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charakteristisch wird, bis zuletzt in Beckmanns Arbeiten<br />
präsent.<br />
Zunehmende Anfeindungen der Nation<strong>als</strong>ozialisten,<br />
die in seiner Entlassung <strong>als</strong> Professor am Städelschen<br />
Kunstinstitut gipfeln, lassen Beckmann 1933 nach Berlin<br />
ziehen. In seinen Landschaften bezieht sich der Maler auf<br />
seine Rückzugsorte im bayerischen Ohlstadt, wo er im<br />
Haus seiner Schwiegerfamilie die Sommermonate verbringt,<br />
oder Baden-Baden, wohin er sich aufgrund seiner<br />
angeschlagenen Gesundheit immer wieder in Kur begibt.<br />
1937 flüchtet Beckmann mit seiner Frau Quappi nach<br />
Amsterdam. Besonders in der Zeit nach dem Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkrieges, in dessen Folge der Maler die<br />
Landesgrenzen nicht mehr verlassen kann, entstehen<br />
viele Landschaften mit südfranzösischen Motiven. Cap<br />
Martin ist eine hochformatige Landschaft, die sich zusammen<br />
mit weiteren Côte-d’Azur-Gemälden zu einer<br />
umfassenden Serie zusammenschliesst. Beckmann malt<br />
teilweise unter der Verwendung von Postkarten oder Fotografien<br />
diese Landschaften aus seiner Erinnerung, die<br />
damit für die Sehnsucht des Malers nach Freiheit und<br />
Mobilität stehen. Nach acht Jahren kann Beckmann nach<br />
Kriegsende zum ersten Mal Holland verlassen. Der Maler<br />
reist mit seiner Frau nach Nizza und notiert in seinem<br />
Tagebuch: «Ich war in der letzten Zeit sehr runter und<br />
ein besonderer Glücksfall verschaffte mir ein Visum nach<br />
Frankreich, so gehe ich denn jetzt (...) nach d(er) Riviera<br />
Nice Hotel Westminster und werde versuchen, dort meine<br />
ramponierten Nerven wieder etwas aufzufrischen.»<br />
Im Amsterdamer Atelier entsteht nach diesem Aufenthalt<br />
1947 das Gemälde Promenade des Anglais in Nizza,<br />
in dem Beckmann den Blick auf die Bucht durch einen<br />
Vorhang teilweise versperrt und über den Rücken einer<br />
weiblichen Figur gleiten lässt, womit er eine Dialektik<br />
zwischen Offenheit und Begrenzung hervorruft. Beckmanns<br />
Landschaften sind weit mehr <strong>als</strong> blosse Schilderungen<br />
der Natur: Sie geben zugleich Auskunft über sein<br />
Selbstverständnis, seine persönliche Befindlichkeit und<br />
sein Verhältnis zur Welt. Wie sich dieses Verhältnis ändert,<br />
zeigen 70 Landschaftsgemälde aus wichtigen Museen<br />
und Privatsammlungen.<br />
* Maren Stotz ist <strong>als</strong> wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />
Kunstmuseum Basel wesentlich an der Organisation der<br />
Max-Beckmann-Ausstellung beteiligt.<br />
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Max Beckmann, Cap Martin, 1939 Max Beckmann, Promenade des Anglais in Nizza, 1947<br />
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