen gibt es einen Unterschied<br />
zwischen gesetzlich<br />
und privat, aber das ist<br />
auch in Ordnung.<br />
Entließe man die Kassen in<br />
den Wettbewerb, wo läge<br />
dann der Beitragssatz?<br />
Zwischen 13,5 und 13,8<br />
Prozent, also mindestens<br />
einen Prozentpunkt unter<br />
dem jetzt mit Steuergeld<br />
bezuschussten Satz. Man<br />
müsste den Leistungskatalog<br />
bereinigen. Alle Leistungen,<br />
die medizinischen Fortschritt<br />
abdecken, gehören<br />
da hinein, aber Zahnbehandlung<br />
zum Beispiel nicht. So<br />
spart man 12 Milliarden Euro,<br />
das macht etwa 1,2 Prozentpunkte.<br />
Im Krankenhaus<br />
gibt es eine Effizienzreserve<br />
von etwa 20 Prozent aus 50<br />
Milliarden Euro, das ergibt<br />
noch einmal 10 Milliarden<br />
Euro. Zudem würde ich vom<br />
Patienten – außer in sozialen<br />
Härtefällen – für jeden Arztbesuch,<br />
nicht im Quartal, 8<br />
Euro kassieren. Das spart<br />
zusätzlich. In Schweden gehen<br />
die Menschen im Durchschnitt<br />
2,3-mal im Jahr zum<br />
Arzt, in Deutschland 17-mal.<br />
Und in Schweden ist die<br />
Lebenserwartung höher.<br />
Das Gespräch führte<br />
Holger Appel.<br />
faz, 8.10.2009<br />
Zahnpasta<br />
aus Krabbenschale<br />
Wie Biotechnologie im Alltag<br />
nützlich sein kann, zeigt das<br />
Emder Institut für Umwelttechnik<br />
(Eutec) der Fachhochschule<br />
Emden/Leer am<br />
Beispiel einer neuen Zahncreme:<br />
In der Paste steckt<br />
aus Krabbenschalen gewonnenes<br />
Chitosan. Der nachwachsende<br />
Rohstoff aus<br />
dem Meer bindet schädliche<br />
Bakterien, die Karies verursachen.<br />
Außerdem fördert<br />
er die Wundheilung. Das<br />
Chitosan wird in einer Anlage<br />
in der Fischereiindustrie<br />
gewonnen und als reiner<br />
Naturstoff der Zahnpasta<br />
»Dentachin« zugeführt. Ergebnis:<br />
ein strahlendes Lächeln<br />
dank Biotechnologie.<br />
haz, 7.10.2009<br />
Im Bundeshaushalt<br />
klaffen Milliardenlöcher<br />
Steuerentlastung<br />
bleibt richtig<br />
Union und FDP machen<br />
Kassensturz. An allen Ecken<br />
und Enden fehlt das Geld.<br />
Was ist den Bürgern vor der<br />
Wahl nicht alles versprochen<br />
worden, angefangen<br />
von Steuerentlastungen über<br />
ein neues Betreuungsgeld<br />
für unter Dreijährige bis hin<br />
zu Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer<br />
für das Hotel-<br />
und Gaststättengewerbe.<br />
Doch nun haben die Haushälter<br />
der künftigen Koalition<br />
zu rechnen begonnen –<br />
und es graust sie. Denn auch<br />
ohne die in Aussicht gestellten<br />
Wohltaten tun sich große<br />
Löcher im Bundesetat auf.<br />
Selbst wenn die Wirtschaft<br />
in den kommenden<br />
Jahren wieder schneller<br />
wächst – was noch keineswegs<br />
ausgemacht ist –,<br />
muss der künftige Finanzminister<br />
in dieser Legislaturperiode<br />
mindestens 30<br />
Milliarden Euro einsparen.<br />
Steuerentlastungen sind<br />
dabei noch nicht einmal eingerechnet.<br />
Auch stecken im<br />
Bankensektor nach wie vor<br />
erhebliche Finanzrisiken für<br />
den Bund. Vorsorglich raten<br />
die Fünf Wirtschaftsweisen<br />
der Bevölkerung, sich lieber<br />
auf Steuererhöhungen denn<br />
auf Entlastungen einzustellen.<br />
Schließlich lassen sowohl<br />
die Schuldenbremse,<br />
die Bundestag und Bundesrat<br />
im Frühjahr beschlossen<br />
hatten, als auch der Europäische<br />
Stabilitätspakt keinen<br />
ungebremsten Gang in die<br />
Staatsverschuldung mehr<br />
zu.<br />
Zwingt die Realität Union<br />
und FDP, die in Aussicht gestellte<br />
Steuerreform kleinlaut<br />
wieder abzusagen? Hat<br />
die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
jede Hoffnung auf<br />
Entlastung auf Jahre hinaus<br />
begraben? Das wäre fatal.<br />
Das Ziel eines einfachen und<br />
leistungsfördernden Steuersystems<br />
bleibt auch in<br />
schwierigen Zeiten richtig.<br />
Es ist jedoch schwieriger zu<br />
erreichen. Nur wenn der<br />
Staat konsequent seine Ausgaben<br />
zurückfährt, wird er<br />
sich bei den Steuern mäßigen<br />
können. Geboten sind<br />
vor allem nachhaltige Sozialreformen.<br />
Denn die steigenden<br />
Bundeszuschüsse<br />
für die Rentenkasse und den<br />
Gesundheitsfonds engen<br />
den Handlungsspielraum<br />
eines Finanzministers immer<br />
mehr ein. Schon wieder<br />
erschallt der Ruf, noch mehr<br />
Steuergeld in das marode<br />
Krankenkassensystem zu<br />
buttern. Doch der Bürger ist<br />
es leid, für die Reformverweigerung<br />
der Politik zu<br />
zahlen. Dorothea Siems<br />
die welt, 9.10.2009<br />
Die neue<br />
Kranken karte:<br />
Ein Graus für Datenschützer<br />
Vermutlich liegen alleine<br />
CSU und FDP in Bayern richtig<br />
(Die kranke Karte, 30.<br />
September): Eine neue<br />
Krankenversichertenkarte<br />
ja, mit Bild – aber ohne Microchip<br />
und Erfassungswahn.<br />
Die Bedenken der<br />
Bürger gegen das monströse<br />
Projekt wurden zum Teil<br />
mit Schwindelei zerstreut:<br />
Transfusionen sollten im<br />
Notarzt-Wagen schneller<br />
Leben retten können, weil<br />
die neue Karte die Blutgruppe<br />
enthalte. Völliger Unsinn,<br />
denn Blutkonserven verderben,<br />
wenn sie nicht absolut<br />
vibrationsfrei gelagert werden<br />
und der Todkranke dürfte<br />
sicherlich nicht die sechsstellige<br />
Geheimzahl auswendig<br />
dahersagen können,<br />
die alleine den Zugang zur<br />
e-card ermöglicht. Dies gilt<br />
vermutlich für jeden Notfall.<br />
Also muss es einen »Generalschlüssel«<br />
geben, der<br />
irgendwo zentral hinterlegt<br />
wird. Ein Graus für Datenschützer,<br />
die sich elegant<br />
aus der Affäre ziehen, indem<br />
sie auf Gesetze verweisen.<br />
Die Versicherten wissen gar<br />
nicht, was auf sie zukommt.<br />
Für jedes einzelne Medikament<br />
muss am Praxis-<br />
Schalter der Arzt digital signieren,<br />
unter Einlegen seines<br />
Heilberufs-Ausweises.<br />
Soll er diesen samt zugehöriger<br />
PIN-Nummer dort hinterlegen?<br />
Darf er nicht. Sollen<br />
die Patienten für jedes<br />
Rezept in die Sprechstunde?<br />
Undenkbar. Patienten stehen<br />
jetzt am Beginn des<br />
Quartals in den Praxen<br />
Schlange; die Zwangsabgabe<br />
von 10 Euro für die Kas-<br />
sen blockiert die Abläufe<br />
und zeigt ihnen, wohin administrative<br />
Willkür führt. Mit<br />
der e-card addiert sich die<br />
Kehrarbeit von Minuten zu<br />
Stunden, die der medizinischen<br />
Versorgung verloren<br />
gehen. Hoffen wir, dass sich<br />
der bayrische Sachverstand<br />
durchsetzt.<br />
Dr. Hans-Georg Fritz,<br />
Berlin<br />
süddeutsche zeitung,<br />
12.10.2009<br />
Datenpanne beim<br />
Finanzdienstleister<br />
AWD<br />
Hannover. Beim Finanzdienstleister<br />
AWD wurden<br />
offenbar zehntausende Kundendaten<br />
entwendet. Dem<br />
Hörfunksender NDR Info<br />
wurden insgesamt 27.000<br />
Datensätze zugespielt.<br />
Diese enthalten laut NDR<br />
Info Kundennummer, Adresse,<br />
Telefonnummer, Berufsbezeichnung,<br />
Geburtstag<br />
und die Vertragsabschlüsse<br />
der einzelnen Kunden.<br />
AWD-Kommunikationschef<br />
Bela Anda sagte dazu,<br />
dass man an der Authenzität<br />
des Datenpakets zweifele.<br />
Bei den Daten seien keine<br />
sensiblen Konto- oder Bankverbindungen<br />
enthalten.<br />
NDR Info habe dem Unternehmen<br />
Daten von 17 Kunden<br />
und 36 Anträgen übergeben,<br />
die man überprüft<br />
habe. Anda sagte, es handele<br />
sich zum Teil um veraltete<br />
Daten, etwa aus Büros, die<br />
in den 90er Jahren geschlossen<br />
worden seien,<br />
oder von Kunden, die den<br />
Wohnort gewechselt hätten.<br />
Der AWD hat den Landesdatenschutzbeauftragten<br />
informiert und Strafanzeige<br />
gegen unbekannt erstattet.<br />
Anda sagte, der Datenschutzbeauftragte<br />
hätte<br />
dem Unternehmen bestätigt,<br />
dass es sich nicht um sensible<br />
Daten im Sinne des Datenschutzgesetzes<br />
handele.<br />
»Wir haben ein hohes Interesse<br />
an einer Aufklärung«,<br />
sagte der Kommunikationschef.<br />
Laut NDR Info ist aus den<br />
Datensätzen unter anderem<br />
ersichtlich, welche Kunden<br />
eine Lebensversicherung<br />
abgeschlossen und wie viel<br />
Geld sie angelegt haben. Ein<br />
großer Teil der Verträge soll<br />
noch gültig sein.<br />
Wie die Informationen in<br />
Umlauf geraten konnten, ist<br />
unklar. Aus dem Umfeld des<br />
Finanzdienstleisters hieß es<br />
laut NDR Info, dass nur hochrangige<br />
Mitarbeiter Zugriff<br />
auf eine derart große Menge<br />
an Datensätzen hätten.<br />
Der niedersächsische<br />
Datenschutzbeauftragte bestätigte,<br />
dass der AWD ihn<br />
bereits über den Vorfall informiert<br />
habe. Sollte es sich<br />
bestätigen, dass die Daten<br />
direkt aus der Firma kamen<br />
und nicht etwa durch ein<br />
Call-Center in Umlauf gebracht<br />
wurden, dann sei<br />
dieser Fall von besonderer<br />
Bedeutung. ink<br />
neue Presse, 16.10.2009<br />
Merkels jüngster Minister<br />
Philipp Rösler (36)<br />
»Das glaub ich nicht«,<br />
sagte meine Frau<br />
BILDInterview mit dem<br />
neuen Shootingstar in<br />
Merkels Kabinett: Bundesgesundheitsminister<br />
Philipp Rösler (36)<br />
BILD: Was waren die ersten<br />
Worte Ihrer Frau, als Sie ihr<br />
das Ministeramt »gebeichtet«<br />
haben?<br />
Philipp Rösler: Sie hat<br />
spontan gerufen: »Das glaube<br />
ich jetzt nicht!« Aber sie<br />
freut sich natürlich mit mir.<br />
Ich bin am Freitagabend<br />
noch zu ihr und meinen<br />
Töchtern gefahren.<br />
BILD: Was sagen Sie den<br />
Kritikern, die meinen, 36 Jahre<br />
Lebensalter und ein halbes<br />
Jahr Regierungserfahrung<br />
seien ein bisschen wenig für<br />
dieses Amt?<br />
Rösler: Das Alter ändert<br />
sich mit der Zeit, würde ich<br />
zuerst sagen. Und diese Kritiker<br />
sind mir ein besonderer<br />
Ansporn, besonders fleißig<br />
und gut im neuen Amt zu<br />
sein.<br />
BILD: Wozu braucht es<br />
noch eine Kommission für die<br />
Planung der Gesundheitsreform?<br />
Liegen nicht alle Erkenntnisse<br />
und Zahlen längst<br />
auf dem Tisch?<br />
Rösler: Wir müssen jetzt<br />
nach und nach die Schritte<br />
festlegen, um aus dem bestehenden<br />
System in das<br />
neue hineinzukommen, ohne<br />
die Menschen zu überfordern.<br />
Dafür brauchen wir die<br />
Kommission.<br />
BILD: Wird die Gesundheitsreform<br />
DAS Markenzeichen<br />
der neuen Koalition? DIE<br />
Stelle, an der sich Schwarz-<br />
Gelb von Schwarz-Rot unterscheidet?<br />
Rösler: Ja, die Gesundheitsreform<br />
muss ein Markenzeichen<br />
von Schwarz-<br />
Gelb werden. Das ist der<br />
Auftrag: Wir sorgen jetzt<br />
endlich für ein Gesundheitssystem,<br />
das für über 80 Millionen<br />
Menschen in<br />
Deutsch land robust und<br />
gerecht ist.<br />
BILD: Wie viele Milliarden<br />
Steuergeld wird der gewünschte<br />
Sozialausgleich<br />
erfordern?<br />
Rösler: Dazu kann ich<br />
zum jetzigen Zeitpunkt keine<br />
Aussage machen. Auch hierfür<br />
brauchen wir die Regierungskommission,<br />
um diese<br />
Zahlen zu errechnen.<br />
BILD: Ist die dauerhafte<br />
