Bublitz: Englische Pragmatik - leinstein.de
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1 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort ................................................................................................................................................... 3<br />
1 Das weite Feld <strong>de</strong>r linguistischen <strong>Pragmatik</strong>: worum geht es? ............................................................ 3<br />
1.1 Sprache ist mehr als Wortschatz und Grammatik ......................................................................... 3<br />
1.2 Auch <strong>Pragmatik</strong> hat mit Be<strong>de</strong>utung zu tun ................................................................................... 3<br />
2 Was tun wir, wenn wir verstehen ........................................................................................................ 4<br />
2.2 Verstehen und Missverstehen: eine erste Annäherung................................................................ 4<br />
2.3 Formen erkennen .......................................................................................................................... 4<br />
2.4 Be<strong>de</strong>utungen verstehen ................................................................................................................ 4<br />
3 Sprache und Funktion ........................................................................................................................... 5<br />
3.3 „Ich sage es dir“: die Funktionen <strong>de</strong>r Sprache .............................................................................. 5<br />
3.4 Sprache ist multi-funktional .......................................................................................................... 5<br />
4 Sprache und Handlung ......................................................................................................................... 5<br />
4.1 Einleitung ....................................................................................................................................... 5<br />
4.2 Sprechen als Han<strong>de</strong>ln: sechs Grundannahmen ............................................................................. 5<br />
4.3 Die Sprachliche Handlung .............................................................................................................. 6<br />
5 Austins Theorie <strong>de</strong>r Sprechhandlung (Sprechakttheorie ..................................................................... 7<br />
5.1 Einleitung ....................................................................................................................................... 7<br />
5.2 Die Unterscheidung zwischen performativ und konstativ ............................................................ 7<br />
5.3 Die Suche nach einer neuen Grundlage für eine Handlungstheorie <strong>de</strong>r Sprache......................... 9<br />
5.4 Die Sprechhandlung: Lokution, Illokution und Perlokution ........................................................ 10<br />
6 Searles Theorie <strong>de</strong>r Sprechhandlung.................................................................................................. 11<br />
6.2 Konstitutive und regulative Regeln ............................................................................................. 12<br />
6.2 Arten von Regeln für <strong>de</strong>n Vollzug einer Sprechhandlung ........................................................... 12<br />
7 Klassen von Sprechhandlungen .......................................................................................................... 13<br />
7.1 Austins Klassifizierung illokutiver Verben ................................................................................... 13<br />
7.2 Searles Klassifizierung illokutiver Handlungen ............................................................................ 13<br />
7.4 Kritik und Alternativen ................................................................................................................ 14<br />
8 (Nicht-)Wörtliche Be<strong>de</strong>utung und (In-)Direkte Sprechhandlung ....................................................... 14<br />
8.1 Die Kunst <strong>de</strong>s Implizierens und Erschließens .............................................................................. 14<br />
8.2 (Nicht-)Wörtlichkeit auf <strong>de</strong>r Inhaltsebene .................................................................................. 15<br />
8.3 (In-)Direktheit auf <strong>de</strong>r Handlungsebene .................................................................................... 15<br />
8.4 Illokutionsindikatoren ................................................................................................................. 16<br />
9 Implikationen, Präsuppositionen und gemeinsames Wissen ............................................................ 16<br />
9.1 Be<strong>de</strong>utungen sind mehr o<strong>de</strong>r weniger kontextabhängig ........................................................... 16<br />
9.2 Semantische Implikationen (entailments) .................................................................................. 17<br />
9.2 Vorannahmen (Präsuppositionen) .............................................................................................. 17<br />
9.5 Gemeinsames Wissen: Frames und verwandte Konzepte .......................................................... 18<br />
Richard Leinstein
2 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
10 Kooperationsprinzip, Gesprächsmaximen und Implikaturen ........................................................... 18<br />
10.2 Allgemeines Kooperationsprinzip.............................................................................................. 18<br />
10.3 Gesprächsmaximen ................................................................................................................... 18<br />
10.4 Konversationelle Implikatur ...................................................................................................... 19<br />
Richard Leinstein
3 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Vorwort<br />
<strong>Pragmatik</strong>: Lehre vom sprachlichen Han<strong>de</strong>ln im authentischen Kontext<br />
Betonung <strong>de</strong>s Handlungscharakters und <strong>de</strong>r Dialoghaftigkeit <strong>de</strong>r Sprache<br />
1 Das weite Feld <strong>de</strong>r linguistischen <strong>Pragmatik</strong>:<br />
worum geht es?<br />
1.1 Sprache ist mehr als Wortschatz und Grammatik<br />
Lexikalisch-grammatisches Wissen stellt sicher, dass wir Wörter grammatisch und semantisch<br />
korrekt zu Sätzen verknüpfen, über die Ziele und Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kommunikation klärt uns<br />
unser pragmatisches Wissen auf. � Sprachliches Ereignis ist Ergebnis <strong>de</strong>r Bemühungen,<br />
Wissen von Sprache mit Wissen vom Sprachgebrauch in Einklang zu bringen.<br />
1.2 Auch <strong>Pragmatik</strong> hat mit Be<strong>de</strong>utung zu tun<br />
1.2.1 Zwei Arten von Be<strong>de</strong>utung<br />
Be<strong>de</strong>utung, in <strong>de</strong>r wir ein Lexem o<strong>de</strong>r einen Satz außerhalb eines Kontextes allein aufgrund<br />
unserer Kenntnis <strong>de</strong>s Lexikons und <strong>de</strong>r Grammatik verstehen � Semantik<br />
Be<strong>de</strong>utung, die <strong>de</strong>r Sprecher mit einer Äußerung in <strong>de</strong>r Gesprächssituation meint bzw. die<br />
<strong>de</strong>r Hörer versteht. � <strong>Pragmatik</strong><br />
1.2.2 Satzbe<strong>de</strong>utung und Semantik<br />
� Was be<strong>de</strong>uten sprachliche Ausdrücke als Elemente unseres Sprachsystems? Welche<br />
potentiellen Be<strong>de</strong>utungen können wir ihnen vor <strong>de</strong>m Gebrauch bereits zuordnen?<br />
(Be<strong>de</strong>utungspotential von Lexemen, Lexemgruppen, Sätzen)<br />
In einem geäußerten Satz verstehen wir mehr als nur die Satzbe<strong>de</strong>utung!<br />
Gegenstand <strong>de</strong>r <strong>Pragmatik</strong> sind die vom Sprecher gemeinten und vom Hörer verstan<strong>de</strong>nen<br />
Be<strong>de</strong>utungen sprachlicher Äußerungen in gegebenen Kontexten.<br />
Unterscheidung sprachlicher Kotext (situationsspezifische Umstän<strong>de</strong>) und<br />
personenbezogener Kontext (sprachlicher o<strong>de</strong>r außersprachlicher Zusammenhang).<br />
