S3-Leitlinie der AWMF für Kolorektale Karzinome (pdf - Hochtaunus ...
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47<br />
<strong>Leitlinie</strong><br />
[746] und bei fortgeschritteneren Tumorstadien [751, 752].<br />
Die Qualität und die Art des gewählten Operationsverfahrens<br />
beeinflussen die Häufigkeit von lokoregionären Rezidiven und<br />
das Überleben [476, 744]. Hieraus leitet sich grundsätzlich die<br />
Begründung <strong>für</strong> eine Nachsorge dieser Patienten ab: Ein Rezidiv<br />
sollte so früh entdeckt werden, dass ein operativer Zweiteingriff<br />
in kurativer Absicht mçglich ist. Objektive Ziele sind<br />
neben <strong>der</strong> Heilung o<strong>der</strong> Lebensverlängerung bei Rezidiv, <strong>der</strong><br />
Nachweis von Zweittumoren sowie <strong>der</strong> Nachweis und die Beseitigung<br />
nicht rezidivbedingter Folgen <strong>der</strong> Tumorkrankheit<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> operativen Therapie. Subjektive Ziele <strong>der</strong> Nachsorge<br />
sind auf die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität des Patienten<br />
ausgerichtet [753]. Ein zusätzliches Ziel stellt die Qualitätskontrolle<br />
<strong>der</strong> durchgeführten diagnostischen und therapeutischen<br />
Maßnahmen dar. Die Effektivität <strong>der</strong> Nachsorge scheint<br />
jedoch marginal mit im Mittel 1% verbessertem Überleben im<br />
Gesamtkollektiv <strong>der</strong> nachgesorgten Patienten [754]. Daten aus<br />
267 Artikeln zu diesem Thema wurden in einer Metaanalyse<br />
ausgewertet [755]. Um einem Patienten mit kolorektalem Karzinom<br />
ein Langzeitüberleben zu ermçglichen, wurden 360 positive<br />
Nachsorgeteste und 11 Zweitoperationen bençtigt. Die<br />
übrigen 359 Nachsorgemaßnahmen und 10 Operationen waren<br />
entwe<strong>der</strong> ohne therapeutischen Gewinn o<strong>der</strong> mit negativen<br />
Auswirkungen verbunden [755].<br />
VIII.1. Nachsorge bei Patienten im UICC-Stadium I<br />
Empfehlung<br />
Eine regelmäßige Nachsorge bei Patienten mit kolorektalem Karzinom<br />
und frühem Tumorstadium (UICC I) ist nach R0-Resektion<br />
in Anbetracht <strong>der</strong> geringen Rezidivrate und <strong>der</strong> günstigen Prognose<br />
nicht zu empfehlen.<br />
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke: 4, starker Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Patienten im UICC-Stadium I haben eine gute Prognose nach kurativer<br />
Resektion. Dabei erleiden häufiger Patienten mit pT2-Tumoren<br />
(UICC Ib) (13%) als mit pT1-Tumoren (UICC Ia) (4%) ein<br />
Rezidiv [756]. Insgesamt ist das Langzeitüberleben im Stadium<br />
UICC I entsprechend dieser prospektiven Kohortenstudie mit<br />
86% sehr gut und erlaubt einen weitgehenden Verzicht auf eine<br />
programmierte Nachsorge.<br />
Abweichend kann hiervon im Einzelfall nach leitliniengerechter<br />
Therapie bei Annahme eines hohen lokalen Rezidivrisikos<br />
aufgrund des endoskopischen o<strong>der</strong> intraoperativen Befunds<br />
(z. B. nach intraoperativer Tumorerçffnung) o<strong>der</strong> eines patho-<br />
Tab. VIII.1. Programmierte Untersuchungen im Rahmen <strong>der</strong> Nachsorge bei kolorektalem Karzinom UICC II o<strong>der</strong> III.<br />
logischen Befunds (z.B. erhçhtes Risiko <strong>für</strong> Fernmetastasen<br />
bei Invasion perikolischer Venen [757, 758], angiolypmphatischer<br />
Invasion [759, 760], G3/G4-Tumoren o<strong>der</strong> pT2-Tumoren)<br />
eine engmaschigere Nachsorge angezeigt sein (vgl. Themenkomplex<br />
