S3-Leitlinie der AWMF für Kolorektale Karzinome (pdf - Hochtaunus ...
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<strong>Leitlinie</strong><br />
A. mesenterica superior sollten aus diagnostischen Gründen bis<br />
zur Aorta disseziert werden.<br />
Vorgehen bei <strong>Karzinome</strong>n des Colon descendens und proximalen<br />
Sigmas<br />
Regeleingriff ist die Hemikolektomie links mit radikulärer Unterbindung<br />
<strong>der</strong> A. mesenterica inferior. Die distale Resektionsgrenze<br />
am Darm liegt im oberen Rektumdrittel. Die linke Flexur<br />
wird in <strong>der</strong> Regel mitreseziert (Transversorektostomie).<br />
Aus technischen Gründen kann es erfor<strong>der</strong>lich sein, die A. colica<br />
media zu durchtrennen, um eine spannungsfreie Anastomose<br />
sicherzustellen.<br />
Vorgehen bei <strong>Karzinome</strong>n des mittleren und distalen Sigmas<br />
Regeloperation ist die (radikale) Sigmaresektion. Die A. mesenterica<br />
inferior wird zentral o<strong>der</strong> distal des Abgangs <strong>der</strong> A. colica<br />
sinistra unterbunden. Ein onkologischer Vorteil <strong>der</strong> stammnahen<br />
Unterbindung <strong>der</strong> A. mesenterica inferior ist nicht erwiesen.<br />
Die Resektionsebenen am Darm finden sich im Bereich des Colon<br />
descendens und im oberen Rektumdrittel.<br />
V.4.4. Radikalchirurgische Therapie des Rektumkarzinoms<br />
Die kurative Therapie des Rektumkarzinoms erfor<strong>der</strong>t in <strong>der</strong><br />
Regel neben <strong>der</strong> Resektion des Primärtumors im Gesunden die<br />
partielle o<strong>der</strong> totale Entfernung des Mesorektums und damit<br />
des regionären Lymphabflussgebiets (sog. radikale Resektion<br />
nach internationalem Dokumentationssystem <strong>für</strong> das kolorektale<br />
Karzinom [418, 419]). Nur in streng selektionierten Fällen<br />
ist eine kurative Resektion durch lokale Maßnahmen mçglich.<br />
Folgende Operationsverfahren sind bei Einhaltung <strong>der</strong> Kriterien<br />
<strong>der</strong> onkologischen Chirurgie als gleichwertig anzusehen, wobei<br />
die Indikationsstellung von <strong>der</strong> Tumorlokalisation, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Beziehung zur Linea dentata und dem Levatorschenkel, <strong>der</strong><br />
Tiefeninfiltration und <strong>der</strong> Sphinkterfunktion abhängig ist:<br />
E die (tiefe) anteriore Rektumresektion,<br />
E die abdomino-perineale Rektumexstirpation,<br />
E die intersphinktäre Rektumresektion (auch als abdominoperanale<br />
Rektumresektion bezeichnet). Diese Operation setzt<br />
beson<strong>der</strong>e Erfahrungen voraus.<br />
Nach Mçglichkeit sind kontinenzerhaltende Verfahren unter<br />
Abwägung <strong>der</strong> zu erwartenden späteren Lebensqualität zu bevorzugen.<br />
Bei schlechter Sphinkterfunktion sollte an Stelle einer<br />
tiefen Resektion <strong>der</strong> Rektumexstirpation mit permanenter<br />
Kolostomie <strong>der</strong> Vorzug gegeben werden.<br />
Onkologische Grundsätze<br />
Die operative Therapie sollte folgende Grundsätze beinhalten:<br />
E Die Entfernung des regionären Lymphabflussgebiets mit Absetzung<br />
<strong>der</strong> A. mesenterica inferior zumindest distal des Abgangs<br />
<strong>der</strong> A. colica sinistra. Die abgangsnahe Unterbindung<br />
<strong>der</strong> A. mesenterica inferior hat keine prognostische Bedeutung,<br />
sie wird aber meistens aus operationstechnischen<br />
Gründen zur ausreichenden Mobilisation des linken Hemikolons<br />
zur Rekonstruktion durchgeführt [455]. Der Wert einer<br />
Dissektion <strong>der</strong> Lymphknoten am Stamm <strong>der</strong> A. mesenterica<br />
inferior proximal des Abgangs <strong>der</strong> A. colica sinistra ist nicht<br />
gesichert (Evidenzstärke 2b) [456 – 458].<br />