<strong>Pragmatik</strong>: Sprache ist nicht nur ein kognitives, son<strong>de</strong>rn auch ein historisches und soziales<br />
Objekt!<br />
1.2.4 Schematischer Überblick<br />
Sprecherbe<strong>de</strong>utung<br />
Hörerbe<strong>de</strong>utung<br />
� wer<strong>de</strong>n ausgehan<strong>de</strong>lt. � = Äußerungsbe<strong>de</strong>utung.<br />
Bei <strong>de</strong>r Analyse authentischer Beiträge wird Äußerungsbe<strong>de</strong>utung mit Hörerbe<strong>de</strong>utung<br />
gleichgesetzt.<br />
Das Gesagte kommt Sätzen zu, das Gemeinte Äußerungen.<br />
Sätze (sentences) sind abstrakte, kontextunabhängige Einheiten (Typen/tyes) auf <strong>de</strong>r<br />
Sprachsystemebene.<br />
Äußerungen (utterances) sind konkrete, kontextabhängige, gesprochene o<strong>de</strong>r geschriebene<br />
Realisierungen (Exemplare/tokens) von Sätzen auf <strong>de</strong>r Sprachgebrauchsebene (entspricht<br />
langue/parole?). Ihre Form setzt sich aus grammatischen, prosodischen (Intonation,<br />
Tonhöhe, Betonung) und paralinguistischen (Lautstärke, Rhythmus, Tempo) Charakteristika<br />
Richard Leinstein
4 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
zusammen. � Äußerunsbe<strong>de</strong>utung ist stets vielschichtiger als die Satzbe<strong>de</strong>utung und geht<br />
über diese hinaus!<br />
2 Was tun wir, wenn wir verstehen<br />
2.2 Verstehen und Missverstehen: eine erste Annäherung<br />
Für Be<strong>de</strong>utungsbeschreibung wird die Perspektive <strong>de</strong>s Hörers, nicht <strong>de</strong>s Sprechers<br />
eingenommen, da die Äußerungen ja bereits vorliegen (=empirische Wissenschaft!)<br />
Äußerungsbe<strong>de</strong>utung ist dynamisch, nicht statisch<br />
Seitens <strong>de</strong>s Hörers ist das Verstehen stets ein Annähern an das Gemeinte<br />
Aus pragmatischer Sicht ist Verstehen immer nur partielles Verstehen!<br />
2.3 Formen erkennen<br />
Sprache ist Form und Be<strong>de</strong>utung. Wir nehmen Formen wahr und erkennen sie wie<strong>de</strong>r als<br />
Exemplare (instances, tokens)<br />
2.4 Be<strong>de</strong>utungen verstehen<br />
2.4.1 Sprechen über Be<strong>de</strong>utung<br />
Trennung zwischen Realität und Mo<strong>de</strong>ll, da wir keinen direkten Zugang zur Realität haben<br />
und <strong>de</strong>s abstrakten Mo<strong>de</strong>lls bedürfen, um diese zu verstehen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Metasprache beziehen wir uns schließlich auf die konstruierten Phänomene <strong>de</strong>s<br />
Mo<strong>de</strong>lls, nicht auf die Probleme <strong>de</strong>r Realität!<br />
Containermo<strong>de</strong>ll (Hat Ursprung in <strong>de</strong>r Semantik, ist schädlich für <strong>Pragmatik</strong> � Abgrenzung)<br />
o Dem Containermo<strong>de</strong>ll liegt ein „naiv-wörtlicher“ Inhaltsbegriff zugrun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r sich<br />
vorwiegend auf lexikalische Ausdrücke bezieht.<br />
o Annahme: Be<strong>de</strong>utungen haben in unserer Erfahrungswelt eine reale Existenz<br />
o Be<strong>de</strong>utungen wer<strong>de</strong>n als reale Elemente betrachtet, die mit ihren Formen (Hüllen,<br />
Containern) eng und unauflöslich verbun<strong>de</strong>n sind.<br />
o � Be<strong>de</strong>utung ist mit <strong>de</strong>r außersprachlichen Realität aber nicht direkt, son<strong>de</strong>rn über<br />
Konzepte verbun<strong>de</strong>n!<br />
o � Es gibt in <strong>de</strong>r Sprache keine 1:1-Beziehung zwischen Form und Be<strong>de</strong>utung! Eher<br />
1:n<br />
o Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r „Kommunikation als Verpacken-verschicken [Röhren]-auspacken)<br />
Interpretationsmo<strong>de</strong>ll (Ist linguistischer <strong>Pragmatik</strong> angemessener) [Reddy]<br />
o Verstehen ist Mit-Denken<br />
o Verstehen ist Hypothesenbildung<br />
o V.a. interkulturell ist das Containermo<strong>de</strong>ll nicht tragbar! Wie könnte klar sein, was in<br />
<strong>de</strong>n Wörtern enthalten ist?<br />
o Verstehen ist eine Handlung!<br />
o Ohne Kontext ist lediglich die Satzbe<strong>de</strong>utung zu verstehen.<br />
o � Die Äußerungsbe<strong>de</strong>utung wird vom Verstehen<strong>de</strong>n nicht „vorgefun<strong>de</strong>n“, son<strong>de</strong>rn<br />
(nach <strong>de</strong>n sprachlichen Instruktionen <strong>de</strong>s Sprechers und an<strong>de</strong>ren Vorgaben) in einem<br />
eigenen schöpferischen Akt konstruiert.<br />
o Kommunikation verläuft im Regelfall problemlos, da sowohl Sprecher als auch Hörer<br />
am Erfolg <strong>de</strong>r Kommunikation interessiert sind und die Botschaft aushan<strong>de</strong>ln<br />
(negotiating)<br />
Richard Leinstein
5 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Verstehen<br />
o Hörer erkennt Satz- und Wortformen (wie<strong>de</strong>r) und versteht kontextunabhängige<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Satzes und seiner Elemente, wobei er sich auf sein Sprachwissen<br />
stützt<br />
o Hörer versteht kontextabhängige Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Äußerung, in<strong>de</strong>m er Annahmen<br />
macht über das, was <strong>de</strong>r Sprecher gemeint hat, wobei er sich auf seine<br />
kommunikativ-pragmatische Kompetenz stützt.<br />
3 Sprache und Funktion<br />
3.3 „Ich sage es dir“: die Funktionen <strong>de</strong>r Sprache<br />
3.3.1 Karl Bühler und das Organonmo<strong>de</strong>ll<br />
Werkzeugmo<strong>de</strong>ll: Sprache ist ein Werkzeug, das einer verwen<strong>de</strong>t, um einem an<strong>de</strong>ren etwas<br />
über die Dinge mitzuteilen.: ich; du; es<br />
3.3.2 Roman Jakobson und die Erweiterung <strong>de</strong>s Organomo<strong>de</strong>lls<br />
Ausglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
o Phatischen (Herstellen, Sicherstellen, Verlängern von Kommunikationskontakt)<br />
o Metasprachlichen<br />
o poetischen Funktion.<br />
Ausgangspunkt ist das Sprachliche Ereignis (Speech Event), <strong>de</strong>ssen Struktur sechs<br />
Komponenten o<strong>de</strong>r Faktoren aufweist.<br />
3 Kernfunktionen<br />
o Expressive und appellative Funktion (Inhaltsebene, Beziehungsebene)<br />
o Metasprachliche Funktion<br />
o Poetische Funktion: Augenmerk auf Art und Weise <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r Nachricht.<br />
Gambits: Relativ feste Syntagmen die als metakommunikative „Versatzstücke“<br />
gesprächsorganisierend und damit verständnissichernd wirken.<br />
o Bezug auf Themen und thematische Handlungen (first of all, before I forget, and<br />
another thing, that’ that<br />
o Bezug auf Textsorten (have you heard the one about)<br />
� SPRACHE heterogenes, multi-funktionales, soziales Kommunikationsmittel<br />
3.4 Sprache ist multi-funktional<br />
4 Sprache und Handlung<br />
4.1 Einleitung<br />
Sprechakttheorie: Austin, Searle<br />
� <strong>Bublitz</strong> zieht <strong>de</strong>n Begriff „Sprechhandlung“ vor (damit sind gesprochene wie geschriebene<br />
sprachliche Handlungen gemeint!)<br />
4.2 Sprechen als Han<strong>de</strong>ln: sechs Grundannahmen<br />
1. Sprechen ist be<strong>de</strong>utungsvolles Han<strong>de</strong>ln<br />
2. Sprechen ist nicht nur beschreiben<br />
3. Je<strong>de</strong> Äußerung hat eine „Doppelstruktur“, <strong>de</strong>n propositionalen Gehalt (auf <strong>de</strong>r<br />
Inhaltsebene) und <strong>de</strong>n Handlungsgehalt (auf <strong>de</strong>r Verwendungsebene)<br />
Richard Leinstein
6 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
4. Je<strong>de</strong> Äußerung kann nach mehreren Mustern beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Äußerungsbe<strong>de</strong>utungen sind in unterschiedlichen Gra<strong>de</strong>n explizierbar<br />
6. Die Bedingungen <strong>de</strong>s Sprachgebrauchs (Language-in-use) sind ein ebenso legitimer<br />
und wichtiger Beschreibungsgegenstand <strong>de</strong>r Linguistik wie die Bedingungen <strong>de</strong>s<br />
Sprachsystems (language-as-system)<br />
4.2.1 Sprechen ist be<strong>de</strong>utungsvolles Han<strong>de</strong>ln<br />
Sprachliche Handlungen sind stets be<strong>de</strong>utungsbezogen � Sprecher drückt intentional<br />
Äußerungsbe<strong>de</strong>utungen aus, versucht Verständnis sicherzustellen und strebt bestimmte<br />
Wirkungen an. � Streben nach Einfluss darauf, wie <strong>de</strong>r Hörer die Welt sieht.<br />
4.2.2 Sprechen ist nicht nur Beschreiben<br />