Deckelung der Krankenkassenbeiträge<br />
der Arbeitgeber<br />
das Ende des Solidarprinzips<br />
in der gesetzlichen Krankenversicherung?<br />
Rösler: Nein, das sicher<br />
nicht. Solidarität heißt in der<br />
Krankenversicherung, die<br />
Gesunden helfen den Kranken.<br />
Und den Sozialausgleich<br />
muss es künftig über<br />
das Steuersystem geben –<br />
das wird es auch.<br />
BILD: Wie wichtig ist<br />
für Ihr Amt die unbedingte<br />
Rückendeckung durch die<br />
Kanzlerin?<br />
Rösler: Ich denke, die<br />
gesamte Koalition hat ein<br />
gemeinsames Ziel: ein stabiles<br />
und funktionierendes<br />
Gesundheitssystem auf die<br />
Beine zu bringen, das nicht<br />
alle zwei Jahre reformiert<br />
werden muss. Dafür steht<br />
die komplette Regierung,<br />
also auch die Kanzlerin.<br />
BILD: Sie hatten eine Art<br />
Vier-Augen-Gespräch mit der<br />
Kanzlerin. War das ein Vorstellungsgespräch?<br />
Rösler: Es war ein vertrauensvolles<br />
und offenes<br />
Gespräch zu Gesundheitsthemen.<br />
Der Vorschlag, mir<br />
das Amt zu übertragen, kam<br />
aber auf jeden Fall von Guido<br />
Westerwelle.<br />
Bild: Macht Sie die vor Ihnen<br />
liegende Aufgabe nervös?<br />
Rösler: Ich weiß, dass es<br />
sehr viel zu tun gibt. Deshalb<br />
würde ich am liebsten sofort<br />
anfangen zu arbeiten.<br />
Von A. Baldauf und<br />
N. Blome<br />
Bild.de, 26.10.2009<br />
726 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 727
terminkalender<br />
27. – 30.1.2010 Braunlage 57. Winterfortbildungskongress der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, Infos: Ansgar Zboron,<br />
Tel. (05 11) 8 33 91-303<br />
13. – 20.2.2010 Davos 42. Winterfortbildungskongress Davos, Infos: Freier Verband Deutscher Zahnärzte e.V., Frau<br />
Ruth Stamer, Tel. (02 28) 85 58-55, E-Mail: rs@fvdz.de<br />
8.5.2010 Hannover Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong><br />
29.5.2010 Walsrode Landesversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, Beginn 10 Uhr, Parkhotel<br />
Luisenhöhe, Ahrsener Straße 2, 29699 Bomlitz<br />
5.6.2010 Hannover Konstituierende Kammerversammlung<br />
18. – 19.6.2010 Neuss Vertreterversammlung der Apotheker- und Ärztebank<br />
Deutscher Ärztinnenbund e.V.<br />
Gruppe Braunschweig<br />
Termine 2009<br />
Mittwoch, 2.12.2009, 15.30 Uhr<br />
Adventskaffee im Haus unserer 1. Vor-<br />
7. Göttinger Symposium der Zahnmedizin<br />
– Endodontologie –<br />
Mit Konzept zum Erfolg<br />
28.11.2009<br />
9.00 – 18.00 Uhr<br />
Universitätsklinikum Göttingen, Großer Hörsaal<br />
Hands-on-Kurs<br />
MB2: Mythos oder Realität?!<br />
Freitag – 27.11.2009<br />
Für diese Veranstaltung erhalten Sie<br />
8 Fortbildungspunkte der BZÄK und DGZMK.<br />
Gebühren<br />
Studierende: 10 EUR · ZA-Helferinnen: 35 EUR<br />
Zahnärzte: 75 EUR<br />
Kontakt<br />
Göttinger Förderverein der Zahnmedizin e.V.<br />
Theaterplatz 9, 37073 Göttingen<br />
Tel.: (01 63) 2 86 35 26 · Fax: (05 51) 9 98 92 29<br />
email: info@symposium-zahnmedizin.de<br />
sitzenden Frau Dr. Dagmar Berkling. Eine<br />
gesonderte Einladung erfolgt rechtzeitig!<br />
Anmeldungen bitte an die 1. Vorsitzende<br />
Frau Dr. med. Dagmar Berkling, Tel. (0 53 31)<br />
18 39, Fax (0 53 31) 92 57 02, Email: dr.<br />
berkling@t-online.de oder die Schriftführerin<br />
Frau Dr. med. Ingeborg Kriebel, Tel.<br />
(05 31) 33 82 43, email: kriebel.ingeborg@tonline.de<br />
l<br />
Die Zwischenprüfung<br />
im Ausbildungsberuf Zahnmedizinische<br />
Fachangestellte<br />
findet am 17.2.2010<br />
in der Zeit von<br />
14.00 Uhr – 15.30 Uhr<br />
statt.<br />
gez. Dr. K.H. Düvelsdorf<br />
Vorstandsreferent<br />
für das<br />
Zahnärztliche Fachpersonal<br />
6. – 12. Februar 2010<br />
St. Anton am Arlberg, Österreich<br />
29. Internationales Symposium für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und Zahnärzte<br />
Information:<br />
ICOS Implantatzentrum, Prof. Dr. Dr. Esser, Am Finkenhügel 1, 49076 Osnabrück<br />
Tel.: (05 41) 76 06 99-0, Fax: (05 41) 76 06 99-10, email: mail@icosnet.de<br />
Dr. Urs Brodbeck<br />
aus Zürich begann<br />
sein Seminar<br />
am 21.8.2009<br />
mit der Frage an<br />
jeden Teilnehmer, welche Vorstellungen,<br />
Erwartungen oder<br />
Wünsche sie oder er an sein<br />
Seminar habe. Die Antworten<br />
schlugen einen Bogen vom<br />
Wusch nach einem Einstieg in<br />
die vollkeramische Restauration,<br />
über Fragen nach der Haltbarkeitsdauer<br />
bis zu Unsicherheiten in der Auswahl<br />
der angebotenen Keramiken und<br />
zur Adhäsivtechnik.<br />
Vollkeramische Restaurationen,<br />
eine Übersicht aus der Praxis –<br />
für die Praxis<br />
Zunächst zeigte der Referent die wesentlichen<br />
Unterschiede der einzelnen<br />
Keramikmassen auf. Vor der Entscheidung,<br />
welche Keramik, ob Sinter-,<br />
Press-, oder hochfeste oxidkeramik zu<br />
verwenden sei, gelte grundsätzlich zu<br />
beachten, dass Keramik immer nur eine<br />
Alternative, nie aber ein Metallersatz<br />
sein könne.<br />
Unbestritten liegen die größten<br />
Vorteile der Keramik in der optimierung<br />
der Ästhetik und in dem bestmöglichen<br />
Erhalt der Zahnsubstanz, in<br />
Folge gewebeschonender Präparation.<br />
Hauptnachteil in der Vergangenheit<br />
war jedoch immer die erhöhte<br />
Frakturgefahr des Materials, bedingt<br />
durch seine Sprödigkeit. In<br />
Verbindung mit Verarbeitungsfehlern<br />
in der Adhäsivtechnik<br />
kam es zu hohen Misserfolgsraten.<br />
Die Entwicklungen der letzten<br />
Jahre haben weitaus verbesserte<br />
Materialeigenschaften erbracht<br />
und mit Innovationen in der Adhäsivtechnik<br />
und ihrer exakten Anwendung<br />
ist heute ein Erfolg zu 95 Prozent<br />
über fünf Jahre zu erzielen.<br />
Einen sehr großen Einfluss auf die<br />
Haltbarkeitsdauer keramischer Restaurationen<br />
haben die Form und der Umfang<br />
der vorhergehenden Präparation,<br />
wobei Retentions- oder Resistenzform<br />
keine Bedeutung haben.<br />
Anstelle der Vielfalt der<br />
Tipps und Tricks aus der Praxis,<br />
die Mut machen<br />
Füllungsbezeichnungen gibt es für Dr.<br />
Brodbeck nur die adhäsive Vollkrone<br />
oder die adhäsive Teilkrone. So bleibt er<br />
zum Beispiel bei der Präparation einer<br />
adhäsiven Teilkrone in der Front (Veneer)<br />
immer im zervikalen Schmelzbereich,<br />
auch wenn sich ein keilförmiger<br />
Defekt oder eine Rezession anschließen<br />
sollte. Er nimmt für einen fugendichten<br />
Abschluss lieber das Legen einer<br />
zervikalen Füllung, als eine potentielle<br />
Frakturgefährdung der Restauration<br />
in Kauf. Die Aufhebung einer dentinadhäsiven<br />
Befestigung ist bei Biegebeanspruchung<br />
eher wahrscheinlich,<br />
als bei einer reinen schmelzadhäsiven<br />
Befestigung. Schon eine geringe Aufhebung<br />
der zervikal-adhäsiven Befestigung<br />
kann Keramiksprünge in der<br />
Versorgung nach sich ziehen.<br />
Ästhetik entscheidet<br />
Natürlich ist hierbei die zu erwartende<br />
Ästhetik entscheidend, aber häufig<br />
werden Rezessionen weder beim Lachen<br />
noch beim Sprechen sichtbar. Dr.<br />
Brodbeck bevorzugt bei seinen Restaurationen<br />
leuzitverstärkte Presskeramik<br />
und hat gute Erfahrungen mit Empress<br />
(e-max-press) gemacht.<br />
foto: PrivAt Seminar-Spots<br />
Die optischen Eigenschaften der keramischen<br />
Restauration sind stark abhängig<br />
von der Stumpffarbe, ein Zementieren<br />
mit eingefärbten Zementen<br />
sei nicht zu empfehlen, auch die Bemalung<br />
bereits gepresster Restaurationen<br />
zeige oft nicht die gewünschte Ästhetik.<br />
Hier bietet eine Schichttechnik die<br />
besten Ergebnisse. Es habe sich bewährt,<br />
die Farbbestimmung vom Techniker<br />
selbst durchführen zu lassen, dieses<br />
erfolge immer ohne provisorische<br />
Versorgung. Dr. Brodbeck zieht es vor,<br />
seine Restaurationen mit Tetric-Flow<br />
der Farben A2 oder A3 zu befestigen,<br />
wobei er bei adhäsiven Teilkronen in<br />
der Front kein Bondingmaterial verwendet.<br />
Tipps und Tricks, die Mut machen<br />
Das Zementieren von Seitenzahnrestaurationen<br />
muss immer so erfolgen,<br />
dass eine Überschussbildung im Interdentalraum<br />
ohne Einsatz rotierender<br />
Instrumente zu entfernen ist. Bei einer<br />
umfangreichen Restauration muss immer<br />
in »die Lücke« zementiert werden,<br />
um die Kontaktflächensituation modellgerecht<br />
zu erhalten. So werden im<br />
ersten Schritt die Restaurationen an<br />
den Zähnen 14, 12, 21, 23 und im zweiten<br />
Schritt 13, 11, 22, 24 adhäsiv befestigt.<br />
Heutzutage kam der Behandler ohne<br />
Probleme zwischen den verschiedenen<br />
Keramiken wählen, denn sie alle weisen<br />
bei richtiger Indikation und Verarbeitung<br />
die oben genannte Haltbarkeitsrate<br />
von 95 Prozent über fünf Jahre<br />
auf.<br />
Für Front- und Seitenzahnteilkronen<br />
kann Empress empfohlen werden,<br />
für den Seitenzahnbereich ebenfalls<br />
das Cerec-System. Für die Vollkronen<br />
stehen sowohl Procera, InCemm, Empress<br />
und Zirkon zur Auswahl. Auch<br />
dreigliedrige kleinere Brücken aus Zirkon<br />
haben eine Haltbarkeitsdauer von<br />
über fünf Jahren bewiesen.<br />
Dr. Brodbeck hat in seinem Seminar<br />
eine Fülle von Tipps und Tricks vermittelt,<br />
die auch noch wenig erfahrenen<br />
Kolleginnen und Kollegen Mut macht,<br />
sich vermehrt der vollkeramischen Restauration<br />
zuzuwenden.<br />
Dr. Peter Rudolph, Göttingen l<br />
728 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 729<br />
Dr. Peter<br />
Rudolph<br />
foto: ZKn-ArCHiv
Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />
SEMINARPROGR AMM<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-311 · Telefax (05 11) 8 33 91-306<br />
Ansprechpartner: Marlis Grothe<br />
Augmentative Verfahren mit autologen Knochentransplantaten –<br />
mit Sicherheit zum Implantaterfolg<br />
Die Weiterentwicklung der oralchirurgie in den letzten<br />
Jahren hat die Anforderungen und Wünsche der Patienten<br />
gegenüber der implantologischen Behandlung deutlich<br />
verändert. Implantate müssen nicht mehr einfach nur osseointegriert<br />
sein, sondern entsprechend eines prothetischen<br />
Behandlungskonzeptes an die ideale Position inseriert<br />
werden. Dies führt dazu, dass ein Großteil der implantologischen<br />
Behandlungen eine knochenaugmentative<br />
Maßnahme erfordert.<br />
Zur Wiederherstellung des Kieferkamms sind zahlreiche<br />
Verfahren, insbesondere im Bereich Ersatzknochen und<br />
Membranen, entwickelt worden. Dennoch zeigt sich, dass<br />
der autologe Knochen nach wie vor der Goldstandard mit<br />
der höchsten Erfolgsquote bleibt. Hierbei gilt es, durch den<br />
Einsatz neuer Materialien und Methoden Risiken zu minimieren<br />
und die Behandlung an die Bedürfnisse des Patienten<br />
anzupassen.<br />
Der Kurs richtet sich an den in der Praxis tätigen Zahnarzt,<br />
der sein Behandlungsspektrum im Bereich der verschiedenen<br />
Techniken der augmentativen Verfahren erweitern<br />
möchte. Folgende operationstechniken werden<br />
im Rahmen des Seminars erläutert:<br />