E Die komplette Entfernung des Mesorektums beim Karzinom<br />
des mittleren und unteren Rektumdrittels und die partielle<br />
Mesorektumexzision beim Karzinom des oberen Rektumdrittels<br />
durch scharfe Dissektion entlang anatomischer Struktu-<br />
Schmiegel W et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> „<strong>Kolorektale</strong>s Karzinom“… Z Gastroenterol 2008; 46: 1 –73<br />
ren zwischen Fascia pelvis visceralis und parietalis (totale<br />
mesorektale Exzision – TME) [459, 460].<br />
E Die Einhaltung eines angemessenen Sicherheitsabstands<br />
E<br />
(siehe unten).<br />
In <strong>der</strong> Regel die En-Bloc-Resektion von tumoradhärenten Organen<br />
(mutiviszerale Resektion) zur Vermeidung einer çrtlichen<br />
Tumorzelldissemination [461].<br />
E Die Schonung <strong>der</strong> autonomen Beckennerven (Nn hypogastrici,<br />
Plexus hypogastrici inferiores et superior) [462, 463].<br />
Vorgehen bei Tumoren des oberen Rektumdrittels<br />
Empfehlung<br />
Bei Tumoren des oberen Rektumdrittels erfolgt die Durchtrennung<br />
des Rektums mit partieller Mesorektumexzision 5 cm distal<br />
des makroskopischen Tumorrands, gemessen in vivo. Das Mesorektum<br />
sollte horizontal ohne proximalwärtige Ausdünnung durchtrennt<br />
werden (kein Coning).<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 3b, starker Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Die Begründung dieses Vorgehens [464, 465] liegt darin, dass bei<br />
T3- und T4-Tumoren in seltenen Fällen Satellitenknoten o<strong>der</strong><br />
Lymphknotenmetastasen in bis zu 4 cm distal des makroskopischen<br />
Tumorrands, gemessen am histologischen Schnitt nach Fixation<br />
des nicht ausgespannten Präparats, vorkommen kçnnen.<br />
Evidenzstärke 3b [459, 466 – 468].<br />
Vorgehen bei Tumoren des mittleren und unteren Rektumdrittels<br />
Empfehlung<br />
Bei Tumoren des mittleren und unteren Rektumdrittels erfolgt<br />
die totale Mesorektumexzision (TME) bis zum Beckenboden unter<br />
Schonung des Plexus hypogastricus superior, <strong>der</strong> Nn. hypogastrici<br />
und <strong>der</strong> Plexus hypogastrici inferiores [462, 469 –478].<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 1b, starker Konsens.<br />
Empfehlung<br />
Bei Low-Grade-Tumoren guter o<strong>der</strong> mäßiger Differenzierung des<br />
unteren Rektumdrittels ist ein Sicherheitsabstand von 2 cm in<br />
situ ausreichend. Als minimaler Abstand am frischen, nicht ausgespannten<br />
Präparat kann 1 cm gelten, um eine kontinenzerhaltende<br />
Resektion zu ermçglichen. Bei High-Grade-Tumoren (G3/4) ist ein<br />
grçßerer Sicherheitsabstand anzustreben [460, 479–482].<br />
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke: 2b, starker Konsens.<br />
Bei <strong>Karzinome</strong>n des unteren Drittels kann als Alternative zu<br />
<strong>der</strong> ansonsten erfor<strong>der</strong>lichen Rektumexstirpation die intersphinktäre<br />
Rektumresektion (auch als abdomino-peranale Rektumresektion<br />
bezeichnet) durchgeführt werden, wenn – unter<br />
Wahrung <strong>der</strong> oben genannten Sicherheitsabstände – die puborektale<br />
Schlinge nicht infiltriert ist. Diese Operation setzt beson<strong>der</strong>e<br />
Erfahrung voraus.<br />
Nach totaler mesorektaler Resektion mit nachfolgen<strong>der</strong> spinkternaher<br />
Anastomose ist potenziell mit u.U. erheblichen funktionellen<br />
Stçrungen zu rechnen. Diese sind am stärksten ausgeprägt<br />
nach geraden Anastomosen. Sie kçnnen durch verschiedene alternative<br />
Rekonstruktionsverfahren partiell verringert werden.<br />
Als Mçglichkeiten stehen zur Verfügung:<br />
E <strong>der</strong> Colon-J-Pouch<br />
E die transverse Coloplastik<br />
E die Seit-zu-End-Anastomose<br />
Gastro 0808 · Artikel ZfG-695-Son<strong>der</strong>, 30.9.08 · Reemers Publishing Services GmbH