Austin: Berücksichtigung <strong>de</strong>r Beschreiben<strong>de</strong>n, als auch <strong>de</strong>r nicht-beschreiben<strong>de</strong>n Funktionen<br />
von Sprache. � Aussagen über „die Dinge und Sachverhalte“ dienen normalerweise als<br />
Träger an<strong>de</strong>rer Handlungen.<br />
4.2.3 Je<strong>de</strong> Äußerung hat eine Doppelstruktur<br />
Propositionaler Gehalt auf <strong>de</strong>r Inhaltsebene: Proposition (variiert nicht mit <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Satzform auf <strong>de</strong>r Gebrauchsebene)<br />
1. Eine Proposition ordnet einem Objekt etwas zu<br />
2. Die Proposition kann nicht alleine geäußert wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn immer nur innerhalb<br />
einer Doppelstruktur einer Äußerung, <strong>de</strong>ren an<strong>de</strong>re Seite die Illokution ist.<br />
Handlungsgehalt auf <strong>de</strong>r Verwendungsebene: Illokution<br />
4.2.4 Je<strong>de</strong> Äußerung kann nach mehreren Mustern beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
Hörmann: „Sprache verwen<strong>de</strong>n ist immer das, was in <strong>de</strong>r alten <strong>de</strong>utschen Psychologie eine<br />
Mehrfachhandlung genannt wur<strong>de</strong>“<br />
4.2.5 Äußerungsbe<strong>de</strong>utungen sind in unterschiedlichen Gra<strong>de</strong>n explizierbar<br />
Manche Äußerungsbe<strong>de</strong>utungen sind so komplex, dass man sie nur mit einem<br />
umfangreichen Text explizit gehalten wer<strong>de</strong>n könnten. An<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n in ihrer Komplexität<br />
kaum durchschaut und entziehen sich daher ihrer vollständigen Explizierung.<br />
o Oft schwer aufzulösen<strong>de</strong> Melange aus Motiven, Absichten, zwecken<br />
4.2.6 Die Bedingungen <strong>de</strong>s Sprachgebrauchs sind ein legitimer<br />
Beschreibungsgegestand <strong>de</strong>r Linguistik<br />
Eher Maximen, Prinzipien und Präferenzen statt Regeln.<br />
Nicht kanonischer Geltungsbereich, son<strong>de</strong>rn eher statistisch berechenbare<br />
Wahrscheinlichkeit.<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r linguistischen <strong>Pragmatik</strong>: Spielraum ausloten, <strong>de</strong>n Menschen haben, wenn sie in<br />
vergleichbaren Situationen mit ähnlichen Zielsetzungen nach unterschiedlichen Prinzipien<br />
han<strong>de</strong>ln.<br />
4.3 Die Sprachliche Handlung<br />
Han<strong>de</strong>ln ist sinnvolles und zweckgerichtetes Tun o<strong>de</strong>r Unterlassen, ein kontrollierbares und<br />
verantwortbares Verhalten, <strong>de</strong>m man durch seine Beschreibung ein o<strong>de</strong>r mehrere<br />
Handlungsmuster zuordnen kann.<br />
Holly, Kühn und Püschel: Verhalten ist etwas, das i.d.R. nicht kontrollierbar ist (im Gegensatz<br />
zum Han<strong>de</strong>ln) (wobei einiges wohl bei<strong>de</strong>s sein kann)<br />
Richard Leinstein
7 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
DEFINITION:<br />
Handlungen kommen nie isoliert vor son<strong>de</strong>rn sind in <strong>de</strong>r Kommunikation immer aufeinan<strong>de</strong>r<br />
bezogen.<br />
Handlung ist ein Phänomen unserer Erfahrungswelt, son<strong>de</strong>rn ein Interpretationskonstrukt.<br />
Sprachliches Han<strong>de</strong>ln ist sinnvolles und zweckgerichtetes Tun, das über bloßes Verhalten hinausgeht.<br />
Eine Handlung wird in <strong>de</strong>r Regel absichtlich, willentlich und bewusst vollzogen, ist vom Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />
prinzipiell kontrollierbar und von ihm auch zu verantworten. Handlungsmuster sind nicht objektiv<br />
gegeben, son<strong>de</strong>rn von einer Interpretation, also einer Zuschreibung abhängig (die je nach<br />
Interpretant variieren kann). Gewöhnlich wer<strong>de</strong>n sie nach konventionell eingespielten sozialen Regeln<br />
von <strong>de</strong>n Beteiligten ausgehan<strong>de</strong>lt und <strong>de</strong>n sprachlichen Äußerungen zugeordnet. Handlung ist (wie<br />
an<strong>de</strong>re Begriffe <strong>de</strong>r linguistischen <strong>Pragmatik</strong> auch) ein Interpretationskonstrukt unserer<br />
Beschreibungssprache.<br />
5 Austins Theorie <strong>de</strong>r Sprechhandlung<br />
(Sprechakttheorie<br />
In saying something we do something (John Austin)<br />
5.1 Einleitung<br />
Konstative Äußerungen � Äußerungen, mit <strong>de</strong>nen wir Welt beschreiben, Feststellungen<br />
machen<br />
Performative Äußerungen � Äußerungen, mit <strong>de</strong>nen wir Welt verän<strong>de</strong>rn, etwas tun.<br />
5.2 Die Unterscheidung zwischen performativ und konstativ<br />
5.2.1 Konstative Äußerungen<br />
Wer<strong>de</strong>n Propostitionen geäußert, um etwas zu beschreiben, dann nehmen sie in <strong>de</strong>r Regel<br />
die Form <strong>de</strong>s Deklarativsatzes an. � Konstatierung eines Sachverhaltes. (Kann wahr o<strong>de</strong>r<br />
falsch sein). Genaugenommen tut mach auch bei konstativen Äußerungen etwas: man sagt<br />
etwas über die Welt.<br />
Eine konstative Äußerung ist eine Äußerung, <strong>de</strong>ren Propostion auf <strong>de</strong>r Verwendungsebene<br />
1. Die Form eines Deklarativsatzes erhält<br />
2. Mit <strong>de</strong>m Handlungsmuster AUSSAGE o<strong>de</strong>r FESTSTELLUNG verknüpft wird und<br />
3. Auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüft wer<strong>de</strong>n kann<br />
5.2.2 Performative Äußerungen<br />
Son<strong>de</strong>rfall: Aussprechen <strong>de</strong>s Satzes spricht nicht nur von <strong>de</strong>r Handlung, son<strong>de</strong>rn ist die<br />
Handlug selbst.<br />
� „I promise you no one here will hear about this“<br />
4. „promise“ als performatives Verb, als Vollzugsverb<br />
Eigenschaften performativer Äußerungen<br />
5. They do not „<strong>de</strong>scribe“ or „report“ or constate anything at all, are not „true“ and<br />
„false“<br />
6. The uttering of the sentence is, or i spart of, the doing of an anction, which again<br />
would not normally be <strong>de</strong>scribed as, or as „just“ saying something.<br />
Richard Leinstein
8 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Den Vollzug einer gera<strong>de</strong> vollzogenen Handlung lässt sich nicht überprüfen o<strong>de</strong>r<br />
verifizieren/falsifizieren!<br />
Eine performative Äußerung ist eine Äußerung in Deklarativsatzform, mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sprecher die<br />
Handlung, die das Verb bezeichnet, vollzieht. (und nicht beschreibt o<strong>de</strong>r konstatiert)<br />
Gebrauchsbedingungen für das Gelingen performative Aussagen<br />
1. Bedingung: Performative Verben sind Verben <strong>de</strong>s Sagens<br />
Eine Handlung, die jemand mittels Sprache vollzieht, kann nur eine sprachliche<br />
Handlung sein<br />
Eine kleine Auswahl von verba dicendi: promise, ask, question, command, argue,<br />
or<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>lay, acknowledge, warn, insist, <strong>de</strong>clare, state, assert, agree, refuse,<br />
predict, request.<br />
2. Bedingung: Performative Verben stehen in <strong>de</strong>r ersten Person Singular Präsens<br />
Indikativ Aktiv<br />
3. Bedingung: Performative Verben lassen sich mit hereby kombinieren<br />
Eine performative Äußerung ist eine Äußerung in Deklarativsatzform<br />
a. Mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sprecher die Handlung, die das Verb bezeichnet (<strong>de</strong>notiert), vollzieht<br />
(und nicht beschreibt o<strong>de</strong>r konnotiert)<br />
b. Der kein Wahrheitswert zugeordnet wer<strong>de</strong>n kann<br />
c. Deren performativ gebrauchtes Verb ein Verb <strong>de</strong>s Sagens ist, das in <strong>de</strong>r Ersten<br />
Person Singular Präsens Indikativ Aktiv gebraucht wird<br />
d. Mit hereby kombiniert wer<strong>de</strong>n kann<br />
5.2.3 Kritik: zehn Einschränkungen<br />
� Zwischen bei<strong>de</strong>n Sprechhandlungen gibt es nicht immer eine klare Grenze.<br />
Nicht in je<strong>de</strong>r performativen Äußerung kommt ein Verb <strong>de</strong>s Sagens vor<br />
a. Es gibt Verben, die nur im übertragenen Sinne eine sprachliche Handlung<br />
ausdrücken, <strong>de</strong>ren Äußern aber unter Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nnoch performativ ist<br />
I give you an hour to clean this mess up<br />
Hiermit lege ich mein Amt nie<strong>de</strong>r<br />
Ich sehe von einer genaueren Untersuchung ab<br />
I give up<br />