Endodontie – Lichtblicke für die Kanalarbeit<br />
Im letzten Jahrzehnt vollzog sich in der Wurzelkanalbehandlung<br />
ein wissenschaftlich-klinischer Quantensprung.<br />
In praxi besteht die Aufgabe aus den vielen endodontischen<br />
Wahrheiten von »Good Clinical Practise« ein Behandlungskonzept<br />
im Spannungsfeld von Wissenschaftlichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit zukunftsträchtig zu gestalten.<br />
Im Kurs werden Lichtblicke für die aktuelle Kanalarbeit<br />
dargestellt un d durch praktische Übungen untersetzt, wobei<br />
sich der Lichtbogen von der relativen Selbständigkeit<br />
endodontaler Erkrankungen über das therapeutische<br />
Quartett von Aufbereitung, Desinfektion, obturation und<br />
endorestaurative Therapie bis hin zu Erfolg, Misserfolg<br />
und implantologische Abwägung spannt.<br />
l Knochenblockentnahme<br />
l Laterale und vertikale Knochenaugmentation<br />
l Sinusbodenelevation<br />
l Weichgewebsmanagement im Rahmen augmen tativer<br />
Eingriffe.<br />
Hierbei werden Instrumente, Nahtmaterialien sowie<br />
Grundprinzipien von Schnittführungen und Nahttechniken<br />
anhand klinischer Fotos und Videos dargestellt.<br />
Referent: Dr. Jochen Tunkel, Bad oeynhausen<br />
Mittwoch, 18.11.2009, 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 72,–<br />
Max. 40 Teilnehmer<br />
4 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />
Kurs-Nr.: Z 0977<br />
<strong>NEU</strong>!<br />
Anmerkung:<br />
Eine Materialliste wird nach verbindlicher Anmeldung zugesandt.<br />
Referent: Prof. Dr. Knut Merte, Leipzig<br />
Freitag, 27.11.2009, 14.00 – 18.00 Uhr/<br />
Samstag, 28.11.2009, 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 420,–<br />
Max. 20 Teilnehmer<br />
13 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />
Kurs-Nr.: Z 0979<br />
<strong>NEU</strong>!<br />
Der Weisheitszahn<br />
die Weisheitszähne – entfernen oder Belassen?<br />
Die Weisheitszahnentfernung zählt zu den häufigsten zahnärztlich-chirurgischen<br />
Eingriffen. Trotzdem besteht eine<br />
gewisse Unsicherheit bei der Indikationsstellung und der<br />
Wahl des richtigen Zeitpunktes für die Entfernung des dritten<br />
Molaren.<br />
Ziel des Kurses ist die Darstellung der komplexen Problematik<br />
und Aufzeigen von Richtlinien für die Entscheidung<br />
Entfernen oder Belassen von Weisheitszähnen.<br />
Inhalt:<br />
l Anatomie, Physiologie und Pathologie rund um den dritten<br />
Molaren<br />
l Anamnese, Befund, Diagnostik<br />
TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN<br />
Bezirksstelle Hannover<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Sven Nordhusen, Tiergartenstr. 29,<br />
30559 Hannover<br />
9.12.2009, 16.00 Uhr – ca. 19.00 Uhr<br />
ort: Hörsaal der KZVN (5.Etage), Eingang über ZKN, Zeißstr. 11a,<br />
30519 Hannover<br />
Implantologie in der Praxis<br />
Referent: Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik, Darmstadt<br />
Bezirksstelle Oldenburg<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Volker Schaper, Burgstr. 11,<br />
27243 Harp stedt, Tel. (0 42 44) 16 71<br />
6.3.2010, 9.00 Uhr – ca. 13.00 Uhr<br />
ort: Universität »Carl von ossietzky«, Ammerländer Heerstr. 114 –<br />
118, 26129 oldenburg<br />
Kinderzahnheilkunde in der Praxis<br />
Referent: Prof. Dr. Christian Splieth, Greifswald<br />
Bezirksstelle Osnabrück<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Markus Firla,Hauptstr. 55,<br />
49205 Hasbergen-Gaste, Tel. (0 54 05) 6 99 88<br />
13.1.2010, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />
ort: Steigenberger Hotel Remarque, Natruper-Tor-Wall 1,<br />
49076 osnabrück<br />
CAD/CAMTechnologie in der Zahnarztpraxis<br />
Referentin: Dr. Anna Theiss, München<br />
12.5.2010, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />
ort: Steigenberger Hotel Remarque, Natruper-Tor-Wall 1,<br />
49076 osnabrück<br />
Einführung in die zahnmedizinische Hypnose – Vom<br />
sanften Umgang mit Schmerz und Angst<br />
Referent: Christian Bittner, Salzgitter<br />
Bezirksstelle Stade<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Volker Thoma, Bahnhofstr. 21 – 25,<br />
21614 Buxtehude, Tel. (0 41 61) 5 29 08<br />
6.2.2010, 9.00 Uhr – ca. 12.00 Uhr<br />
ort: Ramada Hotel, Kommandantendeich 3, 21680 Stade<br />
l Risikofaktoren<br />
l Komplikationen<br />
l Empfehlungen zur Indikationsstellung<br />
l Fallpräsentationen<br />
Referentin: Dr. Christine Goldbecher, Halle/Saale<br />
Freitag, 4.12.2009, 14.00 – 17.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 66,–<br />
Max. 40 Teilnehmer<br />
3 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />
Kurs-Nr.: Z 0982<br />
730 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 731<br />
<strong>NEU</strong>!<br />
1. Wann ist es genug? Indikationen zur Augmentation in<br />
der Implantologie<br />
2. Wann, wie, warum? Überlegungen zum Timing in der<br />
Implantologie<br />
Referent: Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer, Göttingen<br />
Bezirksstelle Verden<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Walter Schulze, Nordstr. 5,<br />
27356 Rotenburg/W. Tel. (0 42 61) 36 65<br />
25.11.2009, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
Die mobile Praxisrezeption<br />
Referent: Dr. Elian Cunea, Düsseldorf<br />
17.3.2010, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
So führen Sie professionelle Bankgespräche<br />
Referent: Michael Vetter, Dortmund<br />
28.4.2010, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
Dentale Implantologie – zwischen Evidenz und<br />
Feldversuch<br />
Referent: Dr. Wolfgang Kirchhoff, Marburg<br />
26.5.2010, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
CMD aus der Sicht der evidenzbasierten Medizin<br />
Referent: Dr. Horst Kares, Saarbrücken<br />
Bezirksstelle Wilhelmshaven<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Andreas Hackenberg,<br />
Kleine Rosmarinstr. 4, 26441 Jever, Tel. (0 44 61) 22 18<br />
2.12.2009, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />
ort: Hotel Schützenhof, Schützerhofstr. 47, 26441 Jever<br />
Alte(?) und neue Probleme in der zahnärztlichen<br />
Chirurgie – Osteomyelitis und Bisphosphonat<br />
assoziierte Kiefernekrose<br />
Referent: Prof. Dr. Torsten Remmerbach, Leipzig
inform ative Presse-inform ationen der industrie,<br />
für deren inh a lt die je w eiligen her ausgeBer v er a nt wortlich zeichnen<br />
dentalmarkt<br />
Innovative Vereinigung<br />
von Titan und Zirkonium für<br />
die Implantologie<br />
Eine deutlich verbesserte Stabilität<br />
im Vergleich zu Reintitan bei einer<br />
sich andeutenden signifikant verbesserten<br />
osseointegration gegenüber<br />
dem SLActive® Goldstandard –<br />
das sind die Argumente, die für das<br />
neue innovative Hochleistungsmaterial<br />
RoXoLID beim Einsatz von durchmesserreduzierten<br />
Implantaten in Situationen<br />
mit begrenztem Platzangebot<br />
sprechen. Die Ø 3,3 mm RoXoLID-<br />
Implantate erlauben Implantationen<br />
auch bei Patienten, die sich aufgrund<br />
von mangelndem Knochenangebot<br />
und der damit notwendigen Augmentation<br />
gegen eine Implantatbehandlung<br />
entscheiden würden. Mit RoXo-<br />
LID kann der Anwender durch kosteneffizientere,<br />
weniger invasive und zeitsparende<br />
Lösungen neue Patientengruppen<br />
erreichen.<br />
Erste auf Kongressen vorgestellte<br />
wissenschaftliche Ergebnisse von derzeit<br />
7 laufenden/teilweise abgeschlossenen<br />
prä-/klinischen Studien, mit<br />
über 320 Patienten und 470 dokumentierten<br />
Implantaten belegen bis dato<br />
alle Erwartungen.<br />
So konnten Gottlow et al. in einer<br />
Tiervergleichsstudie (Titan SLActive®<br />
vs. RoXoLID SLActive®) nach 4 Wochen<br />
signifikant höhere Ausdrehmomente<br />
und histomorphometrisch signifikant<br />
mehr Knochenwachstum rund<br />
um die RoXoLID-Implantate belegen.<br />
In der prospektiven klinischen Pilotstudie<br />
mit 22 Patienten von der Arbeitsgruppe<br />
Barter et al. konnten vielversprechende<br />
12-Monatsdaten gezeigt<br />
werden. Lediglich ein Implantat<br />
ging aufgrund einer apikalen Entzündung<br />
des Nachbarzahns verloren. 50%<br />
der Patienten zeigten einen Zugewinn<br />
(!) des krestalen Knochens.<br />
Während bei der europäischen Multicenter<br />
RCT Studie aktuell die 12-Monatsdaten<br />
ausgewertet werden, zeigen<br />
sich bei der nicht-interventionellen<br />
Studie (NIS), mit weltweit über 40<br />
teilnehmenden Zentren und aktuell<br />
mehr als 210 Patienten/ 270 Implantaten,<br />
erste spannende Ergebnisse. So<br />
konnten in 58% der Fälle RoXoLID-<br />
Implantate gesetzt werden, die bei der<br />
Verwendung von Implantaten mit einem<br />
enossalen Durchmesser >3,3 mm<br />
eine zusätzliche Augmentation erfordert<br />
hätten.<br />
RoXoLID – eine wissenschaftlich<br />
fundierte Innovation mit vielen Vorteilen<br />
für Arzt und Patient: mehr Sicherheit,<br />
mehr Stabilität, bessere Ästhetik,<br />
kürzere Einheilzeiten, weniger Kosten,<br />
kürzere Behandlungszeiten und die<br />
Möglichkeit zur implantologischen<br />
Versorgung von Patienten, die bis dato<br />
aufgrund potenzieller augmentativer<br />
Behandlungen eine Implantation abgelehnt<br />
haben.<br />
Weitere Informationen unter www.<br />
straumann.de.<br />
Inspiration und<br />
Implantprothetik<br />
Zum nunmehr bereits 15. Dental-<br />
Marketing-Kongress lädt DeguDent<br />
für Freitag/Sams tag, den<br />
22./23. Januar 2010, ins Congress Center<br />
der Messe Frankfurt am Main.<br />
Das Kongress-Wochenende schlägt<br />
einen großen Bogen. Der fachliche Fo-<br />
cus richtet sich speziell auf das Team.<br />
Am Freitag, dem 22. Januar lautet das<br />
Thema: Der Einfluss neuer Technologien<br />
auf prothetische Konzepte, dargestellt<br />
am Beispiel der Implantatprothetik.<br />
Computergestützte Navigation,<br />
»backward planning«, unterschiedliche<br />
Restaurations möglichkeiten etc. –<br />
das sind viele Facetten, die eines verbindet:<br />
der Team-Gedanke. Denn gerade<br />
in der Implantatprothetik ist perfekte<br />
Zusammenarbeiten die Voraussetzung<br />
für ein erfolgreiches Team und<br />
zufriedene Patienten.<br />
Genauso wichtig stellt sich beim<br />
Dental-Marketing-Kongress das zweite<br />
große Thema des Wochenendes dar:<br />
Woher bezieht der in Beruf und Familie<br />
geforderte Zahnarzt und Zahntechniker<br />
seine mentale Kraft? Wie führt er<br />
sich selbst, seine Praxis und Labor? Wie<br />
motiviert er seine Mitarbeiter/innen.<br />
Wie setzt er die in ihm selbst schlummernden<br />
Potentiale gewinnbringend<br />
frei?<br />
Antworten zur Inspiration der Teilnehmer<br />
geben neun ebenso hochkarätige<br />
wie unterschiedliche Top-Referenten:<br />
Brigitte Bastgen (u.a. ZDF/»heute«)<br />
als Moderatorin mit ihrem Charme,<br />
Shaolin-Instituts-Präsident Gerhard<br />
Conzelmann mit der »Kraft der Gedanken«,<br />
SchmidtColleg-Dozent Dr. Dr. Cay<br />
von Fournier mit konkreten »10 Geboten<br />
für ein gesundes Unternehmen«,<br />
Pater Anselm Grün aus der Abtei Münsterschwarzach<br />
mit seiner Erfahrung,<br />
wie »Werte unser Leben wertvoll machen«,<br />
