S3-Leitlinie der AWMF für Kolorektale Karzinome (pdf - Hochtaunus ...
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3<br />
<strong>Leitlinie</strong><br />
[61]. In einer Studie war die relative 5-Jahres-Überlebensrate<br />
nach kurativer Operation eines kolorektalen Karzinoms <strong>für</strong> Patienten<br />
über 74 Jahre vergleichbar mit <strong>der</strong> von Patienten zwischen<br />
50 und 74 Jahren [62]. Die Festlegung <strong>der</strong> Altersbegrenzung<br />
sollte daher individuell in Abhängigkeit des „biologischen<br />
Alters“ sowie vorhandener Begleiterkrankungen erfolgen. Zum<br />
Nutzen-/Risikoverhältnis des Darmkrebsscreenings in verschiedenen<br />
Altersgruppen existiert keine ausreichende Datenlage.<br />
II.3. Untersuchungsverfahren <strong>für</strong> die Darmkrebsvorsorge<br />
E FOBT<br />
E Immunologische Testverfahren<br />
E Sigmoidoskopie<br />
E Sigmoidoskopie + FOBT<br />
E Koloskopie<br />
E CT-Kolonografie<br />
E MRT-Kolonografie<br />
E Molekulare Screeningverfahren<br />
II.3.1. FOBT (Guaiak-Test)<br />
Empfehlung<br />
Bei Personen mit durchschnittlichem Darmkrebsrisiko, die keine<br />
Koloskopie wünschen, sollte ein FOBT – bestehend aus 3 Testbriefchen<br />
(mit je 2 Auftragefel<strong>der</strong>n) <strong>für</strong> drei konsekutive Stühle –<br />
jährlich durchgeführt werden. Hierdurch wird die Sterblichkeit an<br />
Darmkrebs signifikant gesenkt. Ein positives Testergebnis macht<br />
die endoskopische Untersuchung des gesamten Dickdarms erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Der jährliche FOBT ist <strong>der</strong> zweijährlichen Untersuchung überlegen.<br />
Bei Personen, die am Koloskopie-Screening teilnehmen, erübrigt<br />
sich ein FOBT und auch an<strong>der</strong>e Maßnahmen.<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 1a, starker Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Stuhltestung auf okkultes Blut ist die Tatsache,<br />
dass kolorektale <strong>Karzinome</strong> häufiger bluten als die normale<br />
Darmmukosa. Herkçmmliche FOBT verwenden mit Guaiakharz<br />
imprägniertes Filterpapier, das sich in Anwesenheit von<br />
im Stuhl enthaltenem Hämoglobin nach Zugabe von Wasserstoffperoxid<br />
blau färbt. Da viele <strong>Karzinome</strong> intermittierend bluten<br />
[63], führt die wie<strong>der</strong>holte Testung zu einer zuverlässigeren<br />
Erkennung von KRK [64, 65]. Das in den Studien eingesetzte<br />
Verfahren beinhaltet, aus drei aufeinan<strong>der</strong>folgenden Stuhlgängen<br />
je zwei Proben pro Stuhl auf zwei Testfel<strong>der</strong> aufzutragen<br />
und auf okkultes Blut zu testen [66].<br />
Zur Effektivität des FOBT als Screeningmethode <strong>für</strong> ein kolorektales<br />
Karzinom liegen die Ergebnisse von 3 großen randomisierten<br />
Studien vor. In ihnen konnte eine Senkung <strong>der</strong> KRK-bedingten<br />
Mortalität von 15 –33% gezeigt werden [67– 69]. Ein<br />
systematischer Review <strong>der</strong> Studien ergab eine durchschnittliche<br />
Senkung <strong>der</strong> KRK-Mortalität um 23% [70]. Diese Mortalitätssenkung<br />
bestätigte sich auch nach längerem Follow-up <strong>der</strong><br />
Studien [71–73]. Die jährliche war <strong>der</strong> zweijährigen Testung in<br />
Bezug auf die Reduktion <strong>der</strong> Mortalität in einer Studie eindeutig<br />
überlegen [69].<br />
Die Sensitivität des Testes hängt entscheidend von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />
Testdurchführung und <strong>der</strong> Patienteninstruktion ab. Eine Rehydrierung<br />
<strong>der</strong> Testbriefchen vor Entwicklung steigert die Sensitivität<br />
des Screenings, verringert jedoch die Spezifität deutlich (in<br />
einer Studie von 97,6 auf 90,2%, in einer weiteren von 97 auf<br />
85,4% [69, 74]) und wird daher nicht empfohlen. Es gibt Hinwei-<br />
Schmiegel W et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> „<strong>Kolorektale</strong>s Karzinom“… Z Gastroenterol 2008; 46: 1 –73<br />
se da<strong>für</strong>, dass die Instruktion des Patienten vor <strong>der</strong> Testdurchführung<br />
in Bezug auf Ernährung und interferierende Medikamente<br />