IV).<br />
VIII.2. Nachsorge bei Patienten im UICC-Stadium II<br />
und III<br />
Empfehlung<br />
Nach R0-Resektion von kolorektalen <strong>Karzinome</strong>n des UICC-Stadiums<br />
II und III sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen (Tab.<br />
VIII.1.) indiziert.<br />
Empfehlungsgrad: B, Evidenzstärke: 1a, starker Konsens.<br />
Empfehlung<br />
Diese sollten jedoch nur durchgeführt werden, wenn bei einem Rezidiv<br />
therapeutische Konsequenzen zu erwarten sind.<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 5, starker Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Bei fortgeschritteneren kolorektalen <strong>Karzinome</strong>n (UICC-Stadium<br />
II und UICC-Stadium III) ist das Rezidivrisiko wesentlich<br />
hçher [476, 742–752]. Zum Nutzen von Nachsorgemaßnahmen<br />
bei diesem Tumor gibt es 6 randomisierte kontrollierte<br />
Studien [761–766] (l " Tab. VIII.1.), von denen nur 2 einen positiven<br />
Effekt auf das 5-Jahres-Überleben einer intensivierten<br />
Nachsorge im Vergleich zu einer „Standardnachsorge“ nachweisen<br />
konnten [764, 766]. Fast alle Studien schlossen auch<br />
Patienten im UICC-Stadium I ein.<br />
Eine <strong>der</strong> beiden positiven Studien verglich die Effizienz einer<br />
risikoangepassten Nachsorge mit einer minimalen Nachsorge<br />
mit jeweils zusätzlicher Stratifizierung in eine Hoch- und Niedrigrisikogruppe<br />
<strong>für</strong> ein Rezidiv [766]. Ein hohes Risiko lag vor,<br />
wenn eines <strong>der</strong> folgenden Kriterien erfüllt war: Adenokarzinom<br />
des tiefen Rektums mit tiefer anteriorer Resektion, Adenokarzinom<br />
<strong>der</strong> linken Colonflexur mit Infiltration <strong>der</strong> Serosa<br />
(Dukes B; T 3), CEA präoperativ ‡ 7,5 ng/ml, Dukes C, schlechte<br />
Tumordifferenzierung (G3), muzinçses Adenokarzinom o<strong>der</strong><br />
Siegelringzellkarzinom. Die Häufigkeit von kurativen Rezidivoperationen<br />
unterschied sich nicht zwischen symptomatischen<br />
und asymptomatischen Patienten. Allerdings führte die risikoadaptierte<br />
Nachsorge zu mehr kurativen Zweitoperationen und<br />
einem besseren 5-Jahres-Überleben [766]. Bevor eine <strong>der</strong>artige<br />
risikoadaptierte Nachsorge empfohlen werden kann, müssen<br />
weitere Studien abgewartet werden.<br />
Untersuchung Monate<br />
3 6 9 12 15 18 21 24 36 48 60<br />
Anamnese, kçrp. Untersuch., CEA X X X X X X X<br />
Koloskopie X20 X21 Abdomensonografie22 X X X X X X X<br />
Sigmoidoskopie (Rektoskopie) 23 X X X X<br />
Spiralcomputertomografie24 Rçntgen Thorax (kein Konsens)<br />
X<br />
20 Wenn keine vollständige Koloskopie präoperativ erfolgt ist.<br />
21 Bei unauffälligem Befund (kein Adenom, kein Karzinom) nächste Koloskopie nach 5 Jahren.<br />
22 Eine Metaanalyse ergab einen Vorteil <strong>für</strong> ein bildgebendes Verfahren zum Nachweis von Lebermetastasen in <strong>der</strong> Nachsorge. Aus diesem Grund entschied<br />
sich die Expertenkommission, das einfachste und kostengünstigste Verfahren anzuwenden.<br />
23 Nur beim Rektumkarzinom ohne neoadjuvante o<strong>der</strong> adjuvante Radiochemotherapie.<br />
24 Nur beim Rektumkarzinom 3 Monate nach Abschluss <strong>der</strong> tumorspezifischen Therapie (Operation bzw. adjuvante Strahlen-/Chemotherapie) als Ausgangsbefund.<br />
Schmiegel W et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> „<strong>Kolorektale</strong>s Karzinom“… Z Gastroenterol 2008; 46: 1 –73<br />
Gastro 0808 · Artikel ZfG-695-Son<strong>der</strong>, 30.9.08 · Reemers Publishing Services GmbH