und Andere. Gemeinsam ist allen:<br />
Sie erschließen neue Sichtweisen –<br />
ganz im Sinne des Kongress-Mottos: Inspiration!<br />
Fast im wörtlichen Sinne<br />
springt dieser Funken am Freitagabend<br />
bei Live-Musik, furioser Choreographie<br />
und magischen Lichtjonglage<br />
vom Feuertanztheaters firedancer<br />
über.<br />
Der Implantat-Prothetik-Kongress<br />
unter dem Motto »Drunter und<br />
Drüber«findet am Freitag, 22. Januar<br />
2010, von 13 bis 16 Uhr im Congress Center<br />
der Messe Frankfurt am Main statt.<br />
Einlass ist ab 12 Uhr. Am selben ort folgt<br />
ab 17:30 der zweite Teil des Dental-Marketing-Kongresses,<br />
quasi mit einem<br />
»open end«(24:00). Interessenten wählen<br />
entweder das gesamte Paket (Implantat-Prothetik-Kongress<br />
und Dental-Marketing-Kongress<br />
mit insgesamt<br />
11 Fortbildungspunkten nach den Leitsätzen<br />
und Empfehlungen der BZÄK-<br />
DGZMK) oder nur den Dental-Marketing-Kongress<br />
»Inspiration«(Freitag<br />
plus Samstag). Weitere Information<br />
und Inspiration unter: www.degudent.<br />
de, oder Frau Scheffel Tel.: 06181-59-<br />
5704.<br />
Einfach, flexibel und wirtschaftlich<br />
zum perfekten Licht<br />
Die KaVo MULTI LED Systemlösung<br />
liefert auf einfachste, flexibelste<br />
und wirtschaftlichste<br />
Weise perfektes LED-Licht für alle KaVo<br />
Lichtinstrumente. Seit oktober 2009<br />
gibt es mit jeder neuen KaVo MULTIflex<br />
Kupplung 465 LRN, 460 LE und den Motor<br />
KL 702 einen Gutschein zum Nachrüsten<br />
auf LED*. KaVo MULTI LED bietet<br />
mit 5.500K und echten 25.000LUX an<br />
der Bohrerspitze eine optimale, augenschonende<br />
Tageslicht-Farbtemperatur<br />
und Beleuchtungsstärke. Die Lichtintensität<br />
lässt sich dabei an KaVo-Behandlungseinheiten<br />
mit Lichtstärken-<br />
regelung individuell anpassen. Die integrierte<br />
optik der KaVo MULTI LED<br />
sorgt für die ideale Fokussierung des<br />
Lichtstrahls und damit für die hervorragende<br />
Ausleuchtung des Präparationsfeldes<br />
ohne störende Lichtkränze<br />
oder Streulichtverluste. Für den Anwender<br />
sind selbst Präparationsgrenzen<br />
deutlich sichtbar. Darüber hinaus<br />
stellt die Neuerung auch noch die einfachste<br />
und wirtschaftlichste Art der<br />
Umrüstung auf LED dar. Der Anwender<br />
selbst tauscht lediglich die Hochdrucklampe<br />
in den vorhandenen MULTIflex-<br />
Kupplungen und Motoren gegen die<br />
hochqualitative KaVo MULTI LED aus.<br />
Neuanschaffungen von Kupplungen,<br />
Motoren oder Instrumenten sind nicht<br />
notwendig. Mehr Informationen zu Ka-<br />
Vo MULTI LED unter www. kavo.com/<br />
led.<br />
Das<br />
Dentalhistorische<br />
Museum in Zschadraß<br />
Zschadraß bei Leipzig ist seit einigen Jahren Standort eines<br />
ganz besonderen Museums. Der Museumsgründer, Zahntechnikermeister<br />
Andreas Haesler, hat mit dem Dentalhistorischen<br />
Museum etwas geschaffen, was weltweit einzigartig ist. Die hessische<br />
Zahnärztezeitung titelte: »Beste Voraussetzungen für einen Wallfahrtsort«.<br />
Und dies ist nicht übertrieben. Unzählige Exponate präsentieren die<br />
Entwicklung der Zahnmedizin. Gemeinsam mit dem Dentalhistorischen<br />
Museum haben wir für 2010 zwei Kalender aufgelegt. Einen Motivkalender,<br />
der einige Exponate des Museums zeigt, und einen Kalender mit<br />
Illustrationen von historischen Postkarten und Holzstichen.<br />
Die Kalender haben das Format 30 x 46 cm und sind zum Preis von<br />
je 15,00 EUR erhältlich. 50 % des Reinerlöses fließt dem Museum<br />
direkt zu, damit weitere Räumlichkeiten um- und ausgebaut<br />
werden können.<br />
Satztechnik Meißen GmbH · Am Sand 1c · 01665 Nieschütz · Tel. 03525/71 86-0 · Fax 03525/71 86-12 · info@satztechnik-meissen.de<br />
732 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 733<br />
© Satztechnik Meißen GmbH, 2009
auf-gelesen<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bundesgesundheitsminsterium werden sich<br />
jetzt wohl farbenpolitisch etwas umorientieren müssen. Das triste verwaschene Einheits-<br />
Rot ist out, die vorherrschende Farbe wird – oh Wunder – ein erfrischendes Frühlings-<br />
Gelb werden, auch wenn bis zum obligatorischen Frühjahrsputz noch einige Wochen<br />
verstreichen werden. Kaum zu glauben, aber wahr: Die neue Koalition hat sich entschlossen,<br />
die Verantwortung für das wichtige Ministerium in die Hände eines jungen, liberalen<br />
Politikers zu legen, der zusammen mit einem Staatssekretär aus der gleichen Partei dafür<br />
sorgen kann, dass die freie Berufsausübung innerhalb der Medizin wieder gestärkt, und<br />
die Entwicklung hin zu einer Staatsmedizin für beendet erklärt werden kann.<br />
Übrigens: Freiberuflichkeit hat etwas mit freier Entscheidung zu tun, und diese haben<br />
Sie natürlich auch bei der Wahl des interessanten Lesestoffs, das jedenfalls wünscht<br />
Dr. Eckhard Jung<br />
Chirurgische<br />
Grundlagen<br />
Das Werk ist seit 25 Jahren auf<br />
dem Markt und gilt als Klassiker.<br />
Die Zielgruppe definiert sich<br />
nicht nur innerhalb der Studierenden<br />
im klinischen Studienabschnitt, sondern<br />
auch der in Weiterbildung befindliche<br />
Assistenzarzt und der niedergelassene<br />
Zahnarzt wird dieses Buch nutzen<br />
können. Das Buch liegt jetzt in der<br />
vierten, vollkommen überarbeiteten<br />
Fassung vor. Auf fast 400 Seiten wird<br />
die gesamte Bandbreite der Darstellung<br />
des Basiswissens der Allgemeinchirurgie<br />
für Zahnmediziner deutlich.<br />
Die chirurgischen Grundlagen umfassen<br />
zwölf Kapitel: Anamnese, Befunderhebung,<br />
Dokumentation und Aufklärung,<br />
Hygiene und Infektionsprävention<br />
sowie Bildgebende Verfahren<br />
als drittes Kapitel. Wundlehre, Blutung,<br />
Blutstillung und Transfusionsmedizin<br />
sowie Notfallmedizin als sechstes Kapitel<br />
folgen. Medikamentöse Schmerztherapie,<br />
Prämedikation und Anästhesie<br />
sind die Themen der Kapitel sieben<br />
und acht. Erkrankungen der Mundschleimhaut,<br />
Allergien bestimmen die<br />
Abschnitte neun und zehn. Tissue Engeneering<br />
und Wachstumsfaktoren<br />
beschließen den Reigen der Kapitel dieses<br />
Grundlagenwerks. Zahlreiche Fotos<br />
und Illustrationen ergänzen das lesenswerte<br />
Buch. Eine besondere Idee<br />
ist der mit einem Zugangscode versehene<br />
Zugang zu einem aktivierbaren<br />
Audio-Podcast, der jedem Buch beiliegt.<br />
Norbert Schwenzer, Michael Ehrenfeld:<br />
Chirurgische Grundlagen, 4. vollst.<br />
überarb. und erw. Aufl. 2008, 395 Seiten,<br />
79,95, Thieme Verlag, ISBN 978-3-<br />
13-593404-4.<br />
Ästhetik mit Komposit –<br />
Grundlagen und Technik<br />
In mehrerlei Hinsicht ein bemerkenswertes<br />
Buch. Der Autor, Privat-Dozent<br />
Dr. med. dent. Burkard Hugo,<br />
verstorben in 2006, legt hier gewissermaßen<br />
sein Vermächtnis vor. Und das<br />
Buch beschreibt anhand zahlreicher<br />
Fälle, wie außergewöhnliche Behandlungsergebnisse<br />
zu erzielen sind, wenn<br />
man auch ungewöhnliche Behandlungsmöglichkeiten<br />
beherrscht und in<br />
die Praxis umsetzt. Nach einer Einführung<br />
in die Grundlagen dentaler Ästhetik<br />
geht es um die Präsentation<br />
komplexer klinischer Fälle, die interessante<br />
Anwendungsmöglichkeiten bei<br />
der Gestaltung von Frontzahnaufbauten,<br />
dem Schließen von Frontzahnlücken,<br />
die Stellungs- und Formveränderungen<br />
und bei direkt herzustellenden<br />
glasfaserverstärkten Brücken aufzeigt.<br />
Die beigefügte Video-DVD illustriert<br />
anhand ausgewählter Behandlungsfälle<br />
zusätzlich zu den zahlreichen im<br />
Buch befindlichen Fotos die vorgestellten<br />
Techniken.<br />
Burkard Hugo: Ästhetik mit Kompo-<br />
sit – Grundlagen und Technik, 2008,<br />
272 Seiten, 178,–; Quintessenz Verlag,<br />
ISBN 978-3-938947-55-5.<br />
Bruxismus<br />
»Bruxismus ist eine generalisierte<br />
Erscheinung mit multipler<br />
Pathologie, deren erster<br />
Zeuge in der Regel der Zahnarzt ist«,<br />
so definieren die Autoren dieses Phänomen.<br />
Das Buch der drei Autoren versteht<br />
sich als Leitfaden für alle klinischen<br />
Situationen. Vor allem soll es die<br />
folgenden Fragen beantworten helfen:<br />
Wann muss behandelt werden? Lässt<br />
sich Bruxismus abstellen? Welche Rolle<br />
spielt die okklusion? Welche Faktoren<br />
lösen Bruxismus aus? Sind weitergehende<br />
therapeutische Maßnahmen<br />
nötig? Ein Konsens zum Umgang mit<br />
dieser ausgeprägten Funktionsstörung<br />
scheint schwierig: »Die Forschung<br />
lehnt eine Beteiligung der okklusion<br />
ab, während die Kliniker, denen die<br />
Aufgabe zufällt, die geschädigten Zahn -<br />
bögen zu rekonstruieren, zur Wahl der<br />
optionen beraten werden möchten«,<br />
so schreibt Daniel Rozencweig in seinem<br />
Vorwort. Das Buch bietet interessante<br />
Hinweise, Tipps und Vorschläge<br />
im Umgang mit den Patienten und deren<br />
Therapie.<br />
Daniel Brocard, Jean-François Laluque,<br />
Christian Knellesen: Bruxismus,<br />
2008, 96 Seiten, 58,–; Quintessenz Verlag,<br />
ISBN 978-3-938947-76-0.<br />
v.l.n.r.: Dr. Josef Kühling-Thees, Vorsitzender der Kreisstelle Cloppenburg, Dr. Thea<br />
Niemann-Papenheim, Dr. M. Michael Ebeling, Vizepräsident der ZKN<br />
Besuch der alten Dame<br />
Kollegin Dr. Thea Niemann-Papenheim<br />
feierte ihren 100sten Geburtstag<br />
Es berührt üblicherweise sensible<br />
Grenzen, über das Alter<br />
einer Dame zu sprechen. Aus<br />
gegebenem Anlass war das jedoch<br />
unvermeidlich. Schließlich<br />
war gerade dieses Alter Anlass für<br />
einen so anregenden wie nachdenklichen<br />
Besuch, den sich der Vizepräsident<br />
der ZKN, Dr. Michael Ebeling, und<br />
der Vorsitzende der Kreisstelle Cloppenburg,<br />
Dr. Josef Kühling-Thees, gönnen<br />
konnten.<br />
Die Jubilarin, Dr. Dorothea Niemann-Papenheim,<br />
empfing auch diese<br />
Gratulanten mit freundlichem Interesse<br />
in ihrem im Zentrum Cloppenburgs<br />
gelegenen Heim. Viele andere, nicht<br />
zuletzt die zur Feier der Mutter, Großmutter<br />
und Urgroßmutter zusammengeströmte<br />
Familie, hatten in diesen Tagen<br />
auf unterschiedlichste Weise ihre<br />
Glückwünsche zum »Hundertsten«<br />
überbracht. »Sie waren doch vor zehn<br />
Jahren schon einmal da« begrüßte Sie<br />
den Kollegen Kühling-Thees, »ich erinnere<br />
mich noch gut.« Im Beisein ihrer<br />
Tochter und ihres Schwie gersohnes,<br />
beide im Ruhestand befindliche Zahnärzte,<br />
erzählt Sie den Gästen bei einem<br />
Glas Prosecco aus ihrem Leben, eröffnet<br />
Einblicke in eine heute so fern erscheinende<br />
Zeit. Aus Krefeld stamme<br />
sie, wo sie am 17.10.1909 geboren wurde,<br />
damals preußische Rheinprovinz<br />
des deutschen Kaiserreichs. Und von<br />
ihrem Zahnmedizin-Studium erzählt<br />
sie mit leuchtenden Augen. Anders als<br />
heute, damals eine fast ausschließlich<br />
männliche Domäne. Von der Uni Bonn,<br />
wo sie ihr Studium begann, von Kantorowicz<br />
und Sobotta, die sie dort noch<br />
hatte hören können. Von Rostock, wohin<br />