Nicht je<strong>de</strong>s Verb <strong>de</strong>s Sagens lässt sich performativ verwen<strong>de</strong>n.<br />
a. Umgekehrt gibt es Verben <strong>de</strong>s Sagens, die nicht performativ <strong>de</strong>n Vollzug <strong>de</strong>r<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Handlung anzeigen können (selbst wenn die oben genannten<br />
an<strong>de</strong>ren Bedingungen erfüllt sind)<br />
Mit I (hereby) offend you kann ein Sprecher seinen Hörer nicht<br />
beleidigen.<br />
Nicht in je<strong>de</strong>r performativen Äußerung kommt ein Verb in <strong>de</strong>r Ersten Person Indikativ<br />
Singular Präsens Indikativ Aktiv vor<br />
a. Auch Äußerungen im Plural können performativ sein, ebenso im Passiv o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
progressive Form.<br />
We hereby <strong>de</strong>clare that<br />
Visitors are remin<strong>de</strong>d that<br />
You are fired<br />
Passengers are warned<br />
I am asking you to take the chair<br />
Richard Leinstein
9 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Let me just call you<br />
I must insist / apologize for (� ver<strong>de</strong>ckte Performative)<br />
Nicht je<strong>de</strong> performative Äußerung lässt sich mit „hereby“ kombinieren<br />
a. � Es kommt im gesprochenen Englisch kaum vor!<br />
Manche Verben können nur dann performativ gebraucht wer<strong>de</strong>n, wenn bestimmte<br />
nicht-sprachliche Bedingungen erfüllt sind<br />
a. Etwa für „I name this ship“ � Ohne Schiff, Schiffstaufe unmöglich. Auch muss<br />
<strong>de</strong>r Sprecher „Befugt“ sein. Auch von Fähigkeiten/Alter abhängig:<br />
Could you take the car to the body shop kann etwa keine Bitte sein,<br />
wenn <strong>de</strong>r Adressat <strong>de</strong>r dreijährige Nachbarsjunge ist.<br />
Nicht in je<strong>de</strong>r performativen Äußerung kommt ein performatives Verb vor<br />
a. I warn you not to touch the dog<br />
b. Do not touch the dog.<br />
c. � Unterscheidung<br />
Explizite performative Äußerungen<br />
Implizite performative Äußerungen (diese sind häufig <strong>de</strong>r Normalfall)<br />
Problem: Wenn konstative Äußerungen als eigentlich implizit<br />
performant charakterisiert wer<strong>de</strong>n und mit <strong>de</strong>m performativen I<br />
state/assert in explizit performante Äußerungen überführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch performative Äußerungen können misslingen<br />
a. You’re out of gas (WARNING) [kann verifiziert/falsifiziert wer<strong>de</strong>n]<br />
b. Kategorien von Fehlschlägen<br />
Missfires ( etwa: Bedingungen nicht erfüllt: z.b. WETTEN kann man<br />
nicht alleine)<br />
Abuses (etwa Unaufrichtigkeit), falsche Umstän<strong>de</strong>, without requisite<br />
Feelings, without requisite thoughts)<br />
Nicht je<strong>de</strong> konstative Äußerung ist wahr o<strong>de</strong>r falsch<br />
Auch konstative Äußerungen können misslingen<br />
a. The presi<strong>de</strong>nt is guilty: Wenn gesagt, ohne dass es geglaubt wird.<br />
Auch konstative Äußerungen können explizit gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
a. That red stuff on the si<strong>de</strong> is sealing-wax<br />
b. I hereby state that the red stuff on the si<strong>de</strong> is sealing wax<br />
5.3 Die Suche nach einer neuen Grundlage für eine Handlungstheorie<br />
<strong>de</strong>r Sprache<br />
5.3.1 Die Konstativ-performativ-Unterscheidung als „Sackgasse“<br />
Auch mit konstativen Äußerungen vollzieht man Handlungen, nämlich die „Aussage“<br />
Alle sprachlichen Äußerungen lassen sich <strong>de</strong>mnach als Handlungen bezeichnen.<br />
Handlungen, die wir mit Äußerungen durchführen können:<br />
o PROMISING, ASKING, REQUESTING, STATING<br />
5.3.2 Die Konstativ-performativ-Unterscheidung als „Meilenstein“<br />
Erkenntnisse<br />
o Dass wir mit Sprache zielgerichtet han<strong>de</strong>ln<br />
o Dass es mehrere Arten von sprachlichen Handlungen gibt<br />
o Dass es Verben gibt, <strong>de</strong>ren Gebrauch als Vollzug <strong>de</strong>r <strong>de</strong>notierten Handlung gilt<br />
Richard Leinstein
10 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
o Dass in manchen Fällen zusätzlich zu <strong>de</strong>n performativen Verben an<strong>de</strong>re Bedingungen<br />
erfüllt sein müssen, damit die genannte Handlung auch vollzogen wer<strong>de</strong>n<br />
kann(sprechhandlungsunterstützen<strong>de</strong>, nicht-sprachliche Bedingungen)<br />
o Dass performative Verben vor allem für <strong>de</strong>n Vollzug bestimmter institutionalisierter<br />
Handlungen explizit verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (TAUFEN, VERURTEILEN, ERÖFFNEN)<br />
o Dass Sprechhandlungen gewöhnlich implizit sind, aber (meist) explizit gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n könne<br />
o Dass Sprechhandlungen in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht misslingen, aber nur unter<br />
bestimmten Bedingungen war o<strong>de</strong>r falsch sein können.<br />
5.4 Die Sprechhandlung: Lokution, Illokution und Perlokution<br />
5.4.1 Ein neuer Anfang<br />
Sprechhandlungstheorie (Speech act theory)<br />
Sprechakttheorie ist komplexes Gebil<strong>de</strong>, das nach äußerungs- funktions- und<br />
wirkungsbezogenen Aspekten differenziert und <strong>de</strong>menstsprechend nach drei<br />
Teilhandlungsmustern beschrieben wer<strong>de</strong>n kann<br />
o Die äußerungsbezogene Lokution betrifft die Handlung <strong>de</strong>s Sagens, d.h. die<br />
unmittelbare Realisierung <strong>de</strong>r propositionalen Konstituenten auf <strong>de</strong>r<br />
Verwendungsebene<br />
o Die funktionsbezogene Illokution betrifft Handlungen wie BITTEN, VERSPRECHEN<br />
o<strong>de</strong>r BEHAUPTEN, die über das Sagen hinausgehen<br />
o Die wirkungsbezogene Perlokution betrifft Handlungen, die darauf abzielen,<br />
bestimmte Effekte bei <strong>de</strong>n Adressaten zu erreichen.<br />
5.4.2 Lokution<br />
Sprecher verknüpft auf <strong>de</strong>r Verwendungsebene Inhalt mit Form<br />
Phonetische Handlung: betrifft nur die phonologisch distinktiven Laute und die, die<br />
phonetisch-prosodische Funktion haben<br />
Phatische Handlung: zitieren in <strong>de</strong>r wörtlichen, direkten Re<strong>de</strong> (Austin: Akt <strong>de</strong>r Nachahmung)<br />
� Exakte Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>s Inhalts, nicht <strong>de</strong>r Form<br />
Rhetische Handlung: Be<strong>de</strong>utungszuordnung (Referenz (reference) und Sinn (sense)) �<br />
Handlung <strong>de</strong>s Benennens (naming) ergibt <strong>de</strong>n Sinn und die Handlung <strong>de</strong>s Referierens<br />
(referring) die Referenz. � Wenn sich Sprecher in <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>wie<strong>de</strong>rgabe auf diese rhetische<br />
Handlung beziehen, verwen<strong>de</strong>n sie die indirekte Re<strong>de</strong>.<br />
� Diese Sprechhandlung konstituieren gemeinsam die Handlung <strong>de</strong>s Äußerns<br />
5.4.3 Illokution<br />
Illokution ist <strong>de</strong>r Lokution zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Proposition.<br />
Illokutive Handlungen lassen sich als in<strong>de</strong>m-Handlungen beschreiben.<br />
� In<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Sprecher die Proposition p äußert, vollzieht er die Handlung h.<br />
Austin trennt zwischen <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung (meaning) und <strong>de</strong>n Funktionen URGING; ADVISING…<br />
Es muss terminologisch sorgfältig zwischen <strong>de</strong>r illokutiven Rolle (force) und <strong>de</strong>r illocutiven<br />
Handlung (act) getrennt wer<strong>de</strong>n.<br />
5.4.4 Perlokution<br />
Beabsichtigte Wirkung<br />
Dadurch-dass-Handlungen: By saying I would shoot him I alarmed him<br />
Richard Leinstein
11 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Es gibt für perlokative Handlungen keine Vollzugsverben! (Klar, eine beabsichtigte Wirkung<br />
kann nicht vollzogen wer<strong>de</strong>n, das obliegt <strong>de</strong>m Rezipienten)<br />
5.4.5 Zur Komplexität <strong>de</strong>r Sprechhandlung<br />
Sprechhandlungen sind Mehrfachhandlungen, die zu<strong>de</strong>m mehrfachadressiert sein können!<br />
(Mehrfache Illokutionen, mehrfache Perlokutionen)<br />
Huckepack-Metapher<br />
5.4.6 Intentionalität und Konventionalität von Illokutionen und Perlokutionen<br />
Illokutionen sind vom Sprecher intentional!<br />
