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„ 8 REPORT - NR. 4, 2011 Die Binnenschifffahrt bietet aufgrund der Altersstruktur der Beschäftigten sehr gute Entwicklungsund Aufstiegsperspektiven für junge Menschen, die Interesse an vielfältigen Aufgaben und moderner Technik haben und Teamgeist mitbringen,“ sagte AdB- Präsident Volker Seefeldt zur Eröffnung der im Rahmen des PLATINA-Projektes durchgeführten Veranstaltung mit Blick auf die Herausforderungen des demographischen Wandels. Seefeldt rief das Gewerbe zu einem verstärkten Engagement zur Bewältigung des zukünftigen Fachkräftebedarfs auf. Als Hilfestellung für die Ausbildungsbetriebe haben BDB und AdB mit Projektpartnern aus sieben Nationen eine Personalrekrutierungsstrategie für die europäische Binnenschifffahrt erarbeitet. Unterstützung erhielten die Verbände von einem Expertenkonsortium unter der Federführung des beim Bundesverkehrsministerium angesiedelten ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Centers (SPC). Reinhard Pfeiffer, Inhaber der 3F Kommunikationsagentur, zeigte auf, dass einfache Kommunikationswege, wie z.B. die Darstellung der Ausbildungsaktivitäten und Entwicklungsperspektiven innerhalb eines Unternehmens auf der firmeneigenen Website bisher nur unzureichend genutzt werden. Regionale Kooperationen mit Schulen oder die Nutzung sozialer Medien spielen bisher ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Etwa die Hälfte aller Schiffsjungen und -mädchen findet ihren Einstieg in die Schifffahrt über ein Praktikum. Daher sei der Sektor aufgefordert, zukünftig noch mehr Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten, um den Bedarf an Nachwuchskräften zu sichern. Pfeiffer stellte außerdem das Kampagnenlogo „Be your own Captain” vor, das europaweit zu Personalwerbezwecken genutzt werden kann. Der Arbeitgebermarketingexperte Dieter Sicking aus Bremen erläuterte, dass die Verschiebung von Angebot und Nachfrage zu einem Rollentausch in der Personalwerbung führen wird. Zunehmend müssten sich Unternehmen bei ihren Zielgruppen bewerben. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sei eine marketingorientierte Personalarbeit sowie eine Positionierung als attraktiver Arbeitgeber auf dem Ausbildungsmarkt erforderlich. Diese Ergebnisse basieren auf einer erstmaligen europaweiten Befragung von Auszubildenden über ihre Berufswahl sowie Personalentscheidern über ihre Erwartungen an den zukünftigen Personalbedarf, die Christian Betchen, Projektmanager beim SPC, vorstellte. Die Auszubildenden sehen in der besseren Darstellung der Aufstiegschancen, einem intensiven Berufsmarketing sowie in dem Hinweis auf gute Ver- INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. BDB und AdB stellen Strategie zur Gewinnung von qualifiziertem Personal vor Personalwerbung in der Binnenschifffahrt: Be your own Captain! Auf Einladung des BDB und des AdB haben am 18. Oktober 2011 mehr als 70 Gäste an Bord des Schulschiffs RHEIN an der Informationsveranstaltung „Personalwerbung in der Binnenschifffahrt“ teilgenommen. Reinhard Pfeiffer (3F) präsentiert das Kampagnenlogo „Be your own Captain” dienstmöglichkeiten geeignete Maßnahmen, den Beruf des Binnenschiffers in der breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen. Ähnlich sahen dies die Unternehmensvertreter, die sich grundsätzlich mehr Informationen über die Bedeutung der Binnenschifffahrt, aber auch eine stärkere Berufsberatung an den Schulen wünschen. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet in den kommenden fünf Jahren einen erhöhten Personalbedarf bei den Auszubildenden. Hauptzielgruppe der Unternehmen für eine zukünftige Personalbeschaffung sind Schulabgänger und Quereinsteiger aus verwandten Branchen. Ferner wurde die von der Fachzeitschrift „VerkehrsRundschau“ ins Leben gerufene Nachwuchsinitiative „Hallo, Zukunft!“ durch Redakteurin Annika Binder vorgestellt. Die Online-Plattform www.hallo-zukunft.info bietet zahlreiche Informationen über die Berufe der Logistikbranche und lässt u.a. auch eine Auszubildende zur Binnenschifferin in einem „Online-Tagebuch“ wöchentlich über ihren Ausbildungsalltag bloggen. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ausgestellte Fotoarbeiten, die Menschen und ihren Arbeitsplatz Binnenschiff zeigten. Die Diskussion der Teilnehmer bestätigte die Einschätzung in dem aktuellen Marktbeobachtungsbericht des Bundesamtes für Güterverkehr zu den Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik, dass sich die Personalsituation und -verfügbarkeit bei Ausbildungsbetrieben regelmäßig bedeutend besser darstelle, als bei Marktteilnehmern, die keine Ausbildungsplätze anbieten. „Fest steht, dass wir ausreichend und gut qualifiziertes Personal für eine zukunftsfähige Binnenschifffahrt brauchen“, fasste Jörg Rusche, Geschäftsführer von BDB und AdB, zusammen. Alle Präsentationen der Veranstaltung können über die Geschäftsstelle der Verbände bezogen werden.
INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 4, 2011 - REPORT 9 Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes in der Fahrgastschifffahrt Bundesregierung plant deutliche Verteuerung des Wassertourismus Touristen auf dem Wasser werden sich zu Beginn des kommenden Jahres auf deutliche Preissteigerungen gefasst machen müssen: Die seit mehreren Jahrzehnten geltende Umsatzsteuer für die Tagesausflugsschifffahrt und die Kreuzfahrtschifffahrt in Deutschland wird nach dem Willen der Bundesregierung und der Finanzexperten in CDU/CSU und FDP zum Jahreswechsel von derzeit 7 Prozent auf 19 Prozent ansteigen. Das Binnenschifffahrtsgewerbe wird nicht in der Lage sein, den Preisanstieg durch entsprechende Neukalkulationen abzufedern, da die Margen ohnehin bereits sehr knapp kalkuliert sind, sondern wird sie vielmehr an die Kunden weitergeben müssen. Leidtragende dieser Finanzpolitik sind in erster Linie Familien, Senioren und Reisegruppen, die einen wesentlichen Anteil am Wassertourismus in Deutschland haben. 17 Millionen Touristen reisen jedes Jahr mit deutschen Tagesausflugsschiffen. Weitere 430.000 werden an Bord von Flusskreuzfahrtschiffen gezählt. Es ist abzusehen, dass es durch die geplante Steuererhöhung zu einem regelrechten „Wettbewerb der Reisegebiete“ kommen wird und die hierzulande für die Tourismusbranche so bedeutsame Tagesausflugs- und Kabinenschifffahrt in erheblichem Maße Kunden an die europäischen Nachbarländer wie Luxemburg, Österreich, Schweiz, die Niederlande oder Tschechien verlieren wird. Dort werden für Fahrgastschifffahrtsleistungen deutlich reduzierte Steuersätze, teilweise sogar gar keine Umsatzsteuer, erhoben. Dies ist übrigens der bis heute tragfähige Grund, weshalb 1894 die 7-Prozent-Regelung für die „Beförderung von Personen mit Schiffen“ eingeführt wurde. Es besteht nun die begründete Sorge, dass diese Touristen ihren Urlaub gar nicht mehr auf deutschen Gewässern verbringen, sondern Flusskreuzfahrten z.B. auf dem ausländischen Teil der Donau buchen. In diesem Fall entfallen für den Fiskus nicht nur die Steuereinnahmen aus Personenbeförderung und Gastronomie, sondern auch die steuerbaren Tatbestände der sog. zuliefernden touristischen Leistungsträger. Hierzu zählen etwa Busunternehmen, Reiseleiter, Souvenirs, sowie sonstige private Ausgaben an Land. Diese zusätzlichen besteuerungspflichtigen Umsätze in Deutschland können allein in der Kabinenschifffahrt mit rund 42 Mio. Euro p.a. beziffert werden. Der BDB geht davon aus, dass die „weiße Flotte“ in Deutschland nach der Steuererhöhung infolge ausbleibender Kunden rund 20 bis 30 Prozent Umsatzeinbußen erleiden wird. Mit großer Sorge sieht der BDB zudem, dass mit dem drohenden Ausbleiben der Kunden auch die Arbeitsplätze im deutschen Fahrgastschifffahrtsgewerbe in Gefahr sind: Von den rund 13.000 unmittelbar im Fahrgastschifffahrtsektor Beschäftigten sind schätzungsweise 20 Prozent, also rund 2.600 Mitarbeiter, in ihrer Existenz bedroht. Das mit dem Wassertourismus im weiteren Sinne verbundene Gewerbe ist in dieser Schätzung noch nicht mit inbegriffen. Diese Zahlen alarmieren insbesondere im Hinblick darauf, dass Fahrten in der Fahrgastschifffahrt überwiegend in strukturschwachen und grenznahen Regionen stattfinden: In den Regionen Berlin und Dresden, an Rhein, Mosel und Saar oder an der Donau. Der BDB muss leider zur Kenntnis nehmen, dass trotz dieser besorgniserregenden Umstände weder seitens der Bundesregierung noch aus der Mitte des Bundestages eine Gesetzesinitiative zur weiteren Verlängerung der Steuerbegünstigung in den Deutschen Bundestag eingebracht wird. Die das Anliegen des Binnenschifffahrtsgewerbes unterstützenden Verkehrs- und Tourismusexperten konnten sich nicht durchsetzen. Die Beratungen der Regierungskoalition Mitte September 2011 haben ergeben, dass es eine Verlängerung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes über den 31. Dezem-
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