sie im Sommersemester wechselte,<br />
von Freiburg, wo es im Winter schön zu<br />
studieren war und von der Wilhelms-<br />
Universität in Münster, an der sie am<br />
10.12.1932 sowohl ihr Staatsexamen<br />
(mit »gut«) ablegte als auch im März<br />
1933 die Promotion zum Dr. med. dent.<br />
abschloss. »Das mit dem Studieren an<br />
unterschiedlichen Unis, das war damals<br />
so,« erklärt sie fast entschuldigend<br />
aber auch sichtlich amüsiert. –<br />
Zunächst für einige Jahre in eigener<br />
Praxis am Niederrhein tätig, verlegte<br />
sie ihren Lebensmittelpunkt schon<br />
bald ins südoldenburgische Cloppenburg,<br />
wo sie anlässlich eines familiären<br />
Besuches ihren späteren Mann, den<br />
Zahnarzt Dr. Wilhelm Niemann, kennengelernt<br />
hatte. Ihr Mann starb vor<br />
neun Jahren, aber es war ihnen vergönnt,<br />
auch die diamantene Hochzeit<br />
zu feiern.<br />
»Natürlich,« gibt sie zu, »funktioniert<br />
mit 100 nicht mehr alles so wie<br />
früher, aber selbständig leben, das<br />
klappt immer noch und das möchte ich<br />
auch nicht missen.« Nach ihrem Rezept<br />
für ein hohes Alter gefragt meint sie:<br />
»Wenig essen und möglichst wenig<br />
Fleisch«. Für den Abschied gibt sie den<br />
Gratulanten eine Einladung für das<br />
nächste Mal mit auf den Weg.<br />
Dr. Michael Ebeling,<br />
Vizepräsident der ZKN l<br />
Personalia<br />
Herzliche<br />
Glückwünsche<br />
zum Geburtstag!<br />
1.10.2009 Dr. Dr. Ummo Francksen (89),<br />
Theaterwall 43, 26122 Oldenburg<br />
1.10.2009 Dr./IMF Klausenburg Mircea<br />
Sabau (70)<br />
Wilhelm-Leuschner-Straße 7, 38228 Salzgitter<br />
3.10.2009 Dr. Hein Hellendoorn (90)<br />
Am Wasserturm 22, 48455 Bad Bentheim<br />
3.10.2009 Hans-Ulrich Raschdorf (85)<br />
Am Sportplatz 149, 27257 Sudwalde<br />
4.10.2009 Dr. Jürgen Sager (85)<br />
Schützenstraße 7, 31224 Peine<br />
9.10.2009 Dr. Hartmut Wilke (85)<br />
Gustav-Steinbrecher-Straße 21, 38350 Helmstedt<br />
11.10.2009 Dr. Christian Koll (85)<br />
Eichenhamm 20, 27632 Dorum<br />
12.10.2009 Johannes Hammers (80)<br />
Horner Straße 35 A, 21220 Seevetal<br />
15.10.2009 Horst Raedler (80)<br />
Zieglerhof 14 E, 30655 Hannover<br />
17.10.2009 Dr. Thea Niemann-Papenheim (100)<br />
Soestenstraße 9, 49661 Cloppenburg<br />
17.10.2009 Dr. Waltraud Ullrich (80)<br />
Am Brambusch 1, 30657 Hannover<br />
20.10.2009 Dr. Gerhard Talaga (94)<br />
Albert-Einstein-Straße 28, 37075 Göttingen<br />
20.10.2009 Dr. Ursula Knaak (90)<br />
Kampstraße 4, 49324 Melle<br />
21.10.2009 Dr. Rudolf Sperber (89)<br />
Roter Gang 14, 49324 Melle<br />
22.10.2009 Dr. Dr. Heinz Friehs (86)<br />
Heinrich-Thiede-Straße 11, 21339 Lüneburg<br />
24.10.2009 Dr. Otto Mauß (85)<br />
An der Silberkuhle 18, 30655 Hannover<br />
26.10.2009 Wolfgang Schäfers (75)<br />
Auf der Burg 19, 37197 Hattorf<br />
31.10.2009 Werner Grote (87)<br />
Burgstraße 10, 49716 Meppen<br />
734 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 735<br />
foto: Dr. M. eBeling
ZKN amtlich<br />
Wahl zur Kammerversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> 2010<br />
Die nachfolgend gedruckten<br />
Veröffentlichungen<br />
erscheinen entsprechend §<br />
8 und § 11 der Wahlordnung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> für die Wahl zur<br />
Kammerversammlung (Wo-ZKN) vom<br />
4.5.1996 im amtlichen Mitteilungsblatt<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
I.<br />
Gemäß § 8 der Wahlordnung der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
für die Wahl zur Kammerversammlung<br />
(WO-ZKN) vom 4.5.1996<br />
gebe ich folgendes bekannt:<br />
1. Die Wahlzeit für die Neuwahl der<br />
Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> endet<br />
mit Ablauf des 27.4.2010.<br />
2. Wahlleiter<br />
Jürgen Weber, Rechtsanwalt und<br />
Notar,<br />
Berliner Allee 40, 30175 Hannover<br />
Telefon: (05 11) 3 04 95-0<br />
stellvertretender Wahlleiter<br />
Karl-Marten Börgemann, Rechtsanwalt,<br />
Constantinstr. 53, 30177 Hannover<br />
Telefon: (05 11) 3 18 05 52<br />
3. Beisitzer<br />
Dr. Dr. Günther Kohlbecker, Zahnarzt<br />
Dr. Stefan Künnecke, Zahnarzt<br />
Thomas Rating, Zahnarzt<br />
Andreas Röber, Zahnarzt<br />
stellvertretende Beisitzer<br />
Uwe Bretthauer, Zahnarzt<br />
Dr. Jürgen Ludwig, Zahnarzt<br />
Burghard Schmidt-Lauenstein,<br />
Zahnarzt<br />
Dr. Rainer Stadelmann, Zahnarzt<br />
II.<br />
Bekanntmachung über die Auslegung<br />
der Wählerverzeichnisse<br />
für die Neuwahl der Kammerversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Weihnachts-Spendenaufruf<br />
Unterstützen Sie die Arbeit des HDZ bitte nachhaltig<br />
durch eine so genannte Zustiftung. Als<br />
Zustifter erhöhen Sie mit Ihrer Geldspende<br />
(10... 100 ... 1000... 10.000 Euro)<br />
das HDZ-Stiftungsvermögen. Die<br />
Vorzüge einer Spende in Form einer solchen Zustiftung<br />
sind deren Sicherheit und Dauerhaftigkeit.<br />
In einer Stiftung – wie der des Hilfswerks<br />
Deutscher Zahnärzte – ist der Stiftungszweck auf<br />
»ewig« festgeschrieben. Jedes Jahr werden die<br />
Erträge aus dem aufsummierten Stiftungskapi-<br />
Gemäß § 11 der Wahlordnung der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> für<br />
die Wahl zur Kammversammlung<br />
(Wo-ZKN) vom 4.5.1996 gebe ich bekannt,<br />
dass das Wählerverzeichnis für<br />
den<br />
Wahlkreis 1 – Bezirksstellen Braunschweig,<br />
Lüneburg, Stade<br />
Wahlkreis 2 – Bezirksstellen oldenburg,<br />
osnabrück, ostfriesland, Wilhelmshaven<br />
Wahlkreis 3 – Bezirksstelle Hannover<br />
Wahlkreis 4 – Bezirksstellen Göttingen,<br />
Hildesheim, Verden<br />
zur Einsicht für die Kammerangehörigen<br />
in der Zeit vom 18.1. bis 22.1.2010,<br />
Montag bis Donnerstag 9:00 bis 12:30<br />
Uhr und 13:15 bis 16:00 Uhr, Freitag,<br />
9:00 bis 13:00 Uhr, in der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong>, Zeißstraße 11a,<br />
30519 Hannover, ausliegt.<br />
Ein Kammerangehöriger, der das<br />
Wählerverzeichnis für unrichtig oder<br />
unvollständig hält, kann dies durch Einspruch<br />
geltend machen. Der Einspruch<br />
ist bis zum Ablauf einer Woche nach<br />
dem Ende der Auslegungsfrist, also<br />
spätestens bis zum 29.1.2010, bei dem<br />
Präsidenten der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong>, Zeißstraße 11 a, 30519<br />
Hannover, schriftlich einzulegen und<br />
unter Beibringung von Beweismitteln<br />
zu begründen. Über den Einspruch entscheidet<br />
der Wahlausschuss.<br />
Hannover, 15.11.2009<br />
Der Präsident<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
tal direkt in die HDZ-Projekte weitergeleitet und helfen, die<br />
Situation von benachteiligten Menschen in den ärmsten<br />
Ländern der Welt zu verbessern. Die gemeinnützige<br />
HDZ-Stiftung ist steuerbefreit, so helfen die<br />
Zinsen auch in voller Höhe!<br />
Antworten auf Ihre Fragen finden Sie unter:<br />
www.hilfswerk-z.de.<br />
Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />
für Lepra- und Notgebiete<br />
(C. H. Bartels Fund),<br />
Göttingen l<br />
Bekanntmachung<br />
Änderung der Kostensatzung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (Auszug)<br />
Bekanntmachung<br />
Änderung der Weiterbildungsordnung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (Auszug)<br />
736 · ZKN mit teiluNgeN · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN mit teiluNgeN · 737<br />
Die Kostensatzung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> wird wie folgt geändert:<br />
Die Weiterbildungsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> wird wie folgt<br />
ergänzt:<br />
a) Erhöhung der Gebühren des Gebührentarifs A (Gebührentarif 1 und 2):<br />
In § 13 Abs. 1 (Die Gebietsbezeichnung auf dem Gebiet der Kieferorthopädie lautet:<br />
»Fachzahnarzt für Kieferorthopädie«) wird hinzugefügt:<br />
1. Für die Entscheidung über die Anerkennung zum Führen einer Zusatzbezeichnung<br />
nach § 34 HKG (§ 9 Weiterbildungsordnung) 750,– €<br />
alternativ »Kieferorthopäde« oder »Zahnarzt für Kieferorthopädie«<br />
2. Für die Entscheidung über die Ermächtigung eines Zahnarztes zur Weiterbildung<br />
gemäß § 37 HKG (§ 8 Weiterbildungsordnung) 1.150,– €<br />
In § 16 Abs. 1 (Die Gebietsbezeichnung auf dem Gebiet der Zahnärztlichen Chirurgie<br />
lautet: »Fachzahnarzt für oralchirurgie«) wird hinzugefügt:<br />
Der bisherige Punkt 4 kann entfallen, da gemäß dem niedersächsischen<br />
Ausführungsgesetz zur Verwaltungsgerichtsordnung das Widerspruchsverfahren<br />
für Verwaltungsakte abgeschafft worden ist.<br />
alternativ »oralchirurg« oder »Zahnarzt für oralchirurgie«<br />
b) Ergänzung des Gebührentarifs A<br />
Als neuer Punkt 4 wird eingefügt:<br />
Vorstehende Änderung der Weiterbildungsordnung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
wurde aufgrund des § 25 Abs. 1 HKG von der Kammerversammlung<br />
am 30./31.10.2009 mit der erforderlichen qualifizierten Mehrheit beschlossen und<br />
wird gemäß § 26 Abs. 1 HKG hiermit bekannt gemacht.<br />
4. Bearbeitung von Anträgen auf Anerkennung einer Gebietsbezeichnung<br />
(ohne Führen eines Fachgespräches) 250,– €.<br />
Hannover, 2.11.2009<br />
Vorstehende Änderung der Kostensatzung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
wurde aufgrund des § 25 Abs. 1 HKG von der Kammerversammlung am<br />
30./31.10.2009 mit der erforderlichen qualifizierten Mehrheit beschlossen und<br />
wird gemäß § 26 Abs. 1 HKG hiermit bekannt gemacht.<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN<br />
Hannover, 2.11.2009<br />
Dr. Michael Sereny<br />
Präsident der ZKN
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Wir Wir Wir sind sind sind gerne gerne gerne für für für Sie Sie Sie da! da! da!<br />
Telefon- und E-Mail-Verzeichnis<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Adresse:<br />
ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />
Zeißstrasse 11a<br />
30519 Hannover<br />
Postanschrift:<br />
ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />
Postfach 81 06 61<br />
30506 Hannover<br />
■ Zentrale<br />
Rita Bartsch, Christina Illhardt<br />
Telefon: (05 11) 8 33 91 ......................................... -0<br />
E-Mail: info(at)zkn.de<br />
■ Vorstand<br />
Präsident<br />
Dr. Michael Sereny, msereny(at)zkn.de<br />
Vizepräsident<br />
Dr. Michael Ebeling, mebeling(at)zkn.de<br />
Sekretariat<br />
Assistentin des Vorstandes<br />
Heidrun König, hkoenig(at)zkn.de ............. -102<br />
■ Geschäftsführung<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Jürgen Schwarz<br />
Sekretariat<br />
Christine Balke, cbalke(at)zkn.de ................ -109<br />
Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ....................... -110<br />
■ GOZ<br />
Honorar- und Vermittlungsangelegenheiten<br />
Heike Fries, hfries(at)zkn.de ............................ -115<br />
Birgit Weiss, bweiss(at)zkn.de ....................... -181<br />
■ Berufsordnung, Rechtsabteilung<br />
Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ....................... -110<br />
■ Pressestelle<br />
Kirsten Eigner, keigner(at)zkn.de ............... -301<br />
Martina Weinberger,<br />
