Geplantes Steinkohle-Doppelblock-Kraftwerk der RWE in Arneburg
Geplantes Steinkohle-Doppelblock-Kraftwerk der RWE in Arneburg
Geplantes Steinkohle-Doppelblock-Kraftwerk der RWE in Arneburg
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Gefahren für den Tourismus und die Arbeitsplätze<br />
Havelberg und weitere Standorte im westlichen Havelland wurden erst kürzlich mit <strong>der</strong><br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Bundesgartenschau 2015 betraut. Erhebliche öffentliche Investitionen<br />
s<strong>in</strong>d die Folge. Havelberg und weitere Veranstaltungsorte versprechen sich von <strong>der</strong> BUGA<br />
e<strong>in</strong>en immensen Tourismusschub. Die ganze Region wird durch diese große Veranstaltung<br />
entscheidende Wirtschaftsimpulse erhalten. Mit mehr als 2 Mio. Besuchern ist zu rechnen.<br />
Cottbus hatte 1995 bereits 2,4 Mio. Besucher, <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> werden bis zum 11. Oktober d.J.<br />
1,8 Mio. erwartet. Nach dem offiziellen Ende <strong>der</strong> BUGA üben die Anlagen weiter e<strong>in</strong>e<br />
große Anziehungskraft aus und locken Besucher sowie vor allem Kurzurlauber <strong>in</strong>s Land.<br />
Je<strong>der</strong> Besucher gibt am Tag rund 70 Euro aus, was <strong>der</strong> regionalen Wirtschaft zugute kommt<br />
und e<strong>in</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungsprogramm par excellence darstellt.<br />
Der Elberadweg ist <strong>der</strong> beliebteste <strong>in</strong> Deutschland. Auf ihm s<strong>in</strong>d jährlich ca. 150 000<br />
Radfahrer unterwegs – und es werden von Jahr zu Jahr mehr.<br />
Touristen aus den Ballungsgebieten wollen, so die Ergebnisse aller Umfragen, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte<br />
Naturlandschaft erleben. Nach e<strong>in</strong>er EMNID-Umfrage sehen 94 % <strong>der</strong> Urlauber e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte<br />
Natur und e<strong>in</strong>e unverbaute Landschaft als entscheidendes Kriterium für die Wahl des<br />
Urlaubsortes. Dies bietet das Biosphärenreservat Elbetal, die Altmark und das Elbe-Havel-<br />
Land, mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen Dichte seltener Pflanzen und Tiere.<br />
Ob Touristen auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region mit e<strong>in</strong>em schon weith<strong>in</strong> sichtbaren Großkraftwerk, das<br />
von se<strong>in</strong>en mächtigen Kühlturmschwaden ständig „gekrönt“ wird , <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landschaft dann<br />
verweilen, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.<br />
Prof. Dr. Hans-Ulrich Zabel, Universität Halle-Wittenberg. Wirtschaftswissenschaftliche<br />
Fakultät, kommt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stellungnahme zu dem Ergebnis, dass bei Realisierung des <strong>RWE</strong>-<br />
Doppelkraftwerks vermutlich mehr als das 15-fache an Arbeitsplätzen, wie im <strong>Kraftwerk</strong><br />
vorgesehen, vernichtet werden.<br />
Se<strong>in</strong>e Berechnungen: Wenn nur je<strong>der</strong> 10. Besucher <strong>der</strong> Region wegbleibt, führt das zu e<strong>in</strong>er<br />
Negativentwicklung im Arbeitsmarkt <strong>der</strong> Tourismus<strong>in</strong>dustrie. „Außerdem s<strong>in</strong>d<br />
Arbeitsplatzverluste im Handwerk und Gewerbe, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gastronomie sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft (letztere durch Schadstoffbelastungen, die den Absatz <strong>der</strong><br />
landwirtschaftlichen Produkte erschweren dürften) zu erwarten.“<br />
Missverhältnis Flächenverbrauch / Arbeitsplätze<br />
Auf <strong>der</strong> Fläche des ehemaligen Kernkraftwerksgeländes siedelten sich bisher zahlreiche<br />
Betriebe mit e<strong>in</strong>em hohen Arbeitskräfteverhältnis pro Hektar Betriebsfläche an.<br />
Das Zellstoffwerk beschäftigt 632 Mitarbeiter, darunter 32 Auszubildende.Die Flächengröße<br />
beträgt 80 ha, was e<strong>in</strong>em Verhältnis von rd. 8 Arbeitsplätzen pro Hektar entspricht.<br />
Delipapier beschäftigt 220 Mitarbeiter und will bei e<strong>in</strong>er Erweiterung weitere 200<br />
Beschäftigte e<strong>in</strong>stellen. Die Werksfläche umfasst 30 ha (6,6 Arbeitsplätze/ha).<br />
Die <strong>Arneburg</strong>er Masch<strong>in</strong>en und Stahlbau GmbH beschäftigt auf e<strong>in</strong>er Werkstattfläche<br />
von nur 1,5 ha um 150 Arbeiter (100 Beschäftigte/ha).<br />
Das geplante <strong>Ste<strong>in</strong>kohle</strong>-<strong>Doppelblock</strong>-Großkraftwerk mit rd. 110 Beschäftigten auf 140 ha<br />
dagegen bietet diesbezüglich e<strong>in</strong> grobes Missverhältnis (0,8 Arbeitsplätze/Hektar). Zwar s<strong>in</strong>d<br />
die verschiedenartigen Industriebereiche nicht direkt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichbar, dennoch<br />
sollen die Vergleichszahlen e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Vorstellung über die zugrunde liegenden<br />
Verhältnisse abgeben.<br />
Bei Verwirklichung <strong>der</strong> <strong>Kraftwerk</strong>spläne ist es zudem zweifelhaft, dass sich „saubere“<br />
Industriebetriebe zukünftig im IGBA ansiedeln werden. E<strong>in</strong> „Schmuddel-Image“ wegen <strong>der</strong><br />
Nähe zu stark emittierenden Großanlagen ist dem Ruf abträglich!