Der Hörer kann aber an<strong>de</strong>re, nicht vom Sprecher intendierte Illokutionen verstehen!<br />
(verstärkt, wenn illokutionsspezifische sprachliche Indikatoren fehlen o<strong>de</strong>r so unpräzise sind,<br />
dass sie ihre Signalfunktion nicht erfüllen)<br />
o Illokutions-clash: wird i.d.R. erkannt und beseitigt, sobald er von einem<br />
Gesprächsteilnehmer wahrgenommen wird. Floskeln: Oh don’t get me wrong, that<br />
was a question not a statement…<br />
o Beispiel: I tried to warn him but only succee<strong>de</strong>d in alarming him. (Perlokution aus<br />
Versehen)<br />
Von perlokutiver Wirkung sprechen wir nur dann, wenn die Wirkung entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
perlokutiven Intention entspricht o<strong>de</strong>r ihr zwar nicht entspricht, aber <strong>de</strong>nnoch mit<br />
Proposition und Illokution <strong>de</strong>r Sprechhandlung in einem erkennbaren (inhaltlichen und<br />
funktionalen) Zusammenhang steht.<br />
Illokutionen beruhen auf Konventionen.<br />
Die Frage <strong>de</strong>r Konvention von Perlokution ist strittig. Holly: Aus <strong>de</strong>r sicht <strong>de</strong>s Hörers sind<br />
Perlokutionen notwendigerweise konventionell. Es gibt aber keine Konvention, die einen<br />
Hörer dazu verpflichtet, etwas als Drohung zu verstehen!<br />
6 Searles Theorie <strong>de</strong>r Sprechhandlung<br />
Schwachstelle in Austins Theorie: Dreigliedrige Struktur <strong>de</strong>r Lokution, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r rhetischen<br />
Handlung (inhaltsbezogen) kommt ein an<strong>de</strong>rer Status als <strong>de</strong>r phonetischen und phatischen<br />
Handlung zu. � Es ist problematisch, dass die lokutive Handlung sowohl<br />
be<strong>de</strong>utungsbezogene als auch nicht-be<strong>de</strong>utungsbezogene Komponenten enthält.<br />
Searle nimmt die bei<strong>de</strong>n inhaltsbezogenen Handlungen <strong>de</strong>s REFERIERENS und PRÄZIDIERENS<br />
mit in seine Beschreibung <strong>de</strong>r Lokution auf.<br />
Austin Searle<br />
phonetische Handlung Äußerungshandlung/utterance act<br />
Lokutive Handlung phatische Handlung<br />
rhetische Handlung Propositional Handlung/propositional act<br />
- Referenzhandlung/reference act<br />
-Prädikationshandlung/predicate act<br />
Illokutive Handlung Illokutive Handlung<br />
Perlokutive Handlung Perlokutive Handlung<br />
Prädikation und Referenz sind Bezeichnung sowohl für <strong>de</strong>n jeweiligen Prozess <strong>de</strong>s<br />
Präzidierens bzw. Referierens, als auch das Ergebnis dieses Prozesses.<br />
Klasse <strong>de</strong>r Ausdrücke, die sich als Referenzausdrücke eignen:<br />
Richard Leinstein
12 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
o Eigennamen/proper names<br />
o Definite Nominalausdrücke/<strong>de</strong>finite noun phrases: the governor<br />
o In<strong>de</strong>finite Nominalausdrücke, wenn sie spezifisch verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: a girl (I met<br />
last year in Aurora)<br />
o Personalpronomina<br />
6.2 Konstitutive und regulative Regeln<br />
Searle: Speaking a language is performing acts according to rules<br />
o Regulative Regeln (gesellschaftliche Verhaltensweisen) Diese Regeln regeln<br />
Verhaltensweisen, die unabhängig von <strong>de</strong>n Regeln existieren. (tue X; wenn Y, dann<br />
tue X)<br />
o Konstitutive Regeln (für Sprechhandlungen relevant, verbindliche Definition von<br />
Verhaltensweisen durch Anwendung. Erst dadurch, dass man sie aufstellt, ergibt sich,<br />
dass man sie einhalten muss. (Abseitsregel beim Fußball)) Formel: x gilt als Y (x<br />
counts as y) Nach Searle folgen Sprechhandlungen diesen Regeln!<br />
6.2 Arten von Regeln für <strong>de</strong>n Vollzug einer Sprechhandlung<br />
Searle: Gelingens-Regeln (felicity rules)<br />
o Inhaltsregel (propositional content rule)<br />
Legt in allgemeinster Form die Spannweite <strong>de</strong>s Inhaltes fest<br />
o Einleitungsregel (preparatory rule)<br />
Bezug auf die Sinnhaftigkeit <strong>de</strong>r Handlung, nennt Voraussetzungen für ihr<br />
Zustan<strong>de</strong>kommen<br />
BITTE/REQUEST: Es ist nur sinnvoll, eine Bitte zu äußern, <strong>de</strong>r entsprochen<br />
wer<strong>de</strong>n kann, o<strong>de</strong>r um etwas zu bitten, das nicht sowieso eintreten wird.<br />
BEHAUPTUNG/STATEMENT: Grundlage für Behauptung vorausgesetzt<br />
FRAGE/QUESTION:<br />
o Aufrichtigkeitsregel (sincerity rule) [folgt einem rationalen Menschenbild, formuliert<br />
Bedingungen für kooperatives und effektives Kommunizieren)<br />
BITTE/REQUEST<br />
BEHAUPTUNG/STATEMENT<br />
FRAGE/QUESTION<br />
o Wesentlichkeitsregel (essential rule) [legt das typische, wesentliche Merkmal <strong>de</strong>r<br />
illokutiven Handlung fest. Bereits die Formel gilt als, die bei ihrer Paraphrasierung<br />
verwen<strong>de</strong>t wird, weist darauf hin, dass es sich hierbei um eine konstitutive Regel<br />
han<strong>de</strong>lt., im Gegensatz zu <strong>de</strong>n drei erstgenannten Regeln, die nach Searle regulativ<br />
sind.]<br />
BITTE/REQUEST: Die Äußerung gilt als Versuch <strong>de</strong>s Sprechers, <strong>de</strong>n Hörer<br />
dazu zu bringen, die genannte Handlung zu tun.<br />
BEHAUPTUNG/STATEMENT: Die Äußerung gilt als Versuch <strong>de</strong>s Sprechers,<br />
<strong>de</strong>n Hörer dazu zu überzeugen, dass die Proposition einen tatsächlichen<br />
Sachverhalt wie<strong>de</strong>rgibt. (also wahr ist bzw. vom Sprecher für wahr gehalten<br />
wird)<br />
FRAGE/QUESTION: Die Äußerung gilt als Versuch <strong>de</strong>s Sprechers, vom Hörer<br />
die fehlen<strong>de</strong>n Informationen zu erhalten.<br />
Richard Leinstein
13 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
� Kritikwürdig: Einseitige, <strong>de</strong>n Standort <strong>de</strong>s Sprechers einnehmen<strong>de</strong><br />
Beschreibungsperspektive.<br />
7 Klassen von Sprechhandlungen<br />
7.1 Austins Klassifizierung illokutiver Verben<br />
Tatsächlich befasste sich Austin mit performativen Verben.<br />
Problem: Es können nicht alle Verben, mit <strong>de</strong>nen Sprechhandlungen bezeichnet wer<strong>de</strong>n, auch dafür<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, sie zu v ollziehen! � Die Menge <strong>de</strong>r Performativen Verben ist nicht mit <strong>de</strong>r<br />
Menge <strong>de</strong>r illokutiven Handlungen i<strong>de</strong>ntisch! (Beisp: Für PRAISE / THREAT existiert kein<br />
performatives Verb!)<br />
Ver<strong>de</strong>ckte Performative (hedged performatives)<br />
Austins Verbklassen<br />
1. verdictives<br />
� Sprecher fällt Urteil o<strong>de</strong>r vorläufige Beurteilung, Einschätzung, Bewertung (interpret,<br />
un<strong>de</strong>rstand, <strong>de</strong>scribe, reckon)<br />
2. exercitives<br />
� Einflussnahme auf <strong>de</strong>n Fortgang <strong>de</strong>r Handlung, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Sprecher <strong>de</strong>n<br />
Gesprächspartner dazu bringt, etwas zu tun. (command, direct, sentence, fine)<br />
3. comissives<br />
� Sprecher übernimmt Verpflichtung o<strong>de</strong>r erklärt Absicht (plan, promise, propose)<br />
4. behabitives<br />
� Sprecher drückt Haltung o<strong>de</strong>r Einstellung aus (congratulate, apologize, thank, condole<br />
5. expositives<br />
� Sprecher ordnet seine Äußerung in die laufen<strong>de</strong> Kommunikation ein o<strong>de</strong>r setzt sie zu<br />
an<strong>de</strong>ren in Beziehung (affirm, <strong>de</strong>ny, <strong>de</strong>scribe, <strong>de</strong>fine, explain)<br />
Kritik: Hoher Grad an Heterogenität innerhalb <strong>de</strong>r Klassen, da präzise konzipierte und ausreichend<br />
präzisierte Kriterien fehlen. Austins einziges Kriterium ist semantische Ähnlichkeit, doch das alleine<br />
reicht nicht.<br />
7.2 Searles Klassifizierung illokutiver Handlungen<br />
1. Der Zweck (bzw. „Witz“, point) <strong>de</strong>r illokutiven Handlung<br />
Bezug auf die essential rule: es ist <strong>de</strong>r Zweck einer BEHAUPTUNG/STATEMENT; <strong>de</strong>n<br />
Hörer davon zu überzeugen, dass die Proposition einen tatsächlichen Sachverhalt<br />
wie<strong>de</strong>rgibt.<br />
2. Die Ausrichtung (direction of fit) <strong>de</strong>r illokutiven Handlung, in <strong>de</strong>r sich das Verhältnis von Wort<br />
und Welt wie<strong>de</strong>rspiegelt.<br />
Sprecher können ihre Wörter so auswählen, dass sie Realität entwe<strong>de</strong>r so wie<strong>de</strong>rgeben,<br />