mweinberger(at)zkn.de .......................... -304<br />
■ Personalstelle<br />
Julia Meins, jmeins(at)zkn.de ........................ -176<br />
■ Technische Dienste<br />
Abteilungsleiter<br />
Wieland Speckmann, wspeckmann(at)zkn.de -361<br />
Sekretariat<br />
Yvonne Fülling, yfuelling(at)zkn.de ......... -366<br />
■ Mitgliederverwaltung<br />
Abteilungsleiterin<br />
Heike Hengen, hhengen(at)zkn.de ............... -143<br />
■ Zahnärzte A – He<br />
ZFA-Ausbildung<br />
Bez.Stellen Hannover, Oldenburg<br />
Holdine Schattschneider,<br />
hschattschneider(at)zkn.de ..................... -141<br />
■ Zahnärzte Hi – Pl<br />
Weiterbildung Oralchirurgie<br />
Agnes Schuh, aschuh(at)zkn.de .................... -142<br />
■ Zahnärzte Po – Z<br />
ZFA-Ausbildung<br />
Bez.Stelle Braunschweig, Göttingen,<br />
Hildesheim, Lüneburg<br />
Christa Kohl, chkohl(at)zkn.de ...................... -145<br />
■ ZFA-Ausbildung<br />
Bez.Stellen, Osnabrück, Ostfriesland,<br />
Stade, Verden, Wilhelmshaven<br />
Beitragsermäßigungen und<br />
Zuwendungen, Jobbörse<br />
Sabine Koch, skoch(at)zkn.de ........................ -144<br />
■ Buchhaltung<br />
Abteilungsleiter<br />
Roland Gutsche, rgutsche(at)zkn.de .......... -121<br />
■ Zahnärztliche Stelle<br />
Hildegard Sniehotta, hsniehotta(at)zkn.de -117<br />
Veronika Weissbach,<br />
vweissbach(at)zkn.de ................................ -118<br />
■ Ausbildung / Fortbildung,<br />
Zahnärztliches Fachpersonal<br />
Abteilungsleiter<br />
Michael Behring, mbehring(at)zkn.de ...... -302<br />
Sekretariat<br />
Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ........... -310<br />
Ausbildung<br />
Michael Behring, mbehring(at)zkn.de ...... -302<br />
Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ............ -303<br />
■ ZAN – Zahnärztliche Akademie<br />
<strong>Niedersachsen</strong>,<br />
Seminarverwaltung (Referenten)<br />
Strukturierte Fortbildung<br />
Gabriele König, gkoenig(at)zkn.de .............. -313<br />
■ ZAN – Zahnärztliche Akademie<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Seminarverwaltung (Teilnehmer)<br />
Marlis Grothe, mgrothe(at)zkn.de ............. -311<br />
■ Dezentrale Weiterbildung,<br />
Dezentrale Fortbildung der Bezirksstellen,<br />
Winterfortbildungskongress<br />
Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ............ -303<br />
■ ZMP – Zahnmedizinische<br />
Prophylaxeassistentin<br />
Karen Schneider, kschneider(at)zkn.de .... -332<br />
■ Jugendzahnpfl ege<br />
Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ........... -310<br />
■ Praxisführung<br />
Daniela Gaekel, dgaekel(at)zkn.de .............. -123<br />
■ Sonderveranstaltungen<br />
(RKI, RöV), Internet-Auftritt<br />
Christian Göhler, cgoehler(at)zkn.de ........ -315<br />
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Morteza Mirzaaligoudarzi . . . . . . Nr. 6469<br />
Dr. Ina-Kerstin Sagebiel . . . . . . . . . Nr. 2214<br />
Sabine Tille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 6577<br />
Dr. Burkhard von Schwanewede Nr. 4268<br />
wurden verloren, gestohlen, beziehungsweise<br />
nicht zurückgegeben und werden für ungültig<br />
erklärt. ZKN l<br />
Wir<br />
trauern<br />
um<br />
unsere<br />
Kollegen<br />
Dr. Dorothea Lorenz<br />
Am Kantorberg 1, Haus Eterna, 37581 Bad Gandersheim<br />
geboren am 1.5.1914, verstorben am 20.9.2009<br />
Dr. Wolfgang Ernst Döring<br />
Kärrnerstraße 8, 29303 Bergen<br />
geboren am 2.6.1930, verstorben am 28.9.2009<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Der Vorstand<br />
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Die Seitenangabe bezieht sich auf das Hauptheft.<br />
Beilage zu den ZKN MitteiluNgeN<br />
11|09<br />
Die Seiten für das zahnärztliche Fachpersonal · November 2009
Editorial Sprache<br />
2<br />
Die Katze aus dem Urwald<br />
Die bundesweite Impfaktion gegen die »neue<br />
Grippe« (A/H1N1-Influenza) ist angelaufen. Die<br />
Gazetten haben die Aktion auch aufgegriffen und<br />
walzen das Thema intensiv aus. Es wird ihnen auch<br />
reichlich Stoff geboten.<br />
Erst streitet man sich über die Finanzierung;<br />
dann stellt sich heraus, dass es unterschiedliche<br />
Impfstoffe gibt, die für unterschiedliche<br />
Personenkreise angeschafft und eingesetzt werden<br />
sollen. Sofort wird wieder von einer Zweiklassen-Medizin<br />
in Deutschland gefaselt. Obendrein<br />
tritt die von der WHO frühzeitig angedrohte<br />
Massenepidemie bisher in unserem Land gar nicht<br />
auf. Zurück bleibt der verunsicherte Bürger, Sie<br />
und ich, der nun entscheiden soll, ob er die<br />
Impfung vornehmen lässt oder nicht.<br />
»Mit der Massenimpfung hat man sich auf einen<br />
Tiger vorbereitet, aus dem Urwald kam aber nur<br />
ein Kätzchen«; umschrieb kürzlich Prof. Alexander<br />
S. Kekulé von der Martin-Luther-Universität<br />
Halle-Wittenberg die aktuelle Situation.<br />
Wenn allerdings aus dem Jungtier ein ausgewachsener<br />
Kater werden sollte, könnte die Schutzimpfung<br />
zur Gefahrenabwehr sinnvoll sein. Dann<br />
wäre es auch vorteilhaft, wenn sich möglichst<br />
viele Bürger beteiligen würden. Das Virus könnte<br />
sich weniger schnell ausbreiten.<br />
Entscheiden Sie also selbst, ob Sie lieber mit<br />
dem Risiko leben wollen oder den sicheren Weg<br />
gehen wollen. Eines ist sicher: Der Impfstoff<br />
wird Sie schützen. Die Nebenwirkungen sind bei<br />
gesunden Menschen ohne Allergiegefährdung gering.<br />
Auch die ins Gerede gebrachten Wirkungsverstärker<br />
(Adjuvanzien) ändern daran nichts.<br />
Ich werde mich sicherlich impfen lassen.<br />
Dr. Karl-Hermann Karstens<br />
Dr. Karl-Hermann Karstens<br />
Geb.-Nr.<br />
102 GOZ<br />
Lokale Fluoridierung mit Lack<br />
oder Gel als Maßnahme zur Verbesserung<br />
der Zahnhartsubstanz,<br />
je Sitzung<br />
Geb.-Nr. 201 GOZ<br />
Behandlung überempfindlicher Zahnflächen,<br />
je Kiefer<br />
Aufgrund unterschiedlicher Leistungsinhalte<br />
sind die Geb.-Nrn.<br />
102/201 GOZ nebeneinander berechnungsfähig.<br />
»Biobreak«<br />
»wack«<br />
ZKN SPECIAL · 11 | 2009<br />
»Overchicked« und »smexy«:<br />
Neues Szene-Wörterbuch<br />
Von A wie »Achselterror«<br />
(Schweiß unterm Arm) bis<br />
Z wie »Z-Promi« (unbekanntes<br />
Sternchen): Mehr<br />
als 1200 Ausdrücke dieser<br />
Art sind in den letzten Wochen auf<br />
einer eigens eingerichteten Internetseite,<br />
einem sogenannten Wiki, eingetragen<br />
worden.<br />
»BTW« (By the way, also übrigens<br />
– ein »Übrigens«, das beiläufig tut,<br />
aber wichtig ist): Die Duden-Redaktion<br />
und das Hamburger Trendbüro<br />
»Smirting«<br />
»beschlauen«<br />
»Blogorhö«<br />
»Du bist ja opfer.«<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / PD<br />
haben daraus jetzt Begriffe für ihr<br />
»Neues Wörterbuch der Szenesprachen«<br />
ausgesucht. Ab Herbst können<br />
Leser damit ihren »Denkmuskel«<br />
(das Gehirn) »beschlauen«.<br />
Auch online ist die Lektüre bereits<br />
voll »porno« (interessant, geil, fett).<br />
Im Jahr 2000 gab es einen ersten<br />
Szenesprachen-Duden. Das ist also<br />
schon ewig her, wenn man in Kategorien<br />
von »In« und »Out« denkt und<br />
ein echtes »Modeopfer« (fast krankhaft<br />
trendy) ist. Das Werk war ein<br />
echter »Pageturner« (ein spannendes<br />
Buch). Und auch wenn sich der<br />
damalige Bestseller noch gar nicht<br />
so »wack« (Hip-Hop-Deutsch:<br />
schlecht) liest: Eine Neuausgabe ist<br />
überfällig. Seit der Jahrtausendwende<br />
hat sich schließlich viel getan.<br />
Unter den Vorschlägen für die<br />
2009er-Ausgabe finden sich Wörter,<br />
die vor neun Jahren noch gar nicht<br />
möglich waren. Beispiele: »Blogorhö«<br />
(unkontrollierte, durchfallartige<br />
Geschwätzigkeit im Internet – wie<br />
Diarrhö; neuerdings auch: »Twitterhö«)<br />
oder aber »Castingopfer« (Menschen,<br />
die zum »Fremdschämen«<br />
schlecht singen und sich trotzdem<br />
bei T V-Castingshows wie »Deutschland<br />
sucht den Superstar« bewerben<br />
und blamieren).<br />
Auch ohne Zusatz hat das Wort<br />
»Opfer« in den vergangenen Jahren<br />
eine erstaunliche Karriere gemacht.<br />
Teenager-Dialog in der Straßenbahn<br />
einer deutschen Großstadt: »Gehst<br />
Du heute Training?« – »Nein, ich<br />
schaff’s nicht.« – »Du bist ja opfer.«<br />
Das Wort bedeutet so viel wie<br />
»mies« oder »extrem schlecht«. Es<br />
wird also nicht mehr nur als Substantiv,<br />
sondern auch als Adjektiv<br />
verwendet.<br />
»In unserem Buch geht es nicht<br />
nur um Jugendsprache. Wir wollen<br />
Wortschöpfungen aus vielen verschiedenen<br />
Bereichen und Communitys<br />
abbilden«, betont der Soziologe<br />
und Redaktionsleiter beim Trendbüro,<br />
Dirk Bathen. In den letzten Jahren<br />
seien vor allem viele technische<br />
Begriffe neu entstanden: Beispielsweise<br />
»Youtuben«, »Twittern«,<br />
»Egogoogeln« (selbstvergewissernde<br />
Suche nach sich selbst im Internet)<br />
oder aber »Cyberstalking« (Recherchieren<br />
von anderen Personen<br />
im Internet, um mehr über sie zu<br />
erfahren).<br />
Außerdem im Trend laut Bathen:<br />
sogenannte Kofferwörter, zusammengezogene<br />
Begriffe wie etwa<br />
»Smirting« (das Flirten unter Rauchern<br />
– seit »Smoker« wegen der<br />
strengeren Gesetze ins Freie müssen),<br />
»smexy« (gemorphed aus<br />
»smart« (schlau) und »sexy«),<br />
»Crackberry« (Crack und Blackberry<br />
verschmelzen zu der Sucht, ständig<br />
erreichbar zu sein) oder aber<br />
»Bankster« (Mischung aus Banker<br />
und Gangster – im Zuge der Finanzkrise<br />
ein Wort für Banker, die moralisch<br />
schlecht handeln).<br />
Nicht ins Buch, sondern nur auf<br />
die Homepage geschafft hat es hingegen<br />
»Bionade-Biedermeier« – ein<br />
Begriff dafür, dass Szene-Viertel wie<br />
Berlin-Prenzlauer Berg oder Hamburgs<br />
Schanzenviertel zunehmend<br />
kommerzialisiert werden und verspießern,<br />
wie die Wochenzeitung<br />
»Die Zeit« einst eindrucksvoll beschrieb.<br />
An all diesen Wörtern merkt<br />
man, wie schnelllebig die Zeit und<br />
wie alt man selbst ist. Kommt man<br />
mit? Versteht man die Gedanken hinter<br />
den Begriffen? Oder ist man<br />
sprachlich ein »Vollhorst« (Idiot)?<br />
»Overchicked« zum Beispiel ist<br />
ein unattraktiver Mann (»Hässlo«)<br />
mit einer hübschen Freundin.<br />
»Augenkrebs« bekommt man, wenn<br />
man hässliche Sachen und Klamotten<br />
sieht. Die »Biobreak« ist ein neues<br />
Wort für Pinkelpause, »random«<br />
ist hingegen alles, was beliebig ist.<br />
Neuere Umschreibungen fürs Tanzen<br />
sind »bouncen« (hüpfen) und<br />
»abspacken« (ungelenk bewegen).<br />
Am Schreibtisch nebenbei zu essen,<br />
statt in Ruhe etwas zu speisen, heißt<br />
»Deskfood«. Und der Zustand, wenn<br />
11 | 2009 · ZKN SPECIAL 3
man »schmacko« (lecker) zu Mittag<br />
essen war und dann müde im Meeting<br />
sitzt, ist das »Suppenkoma«.<br />
»Das zentrale Kriterium war,<br />
dass die etwa 700 bis 1000 Wörter,<br />
die wir ins Buch aufnehmen, einerseits<br />
tatsächlich verbreitet sind,<br />
andererseits aber noch nicht in traditionellen<br />
Wörterbüchern verzeichnet<br />
