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2 REPORT - NR. 4, 2011 Nadelöhr am Elbe-Seitenkanal: Schiffshebewerk Scharnebeck Das Schiffshebewerk Scharnebeck am Elbe-Seitenkanal bei Lüneburg ist baufällig und befindet sich seit Mitte Juni 2010 in der Sanierung. Einer der beiden Hebetröge, der sog. Osttrog, ist seitdem komplett gesperrt. Der gesamte Schiffsverkehr muss über den verbleibenden Westtrog abgefertigt werden. Dieser ist jedoch ebenfalls baufällig und mit dem anfallenden Schiffsverkehr derart überlastet, dass es seit nunmehr über einem Jahr permanent zu Betriebsausfällen und damit zu ungeplanten Vollsperrungen des Hebewerkes kommt. So lagen etwa Anfang August INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. BDB schreibt an Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer Schiffshebewerk Scharnebeck: Dauerstau am Elbe-Seitenkanal Am 13. Oktober 2011 hat Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer im Rahmen der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik in Hannover darauf hingewiesen, dass die Zuverlässigkeit des Verkehrsablaufes eine überragende Bedeutung für die Bewältigung des Güterverkehrs und für die zukünftige Verkehrspolitik hat. Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Leider ist jedoch genau diese Zuverlässigkeit des Güterverkehrs im Bereich der Hinterlandverkehre des Hamburger Seehafens bereits seit geraumer Zeit massiv beeinträchtigt. bei einer 60 Stunden dauernden Sperrung knapp 80 Schiffe im Kanal fest. Anfang September waren erneut knapp 50 Binnenschiffe, Mitte September dann über 80 Schiffe aufgrund einer mehrtägigen, ungeplanten Vollsperrung an der Weiterfahrt gehindert. Mitte Oktober führte eine weitere überraschende Sperrung zu einem Stau von 55 Berufsschiffen. Wirtschaftlich vertretbare Umfahrungen gibt es nicht, und eine kurzfristige Besserung der Situation ist nicht in Sicht. Mit einer Trogkammerlänge von nur 100 Metern entspricht das 1974 errichtete, einstmals weltgrößte Bauwerk seiner Art, mit © Arndt
INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 4, 2011 - REPORT 3 dem am Elbe-Seitenkanal ein Höhenunterschied von 38 Metern überwunden werden kann, zudem nicht mehr den heutigen Abmessungen der Schiffe und Koppelverbände, wie sie auf Elbe und Elbe-Seitenkanal anzutreffen sind. Das Schiffshebewerk wird damit zum regelrechten Nadelöhr der Logistik. Der BDB hat sich deshalb Mitte September in einem Schreiben an Minister Dr. Ramsauer gewandt und erklärt, dass dieser Ausfall im Bereich der Wasserstraßeninfrastruktur die Sicherheit und Verlässlichkeit des Gütertransports mit dem Binnenschiff massiv belastet. Die verladende Wirtschaft – hierzu zählen Stahlhersteller ebenso wie etwa Kraftwerksbetreiber – ist im norddeutschen Raum dringend auf die Verund Entsorgungslogistik mit dem Schiff angewiesen. Zeitkritischer containerisierter Warenverkehr wird zwischenzeitlich auf die Straße verlagert, da Sperrzeiten am Hebewerk von mehreren Tagen nicht akzeptiert werden können. Die nackten Zahlen lassen die große verkehrliche und wirtschaftliche Bedeutung Scharnebecks erkennen: Mehr als 12.500 Schiffe mit einer Transportmenge von ca. 7,7 Mio. Tonnen haben allein im vergangenen Jahr das Hebewerk passiert. Die Tendenz ist steigend, denn vor allem der Hafen Hamburg setzt für die Zukunft auf den verstärkten Einsatz des umweltfreundlichen Binnenschiffes, dessen Anteil am Transport der Container in das Hinterland mehr als verdoppelt werden soll. Ohne Übertreibung lässt sich feststellen, dass die Zuverlässigkeit des Systems Wasserstraße in diesem Bereich schwer beschädigt ist. Und: Die durch die Totalsperrungen entstehenden Zusatzkosten, die weder erstattet werden, noch versicherbar sind, belaufen sich im Binnenschifffahrtsgewerbe je nach Größe und Typ des Schiffes auf rund 1.500 Euro pro Tag. Diese summieren sich bei mehrtägigen Sperrungen schnell auf sechsstellige Beträge. Hinzu kommt die Sorge, durch die Verzögerungen Kunden zu verlieren, die auf eine verlässliche Lieferung der Güter, wie beispielsweise die Tanklager am Mittellandkanal östlich von Hannover, angewiesen sind. Die Forderungen des Gewerbes In einem Fünf-Punkte-Katalog hat der BDB dem Minister seine Vorstellungen zum weiteren Umgang mit der Situation am Schiffshebewerk Scharnebeck dargelegt, die Report hier wiedergibt: n Die Sperrung des Osttroges erfolgte im Sommer 2010 und sollte bereits im September 2011 aufgehoben werden. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung teilt nun mit, dass die Sperrung wenigstens bis 31. Dezember 2011 andauert. Das Binnenschifffahrts- und Hafengewerbe benötigt ebenso wie die verladende Wirtschaft kurzfristig verlässliche Angaben zur weiteren Sperrzeit des Hebewerks. n Bevor der sog. Westtrog im Jahr 2012 wegen anstehender Sanierungsarbeiten gesperrt wird, muss die reibungslose Funktionsfähigkeit des dann wieder in Betrieb genommenen Osttrogs durch einen ausreichenden Praxistest sichergestellt sein. Aus den aufgetretenen Komplikationen im Zusammenhang mit der Sanierung des Osttrogs sollten entsprechende Lehren gezogen werden. n Die Sanierung des Hebewerks in Scharnebeck ist äußerst komplex. Das Management dieses hochkomplizierten, einmaligen Bauwerks bedarf eventuell der personellen Unterstützung der vor Ort tätigen Verwaltung, die diese Aufgabe parallel zum Arbeitsanfall im Tagesgeschäft zu bewältigen hat. n Um zumindest eine geringe Kompensation der eingangs genannten Zusatzkosten im Gewerbe zu erzielen, käme ein Verzicht auf die Erhebung der Kanalabgaben für die Zeitdauer der ungeplanten Sperrungen im Rahmen der Sanierung des Hebewerks in Betracht. n Seitens der WSV angestellte Wirtschaftlichkeitsberechnungen in den Jahren 2009 und 2010 belegen, dass der zusätzliche Bau einer Schleuse in Scharnebeck mit einer Kammerlänge von 225 Metern ein hervorragendes Nutzen- Kosten-Verhältnis bietet und hoch wirtschaftlich ist. Es ist auch in den Augen der verladenden Wirtschaft und des Seehafens Hamburg dringend geboten, nun auf Grundlage dieser Erkenntnisse ein Planfeststellungsverfahren für den Bau dieser Schleuse einzuleiten. Die Forderung des Baus einer leistungsfähigen Schleuse in Scharnebeck zur Bewältigung der Seehafenhinterlandverkehre wird auch ausdrücklich vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) unterstützt. Eine Reaktion des Bundesverkehrsministers lag zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Heftes noch nicht vor.
Seite 1: 04/11 20. Jahrgang, Oktober 2011 B
Seite 5 und 6: INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES D

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