wie sie ist, o<strong>de</strong>r sie können die Realität zu verän<strong>de</strong>rn suchen.<br />
3. Die Einstellung (psychological state) zur Proposition, die in <strong>de</strong>r illokutiven Handlung zum<br />
Ausdruck kommt.<br />
Bezug auf die Aufrichtigkeitsregel<br />
4. Der (allgemeine) propositionale Gehalt <strong>de</strong>r illokutiven Handlung<br />
Bezug auf die Inhaltsregel<br />
5. Die Notwendigkeit institutioneller Bedingungen o<strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>r außersprachlicher<br />
Handlungen<br />
Richard Leinstein
14 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Etwa: TAUFE/SCHWÖREN<br />
� Folgen<strong>de</strong> Kriterien können zur feineren Differenzierung zwischen semantisch ähnlichen<br />
Sprechweisen beitragen, sind aber für Searles grobe Einteilung nicht beson<strong>de</strong>rs relevant<br />
6. Die Stärke o<strong>de</strong>r Intensiät (force or strength) <strong>de</strong>r illokutiven Handlung.<br />
7. Die Rolle <strong>de</strong>r sozialen Beziehung zwischen Sprecher und Hörer, die in <strong>de</strong>r illokutiven<br />
Handlung zum Ausdruck kommt.<br />
8. Die Ausrichtung <strong>de</strong>r illokutiven Handlung auf <strong>de</strong>n Sprecher o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hörer<br />
9. Die Ausrichtung <strong>de</strong>r illokutiven Handlung auf an<strong>de</strong>re (benachbarte) Sprechhandlungen<br />
10. Die Möglichkeit <strong>de</strong>r nicht-sprachlichen Alternative zur illokutiven Handlung<br />
11. Die Existenz o<strong>de</strong>r das Fehlen eines korrespondieren<strong>de</strong>n performativen Verbs<br />
12. Die Stilebene <strong>de</strong>s illokutiven Verbs<br />
� Unterscheidung nach repräsentativen, direktiven, kommissiven, expressiven, <strong>de</strong>klarativen<br />
Sprechhandlungen<br />
1. Repräsentativa/representatives: Wahrheitsbezogene, feststellen<strong>de</strong> und beschreiben<strong>de</strong><br />
Sprechhandlungen. Sprecher verbürgt sich für <strong>de</strong>n Wahrheitsgehalt <strong>de</strong>r Proposition. Wortauf-Welt-Ausrichtung<br />
(ASSERTING, STATING, DECLARING, PREDICTING)<br />
2. Direktiva/directives: im weitesten Sinne auffor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Sprechhandlungen. Welt-auf-Wort-<br />
Ausrichtung, drücken <strong>de</strong>n Wunsch <strong>de</strong>s Sprechers nach <strong>de</strong>m Vollzug <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Proposition<br />
genannten Handlung aus. (REQUESTING, ORDERING, COMMANDING, BEGGING, PLEADING)<br />
3. Kommissiva/commissives: im weitesten Sinne selbstverpflichten<strong>de</strong> Sprechhandlungen.<br />
Welt-auf-Wort-Ausrichtung, drücken Absicht <strong>de</strong>s Sprechers aus, seine Verpflichtung auch<br />
einzuhalten. (OFFERING, REFUSING, SWEARING TO DO, ANNOUNCING)<br />
4. Expressiva/expressives: im weitesten Sinne einstellungsbezogene Sprechhandlungen, haben<br />
<strong>de</strong>n Zweck, die Einstellung <strong>de</strong>s Sprechers zur Proposition auszudrücken.<br />
Ausrichtungskriterium greift nicht, da hier kein Sachverhalt beschrieben o<strong>de</strong>r herbeigeführt<br />
wird. (APOLOGIZING, THANKING, APPRECIATING, CONDOLING)<br />
5. Deklarativa/<strong>de</strong>clarations: im weitesten Sinne realitätsschaffen<strong>de</strong> Sprechhandlungen. Wortauf-Welt-Ausrichtung.<br />
(BAPTIZING, NAMING, BLESSING, PLEADING GUILTIY, SENTENCING,<br />
DECLARING WAR, DEFINING)<br />
7.4 Kritik und Alternativen<br />
Allen Taxonomien haftet ein Hauch von Willkürlichkeit an. Man kann sich ihrer bedienen,<br />
doch sie dürfen nicht <strong>de</strong>n Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.<br />
Alternative in einer sehr allgemeinen Taxonomie: FESTSTELLEN/FRAGEN/AUFFORDERN<br />
8 (Nicht-)Wörtliche Be<strong>de</strong>utung und (In-)Direkte<br />
Sprechhandlung<br />
Pragmatics is the art of the unsaid.<br />
8.1 Die Kunst <strong>de</strong>s Implizierens und Erschließens<br />
In other words als Ankündigung <strong>de</strong>s Hörers, zuvor implizit verstan<strong>de</strong>nes wie<strong>de</strong>rzugeben.<br />
Zusammenhang zwischen sprecherseitigem implizieren (implying) und hörerseitigem<br />
Erschließen (inferring)<br />
Pole<br />
o Wörtliche Be<strong>de</strong>utung � Nichtwörtliche Be<strong>de</strong>utung<br />
o Direkte Sprechhandlung � Indirekte Sprechhandlung<br />
Richard Leinstein
15 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
8.2 (Nicht-)Wörtlichkeit auf <strong>de</strong>r Inhaltsebene<br />
8.2.2 Wörtliche Be<strong>de</strong>utung und nichtwörtliche Be<strong>de</strong>utung<br />
Linguistik:<br />
Wörtliche Be<strong>de</strong>utung (unmarkiert) � Nichtwörtliche Be<strong>de</strong>utung (markiert)<br />
Durch die erschlossene nichtwörtliche Be<strong>de</strong>utung wird die [eigentlich unpassen<strong>de</strong>] wörtliche<br />
Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>n Kontext eingepasst. [Levinson: Reparaturinstanz]<br />
8.2.3 Inferenz: erschließen wir q stets aus p?<br />
Inferenztheorie<br />
Dekodieren von p � Überprüfen von p im Kontext � Erschließung von q aus p (also<br />
Uminterpretieren von p zu q)<br />
� Dieses Mo<strong>de</strong>ll ist zu hierarchisch, zu sehr system- und zu wenig gebrauchsorientiert.<br />
Besser:<br />
Propositionale Be<strong>de</strong>utung für „wörtliche Be<strong>de</strong>utung“<br />
Äußerungsbe<strong>de</strong>utung für „nichtwörtliche Be<strong>de</strong>utung“<br />
P und q sind kein Gegensatzpaar, son<strong>de</strong>rn skalare Ten<strong>de</strong>nzen!<br />
8.2.4 Gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wörtlichkeit auf <strong>de</strong>r Inhaltsebene<br />
Wir können Inferenzhilfe bieten<br />
8.3 (In-)Direktheit auf <strong>de</strong>r Handlungsebene<br />
8.3.1 Inhaltsebene versus Handlungsebene<br />
8.3.2 Direkte und indirekte Sprechhandlung bei Searle<br />
Searle: Mit einer Sprechhandlung kann mehr als eine Illokution vollzogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Deklarativsätze<br />
Interrogativsätze<br />
Imperativsätze<br />
Gemeinte und im Kontext verstan<strong>de</strong>ne Illokution: primär<br />
Durch Satzform festgelegte, aber latent bleiben<strong>de</strong> Illokution: sekundär<br />
� Äußerungen, in <strong>de</strong>nen primäre und sekundäre Illokution übereinstimmen, sind direkte<br />
Sprechhandlungen.<br />
� Äußerungen, bei <strong>de</strong>nen diese Übereinstimmung nicht zutrifft und die über eine „zusätzliche“<br />
Illokution verfügen, sind indirekte Sprechhandlungen.<br />
Fragen:<br />
Woran erkennt <strong>de</strong>r Hörer, dass primäre und sekundäre Illokution divegieren?<br />
Wie geht <strong>de</strong>r Erschließungsprozess vor?<br />
8.3.3 Inferenzmuster für indirekte Sprechhandlungen: Searle und an<strong>de</strong>re<br />
Searle: 4 allgemeine Inferenzmuster<br />
8.3.4 Gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Direktheit von Sprechhandlunge<br />
Kritik an Searles Indirektheitskonzept<br />
o Annahme Searles, dass die grammatische Struktur <strong>de</strong>s Satzes die pragmatische<br />
Funktion seiner Äußerung unmittelbar und ausnahmslos <strong>de</strong>terminiert<br />
o Neigung Searles, Sprechhandlung als Ware <strong>de</strong>s Sprechers zu beschreiben und<br />
Rezipientenseite zu vernachlässigen.<br />
Illokutionen können wie Propositionen mehr o<strong>de</strong>r weniger explizit ausgedrückt wer<strong>de</strong>n.<br />
Richard Leinstein
16 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
o Sprechhandlungen sind nicht direkt o<strong>de</strong>r indirekt, son<strong>de</strong>rn mehr o<strong>de</strong>r weniger direkt!<br />
8.4 Illokutionsindikatoren<br />
8.4.1 Indizieren als Handlung<br />
Sprachliche Wegweiser, die <strong>de</strong>n Verstehensprozess <strong>de</strong>s Hörers in die gewünschte Richtung lenken.<br />
Inference triggers / illocutionary force indicating <strong>de</strong>vices<br />
o Word-or<strong>de</strong>r, stress, intonation contour, punctuation<br />
8.4.2 Performative Verben<br />
8.4.3 Ver<strong>de</strong>ckte Performative (hedged performatives)<br />
� meist mit Modalverben kombiniert: I can tell you that, I can only promise to<br />
8.4.4 Satzformen<br />
Es gibt im <strong>Englische</strong>n KEINE 1:1 – Entsprechung zwischen Illokution und Satzform, lediglich Ten<strong>de</strong>nzen<br />
zur Korrelation:<br />
AUSSAGE � Deklarativsatz<br />