sind«, sagt Dr. Matthias Wermke,<br />
der Leiter der Duden-Redaktion. Das<br />
neue Wörterbuch solle Wörter erklären,<br />
»die breiten Kreisen der Sprachgemeinde<br />
wirklich neu sind«. Altbackene<br />
Begriffe sollen also tabu<br />
sein – ein absolutes »NoGo«.<br />
Was ist eigentlich<br />
die »Szene«?<br />
Das Wort »Szene« jenseits von<br />
Theater (Auftritt als Unterabteilung<br />
des Aktes) oder Streit (»Mach mir<br />
keine Szene!«) zu benutzen, ist eigentlich<br />
»total 1977«. In jenem Jahr<br />
nämlich war der Begriff das »Wort<br />
des Jahres«, das die Gesellschaft für<br />
deutsche Sprache in Wiesbaden<br />
damals erstmals kürte. In den vergangenen<br />
Jahrzehnten hat der Begriff<br />
eine steile Karriere gemacht<br />
und ist in Wörtern wie Szenekneipe,<br />
Szenegänger oder Szenemagazin<br />
aufgetaucht. Laut Duden ist die<br />
»Szene« ein »charakteristischer<br />
Bereich für bestimmte Aktivitäten«.<br />
Vielen Jüngeren gilt das einst moderne<br />
Wort heute als altbacken.<br />
Allerdings ist noch kein gutes allumfassendes<br />
Ersatzwort gefunden<br />
worden. »Community« beispielsweise<br />
gilt Sprach-Experten als zu<br />
sehr aufs Internet bezogen.<br />
WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />
Hepatitis-B-Infektionen von Ärzten<br />
und Pflegekräften rückläufig<br />
BGW: Chronische Verläufe unheilbar – Präventionsmaßnahmen fruchten<br />
In der Hektik einer Krankenhaus-Ambulanz<br />
oder Arztpraxis passiert es<br />
schnell: Ärzte, Schwestern oder Pfleger<br />
verletzen sich mit gebrauchten Kanülen<br />
oder Skalpellen. Schon der Kontakt zu<br />
kleinsten Mengen Blut genügt, um sich<br />
zum Beispiel mit Hepatitis B zu infizieren.<br />
Diese Krankheit kann über Jahrzehnte hinweg<br />
zu Leberzirrhose und schließlich zu<br />
Leberkrebs führen. Der Berufsgenossenschaft<br />
für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
(BGW) als gesetzlicher Unfallversicherung<br />
für Gesundheitsberufe ist es<br />
gelungen, die Infektionszahlen in den letzten<br />
Jahren kontinuierlich zu senken.<br />
Eine Infektion mit Hepatitis B verursacht<br />
viel Leid und erhebliche Kosten, da die<br />
Krankheit chronisch verlaufen und dann<br />
schwerwiegende gesundheitliche Folgen<br />
nach sich ziehen kann. »Eine chronische<br />
Hepatitis B kann nicht mehr geheilt werden«,<br />
weiß Arbeitsmediziner Dr. Frank<br />
Haamann von der BGW. »Jede Infektion ist<br />
daher eine zu viel. So ist es sehr erfreulich,<br />
dass es durch Präventionsmaßnahmen gelungen<br />
ist, die bei der BGW eingegangenen<br />
Meldungen in den letzten zehn Jahren<br />
mehr als zu halbieren.« 1999 waren es<br />
noch 255, bis zum Jahr 2008 sank<br />
die Zahl auf 106.<br />
Die größte Ansteckungsgefahr<br />
besteht, wenn sich das medizinische<br />
Personal mit Kanülen verletzt, etwa<br />
aufgrund von Abwehrbewegungen<br />
der Patienten, oder wenn Spritzen<br />
nach Gebrauch einfach in den Abfall<br />
geworfen werden. Dann durchstechen<br />
sie leicht die Mülltüte und stellen<br />
– auch für das Reinigungspersonal<br />
– eine große Gefahrenquelle dar.<br />
Der Rückgang der Infektionszahlen<br />
im Gesundheitswesen ist<br />
nach Information der BGW auf zwei<br />
grundlegende Präventionsmaßnahmen<br />
zurückzuführen. Zum einen auf<br />
die Möglichkeit der Schutzimpfung,<br />
für die die BGW in einer Kampagne<br />
massiv geworben hat. »Arbeitgeber<br />
im Gesundheitswesen sind verpflichtet,<br />
ihren Beschäftigten eine solche<br />
Impfung anzubieten, wenn ein entsprechendes<br />
Infektionsrisiko besteht«,<br />
erläutert der BGW-Experte.<br />
»Zum Glück setzt sich immer mehr<br />
die Einsicht durch, dass diese Impfung<br />
sinnvoll und notwendig ist.«<br />
Zum anderen macht die BGW Kliniken<br />
und Arztpraxen seit längerem<br />
auf die Notwendigkeit aufmerksam,<br />
verletzungssichere Instrumente zu<br />
verwenden – zum Beispiel Injektionsnadeln,<br />
die sich nach Gebrauch<br />
in eine Schutzhülle zurückziehen<br />
oder beim Herausziehen aus der<br />
Haut von alleine stumpf werden. Außerdem<br />
gibt es verschiedene Modelle<br />
durchstichsicherer Entsorgungsbehälter.<br />
Seit 2006 sind medizinische<br />
Einrichtungen gesetzlich verpflichtet,<br />
in gefährdeten Bereichen mit diesen<br />
Instrumenten zu arbeiten. Die BGW<br />
bietet eine laufend aktualisierte Liste<br />
sicherer Instrumente zum Herunterladen<br />
an. BERUFSGENOSSENSCHAFT<br />
FÜR GESUNDHEITSDIENST UND WOHLFAHRTS-<br />
PFLEGE (BGW), BGW-PRESSE-INFO, 10/2009<br />
Schlaf gegen Stress<br />
Gesunder und ausreichender<br />
Schlaf verhindert<br />
Burn-Out und reduziert<br />
Stressanfälligkeit. Denn<br />
im Schlaf regeneriert<br />
sich unser Körper. Während der Tiefschlafphase<br />
entspannt sich das Gehirn<br />
und der Körper schüttet große<br />
Mengen von Wachstumshormonen<br />
aus, die er für seine Regeneration<br />
braucht. Auch das Immunsystem<br />
wird dabei aktiviert und die Abwehrzellen<br />
fahnden nach unerwünschten<br />
Eindringlingen wie Viren und Bakterien.<br />
Außerdem werden nachts viele<br />
unserer Eindrücke verarbeitet, sortiert<br />
und abgespeichert, so dass wir<br />
mit klarerem Blick am Morgen aufwachen.<br />
Auch ein kleiner Büroschlaf<br />
kann schon helfen!<br />
Doch was ist, wenn Sie nicht einschlafen<br />
können oder nachts wach<br />
liegen und grübeln?<br />
l Bitte bedenken Sie, dass Sie in<br />
den Stunden zwischen 2:00 und<br />
5:00 Uhr morgens rein biologisch<br />
gesehen am ehesten zu Depressionen<br />
neigen – wenn Sie wach<br />
liegen und grübeln, werden alle<br />
kleinen Probleme zu Monsterproblemen.<br />
Sie werden in dieser<br />
Zeitspanne kaum positive Lösungen<br />
finden. Am nächsten Morgen<br />
sieht die Welt meistens wieder<br />
viel fröhlicher aus, weil Sie wieder<br />
mehr Glückshormone ausschütten.<br />
Vielleicht hilft Ihnen dieser<br />
Gedanke, zukünftig während<br />
dieser Zeitspanne weniger zu<br />
grübeln.<br />
l Legen Sie Stift und Papier neben<br />
Ihr Bett, damit Sie sich Ideen umgehend<br />
notieren können... und Sie<br />
nicht krampfhaft versuchen müssen,<br />
sich diese bis zum nächsten<br />
Morgen zu merken. Denn das hält<br />
Sie erst recht wach.<br />
l Stehen Sie kurz auf und trinken<br />
Sie einen Schluck Wasser. Meiden<br />
Sie Alkohol als Entspannungsmittel<br />
– er lässt Sie vielleicht besser<br />
einschlafen, doch er kann den<br />
Tiefschlaf ganz wesentlich beeinträchtigen.<br />
l Lesen Sie ein bisschen in einem<br />
nicht allzu spannenden Buch.<br />
Machen Sie das Licht aus, sobald<br />
Sie merken, dass das Lesen<br />
schwer fällt. Aber stehen Sie<br />
wieder auf, wenn Sie innerhalb<br />
der nächsten halben Stunde nicht<br />
eingeschlafen sind.<br />
l In besonderen Situationen können<br />
auch einige pflanzliche<br />
Wirkstoffe helfen, zu entspannen.<br />
Baldrian zum Beispiel hilft bei<br />
Schlafproblemen, nervöser Unruhe<br />
und Stimmungsschwankungen.<br />
Ebenso Extrakte der Passionsblume:<br />
sie sorgen für mehr<br />
Gelassenheit. Gegen ein kleines<br />
(alkoholfreies) Bier lässt sich<br />
auch nichts einwenden: Hopfen<br />
ist ein anerkanntes Beruhigungsmittel.<br />
l Versuchen Sie, Ihrem Chronotyp<br />
entsprechend zu arbeiten. Denn<br />
Ihr Körper schüttet zur gewohnten<br />
»Zu-Bett-Geh-Zeit« Melatonin<br />
aus, das die Körperfunktionen<br />
langsam auf »Sparflamme« setzt;<br />
Atmung und Puls werden langsamer,<br />
der Blutdruck sinkt, der<br />
Körper bereitet sich auf das<br />
Schlafen vor. Deswegen ist ein<br />
Arbeiten bis in die späten Nachtstunden<br />
oder entgegen Ihren Gewohnheiten<br />
nicht sehr produktiv,<br />
weil das Gehirn nur mit geringer<br />
Leistung arbeiten kann.<br />
WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />
Gesundheit<br />
»Ein chirurgischer<br />
Eingriff ist kein<br />
Party-Gag!«<br />
Ärztekammer <strong>Niedersachsen</strong> schockiert über gesetzwidriges<br />
Gewinnspiel in Celler Diskothek<br />
dabei und gewinne eine Brust-<br />
Vergrößerung (oder Verkleinerung)!« –<br />
mit diesem Slogan lockt die Celler<br />
Diskothek »Inkognito« zu einem be-<br />
»Sei<br />
sonderen Party-Event. »Diese Art des<br />
Marketing ist absolut verantwortungslos, denn sie verklärt<br />
die Risiken eines chirurgischen Eingriffs und setzt<br />
falsche Signale für das Selbstempfinden der Jugendlichen«,<br />
erklärt die Präsidentin der Ärztekammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
(ÄKN) Dr. med. Martina Wenker. »Wohl kaum<br />
eine Diskothekenbesucherin kennt die Risiken dieser<br />
Operationen wie Verhärtungen um das Implantat, Wundheilungsstörungen<br />
und andere Komplikationen. Kosmetisch-chirurgische<br />
Eingriffe können erhebliche Folgekosten<br />
nach sich ziehen, die von den Krankenkassen<br />
nicht übernommen werden. Die Gewinnerin des Hauptpreises<br />
ist im Endeffekt womöglich die Verliererin –<br />
gesundheitlich und finanziell«, so die Kammerpräsidentin<br />
weiter. Überdies dürfe nach dem<br />
Heilmittelwerbegesetz (Paragraph 11, Absatz 1. Nr. 13)<br />
nicht mit Verlosungen für medizinisch nicht indizierte<br />
plastisch-chirurgische Eingriffe geworben werden.<br />
Bestürzt ist die Ärztekammer über die leichtfertige<br />
»Schönheits-Chirurgie« auch deshalb, weil sie bei der<br />
Jugend falsche Signale setzt. »Ein gesunder Mensch<br />
gewinnt nicht an Persönlichkeit, weil seine Brust etwas<br />
größer oder kleiner ist. Hier werden fragwürdige Werte<br />
geschaffen«, betont Wenker. Der Griff zum Skalpell solle<br />
in der Regel gesundheitlichen Eingriffen vorbehalten<br />
bleiben. Die »Gewinnerin« aus Celle soll zur Operation<br />
übrigens ins polnische Posen reisen – das ist kostengünstiger,<br />
für den Betreiber der Diskothek.<br />
PRESSEINFORMATION ÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN, 6.11.2008<br />
4 ZKN SPECIAL · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN SPECIAL 5<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / IL<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / INGDMYFS
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Grundlagen des Qualitätsmanagements<br />
l Aktuelle Richtlinien – umzusetzen bis 31. Dezember 2010<br />
l Vorteile: Welche Nutzen sind spürbar?<br />
l Wer übernimmt welche QM-relevanten Aufgaben?<br />
Einführen des Qualitätsmanagements<br />
l Voraussetzungen<br />
l Ist-Zustand bis Soll-Zustand-Hilfsmittel SWOT-Analyse<br />
l Verantwortlichkeiten festlegen – Einbindung aller Mitarbeiter<br />
Umsetzen des Qualitätsmanagements<br />
l Arbeitsabläufe festlegen<br />
l Prozesse optimieren<br />
l Abläufe sichern<br />
Was ist zu dokumentieren – wie hoch ist der Aufwand?<br />
l Prozesse<br />
l Organigramm, Flussdiagramme<br />
l Tabellarische Prozesse<br />
l Checklisten und Arbeitsanweisungen<br />
l Aufbau Qualitätsmanagement-Handbuch<br />
Referentin: Brigitte Kühn, Tutzing<br />
Samstag, 21.11.2009, 9.00 – 17.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 215,–<br />
Max. 16 Teilnehmer<br />
Kurs-Nr.: F 0957<br />