die Zahl <strong>der</strong> falsch positiven Testergebnisse und somit<br />
auch die Zahl <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Koloskopien reduzieren kann<br />
[75 – 77]. Es erscheint daher sinnvoll, den Patienten über Faktoren,<br />
die das Testergebnis beeinflussen kçnnten, aufzuklären. Der<br />
Einfluss von Pflanzenperoxidasen kann alternativ durch eine<br />
Testentwicklung 3 d nach Durchführung vermieden werden<br />
[78]. Die Notwendigkeit einer Ernährungsempfehlung <strong>für</strong> den<br />
Hämoccult wird allerdings durch eine Metaanalyse infrage gestellt<br />
[79]. Bereits bei positivem Testergebnis auf okkultes fäkales<br />
Blut von einem <strong>der</strong> sechs Testfel<strong>der</strong> ist keine Kontrolle, son<strong>der</strong>n<br />
eine komplette endoskopische Darstellung des Dickdarms<br />
nach digitaler rektaler Untersuchung erfor<strong>der</strong>lich. Dies beinhaltet<br />
auch den sicheren Ausschluss eines Anal- o<strong>der</strong> distalen Rektumkarzinoms<br />
mittels Proktoskopie. Eine Kolonkontrastuntersuchung<br />
sollte nur bei technisch unvollständiger Koloskopie<br />
erfolgen.<br />
Der Effekt des FOBT beruht auf einer Diagnose kolorektaler<br />
<strong>Karzinome</strong> in einem früheren prognosegünstigeren Stadium.<br />
Vorteil des FOBT sind die leichte Durchführbarkeit sowie die<br />
geringen Kosten. Nachteilig ist eine mäßige Sensitivität <strong>für</strong><br />
<strong>Karzinome</strong> und eine geringe Sensitivität <strong>für</strong> Adenome. In einer<br />
<strong>der</strong> randomisierten Studien konnte zwar eine Senkung <strong>der</strong> Inzidenz<br />
kolorektaler <strong>Karzinome</strong> gezeigt werden, es muss jedoch<br />
bedacht werden, dass im Rahmen dieser Studie über 30% <strong>der</strong><br />
Teilnehmer koloskopiert wurden [80].<br />
II.3.2. Immunologische Stuhltestverfahren<br />
Empfehlung<br />
Immunologische Verfahren stellen <strong>der</strong>zeit keine Alternative zu den<br />
Guaiak-Verfahren in <strong>der</strong> Screening-Anwendung dar.<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 3a, Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Immunologische Tests auf Hämoglobin o<strong>der</strong> Hämoglobin/Haptoglobin<br />
im Stuhl besitzen eine hçhere Sensitivität als <strong>der</strong> Hämoccult<br />
-Test. Die Datenlage zur Spezifität ist uneinheitlich<br />
[81 –85]. Zu bedenken ist jedoch, dass <strong>für</strong> den Einsatz <strong>der</strong> immunologischen<br />
FOBT weniger Daten als <strong>für</strong> das Guaiak-Verfahren<br />
vorliegen und die Tests kostenintensiver und zum Teil<br />
komplizierter in <strong>der</strong> Durchführung sind. Während <strong>der</strong> Testdurchführung<br />
ist keine ¾n<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährung erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Immunologische Stuhltests auf Albumin o<strong>der</strong> Calprotectin sind<br />
<strong>für</strong> das Screening nicht geeignet [86]. Ebenso reicht die Datenlage<br />
zur M 2-PK-Bestimmung im Stuhl nicht aus, um einen Einsatz<br />
außerhalb von Studien zu rechtfertigen [87].<br />
II.3.3. Molekulare Screeningverfahren<br />
Empfehlung<br />
Stuhluntersuchungen auf DNA-Verän<strong>der</strong>ungen als KRK-Screeningmaßnahme<br />
kçnnen <strong>der</strong>zeit aufgrund <strong>der</strong> unzureichenden Datenlage<br />
außerhalb von Studien nicht empfohlen werden.<br />
Empfehlungsgrad: A, Evidenzstärke: 4, starker Konsens.<br />
Hintergrund<br />
Die Entstehung kolorektaler <strong>Karzinome</strong> über die Zwischenstufe<br />
<strong>der</strong> Adenome geht in vielen Fällen mit charakteristischen genetischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen einher. Eine Isolierung und Untersuchung<br />
von DNA aus Kolonepithelzellen im Stuhl ist mittlerweile<br />
mçglich. In einer Studie wurde <strong>der</strong> Stuhl von 46 Patienten mit<br />
bekannten <strong>Karzinome</strong>n o<strong>der</strong> Adenomen auf APC-Mutationen<br />
Gastro 0808 · Artikel ZfG-695-Son<strong>der</strong>, 30.9.08 · Reemers Publishing Services GmbH