FRAGE � Interrogativsatz<br />
AUFFORDERUNG � Imperativsatz<br />
8.4.5 Prosodie<br />
8.4.6 Partiken<br />
Etwa: please.<br />
8.4.7 Indikatoren als Spuren<br />
Diese indikatoren sind „Spuren“ von Illokutionen. Ihre Funktion besteht darin, die Menge <strong>de</strong>r<br />
potentiellen Inferenzen einzuschränken.<br />
Direkte Sprechhandlungen<br />
Wenn die Illokution in <strong>de</strong>r Äußerung ausdrücklich bezeichnet wird<br />
Wenn eine <strong>de</strong>r drei Standard-Korrelationen zwischen Satzform und Äußerungsillokution<br />
vorliegt<br />
Indirekte Sprechhandlungen: Grad und Ausmaß bestimmen zwei Faktoren<br />
Zum einen nach <strong>de</strong>m Ausmaß <strong>de</strong>r Präsenz illokutionsindizieren<strong>de</strong>r Mittel, wobei in <strong>de</strong>r Regel<br />
gilt, je stärker sich ein Standard-Korrelationsmuster bzw. –format verfestigt hat, <strong>de</strong>sto eher<br />
wird die entsprechen<strong>de</strong> Sprechhandlung als direkt empfun<strong>de</strong>n.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren nach <strong>de</strong>n spezifischen kontextuellen und situativen Gegebenheiten, die eine<br />
durch Indikatoren eigentlich naheliegen<strong>de</strong> Zuordnung ohne weiteres konkterkarieren<br />
können.<br />
� Indizieren ist keine ausreichen<strong>de</strong> Bedingung für <strong>de</strong>n Vollzug einer Sprechhandlung!<br />
9 Implikationen, Präsuppositionen und<br />
gemeinsames Wissen<br />
9.1 Be<strong>de</strong>utungen sind mehr o<strong>de</strong>r weniger kontextabhängig<br />
Zwei Arten von nicht-ausgedrückten Sätzen:<br />
Sätze, die an<strong>de</strong>ren Sätzen in je<strong>de</strong>m Kontext implizit sind und die <strong>de</strong>r Hörer/Leser allein<br />
aufgrund seiner lexikalisch-grammatischen Kompetenz versteht.: semantische Implikationen<br />
(entailments)<br />
Richard Leinstein
17 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
Sätze, die <strong>de</strong>r Sprecher/Schreiber impliziert und <strong>de</strong>r Hörer/Leser aufgrund seiner<br />
kommunikativ-pragmatischen Kompetenz als Annahmen erschießt:<br />
Vorannahmen/Präsuppositionen<br />
9.2 Semantische Implikationen (entailments)<br />
� <strong>Pragmatik</strong>: Inhalte, die sich notwendigerweise aus <strong>de</strong>r lexikalischen Be<strong>de</strong>utung sprachlicher<br />
Ausdrücke (und ihrer semantischen Relationen zu an<strong>de</strong>ren lexikalischen Be<strong>de</strong>utungen) ergeben und<br />
somit Teil <strong>de</strong>r Satzbe<strong>de</strong>utung sind.<br />
Wer<strong>de</strong>n vom Hörer allein auf <strong>de</strong>r Grundlage seiner linguistischen Kenntnisse verstan<strong>de</strong>n.<br />
Implikationen beziehen sich auch auf Folgesätze!<br />
Eine semantische Implikation (entailment) ist eine semantische Beziehung zwischen zwei Sätzen AS<br />
(Ausgangssatz) und FS (Folgesatz), die sich zwingend aus <strong>de</strong>r lexikalischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />
sprachlichen Ausdrücke ergibt, we<strong>de</strong>r aufhebbar noch kontextabhängig ist und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Wahrheitsbedingungen unterliegt: Wenn AS wahr ist, ist FS auch wahr; wenn AS falsch ist, ist FS<br />
entwe<strong>de</strong>r wahr o<strong>de</strong>r falsch; wen FS wahr ist, ist AS entwe<strong>de</strong>r wahr o<strong>de</strong>r falsch; wenn FS falsch ist,<br />
ist AS auch falsch.<br />
9.2 Vorannahmen (Präsuppositionen)<br />
Um eine Präsupposition zurückzuweisen o<strong>de</strong>r zu bestätigen, muss sie zunächst „zur Sprache<br />
gebracht“ wer<strong>de</strong>n.<br />
8 <strong>de</strong>r wichtigsten presupposition-triggers nach Levinson<br />
Existenzpräsuppositionen<br />
Faktive Präsuppositionen (regret, realize, forgive, odd, sorry, proud, indifferent)<br />
Nicht-faktive Präsuppositionen (dream, imagine, pretend)<br />
Implikative Präsuppositionen (Präsuppositionen und semantische Implikationen): to manage<br />
Zustandsverän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Präsuppositionen (change of state, aspectual verbs)<br />
Iterative Präsuppositionen (Ausdrücke, mit <strong>de</strong>nen man präsupponiert, dass eine Situation<br />
(Ereignis, Zustand) zuvor bestan<strong>de</strong>n hat [repeat, restore, return, again, anymore, another])<br />
Kontrafaktische Präsuppositionen (durch irreale Konditionalsätze indiziert, häufig wenndann-Form)<br />
Definitionen: Präsuppositionen zwischen Semantik und <strong>Pragmatik</strong><br />
Im engeren, sprecher- und kontetunabhängigen Sinne ist eine „semantische“ Präsupposition eine<br />
semantische Beziehung zwischen einem als wahr assertierten Satz und einem als wahr<br />
vorausgesetzten (präsupponierten) Satz, die sich aus <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s assertierten Satzes o<strong>de</strong>r aus<br />
<strong>de</strong>r lexikalischen Be<strong>de</strong>utung seiner Ausdrücke ergibt (durch sie „ausgelöst“ wird) Sie ist we<strong>de</strong>r durch<br />
Negation noch durch Interrogation aufhebbar und unterliegt folgen<strong>de</strong>n Wahrheitsbedingungen:<br />
wenn die Assertion wahr ist, ist die Präsupposition auch wahr, wenn die Assertion falsch ist, ist die<br />
Präsupposition <strong>de</strong>nnoch wahr.<br />
„Pragmatische“ Definition <strong>de</strong>r Präsuppostion ist <strong>de</strong>r semantischen vorzuziehen, da semantische<br />
kontextunabhängig sind, dies jedoch nicht realitätsnah ist.<br />
Präsuppostionen können noch in <strong>de</strong>r selben Äußerung o<strong>de</strong>r auch retrospektiv eingeschränkt,<br />
blockiert, aufgehoben o<strong>de</strong>r gelöscht wer<strong>de</strong>n � spricht für pragmatisches Konzept.<br />
Modifizierte Präsuppositions<strong>de</strong>finition:<br />
Eine Präsupposition ist eine semantische Beziehung, die zwischen einem als wahr assertierten Satz<br />
und eine als wahr vorausgesetzten (präsupponierten) Satz besteht bzw. vom Sprachbenutzer<br />
Richard Leinstein
18 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
hergestellt wird. Aus <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s assertierten Satzes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n lexikalischen Be<strong>de</strong>utungen<br />
seiner Ausdrücke ergibt sich für Sätze ein Potential von Präsuppositionen, die semantisch gesehen<br />
negations- und interrogationsresistent sind und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Wahrheitsbedingungen unterliegen:<br />
wenn die Assertion wahr ist, ist die Präsupposition auch wahr; wenn die Assertion falsch ist, ist die<br />
Präsupposition <strong>de</strong>nnoch wahr. Im Sprachgebrauch gelten diese Bedingungen nur für diejenigen<br />
(<strong>de</strong>r potentiellen Präsupposition), die tatsächlich von Sprechern in Äußerungen (mithilfe<br />
sprachlicher Indiktoren) realisiert und von Hörern im Kontext (unter Rückgriff auf sprachliche<br />
Indikatoren) erschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
9.5 Gemeinsames Wissen: Frames und verwandte Konzepte<br />
Frames und scenes<br />
Ein „Frame“ ist ein datenstruktur, die eine stereotypische Situation abbil<strong>de</strong>t.<br />
Frames von Hörer und Sprecher müssen kompatibel sein, damit gemeinsames Verständnis<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Fillmore<br />
o Scenes: außersprachliche Realität<br />
o Frames: Versprachlichung von Scenes.<br />
o Nimmt an, auch beim Spracherwerb wür<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r nicht zuerst die Namen von<br />
Objekten lernen, son<strong>de</strong>rn die Situationen, in welchen das Objekt vorkommt. (Hat sich<br />
lt. Psychologie bewahrheitet)<br />
Verwandte Konzepte: scripts, scenarios, schemas, mental spaces<br />
Script: Einzelhandlungen in zeitlicher Abfolge. Slots + requirement<br />
10 Kooperationsprinzip, Gesprächsmaximen und<br />
Implikaturen<br />
10.2 Allgemeines Kooperationsprinzip<br />
„Kooperativ“ bei Grice meint „Rationalität“ in <strong>de</strong>r Kommunikation � Der „Gute Grund“ für unser<br />
kommunikatives Han<strong>de</strong>ln muss stets erkennbar sein. Das ist <strong>de</strong>r Fall, wenn Hörer unsere Information<br />
als<br />
Neu<br />
Interessant und nicht trivial<br />
Relevant und zu Sache<br />
Glaubhaft und nachvollziehbar<br />
Klar und unmissverständlich<br />
Einschätzt.<br />
10.3 Gesprächsmaximen<br />
10.3.1 Qualität [QUALITY], Quantität [QUANTITY], Relevanz [RELATION], Art und<br />
Weise [MANNER]<br />
Quantitätsmaxime<br />