Die Konstanzprüfung an Röntgeneinrichtungen mit konventioneller Bildgebung<br />
Qualitätsmanagement in der zahnärztlichen Praxis<br />
Kursinhalt:<br />
1. Aussagen der novellierten Röntgenverordnung von 2002 zur<br />
Qualitätssicherung-Röntgen<br />
l Wichtige Neuheiten<br />
l Röntgenpass<br />
l Dokumentation, Archivierung, Überlassungspflicht<br />
l Rechtfertigende Indikation<br />
l Aktualisierungspflicht Kenntnisse / Fachkunde<br />
2. Die wöchentliche Kontrolle der Filmverarbeitung sowie die<br />
monatliche Kontrolle der verschiedenen Röntgeneinrichtungen<br />
l Die Konstanzprüfung an konventionellen Röntgeneinrichtungen<br />
l Die häufigsten Fehler und deren Vermeidung<br />
l Die Führung des Konstanzprüfprotokolls<br />
3. Die jährliche Kontrolle der Dunkelkammereinrichtung<br />
4. Vorgehensweise bei Filmwechsel (Überlappende Konstanzprüfung)<br />
5. Fehler im Röntgenbild<br />
l Bildfehler-OPG-Röntgeneinrichtung<br />
l Bildfehler-Tubus-Röntgeneinrichtung<br />
<strong>NEU</strong>!<br />
6. Sonstiges (Fragen u. Antworten)<br />
l Handhabung, Pflege, Problembeseitigung an häufig eingesetzten<br />
Filmverarbeitungen (X-3D / Periomat / XR-24)<br />
Zusatzthemen in Abhängigkeit vom Zeitrahmen:<br />
7. Physikalische Grundlagen<br />
l Funktion Röntgenröhre, Eigenschaften von Röntgenstrahlen<br />
l Einflussfaktoren auf die Bildqualität<br />
8. Röntgeneinrichtungen mit digitaler Bildgebung<br />
l Möglichkeiten<br />
l Vor- u. Nachteile<br />
Zur Veranstaltung bitte die novellierte Röntgenverordnung von<br />
2002 mitbringen!<br />
Referent: Gerald König, Erfurt<br />
Samstag, 5.12.2009, 9.00 – 14.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 190,–<br />
Max. 15 Teilnehmer<br />
Kurs-Nr.: F 0958<br />
<strong>NEU</strong>!<br />
LG Mannheim –<br />
Erstattungsfähigkeit In-vitro-Fertilisation<br />
Mit Urteil vom 28.8.2009<br />
(AZ 1 S 78/09) hatte<br />
sich das Landgericht<br />
Mannheim mit der<br />
Frage zu befassen, ob<br />
eine private Krankenversicherung<br />
die Kosten für eine In-vitro-Fertilisation<br />
zu tragen hat, bei der die Eizellen<br />
einer Ehefrau mit dem Samen<br />
eines Dritten befruchtet wurden.<br />
Bei seiner Entscheidung geht das<br />
Landgericht Mannheim zunächst von<br />
dem nach ständiger Rechtsprechung<br />
entwickelten Heilbehandlungsbegriff<br />
aus. Hiernach sei eine Heilbehandlung<br />
jegliche ärztliche Tätigkeit, die<br />
durch die betreffende Krankheit verursacht<br />
worden ist, sofern die Leistung<br />
des Arztes von ihrer Art her in<br />
Eine aktuelle Forsa-Umfrage<br />
im Auftrage der kommunalen<br />
Spitzenverbände<br />
auf Bundesebene hat ergeben,<br />
dass insgesamt<br />
66 Prozent der Frauen, die in den<br />
nächsten drei Jahren ein Kind bekommen<br />
wollen, einen Betreuungsplatz<br />
wünschen. Bund und Länder<br />
gingen dagegen bislang beim Krippenausbau<br />
von einem Zielwert von<br />
35 Prozent an Krippenplätzen aus.<br />
Nach der Umfrage wollen 53 Prozent<br />
der Frauen im Alter von 18 bis 30<br />
Jahren mit Kinderwunsch eine Betreuung<br />
in einer Kindertageseinrichtung,<br />
sieben Prozent eine Betreuung<br />
in einer Kindertageseinrichtung oder<br />
durch eine Tagesmutter, und sechs<br />
Prozent wünschen sich eine Betreuung<br />
durch eine Tagesmutter. 34 Prozent<br />
wollen ihre Kinder in den ersten<br />
drei Jahren selbst betreuen. Erwartungsgemäß<br />
ist der Betreuungsbe-<br />
den Rahmen der medizinisch notwendigen<br />
Krankenpflege fällt und<br />
auf Heilung, Besserung oder aber<br />
Linderung der Krankheit abzielt.<br />
Eine Heilbehandlung liege nur dann<br />
vor, wenn hierdurch die eingeschränkte<br />
oder nicht vorhandene<br />
biologische Körperfunktion umgangen<br />
und/oder ersetzt werde.<br />
Diese Voraussetzungen seien<br />
bei einer In-vitro-Fertilisation mit<br />
Fremdsamenspende aber nicht<br />
erfüllt. Die In-vitro-Fertilisation mit<br />
Samen des Ehemannes oder Lebenspartners<br />
sei mit einer künstlichen<br />
Befruchtung mit einer Fremdsamenspende<br />
nicht vergleichbar,<br />
da bei der Verwendung von Samen<br />
eines Dritten durch die künstliche<br />
Umfrage ergibt deutlich höheren<br />
Betreuungsbedarf<br />
darf in den Großstädten mit mehr als<br />
500.000 Einwohnern mit 73 Prozent<br />
am höchsten. Allerdings ist der<br />
Wunsch nach Betreuung in einer<br />
Tageseinrichtung in den kleinen<br />
Gemeinden bis 5000 Einwohner mit<br />
55 Prozent etwa gleich hoch wie in<br />
den anderen Ortsgrößenklassen<br />
(zwischen 47 und 53 Prozent). Bemerkenswert<br />
ist das Ergebnis, dass<br />
der Wunsch, die Kinder selbst zu<br />
betreuen, in den kleinen Kommunen<br />
– entgegen den Erwartungen – mit<br />
38 Prozent nicht höher ist als in größeren<br />
Kommunen. Lediglich in den<br />
Großstädten liegt er mit 27 Prozent<br />
Familie<br />
Befruchtung die biologisch nicht<br />
vorhandene oder eingeschränkte<br />
Körperfunktion gerade nicht ersetzt<br />
werde. Der Begriff der Heilbehandlung<br />
sei nach medizinischer Anschauung<br />
zu beurteilen. Die Behandlung<br />
mit dem Ziel einer rechtlichen<br />
Vaterschaft reiche allein nicht aus,<br />
um eine Heilbehandlung einer<br />
Unfruchtbarkeit zu begründen. Im<br />
Ergebnis wurde deshalb ein Erstattungsanspruch<br />
für die Fremdsamenspende<br />
gegenüber der privaten Kran -<br />
kenversicherung seitens des LG<br />
Mannheim abgelehnt.<br />
RA MICHAEL LENNARTZ,<br />
NEWSLETTER KAZEMI & LENNARTZ<br />
RECHTSANWÄLTE, I-10-09<br />
deutlich darunter. Festgestellt wird<br />
auch, dass der Betreuungsbedarf<br />
mit dem Bildungsstand der Mütter<br />
zunimmt und bei Frauen mit Abitur<br />
bzw. Hochschulabschluss 79 Prozent<br />
erreicht. Befragt wurden auch Frauen,<br />
die derzeit keinen Kinderwunsch<br />
haben, ob das mit den fehlenden<br />
Betreuungsmöglichkeiten zu tun hat.<br />
Immerhin elf Prozent haben das<br />
bejaht. Nicht ganz unerwartet hat<br />
die Umfrage auch ergeben, dass der<br />
Betreuungsbedarf in Ostdeutschland<br />
mit 87 Prozent sehr viel größer ist<br />
als in Westdeutschland mit 63 Prozent.<br />
RUNDBLICK, 8.10.2009<br />
6 ZKN SPECIAL · 11 | 2009 11 | 2009 · ZKN SPECIAL 7<br />
FOTO: PIXELIO.DE © F. HAINDL
Schon gewusst?<br />
8<br />
Google-Übersetzung<br />
schneller erreichen<br />
Google bietet eine Funktion zur Übersetzung von Wörtern<br />
und einzelnen Phrasen an. Damit der Nutzer sie<br />
schnell aufrufen kann, stellt der Dienst sogenannte<br />
Bookmarklets bereit.<br />
Für jede verfügbare Sprache gibt es eines davon:<br />
alphabetisch sortiert unter »translate.google.com« und<br />
dort unter »Tools«. Per Drag & Drop lassen sich die<br />
Bookmarklets in die Werkzeugleiste des Browsers kopieren.<br />
Von diesem Moment an genügt es für eine Übersetzung,<br />
den auf einer Website gefundenen Begriff zu<br />
markieren und dann auf das Bookmarklet zu klicken.<br />
Die Übersetzungsfunktion startet dann automatisch.<br />
WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />
Browser-Test:<br />
Wer ist am schnellsten,<br />
wer am sichersten?<br />
Am schnellsten sind Internetnutzer derzeit mit dem<br />
Browser Chrome. Das berichtet die Zeitschrift »Computerbild«.<br />
Das Magazin hat für den Test die fünf wichtigsten<br />
Browser untersucht.<br />
Am sichersten erschien den Experten der Firefox,<br />
auch weil dieser zum Beispiel das gezielte Löschen privater<br />
Daten nach einer Surfsession ermöglicht. Getestet<br />
wurde auch, inwiefern die Browser Webseiten korrekt<br />
darstellen. Hier teilten sich der Opera und Safari den ersten<br />
Rang mit der höchstmöglichen Punktzahl. Schlusslicht<br />
in dieser Kategorie ist der Internet Explorer. Der Microsoft-Browser<br />
habe im Test wichtige Internetstandards<br />
nur eingeschränkt umgesetzt. Den Gesamtsieg trug der<br />
Firefox davon. Auf dem zweiten Rang landete Googles<br />
Chrome gefolgt vom Opera auf Platz drei. Vierter wurde<br />
der Safari-Browser von Apple vor dem Internet Explorer.<br />
WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / INGGO<br />
Warum Rache so hilfreich<br />
sein kann<br />
Rachelust gilt als verpöntes Gefühl, ist jedoch zutiefst<br />
menschlich. »Es geht um Gerechtigkeit und Würde«, sagt<br />
der Psychologe Dr. Mario Gollwitzer im Gespräch mit der<br />
Frauenzeitschrift FÜR SIE. Fühle sich jemand in diesen<br />
Punkten gekränkt, entstünde das Bedürfnis nach Rache.<br />
»Damit wollen wir dem anderen klarmachen: So kannst<br />
du mit mir nicht umgehen.«<br />
Vergeltung sei nicht nur nachvollziehbar, sondern<br />
helfe sogar zu vergeben. Schließlich löse sich ein Rachebedürfnis<br />
nicht einfach auf. »Im Gegenteil. Vor allem<br />
wenn man viel darüber nachdenkt, verstärken sich die<br />
Gefühle eher.«<br />
Damit die sprichwörtlich süße Rache aber auch tatsächlich<br />
befriedigend ausfällt, müsse man dem Täter mit<br />
der Vergeltungsmaßnahme eine Botschaft übermitteln.<br />
»So etwas wie: Mach das nicht noch mal«, erläutert der<br />
Experte.<br />
Wie sich Menschen rächen, ist laut Gollwitzer allerdings<br />
sozial und kulturell unterschiedlich. »Die Angehörigen<br />
des venezolanischen Indianerstammes Yanomami<br />
gelten zum Beispiel als extrem rachsüchtig.« Blutrache<br />
und Vergeltung gehörten dort zum kulturellen Erbe.<br />
Sicher bezahlen<br />
WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />
Warum das Lastschriftverfahren bei Bestellkäufen von<br />
Vorteil ist.<br />
Wer per Bestellung Waren kauft, deren Qualität er erst<br />
nach Erhalt beurteilen kann, sollte besser durch Einzugsermächtigung<br />
bezahlen als per Nachnahme oder Vorkasse,<br />
rät die Verbraucherberaterin Sabine Fischer-Volk von<br />
der Verbraucherzentrale Brandenburg im Apothekenmagazin<br />
»Senioren Ratgeber«. Muss die Ware reklamiert<br />
werden, ist das Geld bei Vorkasse und Nachnahme erst<br />
einmal weg. »Ideal ist die Einzugsermächtigung, also das<br />
Lastschriftverfahren«, erklärt Fischer-Volk. »Sind Sie als<br />
Kunde mit einer Abbuchung nicht einverstanden, können<br />
Sie den Betrag innerhalb von sechs Wochen von Ihrer<br />
Bank auf Ihr Konto zurückbuchen lassen.«<br />
H 46427<br />
NOVEMBER 2009<br />
11|09<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />
IN DIESEM HEFT: ■ Letzte Kammerversammlung dieser Legislaturperiode_S.<br />
678 ■ Schwarz-gelbe Chance_S. 684 ■ Bundesversicherungsamt<br />
kritisiert Krankenkassen_S. 694 ■ Telematik im Gesundheitswesen<br />
– eCard: Noch Fragen?_S. 696 ■ Stimmen zum Koalitionsvertrag_S.<br />
702 ■ Nachlese zum Zahnärztetag in Bremen_S. 706<br />
Röslers unerwarteter Aufstieg<br />
in die Bundesregierung _S. 692<br />
•ZKN 09-11_v2.indd 1 04.11.09 12:18<br />
WWW.MED-DENT-MAGAZIN.DE, 10/2009<br />
Das ZKN-SPECIAL ist eine Beilage zu den<br />
monatlich von der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
herausgegebenen »ZKN MITTEILUNGEN«.<br />
REDAKtIONSANScHRIFt:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«,<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover.<br />
Tel. (05 11) 8 33 91-301<br />
Fax (05 11) 8 33 91-106<br />
ZKN SPECIAL · 11 10 | 2009