o Thematischer Re<strong>de</strong>beitrag enthält nicht mehr Informationen, als zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt nötig, aber auch nicht weniger.<br />
o Durch die Verletzung einer Maxime wird diese auffällig.<br />
Qualitätsmaxime<br />
Richard Leinstein
19 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
o Wir unterstellen uns gegenseitig, dass wir wissentlich nichts falsches, Unwahres,<br />
völlig Phantastisches o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Luft gegriffenes sagen.<br />
o Eine „Den Guten Glauben <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren“ unterstellen<strong>de</strong> Standardannahme gilt<br />
solange als Gesprächsgrundlage, bis sie durch offenkundiges Fehlverhalten<br />
aufgehoben wird.<br />
Relations- und Relevanzmaxime<br />
o Der Sprecher ist stets darum bemüht, seinen aktuellen Re<strong>de</strong>beitrag <strong>de</strong>n<br />
augenblicklichen kontextuellen und situativen Anfor<strong>de</strong>rungen anzupassen, und <strong>de</strong>r<br />
Hörer erwartet genau das von ihm.<br />
Maxime <strong>de</strong>r Art und Weise<br />
o Drücke dich verständlich aus!<br />
o Bezieht sich nicht auf <strong>de</strong>n Inhalt, son<strong>de</strong>rn auf die Präsentation <strong>de</strong>s Gesagten und<br />
Gemeinten!<br />
10.3.2 Kritische Würdigung <strong>de</strong>r Maximen und <strong>de</strong>s Kooperationsprinzips<br />
Grice: Kooperationsprinzip und Gesprächsmaximen haben rationale Basis � Wir verhalten<br />
uns dann kooperativ, wenn wir Rationalität zum Maßstab unseres Han<strong>de</strong>lns machen.<br />
Kritik: Die Grice’schen Maximen beziehen sich immer nur auf die Inhaltsseite, nie auf die<br />
Beziehungsseite von Kommunikation.<br />
Die Gesprächsmaximen können von Sprechergemeinschaft zu Sprechergemeinschaft<br />
wechseln<br />
10.4 Konversationelle Implikatur<br />
10.4.1 Nichtbeachtung einer Maxime: violating, opting out, clashing, flouting<br />
Mit „Konversationelle Implikatur“ bezeichnet Grice die Handlung <strong>de</strong>s Folgerns als auch die Folgerung<br />
selbst.<br />
� Konversationelle Implikaturen wer<strong>de</strong>n gezogen, wenn ein offensichtliches Befolgen einer<br />
Kooperationsmaxime bei gleichzeitigem Missachten einer Gesprächsmaxime erkennbar ist.<br />
Violating: bewusste Täuschung<br />
Opting out: sich heraushalten, „nicht mehr mitspielen“<br />
Clashing: Dilemma, in <strong>de</strong>m Re<strong>de</strong>beitrag nur einer von zwei Maximen gerecht wer<strong>de</strong>n kann<br />
(etwa: wenn Qualitäts- Quantitäts- und Relevanzmaxime nicht mit <strong>de</strong>r von Leech<br />
beschriebenen Höflichkeitsmaxime in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n können) � Recht <strong>de</strong>s<br />
Hörers auf ein positives Selbstbild ist höher als die Einhaltung <strong>de</strong>r Gesprächsmaxime!<br />
Flouting:<br />
10.4.2 Konversationelle Implikatur und Maximenverstoß<br />
Wenn <strong>de</strong>r Hörer erkennt, dass <strong>de</strong>r Sprecher eine Gesprächsmaxime missachtet, sich jedoch we<strong>de</strong>r in<br />
einem clash befin<strong>de</strong>t noch das Kooperationsprinzip außer Kraft setzten will o<strong>de</strong>r einen<br />
Gesprächspartner täuschen will, nimmt er an, dass er das Gemeinte erschließen soll, weil es nicht<br />
<strong>de</strong>m Gesagten entspricht.<br />
Etwa: bei einem Unerwarteten Themenwechsel in einem Gespräch.<br />
Konversationelle Implikaturen lassen sich nachträglich aufheben (cancellability) und meist<br />
argumentativ rekonstruieren (calculability)<br />
Richard Leinstein
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Quantoren, zu welchen Numeralia und Mengenbezeichnungen wie all, most, many, some, several, a<br />
few, a couple gehören, lösen immer eine konversationelle Implikatur aus, die durch nachträgliche<br />
Modifizierung aufgehoben wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Generell rechnen Gesprächsteilnehmer damit, das konversationelle Implikaturen im Nachhinein<br />
durch entsprechen<strong>de</strong> Zusätze <strong>de</strong>s Sprechers aufgehoben wer<strong>de</strong>n können.<br />
10.5 Implikaturindikatoren<br />
Es gibt zur Interpretationslenkung sowohl lexikalische als auch strukturelle Mittel.<br />
Lexikalische<br />
Qualitätsmaxime: Spaß beiseite, das stimmt wirklich, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen<br />
Quantitätsmaxime: grob gesagt, ich kann mich nur wie<strong>de</strong>rholen, needless to say<br />
Relevanzmaxime: das gehört jetzt zwar nicht hierher, aber<br />
Maxime <strong>de</strong>r Art und Weise: kurz gesagt, um es ganz klar zu sagen, in short, to make it quite<br />
clear<br />
� Auch nichtsprachliche Mittel können diese Funktionen bestimmen: Augenzwinkern, Lächeln.<br />
Enthymeme sind verkürzte Argumentationen.<br />
10.7 Alternative Ansätze: Leech, Horn, Sperber & Wild<br />
Maximenzahl:<br />
o Horn: weniger , nur Relevanz- und Quantitätsmaxime<br />
o Leech: Mehr, da Beziehungsebene ausgeblen<strong>de</strong>t<br />
� Etwa: Höflichkeit (<strong>de</strong>m Kooperationsprinzip gleich an Rang)<br />
o Sperber und Wilson<br />
� Relevanztheorie: Neuansatz, <strong>de</strong>r davon ausgeht, dass sich alle menschliche<br />
Kommunikation nach einen Kosten-Nutzen-Prinzip richtet.<br />
� Kontext gilt als keine absolute Größe, son<strong>de</strong>rn abhängig vom Verständnis <strong>de</strong>s<br />
jeweiligen Interpreten.<br />
� Relevanztheorie ist hier keine auf Rationalität bauen<strong>de</strong> kommunikative<br />
Handlungsmaxime, son<strong>de</strong>rn ein Beschreibungskonstrukt, mit <strong>de</strong>m ein<br />
allgemeingültiges Charakteristikum menschlicher Kommunikation erfasst<br />
wer<strong>de</strong>n soll. (� ist aber recht mechanisch, lässt „soziale“ Einbettung von<br />
Menschen außer Acht.)<br />
� � Nützliche Bereicherung, kann aber keinen zentralen Platz in <strong>de</strong>r sozial-<br />
und textorientierten linguistischen <strong>Pragmatik</strong> einnehmen.<br />
11 Nähe und Distanz: Mittel <strong>de</strong>r Deixis und <strong>de</strong>r<br />
Höflichkeit<br />
Mittel <strong>de</strong>s „sprachlichen Zeigens“<br />
11.2 Zeigefeld, <strong>de</strong>iktisches Zentrum und Modi <strong>de</strong>s Zeigens<br />
Bühlers Zweifel<strong>de</strong>rlehre<br />
Symbolfeld: Nennwörter (Silber, rot, schreiben) [== Benennung]<br />
Zeigfeld: kontextabhängig<br />
Levinson: Manche Ausdrücke können gestisch, nicht-gestisch und auch nicht-<strong>de</strong>itktisch verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Richard Leinstein
21 Examensvorbereitung | <strong>Englische</strong> Sprachwissenschaft | <strong>Bublitz</strong>: <strong>Englische</strong> <strong>Pragmatik</strong><br />
11.3 Arten <strong>de</strong>r Deixis<br />
11.3.1 Personen<strong>de</strong>ixis<br />
(I, you, we, you)<br />
11.3.2 Orts<strong>de</strong>ixis<br />
11.3.3 Zeit<strong>de</strong>ixis<br />
11.3.4 Text<strong>de</strong>ixis<br />
Befasst sich mit <strong>de</strong>r Orientierung im Text<br />
11.4 Höflichkeit und soziale Deixis<br />
Wirklichkeitsbereich <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>ixis ist die Beziehungsebene und erst in zweiter Linie die<br />
Inhaltsebene.<br />
11.4.2 Leech (Höflichkeit / politeness)<br />
Tact maxim: minimize cost to other, maximize benefit to other<br />
Generosity maxim: minimize benefit to self, maximize cost to self<br />
Approbation maxim: minimize dispraise of other, maximize praise of other<br />
Mo<strong>de</strong>sty maxim: minimize praise of self, maximize praise of other<br />
Agreement maxim: minimize disagreement between self and other, maximize agreement<br />
Between self and other<br />
Sympathy maxim: minimize antipathy between self and other, maximize sympathy<br />
between self and other<br />
11.4.3 Brown & Levinson<br />
Rationalität<br />
Face (elementare Rechte <strong>de</strong>s Hörers auf Selbstbestimmung und auf Achtung <strong>de</strong>s<br />
Selbstbil<strong>de</strong>s)<br />
o Negative face: Höflichkeit (== freedom of action and freedom from imposition)<br />
o Positive face: he positive consistent self-image or „personality“ claimed by<br />
interactants: Wie sieht sich jemand selbst.<br />
o Face threatening acts: AUFFORDERN, VORSCHLAGEN | TADELN, ERMAHMEN<br />
o Off-Record / On-Record-Strategien (Off-Record: Verbergen)<br />
11.4.4 Höflichkeit ist rationales, sozial angemessenes Verhalten<br />
Richard Leinstein